GregMcKenna goes to Hollywood

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    Es gibt 454 Antworten in diesem Thema. Der letzte Beitrag () ist von GregMcKenna.

      GregMcKenna goes to Hollywood




      Was soll das hier?
      Das hier wird ein Thread sein, in dem ich in Zukunft in Tradition dieses Beitrages öfter mal aus dem Nähkästchen eines Filmemachers plaudere. Denn nunmehr ist es offiziell: Nach dem Schritt vom Cineasten zum Schmalspurkritiker gehe ich jetzt weiter zu den Filmemachern. Wie konnte das nur passieren? Ehrlich gesagt: Ich weiß auch nicht. Die Leute bei der Filmakademie Baden-Württemberg* brauchten wohl noch Kanonenfutter für die Drehbuchautorenriege. Sei es drum, ich gehör jetzt offiziell zum Filmnachwuchs. Und weil die Filmakademie Baden-Württemberg auch noch vom Hollywood Reporter zu den 15 besten Filmschulen der Welt gezählt wird, heißt es jetzt "No pressure".

      Jetzt gibst du aber an. Okay, jaja. Ein bisschen Narzissmus ist schon dabei. Aber ich will nicht wie einige andere Filmemacher in den Elfenbeinturm der Kunst entschweben sondern Kontakt zum Publikum halten. Zu den Leuten, für die wir am Ende auch Filme machen. Ich will das Publikum ernst nehmen und nicht sagen "Das sind alles Deppen, jetzt dreh ich nur noch belanglosen Stuff als Opium für die Volksberieselung". Ich finds nicht toll, den genialsten Film der Welt zu machen und ihn dann nur 50 Leuten zeigen zu können während am Start-WE 500 Leute reingehen. Ich will den Kontakt zum Publikum halten und gerade weil der deutsche Film m.E. so in der Krise steckt, finde ich einen fundierten Austausch wichtig. Auch dafür ist das hier: Für Kontakt auf Augenhöhe. Ich wünsche mir Nachfragen von euch. Auch gerne Widersprüche. Vielleicht stecke ich in einer Diskussion mit Produzenten fest und hier hat jemand eine Antwort oder Idee oder ein Argument, das ich vor Betriebsblindheit schon gar nicht mehr sehe.

      * - die haben auch das hier gemacht:


      Und was machste nun? Ich werd hier in diesem Thread regelmäßig über Erlebnisse aus der Welt der Filmemacher berichten. Quasi "Was passiert alles vom Aussuchen des Titelfonts auf der ersten Drehbuchseite bis zur After-Credit-Scene und dem festgetretenen Popcorn"? Ich werd von meinem Scheitern berichten, von tollen Momenten; wenn etwas funktioniert oder auch nicht funktioniert. Von Frust und vielleicht auch kleinen Siegen. Ich werd hier keine Dreckwäsche waschen und auch die Nennung von Namen wird wohl eher kurz kommen. Man will es sich ja schließlich nicht von vornherein mit potenziellen Arbeitgebern verscherzen. Hab ich schon mal erwähnt, dass "Arbeitgeber" eigentlich das falsche Wort ist? Ach, das klären wir ein andermal. Aber was es hier gibt, ist ein Blick hinter die Kulissen. Nicht besonders exklusiv aber für jede Fragestellung offen. Also fragt bitte hemmungslos, wenn euch etwas interessiert. Ernsthaft.

      Das ist doch nur Textwüste. Stimmt. Zu dem Zweck werd ich hier auch hin und wieder mal Geknipse, clevere Zitate von anderen Filmmenschen auf Twitter oder YT-Videos teilen - oder von Instagram Bilder direkt von Sets oder so. Wenn ich Zeit habe, kann ich Interpretationen oder Stilanalysen von Regisseuren oder Autoren verfassen. Nicht in die Tiefe, das liest hier eh keiner. Oder doch? Sagts mir, wenn euch das interessiert. Aber vielleicht so, dass es euch ein wenig Spaß macht und ihr was dabei lernen könnt. Wenn ihr wollt. Und vielleicht lern ich auch noch was von euch. Denn das ist - ungebrochen - wichtig: Filme auch wie das Publikum zu sehen. Denn am Ende kann man sich nicht mit Produktionsproblemen rausreden. Ein Film ist gut oder nicht. Basta. Und das ist der Qualitätsstandard, der gilt.

