All Is Lost - Special

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      All Is Lost - Special



      ALL IS LOST




      mit
      Robert Redford

      Regie und Drehbuch:
      J.C. Chandor

      Kinostart: 09. Januar 2014

      Länge: 106 Minuten
      Bildformat: 1:2.35 Cinemascope
      Tonformat: Dolby SRD



      Offizielle Website:
      all-is-lost.de

      Facebook:
      facebook.com/allislost.derfilm




      13. Juli, 16.50 Uhr


      Es tut mir leid.

      Ich weiß, das spielt jetzt keine Rolle mehr. Aber ich meine, ich habe wirklich alles versucht. Ich glaube, ihr würdet mir alle zustimmen, dass ich es versucht habe…ehrlich zu sein…und...stark zu sein.

      Gütig zu sein... und zu lieben. Also das Richtige zu tun. Aber das hab ich nicht.

      Und ich weiß auch, das war euch klar.
      Jedem auf seine Art.
      Und es tut mir ehrlich leid.

      Alles ist verloren. Außer Seele und Körper...oder was davon noch übrig ist. Und eine halbe Tagesration.

      Es ist eigentlich unverzeihlich, das weiß ich jetzt. Ich habe keine Ahnung, warum es so lange gedauert hat, das zuzugeben. Aber so war’s nun mal.

      Ich habe bis zum Ende gekämpft…ich bin nicht sicher, ob das einen Sinn hatte...aber ich weiß, dass ich es getan habe.

      Ich habe mir immer mehr für Euch alle gewünscht. Ihr werdet mir fehlen.

      Es tut mir leid.



      Besetzung

      Unser Mann Robert Redford


      STAB

      Regie und Buch
      J.C. Chandor

      Produzenten
      Neal Dodson
      Anna Gerb
      Teddy Schwarzman
      Justin Nappi

      Ausführende Produzenten
      Glen Basner
      Ron Barnum
      Joshua Blum
      Cassian Elwes
      Corey Moosa
      Zachary Quinto
      Laura Rister
      Kevin Turen

      Kamera
      Frank G. DeMarco

      Unterwasserfotografie
      Peter Zuccarini

      Produktionsdesign
      John P. Goldsmith

      Schnitt
      Pete Beaudreau

      Kostüme
      Van Broughton Ramsey

      Musik
      Alex Ebert



      TECHNISCHE DATEN

      Originaltitel: All Is Lost
      Herstellungsland/Jahr: USA 2013
      Länge: 106 Minuten
      Bildformat: 1:2.35 Cinemascope
      Tonformat: Dolby SRD,
      FSK: ab 6 Jahre


      KURZINHALT




      Mitten auf dem Indischen Ozean wird ein Mann (Robert Redford) jäh aus dem Schlaf gerissen. Seine zwölf Meter lange Segelyacht hat einen im offenen Meer treibenden Schiffscontainer gerammt. Sein Navigations-Equipment und sein Funkgerät versagen in der Folge den Dienst, und er treibt mitten in einen gewaltigen Sturm hinein. In letzter Minute gelingt es dem Mann, das Leck in seinem Boot notdürftig zu flicken. Mit knapper Not überlebt er den Sturm dank seiner seemännischen Intuition und Erfahrung. Praktisch manövrierunfähig, treibt der Mann in seinem Boot auf hoher See. Seine letzte Hoffnung ist es, von der Strömung in eine der großen Schiffahrtsstrecken getrieben zu werden.

      Unter der unerbittlich sengenden Sonne sieht sich der sonst so selbstbewusste und erfahrene Segler mit seiner eigenen Sterblichkeit konfrontiert und kämpft einen verzweifelten Kampf ums Überleben….



      PRESSENOTIZ






      Mit ALL IS LOST präsentieren SquareOne Entertainment und Universum Film Oscar®-Preisträger Robert Redford in einer der bewegendsten Rollen seines Lebens: Ein Mann in einem erbitterten Kampf ums Überleben. Robert Redford ist für seine herausragende Leistung für einen Golden Globe in der Kategorie Drama als Bester Hauptdarsteller nominiert sowie für den Critics' Choice Award. Regie bei diesem packenden, monumentalen Thriller führte J.C. Chandor, der auch das Drehbuch schrieb. J.C. Chandor erhielt 2012 für „Der Große Crash – Margin Call“ eine Oscar®-Nominierung für das Beste Original-Drehbuch. Der mitreißende Score stammt vom amerikanischen Singer/Songwriter Alex Ebert („Edward Sharpe and the Magnetic Zeros“) und ist ebenfalls für einen Golden Globe nominiert. ALL IS LOST feierte seine Weltpremiere im offiziellen Programm außer Konkurrenz bei den diesjährigen Filmfestspielen von Cannes, wo der Film bei Publikum und Presse gleichermaßen begeistert aufgenommen wurde.


      PRODUKTIONSNOTIZEN






      WIE „ALL IS LOST“ ENTSTAND


      „Das Drehbuch schrieb ich vor etwa anderthalb Jahren“, sagt Autor und Regisseur J.C. Chandor. „Aber die Idee trage ich schon fünf oder sechs Jahre mit mir herum. Es ist eine ganz simple Geschichte, die von einem älteren Mann handelt, der zu einem Segeltörn aufbricht, der vier oder fünf Monate dauern soll. Dann hat er einen Unfall mit seiner Yacht, und schließlich begleiten wir ihn auf einer Odyssee, die zehn oder zwölf Tage dauert, an denen er um sein Überleben kämpft. Und jetzt sind wir hier“, Chandor weist auf ein fast zwölf Meter langes Segelschiff an der Küste von Baja, Mexiko, „und meine verrückte Idee ist dabei, sich ganz allmählich in einen Film zu verwandeln.“

      Bei Chandors „verrückter Idee“ handelt es sich, wie es Produzent Neal Dodson von Before The Door Pictures ausdrückt, um einen „existenziellen Actionfilm über einen Mann in Seenot, der gegen die Elemente und gegen sich selbst kämpft.“ Der Film ist praktisch dialoglos und zeigt einzig eine namenlose Figur (die im Drehbuch als „Unser Mann“ bezeichnet wird) und stellt damit den größtmöglichen Kontrast zu Chandors Debütfilm DER GROSSE CRASH dar, der hauptsächlich in Innenräumen spielte und extrem dialoglastig war.

      Dodson, einer der Produzenten von DER GROSSE CRASH, erinnert sich, dass er ein etwa 30 Seiten dünnes Drehbuch für ALL IS LOST erhielt und vom Regisseur wissen wollte, wann er den Rest des Materials schicken würde. „Als J.C. mir sagte, dass es sich um das vollständige Drehbuch handeln würde, machte mir das Angst, verursachte aber gleichzeitig auch ein angenehmes Kribbeln. Immerhin bestand unser erster gemeinsamer Film praktisch nur aus Dialogen, und in diesem würden Dialoge offensichtlich überhaupt keine Rolle spielen. Ich fragte mich, ob es sich um eine Art Gegenreaktion auf die Dialogmengen seines ersten Films handelte. Aber ich muss auch zugeben, dass mein erster Gedanke war: Keinen blassen Schimmer, wie wir dieses Projekt finanziert bekommen sollen. Denn es ist nicht nur ein echtes Wagnis, sondern auch sehr mutig und – unter uns – ziemlich verrückt. Aber wir werden es herausfinden – oder beim Versuch draufgehen.“

      Die erste Reaktion von Dodsons Produzentenkollegin Anna Gerb von Washington Square Films (die ebenfalls an der Produktion von DER GROSSE CRASH beteiligt war) fiel ganz anders aus. „Ich nahm das Drehbuch mit auf die Terrasse“, erinnert sie sich, „las es, schaute J.C. an und sagte: „Wow, jetzt bin ich seekrank. Das ganze Thema war mir total fremd. Denn nichts auf der Welt würde mich je dazu bringen, mit einem Segelschiff über einen riesigen Ozean zu fahren. Allein der Gedanke daran ängstigt mich. Als Produzentin habe ich gern alles unter Kontrolle. Und die Vorstellung, mich in eine Situation zu begeben, in der ich dem Universum restlos ausgeliefert bin, ist für mich absolut undenkbar.“

      Weshalb ihn diese Geschichte dermaßen packte, kann Chandor selbst kaum erklären. „Eine Rolle spielte sicherlich, dass sie mich als Regisseur vor viele Herausforderungen stellen würde. Denn im Grunde handelt es sich um eine einzige lange Actionsequenz, die, wenn sie endet, hoffentlich etwas Allgemeingültiges aussagt über unsere kompromisslose Bereitschaft, nicht vorschnell aufzugeben, über unseren Willen zum Überleben. Im Grunde war es also etwas sehr Simples, das ich damit erzählen wollte. Aber wenn ich ehrlich bin, kann ich nur Vermutungen anstellen, weshalb sie mich so interessierte. Sie zog mich einfach an wie die Motten das Licht.“ Vermutlich könnte man sagen, dass der Film aus dem gleichen Impuls heraus entstand, der einen Mann dazu bringt, auf einem 12-Meter-Segelboot einen Ozean zu überqueren.

