Ingrid Goes West (Instagram-Tragikomödie mit Aubrey Plaza)

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    Es gibt 3 Antworten in diesem Thema. Der letzte Beitrag () ist von GregMcKenna.

      Ingrid Goes West (Instagram-Tragikomödie mit Aubrey Plaza)

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      INGRID GOES WEST

      Originaltitel:
      Ingrid Goes West
      Regie: Matt Spicer
      Drehbuch: Matt Spicer, David Branson Smith
      Musik: Nick Thorburn
      Darsteller: Aubrey Plaza, Elizabeth Olsen, O'Shea Jackson junior



      Charlotte heiratet und es ist ein schönes Fest – bis eine junge und der Hochzeitsgesellschaft unbekannte Frau aufkreuzt und die Braut mit Pfefferspray angreift. Der ungebetene Gast wird daraufhin in eine Psychiatrie eingewiesen. Bei der Hochzeits-Crasherin handelt es sich um Ingrid (Aubrey Plaza). Sie ist Instagram-Stalkerin und verfolgte Charlottes Leben (die eben jenes natürlich auch großzügig preis gab) lange Zeit über die sozialen Medien. In Ingrids Wahrnehmung entsprechen Internet-Freundschaften den realen und so reagierte sie recht aggressiv auf die ausbleibende Hochzeitseinladung. Doch Ingrid verlässt die Psychiatrie und erbt dazu noch einen hohen Geldbetrag. Damit kann sie sich den Umzug nach Los Angeles leisten, wo ihr nächstes "Opfer" lebt: Influencerin und Instagram-Sternchen Taylor (Elizabeth Olsen). Ingrid versucht, ihrem neuen Idol nachzueifern und näher zu kommen – wobei sie vor nichts zurückschreckt.

      "Ingrid Goes West" ist das Regie-Debut von Matt Spicer und hatte hierzulande keinen Kino-Release – was bedauerlich ist, denn es handelt sich um eine schwarzhumorige Tragikomödie mit viel aktuellem Inhalt, welche die Aufmerksamkeit eines größeren Publikums verdient hätte.

      Plattformen wie Facebook, Twitter, Snapchat und Instagram sind aus unserem Leben nicht mehr wegzudenken. Die meisten, die das hier lesen, stecken bis zu einem bestimmten Punkt ja selbst in den sozialen Medien. Dass diese allerdings auch im höchsten Grade assozial sein können, wird am filmischen Beispiel von Ingrid deutlich gemacht. Aubrey Plaza spielt – mit dem ihr eigenen trockenen Charme – eine Instagram-Stalkerin, die im Grunde keine eigene reale Persönlichkeit hat. Ihr gesamtes Dasein dreht sich um ihr Smartphone und insbesondere um die Personen, denen sie auf Instagram folgt. Sie sind ihre Idole, ihnen will sie gefallen, den ihrigen Lifestyle strebt sie an, Likes und Shares bestimmen ihr Selbstwertgefühl. Dabei gibt sie das, was sie möglicherweise selbst an Charakter besitzt, fast komplett auf und hat dabei auch wenig Skrupel, wenn es darum geht, ein Teil im Leben ihrer Social Media Stars zu werden.

      Elizabeth Olsen spielt Taylor, Ingrids neuestes Opfer. Man kennt sie aus Blockbustern wie "Godzilla" oder diversen Marvel-Filmen, aber auch aus Werken für das kleinere Publikum, wie beispielsweise "Wind River". Sie ist eine Influencerin und verdient ihr Geld quasi damit, dass sie sich mit bestimmten Produkten ablichten lässt und dies dann auf ihren gut frequentierten Kanälen teilt. Ingrid kommt Taylor im Laufe des Films näher und dem Zuschauer wird rasch klar, dass es sich beim Instagram-Star um mehr Schein als Sein handelt. Gleiches trifft auf das reale Umfeld von Elizabeth Olsens Charakter zu. Egal, ob es sich um ihren Partner Ezra (Wyatt Russell) oder ihren wahnsinnigen Bruder Nicky (Billy Magnussen) handelt: Sie alle sind groß darin, nach außen hell zu strahlen und besonders zu wirken, doch eigentlich sind es ganz schön arme und schrecklich einsame Würstchen. Ingrid scheint – ähnlich wie der Zuschauer – diese Entdeckung zu machen, doch ob ein tatsächlicher Lernprozess einsetzt, darf bezweifelt werden. Der Film endet auf einer ziemlich bissigen und satirischen Note.

      Diese inhaltliche Zusammenfassung liest sich nun ziemlich ernst und ja, das Thema ist ja auch ein ernstes. Matt Spicer inszeniert "Ingrid Goes West" jedoch sehr leicht und unterhaltsam. Dies ist unter anderem dem Charakter Dan (O'Shea Jackson junior) zu verdanken. Der Sohn des Rappers Ice Cube spielt zwar auch einen Verlierer (er glaubt tatsächlich, dass er mit seiner Vorliebe für "Batman Forever" ein großartiges Batman-Drehbuch schreiben kann), aber immerhin ist er ein Mann, den Ingrid real kennenlernt und der sich tatsächlich um das Wohl der geistig verwirrten Stalkerin sorgt. Ob sie dies zu schätzen weiß, ist allerdings eine ganz andere Frage.

