Napoleon (Ridley Scott)

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    Es gibt 166 Antworten in diesem Thema. Der letzte Beitrag () ist von Olly.

      TLCsick schrieb:

      "Es ist in allen Belangen viel mehr eine Liebesgeschichte als ein Schlachtenepos."


      Das ist genau die Art&Weise, welche ich bei einem realhistorischen Stoff wie Napoleon überhaupt nicht sehen will, zumindest nicht, wenn es so viel Platz einnimmt. Kinobesuch war eingeplant, werde ich aber jetzt kippen und werde abwarten, bis er im Stream zu sehen ist. Ich ahne schon, dass ich hier garantiert enttäuscht sein werde.
      war ja bekannt, dass es sich im Film primär um die Liebesgeschichte zwischen Napoleon und Josephine drehen soll, aber die Trailer haben diesen Fakt einfach mal großzügig ignoriert und lieber Schlachten und andere historische Ereignisse gezeigt.
      Ich bleib jetzt endgültig beim TV-Vierteiler, der hatte nen tollen internationalen Cast und hat nicht nur auf Schauwerte gesetzt

      Black schrieb:

      war ja bekannt, dass es sich im Film primär um die Liebesgeschichte zwischen Napoleon und Josephine drehen soll, aber die Trailer haben diesen Fakt einfach mal großzügig ignoriert und lieber Schlachten und andere historische Ereignisse gezeigt.
      Ich bleib jetzt endgültig beim TV-Vierteiler, der hatte nen tollen internationalen Cast und hat nicht nur auf Schauwerte gesetzt


      das ist was dran. Titel und Trailer erwecken den Anschein das es sich um ein Napoleon Biopic handelt. In Wahrheit ist der Film ein Beziehungsdrama.
      Ich muss ja sagen, dass mir die Szenen zwischen Napoleon und Josephine schon gefallen haben. Das Thema Obsession, Abhängigkeiten, das Ganze eingebettet in die damaligen Spielregeln, vorgetragen von zwei tollen Darstellern - gelangweilt hab ich mich da wirklich nicht. Wobei der plumpe Rammler vielleicht gar nicht so viel mit dem historischen Napoleon zu tun hat. Aber gut - es ist halt eine Interpretation aus dem Jahr 2023.

      Die Schlachtenszenen konnten sich auch sehen lassen, der Film macht im Kino schon was her. Endgültig wollte der Funke aber doch nicht überspringen. Ein Gefühl für Napoleon konnte ich nicht recht entwickeln. Zu viel Stoff in zu wenig Zeit? Sich vielleicht auf eine einzige Schlacht konzentrieren und drum rum erzählen? Oder doch einen Josephine-Film machen?

      Aber schon irgendwie komisch. Zeitlich ist man ja nicht mehr weit von alten Historienschinken wie "Spartacus" oder "Cleopatra" entfernt. Aber das Gefühl für Figuren und Geschichte ist bei den Klassikern ein viel deutlicheres.

