The Killing of a Sacred Deer (Colin Farrell, Nicole Kidman, Alicia Silverstone)

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    Es gibt 41 Antworten in diesem Thema. Der letzte Beitrag () ist von Data.

      patri-x schrieb:

      Du brauchst mal so ein Feld zum Unterschreiben. :D Sehe das genauso wie du, @Emily. Die beiden Logikdinger gingen mir ebenfalls auf den Zeiger und haben das im ersten Moment schockierende Ende dann auch gleich wieder abgeschwächt.


      Sind wir also mal wieder einer Meinung ;) :goodwork: .

      Ich denke auch, dass mein Urteil besser ausgefallen wäre, wenn mich das nicht so gestört hätte. Ich hatte bis zum Ende zwar keinen unangenehmen, aber einen recht spannenden und interessanten Film gesehen. Und dann am Ende ging die Begeisterung schlagartig nach unten. Hätte ich hier auch weniger erwartet, weil ja doch viel im Drehbuch durchdacht war. Schade.
      Meine Güte, was war denn das für ein Film? So was Unangenehmes (also im positiven Sinn) habe ich schon lange nicht mehr gesehen. Ich glaube, so war ich die letzten Jahre nach dem Kino am ehesten bei "The Lobster" und "Enemy" drauf. Strapaziert, verstört und überrascht, weil ich zwischendurch nämlich gar nicht gewusst habe, wo der Film mit mir hin will. So in der Mitte dachte ich sogar, dass das kräftig nach hinten losgehen könnte. Aber dann hat es doch funktioniert und ich konnte diese unangenehmen Gefühle genießen. Ich glaube zwar, dass ich insgesamt "The Lobster" bevorzuge (da kann ich einfach persönlich mehr für mich rausziehen), aber der hier zählt definitiv zu meinen Highlights 2017. Muss mich erstmal sammeln...
      Hab den Film schon bereits vor über einer Woche gesehen, deswegen "trau" ich mich jetzt nicht mehr, eine ausgiebige Kritik zu schreiben.
      Jedenfalls war ich leider etwas enttäuscht von dem Film, hätte mir irgendwie mehr erwartet und würde ihm so 6 von 10 Punkten geben. Muss aber auch sagen, das er für mich besser wurde, je länger ich über ihn nachgedacht habe.

      Aber das war jetzt nicht der eigentliche Grund warum ich hier schreibe, tatsächlich habe ich etwas Diskussionsbedarf zu dem Streifen, was ich mal komplett im Spoiler aufführen möchte:
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      Bin ich der einzige der fand, das bei dem Film etwas übernatürliches dabei war? Genauer gesagt, was religöses?
      Bin jetzt nicht so Bibelfest, aber einige Dinge haben mich dann schon an Passagen erinnert, die ich so hin und wieder aufgeschnappt hatte. Zum Beispiel gibt es glaub ich in der Bibel irgendeine Geschichte, in denen der Erstgeborene geopfert werden musste (hier zwar der jüngere Bruder, aber theoretisch war es ja DER Erstgeborene). Jedenfalls musste hier ja auch ein Nachkomme sterben.
      Dazu dieses ganze Auge um Auge, was glaube ich auch einen biblischen Hintergrund hat.
      Mit dem "die Hände in Unschuld waschen" weiß ich jetzt nicht genau, aber es wurde ja da mehrfach darauf hingewiesen, das der gute Herr Doktor sehr schöne/reine Hände hätte.
      Was mich aber vor allem darauf brachte war der Telefonanruf, bei dem die Tochter ja plötzlich wieder ein paar Schritte machen konnte und aus ihrem Krankenbett aufstand. Kaum hat der "böse Junge" (weiß den Namen grad nicht) wieder aufgelegt, ist sie ja wieder zusammen gebrochen. Dachte im ersten Moment der hat die Kinder hypnotisiert oder so etwas.
      Dann war noch die Szene im Keller, als die Tochter den gefesselten Jungen anflehte, er solle sich doch mehr anstrengen sie zu heilen, was darauf schließen kann, das das alles nach seinem Willen bzw. seiner Laune nach geschieht.
      Dazu noch die Mutter des "bösen Jungen" als Verführerin?
      Und dann kam noch die letzte Sequenz, als die übrig gebliebene Familie in dem Diner gegessen hat und der "böse Junge" dazu kam. Hatte das Gefühl, die Familie hat dann fast ehrfürchtig Leine gezogen, weil sie gewusst/gespürt haben, das der Junge etwas mehr war, als ein normaler Junge.
      Und auch das die Tochter gar nicht so traurig war, das ihr Bruder sterben muss. Hat sie akzeptiert das das quasi so vorherbestimmt war und ihr vielleicht eine tiefere Bedeutung dazu bewusst war?
      Weiß nicht ob ich mir da was zusammen spinne, aber so würde der Film von der Story her zumindest für mich funktionieren.

