ALICE COOPER
Welcome 2 My Nightmare
Mit Ke$ha, Rob Zombie und John 5 im Alptraum gefangen
Vorwort:
Vor 36 Jahren als sich die Alice Cooper Band auflöste, startete deren Frontsäger Vincent Damon Furnier seine Solokarriere, ebenfalls unter dem berühmten Namen Alice Cooper (benannt nach einer netten alten Dame die zu Alices Jugendzeiten in seiner Straße wohnte und für alle Leute Plätzchen backte), der inzwischen sein offizieller Name ist. Sein erstes Soloalbum mit dem Titel "Welcome to My Nightmare" erschien 1975 und war ein großer Erfolg. Zusammen mit seiner Band und seiner Solokarriere, kommt man auf genau 26 Studioalben die der Schockrocker von 1969 bis 2011 veröffentlichte.
In all den Jahren passte Alice Cooper seine Musik immer der Zeit an, blieb aber trotzdem seiner Linie treu. So schwanken die verschiedenen Stile zwischen Glamrock, Rock, New Wave, Metal und vereinzelt Nu Metal. Mit seinem neusten Album "Welcome 2 My Nightmare", besinnt sich Alice Cooper zurück auf seine frühen Jahre, scheut aber nicht gleich auf einem Album zwischen sehr vielen verschiedenen Genres zu wechseln. Und samt Bob Ezrin im Schlepptau, mit dem er seit 1971 ganze 12 seiner Alben zusammen produziert hat, veröffentlichte "The Coop" (liebevoll von seinen Fans genannt) sein bestes Album seit langem!
I Am Made of You (5:34)
Der Opener zu "Wecome 2 My Nightmare" ist eine Ballade die Alice zusammen mit Desmond Child schrieb. Child zeichnet sich in Alices Geschichte als Co-Songwriter des gesamten Albums "Trash" (1989) verantwortlich. Die Lyrics des Stücks sind großartig und gehen schnell ins Ohr. Der komplette Vibe des Songs ist sehr melancholisch und relativ ruhig, beinhaltet aber ein Gitarrensolo aller erster Klasse, von dem selbst Alice Cooper mehr als beeindruckt war. Einziger kleiner Wehmutstropfen wird für viele Rockfans wohl der Auto-tune sein der auf Alices Stimme gelegt wurde, und so den kompletten Song sehr modern klingen lässt. Dieser wird im Laufe des Stückes immer ein wenig mehr heraus genommen. Cooper entschied sich für den Auto-tune weil er dem Album einen schummerigen und spookigen Einstieg verschaffen wollte. Da Alice seine Musik immer der Zeit ein wenig anpasste, sei ihm dieser Schritt erlaubt. I Am Made of You ist eine großartige, teils epische Ballade und ein toller Einstieg ins Album.
Caffein (3:26)
Der zweite Song ist einer, wie er nur von Alice Cooper sein kann. Im Klang und von den Lyrics her flippig und rockig, versucht sich der Hauptcharakter des Albums, genannt Steven mit Koffein und anderen Amphetaminen wach zu halten, da er nicht erneut in eine Alptraum stürzen möchte. Ein aufgedrehter Song der vor allem den Fans von Coopers Alben der frühen 70er Jahre gefallen dürfte.
The Nightmare Returns (1:17)
Bei diesem Song handelt es sich eher um ein Stück, als ein richtiges Lied. Genau genommen ist es ein zweiter Opener der uns mit Steven in den neuen Alptraum fallen lässt. Die Klaviermelodie erinnert sehr an die Musik aus John Carpenters Klassiker "The Fog" (1980). Tatsächlich aber kam diese bereits im ersten Teil "Welcome to My Nightmare" (1975) vor, und zwar im Song "Steven" und ist als "Steven's Theme" bekannt.
Ein nettes kleines Stück mit Alice, der eine Art "Nightmare on Elm Street"-Spruch runterbetet um nicht einzuschlafen.
A Runaway Train (3:53)
Der Alptraum beginnt! Schneller als einem lieb ist wacht Steven auf einer Fahrt mit dem "Nightmare Express" auf. Ebenfalls ein sehr flotter 70's-Rock-like Song, den Alice zusammen mit seiner original Band von damals einspielte. Es gibt keinen Refrain, nur die dem Thema des Songs entsprechenden, schnell vorwärts rasenden Lyrics.
Last Man on Earth (3:49)
Eine weitere Verbindung zum ersten Album stellt dieser Song dar. War es auf "Welcome to My Nightmare" noch Some Folks der ordentlich swingte, ist es hier Last Man on Earth, der mit jazzigen Sound, Tubatönen und dreckig-rauen Gesang von Alice ertönt. Hier zeigen sich erneut die Fähigkeiten Coopers Witz in die Geschichte einzubauen. Die Lyrics sind leicht verständlich und der Rhythmus geht sehr schnell ins Ohr. Steven befindet sich in einer Geisterstadt, doch ist er wirklich alleine dort?
The Congregation (4:01)
Mit ruhigen Gitarren zu Beginn, später mit ordentlichem Backround Chorus beginnt Stevens Rundgang durch die Hölle. Der Song hat vom Inhalt her sehr viel Ähnlichkeit zu Devil's Food vom Original "Welcome to My Nightmare", bei welchem es sich ebenfalls um einen Rundgang handelte, in welchem der "Guide" (damals gesprochen von Horrorlegende Vincent Price) Steven seine Sammlung von Spinnen präsentierte, wobei sein Prachtstück die schwarze Witwe war. In The Congregation übernimmt Rob Zombie die Rolle des Guides der Steven zur Versammlung der vom Glauben abgefallenen Priester, Telefonverkäufer und Rechtsanwälte mitnimmt, welche allesamt in der Hölle schmoren.