      7/10
      „Was tragen sie denn da für ein wundersames Kostüm?“ „Das ist kein Kostüm, das ist meine Uniform.“ Als diese erste Unterhaltung geführt wird zwischen Napoleon und Josephine, ist in Ridleys Scotts neustem Spielfilm Napoleon nur wenig Zeit ins Land gezogen. Der Kern dieser Unterhaltung mit Napoleons späteren Frau Joséphine de Beauharnais markiert gleichermaßen den Anfangspunkt und den Endpunkt des Themas, dessen sich Scott verpflichtet fühlt in den Fokus des Films zu rücken. Es beginnt und endet mit der Figurenzeichnung des Napoleon, dessen auffallende Uniform kein bloßes Kleidungsstück darstellt. Diese erste Unterhaltung ist so simpel wie unausweichlich um Napoleons Handeln zu verstehen. So verblüfft es auch nicht das Ridley Scott in der letzten Szene, nur die Silhouette von Napoleon in Schwarz und Weiß hüllt um den Film langsam ausklingen zu lassen. Kaum eine Figur in der Weltgeschichte ist so eindeutig zu ermitteln anhand seiner unverkennbaren Silhouette als die vom Franzosen Kaiser. Als Beschützer Frankreichs und Diener des Volkes als der er sich sieht symbolisiert seine Uniform mit dem grauen schlicht gehaltenen Reitmantel und schwarzem Zweispitz, nicht gar schales schmuckes Beiwerk. Gewisser maßen bildet dieses „Outfit“ Napoleons Charakter ab, der ihn sein Leben lang im engen Würgegriff halten wird, aus dem es kein Entkommen gibt, getrieben von Anerkennung und Ruhm. Mehr noch als der legendäre Zweispitz setzt der prägnante Reitmantel ein deutliches Zeichen: Der neue Herrscher über Europa bleibt seinen Truppen und damit dem Volke nah. Napoleons Reitmantel war das visuelle Propagandainstrument seiner Herrschaft, die jederzeit zum Krieg bereit war. Ausziehen wird er diese Uniform zu keinem späteren Zeitpunkt, auch wenn er sich entkleidet, bleibt sie dennoch imaginär an ihm haften. Was spärliche Szenen im Privatleben von Napoleon belegen in denen er beim Kinderwunsch nicht gar an das eigene Glück denkt, sondern stets darauf bedacht ist einen Nachfolger für das Volk Frankreichs zur Welt zu bringen. Nicht etwa aus Liebe zu seiner Josephine, die er nicht mehr als weiteren Besitz sieht sowie zur Sicherstellung der Weiterführung seiner Gene, sondern aus Pflichtgefühl zu Frankreich.

      Das er nicht aus seiner Uniform entfliehen kann, die zu seinem Charakter wird, ist Segen und Fluch zu gleich. So katapultiert er ihn vom einfachen Befehlshaber durch die Schlacht um Toulon gegen die königstreuen Royalisten, zum Brigadegeneral zur Zeit der französischen Revolution bis in die höchsten Ämter Frankreichs durch sein militärisches Talent. Macht aber auch sein verderben auf Raten unausweichlich, beginnend mit dem Russland Feldzug zur Winterzeit, bei dem er mal als 450 000 Soldaten verlor bis zu seinem finalen Untergang im damaligen Holland und heutigen Belgien. Immerhin ist so die landläufige Redewendung zu Waterloo entstanden. Ridley Scott ist weniger bestrebt ein klassisches Schlachtenepos Kino zu erzählen als vielmehr dem Versuch sich der Person Napoleon zu nähern durch die Beziehung zu Josephine. Weniger ausufernde heroische Schlachten, mehr Dialog bevölkern dadurch vermehrt die Leinwand. Immer wider kreisen alle Handlungsstränge zwischen Napoleon und Josephine umher. In wie weit das Historisch akkurat überliefert ist, sind dabei nicht der entscheidende Punkt für Scott. Hier setzt er seinen Anker für Napoleons Antrieb fest, der ihn zur Höchstform auflaufen lässt oder ihn auch zuweilen am Boden zerschellen lässt. Wer nach dem sichten des Trailers noch hoffte auf einen Film, der wie einst Gladiator von Spannung und Schlachten lebte wird bald ernüchternd im Kinosessel oder auf der heimischen Couch, weil Apple Produktion zusammenzucken. Hier wird schnell klar das die zentralen Themen sich auf andere Dinge konzentrieren. Actionlos kommt Napoleon freilich dann doch nicht da her, so ist selbstredend die hervorragend in Szenen gesetzte Schlacht a, gefrorenen See in Austerlitz in Österreich zu nennen. Darüber hinaus wird nichts Episches geboten. Teils sogar mitten im Ansturm Napoleons zu Pferd abgeblendet um sich wieder an der Station seines Lebens abzuarbeiten. Es gibt viel zu erzählen und so wird man den Eindruck nicht los, dass da die Schlachten doch ein wenig hinten runter fallen müssen um Platz für andere Dinge zu schaffen.

