Harald Juhnke
Harald Juhnke (* 10. Juni 1929 im Berliner Bezirk Charlottenburg; † 1. April 2005 in Rüdersdorf bei Berlin; eigentlich Harry Heinz Herbert Juhnke) war ein deutscher Schauspieler, Entertainer, Synchronsprecher und Sänger.
Karriere
Harald Juhnke wurde in der Städtischen Frauenklinik Charlottenburg als Sohn eines Polizeibeamten geboren, seine Mutter stammte aus einer Bäckerfamilie. Er wuchs in einer Mietskaserne im damaligen Arbeiterbezirk Wedding (heute Ortsteil Gesundbrunnen im Bezirk Mitte) in Berlin auf. 1948 verließ er die Schule, um Schauspieler zu werden.
Nach dreieinhalb Monaten Schauspielunterricht bei Marlise Ludwig trat er am 9. November 1948 in Berlin erstmals auf einer Bühne auf: Im „Haus der Kultur der Sowjetunion“ spielte er in dem Revolutionsstück Ljubow Jarowaja einen russischen Offizier. Bei dem damals noch umherziehenden Ensemble Die Vaganten spielte er unter anderem in dem christlichen Stück Ihr werdet sein wie Gott.
1950 engagierte ihn das Theater Neustrelitz, dann die Freie Volksbühne Berlin. In den 1950er- und 1960er-Jahren wurde er als Filmschauspieler bekannt. Man engagierte ihn als jugendlichen Liebhaber oder als lustigen Berliner. Er selbst maß diesen Filmen keine allzu große Bedeutung bei:
„Wenn das Telefon klingelte und irgend eine halbseidene Figur bot mir eine Filmrolle an, interessierten mich in den fünfziger Jahren nur drei Fragen: Wie hoch ist die Gage für den Quatsch? Wie hübsch sind meine Partnerinnen? Wo wird der Heuler heruntergespult, wie sonnig ist es dort?“ – Harald Juhnke
Zwischen 1952 und 1994 war Juhnke in der Synchronisation tätig.
So sprach er z. B. Marlon Brando (u. a. in Die Faust im Nacken, Morituri oder Sayonara), Charles Bronson (Ein Mann ohne Furcht), Peter Falk (Eine Leiche zum Dessert), Peter Sellers (Der rosarote Panther), Robert Wagner (u. a. Die gebrochene Lanze), Woody Allen (Was Sie schon immer über Sex wissen wollten…) und Stacy Keach (Abrechnung in San Franzisko). Für einige Disney-Filme übernahm Juhnke die deutsche Synchronisation, unter anderem die Stimme des Fuchses „Ehrlicher John“ in der zweiten Synchronfassung von Pinocchio. In dem Film von Don Bluth Charlie – Alle Hunde kommen in den Himmel war er als die deutsche Stimme des Schäferhundes „Charlie B. Barkin“ zu hören. In beiden Filmen kam auch sein Gesangstalent zum Einsatz.
Ab 1977 trat er verstärkt im Fernsehen auf: Zunächst mit Grit Boettcher in der ZDF-Serie Ein verrücktes Paar, moderierte er ab 1979 als Nachfolger des verstorbenen Peter Frankenfeld im ZDF die Show Musik ist Trumpf und erreichte damit bis zu 30 Millionen Zuschauer. Als Showmaster eiferte er in Smoking und Lackschuhen seinem Vorbild Frank Sinatra nach. Zu seinen populärsten Songs zählte eine deutsche Version von My Way, die er ebenso wie das Lied Barfuß oder Lackschuh mehrmals in unterschiedlichen Versionen und Arrangements einspielte.
