Ja, es ist getan. Es ist geschafft. Zwei Kurzfilme innerhalb von zwei Monaten weggearbeitet als Autor und (Co-)Regisseur, einer davon sogar fast gut. Aber sei es drum. Dafür, dass ich vorher noch nie an nem Set gestanden hab, lief alles erstaunlich gut und organisiert ab. Ich werd den Stuff wiederholen und hab auch schon Pläne für eigene Kurzfilme bzw. vielleicht auch einen Werbespot? Mal sehen. Allerdings werde ich den März erstmal nutzen um in Klausur zu gehen und meine eigenen Fehler der letzten Wochen aufarbeiten. Denn da gibts so einiges aufzuarbeiten. So verstehe ich mittlerweile deutlich besser, warum Regisseuren gerne der Ruf von Arschlöchern nachhängt. Denn man muss den Laden zusammenhalten und ich als recht kompromissfreudiger Mensch hab festgestellt, dass sich die Kritik an den Filmen am Ende an den Dingen aufhing die ich als Kompromiss gemacht hab. Das nächste Mal muss ich also noch arschlochhafter und konsequenter auftreten, um die Ideen zu verteidigen. Hoffentlich wird das was, ich wäre eigentlich gerne weiter ein netter Zeitgenosse gewesen. Aber warten wir mal ab, wie das ausschaut. Andere Erkenntnisse aus zwei 100h-Wochen Dreh- und Schnittzeit:
- Je mehr Lampen, desto heißer das Set.
- Kurze Hose ist auch im Februar voll okay, solange man Beleuchter oder Kameramann ist.
- Wer schreit, verliert.
- Es gibt immer irgendwen, der alles besser weiß. Hör ihm zu. Und ignorier ihn dann.
- Talent erkennt man nicht am Mundwerk sondern am Handwerk.
- Ein Film wird dreimal erzählt. Einmal im Drehbuch, einmal am Set, einmal im Schnitt.
- Codecs und Schnittprogrammversionen sind Arschlöcher.
- Wo steht das Licht?
- IM ERNST - WO STEHT DAS VERDAMMTE LICHT?!
- Panzertape ist dein bester Freund.
- Je besser das Catering, desto entspannter die Crew.
- Außer, es ist zu gut. Dann stehen alle beim Catering und keiner am Set.
- Not macht kreativ.
- Verkackt der Ton, verkackt der Film.
- Data-Wrangler sind neu. Aber wichtig.
- Es muss nicht immer die RED EPIC sein. Auch mit anderen Kameras kann man scheiß Filme drehen.
- 25fps suckt.
- Je mehr man am Anfang plant, desto mehr schläft man am Ende.
- Bereite dich vor, tauch mit Herz auf. Hör zu und erkenne bessere Ideen, wenn sie jemand hat.
- Es ist nicht geil, bis 4 Uhr morgens zu arbeiten.
- Je besser die Crew, desto besser der Regisseur.
- Umgib dich mit Menschen die klüger sind als du.
- Nicht alles kann man planen. Unglücke passieren, nicht alles klappt. Bleib gelassen und improvisiere.
- Lass Drehbuchautoren nie an die Kamera.
- Aufs Maul kriegste eh. Such dir aus, von wem.
- Nicht alle Schauspieler sind Brie Larson und Michael Fassbender. Sei trotzdem nett zu ihnen.
- Sei generell zu allen am Set nett. Wer schreit, verliert.
- Handys trotzdem immer in den Flugmodus.
- Haze ist Aufwand deluxe.
- Grading ist ne Bitch.
- Such dir einen guten Aufnahmeleiter und lass ihn nicht wieder los.
- Nichts ersetzt einen guten Szenenbildner. Auch kein Greenscreen dieser Welt.
- Mach das, was dir Angst macht. Damit wächst du am meisten.
Sicher gibts noch einige andere Dinge, die ich gelernt habe aber der Platz soll ja nun auch nicht gesprengt werden. Generell hab ich festgestellt, dass ich viel mehr Lust auf Setleben habe als nur am Laptop oder im Cafe zu sitzen. Organisation und Hindirigieren machen mir viel Spaß. Zumindest hat mir dieses kleine Experiment jetzt schon mal ein paar Nachfolgeangebote eingebracht. Nichts großes, aber immerhin. Die nächsten Monate werden auch wieder arbeitsam: Man will ja schließlich irgendwann zum Kinofilm. Jetzt mach ich aber erstmal ein Wochenende lang Pause, hole ein paar Blu-Rays nach ("Carol", "Selma", "It Follows", usw.) und bereite mich dann auf das geheime, nächste Projekt vor.
Darf ich hier überhaupt über geheime Projekte sprechen?
Ach, egal. Roadmovie, here I come.
"You're fighting a war you've already lost."
"Well, I'm known for that."