      Und, was ich aber überhaupt nicht kapiert habe, waren so Stellen, wie der Vater z.B. seinem Sohn erzählt hat, wie er seinen schlafenden Vater als Kind zum ejakulieren gebracht hat.
      Sollte das einfach nur provozierend sein oder steckt da ein anderer, tieferer Sinn dahinter?
      Klar kann man da vielleicht noch sagen, das das noch mal verdeutlichte, das der Arzt nicht so unschuldig ist, wie er tut, aber ich finde das war schon durch sein Verhalten eindeutig und deshalb empfand ich vor allem diese Szene als überflüssig und ziemlich aufgesetzt.


      Meinungen zu den Punkten?

      @Hockenberry

      Also ich kann gerade nicht im Detail auf alle Punkte eingehen, aber für mich gab es zwei große Parallelen:

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      Zum einen was biblisches und ja, mit dem Kinderopfer liegst du ganz richtig. Ich dachte stark an Abraham, der seinen Sohn Isaak opfern muss. Quasi als Beweis seines Glaubens an Gott. Im letzten Moment wird Isaak durch ein Opfertier ersetzt. Er stirbt also nicht, aber Abraham hat die Prüfung trotzdem bestanden. Über das Gottesbild in dieser Geschichte kann man diskutieren, aber der textgeschichtliche Hintergrund ist der, dass sich die jüdische Religion zur Entstehungszeit des Alten Testaments von anderen Kulturen abgrenzen wollte, in denen es völlig normal war, Menschenopfer zu bringen. Daher wohl auch der Ausgang der Geschichte, wo Isaak durch ein Tier ersetzt wird.

      Zum anderen steckt griechische Mythologie drin. Agamemnon, der die Griechen nach Troja führte, hat einen heiligen Hirsch erlegt, was die Götter erbost hat. Deswegen auch der Titel des Films. Die Winde sind ungünstig und die griechische Flotte kann nicht los, außer, Agamemnon opfert seine Tochter Iphigenie. Ich hoffe, die habe ich nun richtig geschrieben. :D Sie wird sogar im Film erwähnt, die Tochter des Arztes hat über sie einen Aufsatz geschrieben. Agamemnon ist bereit, die Tochter zu opfern, aber ich glaube, im letzten Moment wird sie von den Göttern entrückt. Die günstigen Winde kommen trotzdem und der Krieg um Troja beginnt.


      Opfergeschichten dieser Art waren quasi die Comicverfilmungen der Antike. Sehr populär und so. :)
      @TheKillingJoke
      Cool, danke für die Ausführungen :)
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      Das mit den Anleihen an die griechische Mythologie wusste ich jetzt z.B. nicht. Hatte zwar mal vor ewigen Zeiten die "Ilias" gelesen, aber entweder wird das da nicht erwähnt, oder ich hab nicht dran gedacht. Glaub in dem Buch ist der trojanische Krieg ja schon voll in Gange.
      Aber jetzt fällt mir gerade erst auf, das ich mir über den Filmtitel ja noch überhaupt keine Gedanken gemacht habe :uglylol:

      Nun ja, so wie ich das mitbekommen habe, wird Gott in der Bibel ohnehin nicht immer als der netteste Kerl dargestellt (wie gesagt, selbst gelesen habe ich sie ja nicht).
      Da fällt mir ein hübsches Zitat bzw. ein Kurzer Dialog ein aus den Känguru-Büchern von Marc-Uwe Kling falls du die kennst:
      Marc: "Das meinst man müsste die Bibel noch mal anders lesen? Als großen Schurkenroman?
      Känguru: "Ich sage nur, es würde dir auch komisch vorkommen, wenn du "das Schweigen der Lämmer" liest mit der festen Überzeugung, Hannibal Lector wäre der Gute in der Geschichte." :uglylol:
      Will jetzt nicht blasphemisch sein, aber das kam mir gerade in den Sinn.

