Last Night in Soho (Edgar Wright)

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    Es gibt 43 Antworten in diesem Thema. Der letzte Beitrag () ist von Der siebte Samurai.

      Der Filmtitel stammt indirekt von Quentin Tarantino!

      Edgar Wright hat sich bei Tarantino wegen eines Songs aus "Death Proof" erkundigt, Titel war ‘Hold Tight’. Zusammen plauderten sie über die Band und den Song und dann fragte Tarantino Edgar Wright, ob er von der Band ‘Last Night in Soho’ kennt. Für Wright war das der perfekte Titel für einen Film.

      Beide Filmemacher verbindet eine enge Freundschaft.

      Zum Song...

      Quelle: dreadcentral.com/news/413114/l…elped-name-his-new-movie/
      "Man geht schon ein Risiko ein, wenn man morgens aufsteht, über die Straße geht und sein Gesicht in einen Ventilator steckt!"



      Stephen King ist voll des Lobes über Edgar Wright's "Last Night in Soho".



      "Ich durfte bereits "Last Night in Soho" sehen und plane schon, ihn ein weiteres Mal anzuschauen, wenn er am Freitag erscheint. Ich schaue mir nie etwas erneut an – es gibt so viele gute Sachen da draußen – aber das hier ist ganz besonders. Zeitreisen mit einem Twist."

      Wright's Reaktion folgt auf den Fuß.



      "Ich hätte "Last Night In Soho" nicht ohne die Werke dieses Mannes konzipiert, also ist dieser schöne Kommentar mein Highlight des Jahres. Und dann den Film noch einmal sehen? Ich bin wirklich demütig."
      s-l500
      Es ist einfach schade, dass der Film an den Kassen stark enttäuscht. Während "Halloween Kills" auf die 90 Mio. in den USA zumarschiert und sich immer noch tapfer gegen große Namen hält, konnte der neue Edgar Wright-Horrorfilm gerade mal 4 Mio. einspielen. Ich hätte gehofft das Publikum ist einfach mal wieder heiß auf einen neuen Horrorfilm von diesem phantastischen Regisseur. Selbst am Halloween-Weekend wollte man da nicht so wirklich rein.

      Aber vielleicht ist es wirklich so, dass man bei manchen Filmen auf die Streaming-Premiere wartet und die dann die ganz große Nummer wird.
      "Man geht schon ein Risiko ein, wenn man morgens aufsteht, über die Straße geht und sein Gesicht in einen Ventilator steckt!"
      Lief so eben in der Sneak. Wow! Hat mir sehr gefallen.

      London als Schauplatz eines modernen Horrorthrillers zu nehmen, der sich nicht altbackener Hintergründe wie St. Pauls, Big Ben, und Tower Bridge bedient fühlt sich erfrischend an.

      Was anfangs noch wie ein romantischer Film wirkt, in dem die junge Ellie (Thomasin McKenzie) als Mädchen vom Dorf das Leben der Stadt und Selbstsicherheit sucht, wird zu einem bösen Horrorspiel. Denn wenn sie nachts schläft, kann sie das Nachtleben der jungen Sandy (Anya Taylor Joy) aus den 60ern verfolgen. Auch eine kleine junge Frau, die ihr Leben selbstbestimmt in London lebt. Aus ihren Ambitionen als Sängerin durch den attraktiven Jack (Matt Smith) berühmt zu werden, wird ein Albtraum aus Zwangsprostitution - in Soho; dem sündigen Pflaster Englands Hauptstadt.

      Der Film benötigt gut die Hälfte seiner Zeit, um Fahrt aufzunehmen. Bis dahin kann man fast von Musikfilm sprechen. Autor und Regisseur Edgar Wright ist spätestens seit Baby Driver für eine exzellente Musikwahl in seinen Filmen bekannt. Und ähnlich wie bei Hot Fuzz oder Shaun of the Dead sind die Texte der Lieder genau auf die Situation angepasst. Ja, teils gar auf die Sekunde genau.

