We Own This City (David Simon) [HBO]

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    Es gibt 23 Antworten in diesem Thema. Der letzte Beitrag () ist von Bavarian.

      We Own This City habe ich bereits vor einigen Wochen beendet und hatte meinen Spaß mit der Serie. Dass hier nicht die Genialität und Tiefgründigkeit eines "The Wire" erreicht werden kann, ist bei einer Miniserie mit gerade mal sechs Episoden natürlich klar. Und doch schafft es David Simon wieder hier sehr viel zu verpacken und dem geneigten Zuschauer mitzugeben. Es war fast wie nach Hause kommen, wenn man gemeinsam mit den Protagonisten Baltimore betritt, vieles erkennt man tatsächlich wieder, das Erscheinungsbild dieser Stadt hat sich in mein Serienhirn gebrannt wie kein anderes. Durch unnötig viele Rück- und Querblenden fühlt sich die ohnehin hohe Komplexität noch etwas zusätzlich erzwungen an, etwas weniger bzw. geordneter, wäre hier durchaus mehr gewesen.

      Einmal mehr greift Simon hier ein Problem auf und bearbeitet es mit so viel Detailreichtum und lässt selbts die trockensten Themenkomplexe ansprechend erscheinen. We Own This City erfindet das Rad zwar nicht neu, liefert aber einen gelungenen Zusatz und weiß vor allem mit einer schockierenden Geschichte, die aber leider weit weniger schockierend ist, als sie eigentlich sein sollte, da man sowas ja mittlerweile leider schon allzu gewohnt ist, einer starken, rauen und sehr authentischen Inszenierung und viel intelligenter Unterhaltung aus der man das ein oder andere Detail mitnehmen kann, wenn man denn möchte. David Simon verfügt über das wunderbare Talent mit wenigen Worten sehr viel auszudrücken, ohne dabei auch nur Ansatzweise in belehrende Erklärungen zu verfallen.
      Mein Filmtagebuch



      „I think storytelling is all about children. We human beings love to hear stories being told - and it first happens when you're a kid.“
      - David Chase

      Bin tatsächlich kurz davor, das Serienpaket digital zu kaufen für 17 EUR. Von einer Heimkino-Veröffentlichung ist ja nix zu sehen bisher. Echt ärgerlich.
      "I think there should be visuals on a show, some sense of mystery to it, connections that don't add up. I think there should be dreams and music and dead air and stuff that goes nowhere. There should be, God forgive me, a little bit of poetry." - David Chase
      Simon und Pelecanos haben da wieder mal etwas absolut Sehenswertes auf die Beine gestellt. Diese Rechnung musste aufgehen und das tat sie. Auch hier trat der Simon´sche Effekt wie gewohnt auf: Der Zuschauer wird mit einem Milieu konfrontiert und dessen Individuen - alles erstmal ganz unkommentiert und natürlich - und ohne, dass man es so wirklich zu merken scheint, wiederfindet man sich plötzlich inmitten dieser Lebenswelten. Man erkennt und fühlt sie. Und sie machen betroffen. Zwar kann das in nur sechs Folgen natürlich nicht das Ausmaß von The Wire oder Treme erreichen, aber die Macher schaffen es erneut, einen mitten ins Geschehen zu ziehen und sich den Diskursen annehmen zu wollen.

      Durch die Erzählweise in Form von vielen Rückblenden und den verschiedenen Zeitebenen, mag es schon fast anekdotenhaft wirken, wie hier über die Missstände der Baltimore-Polizei berichtet wird. Anekdoten, die aber dennoch ein rundes Gesamtbild mit rotem Faden kreieren. Das wirkte alles sehr dynamisch. Wie einst in The Wire wird schlüssig aufgezeigt, wie verschiedene Ebenen (Politik, Polizeiarbeit, Medien...) aufeinander wirken, sich gänzlich widersprechen, negieren und somit das gesamte System von Grund auf verseuchen. Und dadurch das Schlimmste aus einzelnen Personen herausholen.

      Das souveräne Ensemble fühlt sich natürlich absolut nach "Heimkommen" an. Das hat starke wireesque Vibes. Gerade die zu The Wire teils konträre Besetzung ("Gangster" in Polizeiuniform) erschien mir reizvoll. Bernthal spielt das zudem auch richtig ordentlich runter. Diese Figur, die zwischen abgebrühtestem Alpha-Tier-Motherfucker und einem komplett naiv-verblendeten Kleinkind taumelt, habe ich ihm absolut abgenommen. Die grundsätzliche technische Versiertheit in ausnahmslosen allen Bereichen rundet das alles im Zusammenspiel bestens ab.

      Mehr als gelungen.

      Allein, dass das titelgebende Zitat, das in einer der Episoden fällt...

      Spoiler anzeigen
      ...von einem Polizisten ausgesprochen wird, steht symbolisch bereits bestens für das Thema der Serie. Bei "We own this City" würde man wohl eher denken, es handle sich hier um eine Gangster-Phrase.


      Nach drei bemerkenswerten Mini-Serien hätte ich nun rein gar nichts gegen ein staffelmäßig ambitioniertes Projekt von David Simon. :love: