Birdman (Keaton, Stone, Watts)

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    Es gibt 84 Antworten in diesem Thema. Der letzte Beitrag () ist von Erwinnator.

      Schweiger spühlt Geld in die Kinokassen und da kommts eben am Ende (leider) drauf an. Ich mobilisiere seit Wochen meinen Bekanntenkreis sich den Film anzuschauen, ist natürlich schwierig wenn er fast nirgends gezeigt wird. Ich schaue so gut wie kein Fernsehen, wird er denn da beworben?
      EAT THE RICH


      Sylar schrieb:

      sladge schrieb:


      Verstehe ich nicht... will so ein Juwel niemand sehen? Lieber die nächste öde Till Schweiger Komödie?


      Traurig, aber leider wahr. :(

      Da kann ich echt froh sein, den Film in der Sneak gesehen zu haben. Regulär hat das Kino den Film nämlich ebenfalls nicht im Programm (was eigentlich echt seltsam ist).

      Das liegt aber auch vielleicht daran, dass die breite Masse nicht so sehr interessiert ist, den Film zu sehen. Wenn ich dann noch bedenke, dass Birdman eher nicht mainstream ist, dann unterstützt das sogar noch meine These.

      patri-x schrieb:

      Sylar schrieb:

      sladge schrieb:


      Verstehe ich nicht... will so ein Juwel niemand sehen? Lieber die nächste öde Till Schweiger Komödie?


      Traurig, aber leider wahr. :(

      Da kann ich echt froh sein, den Film in der Sneak gesehen zu haben. Regulär hat das Kino den Film nämlich ebenfalls nicht im Programm (was eigentlich echt seltsam ist).

      Das liegt aber auch vielleicht daran, dass die breite Masse nicht so sehr interessiert ist, den Film zu sehen. Wenn ich dann noch bedenke, dass Birdman eher nicht mainstream ist, dann unterstützt das sogar noch meine These.


      Naja, eventuell erleben wir aber einen Boom wie damals bei The Artist. Wenn Birdman jetzt bei den Oscars abräumt, mit sagen wir mal 5 Auszeichnungen, dann denk ich mal, dass da schon die Masse offener gegenübersteht.

      Kaibear schrieb:

      Naja, eventuell erleben wir aber einen Boom wie damals bei The Artist. Wenn Birdman jetzt bei den Oscars abräumt, mit sagen wir mal 5 Auszeichnungen, dann denk ich mal, dass da schon die Masse offener gegenübersteht.


      So sieht es aus. Die mMn einzige Möglichkeit, dass er doch noch erscheint, ist ein Abräumen bei den Oscars. Zumindest bester Film oder bester Hauptdarsteller.

      Bei uns ist es ja so, da gibt es im Umkreis von ca. 30 km 3 Cinestars, da könnte man ja mal untereinander die Programme etwas aufteilen, so dass jeder etwas anderes zeigt, auch mal abseits des Mainstreams. Aber nein, die bringen allesamt den gleichen :kacka: . Versteh ich nicht und werde ich auch nie verstehen. :headbash:

      "Birdman" ist ein einzigartiges Erlebnis, grandiose Kamera, virtuoser Soundtrack in Jazz Manier (Respekt an Antonio Sánchez) und die Schauspielriege spielt erschlagend gut. Bei einer Szene zwischen Emma Stone (Crazy, Stupid, Love) und Michael Keaton (Batman Returns) hatte ich Gänsehaut, weil das Spiel so intensiv und naturalistisch rüberkommt. Das Gefühl hatte ich lange nicht mehr im amerikanischen Kino. Endlich konnte Edward Norton (Fight Club) auch wieder zeigen, was für Qualitäten er besitzt und Zach Galifianakis (Hangover) überrascht mit einer ernsten Rolle als Produzent, der alles zusammenhält. Zum Großen Wurf reicht es leider nicht, weil er im letzten Viertel in platter Blockbusterkritik wälzt, was der Film nicht gebraucht hat. Demnächst werden wohl einige Schauspieler beim Regisseuren Alejandro González Iñárritu (21 Gramm) anklopfen. Gegönnt sei es ihm!
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      Apple Podcast: podcasts.apple.com/de/podcast/…he-begegnung/id1481790352
      "Birdman" - [Alejandro G. Iñárritu / US ´14] = 8,50 / 10

      :stern: :stern: :stern: :stern: :stern: :stern: :stern: :stern: :halbstern: :stern2:

      "Birdman" hielt meinen hohen Erwartungen stand. Zu aller erst müssen lobende Worte für die Darsteller fallen und von diesen habe ich einige übrig. Michael Keaton porträtierte seinen Part charismatisch und facettenreich, hauchte seiner Rolle einfach Leben ein, so abgedroschen das auch klingen mag. Ob in den leiseren, intimen Momenten, sowie in den großen oder aber fantastischen Passagen. Norton zähle ich nach den Erfahrungen, die ich mit "Fight Club" und "American History X" gemachte habe, zum Kreise meiner liebsten Darsteller. Nach dem bereits netten Beitrag in "Grand Budapest Hotel" zuletzt, kann er sich nach einer gefühlten Ewigkeit wieder mal so richtig auszeichnen. Herrlich. Aber auch Emma Stone und Co. lieferten ihren Beitrag zu diesem überzeugenden Schauspieler-Kollektiv bei. Geschickt gecastet.

      "Birdman" wirkt einerseits sehr verspielt, denn die Verschmelzung diverser Ebenen und inszenatorische Nuancen sind an jeder Ecke zu finden. Der jazzige Soundtrack, der Humor sowie die teils irrwitzigen Dialoge machen einfach einen Heidenspaß. Der Film kann aber auch anders. Die beengenden Hinterzimmer und Gänge des Theaters sorgen für die gewisse Stimmung, schön schrullig sowie charmant, und im Endeffekt wird jeglicher Humor immer von einer Tragik überschattet. Kritik am medialem bzw. gesellschaftlichem Geschehen inklusive. Der technische Aspekt gibt nicht viel Spielraum zur Diskussion, denn dieser ist jedem Zweifel erhaben. Ich war mittendrin, eine endlose Einstellung. Interessante Erfahrung. "Birdman" ist absurd, kritisch, amüsant, satirisch und bestimmt wird noch so manch anderes Adjektiv dem gerecht. Dass ich nicht jede Drehbuchentscheidung im letzten Drittel zu 100 % unterstützte, fällt bei der üppigen Pro-Liste nicht sonderlich schwer ins Gewicht. Schön, mit einem solchen Highlight ins persönliche Kinojahr 2015 starten zu dürfen. Ich schließe nicht aus, dass eine Zweitsichtung bei mir noch ein paar Prozente mehr herauskitzelt. Iñárritu, One Hell of a Director.






      Unbedingt ansehen Leute.. ein tolles und unvergessliches Erlebnis kann ich jedem garantieren. Nach Baymax der zweite gute Film 2015 den ich im Kino sehen durfte (2 von 6). Nachdem ich erst Ende Oktober in NYC war, hat das Setting viele schöne Erinnerungen wieder in mir hervorgerufen :O Leider bereue ich es auch, bei keinem Theaterstück gewesen zu sein -.-

      Was mich interessiert.. wie habt ihr das Ende gedeutet? Habe mir einige Diskussionen eben mal durchgelesen, weiß selbst noch nicht genau wie ich es deute. Muss wohl erst mal 'ne Nacht drüber schlafen ^^

      smakky schrieb:


      Was mich interessiert.. wie habt ihr das Ende gedeutet? Habe mir einige Diskussionen eben mal durchgelesen, weiß selbst noch nicht genau wie ich es deute. Muss wohl erst mal 'ne Nacht drüber schlafen ^^


      Habe mir bisher noch keine Interpretationen durchgelesen, da ich selbst noch etwas grübeln wollte, festlegen will und kann ich mich bisher aber auch nicht. Aber das war bestimmt auch die Intention.

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      Als seine Tochter am Ende nach oben blickt, erinnerte ich mich an die Szene zuvor, als Riggan ans Fenster trat und passenderweise Vögel fliegen sah und diesen hinterherblickte. Womöglich liegt Riggan tatsächlich unten, und Sam sieht ebenfalls diese Vögel? Wobei der fehlende "Schock" im Gesicht von ihr fehlt, als sie nach unten sieht. Daher habe ich diese Theorie auch wieder mehr oder weniger verworfen.

