Midnight Mass [Netflix]

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    Es gibt 24 Antworten in diesem Thema. Der letzte Beitrag () ist von Gambit.

      Gestern beendet und für sehenswert befunden, wenn auch kein ganz großes Kaliber. Die Serie punktet anfänglich mit ihrer Subitlität und dem gewissen Knistern. Das typisch mysteriöse Kleinstadt-Feeling mit den Bewohnern, die so ihre Geheimnisse und Konflikte haben. Pacing sachte, mystische Bilder und reizvolle Fragezeichen - stets unterhaltsam. Ein routiniertes, aber stimmiges Rezept soweit.

      Eine etwas frühe (Teil-)Auflösung des Mysteriums kostet dem Werk aber dann bereits ein paar entscheidende Spannungsprozentpunkte und ein bisschen habe ich im MIttelteil Sorge getragen, dass man sich selbst zu einer Art Supernatural degradiert. Kam dann aber glücklicherweise nicht so. Das gesponnene Mysterium bleibt seriös sowie spannend und insbesondere das Ende von Folge 5 und dann die sechste Folge konnten mich durchaus überzeugen.

      Midnight Mass schneidet ein paar gewichtige Themen an, ohne aber zu sehr in die Tiefe zu gehen. Fanatismus, Instrumentalisierung von Religion, Rassismus, Umweltverschmutzung, Industrialisierung und damit verbundene Konsequenzen. Nichts wird absolut tiefgreifend berührt, aber es ist da. Und das ist okay und gut so.

      Die Show offenbart jedoch auch einige Schwächen, vor allem in der zweiten Hälfte. Ich bin etwas erleichtert, dass die ausschweifenden Monologe hier im Thread bereits schon so oft erwähnt wurden. Ich dachte, das geht nur mir so. Mir erschien das zu ausschweifend und damit auch prätentiös. Teilweise komplett konstruiert. Ich erinnere mich an einen Monolog von dem Sheriff, der einfach überhaupt nicht wirklich zur Situation passte bzw. wo man sich gefragt hat, inwiefern das nun in den Wortwechsel gepasst hat. Hauptsache eine weitere 5-Minuten-Anekdote reingepresst. Da kommt Midnight Mass teilweise schon sehr selbtgefällig daher. Ebenso mit den Bibelzitaten, deren starke Präsenz sich mir zumindest inhaltlich/charakterlich (Bev Keane) mehr erschließt, hat man es zu gut gemeint. Es gab aber natürlich auch sehr feine Dialoge, wie z. B. der Dialog über das Leben nach dem Tod zwischen Erin und Riley, der dann später nochmal geschickt aufgegriffen wird.

      Darüber hinaus macht es sich aber insbesondere die Finalfolge in ihren Entwicklungen und Abfolgen ein wenig zu leicht. Und war obedrein etwas zu berechenbar. Auch die Grundmotivation des Priesters wurde mir ein bisschen zu dünn abgehandelt. Nichtsdestotrotz hatte ich insgesamt eine gute Zeit mit der Show, dank einer effektiven Grundatmosphäre, solidem Schauspiel und dem gewissen Etwas. Obwohl ich an der Finalfolge ja ein wenig was zu meckern habe, haben mich dann auch hier die letzten 15 Minuten schließlich wieder emotional abholen können.

      Eine insgesamt dann doch gelungene Serie über Schuld und Akzeptanz, mit der Mystery/Fantasy/Okkult/Horror-Freunde eine ganz ordentliche Zeit haben dürften. Meine kleine Hoffnung auf einen qualitativ ebenbürtigen Nachfolger von Carnivale, was nach den ersten positiven Stimmen mein heimlicher Wunsch war, wurde aber nicht erfüllt. Auch genremäßig ging es dann ja doch in eine etwas andere Richtung.






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      Emily schrieb:

      @Data
      Am Ende war es echt eine gute Serie, wenn man fertig damit ist. Der Weg dorthin macht aber nicht unbedingt Spaß. Gerade das, was dem Zuschauer nicht direkt gesagt wird, finde ich unheimlich stark.

      War das bei den anderen Serien auch so?


      Ich fand beide Serien sehr befriedigend und aussagekräftig. Flanagan hat sich auch da mit ähnlichen Themen befasst wie Familie/Community und ist sehr interessiert an der Frage, wie Fehler aus der Vergangenheit unsere Gegenwart beeinflussen. Ich finde das auch in Midnight Mass wieder und das gefällt mir. Die tollen Charaktere, das Setting, die Bilder, Atmosphäre, selbst die wiederkehrenden Schauspieler, mit denen er zusammen arbeitet - alles hat Flair und alles fühlt sich irgendwie so an, als würde man nach Hause kommen. Wenn dir Midnight Mass gefällt, dann werden wir seine anderen Sachen mit Sicherheit auch gefallen, würde ich sagen.
      "I think there should be visuals on a show, some sense of mystery to it, connections that don't add up. I think there should be dreams and music and dead air and stuff that goes nowhere. There should be, God forgive me, a little bit of poetry." - David Chase
      Grundgütiger. Wieso singt jeder auf Crockett Island so wunderschön und wieso ist Midnight Mass kein Musical, das nur aus christlichen Hymnen besteht?