      Doch wie zeichnet man ein Leben nach, einer übergroßen Figur des frühen 19. Jahrhundert, von der man heute noch spricht, um dieser gerecht zu werden? Scott wählt hier diesen vielleicht unorthodoxen Ansatz um sich ihr zu nähern, dabei arbeitet er sich an den Stationen des Lebens ab und setzt den Kern des Antriebs in die Geschichte zwischen Napoleon und Josephine. Wäre man nicht wohlwollend und davon wird es einige Menschen vor den Bildschirmen geben könnte man den Kritikpunkt ins Felde führen das Napoleon ständig alles Stehen und liegen lässt, wenn der Name Josephine in seinen Gehörgang dringt. Was Josephine betrügt mich? Ich muss sofort nach Hause. Josephine fehlt mir. Ich muss sofort zurückkehren. Dieses Muster wiederholt sich oft im Laufe der über 150 Minuten Laufzeit unentwegt. Andersherum gefragt, wäre der Film Napoleon interessanter würde Scott von Schlacht zu Schlacht erzählen? Heroische Kämpfe, blutige Kriege zwischen Ländern zu Operetten Stilisieren?

      Trotz dieser Fokussierung auf die Beziehung der beiden fehlt es dem Film deutlich an wärme. Selten war ein Ridley Scott Film so kalt wie der blutbefleckte Boden eines Schlachtfeldes in Russland. Selbst die bittere Entscheidung zur Trennung von Josephine kann dem Zuschauer nicht die Tränen entlocken, die hier angebracht wären, sowie sie auf Napoleons Wangen aufblitzen. Hier wird gestorben und geboren nur leider ohne, dass es erfahrbar wird. Hier werden kaum Gefühle gepflanzt zwischen den Beziehungen der Menschen, sodass sie am Ende auch nicht geerntet werden können beim Zuseher. Was aber auch darin begründet sein kann, dass es eben dem pragmatischen Denken Napoleons geschuldet ist, ergo mit Absicht als Stilmittel bemüht wird um dieses Denken auf die Spitze zu treiben. Die Szenerie der Scheidung ist dabei nur ein weiterer Akt im Leben von Napoleon bei dem gezeigt wird, dass es ihm nicht um Gefühle geht zu seiner Frau, sondern um die Pflicht gegenüber Frankreich. Da wird schonmal geohrfeigt um Frankreichs Willen. So kommt Napoleon nie auf Temperatur und bleibt immer etwas unterkühlt. Distanziert und beobachtend, bestenfalls bürokratisch und pragmatisch im Spiel der Beziehungen zueinander. Ob beim Menschen oder den Ländern, die entweder paktieren aus Machterhaltugszwecken oder auseinander gehen aus denselben Gründen um mit anderen Mächten zu koalieren. Dem Pragmatismus wird stets alles untergeordnet. Wie Robert Lembke einst bemerkte: „Bei Pragmatikern richten sich Ansichten und Absichten nach den Aussichten.“ Oder auch Wilfried Grunau in seinem Essay zum Thema Pragmatismus dazu ergänzte „Jeder, der ein höheres Ziel erreichen und dabei möglichst viele Menschen einbeziehen möchte oder muss, kommt am pragmatischen Denken und Handeln nicht vorbei. So gesehen ist Pragmatismus durchaus eine positive Charaktereigenschaft. „Nicht der Wissende, sondern der Handelnde ist glücklich“, soll ja auch der Philosoph Seneca einst festgestellt haben. Man darf dabei vor lauter flexibler Dynamik eben nur nicht das eigentliche Ziel aus den Augen verlieren.“

      Ein pragmatischer Film, der sich vollends dem Charakter Napoleons verschreibt und sich dessen einverleibt um es ihm gleich zu tun in seiner Erzählweise. Phoenix wird zu keiner Zeit herausgefordert etwas Außergewöhnliches zu leisten, sein Schauspiel erfüllt den Zweck, den es zu erfüllen gilt. Keine Regung zu viel, kein Wandeln auf den Spuren früherer Glanzleistungen. So wie Scott Napoleon anlegt blieb ihm wohl auch keine andere Chance als pragmatisch, zweckdienlich zu spielen. Sein persönliches Waterloo erlebt Scott mit Napoleon sicherlich nicht. Ihm gelingt damit aber auch kein erneuter Aufstieg in den obersten Spähern, in denen er vor langer Zeit einst heimisch war. Man könnte auch pragmatisch zum Entschluss gelangen das man Napoleon gesehen haben muss im Kinojahr 2023 um bei der 95. Verleihungen der Oscars im Dolby Theatre in Los Angeles mitreden zu können.

