Okja (Bong Joon-Ho)

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    Es gibt 29 Antworten in diesem Thema. Der letzte Beitrag () ist von Data.

      Live Action Ghibli meets Spielberg im satirischen Gewand.

      Okja verpackt seine Message nicht gerade metaphorisch, lässt aber auch die "Guten" vom satirischen Fleischwolf nicht verschont. Hier werden weder Helden noch Monster kultiviert. Das ausserdem ausgerechnet ALF als Akronym für die Organisation des Tierschutzvereins steht, entbehrt nicht einer gewissen Komik. Hier und da schwenkt der Film dann aber doch zu sehr in seiner Tonalität und die ersten 45 Minuten, ganz im Spielbergischen Metier der Achtzigerjahre, sind stimmiger als der Rest. Der Cast weiß bis auf eine Ausnahme zu überzeugen und Tilda Swinton ist ohnehin ein Geschenk für jeden Film. Was Gyllenhaal hier aber abgeliefert hat, ist bestenfalls peinlich. Ähnlich Swintons Figur ist sein Dr. Wilcox natürlich bewusst überspitzt, wo Swinton aber die Gratwanderung mit Bravour meistert, scheitert Gyllenhaal kläglich.

      Dennoch, der Film macht vieles richtig und allein für derlei Momente (twitter.com/hunteryharris/status/880104633468956672) lohnen sich die zwei Stunden. Schade das Okja nicht auf der großen Leinwand zu sehen sein wird, denn der Film hat mehr Herz und lebhafte Figuren als 99% aller anderen Sommerblockbuster. Am Ende wird ein Satz von Swintons Figur, der gemäß seines Bezuges Satire sein müsste zu bitterem Zynismus: "If it's cheap, their eat it".

      7,0/10
      EAT THE RICH


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      Mein Filmtagebuch



      „I think storytelling is all about children. We human beings love to hear stories being told - and it first happens when you're a kid.“
      - David Chase

      Okja ist schwer in Ordnung. War nun nicht übermäßig begeistert, aber sehenswert erschien mir das Werk schon. Diese Beziehung zwischen einem Bauernmädchen und einem fanatastischen Wesen derart konkret in ein politisch-gesellschaftliches Setting zu setzen, war ein durchaus geschickter Schachzug. Der Film nimmt sich den Themen rundum Genmanipulation und Massentierhaltung auf eine verspielte und recht leicht verdauliche Weise an. Vieles in Okja bleibt freilich typisch Schwarz und Weiß, was bei der Aufmache aber legitim ist. Sicher, um ein paar Prozentchen Profil ist man auch bei den "Bösen" bemüht, was aber verpufft, doch die Produktion schildert auch, dass Obacht geboten ist, seine eigenen Prinzipien nicht zu vergessen, wenn man sich leidenschaftlich für eine Sache einsetzt. Ansonsten sorgten kleine Seitenhiebe in alle Richtungen stets für etwas Leben.

      Manche Szenen waren aber banaler als sie hätten sein müssen und Gyllenhaals Rolle/Performance war tatsächlich sehr unglücklich - wow. Aber hey, das war nach seinen 1A- Performances in Prisoners, Nightcrawler, Enemy, Demolition oder Nocturnal Animals auch gnadenlos überfällg. Kaum einer hat mehr Kredit. Grundsätzlich war der künstliche Stil des Films nicht so auf meiner Wellenlänge, wohlwissend, dass die Überspitzung natürlich aus freien Stücken geschah. Dennoch. Ebenso der Humor war eher lala. So wirklich Mitfiebern war auch nur in wenigen Momenten angesagt bei mir. Das Ende jedoch - auf der einen Seite zwar irgendwo versöhnlich, die Erkenntnis aber dann doch eher tragisch - erschien mir aber recht stimmig. Kann man sich jedenfalls schon mal ansehen, letztendlich über dem Durchschnitt, doch. Achja: Es existiert eine After-Credit-Scene.

      6 / 10






      Was ein toller Film! Nur abgesehen davon, dass die Animal Liberation Front eben keine Tierschutzorganisation ist, sondern eine dezentral organisierte Bewegung (ähnlich Antifa), konnte ich dem Film wirklich viel abgewinnen.

      Ich hatte aufgrund guter Kritiken einiges erwartet, aber dass dann doch soviele Aspekte mit einflossen, fand ich bemerkenswert. Ganz zentral wurde das Thema des Speziesismus behandelt: Des einen Freund will der andere essen. Ja, die Europäer essen Schweine, Rinder und Hühner. Wir haben Hunde als Haustiere. Und diejenigen, die Schweine, Rinder und Hühner essen, regen sich darüber auf, dass man woanders Hunde isst. Hier soll auch der Freund, ein empfindsames, niedliches Wesen gegessen werden. Wieso eigentlich? Ach ja, ist ja billig. Hier hätte man eventuell noch mit einfließen lassen können, dass der Welthunger auch anders besiegt werden kann, nämlich durch die Abschaffung des Massenfleischkonsums (für 1 kg Rindfleisch werden 16 kg Getreide benötigt...).