      So oder so: Entscheidend für das Zustandekommen von ALL IS LOST waren die Reaktionen, die sein Vorgänger hervorrief. „Ich hatte als Filmemacher verdammtes Glück“, sagt J.C. Chandor, „dass mein Regiedebüt so wohlwollend aufgenommen wurde und sowohl beim Publikum als auch bei den Kritikern ausgesprochen gut ankam. Obwohl meinem zweiten Film also eine völlig verrückte Idee zu Grunde liegt, nahm er mehr und mehr Gestalt an – erst recht, als Mr. Redford zusagte.“


      SO WURDE „UNSER MANN“ GEFUNDEN



      Die sensationelle Besetzung von Robert Redford als „Unser Mann“ geht auf die erste Begegnung zwischen Chandor und seinen Produzenten mit dem erfahrenen Filmeinkäufer Glen Basner von der Firma FilmNation zurück. „Wir trafen Glen, als wir DER GROSSE CRASH auf der Berlinale zeigten“, erinnert sich Dodson. „J.C. erzählte den kompletten Film, dazu zeichnete er Schiffe auf ein Blatt Papier und sagte: ‚Die Yacht kommt von dieser Seite, und dann wird sie von einem Schiffscontainer getroffen, und dann passiert dies, und das macht er als nächstes.‘ J.C. führte uns Szene für Szene durch den gesamten Film. Und als er fertig war, sagte er: ‘So, das war's.“ Und Glen antwortete: ‘Okay, wenn Du diesen Schauspieler bekommst, ist die Sache geritzt. Wenn nicht, dann nicht.‘“ Mit ‘diesem Schauspieler‘ war Robert Redford gemeint.

      „Als J.C. verkündete, dass er versuchen würde, Redford für das Projekt zu gewinnen“, erinnert sich Dodson, „meinte ich: ‘Hör zu, wenn er das Drehbuch bekommt, wird er entweder sagen: ‘Ja, klingt echt spannend.‘ Oder: ‘Warum um alles in der Welt sollte ich diese Rolle spielen? Ich muss nichts mehr beweisen – warum also diese Strapazen auf mich nehmen?‘ Aber es war unser großes Glück, dass er sich entschied, ja zu sagen.“

      Redford begegnete Chandor 2011 bei der Premiere von DER GROSSE CRASH im Rahmen des Sundance Film Festivals zum ersten Mal. „Ich mochte ihn“, erzählt Redford, „weil wir sein Regiedebüt in Sundance zeigten und er für mich genau die Art von Filmemacher repräsentiert, die wir unterstützen möchten. Er hatte eine bestimmte Vision und erzählte seine Geschichte auf einzigartige Weise. Da zeichnete sich eindeutig ein neues Talent ab, und genau diese Menschen sind es, denen wir unsere Hilfe geben wollen. Das war mit ein Grund dafür, weshalb wir uns so gut verstanden.“ Die Kombination aus Chandors Talent und seiner Vision und dem ungewöhnlichen Drehbuch machte das Angebot, in ALL IS LOST mitzuspielen, noch verlockender. „Ich mochte das Drehbuch, denn es war mal was anderes: mutig, exzentrisch, und Dialoge gab es auch keine. Und ich hatte den Eindruck, dass J.C. seine Vision durchziehen würde“, fährt der Schauspieler fort. „Obwohl nicht alles erklärt wurde und das Ganze ein bisschen vage war, vertraute ich darauf, dass er wusste, was er tut, dass er alles im Kopf hat. Ich wusste, dass ich seiner Vision folgen und sie unterstützen würde, ohne restlos alles zu wissen, und das fand ich persönlich ausgesprochen spannend.“
      Redford reizte das Angebot auch aus dem Grund, weil es eine Art Meilenstein darstellte. „Schon merkwürdig“, sagt er, „doch in all den Jahren seit der Gründung von Sundance und des Filmfestivals hat mich keiner der Regisseure, die ich unterstützt habe, je engagiert. Nicht einer hat mir eine Rolle angeboten. Warum, weiß ich nicht. Doch dann kam J.C., und ich dachte nur: ‘Toll von ihm, dass er mich für seinen Film haben möchte.’“
      Tja, wer hätte gedacht, dass man Robert Redford einfach nur fragen muss, damit er im eigenen Independent-Film mitspielt?


      WIE DAS SEGELSETZEN VORBEREITET WURDE



      „Nachdem Robert Redford J.C. fest in die Augen geschaut und ‘Ich bin dabei‘ gesagt hatte“, erinnert sich Anna Gerb, „konnten wir loslegen.“ Mit der Ein-Mann-Besetzung in trockenen Tüchern, erstellten die Produzenten eine Liste der Dinge, die für den Film unabdingbar waren. Ganz oben standen eine Hand voll Segelschiffe und der Ort, an dem man sie versenken konnte.

      Wie dem Film anzumerken ist, ist Chandor mit dem Segeln vertraut. „Ich bin in dieser Welt aufgewachsen“, sagt er. „Natürlich bin ich nicht allein über den Ozean gefahren, aber ich kenne mich definitiv mit dem Segeln aus. Und deshalb wusste ich, mit welchen Komponenten ich arbeiten wollte. Ich glaube, dass es wichtig ist, sich bestens mit diesen Booten auszukennen, zu wissen, wie sie im Wind segeln und wie sie untergehen, aber auch die vielen anderen Dinge aus der Welt des Segelns zu kennen, auf die wir zurückgreifen, um die Geschichte voranzutreiben. Wir haben nämlich so ziemlich alles getan, was man einem Boot im Film überhaupt nur zumuten kann. Wir haben es versenkt, zum Leben erweckt, sind mit ihm gesegelt, haben es durch einen gewaltigen Sturm gejagt und kentern lassen und zuletzt erneut versenkt.“

      Wie sich zeigte, brauchte man, um die Geschichte eines Mannes und seines Bootes zu erzählen, mindestens zwei Menschen – Redford und den Stunt-Koordinator Mark Norby – sowie drei Segelyachten des Typs 39 Cal. Die drei Boote, die die Rolle von „Virginia Jean“ übernahmen, der Yacht, die ‚Unserem Mann’ gehört, wurden für ganz unterschiedliche Aufgaben genutzt: das erste fürs Segeln auf hoher See und Außenaufnahmen, das zweite für die Innenaufnahmen und das dritte für die Spezialeffekte. Ähnliche Boote zu finden, erwies sich als erste Herausforderung. Produktikonsdesigner John Goldsmith sagt: „Wir sahen sie uns nacheinander an und kauften sie in verschiedenen Häfen. Wir mussten sie importieren, was ein kleiner logistischer Albtraum war. Die drei Schiffe standen uns erst zur Verfügung, als wir schon mit den Vorbereitungen begonnen hatten – wenn ich mich recht erinnere, waren wir bereits seit zwei Wochen bei der Arbeit, als wir das Trio endlich zusammen hatten und wir uns der Schiffe annehmen konnten.“

      Um zu erklären, wie er die Schiffe gestaltete, beschreibt Goldsmith die Art der Zusammenarbeit mit seinem Regisseur: „J.C. und ich sprachen sehr intensiv darüber, wie wir ‚Unseren Mann’ charakterisieren wollen und wie das anhand des Schiffs gelingen könnte. Welche Vergangenheit hat der Mann? War er Karrieresoldat? Oder Geschäftsmann? Hat er Familie? Und wie äußern sich die Lebensumstände im Boot selbst? J.C., der genau wusste, wie das Schiff aussehen sollte und wer der Mann ist, gab mir detaillierte Beispiele. Unser Mann kaufte das Schiff, als er 51 Jahre alt war, also sechs Jahre, nachdem es gebaut worden war. Zehn Jahre später passierte die Wirtschaftskrise der 1990er Jahre, eine Phase, in der das Boot möglicherweise etwas vernachlässigt wurde. Weitere sieben Jahre später beschloss er, sich zur Ruhe zu setzen und rund 20.000 Dollar in die Renovierung des Boots zu stecken. Vielleicht entschied er sich damals, die Polster zu erneuern, die etwas fadenscheinig waren. Vielleicht auch die Fenster, oder Teile der Elektronik. Wir wollten, dass sich Zeit und Geschichte in diesem Boot schichtweise überlagern. Aber es war keine Generalüberholung geplant, keine Renovierung. Wir mussten also aufpassen, dass wir es mit dem Design nicht übertreiben, sondern behutsam vorgehen.“