      Aber keiner schreibt doch so ein Geschwurbel einfach so ins Web
      . Okay, ist für mich auch ein Weg, all die Informationen zu verarbeiten. Aber meine stille Hoffnung ist, dass ich vielleicht jemanden neugierig machen kann. Vielleicht wird jemand dadurch angefeuert und denkt sich "Das kann ich auch!". Vielleicht kommt jemand auf die Idee, selbst mal zum Film zu gehen. Das wäre schön. Und nebenbei will ich auch noch den deutschen Film ein wenig auf die Beine bringen. Vielleicht geht da ja was. Mal sehen. Bei Drehbüchern kann ich mehr Einblick geben, bei anderen Bereichen wie Licht oder Maske weniger. Bei Regie und Kamera sollte aber was gehen. Da krieg ich zumindest rudimentär was beigebracht, damit ich bei einer ARRI SuperteuerXXL nicht auf "Selbstzerstörung" drücke.

      Bereust du den Threadtitel schon? Ein bisschen.

      So. Und jetzt als Rausschmeißer noch ein 3D-Animationsfilm von der Filmakademie. Ursprünglich für 3D und Dolby Atmos gemacht. Und das von Studenten. Immerhin.



      "You're fighting a war you've already lost."
      "Well, I'm known for that."

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      Schoolboy schrieb:

      Wie alt bist du eigentlich wenn man fragen darf? Etwas mehr infos zu deiner person wären nicht schlecht.Bin jetzt 22 und will auch irgendwie zum film.Oder bin ich schon zu alt?

      Ich red so ungern über mich. :P

      Aber ich zähl 27 Lenzen. Mit 22 bist du aber nicht zu alt. Ich hab Kommilitonen von über 30 genauso wie solche, die frisch vom Abitur kommen. Ich würde sagen, die Veranlagung zählt. Und der Wille, sich zu mühen. Und ein Quäntchen Glück am Tag der Aufnahmeprüfungen. Kommt auch auf die Richtung an, in die du gehen willst: Regie? Drehbuch? Kamera? VFX und Animation? Musik? Und dann kommts auch auf die Filmhochschule an, an der man sich bewirbt bzw. ihre Philosophie. Letzten Endes bin ich aber der Meinung, dass sich Leistung durchsetzt. Spielberg wurde von der Filmhochschule seiner Wahl abgewiesen, Fincher wurde rausgeschmissen und James Cameron hat nie eine Filmschule von innen gesehen. Mach was dir Spaß macht und nimm jede Erfahrung mit die du kriegen kannst. Besonders die schlechten. Leidenschaft und Leistung machen dich sichtbar.

      @DerPat: Ach, ich und falsche Entscheidungen ... eine Liebesgeschichte. :P

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      viel spass, das ist die hauptsache,

      kenne eine schauspielern vom hitlerspot, die ist jetzt auch in den staaten, noch nicht gross am rauskommen, aber leben kann sie davon und somit hat sie sich doch damit was erfuehlt..

      erst die woche wieder ne runde auf vimeo verbracht. man man gibt es talentierte regisseure, gerade was dokus und werbespots angeht.
      Danke euch allen vielmals. Echt. Ich wusste echt nicht, wie das hier ankommen würde. Aber ich verdank es ja auch dem Forum ein Stück weit, mich in diese Richtung geschubst zu haben. Da kann ich vielleicht ein bisschen was zurückgeben und - ernsthaft - falls jemand Fragen an den "deutschen Michael Bay" (danke dafür übrigens :D) hat: Echt, her damit.

      So. Bevor es dann in ein Wochenende voller Arbeit geht, ein kleiner Blick in das, was wir da so täglich machen: Hinterköpfe fotografieren.


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      Tag #35 oder auch: Die Kunst des Verlierens