      @Hockenberry

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      Also die Original-Ilias von Homer ist ja quasi in Versform. Das hab ich zwar im Schrank stehen, aber da hab ich mich noch nicht durchgekämpft. Ich hab daneben eine Sagen-Sammlung von Gustav Schwab. Die richtigen Experten würden das vielleicht nicht so toll finden, aber zum Lesen ist das angenehmer. Und die Agamemnon-Geschichte steht da am Anfang der Ilias drin. Das fängt quasi mit den Kriegsgründen und der Ankunft der Griechen an. Dann gibt es einen Zeitsprung, denn die ganzen großen Kriegsereignisse passieren im 10. Jahr.

      Die Bibel hat ja keinen einzigen Autor. Da haben eine Menge Leute zu unterschiedlichen Zeiten geschrieben. Dementsprechend ist das Gottesbild mal so, mal so. Außerdem kann man meiner Meinung nach so einem Text nur gerecht werden, wenn man den Kontext im Hinterkopf hat. Die Schreiber lebten in einer Welt voller Gewalt, da ist es ja logisch, dass sich das aufs Gottesbild auswirkt. Pauschal unterteilt man da immer in den Gott des Alten und des Neuen Testaments, wobei diese pauschale Unterteilung der Prüfung auch nicht standhält. Es gibt alttestamentliche Passagen, in denen Gott sehr sanft und liebend ist oder sogar als Mutter bezeichnet wird. Und im Neuen Testament gibt es schon auch ein paar härtere Aussagen. Von der "Gott ist der Böse in der Bibel"-Aussage halte ich aber auch nichts. Dafür pickt man sich dann auch einfach nur die Stellen raus, die zur eigenen Theorie passen, und blendet den Rest aus. Ist auch eine Form von Fundamentalismus. :)
      Ziemlich Off-Topic:

      @TheKillingJoke
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      Hätte gerne früher geantwortet, kam aber nicht dazu.
      Witzig, die "Sagen des klassischen Altertums" von Gustav Schwab hab ich auch im Schrank stehen, auch wenn ich bei solchen Sammlungen meine Schwierigkeiten habe. Mir fehlen da die Dialoge, Ortsbeschreibungen usw. Ist dann leider etwas zu sachlich um mich fesseln zu können.
      Von der "Ilias" hab ich eine Übertragung von Raoul Schrott, mit der hatte ich überhaupt keine Probleme und ließ sich gut lesen.
      An einer Original Übersetzung mit Versen wie du gesagt hast würde ich vermutlich kläglich scheitern. Hab mal in einer Bücherei in "Die göttliche Komödie" ein bisschen rein gelesen, das war nicht einfach und ich denke anders würde es mir auch nicht ergehen.
      Wobei ich ja finde, das auch die altertümliche Sprache was für sich hat, allerdings bin ich da leider meistens zu faul um mich da durch zu kämpfen.

      Ne, halte auch nichts davon den Gott als rein rachsüchtig zu betiteln. Was passieren kann wenn man daran glaubt und festhält bekommt man ja häufig genug mit.
      Aber nur um noch schnell den Marc-Uwe Kling in Schutz zu nehmen. Falls du ihn nicht kennst, der Kerl ist Kabarettist der sich hauptsächlich mit politischen Themen auseinandersetzt und eher dazu anregt, Dinge zu hinterfragen. Was ich nur unterstützen kann, weil man sich meiner Meinung nach nicht weiterentwickeln kann, wenn man nichts hinterfragt. Und ich kann zwar nicht in den Kerl reinschauen, aber es würde mich doch sehr wundern, wenn er diesen kurzen Dialog nicht mehr sehr viel Augenzwinkern geschrieben hätte. Er neigt ohnehin zu einem staubtrockenen Humor und überspitzt gern. Gehört aber denke ich auch zum Kabarettisten dazu, sonst hätten seine Aussagen ja keinerlei Wirkung. Also kurz gesagt, er ist keiner der gegen Gott, Religion etc. hetzen würde :)
      Aber ist halt auch irgendwie "gefährlich" wenn sich die Bibel so vage hält und man so oder so interpretieren kann und man sich nur bestimmte Punkte heraussucht um an denen festzuhalten. Kommt halt auch immer auf den Einzelnen selbst drauf an der das liest, oder wie das weitergegeben wird.
      Wenn ich weiter denke und Schlussfolgere, fällt mir allerdings auch kein Szenario ein, was eine Verbesserung darstellen würde, wenn man die Bibel anders, also klar formuliert hätte, bzw. sie vielleicht gar nicht geschrieben hätte. Schätze solche Probleme und Konsequenzen die daraus resultierten hätte es vermutlich trotzdem schon immer gegeben, nur das eben von Anfang an Bereicherung das Motiv wäre. Aber reine Spekulation an einer alternativen Entwicklung meinerseits.
      Ich stell mir die Bibel eigentlich immer als Denkanstoß vor, der einen auf dem eigenen Weg beraten kann. Aber ob man sich daran hält oder wie man die Punkte auslegt, ist eben jedem selbst überlassen.

