Bones & All (Luca Guadagnino, Timothée Chalamet, Taylor Russell)

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    Es gibt 17 Antworten in diesem Thema. Der letzte Beitrag () ist von Bavarian.

      Bones & All (Luca Guadagnino, Timothée Chalamet, Taylor Russell)

      Bewertung für "Bones & All" 2
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      Das Ergebnis ist erst nach Ende der Umfrage sichtbar.

      "Call Me By Your Name" Regisseur und Oscar Nominee Luca Guadagnino, wird erneut mit Oscar Nominee Timothée Chalamet zusammenarbeiten.


      In "Bones & All" wird Timothée Chalamet zusammen mit Taylor Russell ("Waves", "Escape Room") vor der Kamera stehen.

      Bisher ist nicht viel über das Projekt bekannt, außer dass es sich um einen Horror-Liebesstory handeln soll.


      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von „-Makaveli-“ ()

      Story details

      Hört sich ziemlich strange an :gruebel: :headscratch:


      The project is based on the novel of the same name by Camille DeAngelis, which follows Maren Yearly on a cross-country trip as she searches for the father she's never met in an attempt to understand why she has the urge to kill and eat the people that love her.
      Erster Teaser-Trailer ist online!


      Quelle: bloody-disgusting.com/movie/37…-stars-timothee-chalamet/

      Habe erst jetzt gesehen, dass Jessica Harper ebenfalls wider mit von der Partie ist. Sehr schön. Hoffe auf das nächste Meisterwerk von Guadagnino.

      Ich hätte als Argento-Jünger auch nichts dagegen, wenn er wieder mal einen seiner Filme zur Brust nimmt und neu interpretiert. "Phenomena" wäre der perfekte Spielplatz für einen richtig guten Filmemacher wie ihn und die Story ganz auf der Höhe der Zeit und bei Studios wohl sehr willkommen. Ein junges Mädchen, eine krasse Außenseiterin weil sie Insekten liebt und mit ihnen kommunizieren kann, jagt mit ihren tierischen Freunden einen bestialischen Serien-Killer in den Schweizer Alpen.
      "Man geht schon ein Risiko ein, wenn man morgens aufsteht, über die Straße geht und sein Gesicht in einen Ventilator steckt!"
      Zwei Kannibalen, in einem Coming of age Film auf nen Road Trip.

      Aktuell wohl der meist diskutierteste Film bei den Filmfestspielen in Venedig.
      Kritiken bisher durchaus positiv.

      Es geht skurril daher, doch wohl auch sehr blutig.






      Erster Trailer online.


      s-l500

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von „Gambit“ ()

      - Bones and All

      Über Bones and All bin ich gestolpert, als der Trailer vor einiger Zeit im Kino lief und aufmerksam darauf geworden, weil er von dem Song You Want It Darker von Leonard Cohen untermalt wurde. Das ist der title track seines gleichnamigen vorletzten Albums, das einen knappen Monat vor seinem Tod veröffentlicht wurde. Ein Meisterwerk eines Liedes, das im Film selbst nicht zu hören ist – was dann aber vielleicht auch die bessere Entscheidung war, hat Bones and All doch einen ganz anderen Ton, als dies durch den Trailer und den Einsatz des Songs noch vermittelt wurde.

      Es geht um Maren, ein junges Mädchen, das ein dunkles Geheimnis mit sich trägt, von dem niemand wissen darf: Sie hat einen unkontrollierbaren Hunger auf Menschenfleisch. Ihr alleinerziehender Vater versucht, sie und ihre Natur zu beschützen, doch sieht sich ab einem gewissen Punkt nicht mehr imstande dazu. Allein gelassen, begibt sich Maren auf die Suche nach ihrer leiblichen Mutter, die schon vor Jahren abgehauen ist, um mehr über sich und ihre Vergangenheit zu erfahren und macht auf ihrem Weg dahin Bekanntschaft mit Artgenossen, die ihren Hunger teilen. Unter ihnen ist auch Lee, mit dem sie eine enge Verbindung aufbaut.

      Das Thema klang für mich im Voraus äußerst abgedroschen. Gleichzeitig konnte ich mir nicht vorstellen, ob man die Materie auf irgendwas Anderes als bloßen Schock-Horror anwenden und sich dabei selber ernst nehmen kann. Vorab an dieser Stelle sei gesagt, dass Regisseur Luca Guadagnino den schmalen Grad sehr geschickt wandert, nie zu sehr in die Details des Kannibalendaseins abzudriften und der darin offenbar existierenden, wenn auch zerstreuten, Community zu viel Mythos zu verleihen. Das Thema wird in die DNA des storytellings integriert, aber es ist weder ein plot point, noch ist es metaphorisch eingesetzt – ich weigere mich anzuerkennen, dass das nur eine sinnbildliche Geschichte über Außenseiter auf der Suche nach Akzeptanz und Hingehören ist -, aber in jedem Fall dienlich für die Charaktere, deren Existenz, also wer sie sind, sowie ihre Selbstfindung.