      Zwischenzeitlich dachte ich, dass Riggan womöglich bereits bei dem Suizid-Versuch gestorben ist, als er von dem Typen am Rand des Hochhauses zurückgezogen wurde, dann doch springt und zu fliegen begann. Der restliche Entwicklung dann quasi seine Idee, wie er in die Geschichte eingeht, was dann auch das Fliegen am Ende "plausibel" macht, zumal er wieder einen Draht zu seiner Frau und seiner Tochter findet. Zu 100 % Glauben will ich dieser Theorie aber wiederum auch nicht schenken, wobei ich am Ende sogar auf eine After-Credit-Scene spekulierte ala "Früherer Birdman-Darsteller springt von Hochhaus" (Seite 9) - oder so. War mir aber recht sicher, dass da nichts kam und man ein interpretierbares Ende haben wollte.

      Letztendlich bin ich der Meinung, dass der Film einfach noch das Fantastische bewahren will, ohne damit endgültig inhaltliche Stellung beziehen zu wollen. "Birdman" überlappt von Anfang an die Ebenen. Natürlich in Form seines alten Ich´s, aber auch so Feinheiten, wie der Jazz-Drummer, der immer wieder auftaucht, als würde er "Live" den Soundtrack beisteuern. Und nicht mehr ist hier der Fall.


      ..wie hast du es erlebt?






      Wie erwartet ein toller Film, der sich auch sehr anders angefühlt hat.
      Technisch war das wirklich beeindruckend, gerade die Kamerafahrten, Übergänge und kaum sichtbaren Schnitte - Weltklasse!
      Inhaltlich ebenfalls sehr stark. Allerdings: wie Bavarian oben schon schrieb, fand ich die Entwicklung im letzten Drittel auch nicht ganz so überzeugend.
      Doch der Rest stimmte einfach: Der Film ist vielschichtig, bewegend und auch noch witzig. Und mir war gar nicht klar, was für ein fantastischer Schauspieler Michael Keaton doch ist. :bow:
      Edward Norton muss aber auch noch erwähnt werden, der war lange nicht mehr so gut wie hier.

      9 von 10

      Ich könnte mir, beziehungsweise sämtlichen Verantwortlichen in den Allerwertesten beißen. "Birdman" kommt mal wieder im Umkreis von 50 Kilometern nirgendwo. Was ist nur in der deutschen Kinolandschaft los? Na ja, er wird schon noch irgendwo in einem Auslese-Programm rausspringen. Aber vermutlich erst nach den Oscars...

      TheKillingJoke schrieb:

      Ich könnte mir, beziehungsweise sämtlichen Verantwortlichen in den Allerwertesten beißen. "Birdman" kommt mal wieder im Umkreis von 50 Kilometern nirgendwo. Was ist nur in der deutschen Kinolandschaft los? Na ja, er wird schon noch irgendwo in einem Auslese-Programm rausspringen. Aber vermutlich erst nach den Oscars...


      Das wollt ich auch gerade schreiben.
      Ich müsste auch 100 Km fahren um ihn zu sehen.

      Aber falls er ein bisschen was bei den Oscars abräumt, dann bekommen wir einen breiteren Kinostart.
      Und trotzdem überlege ich mich die Stunde ins Auto zu setzen....
      Birdman oder (Die unverhoffte Macht der Ahnungslosigkeit)

      Zuerst nochmal eine kurze Hassrede über die deutschen Kinos. Ich fahr mit zwei Kumpels also nach Köln in den Cinedom um mir Birdman um 20:30 anzuschauen, vorher lief ja nix. Oh es ist ja Samstag, Oh die breite Masse die kein Plan hat was sie gucken will geht ja gerade ins Kino. Wir stellen uns also für 15min an und gucken zu wie auf der Anzeigetafel die Plätze schwinden. Bekommen haben wir dann 3 Plätze in der ersten Reihe. Sehr gut. Lieber Birdman in der ersten Reihe gucken als Hobbit 3. Wir hätten ja für 2 Euro mehr die Karten online kaufen können. Aber wieso zeigt man diesen Film nur um 20:30? Es gibt Leute die in der Woche morgens aufstehen müssen und für die 20:30 + An/Abreise zu spät wird. Und am Samstag muss man sich dann mit der Masse abgeben, sich in ein volles Kino setzen wovon die Hälfte sich unter "Birdman" was komplett anderes vorgestellt hat und dann auch noch den teuersten Preis zahlen. Soviel zum Kino Erlebnis.