      Und dann war da ja noch das „halbe“ Boot. „Bei unseren ersten Gesprächen“, so Goldsmith, „dachten wir, dass wir lediglich drei Sets, sprich: drei Boote brauchen. Wir waren überzeugt, dass wir das Durchkentern mit unserem Spezialeffekte-Boot bewerkstelligen konnten. Aber je mehr wir uns damit beschäftigten, desto mehr wurde uns klar, dass wir unseren Schauspieler und unseren Stuntman besser schützen mussten, und das ging nur, wenn wir das Durchkentern absolut kontrollieren würden. Schließlich dämmerte uns, dass wir dafür etwas Eigenes bauen mussten“, fährt er fort. „Alle Abteilungen arbeiteten dafür eng zusammen. Die Spezialeffekte-Abteilung sorgte für eine mechanische Vorrichtung, die unser Set steuerte und es nach Belieben umdrehen konnte. Mark Norby, unser Stunt-Koordinator und Stuntman, besorgte spezielle Stunt-Schaumstoffe. Hinter den Fenstern war natürlich nichts, deshalb baute die Abteilung Optische Effekte flache Lichtschachteln, die wir grün anmalten, damit man später im Computer alles darauf projizieren konnte, was J.C. brauchte. Und für das Innere des Bootes hatten wir einen Handwerker, der darauf spezialisiert ist, Dinge aus Schaumstoff herzustellen. Er benutzte die Originalteile aus einem der Boote, um all diese weichen Schaumstoffteile herzustellen. Es war schon witzig, denn die Illusion war perfekt – bis man die Sachen berührte. Erst dann merkte man, dass sich alles weich und elastisch anfühlt.“


      DAS OFFENE MEER



      Den Ozean so authentisch wie möglich zu zeigen, hatte für die Macher eines Films, in dem kein Land in Sicht ist, oberste Priorität. So nutzten sie beispielsweise die rollenden Wellen des Pazifiks an der Küste vor Ensenada. Hier segelte Robert Redford auf der „Virginia Jean“ – inklusive eines notdürftig reparierten Lochs in der Seite der Yacht. „Wenn wir abends in den Hafen zurückkehrten, waren die Reaktionen der echten Segler in der Marina schon erstaunlich“, sagt Gerb. „Sie starrten unser Boot an, denn es sah ja auch ziemlich ramponiert aus. Und da hing nicht nur eine Filmcrew an Deck herum, kein Geringerer als Robert Redford stand am Ruder!“

      Weite Teile des Films, in denen Fische zu sehen sind, wurden auf den Bahamas vor der Küste von Nassau und bei Lyford Cay gedreht. Das Team fuhr mit Versorgungsbooten hinaus und ließ drei verschiedene Versionen der Rettungsinsel ins Wasser der Karibik. Ein vollständiges Kamerateam tauchte knapp 18 Meter tief, um zu filmen. Im Übrigen wurde für die mit Fischen bevölkerten Unterwasserszenen nicht ein einziger Spezialeffekt eingesetzt. Ob es sich um die Aufnahmen von kleinen Fischen, Gelbschwanzflundern, Barrakudas oder gar die spektakulären Bilder von Dutzenden von Haien handelt – alle entstanden vor Ort ohne Tricks. Den Filmemachern war es wichtig, so viel wie möglich unter authentischen Bedingungen zu filmen, und computergenerierte Haie waren ohnehin nie vorgesehen (abgesehen davon, dass sie das Budget gesprengt hätten). Das Team filmte außerdem vor der kalifornischen Küste – Basis war der Hafen von Long Beach – und reiste anschließend hinauf nach Catalina Island, wo die Szenen mit den riesigen Containerschiffen entstanden.

      Natürlich genügt es nicht, über dreieinhalb Segelboote zu verfügen, man braucht auch den geeigneten Ort, um sie sicher zu versenken. „Als wir das Projekt entwickelten“, sagt Anna Gerb, „schauten wir uns praktisch jeden Wassertank und nahezu jedes Studio an, die in Frage kamen. Aber es stellte sich bald heraus, dass die Baja-Studios der einzige Ort auf der Welt sind, wo wir unseren Film drehen konnten.“ Die riesige Anlage auf der Baja-Halbinsel jenseits der mexikanischen Grenze wurde ursprünglich von James Cameron errichtet, der eine maßgeschneiderte Wasserwelt brauchte, um die spektakulären maritimen Effekte von TITANIC zu drehen. Obwohl Cameron inzwischen weitere beeindruckende Filme gedreht hat, wirkt sein Vermächtnis in Baja weiter. „Mein erster Job war der TITANIC-Dreh“, erinnert sich Luisa Gomez De Silva, Herstellungsleiterin von ALL IS LOST, die bei den Baja-Studios angestellt ist. „Das war meine erste Berührung mit dem Medium Film. Auch viele andere einheimische Filmleute haben hier begonnen, man nennt uns die Titanic-Generation. Seit mehr als 16 Jahren arbeiten wir nun schon hier.“

      In den Baja-Studios von Rosarito, Mexiko, fanden die Produzenten all das, was sie für die Szenen brauchten, die nicht auf offenem Meer gedreht werden konnten. „Hier gibt es drei Wasserbecken, die wir alle benutzen konnten“, erinnert sich Gerb. „Es gibt ein Innenbecken für Spezialeffekte, in dem wir Teile der Sturmsequenzen drehten. Für einige der Außenaufnahmen mit der Yacht benutzten wir eines der größten Außenwasserbecken der Welt, das direkt am Meer liegt und über eine endlose Horizontlinie verfügt. Es ist so groß wie drei Football-Felder, und der Eindruck, der hier vom Meer entsteht, ist absolut authentisch. In diesen Tanks entsteht die Illusion, man befände sich auf hoher See, aber sie erlaubten uns, viele der Stunts und Spezialeffekte unter absolut sicheren Bedingungen zu drehen.“

      Natürlich erforderten die Umstände eine sorgfältige Vorbereitung. „Filme, die auf dem Meer spielen, stellen eine gewaltige Herausforderung dar. Und manchmal erweisen sie sich als finanzielles Fass ohne Boden“, sagt Produzent Neal Dodson. „Wegen wetterbedingter Verzögerungen, wegen Materialschäden, aber auch nur, weil alles viel langsamer vonstatten geht als unter normalen Umständen. Jimmy O'Connell, der all die Dinge organisierte, die mit dem Wasser zu tun hatten, pflegte zu scherzen, dass bei so einem Dreh pro Tag locker ein paar Tausender extra fällig werden. Aber zum Glück passierte das bei unserem Film nicht. Klar, wir hatten auch ein paar Notfälle, aber es hielt sich in Grenzen. Die größten Herausforderungen mussten wir in der Vorbereitungsphase stemmen. Deshalb gönnten wir uns bei diesem kleinen Independent-Film eine satte Planungsphase, insgesamt sieben Wochen. Schließlich mussten wir einen Drehplan erstellen für Szenen im Wasser, Szenen im Trockenen, Sturmszenen, Szenen mit drei Booten, in drei Becken und einem zusätzlichen Studio, Szenen bei Tag und bei Nacht, Stuntszenen, Aufnahmen mit und ohne Spezialeffekte. Es war komplizierter als alles, an dem ich je gearbeitet habe. Und für einen 30 Tage-Dreh und angesichts unseres Budgets unglaublich komplex. In unserem Haupt-Konferenzraum war man von chronologisch angeordneten Storyboards des gesamten Films umgeben. Damit haben wir tatsächlich mehr gearbeitet als mit dem Drehbuch. An unseren Sets gab es ja keine Wände, also druckten wir die Storyboards des jeweiligen Tages aus, gingen sie durch – und verfilmten sie.“



      EIN GROSSER KLEINER FILM



      Als es an die Umsetzung ging, engagierte Chandor nicht nur einen, sondern gleich zwei Kameramänner: Frank G. DeMarco, der bereits an DER GROSSE CRASH mitgearbeitet hatte, sowie Peter Zuccaini, der als einer der besten Unterwasserfotografen der Welt gilt. DeMarco waren die Besonderheiten eines Drehbuchs, das kaum Dialoge enthält, natürlich sofort aufgefallen. „J.C. schickte mir ein 30-seitiges Drehbuch, und ich dachte: Hm, ist das wirklich schon der ganze Film?“, sagt er lachend. „Aber wer es liest, sieht, wie sich die Geschichte entwickelt und wie viel innerlich und äußerlich tatsächlich passiert. Es funktioniert eben. Interessant finde ich, dass man bei einem Film, der weniger Dialoge als üblich hat, deutlich mehr Aufnahmen machen kann. Und noch etwas ist interessant: Wie bei einem Stummfilm kann der Regisseur während der Aufnahme seinem Schauspieler Anweisungen geben. Wenn es nötig war, konnte J.C. tatsächlich Dinge sagen wie ‘Bob, erinnere dich jetzt bitte an dies, oder jetzt tu bitte das, heb dies auf oder schau jetzt dorthin‘.“

      Was die Innenaufnahmen betrifft, sagt DeMarco: „Auf engem Raum zu filmen, ist nicht leicht. Ganz egal, ob man in einer winzigen New Yorker Wohnung dreht oder in der Kabine eines Segelboots. Wir haben mit Weitwinkelobjektiven gearbeitet, was eine große Hilfe war. Und wir nutzten viel natürliches Licht. Schlussendlich muss man aus den Umständen das Beste machen und Dinge klären wie etwa die Frage, wie Bob es anstellen soll, an meiner geschulterten Kamera vorbeizugehen. Wie soll das funktionieren, wo wir doch so eng beieinander stehen? Aber wir konnten alle Probleme lösen, und dann haben wir vor Freude getanzt“, sagt der Kameramann lächelnd.