      7.5 / 10

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      Napoleon ist in Deutschland nun der erfolgreichste Film eines Streamingdienstes


      Ridley Scotts „Napoleon“ holt am Wochenende weitere 110.810 Besucher in die deutschen Kinos und bringt es damit bereits auf ein Gesamtergebnis von 650.000 Besucher.

      Damit wird Martin Scorseses „Killers Of The Flower Moon“ (knapp 609.863) überholt und „Napoleon“ ist nun der erfolgreichste Film eines Streamingdienstes in den deutschen Kinostart.

      Weltweit steht der Film nun bei einem Umsatz von 170 Mio Dollar.
      Gestern im Kino gewesen. Ich muss dazu sagen, dass ich mich mit der napoleonischen Ära nicht ganz so gut auskenne. Ich kann also nicht sagen wie realistisch das Ganze ist.

      Was trotzdem auffällt: Der Film wirkt trotz der Laufzeit von fast 3 Stunden wie ein Schnelldurchlauf. Ridley Scott hat ja jetzt schon einen Director's Cut angekündigt, der nochmal 30 Minuten länger ist. Da kommt glatt mein Kingdom-of-Heaven-Trauma wieder hoch. Und die Vermutung, dass das Studio die eigentliche Version wieder erheblich gekürzt hat. Das ist bei Ridley Scott Filmen ja mittlerweile leider der Standart. Und es ärgert mich immer wieder, weil auf die große Leinwand gehört nicht irgendein zusammengeschnippeltes Etwas, sondern die Vision, die der Regisseur vorsah. Man darf also gespannt sein, was der Director's Cut zu Tage fördert.

      In Frankreich kam der Film wohl nicht gut an, weil man den Bonaparte als kleinen, machtgierigen Lüstling darstellt. Und Joaquin Pheonix macht das mit Bravur. Überhaupt Austattung, Darsteller, Effekte - alles top. Das große Problem des Film ist, dass man eben durch das Leben des Napoleon regelrecht durchrast. So bleiben von den insgesamt 62 Schlachten nur 6 übrig, die überhaupt gezeigt werden. Und nein, die Völkerschlacht ist leider nicht dabei. Man hat sich ausschließlich auf die Wendepunkte konzentriert. Tolouse, Austerlitz, Moskau, Waterloo. Überhaupt, der berüchtigte Russland-Feldzug wird gefühlt in einer Viertelstunde abgerissen. Wie gesagt, mir ging das zu schnell. Ich hätte mir gewünscht man hätte sich mehr Zeit genommen. Vielleicht habe ich Glück und der Director's Cut erfüllt mir diesen Wunsch.

      7/10


      I am the Doctor!
      Doctor Who?
      Only the Doctor!




      Apple verfolgt keinen Plan die 4-stündige Fassung zu veröffentlichen!

      In absehbarer Zeit wird es also keine längere Fassung von Scotts aktuellem Film geben.

      Quelle: worldofreel.com/blog/2024/4/1/…ur-napoleon-directors-cut
      "Man geht schon ein Risiko ein, wenn man morgens aufsteht, über die Straße geht und sein Gesicht in einen Ventilator steckt!"
      Eigentl. hatte ich vor auf die längere Filmversion zu warten. Da ich aber aktuell noch ein Gratisabo von Apple habe, werde ich mir den Film dann doch mal in den kommenden Tagen ansehen. Mein Vater war tatsächlich alleine im Kino, weil er sehr geschichtsinteressiert ist und sich auch sehr für Napoleon interessiert. Er meinte dass der Film an sich per se nicht schlecht ist, aber für seinen Geschmack, rast man viel zu sehr durch die Historie von Napoleon. Oftmals werden Kriege nur kurz angerissen und wer sich nicht damit beschäftigt hat, weiß oftmals gar nicht so recht, wo man aktuell ist. Seine größten Kritikpunkte waren das Auslassen von der berühmten Völkerschlacht, Russland-Feldzug und Waterloo zu kurz. Es wäre seiner meiner Meinung nach besser gewesen, man hätte den Fokus auf 1,2 oder 3 Aspekte gelegt. Sein bevorzugter Film bleibt da "Waterloo".