      Das Ganze konnte Birdman dann zum Glück retten. Ich wusste nicht was ich mir unter einem One Take vorstellen sollte, wie soll das denn spannend werden. In den ersten Minuten fällt das stark auf. Man freut sich so sehr über die Kameraführung dass man davon schon fast mehr mitbekommt. Wer denkt dass da irgendwas langweilig wird, dem sei gesagt Nein. Birdman ist inhaltlich so schnell und spannend und hat keine Längen. Desweiteren haben mir Michael Keaton, Edward Norton und Emma Stone haben mir unglaublich gut gefallen.

      Spoiler anzeigen
      Für mich die beiden großen Szenen: Einmal wo Norton nackt vorm Spiegel steht. Die Szene zieht einen in den Film rein, während man noch über die Kameraführung nachdenkt, und ist unglaublich unterhaltend. Dann die erste Probe mit Norton und Keaton. Dieser Dialog war einfach der Wahnsinn, das ständige Wechseln zwischen Schauspiel und normalem Dialog. Fand ich klasse. Die Szene hat jetzt schon einen Platz in der Top Filmszenen Liste.

      Was mir während des Films nicht wirklich aufgefallen ist, aber im Nachhinein schon: Die erste Hälfte oder der Erste Teil hat mir besser gefallen. Am Ende gingen mir Emma Stone und Edward Norton ein bisschen unter oder fehlten mir viel mehr. Desweiteren gefiel mir die Kameraführung nachher nicht mehr so gut, unteranderem weil man mehrere Cuts hatte. Vielleicht lag das auch daran dass ich mich satt gesehen habe. Mal gucken ob sich das bei der Zweitsichtung ändert.

      Zur Deutung. Es gibt ja eigentlich nur zwei Szenen die vermuten lassen dass Keaton diese Kräfte wirklich besitzt. Einmal zu Beginn, wo irgendetwas jemanden auf den Kopf fällt und dann am Ende wenn Emma Stone begeistert aus dem Fenster schaut. Wobei ich mir bei Ersterem nicht sicher bin. Als jemand zuguckt macht er die Sachen im Zimmer wieder ganz normal kaputt und die Birdman Overkill Szene war natürlich auch nicht echt. Desweitern der Drummer der einfach ab und zu in irgendeiner Kammer sitzt und die Musik live spielt.
      Ich hab gerade noch @Bavarian Meinung gelesen und
      "Birdman" überlappt von Anfang an die Ebenen
      trifft es eigentlich ganz gut. Dass sich Emma Stone die Vögel angucken soll, die bei Keaton sehr genau gezeigt wurden macht auf mich mehr den Eindruck dass sich der Zuschauer etwas denken soll aber das Ganze insgesamt einfach nur vermischt ist.
      Birdman ist ja auch ein Theaterstück im Theaterstück, also auch vermischt. Wenn man zu viel reininterpretieren will: Mir sind inhaltlich 4 Cuts aufgefallen. Ich kann nicht mehr alle aufzählen aber zum Einen waren da die Tag&Nacht Wechsel und dann die Szene in der Norton Stone küsst, die Kamera runterschwenkt und Norton schonwieder am Spielen ist. 4 Cuts, also 5 Abschnitte oder Akte passen wieder in das Fünf Akte Schema beim Drama. Ob das jetzt auch inhaltlich pass muss ich mir bei der Zweitsichtung mal anschauen.


      9/10 :stern: :stern: :stern: :stern: :stern: :stern: :stern: :stern: :stern: :stern2:
      2016 Filme - 028 | 05 - Seasons 2016
      2015 Filme - 183 | 21 - Seasons 2015
      2014 Filme - 139 | 19 - Seasons 2014

      #supportrocketbeans
      Muss auch mal sehen, dass ich es diese Woche noch schaffe. Keatons grandioses Comeback will ich mir nicht entgehen lassen...

      Dass der Film nur in wenigen Kinos gezeigt wird, kann ich aber auch verstehen. Das ist ein Thema, das nicht jeden sofort anspricht. Generell haben es Filme über Filme oder Filmschaffende schwer. Dass es trotz Oscarnominierungen aber SO wenig sind, liegt wohl an den schlechten Erfahrungswerten. Den ab 14.00 Uhr 5 bis 6 mal am Tag in einem großen Saal laufen zu lassen, ist für den Verleih und für die Kinoketten ein zu großes Risiko. Da helfen auch keine Oscarnominierungen und guten Kritiken, wenn's kein Thema ist, dass wirklich viele interessiert ...