      Die Handlung sowie der Schauplatz des Films stellten DeMarco vor echte Herausforderungen. Doch auf der Leinwand für die richtigen Anschlüsse zu sorgen, erwies sich für Erin Feeley, Script Supervisor, geradezu als Albtraum. Kurz gesagt: Wie schafft man es, Anschlüsse zu wahren, wenn die meisten Requisiten im Wasser treiben? „Wir haben haufenweise Foto gemacht“, sagt Feeley. „Und alle haben versucht, auf die Anschlüsse zu achten. Der ganz normale Kinogänger achtet heutzutage mehr als je zuvor auf Fehler bei den Requisiten, beim Make-up oder bei der Kleidung, und das macht die Arbeit natürlich noch schwieriger. Man will ja nicht, dass die Leute irgendwann zu Hause auf dem Sofa sitzen und Trinkspiele spielen, wenn sie Fehler entdecken. Aber man hat diese Dinge natürlich nur sehr begrenzt unter Kontrolle. Ich kann bestenfalls dafür sorgen, dass sich sämtliche Elemente einer Szene am Anfang wirklich dort befinden, wo sie sein sollen, und dann kann ich nur noch hoffen, dass sie am Ende der Szene ebenfalls dort sind, wo sie hingehören. Zwischen den Aufnahmen steckte ich in einem Taucheranzug – ich sah lächerlich aus! – und bewegte Requisiten hin und her, versuchte dafür zu sorgen, dass sie an der gewünschten Stelle schwammen. Natürlich möchte man, dass die Anschlüsse perfekt sind. Robert spielt so mitreißend, und J.C. und Frank sind so fantastische Aufnahmen gelungen, dass es unglaublich schade wäre, wenn der Zuschauer nicht darauf, sondern auf eine Chipstüte achtet, die im Hintergrund treibt. Aber damit das nicht passiert, musste es am Set jemanden geben, der sich manchmal ganz allein auf eine Chipstüte konzentrierte.“

      Viele Crewmitglieder mussten sich mit dem Wasser arrangieren, andere hingegen fühlten sich darin pudelwohl. Insbesondere Unterwasserkameramann Pete Zuccarini. „Natürlich finde ich es großartig, wenn ich Drehbücher lese, in denen so viel Wasser vorkommt. Immerhin bin ich Fachmann dafür, Filmkameras an Orten zu bedienen, die sehr, sehr nass sind. Ich muss zugeben, dass mich die Lektüre des Drehbuchs von der ersten Seite an begeistert hat – kein Wunder, angesichts von so viel Wasser: Es dringt in das Boot ein, der Held schwimmt im Wasser, das Boot wird geflutet, der Held ist unter Wasser, Gischt benetzt sein Gesicht, Wellen überrollen ihn…“

      „Pete Zuccarini“, sagt Dodson unmissverständlich, „ist der beste Unterwasserkameramann der Welt. Er hat an jedem Wasser-Film mitgearbeitet, von dem man je gehört hat – an 300 Millionen Dollar teuren Projekten ebenso wie an Dokumentationen, die drei Mal gar nichts kosteten. Aber was diese Filme verbindet, sind ihre fantastischen Aufnahmen, weil er a) über einen unglaublich reichen Erfahrungsschatz verfügt und b) das von ihm benutzte technische Material selbst entworfen hat. Die Ausrüstung ist einzigartig und passt perfekt zu den Kameras, mit denen wir arbeiten. Pete und sein Team wissen, wie man in Taucheranzüge steigt, Kameras versiegelt, wie sie ihr Gewicht und ihre Atmung ausbalancieren, um dann im oder unter Wasser schwimmend Bilder einzufangen, die echt unglaublich sind.“

      Zu den atemberaubendsten Unterwasseraufnahmen des Films gehört die wohl komplizierteste Aufnahme des gesamten Films: der Moment, in dem das Schiff im Sturm durchkentert. Das aus Schaumstoff nachgebaute Innere der Yacht, sagt Zuccarini, „war einfach fantastisch. Und wir konnten Mark Norby, unseren Stuntman, darin rücksichtslos herumwirbeln. Wenn er sein Hemd auszog, waren überall blaue Flecken und Schrammen zu sehen. Das sagte aber weniger über die Qualität des Schaumstoff-Sets aus als darüber, wie weit Mark für den Film zu gehen bereit war.“

      Norby war nicht nur Stuntman, sondern auch Stunt-Koordinator des Films und insofern ein unverzichtbares Mitglied der Crew. Beiden Rollen gerecht zu werden, war alles andere als leicht, aber die Doppelfunktion gab der Crew auch mehr Spielraum hinsichtlich der möglichen Stunts. „Ich überlege mir Stunts, von denen ich weiß, dass ich sie problemlos ausführen kann“, sagt Norby. „Was wiederum heißt, dass es während des Drehs Momente gab, in denen ich mir nicht sicher war, ob ich diese Stunts ruhigen Gewissens von jemand anderem verlangt hätte. Zum Beispiel die Szene, in der ‚Unser Mann’ von Bord gespült wird – auf der anderen Seite des Boots war das Wasser nämlich nur knapp 80 Zentimeter tief. Mir wäre es schwer gefallen, diesen Stunt einer anderen Person abzuverlangen. Aber ich wusste, dass ich damit keine Schwierigkeiten haben würde.“

      Dass Norby eine Generation jünger ist als Redford, erwies sich nicht als Hindernis. „Natürlich war es für mich eine ungewöhnliche Herausforderung, jemanden zu doubeln, der 75 Jahre alt ist“, sagt Norby. „Ich musste recherchieren und schaute mir seine letzten Filme an, um eine Vorstellung davon zu bekommen, wie er sich bewegt und wie er seinen Körper hält. Robert ist beispielsweise Linkshänder, ich dagegen Rechtshänder. So ein Detail muss ich mir natürlich merken, um Fehler zu vermeiden. Robert war sehr hilfreich, indem er mich darauf hinwies, dass er sich immer irgendwo festhält oder abstützt, wenn er sich an Bord bewegt. Was im Übrigen ein sehr seemännisches Verhalten ist.“

      Tatsächlich war für Norby als Redford-Double das Schwierigste nicht der Dreh in den Baja-Studios, sondern ein Termin in einem Schönheitssalon in Los Angeles, als man ihm das Haar färbte, damit es Redfords berühmtem Schopf glich. „Ich glaube, ich musste neun Stunden lang stillsitzen – das steht definitiv nicht im Vertrag, wenn man als Stuntman für einen Film unterschreibt. Als ich da in Beverly Hills in einem Salon saß, umgeben von ein paar Damen, die mir ein kleines heißes Hütchen aufgesetzt hatten, fragte ich mich schon: ‘Was machst du hier eigentlich? Wie bist du denn hier gelandet?‘“ Norby lacht und fügt hinzu: „Aber natürlich hat sich auch das gelohnt.“ Produzent Neal Dodson war jedenfalls sehr zufrieden mit dem Ergebnis: „Mark Norby hatte plötzlich etwas von einem sehr jungen Robert Redford. Ich muss gestehen, dass es sogar ein bisschen gruselig wirkte, als wir die beiden erstmals Seite an Seite arbeiten sahen.“

      Die umsichtige Dynamik zwischen Stuntman, Schauspieler, Regisseur und Produzent wurde ein wenig durch Robert Redfords Ruf beeinträchtigt, stolz darauf zu sein, dass er all seine Stunts selbst ausführt. „Mein ganzes Schauspielerleben lang hat es mir Spaß gemacht, meine Stunts selbst zu absolvieren, jedenfalls so oft es ging“, sagt Redford. „Aber wenn man älter wird, wird das natürlich weniger. In diesem Film habe ich die absolviert, zu denen ich noch in der Lage war. Ich finde, dass ein Schauspieler auch Actionszenen erledigen sollte – soweit möglich, jedenfalls. Schließlich machen auch sie eine Filmfigur aus.“ Andererseits, so Chandor, „mussten wir sehr vorsichtig sein, denn wir hatten ja nur einen Schauspieler. Von produktionstechnischer Seite her gesehen konnten wir es uns nicht erlauben, dass er auch nur einen Tag wegen irgendwelcher Verletzungen ausfällt. Oder, Gott behüte, für eine ganze Woche. Wir mussten also wirklich aufpassen. Trotzdem würde ich sagen, dass Robert Redford 90 Prozent der Stunts, die im Film zu sehen sind, selbst absolviert hat. Es gab ein paar Sachen, die wirklich zu gefährlich waren, als dass wir sie von ihm verlangt hätten. Aber er war viel agiler und fähiger, als ich dachte, um diese Dinge selbst zu erledigen.“