      80 Prozent der Arbeit eines Drehbuchautoren sind vom ersten Tag an für die Katz. Und darum fangen wir hier auch mit Niederlagen und Scheitern an [auch wenn mir das Management davon abgeraten hat, Anm. d. Verf.] Einerseits, weil es normal ist, 20 Seiten an einem Abend zu schreiben, dann 19 Seiten davon zu löschen und am nächsten Morgen auch die letzte halbe Szene scheiße zu finden und wieder auf null zu gehen. Andererseits, weil es das Business mit sich bringt. Ein Missverständnis zwischen Außenwelt und Innenwelt dieser Branche ist der Gedanke, dass man für den Zuschauer schreibt. Das tut man nämlich nicht. Wenn man ein Treatment oder Expose für einen Stoff schreibt, dann ist der meist darauf ausgerichtet, Produzenten zu gefallen. Und da kann man schon verlieren, ganz einfach weil der Produzent oder Regisseur lieber mit seinem Buddy-Autoren arbeitet als mit dir oder mir. Das ist normal, das gehört zum Geschäft und ist der Grund, warum Networking in starker Konkurrenz zu purer Leistung steht. Einfach nur brilliant zu schreiben reicht nicht. Aber das ist etwas, was ein andermal erörtert werden soll. Heute geht es um diese 80 Prozent pure Niederlage. Wer nicht verlieren kann, sollte das Geschäft meiden. Und man verliert viel.

      Zeitsprung, zurück ins Jahr 2013, Boxdorf bei Nürnberg: Im Flutlicht einer Fußballanlage gewinnt der Tabellenletzte Wiesengrund Kickers gegen den seit 2 Jahren ungeschlagenen Spitzenreiter Waschhaus Warriors ein Spiel mit 2:1. Es ist der erste Sieg der Kickers seit einem Jahr. Wir waren Erfolg nicht gewohnt. Zuerst weiß keiner so recht was mit sich anzufangen. Aber als alle realisieren, was da passiert ist, gibt es eine Traube als hätte man gerade die deutsche Meisterschaft und die CL in einem Spiel gewonnen. Mit dabei als rechter Verteidiger und zertretenem Schienbein: Ich. Während die Kickers ihren Sieg feiern, schreien sich bei Waschhaus alle an. Wir waren schlecht. Aber wir waren ein Team. Und wir waren auch ein Team als wir immer verloren haben. Waschhaus wurde durch Erfolge zusammengehalten. Die Kickers durch ihren Teamgeist. Niederlagen schweißten das Team zusammen. Und Niederlagen wurden uns irgendwann egal. Ich hab in dieser Zeit viel über Niederlagen gelernt. Dass man sich für sie nicht schämen muss. Dass Niederlagen sogar mehr Spaß machen können als Siege. Und dass man durch sie manchmal auch Freundschaften schließt.

      Und was hat Fußball mit Drehbuchschreiben zu tun?

      Man lernt das Scheitern. Es ist egal, ob man nun vier Spiele in Folge zweistellig verliert oder vor einer Redaktion eines Senders steht und gerade auseinandergenommen wird. Am nächsten Tag geht die Sonne immernoch im Osten auf. Man kann auf viele Arten scheitern: Ein Konzept wird verworfen, deine Lieblingspassage rausgeschrieben oder dir wird ein Herzensprojekt ganz weggenommen und verfälscht. Das ist normal und ich glaube auch, dass wir uns alle so ein bisschen durchs Leben scheitern - aber wenn wir das gut machen, dann erhobenen Hauptes und jedes Mal ein bisschen besser. Wenn ich - wie heute - mal mit nem Storykonzept vor versammelter Mannschaft verrissen werd, hol ich mir immer den großen Philosophen Rocky Balboa zurück:



      Und der Mann hat recht: Was fürs Boxen gilt, gilt auch fürs Schreiben. Es geht nur darum, einstecken zu können und trotzdem weiter zu machen. Wenn man das verinnerlicht, hat man schon viel gewonnen. Auch "Star Wars" begann als Idee im Kopf eines einzigen Mannes und noch bei der ersten Vorführung haben namhafte Regisseure wie Brian De Palma den Film gehasst. Nur Spielberg hielt zu Lucas. Das ist natürlich die Ausnahme. Für jeden "Star Wars" gibt es pro Jahr hunderte Filme, die mit der gleichen Sturheit und dem gleichen Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten gemacht werden. Und sie alle scheitern. Manche hören dann auf, andere machen weiter und scheitern besser. Hinter "Arrival" stand ein Autor, der seinen Kopf nachts um 3 Uhr vor den Monitor geknallt hat und sich fragte, wen zur Hölle linguistische Theorien interessieren und das in einem Sci-Fi-Film? Hinter "Passengers" standen 10 Jahre Abweisung an Produzententüren. Zehn. Jahre. Und es steht in den Sternen, ob der Film überhaupt ein Erfolg wird. Wenn nicht, werden sie wieder von einem Scheitern an den Kinokassen schreiben.

