The Green Knight (Dev Patel)

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    Es gibt 49 Antworten in diesem Thema. Der letzte Beitrag () ist von Bavarian.

      Danke für eure Reviews. Das klingt trotz der von euch beschriebenen Mankos hochinteressant.

      Bin gerade nicht sonderlich tief im Filmthema drin und habe maximal fünf oder sechs anstehende Werke im Blick, die ich sehen will, wobei The Green Knight da absolut mit dabei ist. David Lowerys "A Ghost Story" zählt zu meinen großen Highlights des letzten Jahrzehnts. Zumindest was die Sperrigkeit, Schwere und den Interpretationsfreiraum angeht, scheint es hier wieder in eine ähnliche Richtung zu gehen.

      Ich hoffe und denke, das Ding könnte bei mir wieder ähnlich zünden.






      Ich bin auch nach wie vor sehr interessiert an den Film und die ersten Meinungen hier regen eher noch mehr mein Interesse an als zu vor
      , vielleicht liegt es daran das ich nach der Sichtung der Trailers doch genau diese Reaktionen was schon erwartet habe.




      "Ich bin der Dude! Und so sollten Sie mich auch nennen, ist das klar! Entweder so, oder seine Dudeheit, oder Duda, oder ... oder auch El Duderino, falls Ihnen das mit den Kurznamen nicht so liegt."
      - The Green Knight

      Das Gedicht Sir Gawain and the Green Knight ist eine ritterliche Romanze und Teil der Legende von König Arthurs rundem Tisch. Das Werk gehört zu den Populärsten der mittelalterlichen, englischsprachigen Literatur und ist über die Jahre und Jahrhunderte dementsprechend unzählige Male in etlichen Kunstformen neu interpretiert worden. David Lowerys The Green Knight ist die nunmehr vierte Verfilmung des Stoffes und bietet eine verstärkte Betonung auf das Fantasy-Element der Geschichte.

      Am Weihnachtsabend reitet der Grüne Ritter auf seinem Pferd in die festliche Ritterrunde von Arthur, dem König der Briten, und fordert sie auf, dass ihn jemand mit seiner eigenen Axt streikt, unter der Bedingung, dass derjenige in einem Jahr denselben Schlag erfahren sollte. Gawain, der Neffe des Königs, nimmt die Herausforderung an und als der Ritter auf die Knie geht und seinen Nacken entblößt, schlägt Gawain ihm den Kopf ab. Dieser erhebt sich daraufhin und reitet lachend mit seinem Haupt davon. Dabei mahnt er noch einmal an den Tag in einem Jahr.

      Als das Datum näher rückt, begibt sich Gawain auf die Reise zur grünen Kapelle, dem Ort, an dem die Schuld beglichen werden soll. Auf seiner Reise findet sich Gawian mit allerlei Gefahren konfrontiert, trifft auf mystische Wesen und findet sich in der Gastfreundschaft eines Nobelmannes wieder, der selbst eine Affinität für Spielchen und Herausforderungen zu haben scheint. The Green Knight steckt voller Zeichen und Deutungen, Prophezeiungen und dunkler Warnungen und wirkt stellenweise fast schon wie ein Fiebertraum, der einen an der Realität der Geschehnisse zweifeln lässt. Was ihm fehlt, ist ein überzeugender Protagonist, der eine Ahnung zu haben scheint, warum er diese Strapazen auf sich nimmt, wohlwissend, dass die Geschichte für ihn kein gutes Ende nehmen wird. Über Motivationen, darüber will der Film nicht viel sagen. Gawains Reise besteht aus Zufällen und Unfällen – er findet sich oftmals mehr aus Versehen in bestimmten Situationen, als dass er sich in diese aus eigenem Kalkül heraus begibt. Gawain sieht es als seine Verpflichtung an, die Schuld beim grünen Ritter einzulösen, aber natürlich hat der Handel einen lachhaft hohen Preis, der die Frage in den Raum wirft, warum jemand bereit ist, diesen zu bezahlen, wenn er es nicht unbedingt muss.

      Geschichten dieser Art sind meist dazu da, eine Lektion zu teilen. Dem Gedicht wird oft zugeschrieben, dass es darum ging, die Wahrheit zu sagen vor seinen Brüdern. Es hatte natürlich ein gänzlich anderes Ende, als das, was Lowery ersonnen hat. The Green Knight verzichtet auf eine solche Lehre und arbeitet sich stattdessen an einer verheißungsvollen Vision ab, die Gawain seinen Antrieb zu geben scheint. Aber das ist nur Interpretationssache. Letztlich können wir uns nur auf die hilflosen Blicke von Dev Patel verlassen, der genauso verdutzt zu sein scheint, wie ich es war.

      Der Film wirkt zuweilen wie ein opulentes Bühnenstück. Die Ritterrunde relativ zu Beginn des Films, ist fast schon bewusst theatralisch in Szene gesetzt, mit minimalistischer Ausleuchtung und einer langen, geschauspielerten Rede von Sean Harris. Der Film ist in diesen Momenten äußerst schwatzhaft, der Dialog befüllt von rätselhaften Umschreibungen. Die Charaktere um Gawain sprechen dabei viel und sagen wenig.