      „So weit es möglich war, gaben wir ihm die Chance, viele der Stunts selbst auszuführen“, erzählt Dodson. „Und er nahm die Herausforderungen mit Wonne an. Kletterte den fast 20 Meter hohen Mast hoch. Stieg ins Wasser und ließ sich von der Yacht ziehen. Tauchte durch die Segel hindurch. Sprang vom Bug des Boots auf das Containerschiff hinüber. Während er an Bord war, rammten wir seine Yacht in die Seite des besagten Containerschiffs – eine Aufnahme, die im fertigen Film zu sehen ist! Wir verfrachteten ihn auf ein Rettungsboot, wirbelten ihn durch die Gegend – und er ließ alles mit sich machen!“

      Tatsächlich erlebte Redford nahezu alles, was seine Filmfigur durchmacht, am eigenen Leib: Er wurde von Winden in Hurricane-Stärke getroffen, stand im strömenden Regen und wurde von einer 3000-Liter-Welle umgeworfen. Ganz zu schweigen davon, dass er sowohl in der Kabine als auch auf dem rutschigen Deck ständig hin und her geschleudert wurde. Dodson bezeichnet diese Szenen als „kontrolliertes Chaos“ und zollt Mark Norby, aber auch Jimmy O'Connell sowie Brendon O’Dell große Anerkennung dafür, dass sie sich den Kopf zerbrachen, wie Chandors Visionen am besten zu realisieren sind und dabei trotzdem auf ein sicheres Arbeitsumfeld achteten. Im Wasser befanden sich jederzeit Taucher, die bei Schwierigkeiten sofort eingreifen konnten, und auch Notärzte waren immer dabei – für alle Fälle.

      Produzentin Anna Gerb war von Robert Redfords Arbeitsethos beeindruckt. „Jeden Tag, den er ans Set kam, war seine Lust zu spielen unverändert groß“, sagt sie begeistert. „Zu sehen, wie er seine eigenen Stunts absolviert, war aufregend und inspirierend, aber ein wenig ängstlich waren wir dabei natürlich auch. Er ist schließlich kein junger Mann mehr – eine Tatsache, der wir uns alle bewusst waren. Aber er ist in blendender körperlicher Verfassung. Er liebt das Wasser, und er schwimmt unglaublich gern. Die körperlichen Herausforderungen dieses Films sind nicht zu verachten – allein schon, den ganzen Tag nass zu sein, ist für jeden Schauspieler anstrengend, aber erst recht natürlich für einen 75-Jährigen. Doch er war stets guter Dinge und stellte sich täglich aufs Neue voll in den Dienst des Films.“

      Der Teamgeist, den die Hauptbeteiligten vorlebten, erstreckte sich auch auf die restliche Mannschaft. So musste sich Cutter Peter Beaudreau – noch ein Crewmitglied, das bereits an DER GROSSE CRASH mitgewirkt hatte – der Herausforderung stellen, den Film unmittelbar vor Ort zu schneiden, damit der Regisseur sicher sein konnte, dass er die Aufnahmen bekommen hatte, die er brauchte. „Die ersten Wochen waren wirklich extrem anstrengend“, erinnert sich Beaudreau. „Aber dann gewöhnte ich mich daran, dass ich mich mit Fragen beschäftigen musste, auf die ich nicht unbedingt eine Antwort wusste. Aber weil ich schnell über das Material verfügte, konnte ich J.C. bereits am Abend die Sachen montiert zeigen, die er vormittags gedreht hatte. Und wenn er das Gefühl hatte, dass etwas fehlte, konnte er gleich am nächsten Tag nachdrehen.“

      Auch Brendon O’Dell, der Leiter der Spezialeffekte-Abteilung, dachte sich kreative Lösungen aus, etwa um die heftigen Bewegungen der Yacht im Sturm zu simulieren. „In einem Film mit großem Budget“, so O’Dell, „würde man solche Szenen normalerweise mit Hilfe einer aufwendigen Kardanaufhängung drehen, mit der das Boot in jede Richtung bewegt werden kann. Aber das wäre zu teuer gewesen und zeitaufwändig, und weil wir das wussten, mussten wir uns etwas anderes überlegen. Was uns einfiel, war eine simple Lösung mit hydraulischen Zylindern, die die natürliche Auftriebskraft eines Schiffs nutzen, das gegen das Wasser arbeitet. Wir zogen das Boot am Bug mit Hilfe eines Zylinders nach unten und ließen es dann wieder aufsteigen, und umgekehrt. Seitwärts funktionierte das genau so. Mit dieser simplen Methode gelang es uns nicht nur, die Illusion zu erzeugen, das Boot befände sich mitten in einem Sturm“, sagt er stolz. „Es sah obendrein noch richtig gut aus.“

      Was die computergenerierten Effekte anbelangt, so gibt es im Film keine digitalen Schauspieler; auch Gesichter wurden nicht digital ersetzt. Die meisten Spezialeffekte entfielen auf die Hintergründe und den Himmel, außerdem wurden die Wellen, die auf das Boot von Robert Redford eintrommeln, digital optimiert und vergrößert. Sämtliche Spezialeffekte entstanden unter der Leitung von Chandor und dem erfahrenen Effekt-Spezialisten Robert Munroe bei der in Toronto ansässigen Produktionsfirma SPIN VFX.

      Die Filmemacher profitierten offenkundig davon, dass das Projekt von vielen als kühne Herausforderung empfunden wurde. Denn die Talentdichte in den entscheidenden Positionen ist deutlich höher (sprich: teurer), als das Budget normalerweise erlaubt hätte. Doch die Crew kam vor allem deshalb zusammen, weil sie an den Film glaubte; das gilt für den erfahrenen Coloristen Chris Wallace, der die Farbkorrektur in der Postproduktion bei Deluxe Toronto umsetzte, ebenso wie für die Oscar®-Preisträger Richard Hymns und Gary Rydstrom, die sich gemeinsam mit ihrem Kollegen Steve Boeddeker von Sky Walker Sound an die Filmemacher wandten, nachdem – glücklicher Zufall – ihr alter Freund Robert Redford ihnen von dem Projekt erzählt hatte. Als langjährige Mitarbeiter von Redford, dem Regisseur, stellten sie sich begeistert der Herausforderung, das Sounddesign eines nahezu dialoglosen Films, der auf hoher See spielt, zu erschaffen.

      Die Belohnung für Chandors umweglose, teamspezifische Arbeitsweise? Schauwerte, die weit übers Budget hinausweisen. „Ich hätte nie gedacht, dass ich so viel mehr bekomme, als ich eigentlich brauchte“, sagt der Regisseur. „Ich musste also nicht nur keine Kompromisse eingehen, alle gaben mehr, als man erwarten konnte: mein Star, meine Hauptcrew und all die Handwerker und Techniker. Uns sind Dinge mit diesem Boot, diesem Schauspieler, diesem Stuntmen und dieser Crew gelungen, die alles übertreffen, was mir angesichts unseres Zeitplans und unseres Budgets möglich schien. Einfach unglaublich!“

      Neal Dodson erinnert sich, dass auch er eine Art Erleuchtung hatte: „Eines Tages schaute ich mich um, und mir wurde bewusst, dass dieser winzige Independent-Film hier unten in Baja entstand – da waren dieses gigantische Wasserbecken, das mit 80 Millionen Liter Wasser gefüllt war, drei 18 Meter lange Boote, die von einer 180 Mann starken Crew gebeutelt wurden – und natürlich Robert Redford. Und ich schlenderte hinüber zu J.C. und dachte in diesem Moment: Was für ein großer kleiner Film!“


      „MANN, IST DAS EIN MERKWÜRDIGER FILM!“



      Auch wenn Chandor seinen zweiten Film als „lange Actionsequenz“ bezeichnet, enthält er doch auch viele einzigartige, poetische Details. Einige der erstaunlichsten Bilder sind in ALL IS LOST gleich am Anfang zu sehen, als ‚Unser Mann’ entdeckt, dass ein Schiffscontainer ein Leck in seine Yacht gebohrt und dabei Hunderte von Turnschuhen verloren hat, die nun friedlich auf dem Ozean treiben – ein surrealer Anblick. „Als wir im vergangenen Herbst nach Drehorten suchten“, erzählt Anna Gerb, „erfuhren wir, dass Steve Van Doran, der Besitzer von Vans Sneakers, ganz in der Nähe eine Wohnung besitzt. Er fand das Projekt toll und erwärmte sich schnell für die Idee, dass seine Vans aus diesem Container herausfallen. Wir sind eine Independent-Produktion und hätten es uns nicht leisten können, für die Aufnahmen, in denen zu sehen ist, wie die Sneakers aus dem Container purzeln, 3000 Paar Schuhe zu kaufen. Aber Steve machte sich die Mühe, ein paar seiner Schuhe zum Pool eines Freundes mitzunehmen und dort ein Quicktime-Video davon zu drehen, wie sie auf dem Wasser treiben: 'Seht ihr, meine Schuhe schwimmen! Die sind perfekt für euren Film!' Wenig später schenkte er uns drei Paletten Schuhe, die wir nach dem Dreh an Obdachlosenasyle und bedürftige Menschen weiter verschenkt haben.“