      Aber dieses Scheitern ist ein gewaltiger Erfolg.

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      Tag #39 oder auch: We Want You.

      Einer der ersten großen und wichtigsten Sätze des Filmemachens ist: "NOBODY WANTS TO MAKE YOUR FUCKING MOVIE!!!". Und ja, der Satz hat drei eigene Ausrufezeichen und wird immer in der Capslock-Hölle geschrieben. Jeder hält sich grundsätzlich für den großen Geschichtenerzähler und jeder am Set glaubt, dass nur er den Durchblick hat. Das ist das normale Ego-Spiel in der Branche und das treibt die Leute auch zu Höchstleistungen an. Jeder denkt, dass ausgerechnet seine Geschichte die tollste ist. Ist sie nicht. Denn um einen Film zu machen, brauchts Teams. Und ein Team kann immer nur einen Film zur gleichen Zeit machen und nicht alle gleichzeitig. Also muss eine Vision größer sein als alle anderen. Oder ihr Schaffer kennt einen Produzenten, der ne große Brieftasche hat. Ist auch egal, jedenfalls muss man seine Vision verbreiten, denn auch "Star Wars" war mal irgendwann eine Idee im Kopf von nur einem Mann. Willkommen in der Vorhölle der Drehbuchautoren, Regisseure und Produzenten: Bei den Pitches.

      Was ist ein Pitch? Ein Pitch ist eine Form von Kurzst(!)fassung eines Filmes, ein Versprechen für einen Film oder auch simpel gefasst: Eine kleine Werbung. Ein Pitch kann von 30 Sekunden bis zu 30 Minuten lang sein, je nach Lage. Uns Autoren wird eingehämmert, jeden Film und jede noch so große Idee auf 30 Sekunden runterzubrechen, damit man sie dem Executive auch noch bei der Fahrstuhlfahrt zufällig nebenbei "pitchen" kann. Gerne operiert man dabei mit anderen Filmen oder Serien, um bestimmte Ideen von einem Stoff zu evozieren. Fuck, ein Fremdwort? Ach, googelts selbst. Beispiel: "Game of Thrones" wurde HBO als "Die Sopranos in Mittelerde" gepitcht. Knackig und auf den Punkt.
      Je länger so ein Pitch wird, desto mehr Details kann man natürlich reinpacken. Dazu gehören (m.E.) unbedingt die Moodpics (Bilder/Screengrabs/Screenshots aus anderen Filmen, Gemälde, Concept Arts oder anderes Bildmaterial, das die Farb-, Licht- und generelle Stimmung des Films einfängt), Figurenbeschreibungen und die Story in drei Formen: Auf einen Satz runtergebrochen (Logline), auf eine halbe Seite runtergebrochen (Synopsis), auf zwei Seiten runtergebrochen (Inhaltsangabe). Wem das grade zu schnell geht: Keine Sorge, wird alles noch mal irgendwann einzeln behandelt. Falls ich es nicht vergesse. Zu einem Pitch können aber auch noch Musik, gedrehtes Test-Footage* aka "Proof-of-Concept-Trailer" (immer gut) und alles gehören, was den Film eindrücklicher verkauft. Denn dafür wird ein Pitch gemacht: Damit jemand wie etwa Investoren, Studios oder andere Gönner den Film finanzieren.

      * - Beispiele dafür sind das Deadpool-Testfootage, Ruari Robinsons "Leviathan" oder Joe Carnahans "Daredevil" 70s-Reboot:



      So. Jetzt wissen wir also alle, was ein Pitch ist. Das Tolle an der Filmakademie Baden-Württemberg ist auch, dass sie viermal im Jahr einen Massenpitch gibt. Soll heißen: Alle Studenten werden in den Saal (vglb. mit einer Aula) gekarrt und harren 7 Stunden lang aus, um sich ca. 50 Pitches von anderen Studenten anzuhören, die alle jeweils 5 Minuten maximal dauern. Also die Pitches, nicht die Studenten. Was erstmal mühsam klingt, ist im Grunde ein Wettbewerb. Wer hat die besten Präsentationen, wer fasst sich am kürzesten? Wer überzeugt und wer nicht? Es geht dabei darum, andere Studenten wie etwa Animatoren, Kameramänner und -frauen oder Tondesigner für sein Projekt zu begeistern. Das entscheidet immerhin darüber, ob es gemacht werden kann oder nicht. Wie in der echten Branche draußen gilt also ein ziemlich knallharter Konkurrenzkampf um die Talente der eigenen Kommilitonen (und jetzt ahnt ihr vielleicht schon, wie wichtig Networking noch wird ...). Heute jedenfalls war das erste Mal, dass ich bei sowas als Zuschauer dabei war. War spannend. Von knackigen Werbespots für die Autos von Übermorgen bis deutsches Drama und VR-Experience war echt alles am Start.