      @Hockenberry

      Off-topic ist schon ein bisschen okay hier, ist ja nicht so, dass wir in diesem Thread viele stören würden. :)

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      Also ich bin mir ziemlich sicher, dass Schwab in seiner Sagen-Sammlung auch Dialoge hat - muss ich aber nochmal schauen. Von Schrott weiß ich nichts, da muss ich auch mal schauen. In jedem Fall sind die Ilias und die Odyssee für mich aber großartige Geschichten, mal ganz abgesehen davon, wie man es nun textlich aufarbeitet. :) Neue Filme dazu könnten mir gefallen. Oder vielleicht noch besser: Eine Serie. Erste Staffel Ilias, zweite Staffel Odyssee. Das wäre prima. :)

      Gut, Kabarettisten dürfen und sollen natürlich mehr sagen können. Schon allein deswegen, weil man Leute wie die jahrhundertelang verbrannt oder geköpft hätte. Da ist es ja quasi das mindeste, wenn man da jetzt ein bisschen was aushält. ;) Und in den meisten Fällen steckt ja zumindest ein bisschen Wahrheit oder eine Kritik drin, die man sich mal durch den Kopf gehen lassen könnte.

      Ich denke, es hat schon Vorteile, dass die Bibel oder auch andere religiöse Schriften vage sind. Aus dem Grund können sie aktuell bleiben, sie werden immer wieder anders interpretiert. Der Stoff bleibt lebendig, man kann sich an einigem ärgern, aber einigem auch etwas abgewinnen. In dem Zusammenhang find ich es eigentlich auch sehr gut, dass wir kein einziges von Jesus verfasstes Buch hätten. Es bleibt natürlich die Frage, was er wirklich gemeint und gewollt hat, aber auf der anderen Seite kann eigentlich niemand sagen "Ich weiß ganz genau, was das Richtige ist, und wir müssen es genauso und nicht anders sehen". Die Spielräume, die da sind, sind gut und wichtig. Schwierig wird es, wenn jemand aus so einer Schrift einen Satz aus dem Kontext reißt, diesen Satz seiner Weltsicht oder seiner Agenda unterordnet und das dann als einzige Wahrheit verkauft. Genau das ist leider aber schon oft passiert, beziehungsweise so passiert es immer noch. Einen der wenigen Sätze, die ich aber aus der Bibel wortwörtlich nehmen und auch ohne Kontext stehen lassen würde, ist folgender: Prüfe alles, behalte das Gute. Den find ich nicht schlecht. :)

      @TheKillingJoke

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      Also hab mal ganz ganz grob durch das Buch von Gustav Schwab durchgeblättert. Es gibt schon ein paar kurze Sätze mit Anführungszeichen, aber das scheint wirklich nur die Ausnahme zu sein. Hat er wohl nur dann aufgeführt, wenn es Bedeutung hatte.
      Und ich wäre voll für eine Verfilmung, hier schreit es ja auch fast schon nach einem Cinematic-Universe. Also auf die komplette griechische Mythologie bezogen. Serie würde ich natürlich auch sofort nehmen.
      Gibt auch so geile Geschichten die sich für Einzelfilme eignen würden. Icarus und Daedalus fände ich z.B. Hammer geil. Ob´s funktionieren würde steht auf einem anderen Blatt, aber für mich wäre das wirklich ein Traum.
      Man müsste halt wegkommen von dem was "Kampf der Titanen", "Zorn der Titanen" und auch "Krieg der Götter" gezeigt haben in den letzten Jahren. Hab die zwar auch daheim, aber wenn ich ehrlich bin will ich nicht das das zu einer einzigen Schlachtplatte verkommt, sondern ein bisschen mehr Tiefe hätte.