      Poetisch eigenwillige Noten wie die Turnschuhe auf dem Wasser kontrastieren auf bewegende Weise mit der erbarmungslosen Gewalt der Sturmsequenzen. „Ich glaube, die werden sich dem Zuschauer einprägen“, meint Neal Dodson. „Auch die Stille. Es kommt ja im Film selten vor, dass man jemandem beim Denken zusehen kann. Die meisten Filme enthalten viele schnelle Schnitte, und ich mag das, kein Zweifel. Aber so ist unser Film nicht. Klar, auch er enthält Actionsequenzen, die rasant montiert sind. Aber über weite Strecken observiert die Kamera einfach nur den Helden. Wir sehen ihm dabei zu, wie er eine Dosensuppe löffelt oder ein Glas Bourbon trinkt, beobachten ihn beim Kochen und wie er im Regen steht.“

      In einem anderen dieser kontemplativen Momente unterbricht ‚Unser Mann’ seine Arbeit, Vorräte aus dem sinkenden Schiff zu sammeln, stellt sich vor einen Spiegel und rasiert sich – vielleicht zum letzten Mal in seinem Leben. „Wie man sich gegen das Unvermeidliche wehrt, ist schon merkwürdig“, sagt Robert Redford. „Es gibt viele seltsame Augenblicke in diesem Film, und dies ist einer von ihnen: sich zu rasieren, wenn einem das Wasser buchstäblich bis zur Brust steht. Aber wenn sich die Dinge dermaßen gegen einen verschworen haben, kämpft man eben um jedes Stück Normalität, auch wenn das merkwürdig erscheinen mag. Das sagte ich auch zu J.C., ich sagte: ‘Das ist merkwürdig, aber auch ziemlich interessant.‘“

      „Ja“, sagt Neal Dodson, „ich kann mich an den Tag erinnern, als er das am Set sagte. Da lag er in einer Hängematte, unter ihm im Wasser trieben Requisiten, die Kabine lag im Dunkeln, und er tat so, als würde er schlafen, während das Boot hin und her schaukelte. Und einmal hob er den Kopf, schaute in die Kamera und sagte: ‘Mann, ist das ein merkwürdiger Film.‘ Er hat ja Recht: Es ist ein merkwürdiger Film – aber auch ein sagenhaftes Abenteuer, das die Zuschauer fesseln wird. Jedenfalls hat Bob die Vision von J.C. nicht eine Sekunde in Frage gestellt.“

      Diese Vision stellt das Herz der Zusammenarbeit von Regisseur und Schauspieler dar – ein unentbehrliches Element bei jedem Projekt, doch bei dieser sehr speziellen Geschichte und diesem sehr speziellen Cast vielleicht noch ein wenig unentbehrlicher. Dodson erinnert sich an den Tag, an dem er merkte, wie sich die kreative Dynamik zwischen Chandor und Redford entwickeln würde: „Es war ungefähr eine Woche vor Beginn der Dreharbeiten. Wir verließen Baja und flogen nach L.A., um Bob zu treffen, damit er Kostüme anprobiert. J.C. wollte von Bob wissen, was er von zwei bestimmten Hemden hielt. Er probierte beide an. Verschiedene Stoffe, verschiedene Farben. J.C. fragte: ‘Was denkst du, Bob? Dieses oder das?‘ Bob überlegte kurz und antwortete: ‘Weißt du was? Das zu entscheiden, ist nicht mein Job. Dies ist dein Film. Welches Hemd entspricht eher deiner Vorstellung?‘ Es handelte sich zwar nur um die Wahl eines Hemdes, aber Bobs Reaktion sagt viel darüber aus, wie er an diesen Film heranging. Das heißt, er begab sich vertrauensvoll in J.C.‘s Hand, weil er überzeugt war, dass er weiß, was er tut.“

      „Ich mache diesen Film wegen J.C.“, sagt Redford. „Ich mag ihn. Jetzt, da ich mit ihm gearbeitet habe, kann ich es ja sagen: Ich mag ihn. Er ist ein fröhlicher Mensch und hat ein wunderbares Gemüt. Gleichzeitig ist sein Hirn im Dauereinsatz, und das finde ich absolut faszinierend. Ich bin überzeugt, dass er sehr erfolgreich sein wird, weil er nicht nur weiß, was er will, sondern weil er auch weiß, wie er das erreicht. Trotzdem bleibt er dabei entspannt, und das ist etwas Wunderbares. Er ist einerseits ein sehr intuitiver Mensch und hat andererseits sehr genaue Vorstellungen. Und ich weiß, dass er das nötige Talent besitzt, um diese Vorstellungen umzusetzen.“

      Neal Dodson, der Chandor mittlerweile beim Dreh von zwei Filmen beobachten konnte, pflichtet Redfords Meinung bei: „J.C. vertraut seinem Bauchgefühl. Gleichzeitig ist er sehr spezifisch, denn er hat eine genaue Vorstellung und setzt sie gezielt um. Er weiß, wie er etwas hinbekommt. Ich würde zwar nicht so weit gehen und behaupten, dass er den Film bereits im Kopf schneidet – aber bis zu einem gewissen Punkt schon. Während der Dreharbeiten hat er spontan auf manche Einstellungen verzichtet, weil er wusste, welches Material er bereits im Kasten hatte und an welcher Stelle er sich mit seinem Film befand. Und weil er erkannte, dass er beim Schreiben zwar der Meinung gewesen war, dass er diese oder jene Szene braucht, dass sie mittlerweile aber überflüssig geworden waren. Seine Vorstellungen sind unglaublich präzise, und er ist ein großartiger Teamleiter. Er schafft es, dass die Menschen gern für ihn arbeiten. Ich bin überzeugt, die Crew würde das ausnahmlos bestätigen. Mich würde es im Gegenteil überraschen zu hören, dass nicht alle begeistert waren, J.C. dabei zu helfen, seine Vision zu verwirklichen.“

      In diesem Punkt besteht tatsächlich eine seltene Übereinstimmung. „Ich hatte noch nie mit einem Regisseur wie ihm zu tun“, sagt Tito Vasquez, der in Baja als Kulissenbauleiter arbeitete. „Manche trifft man ja noch nicht mal, weil man als Bauleiter eher selten direkt mit dem Regisseur zu tun hat und ihn zu Gesprächen trifft. Aber die Zusammenarbeit mit J.C. war ganz entspannt. Er ist sehr selbstbewusst und ausgesprochen freundlich.“

      „Er ist ein echter Gentleman“, fügt Art Director Marco Niro hinzu. „Vom ersten Tag an, als er hier eintraf, hat er gelächelt. Und er wusste über alles genauestens Bescheid. Wenn es nötig war, erklärte er einem jedes Detail immer wieder, aus jeder Perspektive. Er wusste von Anfang an, dass dies ein sehr, sehr schwieriger Dreh werden würde. Deshalb kamen wir auch ganz oft zusammen. So erreichte er, dass wir das Gefühl hatten, eine große Familie zu sein und an einem Strang zu ziehen.“

      Chandors Selbstvertrauen war nicht nur unverzichtbar, um seine Vorstellungen zu verwirklichen, sondern auch, um sie gegebenenfalls zu verteidigen. Dodson erinnert sich an Treffen mit potentiellen Geldgebern: „Er hatte keine Angst vor ihren Fragen, und er hatte auch kein Problem damit zu sagen: ‘Nein, nein, nein, dies ist der Film, den ich machen möchte, und wenn das nicht die Art von Film ist, die Sie produzieren möchten, verstehe und respektiere ich das völlig. Aber dies ist der Film, den ich machen möchte, und wir werden sicher jemanden finden, der großes Interesse hat, ihn genau so mit uns zu produzieren.“

      Das Ergebnis ist eine Abenteuergeschichte fürs große Publikum, die jedoch von einer sehr persönlichen Vision geprägt ist. Oder wie es Redford zusammenfasst: „Es geht um einen Mann, der eine verdammt aufregende Reise unternimmt – und eine verdammt schlimme Abreibung verpasst bekommt.“


      WARUM WEITERMACHEN?