      Zugegeben: Ein wenig Adrenalin bringts schon. Vor 500 Augenpaaren in 5 Minuten zusammenzufassen: Nicht nur, worum es geht und was das Projekt besonders macht sondern auch warum man dafür brennt und dann noch erklären, warum andere deiner Vision folgen sollten. Was ich davon mitgenommen hab:
      • "Dolby Atmos" heißt unter Fachsounddesigner nicht "Dolby Atmos" sondern entweder "Dolby Atom-Es" oder "Dolby Awesome".
      • Man kann alles mit Pappe und Billigstuff herstellen und es im Film gut aussehen lassen - wenn es gut ausgeleuchtet wird.
      • Der Künstler-Elfenbeinturm existiert wirklich. Aber es hausen meist leicht zu identifizierende Menschen darin.
      • Der Tonmeister von Tom Tykwer ist ne coole Socke.
      • Frag nie einen Menschen, der Saxophon, Orgel, Gitarre, Drums und Klavier spielt, ob er auch Flöte spielen kann. Er kann es.
      • Godzilla sieht in Pin-Up-Pose bemerkenswert erotisch aus.
      • Ich muss mich da wohl selbst mal hinstellen.
      Darüber, wie man einen Pitch meines Erachtens gut und richtig macht, werde ich mich in einem anderen Kapitel noch mal auslassen. Für den Moment muss das hier reichen, denn ich bin noch bis an den Rand gefüllt mit Eindrücken und Inspirationen. Und jetzt entschuldigt mich. Ich muss ne Image-Werbung für Porsche pitchen.

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      Tag #45 oder auch: GregMcKenna und die geheimnisvolle Suche nach dem Gamechanger.

      Okay, deutsche Filme sind hier so beliebt wie ein Tritt auf ne Landmine. Und auch sonst ist die deutsche Filmlandschaft eher karg: Krimis und Komödien regieren die ganze Angelegenheit. Alle 10 Jahre gewinnt ein deutscher Film dann auch den Oscar oder ein weitestgehend unbekanntes Genre-Stück reicht einem deutschen Regisseur um nach Amerika zu gehen und dann einen mittelguten Film mit A/B-Stars zu drehen. Ich hab ja auch diesen Weg als Filmemacher eingeschlagen um das alles ein bisschen aufzubessern. Aber bevor man einfach erstmal irgendwas tut, muss man analysieren. Oder wie ein alter Freund mal sagte: "Erfolg ist eine Frage der Präzision. Das gilt für Markteinführungen wie den Freistoß in den Winkel". Bevor ich also auf dem deutschen Markt rumwirtschafte, sollte ich mich damit befassen wo die Ursache für die Misere liegt. Die im Folgenden dargestellten Erkenntnisse entstanden in der Diskussion mit einem dt. Autor bzw. auch Grimme-Preisträger und einem dt. Regisseur und Autor, der in Hollywood lebt und arbeitet (und dessen Hauptfilm @Bavarian immerhin 6,5 von 10 Punkten gab).

      Das Kernproblem ist auf den ersten Blick ein Teufelskreis: Zuschauer schauen keine dt. Filme, also werden keine dt. Filme (außerhalb von Krimis und Komödien) gemacht was wiederum dazu führt, dass die Zuschauer keine dt. Filme kriegen. Das alte Problem vom "ollen", deutschen Film. So weit, so schlecht. Alles, was aus Amerika kommt ist cool, alles aus Deutschland erstmal mies. Deutsche Filme haben also auch ein Image-Problem. Den Teufelskreis kann man nur mit einem Gamechanger durchbrechen. "Halo" z.B. ist ein Gamechanger. Ein so gut gemachtes Produkt, das das bisherige Verhalten der Konsumenten umkehren kann. "Halo" machte Shooter auf der Konsole salonfähig. Der deutsche Film braucht also einen Gamechanger. Aber woher nehmen und nicht stehlen? Denn so ein Film bzw. Produkt muss in jeder Form Exzellenz bieten: Es muss gut gemacht sein, es muss sich gut vermarkten lassen und es muss massentauglich sein. Drei Eigenschaften, die uns nicht immer an dt. Filme denken lassen. Klar, hin und wieder ist mal ein Guter dabei ("Das Leben der Anderen", "Toni Erdmann", usw.) aber die reißen kaum jemanden in den Kinosessel. Was hilft mir der Branchenjubel zu "Love Steaks", wenn der Film weitestgehend unter Ausschluss der Öffentlichkeit läuft? Was hilft mir "Der Nachtmahr", wenn man für den Film im Kino das halbe Bundesland durchqueren muss?


