Der Killer (David Fincher)

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    Es gibt 77 Antworten in diesem Thema. Der letzte Beitrag () ist von joerch.

      Data schrieb:

      Rendezvous with Rama - auch wenn Denis V. da sicherlich auch was Tolles draus machen wird, hätte ich gerne gesehen, was Fincher aus einem der besten Science-Fiction-Romane aller Zeiten gemacht hätte.


      Einem der wenigen Romane des Autors den ich leider noch nicht gelesen habe :(
      Scheint OOP zu sein...
      Ich darf leider nicht zu sehr ins Detail gehen....

      Aber das ist meine Signatur....

      joerch schrieb:

      Data schrieb:

      Rendezvous with Rama - auch wenn Denis V. da sicherlich auch was Tolles draus machen wird, hätte ich gerne gesehen, was Fincher aus einem der besten Science-Fiction-Romane aller Zeiten gemacht hätte.


      Einem der wenigen Romane des Autors den ich leider noch nicht gelesen habe :(
      Scheint OOP zu sein...


      Schau mal in deiner örtlichen Bücherei. Bei medimops hab ich gerade auch gesehen, dass es das da noch gibt. Wirst bestimmt fündig. :)
      "I think there should be visuals on a show, some sense of mystery to it, connections that don't add up. I think there should be dreams and music and dead air and stuff that goes nowhere. There should be, God forgive me, a little bit of poetry." - David Chase
      Dass Fincher nicht den Oscar für The Social Network bekommen hat und dass der Film für The King's Speech übergangen wurde, wirkt heute noch wie ein schlechter Witz.

      Wird eindeutig Zeit für einen unserer ganz großen Filmemacher.
      "I think there should be visuals on a show, some sense of mystery to it, connections that don't add up. I think there should be dreams and music and dead air and stuff that goes nowhere. There should be, God forgive me, a little bit of poetry." - David Chase

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von „Data“ ()

      Wucki schrieb:

      Das Bild könnte auch aus einem Jean-Pierre Melville Film stammen. Nett.

      Und alle so: "Melville? War das nicht der mit dem Wal?"

      Data schrieb:

      Dass Fincher nicht den für The Social Network bekommen hat und dass der Film für The King's Speech übergangen wurde, wirkt heute noch wie ein schlechter Witz.

      Jemand meinte mal unlängst zu mir, dass David Fincher immer die Art von Film mache, deren Vorlage als Groschenroman in der Auslage einer Bahnhofsbuchhandlung liegen würde. Dass seine Filme immer um 1-2 Jahre ihrer Zeit voraus seien. Dass sein Motto "people are perverts" so diametral der Academy gegenüberstände wie Schwarz und Weiß. Ich stimme zu, dass er ein ganz großer Filmemacher ist. Aber die Note Vulgarismus, die Fincher in alle seine Projekte einbringt, ist auch das was ihn ausmacht. Ohne das klappt es nicht - siehe "Benjamin Button". Und diese Note ist es, die ihn für die Academy so schwierig macht. Ich fürchte, er wird noch lange auf seinen Oscar warten müssen.

      "You're fighting a war you've already lost."
      "Well, I'm known for that."

      GregMcKenna schrieb:

      Data schrieb:

      Dass Fincher nicht den für The Social Network bekommen hat und dass der Film für The King's Speech übergangen wurde, wirkt heute noch wie ein schlechter Witz.

      Jemand meinte mal unlängst zu mir, dass David Fincher immer die Art von Film mache, deren Vorlage als Groschenroman in der Auslage einer Bahnhofsbuchhandlung liegen würde. Dass seine Filme immer um 1-2 Jahre ihrer Zeit voraus seien. Dass sein Motto "people are perverts" so diametral der Academy gegenüberstände wie Schwarz und Weiß. Ich stimme zu, dass er ein ganz großer Filmemacher ist. Aber die Note Vulgarismus, die Fincher in alle seine Projekte einbringt, ist auch das was ihn ausmacht. Ohne das klappt es nicht - siehe "Benjamin Button". Und diese Note ist es, die ihn für die Academy so schwierig macht. Ich fürchte, er wird noch lange auf seinen Oscar warten müssen.


      Everything, Everywhere All at Once als großer Abräumer dieses Jahr und Parasite anno 2019 geben mir eigentlich Hoffnung, dass die Academy vielleicht langsam bereit für was Anderes wird und nicht mehr immer nur die sichere Wahl nimmt. Ich hoffe, das waren keine Ausreiser, sondern ein Trend. :)

      Ansonsten ist das eine gute Analogie. :)
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      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von „Data“ ()

      Data schrieb:

      Everything, Everywhere All at Once als großer Abräumer dieses Jahr und Parasite anno 2019 geben mir eigentlich Hoffnung, dass die Academy vielleicht langsam bereit für was Anderes wird und nicht mehr immer nur immer die sichere Wahl nimmt. Ich hoffe, das waren keine Ausreiser, sondern ein Trend.