      Die finale Szene hat mich wirklich zu Tränen gerührt. Das dürfte das Tollste gewesen sein, was ich dieses Jahr in einem Serienformat gesehen habe. Und da bin ich auch voll und ganz bereit, Mike Flanagan seinen Hang zum Pathos zu vergeben, denn Midnight Mass hat sich diese Sentimentalität verdient, hat die Serie doch so viel Liebe und Herz für seine Charaktere und seine Thematik übrig, dass jedes weniger gefühlsduselige Ende fast schon unpassend gewesen wäre.

      Ich habe Midnight Mass gestern Abend beendet und ja, sie hat es mir angetan. Es ist schon richtig, der Plot war zuweilen arg konstruiert und das Storytelling oftmals sehr frustrierend. Und auch die schon viel diskutierten und nicht selten minutenlangen Monologe, die stärker auf die Tränendrüse gedrückt haben, als alles, was Parenthood je gemacht hat, waren dann doch oft sehr dick aufgetragen. Aber verdammt, wenn es Flanagan nicht immer wieder schafft, die Kurve zu bekommen. Bei all seinem ausschweifenden Schreiben, bekommt er immer noch dieses gewisse Etwas in die Mischung und vermag etwas zu schaffen, das emotional ehrlich wirkt und etwas in mir anspricht, bei dem mir einfach warm ums Herz wird.

      Tolles Setting, tolle Regie. Der wahre Hingucker aber sind die Schauspieler, die die Gelegenheit sichtlich genossen haben, sich durch so schwermütiges Material zu kauen. Wenn für nichts anderes, dann hat sich Midnight Mass schon allein deswegen gelohnt, weil die Besetzung so großartig war und so viel Spaß daran hatte, sich hier richtig austoben zu können.

      Wird mit Sicherheit nicht Jedermanns Sache sein. Für mich reiht sich Midnight Mass sehr gut in Flanagans Reihe an Horror-orientierten Miniserien ein, die mir alle - auf ihre jeweils eigene Art - sehr zugesagt haben. Die religiösen Aspekte - was bedeutet Glaube im Allgemeinen und für jedes Individuum im Speziellen? - kommen deutlicher hervor, als sogar bei seinen Haunted House-Serien. Wem das messaging, das allzu oft mit dem Holzhammer passiert, da schon nicht gepasst hat, wird auch hier seine Schwierigkeiten haben. Es geht auch um persönliche Vergangenheit und begangene Fehler, Community und Vergebung - Themen, auf die Flanagan immer wieder zurückfällt und für die ich sehr anfällig bin. Midnight Mass ist nicht ohne Probleme. Aber vielleicht gerade wegen ihnen, hat sie mir einmal mehr sehr, sehr gut gefallen.
      "I think there should be visuals on a show, some sense of mystery to it, connections that don't add up. I think there should be dreams and music and dead air and stuff that goes nowhere. There should be, God forgive me, a little bit of poetry." - David Chase

      Dieser Beitrag wurde bereits 2 mal editiert, zuletzt von „Data“ ()

      Mike Flanagan verrät Idee für Staffel 2.

      Spoiler anzeigen
      Im Gespräch mit dem Script Apart-Podcast (via Empire) erzählte Flanagan von einer besonders wilden Idee, die er für eine zweite Staffel hatte. Darin hätte der Charakter Riley (Zach Gilford) aus Staffel 1 bis zum Ende überlebt, um dann in Staffel 2 als Bösewicht zu enden.

      "Es hat Jahre gedauert, bis mir klar wurde, dass [Riley] aus dem Weg gehen musste. Das hat die Dinge wirklich sehr weit aufgerissen. Wir hatten Andeutungen über eine mögliche zweite Staffel der Serie gemacht, in der Riley am Ende mit dem Engel kämpft, und man sieht, wie ihm die Kehle aufgerissen wird. Man sieht ihn nie auf dem Bildschirm sterben. Er kam als Antagonist der zweiten Staffel zurück, als dieser Wanderprediger mit einem Erweckungszelt der Südstaaten-Baptisten. Warren und Leeza jagten ihn quer durch Amerika und versuchten, Riley zu töten, denn er war nun der Bösewicht der Geschichte."
      s-l500