      Wrights Drehbuch wirkt hier teils so, als wolle er den Zuschauer mit generischen Storyelementen auf die falsche Fährte führen. Die eifersüchtige Kommilitonin ist hier ein Beispiel. Das Ende ist hier teils mit erfüllend bei dieser Scharade. Aber leider ist es auch das Ende, was den Film nicht konsequent wirken lässt.
      Aber das gibt dem Gesamteindruck kaum Minuspunkte. Alle Schauspieler liefern hier gnadenlos ab. Bei Anya Taylor Joy stellt sich mir zudem die Frage, ob das teils roboterhafte Auftreten mit Verlauf des Films Absicht ist und zeigt, wie innerlich tot ihre Figur ist. Es passt zu dem Thema und die Figur ist in der Zeit auch in diese emotional abgetötete Richtung geführt worden.

      Edgar Wright hat geliefert.

      9/10

      Dieser Beitrag wurde bereits 2 mal editiert, zuletzt von „Kaibear“ ()

      Mein Filmtagebuch



      „I think storytelling is all about children. We human beings love to hear stories being told - and it first happens when you're a kid.“
      - David Chase

      Den Trailer fand ich auch ganz toll. Lief jetzt schon ein paar mal in der Vorschau und das sieht nach dem Edgar Wright-esten Film aller Edgar Wright-Filme aus. Bin mal gesapannt, ob mich das nicht am Ende überwältigt. Die Stimmung allgemein gegenüber dem Film ist ja auch sehr positiv. Mal schauen, wo er gezeigt wird bei mir und wie ich Zeit finde, reinzugehen. :)
      "I think there should be visuals on a show, some sense of mystery to it, connections that don't add up. I think there should be dreams and music and dead air and stuff that goes nowhere. There should be, God forgive me, a little bit of poetry." - David Chase
      Ich gehe aktuell auch nicht mehr ins Kino, die explodierenden Infektionszahlen sind der Grund. Das ist mir zu riskant.

      Edgar Wright wird aber immer gesichtet. Und Horror hat er generell drauf. Hier freue ich mich schon jetzt auf die Blu-ray. Gerne auch mit einem Audiokommentar versehen, ihm zuhören tue ich ebenfalls sehr gerne. :) Etwas mehr über die Einflüsse zu diesem Werk zu erfahren, dem wäre ich alles andere als abgeneigt.

      Aber schade, dass der Film generell an den Kassen so abschmiert und er von Kritikern nicht ganz so stark bewertet wurde wie seine anderen Werke. Aber das ist dann natürlich ein "Luxus-Meckern".

      Ich bin gespannt...
      "Man geht schon ein Risiko ein, wenn man morgens aufsteht, über die Straße geht und sein Gesicht in einen Ventilator steckt!"
      - Last Night in Soho

      Edgar Wrights Last Night in Soho ist ein Liebesbrief an das London während der Swingin‘ 60’s und erzählt die Geschichte von Ellie, die an einer Modeschule angenommen wird und vom ländlichen Haus ihrer Großmutter in die aufregende Großstadt zieht. Sie findet eine Bleibe in einer Dachgeschosswohnung in Soho. Dort träumt sie in ihrer ersten Nacht von einer bildschönen Frau namens Sandie, die in den 60ern selbst nach London kam, um als Sängerin große Karriere zu machen. Doch der Traum kehrt wieder und wieder und als Ellie sich klar wird, dass der Traum eine Erinnerung ist, kommt sie einer schrecklichen Wahrheit auf die Spur, die sie langsam in den Wahnsinn treibt.

      Ellie selbst ist einfach ein entzückender Charakter und viel davon ist Thomasin McKenzies verletzlicher, unschuldiger, großäugiger Performance zu verdanken. Sie ankert den Film auf einer Ebene, die eine menschliche Verbindung zu dem Stoff erlaubt. Ellies Obsession mit den 60ern ist in jedem Detail ihrer Person spürbar. Sie hat ein Smartphone, aber benutzt einen Funkwecker – solche Details erfreuen mich einfach, wenn ich sie entdecke und der Film scheut nicht davor, diese in allen Ecken und Enden zu verstecken.