      Also "Parasite" sehe ich schon als Academy-Pleaser. Kapitalismuskritik geht immer. Dass er aus Südkorea stammt - okay. Dann eben mal nicht Ruben Östlund. Und "EEAAO" ist zwar optisch ein wenig anders, im Herzen aber auch eher "nur" ein Ausdruck der Metamoderne, die Lord&Miller mit "Into The Spiderverse" schon 2019 angekündigt haben und die mit "The Worst Person In The World", "Fleabag", etc. eigentlich auch schon lange rollt und mit "Top Gun: Maverick" dann endgültig den Mainstream erreicht hatte.

      Aber um das noch in Richtung Fincher zu biegen: Als vielleicht *der* prägende Regisseur der Postmoderne ab 1999 bin ich sehr gespannt, wie er mit dieser ZeitenKulturwende nun umgeht. Ich fand "Mindhunter" ja eher nicht so doll und "Mank" fand vermutlich niemand doll. Umso gespannter bin ich auf "The Killer".

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      "Well, I'm known for that."

      GregMcKenna schrieb:

      Data schrieb:

      Everything, Everywhere All at Once als großer Abräumer dieses Jahr und Parasite anno 2019 geben mir eigentlich Hoffnung, dass die Academy vielleicht langsam bereit für was Anderes wird und nicht mehr immer nur immer die sichere Wahl nimmt. Ich hoffe, das waren keine Ausreiser, sondern ein Trend.

      Also "Parasite" sehe ich schon als Academy-Pleaser. Kapitalismuskritik geht immer. Dass er aus Südkorea stammt - okay. Dann eben mal nicht Ruben Östlund. Und "EEAAO" ist zwar optisch ein wenig anders, im Herzen aber auch eher "nur" ein Ausdruck der Metamoderne, die Lord&Miller mit "Into The Spiderverse" schon 2019 angekündigt haben und die mit "The Worst Person In The World", "Fleabag", etc. eigentlich auch schon lange rollt und mit "Top Gun: Maverick" dann endgültig den Mainstream erreicht hatte.

      Aber um das noch in Richtung Fincher zu biegen: Als vielleicht *der* prägende Regisseur der Postmoderne ab 1999 bin ich sehr gespannt, wie er mit dieser ZeitenKulturwende nun umgeht. Ich fand "Mindhunter" ja eher nicht so doll und "Mank" fand vermutlich niemand doll. Umso gespannter bin ich auf "The Killer".


      Kannst du das näher erläutern, was es mit der Metamoderne auf sich hat und wie Top Gun da mit reinspielt? Auf den ersten Blick sehe ich noch nicht den Zusammenhang zwischen EEAAO und Top Gun ^^

      Data schrieb:

      Dass Fincher nicht den Oscar für The Social Network bekommen hat und dass der Film für The King's Speech übergangen wurde, wirkt heute noch wie ein schlechter Witz.

      Wird eindeutig Zeit für einen unserer ganz großen Filmemacher.

      Waren halt beides gute Filme. Ich hätte mich da ehrlich gesagt, gar nicht entscheiden können, wem ich jetzt den Oscar gegeben hätte. Aber stimmt schon, Fincher ist schon lange Oscarreif.

      Daleron schrieb:

      Kannst du das näher erläutern, was es mit der Metamoderne auf sich hat und wie Top Gun da mit reinspielt? Auf den ersten Blick sehe ich noch nicht den Zusammenhang zwischen EEAAO und Top Gun

      Ich verkürze mal sträflich stark: Es gibt bestimmte kulturelle Strömungen, die eine Form von "Mehrheitsgefühl" ausdrücken. Und es ist nicht mehr als ein Gefühl. Wer so ein Gefühl in Kunst ausdrücken kann, gilt dann meist als "am Puls der Zeit". Lord und Miller sind sehr gut darin, was sie auch derzeit in der medialen Rezeption sehr hochspült. Die Wachowskis mit "The Matrix" und Fincher mit "Fight Club" waren 1999 in Sachen Postmoderne führend.



