Twin Peaks - Der Film (Fire Walk With Me)

Studiocanal bringt das 4K-Steelbook im November heraus!

Quelle: shop.plaionpictures.com/twin-p…ition-4k-ultra-hd-blu-ray

Heute Abend im Kino als Teil der Best of Cinema-Reihe. Seit langem mal wieder was, was ich tatsächlich unter diesem Banner sehe - und dann ist das Ding natürlich nahezu ausgebucht. Hab gerade in die App geschaut und bin doch ein bisschen erschrocken und jetzt auch angespannt, dass ich heute Abend noch eine Karte auf einem halbwegs okay-enen Sitzplatz bekomme.

Bei uns im Kino scheint es da noch en masse Plätze zu geben. Ist aber leider nichts was ich mir anschauen würde. Habe mir letztes Jahr Twin Peaks zum ersten Mal komplett angeschaut und für mich ist das leider einfach nur Wirrwarr mit dem sich Mr. Lynch mal so richtig künstlerisch austoben konnte. Ich konnte damit zumindest rein gar nichts anfangen kann aber zumindest sagen ich habe es gesehen.

Tomtec schrieb:

Data schrieb:

Heute Abend im Kino als Teil der Best of Cinema-Reihe. Seit langem mal wieder was, was ich tatsächlich unter diesem Banner sehe - und dann ist das Ding natürlich nahezu ausgebucht. Hab gerade in die App geschaut und bin doch ein bisschen erschrocken und jetzt auch angespannt, dass ich heute Abend noch eine Karte auf einem halbwegs okay-enen Sitzplatz bekomme.

Wir waren 7 Leute in der Vorstellung. Zum Film muss man nicht sehr viel sagen, einfach ein beklemmender und spannender Film.

Der Film lief in Stuttgart gestern in drei Kinos, einmal OmU im Arthaus-Kino (in einem mittelgroßen Saal, fast komplett ausgebucht), und zweimal in den Innenstadtkinos (einmal Deutsch im größeren Saal und einmal OV im im Kleinsten, den sie haben mit nur vier Sitzreihen - aber weil ich keine Lust auf zu viel Trubel hatte, habe ich mich dann letztlich für diesen entschieden).

Ich hab's glaub schon mal geschrieben, aber ich bin zu Twin Peak ja relativ spät gekommen und hatte zu dem Zeitpunkt aber auch schon das ganze Vorwissen im Sinne von, wie beliebt die erste Staffel der Serie war, wie sie anschließend einen der heftigsten Sturzflüge in der Fernsehgeschichte hinlegte und wie der Film von den Fans dann regelrecht verabscheut wurde. Selbst Quentin Tarantino hat Lynch beschuldigt, dass der his head up his own ass gehabt habe, als er den Film machte. Ui, und diese Aussage von so einem Jünger. Daher war ich, als ich Fire Walk with Me dann zum ersten Mal anschauen wollte, auch auf das Schlimmste gefasst. Was ich dann aber letztlich gesehen habe, war - natürlich - irre, aber durchaus beeindruckend. Und das war es auch gestern wieder.

Aus der ersten halben Stunde und wie diese mit dem Rest des Films zusammenpassen soll, wird natürlich kein Zuschauer schlau, der die Serie nicht kennt. Aber für mich funktioniert er auf allen Ebenen: Als lynch expierence, als blanker horror flick, als ein Zeugnis über Traumata einer jungen Frau, die in einem misshandelnden und disfunktionalen Elternhaus aufwachsen muss. Sheryl Lee gibt die schauspielerische Darbietung ihrer Karriere und ich bin einmal mehr ohne Antwort auf die Frage, warum ihre Karriere nie höher abheben sollte, als sie das getan hat - für mich stecken in Fire Walk with Me Momente, die zu den großartigen schauspielerischen Leistungen in der Kinogeschichte zählen.

Der Film an sich ist merkwürdig - und ich meine nicht, weil er ein David Lynch-Film ist, sondern einfach, dass man ihm anmerkt, dass er nicht ganz rund ist - dass bestimmte Szenen abgehackt wirken und andere vielleicht komplett hätten rausgenommen werden sollen. Die Szene mit David Bowie kommt dabei in den Sinn. Der Film ist Prequel und Squel zugleich und ich sehe die Intentionen, wie das gemeint war - und schätze das Bestreben -, habe aber das Gefühl, dass ihm etwas mehr Raum zum Atmen - vielleicht eine längere Laufzeit, vielleicht weniger große Ambitionen, vielleicht ein zweiter Teil - gut getan hätte, um den eigenen Ansprüchen gerecht zu werden. Gut für Lynch ist, dass man solche Idiosynkratien einfach damit abtun kann, dass er halt merkwürdig ist und es eben seine Art ist. Auf mich wirkt Fire Walk with Me aber deswegen stellenweise etwas verhackstückt und die beiden Teile, aus denen der Film besteht, daher eher wie aus zwei Filmen zusammengesetzt, die seperat hätten bleiben sollen. Der Kleber, der diese zusammenhält, wirkt nicht ganz organisch. Und vielleicht zeigt das halt auch auf, dass es einen Mark Frost gebraucht hätte, der Lynch hier in seiner Exzentrik etwas im Zaum hält und ihm sagt, das ist eine gute Idee, aber was wäre, wenn wir es besser so machen? Die beiden hatten wohl ein Zerwürfnis während der zweiten Staffel der Serie - und Lynch hat auch darüber gesprochen, dass er Frosts Drehbuch für die letzte Folge stellenweise einfach ignorierte und sein eigenes Ding machte -, was erklärt, warum das Schöpferduo hier nicht zusammengearbeitet hat. Aber es hätte der Struktur des Ganzen vielleicht gut getan.