      Last Night in Soho wird als Horrorfilm vermarktet – und er ist auch einer -, aber präsentiert sich nicht von Anfang an als ein Solcher. Die allgemeine Erwartungshaltung an einen Horrorfilm ist für gewöhnlich, dass er ungebremste Schockmomente liefern muss. Edgar Wright beginnt seine coming of age-Geschichte aber ruhig und idyllisch und man vergisst während der fetzigen Musikauswahl und den tollen Bildern, in was für einem Film man sich befindet. Er tastet sich nur langsam an den Horror heran und man wird nur schrittweise in eine Welt entführt, die zunächst glamourös und graduell immer alptraumhafter wird. Wie man sich am Plot schon denken kann, entwickelt Ellie eine zunehmende Besessenheit und driftet mehr und mehr und die parallele Realität um Sandy und ihr Schicksal ab. Der wahre Horror entwickelt sich für mich weniger durch die (zugegeben) recht konventionellen Horrortropen in der visuellen Darstellung und den Wendungen im Plot, sondern mehr daraus, dass Ellie was tun will, aber machtlos ist und niemand ihr glauben möchte. Die Charaktere um sie herum sehen stattdessen nur, wie eine junge Frau in völlige Hysterie abdriftet. Ich bin mir nicht sicher warum, aber ich reagiere immer sehr empfindlich bei Szenarien in Filmen, in denen jemand nicht beweisen kann, dass er oder sie die Wahrheit sagt, obwohl wir ihnen als Zuschauer recht geben könnten, wenn uns nur jemand fragen würde.

      Das sind Momente – auch hier in Soho -, in denen ich mich daran erinnern muss, dass das nur ein Film ist und für Ellie schon alles gut ausgehen wird. Und Wright nutzt diese Phobien des Zuschauers hervorragend aus und die Melange der beiden Realitäten wird durch die prägnante und grell-helle Farbgebung, den Schnitt und die Kamera auf eine Weise dargestellt, die mich völlig vereinnahmt hat.

      Ich würde jedem Zuschauer empfehlen, den Ablauf der Credits abzuwarten. Nicht, dass da noch was Wichtiges für den Plot käme, aber Wright hat zwischendrin einige Aufnahmen von menschenleeren Orten in Soho platziert. Das ist wichtig, denn Soho selbst wird in diesem Film zu einem regelrechten Charakter, der Charme und Reize ausstrahlt und der gleichzeitig dunkel und voller Traurigkeit sein kann. Vieles an Last Night in Soho ist konventionell – so auch das Finale -, aber ich werde das Gefühl nicht los, dass das absolut beabsichtigt war und an eine Zeit erinnern möchte, in der all die Twists und Turns, die der Film anbietet, noch Neuland waren und der Zuschauer nicht schon vorab alles über Memes und Likes im Internet erfahren konnte. Für manche Zuschauer könnte Last Night in Soho zu viel Edgar Wright sein. Für mich war es das perfekte Maß und ich mochte den Film in jedem Fall richtig, richtig gerne.
      "I think there should be visuals on a show, some sense of mystery to it, connections that don't add up. I think there should be dreams and music and dead air and stuff that goes nowhere. There should be, God forgive me, a little bit of poetry." - David Chase

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von „Data“ ()