      „Dieser Film wird wie eine Achterbahnfahrt sein“, verspricht Chandor. „Aufregend, atemberaubend, furchterregend und, wenn ich mich meinen Job gut gemacht habe, letztlich auch sehr bewegend. Sollte ich es schaffen, diese beiden Dinge zu verknüpfen – den Zuschauer auf packende Weise zu unterhalten und dabei gleichzeitig etwas über die menschliche Kondition auszusagen –, habe ich schon viel erreicht.“

      Damit dies gelingt, beschäftigten sich der Regisseur und sein Hauptdarsteller intensiv mit der persönlichen Philosophie des Helden. „Ich sprach lange mit J.C. darüber“, erinnert sich Redford, „warum dieser Mann weitermacht, wo andere längst aufgegeben und gesagt hätten: Jetzt reicht es! Ich befinde mich mitten im Nichts, hier ist niemand, der mir helfen könnte, und es sieht so aus, als hätte ich alles nur Menschenmögliche versucht. Warum also nicht aufgeben?“
      Um diese Frage zu beantworten, kehrte der Schauspieler zu einem Film zurück, den er vor langer Zeit gedreht hat und der in seiner ursprünglichen Einfachheit durchaus mit Chandors Arbeit zu vergleichen ist. „Ich musste an JEREMIAH JOHNSON denken“, so Redford, „an den Film und an die Hauptfigur, zumal ich dieses Projekt ja selbst entwickelt hatte. Jeremiah macht weiter, weil es das einzige ist, was er tun kann: weitermachen. Und in diesem Film verhält es sich, glaube ich, genau so. Unser Mann macht weiter, weil es das Einzige ist, was es noch zu tun gibt. Andere würden aufgeben, andere geben auf. Er hingegen macht weiter.“

      Chandor ist sich darüber im Klaren, was der Name Redford für seinen Film und für das Kinopublikum bedeutet. „Ich weiß, dass es schwierig sein kann, den Helden von Robert Redford zu unterscheiden, wenn der Hauptdarsteller auf eine so lange Karriere zurückblickt und seit 40 Jahren vom Publikum geliebt wird. Die Zuschauer kennen und lieben Redfords Rollen, und die Menschen, die sich diesen Film ansehen, haben sie natürlich im Kopf. Ich kann nur hoffen, dass das Publikum in der Lage ist, dieses Wissen ein Stück weit zu verdrängen. Immerhin liegt das, was der Figur widerfährt, außerhalb jeder Norm. Andererseits möchte ich nicht, dass dieses Wissen überhaupt keine Rolle spielt. Am liebsten wäre es mir, wenn die gemeinsame Geschichte und das gemeinsame Wissen in diese brandneue gemeinsame Erfahrung einfließen. Natürlich lässt es sich nicht vermeiden, dass ganz viel von dem ‘Superstar Robert Redford‘ auf der Leinwand zu sehen ist, und trotzdem wünsche ich mir, dass sich für den Schauspieler und Künstler Robert Redford mit dieser Rolle ganz neue Dimensionen eröffnen.“

      Gerade weil der Schauspieler in ALL IS LOST ausgesprochen wenig sagt, verleiht es den wenigen Worten ein besonderes Gewicht. „Im Film gibt es eine Szene“, sagt Anna Gerb, „in der wir endlich Robert Redfords legendäre Stimme zu hören bekommen. Dialoge gibt es in dem Film so gut wie keine, doch in diesem einen Moment, der nur ein paar Sekunden dauert, sagt er etwas, und der Klang seiner Stimme ist ungeheuer beeindruckend. Wir alle kennen diese Stimme, sie hat uns ein ganzes Kino-Leben lang begleitet. Und obwohl sie nur ganz kurz zu hören ist, fand ich diesen Moment unglaublich bewegend.“

      Letztendlich wird der Erfolg von ALL IS LOST davon abhängen, ob es Chandor und Redford gelingt, einen Draht zum Publikum herzustellen. „Ich hoffe“, so Chandor, „dass sich der Zuschauer in der von Redford gespielten Figur wieder erkennt, jedenfalls teilweise. Dass ‚Unser Mann’ gewissermaßen die Hoffnungen, Probleme, Träume, Sorgen und Ängste des Publikums verkörpert, all diese urmenschlichen Charakteristika. Allzu offensichtlich wollte ich dabei nicht werden, aber ich wünsche mir schon, dass er sich im Zuschauer spiegelt.“
      Sollte ALL IS LOST tatsächlich wie ein Spiegel sein, dann wird das darin Gesehene mit Sicherheit fesseln, erschüttern und wachrütteln. „Ich bin überzeugt, dass es einen Film wie diesen noch nicht gegeben hat“, sagt Dodson. „Er ist einzigartig. Denn 90 Minuten lang sehen wir einem Meister seiner Kunst dabei zu, wie er sich seine Figur erspielt. Aber er erzählt auch ein waschechtes Abenteuer. Und dadurch bekommen die existentiellen Fragen, die der Film stellt, für das Publikum noch mehr Gewicht.“

      Abschließend sagt Dodson: „Der Film dreht sich um die Frage, weshalb wir kämpfen. Weshalb wir überhaupt leben wollen. Und er stellt die Frage, weshalb jemand den Tod bekämpft, wo es doch ganz offensichtlich Zeit ist zu gehen. Seit es Menschen gibt, versuchen Philosophen, Religionen und große Denker, darauf eine Antwort zu finden. Ich bin der Meinung, dass es unserem Film gelungen ist, diese universelle Frage auf neue Art zu stellen. Und was mich betrifft, schaue ich mir lieber Filme an oder produziere sie, die Fragen stellen, als solche, die sie beantworten.“


      BESETZUNG





      ROBERT REDFORD (Unser Mann)

      Als Sohn eines Buchhalters kommt Robert Redford am 18. August 1936 im kalifornischen Santa Monica zur Welt. Nach eigener Einschätzung ein „schlechter Schüler“ während seiner Kindheit und Jugend im benachbarten Van Nuys, zeigt sich Redford auch an den diversen Universitäten, die er besucht – darunter die University of Colorado und das Pratt Institute in Brooklyn, wo er Malerei studiert –, als unentschlossener Student und reist zwischenzeitlich monatelang durch Europa. Es ist der Unterricht an der American Academy of Dramatic Arts in New York, der ihn schließlich seine wahre Berufung erkennen lässt: Robert Redford wird Schauspieler und beginnt seine einzigartige Karriere Ende der 1950er Jahre beim Fernsehen, wo er in unzähligen Serien zu sehen ist, darunter „Perry Mason“, „The Twilight Zone“ und „Alfred Hitchcock Presents“. 1959 hat Redford seinen ersten Auftritt am Broadway, wo er vier Jahre später mit der männlichen Hauptrolle in Neil Simons Erfolgskomödie „Barfuß im Park“ seinen Durchbruch erlebt – ein Part, den er 1966 auch in der gleichnamigen Hollywoodverfilmung mit Jane Fonda übernimmt.

      Gleich am Anfang seiner Filmkarriere dreht Redford den Koreakrieg-Film HINTER FEINDLICHEN LINIEN (War Hunt, 1962) und damit zum ersten Mal unter der Regie eines anderen Debütanten, Sydney Pollack. Mit Pollack wird er weitere sieben Filme drehen, darunter Welterfolge wie DIE DREI TAGE DES CONDOR (The Three Days of the Condor, 1975) und JENSEITS VON AFRIKA (Out of Africa, 1985). Schnell avanciert Robert Redford zu einem der gefragtesten Schauspieler Hollywoods und zum internationalen männlichen Sexsymbol – ein eher ungeliebter Status, dem er mit einer mitunter eigenwilligen Rollenwahl entgegenzuwirken versucht. Doch für jeden JEREMIAH JOHNSON (Jeremiah Johnson, 1972) oder VIER SCHRÄGE VÖGEL (The Hot Rock, 1972) dreht er gigantische Publikumserfolge wie SO WIE WIR WAREN (The Way We Were, 1973) mit Barbara Streisand oder DER CLOU (The Sting, 1973) mit Paul Newman. 1980 wechselt Redford erstmals hinter die Kamera und liefert mit seinem Regiedebüt EINE GANZ NORMALE FAMILIE (Ordinary People) eine inszenatorische Glanzleistung, die unter anderem mit einem Oscar® für die Beste Regie ausgezeichnet wird. Seitdem hat er weitere elf Mal Regie geführt, unter anderem bei dem nostalgischen Familiendrama IN DER MITTE ENTSPRINGT EIN FLUSS (A River Runs Through It, 1992) mit Brad Pitt und zuletzt bei dem Kostümfilm DIE LINCOLN VERSCHWÖRUNG (The Conspirator, 2010) mit James McAvoy und Robin Wright. Obwohl er 1981 zunächst das Sundance Institute gründet und drei Jahre später das Independent-Film-Festival von Sundance in Park City, Utah, aus der Taufe hebt und sich immer intensiver als Umweltaktivist engagiert, bleibt Redford Hollywood treu und dreht an der Seite von Demi Moore EIN UNMORALISCHES ANGEBOT (Indecent Proposal, 1993) und mit Kristin Scott Thomas DER PFERDEFLÜSTERER (The Horse Whisperer, 1998 ). Obwohl ihm in 51 Jahren Kinokarriere und 56 Filmen ein Schauspieler-Oscar® verwehrt bleibt, erhält Robert Redford 2002 von der Academy of Motion Picture Arts and Sciences einen Ehren-Oscar® für sein Lebenswerk.

