Fincher ist in den letzten Jahren in meine Top 5 aufgestiegen. Ich schätze die chirurgische Genauigkeit und Ästhetik als enorm hoch und unverkennbar ein. Zusammen mit Kirk Baxter und Angus Wall am butterfeinen Schnitt wie Trent Reznor und Atticus Ross an den Synthesizern steht jedes einzelne Mal ein Gesamtwerk an Detailarbeit an.
Verblendung ist eines der Bücher, die es nicht wert sind verfilmt zu werden. Das fängt bei den nulldimensionalen Figuren an, zieht sich über banale Who done it?-Story und endet in trivialer Gesellschafts- und Wirtschaftskritik. Allerdings ist es ganz schön blöd, das Schwedens Winterlandschaft immer gut für Krimis ist, und Krimis in Winterlandschaften meist düster und schwer sind. Zwei völlig gegensätzliche "Ermittler" wecken erst recht die Neugier und der Stempel von Fincher macht es auch nicht besser.
Umso mehr ist es erstaunlich, das Steven Zaillian ein solch knackiges und fast perfekt gestauchtes Script bietet, welches alle Negativfaktoren ausblendet und sich auf die wahren Stärken besinnt. Das gewohnt hohe Erzähltempo schafft es alle Höhepunkte zusammen zu fassen und sogar Änderungen vor zu nehmen, die stimmiger wirken als es das Buch vermitteln konnte. Rooney Mara darf mit Lob und Tadel überschüttet werden, tolle intensive Performance. Grundlegend ist jede Position sicher und hochkarätig besetzt.
Und das dieses hochgelobte Intro! Ja, es ist toll. Visuell ansprechend, musikalisch perfekt untermalt. Der tieferen Sinn erschloss sich allerdings erst nach Hintergrundrecherche. Sieht man trotzdem nicht alle Tage.
Schlussendlich bin ich überzeugt - der Schnitt, die perfekt platzierten Bilder, der unruhige Soundtrack - sie ergeben ein stimmiges und atmosphärisches Ganzes, was nicht einen der besten Thriller bedeutet, aber einen der bestaussehenden.
8,6 / 10