      Kleine, steile These für zwischendurch: Das Deutsche Fernsehen ist besser als das amerikanische - in Sachen Spielfilm. Wenn ein Amerikaner einen Langfilm sehen will, geht er ins Kino. Der Deutsche schaltet den "Tatort" ein. Das US-Fernsehen generiert sich über Serien und Shows. Langfilme sind dort quasi nichtexistent - und daher nur im Kino. Das ist in Deutschland anders. Hier gehen viele Filme in erster Linie ins Fernsehen. Daher hat Deutschland einen deutlich geringeren Ausstoß an Kinofilmen. Die Amerikaner machen sehr viel mehr für die große Leinwand. Deutschland macht - sagen wir - 10 Filme pro Jahr. Die USA machen 100. Wenn wir davon ausgehen, dass nur 10 Prozent aller Filme gut und erfolgreich sind, haben die Deutschen pro Jahr einen guten Film und die Amis noch 10 (und davon dann 5 Superheldenfilme). Kurz gesagt: Die Amerikaner haben 10 Patronen in der Kammer, die Deutschen nur eine. Wer eher trifft, kann man sich denken. Und von Marketing im dreistelligen Millionenbereich haben wir da noch gar nicht angefangen.

      Es gibt also zwei Wege, dem Teufelskreis zu Leibe zu rücken: Mehr Kinofilme (auch mehr Genre wie Sci-Fi, etc.) oder aber den Gamechanger zielgerichtet entwickeln. Da mein Credo "Präzision" lautet, könnt ihr euch sicher denken, was meine Herangehensweise sein wird. Das braucht Übung und Erfahrung. 2017 könnte es damit also noch etwas knapp werden. Schaut euch bis dahin "Wir sind die Flut" an. Oder "Jugend ohne Gott". Weil der von einem der Gesprächsteilnehmer geschrieben wurde und ich Werbung machen soll.


      Der "Gamechanger" also. Das ist der heilige Gral des dt. Films. Das Problem ist: Niemand weiß, wie er aussieht und was er ist. Bzw. jeder weiß, wie er aussieht und was er ist. Natürlich glaubt jeder das Patentrezept für diesen ominösen Streifen gefunden zu haben und neben mir sicher noch zwei dutzend andere Menschen. Welches Genre? Welche Zielgruppe? Lohnt es überhaupt, in Zielgruppen zu denken? Auf Massenkompatabilität gebaut (Marvel und Blumhouse) oder für eine engagierte, kleine Gruppe (HBO), die es dann in den Mainstream trägt? Ist es eine Lösung, amerikanischer als die Amis sein zu wollen? Oder muss ein Film, der das Label "dt. Film" aufrichtet, konkret deutsch sein? Und wenn ja, was ist "deutsch" eigentlich? "Toni Erdmann" wird in Frankreich gefeiert aber in Deutschland hat den bisher kaum jemand gesehen. Er wird als "deutsch" gefeiert, aber was ist die Essenz dessen? Oder ist es eine Lösung, gar nicht in lokalen Märkten zu denken sondern zwangsweise international? Oder müssen wir erstmal eine Image-Kampagne fahren, um das Denken zu drehen?

      Das sind alles wichtige Fragen. Und ich steh erst ganz am Anfang. Ich brauche eure Hilfe. Echt.

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      TheKillingJoke schrieb:

      Vielleicht schreib ich zu deiner Gamechanger-Frage noch mehr von meiner Meinung...aber ob das hilfreich sein wird, weiß ich nicht.

      Ich auch nicht - bis du es geschrieben hast. :P

      Aber eigentlich ist es immer hilfreich. Manchmal anders als du denkst aber dennoch. :)

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