      Fazit: "Ingrid Goes West" ist eine sehr unterhaltsame Tragikomödie mit gesellschaftskritischer Note, die einerseits für einen lockeren Filmabend sorgt, aber andererseits auch Fragen beim Zuschauer auslöst: Wo situiere ich mich selbst? Kontrolliere ich meine Teilhabe an den sozialen Medien? Oder ist es eher anders herum? Inwieweit können Facebook, Snapchat und Instagram unser Bedürfnis nach Aufmerksamkeit stillen? Helfen sie dabei, sich weniger einsam zu fühlen? Oder tritt doch eher das Gegenteil ein? Für den Zuschauer kann es durchaus lohnend sein, diese Fragestellungen an sich ranzulassen, vor allem, wenn sie in einem derart coolen und lustigen Film verpackt sind. Es gibt von mir starke 8 von 10 Popcornguys!

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von „-Makaveli-“ ()

      Interessanter Film über die Psyche eines sehr einsamen Menschen, der mittels Zwangfreundschaft zu einem Instagramstar versucht, gerade dieses Gefühl loszuwerden. Mit Aubrey Plaza und Elizabeth Olsen stark besetzt. Allerdings hat Ingrid Goes West trotz der recht kurzen Laufzeit von knapp über 90 Minuten die ein oder andere Länge. Vor allem in der Mitte hat sich das Gefühl der Langeweile etwas öfters mal eingeschlichen.

      Aber auch das Ende hat mir leider nicht so recht zugesagt, hier die harte Linie zu fahren hätte mir besser gefallen, so wirkt das Ganze doch etwas unrund und zu sehr gezwungen.

      Insgesamt eine gute Idee, die größten Teile auch recht gut umgesetzt wurde, aber am Ende bleibt dann doch nur ein recht solider Film, den man mal gucken kann, aber bei weitem nicht muss.


      6/10
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      Mein Filmtagebuch



      „I think storytelling is all about children. We human beings love to hear stories being told - and it first happens when you're a kid.“
      - David Chase

      Ich denke, ich muss mich hier eher @Burning anschließen: An und für sich eine sehr originelle und hübsche Idee, der jedoch der richtige Biss und die letzte Konsequenz fehlt. Gar nicht mal so sehr auf das Ende bezogen sondern viel eher durchgängig - weshalb auch in der Mitte einige Längen auftauchen. Denn die Anlagen sind in einigen Szenen da. Ingrid und Taylor haben ein paar Szenen zwischen erstem Drittel und Mitte, wo sie langsam in eine Art künstlichem Paradies abrutschen. Davon hätte ich gerne mehr gesehen anstatt von Ingrids Zerrissenheit zwischen Taylor und Dan - die irgendwie behauptet wirkt, damit man der Figur überhaupt Sympathie entgegenbringt. Kann ich verstehen, denn Ingrid ist alles andere als sympathisch. Sie ist durch. So durch wie wir alle, die Blumenkohl-Avocado-Toasts hassen und uns dann ne Packung Pommes als Ersatz reinhauen. Aber genau darin hätte man sich meiner Meinung nach noch mehr suhlen können. Denn Aubrey Plaza und Elizabeth Olsen harmonieren exzellent in ihrer Hipster-Hölle mit Insta-Filter. Es ist spaßig, den beiden zuzuschauen, wie sie das Spiel der Likes immer weitertreiben. Billy Magnussen und O'Shea Jackson wirken wie Fremdkörper, die der Plot gerne drinhätte, damit die Handlung funktioniert - wirken aber trotz netter Performance wie Eindringlinge und Langweiler. Wyatt Russell hätte viel mehr zu tun haben müssen. Aber nun gut. Genau wie "Hustlers" ein Film, dem ein wenig der Mut fehlt, seine Linie durchzuziehen. Auch in der Handlung generell.

      Dass Bryce Fortner als Kameramann und Matt Spicer als Regie später bei Margot Robbies "Dollface" angeheuert haben, kündigt sich hier bereits an: Ein gutes Auge für kontemporäres Production Design und die richtigen Farbfilter. Ich glaube die Welt, in der sich hier alle bewegen und glaube auch, dass das hier 2017/2018 sein soll. Das kommt auch nicht oft vor. Dass der Score aus Budgetgründen den Kürzeren zieht - geschenkt. Es geht. Man hätte mehr Mühe darin versenken können, so dudelt aber austauschbare Indie/Alternative-Mucke durch die Gegend. Insgesamt eine Hipster-Satire ohne rechten Biss. Schade eigentlich. Da bleibt Potenzial liegen.

      6 von 10 Limetten/Ingwer-Limos, die in kreativ wirkenden Kupferbechern serviert werden

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      "You're fighting a war you've already lost."
      "Well, I'm known for that."