Toni Erdmann (Maren Ade)

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    Es gibt 11 Antworten in diesem Thema. Der letzte Beitrag () ist von GregMcKenna.

      Toni Erdmann (Maren Ade)

      Wie viele Punkte für Toni Erdmann? 11
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      "Toni Erdmann"

      Jahr: 2016
      Regie: Maren Ade
      Genre: Dramedy
      Land: Deutschland, Österreich
      Cast: Simonischeck, Schüller..
      Verleiher: NPF

      Inhalt: Peter Simonischek (Oktober November, Der kleine Diktator, Hierankl) ist TONI ERDMANN und er ist Winfried, 65, ein Musiklehrer mit ausgeprägtem Hang zum Scherzen, der mit seinem alten Hund zusammenlebt. Seine Tochter Ines – gespielt von Sandra Hüller (Über uns das All, Finsterworld, Requiem) – ist eine Karrierefrau, die um die Welt reist, um Firmen zu optimieren. Vater und Tochter könnten also nicht unterschiedlicher sein: Er, der gefühlvolle, sozialromantische Alt-68er, sie, die rationale Unternehmensberaterin, die bei einem großen Outsourcing-Projekt in Rumänien versucht aufzusteigen, und sich in einer Männerdomäne zu behaupten.

      Da Winfried zu Hause also nicht viel von seiner Tochter sieht, beschließt er, sie nach dem Tod seines Hundes spontan zu besuchen. Statt sich anzukündigen, überrascht er sie mit Scherzgebiss und Sonnenbrille in der Lobby ihrer Firma. Ines bemüht sich, gute Miene zum bösen Spiel zu machen und schleppt ihren Vater in seinen alten Jeans mit zu Businessempfängen und Massageterminen. Doch der Besuch führt nicht zu einer Annäherung. Winfried nervt seine Tochter mit lauen Witzen und unterschwelliger Kritik an ihrem leistungsorientierten Leben zwischen Meetings, Hotelbars und unzähligen E-Mails. Vater und Tochter stecken in einer Sackgasse, und es kommt zum Eklat zwischen den beiden.

      Doch statt, wie angekündigt, Bukarest zu verlassen, überrascht Winfried Ines mit einer radikalen Verwandlung in Toni Erdmann, sein schillerndes Alter Ego. Mit schiefem Gebiss, schlechtem Anzug und Perücke ist Toni wilder und mutiger als Winfried und nimmt kein Blatt vor den Mund. Toni mischt sich in Ines‘ Berufsleben mit der Behauptung ein, der Coach ihres Chefs zu sein, und startet einen Amoklauf aus Scherzen. Überraschend lässt Ines sich auf sein Angebot ein, und Vater und Tochter machen eine verblüffende Entdeckung: Je härter sie aneinander geraten, desto näher kommen sie sich.







      Toni Erdmann hinterlässt nach dem Abspann genau das, was die Aufgabe eines Drama/Komödien-Hybrids ist: Einen gewissen Zwiespalt auf der Gefühlsebene. Wir erleben Tochter und Vater, die sich in völlig gegensetzlichen Welten bewegen. Bei einem Aufeinandertreffen begegnen sich beide Figuren in relativ ähnlichen Dilemmata. Ines hin und her gerissen zwischen Bedürfnissen einer Tochter, dem Gestalten eines eigenen Lebens, eine Art Schuld und Peinlichkeit. Winfried hingegen erlebt Stolz und zeitgleich Vereinsamung und Entfremdung. Es funktioniert nicht. Doch beide arrangieren sich mehr oder weniger innerhalb einer grotesken Situation: Der Geburtsstunde des Toni Erdmanns.

      Diese Figur, die so vieles zeitgleich verkörpert, lässt die Unternehmensberaterin Ines wieder auf den Boden der Tatsachen kommen und lädt zu einem anderen Empfinden und Blick für Mensch und Umwelt ein. Ein Blick auf das Wesentliche, das zwischen den schnelllebigen und auf Effizienz gedrillten Meetings und Präsentationen heimlich verloren geht. Die Blase platzt. Der Film nimmt zugegeben eine überraschend konkrete und leicht befremdliche Entwicklung, jedoch ist es gerade die massive Plakativität des Statements, was das Werk am Ende so sympathisch erscheinen lässt.

      Nach etwas holprigen Anfangsminuten lernte ich Toni Erdmann zu schätzen. Ich konnte lachen, mich auf eine befreiende Art mitschämen, mitfühlen und grübeln. Die stolzen 160 Minuten könnten abschrecken, sollten es aber nicht. Ein schöner Beitrag, dem ich Preise und Nominierungen gönne. Die Botschaft des Werks ist nichts Neues, doch zeitgleich viel zu wichtig um abgedroschen zu sein. Vor allem nicht, wenn man eine Geschichte derart angenehm erzählt.

      7 / 10






      Dieser Beitrag wurde bereits 2 mal editiert, zuletzt von „Bavarian“ ()

      Bavarian schrieb:

      joerch schrieb:

      Hast du den auf BD gesehen?


      Jep, hab ich. Aber nur geliehen. Will die Erfahrung nicht missen, aber ein Must-Have für meine Sammlung ist Toni Erdmann trotz seiner Klasse nicht unbedingt.


      Hier gibts leider keine Videotheken mehr...
      Ich darf leider nicht zu sehr ins Detail gehen....

      Aber das ist meine Signatur....
      Starkes, eigenwilliges Vater-Tochter Porträt mit dem Herz am rechten Fleck. Der Film zeigt auf angenehm menschlicher Ebene vom Flüchten und Sehnen, facettenreich von Schüller und Simonischek dargestellt. Hier und da fallen Bemerkungen die noch schräger als die Situation an sich sind. Dadurch wird leichtes Fremdschämen ausgelöst, was die Charaktere noch näher an der Realität erscheinen lässt. Schmerz, Wut, Vorwurf, Freude - das alles passiert in kleinen Augenblicken zwischen Blicken und Körpersprache. Fein, fein. Man darf gespannt sein wie die Ami's die pikanten Szenen lösen, hier wurde der sexuelle Kontext bravurös gemeistert.

      8 / 10

      Hito schrieb:

      Werd ihn mir demnächst mal ansehen, auch wenn mich diese langen Filme oft abschrecken. :D


      Dahingehend fühlt sich der Film eigentlich sehr entgegenkommend an. Klar - komplett kaschieren kann er die ordentliche Überlänge nicht, will und muss er auch nicht, aber für die Verhältnisse immernoch kurzweilig nach meinem Empfinden.






      Primat schrieb:

      Was für ein amazing geiler Film. Wirklich fucking gut geschrieben. Ein bisschen hat das Denglisch gesuckt. Aber so ist das wohl today. Hoffentlich macht die Regisseurin mal wieder einen Film. Das wäre echt tight.

      Ich kann dir noch "Alle Anderen" recommenden. Der hat ihr das Geld und die Fördermittel für "Tony Earthman" verschafft.

      "You're fighting a war you've already lost."
      "Well, I'm known for that."