Ab 1985 übernahm er die Rolle des Trödelhändlers „Ottmar Kinkel“ in der seit 1977 laufenden Fernsehvorabendserie Drei Damen vom Grill. Von 1987 bis 1989 spielte er mit Eddi Arent in der Sketchserie Harald und Eddi. Wohnhaus der Familie von Harald Juhnke in Berlin-Gesundbrunnen Die 1990er-Jahre waren für Juhnke ein Comeback als Filmschauspieler. In den Filmen Schtonk!, Der Papagei (beide 1992) und Der Hauptmann von Köpenick (1997) erwarb er sich bei Kritikern großes Lob als Charakterdarsteller. 1995 spielte er die Hauptrolle in dem Film Der Trinker nach Hans Fallada, in dem er auch seine eigene Alkoholerkrankung verarbeitet
Privatleben
Familie
Juhnke war in erster Ehe seit Frühling 1952 mit der Schauspielerin und Tänzerin Sybil Werden verheiratet. Aus dieser Ehe stammen zwei Kinder: Tochter Barbara (1953–1955) und Sohn Peer (* 1956), der seit 2002 Doktor der Medizin und Chirurg in München ist. Die Ehe ging 1962 auseinander.
Von 1963 bis 1971 war er mit Chariklia Baxevanos liiert. Am 8. April 1971 heiratete Juhnke die Schauspielerin Susanne Hsiao in Berlin-Schmargendorf. Sie ist die Tochter eines chinesischen Gastronomen und einer Ostpreußin. 1972 wurde ihr Sohn Oliver Marlon geboren. Alkoholkrankheit Die Öffentlichkeit nahm an Juhnkes Alkoholkrankheit, insbesondere durch regelmäßige Berichte in der Boulevardpresse, regen Anteil.
Sein Alkoholkonsum wurde 1959 erstmals öffentlich. Juhnke war seinerzeit wegen Trunkenheit am Steuer, Widerstandes gegen die Staatsgewalt, Körperverletzung und Beleidigung zu sieben Monaten Gefängnis ohne Bewährung verurteilt worden. Nach vier Monaten wurde er wegen guter Führung entlassen und verzichtete fortan auf einen Führerschein. Es kam seither immer wieder zu schweren Alkoholabstürzen, die häufig auch gerade in Phasen großer Erfolge einsetzten, zu Regressforderungen seiner Arbeitgeber führten und die Engagements des „Mannes für alle Fälle“, zu dem er sich selbst stilisierte, gefährdeten oder beendeten.
So verlor er 1981 seine Fernsehshow Musik ist Trumpf, da das ZDF meinte, sich nicht mehr auf ihn verlassen zu können. In den 1980er-Jahren gewann ihn die Molkerei Müller als Werbeträger u. a. für Buttermilch und Kefir und spielte gezielt darauf an, dass er auf den Konsum alkoholfreier Getränke angewiesen sei.
Im Januar 1996 verpasste er einer Reporterin des Senders RTL, die mit einem Fernsehteam des Senders RTL vor seinem Haus wartete am Gartenzaun eine Ohrfeige. Anfang Februar 1997 hielt er sich in Begleitung des Sohnes Oliver im Mondrian-Hotel in Los Angeles auf, von wo Juhnke zu Dreharbeiten für die ARD-Serie Klinik unter Palmen weiterreisen wollte. In betrunkenem Zustand schlug er zunächst eine in der Lobby anwesende Touristin aus Florida und gegen Oliver. Einen schwarzen Wachmann, der Juhnke daraufhin vor sein Zimmer geleitet hatte nannte er einen "dreckigen Nigger" und sagte, unter Adolf Hitler wäre er vergast worden. Der Vorfall und die Beleidung führten zu internationalem Aufsehen und wurden von deutschen Politikern wie den Bundestagsabgeordneten Cornelie Sonntag-Wolgast und Johannes Gerster verurteilt.
Als bei einem Konzert Juhnkes am 11. September 1999 im Berliner Friedrichstadtpalast die im Vorprogramm auftretende schwarze Jazzsängerin Jocelyn B. Smith vom Publikum ausgepfiffen wurde brach Juhnke das Konzert ab und warf den Zuschauern Rassismus vor. Seinen letzten Alkohol-Rückfall hatte Juhnke im Jahr 2000 – er wurde in einem Hotel in Baden bei Wien aufgefunden, wo er sich während Dreharbeiten aufhielt, die er nicht mehr beenden konnte. Er erkrankte am Korsakow-Syndrom.