      Ein munterer Film von Wright. Vielleicht konservativ aber präzise und sehr bewusst inszeniert ohne jedoch die Wright'schen Trademarks zu verraten. Nach all den humorigen Ausflügen diesmal ernster, konkreter und ohne Simon Pegg. Der Grundplot ist so altbacken wie er nur sein kann, bekommt von Wright aber einen frischen Twist und auch wenn ich von diesem nicht schrecklich überrascht war, so ist es doch die mitreißende und atemlose Erzählung, die man viel mehr loben muss. Ja, gegen Anfang tut sich der Film mit seiner überaus weit ausholenden Exposition schwer, löst hinten aber auch fast alles davon ein. Wem es vorher noch nicht klar war, dem wird spätestens hier eingehämmert: Wright ist ein Meister seiner Kunst, der sowohl Bild als auch Sound bis ins letzte Detail beherrscht und seine Kreativität nicht auf einen 200 Mio.-Film verschwendet sondern sehr konzentriert und fokussiert erzählt. Diesmal steht der Ideenreichtum hinten an und das Handwerk tritt in den Vordergrund. Aber genug der filmischen Poesiealben-Sprüche.

      Weder Tomasin McKenzie noch Anya Taylor-Joy müssen hier viel Schauspielkunst aufwenden, ihre Figuren sind bestenfalls zweidimensional aber immerhin zweckdienlich und wenn Wright sie und ihre Körperlichkeit mal ausstellt, dann sogleich mit dem einfangenden Kommentar verbunden. Der Rest aller Darsteller ist irgendwo zwischen egal und 'jaja, du bist auch da'. Gerade bei dem Thema gelingt das überraschend gut. Gegen Mitte werden vom Drehbuch ein paar Horror-Tropes zuviel aufgerufen und wie so oft würde es der Hauptfigur mal helfen wenn sie Dinge auch bis zum Ende ausdiskutiert anstatt einfach wegzurennen aber nun ja. Das Szenenbild verliebt sich in die Sixties, der Soundtrack stimmt eh und es gibt nicht einen einzigen Shot, der zuviel ausstellt. Ein Film ohne ein einziges Gramm Fett mit ebenso klarer wie wichtiger Botschaft, der erzählerisch sich aber ein- bis zweimal ein bisschen zu sehr in sich selbst verliebt.


      7 von 10 WG-Kühlschränken

      :stern: :stern: :stern: :stern: :stern: :stern: :stern: :stern2: :stern2: :stern2:

      "You're fighting a war you've already lost."
      "Well, I'm known for that."
      Wow, was ein Albtraum. Ich bin da vollkommen unvoreingenommen rangegangen und glaube, dass man vom Inhalt möglichst wenig wissen sollte, bevor man sich Last Night in Soho anschaut. Was anfangs noch nach einem Traum aussieht, wird zunehmend zu einem Albtraum, und ja, manchmal bekam ich tatsächlich Gänsehaut. Grundsätzlich eine sehr beklemmende Atmosphäre und selbst der Anfang des Film ruft Emotionen bei mir ab, und wenn es nur darum geht,
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      ​unsympathische Mitbewohner zu hassen.


      Der Film braucht ein bisschen,um in die Gänge zu kommen, aber das hat alles seinen Sinn und Zweck. Ja, auch ich hatte da so manche Vermutung fürs Ende, und auch der Rest des Films bzw der eigentliche Plot runtergebrochen mag nicht absolut neu sein, aber dennoch fühlt sich der Film frisch und innovativ an, was sicherlich auch an der tollen Inszenierung liegt. Hier wird mit Farben gespielt, hier wird die Gegenwart zu den Sixties, und irgendwann fragt sich der Zuschauer, ob er nicht selber langsam durchdreht.

      Ich bin begeistert, allerdings stören mich zwei Dinge:
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      ​Die Leichen im Fußboden dürften gut stinken.
      Elli ist sediert, das spielt dann aber keine Rolle mehr, wenn sie aus dem brennenden Haus flieht, da ist sie wieder fit. Ja, Adrenalin und so, aber eigentlich war sie schon am sterben.


      Trotzdem ein guter Film, der einige Gender-Themen anspricht
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      (Ausbeutung, Hysterie etc)
      und vor allem auch eine wichtige Frage an den Zuschauer stellt. Und da denke ich jetzt immer noch drüber nach, obwohl ich Butler und Konsorten gelesen habe. Und das ist gut, denn Schwarz-weiß kann jeder.

      Puh, was ein Trip, 8 Punkte.