      Ja wie gesagt, glaube auch das es wohl besser ist, das sich die Bibel vage hält. Und ich denke, wenn bei jemanden der moralische Kompass ohnehin schon zerstört ist, hat die Bibel eher nichts damit zu tun.
      Und ja, der Satz gefällt mir auch. :)

      Lanthimos, du spinnst doch. Feinstes Kino, mal wieder!

      Wie bereits in Dogtooth, Alpen und dem Meisterstück The Lobster kreiert der Grieche unmögliche Situationen und Konstellationen und entlarvt bzw. demaskiert damit soziale Mechanismen sowie alltägliche Gedanken und Gefühle. Und das wie kein Zweiter. Ich liebe die Bildsprache, das Gespür im Dialog sowie die Unberechenbarkeit bzw. die gnadenlose Berechenbarkeit. Ein Film, der in kleinsten Momenten ganz viel zu erzählen hat. Über die Paradoxie von Vergeltung. Über die Absurdität der Rationalität. Hier lernst du noch was für´s Leben. Ohne Scheiß. Alles verpackt in einen irre unbehaglichen Thriller mit einem Score, der von episch über okkult bis tragisch jegliche Konventionen einreißt. Manchmal augenzwinkernd, dann toternst. Schön, dass es noch solch außergewöhnliche Filmmacher gibt.

      Einer der ganz Großen unserer Zeit. Give that Man an Ouzo! Was freu ich mich auf The Favourite. <3






      Habe ihn letzte Woche ein zweites Mal gesehen und habe erleichtert festgestellt, dass er mir nach der erneuten Sichtung wesentlich, wesentlich besser gefallen hat. Das erste Mal hatte ich ihn auch unter schwierigen Bedingungen gesehen, konnte mich nicht so ganz auf ihn einlassen und hatte seitdem ein eher negative Assoziation.

      Aber dann, letzte Woche in Ruhe, nur der Film und ich und er hat eingeschlagen.
      Sehr geiles Teil, absolut faszinierend, tolle Geschichte, grandiose Atmosphäre, klasse Dialoge und Schauspieler und und und. Einfach nur gut und das Ding hat mich dann auch komplett in seinen Bann gezogen. Unangenehm und man kann trotzdem nicht wegschauen. Dazu noch mit schöner Gesellschaftskritik und eine passende, wohlüberlegte und clever gemachte Inszenierung.
      So muss das.
      ​​​​​​​Rockt!

      9 von 10 Punkten

      Ohje, Yorgos. Es hatte mal so schön angefangen zwischen uns beiden. Jetzt frage ich mich, ob The Favorite wirklich nur Olivia Colmans Verdienst war? Und ob ich nochmal zurück muss, um den zu reevaluieren?

      Wie schon The Lobster, war auch Killing of a Sacred Deer absolut nicht mein Fall. "Pretentious" ist so ein Wort, das in den Sinn kommt - ein Film, der ohne Sinn und Zweck auf "merkwürdig" spielt, ohne dass es dafür einen guten Grund gibt. Die Eltern mit ihren unkonventionellen Sexpraktiken (womit der Film ohnehin eine eher fragwürdige Besessenheit hat); die Dialoge, die sich alle so mechanisch und frei von Emotionen anhören und auch so vorgetragen sind; der Plot, der von vorne bis hinten einfach keinen Sinn ergibt und nix zu sagen hat. Wenn Lanthimos hier was zu erzählen hatte, dann hat er es verdammt gut vor mir versteckt. Für mein Leben könnte ich nicht sagen, was es war oder warum es mich kümmern sollte. Selbst die versprochene beklemmende Atmosphäre beschränkt sich letztlich auf laute, bedrohliche Musik, die läuft, während Nicole Kidman Blumen gießt - das hat mit Atmoshäre aber nix zu tun. Das ist einfach nur facelifting, wo keine Substanz da ist.

      Barry Keoghans Darstellung war bahnbrechend gut. Kidman war zur Abwechslung auch mal wieder sehenswert. Der restliche Film konnte damit leider nicht mithalten. Ich wollte eigentlich Central Station sehen, aber wegen fehlender Untertitel, ist es dann halt das hier geworden.
      "I think there should be visuals on a show, some sense of mystery to it, connections that don't add up. I think there should be dreams and music and dead air and stuff that goes nowhere. There should be, God forgive me, a little bit of poetry." - David Chase