Am 11. Dezember 2001 erklärte Juhnkes langjähriger Manager Peter Wolf der Öffentlichkeit in einer Pressekonferenz, dass Harald Juhnke nie wieder als Schauspieler würde arbeiten können und seine Rückkehr auf die Bühne ausgeschlossen sei. Juhnke lebte fortan in einem Pflegeheim in Fredersdorf-Vogelsdorf, in der Nähe von Berlin. Tod und Beerdigung Grabstein von Juhnke Ende Februar 2005 wurde Juhnke mit akutem Flüssigkeitsverlust in das Krankenhaus Rüdersdorf bei Berlin eingeliefert und musste danach künstlich ernährt werden.
Am 1. April 2005 starb der Schauspieler im Alter von 75 Jahren an den Folgen seiner Krankheit. Am 9. April 2005 fand in der Berliner Gedächtniskirche eine Trauerfeier mit 800 Anwesenden und Trauerreden des Regierenden Bürgermeisters Klaus Wowereit und des Fernsehmoderators Thomas Gottschalk statt. Auf seinem letzten Weg erhielt Juhnke vor der Gedächtniskirche einen letzten Applaus von mehr als tausend Menschen. Die anschließende Beisetzung auf dem Waldfriedhof Dahlem fand im engsten Familienkreis statt. Auf der Rückseite der Grabstelle findet sich nachfolgender Text von Max Reinhardt:
„Der wahre Schauspieler ist von der unbändigen Lust getrieben, sich unaufhörlich in andere Menschen zu verwandeln um in den Anderen am Ende sich selbst zu entdecken.“
Die Grabstätte gehört zu den Ehrengräbern des Landes Berlin. Gedenken Gedenkstein für Juhnke nach der Veränderung Zu Ehren Juhnkes wurde am 25. Oktober 2005 im Berliner Ortsteil Gesundbrunnen in der Fordoner Straße ein Gedenkstein enthüllt, der ein Relief des Schauspielers zeigt, und von der Bildhauerin Eike Stielow entworfen wurde. Nachdem die Gestaltung des Gedenksteins in der Öffentlichkeit überwiegend auf Ablehnung stieß, wurde er von Joachim Brunken, einem Jugendfreund Juhnkes, verändert. Ende März 2007 wurde eine neue Variante des Denkmales wiederum durch Brunken in den Medien präsentiert. Dafür mussten 70.000 Euro aufgebracht werden.
Filmografie
1950: Drei Mädchen spinnen
1953: Die blaue Stunde
1953: Die Stärkere
1953: Das tanzende Herz
1953: Schlagerparade
1954: Gitarren der Liebe
1955: Oberarzt Dr. Solm
1955: Heldentum nach Ladenschluss
1955: Wie werde ich Filmstar?
1955: Wunschkonzert
1955: Wenn die Alpenrosen blüh’n
1955: Der Frontgockel
1955: Parole Heimat
1955: Ihr Leibregiment
1956: Studentin Helene Willfüer
1956: IA in Oberbayern
1956: Der Glockengießer von Tirol
1956: Kann ein Mann sooo treu sein
1957: Jede Nacht in einem anderen Bett
1957: Tolle Nacht
1957: Unter Palmen am blauen Meer
1957: Der tolle Bomberg
1957: Mit Rosen fängt die Liebe an
1957: Gruß und Kuss vom Tegernsee
1957: Almenrausch und Edelweiß
1958: Bühne frei für Marika
1958: Die grünen Teufel von Monte Cassino
1958: U 47 – Kapitänleutnant Prien
1958: Piefke, der Schrecken der Kompanie
1958: Wenn Mädchen ins Manöver zieh’n/Zauber der Montur
1959: Skandal um Dodo
1959: Hula-Hopp, Conny
1959: La Paloma
1959: Tausend Sterne leuchten
1959: Bei der blonden Kathrein
1959: Mein Schatz, komm mit ans blaue Meer
1960: Aufruhr (Fernsehfilm)
1960: Das hab ich in Paris gelernt
1960: Sie können’s mir glauben (Fernsehfilm)
1960: Schick deine Frau nicht nach Italien
1960: Der letzte Zeuge
1960: Schön ist die Liebe am Königssee
1961: Biographie und Liebe (Fernsehfilm)
1961: Davon träumen alle Mädchen
1961: Am Sonntag will mein Süßer mit mir segeln geh’n
1961: Isola Bella
1961: So liebt und küßt man in Tirol
1962: Der verkaufte Großvater
1962: So toll wie anno dazumal
1962: Annelie – Annelou (Fernsehfilm)
1962: Das Testament des Dr. Mabuse
1962: Ohne Krimi geht die Mimi nie ins Bett
1963: Ich liebe dich (Fernsehfilm)
1963: Allotria in Zell am See
1964: Lausbubengeschichten
1964: Die goldene Göttin vom Rio Beni
1964: Die drei Scheinheiligen
1965: Das Geheimnis der drei Dschunken
1965: Die letzten Drei der Albatros
1966: Cyprienne oder Lassen wir uns scheiden? (Fernsehfilm)
1966: Der Mörder mit dem Seidenschal
1967: Ist er gut? Ist er böse? (Fernsehfilm)
1969: Die Lümmel von der ersten Bank – Pepe, der Paukerschreck
1969: Klein Erna auf dem Jungfernstieg
1969: Die Lümmel von der ersten Bank – Hurra, die Schule brennt!