I'll Bite Your Face Off (4:28 )
Kommen wir zum besten Song des gesamten Albums. I'll Bite Your Face Off war die erste Single die vom neusten Werke Coopers veröffentlicht wurde (die zweite war Caffein). Steven verbringt eine Nacht mit dem Teufel in Weibsgestallt, doch es gelingt ihm schließlich zu entkommen.
Der Song ist mein absoluter Liebling des Albums. Mit ordentlich rockendem Sound und im Stil der Rolling Stones hat Alice Cooper sich selbst übertroffen, was nicht auch zuletzt an dem unglaublichen Refrain liegt den man am liebsten jedes mal mitschreien will.
Disco Bloodbath Boogie Fever (3:38 )
Wer Fan vom Coop ist, der wird wissen das Alices Alptraum schon immer Discomusik war. Auch heute noch. Und so schlägt in diesem Song der bisher rockig gehaltene Stil komplett um und wir landen mit Steven in einer Disco voller Untoter. Disco Bloodbath Boogie Fever ist wohl einer der ungewöhnlichsten Songs die Cooper je geschaffen hat, denn es handelt sich hierbei um trashige 80's-Discomukke at it's best! Nach dem ersten Schreck wird man den Song aber lieben lernen. Erst recht wenn nach dem Dancefloormassker John 5 mit seinem Gastauftritt sein Gitarrensolo wie eine Erlösung für jeden Rockfan in den Song schmettert.
Ghouls Gone Wild (2:36)
Die Beach Boys haben Blut geleckt - das war mein erster Gedanke als ich Ghoul Gone Wild das erste mal hörte. Das Discomassaker ist vorbei. Nun treibt es alle Untoten raus an den Strand zur Beach Party. Eine Szenario wie es nur von Cooper und Ezrin geschaffen werden kann. Ein kleiner, blutiger 60's-like Song der Disco Bloodbath Boogie Fever gut fortsetzt und ausklingen lässt.
Something to Remember Me By (3:19)
Eine zweite Ballade, diesmal mit etwas raueren Gitarren, aber noch sanfterem Gesang. Something to Remember Me By ist ein Song der ursprünglich mit auf Alice Coopers zweites Solo-Album "Alice Cooper Goes to Hell" (1976) sollte. Doch mehr als die Lyrics nieder zu schreiben tat man damals nicht. Nun nach etlichen Jahren hat es der Song doch noch auf Platte geschafft. Kein Vergleich zu Sachen wie I Never Cry, Only Women Bleed oder I Am Made of You, aber trotzdem ist auch dieser Song einer schöne Ballade vom mittlerweile 63 Jahre alten Rocker.
When Hell Comes Home (4:32)
Düster und beklemmend kommt dieser Song mit diabolisch-schleppenden Gesang von Alice daher. Dieser Teil des Alptraums zeigt Stevens Vater als tyrannisches Monster, an welchem sich Steven eines Tages rächt. Ebenfalls von Alice mit seiner alten Band eingespielt, erinnert der Song leicht an Former Lee Warmer, einem Track von Coopers Album "DaDa" (1983), oder an Zeiten von "The Last Temptation" (1994).
What Baby Wants (3:46)
Der wohl kontroverseste Song von "Welcome 2 My Nightmare" bietet ein Duet mit Alice Cooper und Pop-Musikerin Ke$ha, auf das einige Fans allergisch reagierten. Auch ich persönlich lehnte den Song zunächst ab, doch inzwischen halte ich ihn für einen der besten des gesamten Albums. Wenn man sich vor Augen hält, dass Coopers Alptraum schon immer Disco war, egal in welcher Form (Disco, Hip Hop, Pop...) dann ist es nur eine logische Konsequenz das sein großer Feind (natürlich nur innerhalb der Geschichte ;)) der Teufel in Form einer Pop-Diva sein muss. Was soll man sagen, es hat geklappt!
I Gotta Get Outta Here (4:22)
Im (gesanglichen) Finale des Albums bemerkt Steven das es langsam Zeit ist aufzuwachen, er aber wohmöglich schon tot ist! Mit I Gotta Get Outta Here bekommen wir wieder einen Cooper-Song wie aus alten Zeiten serviert. Es ist ein kleiner Rückblick auf einige Szenarien des Alptraums aus "Welcome 2 My Nightmare", aus dem Steven vielleicht nie mehr erwachen wird.
The Underture (4:39)
Bei diesem Song handelt es sich ebenfalls eher um ein Stück. The Underture ist komplett akustisch und in meinen Augen ein Meisterwerk das "Welcome to My Nightmare" mit "Welcome 2 My Nightmare" verheiratet. Es werden Melodien sowohl aus dem alten wie auch aus dem neuen Album angespielt, und laufen abwechselnd, fließend ineinander über. Es wirkt wie der Abspann eines wirklich tollen Films, oder der letzte Akt einer großartigen Oper.
Angespielt werden die Songs Welcome to My Nightmare, The Awakening, Disco Bloodbath Boogie Fever, Only Women Bleed, Something to Remember Me By, Devil's Food, The Black Widow, Ghouls Gone Wild, I Am Made of You, Years Ago und Steven.
Fazit:
"Welcome 2 My Nightmare" ist ein sehr abwechslungsreiches und sauber eingespieltes Album, und stellt seine Vorgängeralben "Along Came a Spider" (2008 ) oder "Dirty Diamonds" (2005) komplett in den Schatten. Die vielen Gastauftritte, von anderen Sängern, Bandmitgliedern und Songwritern machen Spaß und man kann mit Fug und Recht behaupten, das Alice Cooper nach 26 Studioalben kein bisschen an Einfallsreichtum und Unterhaltungswert einbüßt hat.
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