      Filmografie (Auswahl):


      2013 ALL IS LOST
      (All Is Lost) Regie: J.C. Chandor

      2012 THE COMPANY YOU KEEP – DIE AKTE GRANT
      (The Company You Keep) (Darsteller, Regie)

      2010 DIE LINCOLN VERSCHWÖRUNG
      (The Conspirator) (Regie)

      2007 VON LÖWEN UND LÄMMERN
      (Lions for Lambs) (Darsteller, Regie)

      2005 EIN UNGEZÄHMTES LEBEN
      (An Unfinished Life) Regie: Lasse Hallström

      2001 SPY GAME – DER FINALE COUNTDOWN
      (Spy Game) Regie: Tony Scott

      1998 DER PFERDEFLÜSTERER
      (The Horse Whisperer) (Darsteller, Regie)

      1998 DIE LETZTE FESTUNG
      (The Last Castle) Regie: Rod Lurie

      1994 QUIZ SHOW
      (Quiz Show) (Regie)

      1993 EIN UNMORALISCHES ANGEBOT
      (Indecent Proposal) Regie: Adrian Lyne

      1992 AUS DER MITTE ENTSPRINGT EIN FLUSS
      (A River Runs Through It) (Regie)

      1990 HAVANNA
      (Havana) Regie: Sydney Pollack

      1985 JENSEITS VON AFRIKA
      (Out of Africa) Regie: Sydney Pollack

      1980 BRUBAKER
      (Brubaker) Regie: Stuart Rosenberg, Bob Rafelson

      1980 EINE GANZ NORMALE FAMILIE
      (Ordinary People) (Regie)

      1979 DER ELEKTRISCHE REITER
      (The Electric Horseman) Regie: Sydney Pollack

      1976 DIE UNBESTECHLICHEN
      (All the President’s Men) Regie: Alan J. Pakula

      1975 DIE DREI TAGE DES CONDOR
      (Three Days of the Condor) Regie: Sydney Pollack

      1974 DER GROSSE GATSBY
      (The Great Gatsby) Regie: Jack Clayton

      1973 SO WIE WIR WAREN
      (The Way We Were) Regie: Sydney Pollack

      1973 DER CLOU
      (The Sting) Regie: George Roy Hill

      1972 JEREMIAH JOHNSON
      (Jeremiah Johnson) Regie: Sydney Pollack

      1969 ZWEI BANDIDTEN
      (Butch Cassidy and the Sundance Kid) Regie: George Roy Hill

      1967 BARFUSS IM PARK
      (Barefoot in the Park) Regie: Gene Saks

      1966 EIN MANN WIRD GEJAGT
      (The Chase) Regie: Arthur Penn

      1965 VERDAMMTE, SÜSSE WELT
      (Inside Daisy Clover) Regie: Robert Mulligan


      STAB





      J.C. CHANDOR
      Buch und Regie

      J.C. Chandor kommt 1974 in Bernards Township, New Jersey, zur Welt und wächst im Großraum New York City und in London auf. An der New York University studiert er Filmproduktion und macht seinen Bachelor-Abschluss in den Fächern Amerikanistik und Film am College of Wooster in Ohio. In den 15 Jahren vor seinem Kino-Regiedebüt im Jahr 2011 dreht J.C. Chandor unzählige Dokumentarfilme, Kurzfilme und Werbespots, die mehrfach preisgekrönt werden; zu seinen bekanntesten Werbekunden gehören Subaru Motors of America, Red Ball Racing, Major League Soccer, BMW-Oracle Racing, America Online, DC Shows sowie Carhartt Outdoor Clothing. Für AOL/Warner Bros. dreht er eine sechsteilige Konzertfilm-Reihe mit u. a. Sting, Elton John und The Red Hot Chili Peppers. Aufsehen erregt das hochkarätige Ensemble mit u. a. Kevin Spacey, Jeremy Irons, Demi Moore, Stanley Tucci und Paul Bettany, das er für DER GROSSE CRASH (Margin Call, 2011), seinen ersten abendfüllenden Spielfilm, zusammenstellen kann. Die dramatische Geschichte vom Beginn der Immobilien- und Finanzkrise wird beim Sundance Filmfestival und im Wettbewerb der 61. Berlinale aufgeführt und bringt ihm nicht nur weltweit begeisterte Kritiken ein, sondern auch eine Oscar®-Nominierung für das Beste Originaldrehbuch sowie den Preis als Bester Regisseur des renommierten National Board of Review. Mit seinem zweiten Film ALL IS LOST wird J.C. Chandor nach Cannes eingeladen, wo der Film im Mai 2013 außerhalb des Wettbewerbs seine Welturaufführung erlebt und mit hymnischen Kritiken, auch für den Hauptdarsteller Robert Redford, gefeiert wird. Chandor, der mit seiner Frau, der Malerin Mary Cameron Goodyear, und ihren beiden Kindern in Providence, Rhode Island, lebt, hat im Winter 2013 seinen dritten Film A MOST VIOLENT YEAR abgedreht, einen Thriller mit Jessica Chastain und Javier Bardem, zu dem er wieder das Drehbuch verfasste.

      Filmografie:

      2013 ALL IS LOST
      (All Is Lost)

      2011 DER GROSSE CRASH
      (Margin Call)



      FRANK G. DEMARCO
      Kamera

      Frank G. DeMarco studiert zunächst Moderne Sprachen, macht seinen Bachelor of Arts und ergänzt das Studium schließlich in Italien. Als er dort am Set eines TV-Werbespots jobbt, ist er so begeistert, dass er beschließt, Kameramann zu werden. Über Stationen wie Kameraassistenz, Kameraführung und Second-Unit-Kamera arbeitet er sich nach oben. 1994 zeichnet er bei THEREMIN: AN ELECTRONIC ODYSSEE erstmals als Kameramann verantwortlich. Es folgen so unterschiedliche Filme wie HEDWIG AND THE ANGRY INCH (Hedwig and the Angry Inch, 2001), SHORTBUS (Shortbus, 2006), BLITZLICHTGEWITTER (Delirious, 2006) sowie RABBIT HOLE (Rabbit Hole, 2010) mit Nicole Kidman.

      Mit John Cameron Mitchell als Regisseur und Marion Cotillard in der Hauptrolle dreht er für Dior den langen Kurzfilm „L.A.dy Dior“. Außerdem steht er bei zwei Folgen der US-Kultserie „Mad Men“ hinter der Kamera. Zuletzt abgedreht hat DeMarco Susan Seidelmans Kinokomödie THE HOT FLASHES mit Brooke Shields, Daryl Hannah und Virginia Madsen sowie fürs US-Fernsehen die Stephen-King-Verfilmung A GOOD MARRIAGE mit Joan Allen und Anthony LaPaglia.


      Filmografie (Auswahl):

      2013 ALL IS LOST
      (All Is Lost) Regie: J.C. Chandor

      2011 DER GROSSE CRASH
      (Margin Call) Regie: J.C. Chandor

      2010 RABBIT HOLE
      (Rabbit Hole) Regie: John Cameron Mitchell

      2006 BLITZLICHTGEWITTER
      (Delirious) Regie: Tom DiCillo

      2001 HEDWIG AND THE ANGRY INCH
      (Hedwig and the Angry Inch) Regie: John Cameron Mitchell



      PETE BEAUDREAU
      Schnitt

      Nach einem abgeschlossenen Studium am Film Conservatory Program des New Yorker Purchase College arbeitet Pete Beaudreau zunächst als Schnitt-Assistent der renommierten Dokumentarfilmer Peter Sillen und Jeff Feuerzeig. Der erste Spielfilm, bei dem er für den Schnitt verantwortlich zeichnet, ist THE AMERICAN ASTRONAUT (The American Astronaut, 2001) von Cory McAbee. Seine jüngsten Arbeiten sind die Leonardo-DiCaprio-Produktion GARDENER OF EDEN (Gardener of Eden, 2007), DER BÖRSEN-CRASH (August, 2008 ) sowie SYMPATHY FOR DELICIOUS (Sympathy for Delicious, 2010), das Regiedebüt von Schauspieler Mark Ruffalo.

      Filmografie (Auswahl):

      2013 ALL IS LOST
      (All Is Lost) Regie: J.C. Chandor

      2011 DER GROSSE CRASH
      (Margin Call) Regie: J.C. Chandor

      2008 DER BÖRSEN-CRASH
      (August) Regie: Austin Chick


      NEAL DODSON
      Produktion

      Neal Dodson, Jahrgang 1978, absolviert an der Carnegie Mellon School of Drama eine Schauspielerausbildung, die er mit einem BFA beendet. Er arbeitet zunächst als Darsteller, wechselt aber schon bald hinter die Kamera. Als Produzent von zahlreichen preisgekrönten Kurzfilmen sammelt er wertvolle Erfahrungen, die er schließlich bei DER GROSSE CRASH (Margin Call, 2011) erstmals bei einem abendfüllenden Spielfilm anwenden kann. Mit seinen Partnern Zachary Quinto und Corey Moosa bei der Produktionsfirma Before the Door Pictures bereitet er derzeit ein halbes Dutzend Spielfilmprojekte vor. Zuletzt hat Dodson, der mit der Schauspielerin Ashley Williams verheiratet ist, J.C. Chandors dritten Spielfilm A MOST VIOLENT YEAR mit Jessica Chastain und Javier Bardem in den Hauptrollen produziert.

      Filmografie (Auswahl):

      2013 ALL IS LOST
      (All Is Lost) Regie: J.C. Chandor

      2011 DER GROSSE CRASH
      (Margin Call) Regie: J.C. Chandor



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