      ... was sicher für den Film schade ist. Man hör nur gutes, die Trailer sind IMHO für mich quasi ein Diktat, ein Kinoticket zu lösen ... aber eben auch sehr "kunstvoll". Schwere Kost verkauft man nicht am Nachmittag, und auch nicht in Massen.
      Ich habe mich heute mit einer Kollegin unterhalten die ins Kino will und dafür Honig im Kopf ausgewählt hat. Birdman interessiert sie lt. eigener Aussage kein bisschen. Inzwischen glaube ich das mein Geschmack (und der von anderen hier) weit näher an dem der Filmkritiker ist als an dem der normalen Kinogänger.

      Ich meine was will man mehr um einen Film interessant zu finden (als 08/15 Kinogänger): 9 Oscar Nominierungen, diverse Auszeichnungen, überwältigende Kritiken, gute Bewertungen der normalen Zuschauer (z.B. imdb)? Und trotzdem floppt so ein (vermutliches - sehen werde ich ihn erst in den nächsten Tagen) Meisterwerk an den Kassen... traurig finde ich.

      sladge schrieb:

      Inzwischen glaube ich das mein Geschmack (und der von anderen hier) weit näher an dem der Filmkritiker ist als an dem der normalen Kinogänger.


      Der Geschmack von uns Filmfans (oder "Cineasten" :sleeping: ), unterscheidet sich natürlich von dem Gelegenheitskinogänger. Kritiker zählen natürlich zur ersten Gruppe. Die breite Masse möchte halt lieber einfache Kost gucken und geht in der Regel der Unterhaltung wegen ins Kino. Die Filme müssen möglichst einfach funktionieren. Zwei Stunden sich von schönen Bildern und einer Feel-Good Story berieseln lassen. Solche Filme wie Birdman fordern schon zum mitdenken auf. Und in diesem speziellen Falle kommt noch dazu, dass der Film am besten funktioniert, wenn man etwas im Hintergrund der Film Entstehung bewandert ist. Das ist jetzt nicht unbedingt Massenkompatibel.
      Ich war am Samstag abend drin und ich muss sagen ich liebe Birdman. Ein wunderbarer Film mit einem grandiosen Cast, und einer einzigartigen frischen Machart. Ich bin ja ein Kamerafahrten Fetischist. Und als solcher konnte ich mich kaum satt sehen an der Optik von Birdman. Dazu dieser wunderbare Schlagzeug Score und eine Darstellerriege die vor Begeisterung am spielen geradezu sprühte. Nie habe ich Michael Keaton besser gesehen und Edward Norton seit American History X und Fight Club nicht mehr. Birdman bringt wunderbare Anspielungen zu anderen Filmen und singt ein Loblied auf das Theater als Kunstform. Durch die Machart fühlt man sich regelrecht in die Handlung gesogen die wunderbar intensiv, ist. Dadurch fühlt sich Birdman wie ein Kammerspiel an. Die Dialoge sind geschliffen, humorvoll, teilweise absurd. Alles in allem ein grandioses Filmerlebnis. Möglicherweise der Film des Jahres (mal sehen was noch so kommt).

      :stern: :stern: :stern: :stern: :stern: :stern: :stern: :stern: :stern: :halbstern:
      Sonntag Abend gesehen, komme aber erst jetzt zum Schreiben ... denn sowas muss erstmal verarbeitet werden!

      Birdman … was für ein vielschichtiger Film. Der spielt und funktioniert auf soooo vielen Ebenen, das ist einfach ein geniales Meisterwerk.

      Zuerst mal die 3 Ebenen „Michael Keaton, Riggan Thompson und der Figur aus dem Carver Bühnenstück“, die allesamt symbolische Wechselbeziehungen pflegen und immer wieder Parallelen aufzeigen. Hier verschwimmen die Grenzen zwischen der Produktion dieses Films (zumindest ist das so gewollt), der Hauptfigur des Films und der Hauptfigur des Bühenstücks im Film. Ob Michael Keaton wirklich solche Tiefen und Wahnvorstellungen durchlebt hat wie die beiden anderen „Keatons“, kann man natürlich nicht sagen. Aber es wird nahegelegt und auch, wenn die theatralische Tragik im echten Leben nicht so ausschweifend war, so hat er sich sicher manchmal in den Jahren, als die großen Angebote plötzlich ausfielen, gefragt, was nun gewesen wäre, hätte er noch einen oder zwei Batman-Teile gedreht.