      Hinzu kommen Themen wie Massentierhaltung sowie Marketing, das den Konsumenten ein gutes Gewissen einreden soll. Fand ich gut gelöst und geschickt mit eingewebt. Ein wirklich gutes Drehbuch, das teils richtig überspitzte Ansätze beinhaltet, und dennoch kommt das Gefühl nicht zu kurz.

      Bei Jake Gyllenhaal weiß ich noch nicht, ob ich ihn gut oder zuviel des Guten fand, aber ansonsten fand ich den Film wirklich gelungen.

      Über die Effekte lässt sich streiten, teils waren diese echt gut, teils aber auch sehr offensichtlich.

      Toller Film, der hoffentlich noch viele Menschen zum Nachdenken animiert.
      Break through the surface and breathe.
      Bin ja Fan von Gyllenhaal, aber was hat er sich bei dieser Performance gedacht? :uglylol:
      Ansonsten aber ein weiterer guter Film von Bong. Klar, die Message wird nicht gerade subtil rübergebracht, aber mir hat das gefallen. Ob Dano als das gute Gewissen, Swinton als die skrupellose Geschäuftsfrau oder das Mädel in Kombination mit Okja... hat alles super funktioniert. Sehenswerter Film.

      7,5/10

      Oh Gott. Jake Gyllenhaal. Michael Palins buffoon-Stimme in bestimmten Monty Python-Sketchen kommt an Überdrehtheit nicht an das ran, was Gyllenhaal hier angestellt hat. Sollte das Satire sein? Dachte er, er hat einen Gastauftritt in der Sesamstraße? Ich habe großen Respekt vor dem Mann als Schauspieler - aus meiner Sicht ist er einer der Besten seiner Generation - aber das war eine Reihe an Fehlentscheidungen, die er für seine Darstellung hier getroffen hat, die selbst bei einem Film wie Okja, dem man ja wahrlich gewisse satirische Elemente nicht absprechen kann, den Eindruck machen, als würde er nicht imselben Film spielen, wie seine restlichen Kollegen in der Besetzung.

      Ich denke, Bong Joon-ho ist bei puren Thrillern grundsätzlich besser aufgehoben, als wenn er sich im genre blending versucht. Parasite und Memories of Murder sind großartige Filme, die zeigen, dass er Suspense hervorragend kann. Aber irgendwie komme ich nicht so ganz auf ihn klar, wenn seine Konzepte größer - eventiger - werden. Snowpiercer fand ich lachhaft, was die Sci-Fi hinter der Idee anging, und in der Umsetzung und im Ton so dermaßen plump und albern, dass der Film mit seiner ganzen Kritik am Klassensystem daran abprallte. Okja findet sich ebenfalls im Sci-Fi-Genre wieder, fängt aber wesentlich intimer an und hat in dieser spielberg'schen angehauchten Welt eine wesentlich fröhlichere Stimme. Wie @Wucki schon sagte, der Film punktet vor allem in seiner ersten Hälfte mit Herz und Komik und einer süßen, einfühlsamen Beziehung zwischen dem titelgebenden Tier und einer beeindruckenden kleinen Ahn Seo-hyun. Für mich ist der Film danach dann aber abgefallen: Der Mix aus Umweltmessage, Kapitalismus und unternehmerischer Gier kann grundsätzlich funktionieren, aber der tonale Kontrast zwischen den Szenen, die ernst sein und eine gewisse Schwere zeigen sollen, und denen mit satirischem Fokus, ist so unglaublich misslungen gehandhabt, dass bei mir der Eindruck entstand, als hätte man hier Szenen in einen Film zusammengeschnitten, die von zwei verschiedenen Filmemachern gedreht wurden. Bong Joon-hos Experiment des plötzlichen tonalen Wechsels will bei mir da einfach nicht zünden. Ich kann schon mal mit einer plumpen Message, gerade wenn sie so wichtig ist, wie die von Okja (man muss beim globalen Fleischkonsum ja nicht um den heißen Brei herumreden). Aber der Film sollte sich dann nicht zu clever fühlen und sich schon auch bewusst sein, dass er plump ist. Gerade, wenn man eine Performance wie die von Gyllenhaal erlaubt und sowas im selben Film zeigt, wie die Szenen in der Schlachtfabrik und im Gehege, die ich sehr gut in Szene gesetzt, traurig und bewegend fand. Aber diese beiden kontrahierenden Elemente dann nacheinander im selben Film zu zeigen, ist schon eine fragwürdige Entscheidung und Okja wird dadurch, trotz guter Voraussetzungen und einer gelungenen ersten Hälfte, zu einem maximal mittelmäßigen Filmerlebnis, was ich schade finde.
      "I think there should be visuals on a show, some sense of mystery to it, connections that don't add up. I think there should be dreams and music and dead air and stuff that goes nowhere. There should be, God forgive me, a little bit of poetry." - David Chase