1969: Ludwig auf Freiersfüßen
1970: Eine Kugel für den Kommissar (Serie Der Kommissar)
1973: Mit der Liebe spielt man nicht
1973: Lokaltermin (Fernsehserie)
1974: Die aktuelle Schaubude (Fernsehmagazin; Auftritt)
1974: Auch ich war nur ein mittelmäßiger Schüler
1974: Preussenkorso Nr. 17 (Episoden-Fernsehfilm)
1975: Sergeant Berry (Fernsehserie, 2. Staffel)
1975: Beschlossen und verkündet (Fernsehserie)
1976: Derrick - Pecko
1977: Bernard und Bianca – Die Mäusepolizei (Synchronstimme)
1977: Ein verrücktes Paar (Fernsehserie, bis 1980)
1978: Café Wernicke (Fernsehserie)
1978: Ein Mann will nach oben (Fernsehserie)
1978: Ein Mann für alle Fälle (Minifernsehserie)
1979: Der Baron von Münchhausen (als Sprecher des Barons von Münchhausens)
1979: Leute wie Du und ich (Fernsehserie, bis 1984)
1982: Schuld sind nur die Frauen
1983: Fröhliche Weihnachten (Erzähler)
1984: Sigi der Straßenfeger
1987: Drei Damen vom Grill (Fernsehserie)
1989: Jenseits von Blau
1989: Charlie – Alle Hunde kommen in den Himmel (Synchronstimme)
1990: Die Hallo-Sisters
1991: Der Forstarzt (Fernsehserie, 6 Folgen)
1992: Der Papagei
1992: Schtonk!
1992: Ein Schloß am Wörthersee (Fernsehserie)
1993: Harry & Sunny (Fernsehserie)
1993: Der Showmaster (Fernsehfilm)
1994: Zwei alte Hasen (Fernsehserie)
1994: Asterix in Amerika (Erzähler)
1994: Alles auf Anfang
1994: Des Kaisers neue Kleider (CísaYovy nové šaty)
1995: Der Trinker 1996: Gespräch mit dem Biest
1997: Der Hauptmann von Köpenick (Fernsehfilm)
1997: Klinik unter Palmen (Fernsehserie)
1997: Fröhliche Chaoten
1998: Silberdisteln
1998: Letzte Chance für Harry (Fernsehfilm)
1999: Die Spesenritter (Fernsehfilm)
2000: Ein lasterhaftes Pärchen
2000: Vor Sonnenuntergang
TV-Shows
1963: Strandgeflüster (Fernsehshow; Auftritt)
1972: Meerschweinchenrevue (Fernsehshow; Auftritt)
1979: Musik ist Trumpf (Fernsehserie, bis 1981)
1987: Harald und Eddi (Fernsehserie, bis 1990)
Quelle: Wikipedia
Schade das Juhnke bei den meisten als Alkoholiker in Erinnerung geblieben ist, denn er war auch ein sehr guter Entertainer, Schauspieler und Synchronsprecher gewesen.