      Ganz ehrlich, auf unerwartete Weise habe ich den Film genossen, fand seine beiden Protagonisten glaubwürdig und ihren Werdegang nachvollziehbar und wichtiger noch, als alles andere: Ich hatte erwartet, dass der Film sein Thema auf eine Weise ernst nimmt, so dass das in unfreiwillige Komik verfallen würde und eben dem ist er sehr geschickt aus dem Weg gegangen, indem das ganze Schmückwerk um den Kannibalismus tatsächlich nur Mittel und Zweck war, um eine süße, kleine Liebesgeschichte zu erzählen, zweier junger Menschen, deren familiäre und biologische Umstände ihnen bis dato nur Tragik bereitet und Steine in den Weg gelegt hatten. Bones and All ist von da an strukturiert wie ein klassisches Roadmovie, das in gelegentliche exzessive Gewaltausbrüche ausartet. Ich habe Vergleiche mit Badlands gelesen, aber da kann ich nicht so ganz mitgehen, waren unsere Protagonisten hier doch wesentlich nahbarer, als es Martin Sheen in diesem Klassiker von Terrence Malick war. Dieser Punkt – die Identifizierbarkeit – hat natürlich auch viel mit dem phänomenal guten Hauptdarstellerduo zu tun, das aus Taylor Russell – die großartigste Entdeckung des Jahres – und Timothée Chalamet besteht. Russell vor allem hat eine äußerst subtile Mimik an sich, die so natürlich wirkt, dass man nicht mal das Wort Schauspielerei in den Mund nehmen möchte. All die emotionalen Höhen und Tiefen von Maren – sei es Erschrockenheit, sei es Neugier, seien es Wut oder Lust oder einfach nur die Freude darüber, ein Buch zu lesen oder im Kino zu sitzen – kommen mit so einer Leichtigkeit auf Russells Gesicht gewandert, dass man manchmal vergessen möchte, dass sie hier nicht ihre eigene Mimik manipuliert, um eine Emotion transportieren zu können. Und da bin ich sehr froh, dass sie Chalamet - der sicherlich aktuell größte Name in der Besetzung - ebenbürtig ist, nicht nur in ihrer Fähigkeit, ihre eigenen Szenen zu tragen, sondern dass sie so stark ist, dass man den Film problemlos durch ihre Augen sehen kann.

      Bones and All ist ein äußerst kurioser Film, auf verschiedene Art und Weise. Ich fühle mich fast ein bisschen schlecht, dass ich nicht mehr angewidert war von den Abscheulichkeiten, die ich auf der Leinwand sah. Aber der Film legt seinen Fokus so gezielt auf andere Dinge, dass der Kannibalismus gar nicht so schwer auf den Szenen lastet, in denen diese Bilder nicht zu sehen sind. Er informiert die Charaktere und ihre Reise - aber nicht mehr, als andere Aspekte wie Familienschicksale und die Suche nach Antworten.

      Regisseur Guadagnino und Chalamet haben zuletzt zusammengearbeitet, als sie Call Me By Your Name gemacht haben – seinesgleichen ein Film über zwei Liebende, die Konventionen trotzen (übrigens: Ich denke, es ist nur Zufall – wenngleich auch ein sehr merkwürdiger, wenn man mal auf ihn aufmerksam wird -, dass die Karriere des anderen großen Namens, der in CMBYN involviert war, heute beendet ist, was mit Anschuldigungen von Kannibalismus zu tun hat). Bones and All hebt diese Idee auf ein nächstes, oberflächlich äußerst absurdes und blutrünstiges Level, welches aber einen emotional funktionierenden Kern hat. Ich kann mir gut vorstellen, dass der Film nicht für Jedermann gemacht ist. Ne, streicht das: Ich bin mir sicher, dass das nicht so ist. Ich wüsste ehrlich gesagt noch nicht einmal, ob ich den Film guten Gewissens jemandem empfehlen könnte, der einfach nur nach einem guten Film fragt. Ja, er ist gut – mehr als gut -, wenn man sich darauf einlässt. Aber er ist auch nicht zu trennen von diesem Tabuthema, das so tief in seinen Protagonisten verwurzelt ist, dass man – man kann es ja versuchen – nicht drum herum blicken kann. Wenn man es aber einfach als einen Teil von ihnen akzeptiert, dann sieht man es in die DNA der Geschichte und des Storytellings integriert und jedes Gefühl von Merkwürdigkeit, das mit dem Thema zusammenhängt, wird relativ schnell in zweite Reihe gestellt.
      "I think there should be visuals on a show, some sense of mystery to it, connections that don't add up. I think there should be dreams and music and dead air and stuff that goes nowhere. There should be, God forgive me, a little bit of poetry." - David Chase

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von „Data“ ()