      Spoiler anzeigen
      Der herabstürzende Komet (ein Star, der plötzlich keiner mehr ist), die Quallen (die Thompson bei einem Selbstmordversuch ins Wasser drückten, weshalb er wieder Lebensmut zu kämpfen bekam), die Frau, die ihn verlassen hat, als er noch ein Star war und begann, sich protzig aufzuführen und in allerlei Affären verstrickt war (gilt für Keaton wie für die Figur Thompson), der misslungene Selbstmordversuch von Thompson und der Bühnenfigur, die daraufhin gefundene Erlösung … Man wird wirklich beinahe erschlagen von all diesen Querverbindungen zwischen diesen Ebenen, so dass am Ende Keaton Thompson UND die Bühnenfigur ist.

      Einer, der sich nach dem Verlust seines Ruhms fragt, was denn wirklich Liebe ist … nach Jahren des Glaubens, bewundert zu werden, sei eine Form von Liebe, die einzige Form von Liebe, die wirklich zählt. Erst als diese vermeindliche Liebe weg ist, als die Frau weg ist, als die Angebote ausbleiben … erst dann, wenn der Mensch am Boden liegt, besinnt er sich der Werte, die wirklich zählen (sollten).


      Und das macht uns alle irgendwie zu „Keaton/Thompson/Bühnencharakter (dessen Namen mir nicht einfällt)“. Ähnliche Parallelen gibt es auch für Edward Norton, der genüsslich mit seinem Ruf spielt, ein echt schwieriger Darsteller zu sein, der sich überall einmischt. Naomi Watts scheint auch durch ihre Filmfigur durch, auch wenn da die Parallelen weitläufiger sind. Und Emma Stone portraitiert die Luxusprobleme der Kids von Reichen und Berühmten wieder, die dann ihr Heil in der Welt der Drogen und der Rehab suchen.

      Aber das sind längst nicht alle Ebenen, in denen man fündig wird. Denn es gibt auch noch den große Hamlet-Rahmen: Wie beim Dänenprinz stellt sich für den Zuschauer die Frage, ob man

      Spoiler anzeigen
      nun das Phantastische glaubt oder das als Wahnsinn abtut, was für den Comic- und Fantasyfan eine weitere Interpretationsebene darstellt. Keaton schwebt in seinem Zimmer, bewegt Dinge per Telekinese, fliegt durch NY … sind das alles nur Wahnvorstellungen und Träume? Für die 3 bereits angesprochenen Eben sicherlich, denn so erzählt der Film die Geschichte eines ehemaligen Stars, der mit diesen Tagträumen und dem Hören der Stimme seiner größten Erfolgsfigur eben jenen Zeiten nachhängt. Betreten wir aber Ebene 4, so ist Thompson tatsächlich ein Kerl mit Superkräften, der sie aber verleugnet, um als Schauspieler berühmt zu werden.

      Diese Ebene bedient das Schlussbild, wo seine Tochter aus dem Krankenhausfenster mit bewunderndem Blick und offenen Mund nach oben schaut. Bleiben wir aber auf Ebene 2 (der Geschichte von Thompson), dann würde ich das als weiteren Traum deuten, nachdem er erfahren hat, dass er wieder jemand ist und sich dann das auch von seiner Tochter wünscht.


      Daneben gibt es noch Seitenhiebe auf die Blockbusterwelt, Superhelden insbesondere … aber auch, ohne zu schmähen. Denn obgleich der „Künstler“ im Schauspieler verächtlich auf die Rolle als Superheld herabschauen mag, so sehr möchte doch jeder eine solche Rolle bekommen. Denn sie sicher einen das, worum es sich im Leben von Thompson, der Bühnenfigur und sicher auch Keaton selbst dreht:

      Anerkennung von vielen, für manche ist das Liebe. Die Liebe, die man in der Bewunderung durch andere empfindet. Darin liegt schlussendlich die "unverhoffte Macht der Ahnungslosigkeit". Indem man dieser Liebe hinterherjagt, die in Wirklichkeit keine wahre Liebe ist, sondern nur ein Ersatz durch Geld und Ruhm und damit so vergänglich wie substanzlos, so sehr findet man die Liebe wieder, wenn man sich anderen öffnet und etwas riskiert. Leider findet das bei vielen Menschen erst dann statt, wenn sie ganz unten angekommen sind …