Was sich wie eine rießengroße Kritik anhören mag, wiegt aber tatsächlich gar nicht so schwer für mich. Es fällt nur auf - aber nicht ausgesprochen Negativ, sondern mehr wie ein Schönheitsfehler, der den Film im schlimmsten Falle halt etwas kurioser macht. Ich kann nicht sagen, dass ich den Film gern sehe, im Sinne von, dass er ein schönes Sehererlebnis ist. Dazu ist die Materie einfach zu heftig, zu grausam und zu intensiv umgesetzt, um ihn wirklich genießbar zu machen. Aber er ist, was er sein möchte. Und während David Lynch nüchtern betrachtet mit Sicherheit bessere Filme gemacht hat, finde ich diesen hier dramaturgisch betrachtet eines seiner stärksten Werke, das mir wie ein fürchterlicher Alptraum ganz besonders unter die Haut geht.

Ich konnte meine Reservierung im Kino gestern leider krankheitsbedingt nicht wahrnehmen. Da werde ich mich noch lange drüber ärgern. Aber es ist, wie es ist.

Eine sehr treffende Kritik @Data

Ich zähle Fire Walk With Me ganz bestimmt auch nicht zu meinen Lynch Top4-Filmen (das wären Lost Highway, Mulholland Drive, Eraserhead, The Straight Stoy) und doch bin ich sehr froh, dass es ihn gibt. Inhaltlich durchaus wertvoll für den TP-Kosmos, aber nicht ganz rund. Ich erinnere mich, insbesondere die ersten 20 Minuten in ihrer Art immer wieder auf´s Neue sehr befremdlich zu finden, gerade wenn man ihn in einen TP-Serien-Re-Run einbaut, da sich der Film dann doch anders und stellenweise holprig anfühlt. Nicht den gleichen Flow entwickelt. Und halt auch einfach "filmischer" wirkt. Es existieren jedenfalls Filme von Serien, die mehr nach der Serie schreien (z. B. der Deadwood-Film).

Spätestens mit TP Season 3 muss man sich dann aber sowieso an Stilbrüche gewöhnen. S3 ist ja weniger eine Staffel, die an Twin Peaks im herkömmlichen Sinne anschließt, sondern eher eine Serie über die Serie. Und letzten Endes geht auch S2 deutlich lynchiger zur Sache als die noch relativ zurückhaltende S1.

Bavarian schrieb:

Ich konnte meine Reservierung im Kino gestern leider krankheitsbedingt nicht wahrnehmen. Da werde ich mich noch lange drüber ärgern. Aber es ist, wie es ist.

Ach neee. Das ist aber verdammt schade.

Bavarian schrieb:

Eine sehr treffende Kritik @Data

Ich zähle Fire Walk With Me ganz bestimmt auch nicht zu meinen Lynch Top4-Filmen (das wären Lost Highway, Mulholland Drive, Eraserhead, The Straight Stoy) und doch bin ich sehr froh, dass es ihn gibt. Inhaltlich durchaus wertvoll für den TP-Kosmos, aber nicht ganz rund. Ich erinnere mich, insbesondere die ersten 20 Minuten in ihrer Art immer wieder auf´s Neue sehr befremdlich zu finden, gerade wenn man ihn in einen TP-Serien-Re-Run einbaut, da sich der Film dann doch anders und stellenweise holprig anfühlt. Nicht den gleichen Flow entwickelt. Und halt auch einfach "filmischer" wirkt. Es existieren jedenfalls Filme von Serien, die mehr nach der Serie schreien (z. B. der Deadwood-Film).

Danke für die Blumen. Das mit dem nicht ganz rund stimmt. Und ich denke, die Gründe dafür kann man an der Hintergrundgeschichte zur Produktion erkennen. Aber wie gesagt, das macht den Film kurios genug, um ihn noch einen Zacken interessanter zu machen. Nicht unbedingt strukturell oder dramaturgisch interessanter, aber einfach zu einem what the fuck was all that just now-Erlebnis. Sicherlich war das nicht unbeabsichtigt - aber für einen Film, der bestimmte Auflagen zu erfüllen hat, war da vielleicht auch eine gewisse Fehlkalkulation mit im Spiel.

Ich weiß auch, dass man zu FFWM ursprünglich zwei Fortsetzungen geplant hat, die aber nicht kamen, weil der Film am box office nicht überzeugte. Das wäre auf alle Zeiten schade gewesen, aber nach The Return würde ich sagen, war das die glücklichste Entwicklung, die es geben konnte. Über etwas mehr als 17 Stunden verteilt, hat dieses asynchrone und idiosynkratische wesentlich besser funktioniert, als komprimiert auf 130+ Minuten.

Bavarian schrieb:

Spätestens mit TP Season 3 muss man sich dann aber sowieso an Stilbrüche gewöhnen. S3 ist ja weniger eine Staffel, die an Twin Peaks im herkömmlichen Sinne anschließt, sondern eher eine Serie über die Serie.

Staffel 3 ist zugleich eines der frustrierendsten Erlebnisse und ein Meisterwerk in einem. Eine Serie, die aufzeigt, warum Serien sich nicht immer eignen, episodenweise bewertet zu werden. Da musste ich auch erstmal Geduld üben, bevor der Groschen gefallen ist - aber boy, als er das dann ist, hat's einen Schlag getan.

Olly schrieb:

Studiocanal bringt das 4K-Steelbook im November heraus!

Yo, auch hier die Info, dass das UHD-Steelbok auf den 26. März 2024 verschoben wurde.