      Was das Video ganz gut zusammenfasst: Metamoderne ist das gemeinsame Kind des Idealismus der Moderne und des Zynismus der Postmoderne. Sie invalidiert nicht das eine oder das andere. Man oszilliert zwischen beidem und so wie Idealismus mal richtig sein kann, kann auch Zynismus richtig sein. Und genau das erzählen sowohl "EEAO" als auch "Top Gun: Maverick" in ihrem Herzen. Es sind beides Geschichten davon, was Eltern ihren Kindern als "gute Werte" weitergeben: Nach der kalten Zeit der Postmoderne mit ihrer Moral "Nichts ist wahr, alles ist ein Konstrukt, nichts ist aufrichtig" ("The Dark Knight", "The Matrix", "Fight Club") kommt nun die Metamoderne mit der Antwort "Wenn nichts wahr ist - dann erschaffe ich Wahrheit aus mir heraus" - und die ist ultimativ lebensbejahend. Daher ziehen "EEAO" und "Top Gun: Maverick" nicht nur ihre zentralen emotionalen Eltern-Kind-Beziehungen (siehe Konflikt Tradition/Moderne der Metamoderne) sondern auch ihre grundpositive Einstellung: Wir müssen zusammenarbeiten um etwas zu erreichen. Es sind ultimativ teamorientierte Geschichten anstatt den Hyperindividualismus von Moderne und Postmoderne zu bekräftigen. Oder noch stärker verkürzt: "Es ist wichtiger, Freunde zu haben als recht."

      Wie fügt sich das zusammen? Miles Morales in "Into The Spider-Verse" ist ein Einzelgänger in seiner Welt. Dann trifft er andere Spider-People, formt mit ihnen ein Team und rettet den Tag. "EEAO" erzählt die Geschichte einer Mutter, die ihren Mann und ihre Kinder und ihr Leben hasst - bis sie den Wert von Waymonds Naivität im Leben als Liebe zum Leben erkennt und dieses übernimmt - und dann sowohl die Liebe zu ihrem Mann wiederentdeckt als auch die zu ihrer Tochter. "Top Gun: Maverick" beginnt mit Maverick, der am Anfang als Einzelgänger agiert, das Darkstar-Projekt versenkt und dann ein Team führen muss um am Ende ein Teamplayer zu werden. Metamodernismus kann in dieser Hinsicht als "Rekonstruktion" verstanden werden - nach der Dekonstruktion durch die Postmoderne.

      Genau wie "21 Jump Street" oder "Into The Spider-Verse" kommentiert "Top Gun: Maverick" sich andauernd selbst: "The end is inevitable, Maverick. Your kind is headed for extinction." - ist im Grunde die gleiche Ansage an Blockbuster-Filme wie von Cruise selbst. Er wird gegen AI-Drohnen ausgetauscht werden. Es ist ultimativ ein Kampf zwischen Moderne und Tradition (dem Konflikt, den Metamoderne in sich austrägt, wie auch "EEAO"). Du wirst vielleicht einwenden, dass das kaum merklich passiert. Aber genau darin liegt die Stärke des Buches (das ja auch für einen Oscar nominiert war). Dass McQuarrie in "Dead Reckoning" von AI weitererzählt, ist kein Zufall. Und man findet diese Art von Aufrichtigkeit im Herzen von allen Filmen der Metamoderne. Wo bei "EEAO" die Liebe im Angesicht des Nihilismus triumphiert, kommt ausgerechnet douchebag Hangman in "Top Gun: Maverick" zur Rettung von Maverick und. Auch die Arschgeige hat etwas Gutes in sich. Natürlich sind "EEAO" und "Top Gun: Maverick" visuell extrem unterschiedlich inszeniert - das eine ist eine eher lefty story mit wenig Geld über Einwanderer und einen visuell maximalistisch-wilden Ansatz, der andere mit viel Budget und eher patriotisch-konservativ. Aber in beiden schlägt das selbe Herz und pumpt derselbe Motor.

      Diese zwei folgenden YT-Videos befinden sich im Diskurs darüber, ob "Top Gun: Maverick" metamodern ist und gerade Video 2 macht da ein paar gute Punkte, m.E. Ich empfehle sie dir also, wenn du etwas Zeit hast. :)





      tl;dr - Es sind beides Filme über Generationenkonflikte. Generationen, die sich entzweit haben und wieder zusammenfinden bei einem gemeinsamen Wert von Liebe, Zusammenarbeit, etc. und sich nicht von "Wahrheiten" oder Chaos oder Nihilismus einschüchtern lassen - egal, wie valide die auch sein mögen. Es sind beides Filme, die verloren geglaubte Werte wieder rekonstruieren, zusammenbringen und am Ende emotional triumphieren lassen. Beide Filme sagen "Ich hab Fehler gemacht - aber ich liebe dich".

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