      Mag der Film auf dem ersten Blick mit einer etwas quatschigen Prämisse aufwarten, so entfaltet sich auf dem zweiten Blick doch ein außerordentlich starkes Coming of Age Drama, gefüllt mit jeder Menge Einfühlsamkeit und einer gehörigen Portion Bewusstsein dem 'Anderssein' gegenüber. Bones and All erzählt eine packende, aufblühende Romanze zweier Außenseiter, die sich durch ihre gemeinsame Eigenart endlich zugehörig fühlen, sich öffnen können und Platz für einen anderen Menschen lassen, wie sie es sich nie voher hätten erträumen können. Auf gewisse Weise und über eine weite Strecke der Laufzeit, lässt der Film fast so etwas wie eine melancholische Stimmung aufkommen, die einen selbst in die Zeit des Erwachsenwerdens zurückversetzt. Die Figuren agieren als wunderbares Spiegelbild der aktuellen, amerikanischen Gesellschaft. Gespalten bis zum Gehtnichtmehr, auf der einen Seite die Naiven und Verletzlichen - und auf der anderen Seite die Anderen. Die Erzkonservativen, die alles neue Zwischenmenschliche ablehnen und die traditionellen Rollen beibehalten wollen. Bloß keine neue Form der eigenen Ausdrucksweise. Ein kreativer und überaus brutaler Spiegel, wie man ihn in der Filmlandschaft zuletzt eher selten gesehen hat.

      Den Weg, den die beiden Protagonisten durch diese Welt gehen, um endlich ihr eigenes, wahres Ich zu finden, das sie lieben und leben können, gestaltet sich als äußerst interessant - und auch tragisch. An jeder Ecke wartet potentieller Schmerz, aber vielleicht ja auch endlich das Licht. Dieser steinige Weg ist eine der intensivsten und menschlich wunderschönsten Filmerlebnisse der letzten Zeit, was auch durch die überragenden Leistungen von Taylor Russell und Timothée Chalamet auf nahezu selbst fühlbare Weise untermauert wird.

      Und wenn 'Every Frame a Painting' auf einen Filmemacher zutrifft, dann ist es Luca Guadagnino und seinen Kameramann Arseni Khachaturan. Was bietet Bones and All doch für packende, intensive und einfach nur wunderschöne Bilder. Man kann sich an quasi nichts satt sehen, da hier die pure Schönheit aus jeder Pore quillt. Ganz wunderbar, was hier vor allem in optischer Hinsicht geboten wird. Wie auch damals "Call Me by your Name", ist Bones and All jetzt schon einer der schönsten Filme des Jahres.
      Mein Filmtagebuch



      „I think storytelling is all about children. We human beings love to hear stories being told - and it first happens when you're a kid.“
      - David Chase

      Ein wunderschön-hässlicher und mutiger Film, den Guadagnino da erschaffen hat. Ich war vollends angetan und gewisse Szenen haben mich derart gepackt, wie es schon etwas länger kein moderner Film mehr getan hat. Unterwandern hier die Melancholie, die Liebe und die Road-Trip-Magie das Verstörende oder war es andersherum? Dank geschickter Inszenierung, polarisierender Emotionen, intelligenter Schnitte und wohlüberlegter Dialoge, lässt der Film den Zuschauer zwischen (unbewusster) Akzeptanz für die abnormalen Umstände und sehr extremen, verstörenden Momentaufnahmen hin und her taumeln. Ein geschickter Schachzug, der Diskurse über Ethik und Moral anzettelt. Schnell bin ich immer wieder dieser betörenden Melancholie und der berieselnden Leichtigkeit verfallen. Und fühlte mich davon nicht nur einmal vom Regisseur vorgeführt.

      Ein Film über Außenseiter, deren absurde Neigungen ein gesellschaftliches Leben unmöglich machen. Natürlich kann man dies auch als symbolischen Platzhalter für zahlreiche Personengruppen unserer Gesellschaft ansehen. Ein Film über das Lieben unter absonderlichen Umständen. Über Existenzberechtigung. Grenzen der Kindesliebe. Solidarisierung und darin enthaltene Gefahren. Und am Rande schwingen noch zahlreiche, weitere Themen mit (z. B. das Mensch-Tier-Verhältnis).

      Dass das Licht des reinrassigen Horrors nahezu erloschen ist, haben wohl die meisten bereits erkannt, doch Regisseure wie eben Guadagnino, Docournau, Aster, Eggers oder auch Akiz erkennen das Potenzial, den Horror und dessen Thematiken sowie Ästhetik als Rahmen zu verwenden, um darin großartige Dramen zu verwirklichen. Und das funktioniert auch im Falle Bones and All wieder erschreckend gut.

      Den Film habe ich durchaus als passendes Gegenstück zu dem wunderbaren Call me by your Name wahrgenommen. Wo der eine Film ein Lobgesang an die Ästhetik des menschlichen Körpers ist, so widmet sich der andere der Schönheit innerhalb einer grotesken Hässlichkeit. Und verarbeitet das Thema "Körperlichkeit" gänzlich anders. Zwei Filme, die gleicher und unterschiedlicher im selben Moment kaum sein könnten. Und das Potenzial haben, irgendwann in der Zukunft, an einem filmisch ambitioniertem Abend, ein irre spannendes Double-Feature auf´s Parkett zu legen.

      Eindringlich, emotional und komplex. Im einen Augenblick unendlich gefühlsbetont, im nächsten verstörend.

      Spoiler anzeigen
      Insbesondere die Zellen-Szene mit der Mutter spukt mir immer noch im Kopf herum.