      Das Produktionsdesign ist opulent und Lowery hat jedes Bild, jedes Framing voll und ganz im Griff. Die Welt, die er erschaffen hat, ist zugleich schmutzig und wundersam, ungemütlich und macht doch neugierig, mehr von ihr zu sehen. Inhaltlich ist The Green Knight wie eines dieser wöchentlichen Comicstrips: Im Einzelnen toll gestaltet, aber ohne große Auswirkungen aufeinander. Lowery drückt sich in Bildsprache prächtig aus. Aber am Ende ist The Green Knight leider nicht mehr als die Summe seiner Teile. Er war okay, nett anzusehen, aber dann zuweilen doch etwas sperrig und lang geraten. Ich hätte den Film gerne mehr gemocht, kann aber dann doch nicht genau sagen, wieso.
      "I think there should be visuals on a show, some sense of mystery to it, connections that don't add up. I think there should be dreams and music and dead air and stuff that goes nowhere. There should be, God forgive me, a little bit of poetry." - David Chase

      Dieser Beitrag wurde bereits 2 mal editiert, zuletzt von „Data“ ()

      Es kam jetzt doch zu keiner Zweitsichtung mehr. Meine Begleitung hat "Nebenan" bevorzugt. Da bin ich gern ein zweites Mal rein und hatte viel Spaß. Zu "Green Knight" also doch vorläufiges Urteil: Pluspunkte wegen Optik, bei Laune haltender Befremdlichkeit und einer Darstellerin, die mich immer sehr schwach macht. Dev Patel im Film ja offensichtlich auch. Ich würde ihn gerne richtig gut finden, kann es aber nicht, weil die einzelnen Elemente zusammen keine völlig runde Sache ergeben und der Protagonist meiner Meinung nach nicht wirklich einen Charakterwandel durchmacht. Hätte sich aber gut angeboten.

      7/10
      Ich schließe mich den meisten hier an: Ich wollte den Film besser finden, als ich es am Ende tat. Aber umso länger ich über ihn nachdachte, umso besser wurde er. Trotzdem war es beim Schauen teils anstrengend, fast schon überfordernd. Dann auch ein bisschen zu lang, aber irgendwie gleichzeitig auch faszinierend.

      @Bavarian
      Du solltest definitiv einen Blick riskieren.


      Details inkl. Miniinterpretation (und Burnings Zweitmeinung) dann hier (ich hätte gerne mehr geschrieben, aber ich saß schon mehrere Stunden dran und habe mich also auf die Kernpunkte begrenzt):

      Regisseur David Lowery ist immer für eine Überraschung gut. Nach dem genialen "A Ghost Story" und dem unterhaltsamen "The Old Man & the Gun", gibt er sich nun dem Fantasygenre hin und präsentiert mit The Green Knight einen faszinierenden wie wunderschönen Film. Angereichert mit wenig sichtbarer Fantasy, dafür aber umso mehr zwischen den Zeilen. Der Film behandelt Themen wie Heldentum, Mut und Ehre, Selbstbestimmung sowie auch Liebe vordergründlich in Bildern, ohne allzu viele Worte darüber zu verlieren. Aufgenommen in wunderschönene Landschaften, zelebriert The Green Knight den Freiraum für sehr viele Interpretationen. In jeder Szene versteckt sich eine kleine Mitteilung oder Detail zur Geschichte, die man selbstständig in den Kontext der wäldlichen Erzählung setzen muss. Gerade das Ende lädt zu Spekulationen und vielen verschiedenen Theorien ein, so dass der Film auch nach dem Abspann noch für eine längere Zeit im Gedächtnis bleibt.

      Inszenatorisch bewegt sich The Green Knight auf einem ähnlich kunstvollen Level wie "A Ghost Story", auch wenn hier viel mehr mit den hervorragenden Sets sowie der Ausstattung gespielt werden kann. Den Augen wird somit etliches geboten. Aber auch auf Seiten der Darsteller erlaubt sich The Green Knight keine Schnitzer. Angefangen beim großartigen Dev Patel bis in die kleinste Nebenrolle ist hier ausnahmslos jede Figur passend besetzt.

      The Green Knight ist sicherlich keine leichte Kost, die mal schnell am Abend konsumiert werden kann, macht bei passender Stimmung und Aufmerksamkeit aber jede Menge Spaß.
      Mein Filmtagebuch



      „I think storytelling is all about children. We human beings love to hear stories being told - and it first happens when you're a kid.“
      - David Chase

      Mir erging es mit dem Film wie einigen meiner Vorrednern. Ich bin mir mit The Green Knight ein wenig uneins. Lowerys A Ghost Story zählt für mich zu den ganzen großen Filmhighlights des letzten Jahrzehnts. Dieser war zwar ebenso sehr kunstvoll, experimentell und schwer zugänglich, hatte jedoch dennoch greifbarere Emotionen und verfolgte stimmungsmäßig eine stringentere und spürbarere Linie. The Green Knight will in meinen Augen zu viel. Er schafft es leider, teilweise langatmig und überladen zugleich zu wirken.

      Die großen Stärken des Films will ich an der Stelle aber nicht verschweigen. Rein inszenatorisch war das absolut elitär. Meine Güte, sah das gut aus. Eine der besten Inszenierungen der letzten Jahre. Opulent und magisch. Ebenso inhaltlich ein sehr intelligenter Film. Anstatt nur eine weitere Heldensage zu erzählen, verhandelt Lowery hier über den Prozess der Sagenbildung selbst und stellt die Vorstellung von Ehre und Heroismus in Frage. Die Szenen mit dem Green Knight sind wuchtig und bedrohlich und auch das Ensemble liefert gut ab.

      So, und wo liegt jetzt das Problem? Für mich war der Film nicht greifbar und in seinen Stimmungen dermaßen facettenreich, dass es schon fast sprunghaft und uneins wirkte. Das machte sich ebenso beim Score bemerkbar. In dem Film gibt es Unmengen an Dingen zu entdecken, doch er präsentierte sich teilweise so unnahbar, dass es mir schwer fiel, alles erkunden zu wollen. Stets emotional beladen und extrem ansehnlich, doch zeitgleich ausladend und holprig.

      Da muss ich auf jeden Fall irgendwann nochmal ran.