      Lange Rede kurzer Sinn: Bisher der Film des Jahres! Lange nicht mehr etwas gesehen, was dermaßen viele Interpretationsspielräume hat und so viele verschiedene Schlüsse zulässt. Hinzu kommt noch die unglaubliche Machart, einer Kamera, die nie zu ruhen scheint und die Schnitte/Übergänge so perfekt versteckt, so dass der Eindruck entsteht, alles sei EINE große Kamerafahrt! Und ein paar coole Special Effects gibt es auch ;)

      Zwar liebe ich das Effektkino, aber es ist schön, dass es immer mal wieder solche Perlen gibt, die eine Menge zu sagen haben über die Vielschichtigkeit des Lebens und die emotionalen Achterbahnen der Menschen. Ob Keaton den Goldjungen kriegen sollte, kann ich nicht sagen, aber zumindest für das Drehbuch und die Kamera müssten Oscars drin sein. Selten sowas Gutes gesehen!

      Reingehen :thumbup:
      Ich habe für mich eine Theorie zum Ende des Films gefunden die mir am plausibelsten erscheint...

      Spoiler anzeigen
      Der von Michael Keaton gespielte Riggan hat denke ich keine wirklichen übersinnlichen Fähigkeiten. Das stellt er sich nur vor. Und genau das zeigt auch seine Verbundenheit zu der Figur Birdman die ihn immer begleitet. Die der Zenit seiner Karriere war. Riggan sehnt sich nach Anerkennung und Birdman verkörpert diese Anerkennung. Wenn er durch die Straßen fliegt reagieren die Menschen nicht so darauf. Als er in Unterhose am Broadway rumlief wurde überall fotografiert und getwittert etc. aber bei einem fliegenden Menschen nicht? Dazu die Szene mit dem Taxifahrer die zeigt das er statt geflogen Taxi gefahren ist. Ansonsten war Riggan immer alleine wenn er die Stimme von Birdman gehört hat, wenn er geschwebt ist oder mit der Macht seiner Gedanken Dinge bewegen konnte. Es gibt nur zwei Szenen die dagegen sprechen. Die erste Szene ist die mit dem Leuchter der auf den Schauspieler fällt. Hier könnte die Erklärung Zufall sein aber auch eine mögliche Manipulation der Aufhängung durch Riggan der sich danach auch dazu bekannt hat (auch wenn er meinte es durch seine Gedanken gemacht zu haben). Die zweite Szene ist die nach seinem Selbstmordversuch im Krankenhaus. Und hier glaube ich das alles was nach dem Schuss passierte nur in Riggans Kopf stattfindet. Denn es gibt ein paar Dinge die dafür sprechen. 1.) Als Riggan aufwacht hat sich alles positive entwickelt (ähnlich wie bei Vanilla Sky). Die Kritiker sind überwältigt auch wenn die Frau im Vorfeld ankündigte die Vorführung in ihrer Kritik zu zerreißen. Er ist wieder im Gespräch. Die Menschen lieben ihn. Neue Angebote stehen im Raum. Klingt doch alles so wie ein schöner Traum. 2.) seine Nase wurde weggeschossen und neu gebildet. So sieht sie aber nicht aus. Sondern ganz normal. Unrealistisch denke ich. 3.) Warum hat sich Riggan die Nase weggeschossen? Hätte er sich nicht in den Kopf schießen müssen? Unentschlossen hat er nicht auf mich gewirkt. 4.) Seine Tochter sieht aus dem Fenster. Sieht das er nicht unten liegt... schaut nach oben und ist erstaunt. Sie sieht wohl Riggan fliegen. Und das ist das stärkste Indiz.

      Ich denke es ist folgendermaßen abgelaufen: Riggan schießt sich in den Kopf. Er liegt im Koma und ringt um sein Leben. In seiner Fantasie läuft die Geschichte aber weiter. Sie geht gut für ihn aus so wie er es sich gewünscht hat. Die Menschen lieben ihn wieder und er bekommt die künstlerische Anerkennung nach der er sich so sehr sehnt.
      Das ist sicher die wahrscheinlichste Version. :thumbup:

      Das schöne an diesem Film ist ja, dass da für alle was dabei ist und es mindestens die 4 von mir beschriebenen Ebenen gibt. Die Thompson-Ebene, also der Focus auf den Hauptdarsteller, ist halt die naheliegendste und sicher auch die, die am deutlichsten herausgearbeitet wurde.