Mrs. Davis (Peacock; Damon Lindelof)

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    Es gibt 17 Antworten in diesem Thema. Der letzte Beitrag () ist von inri999.

      Mrs. Davis (Peacock; Damon Lindelof)

      Der dreifache Primetime-Emmy-Gewinner Damon Lindelof hat mit "Mrs. Davis", einer neuen Dramaserie für Peacock, sein erstes Projekt nach "Watchmen" gestartet. Er wird mit der "Young Sheldon"-Autorin und Co-Executive Producerin Tara Hernandez für die Serie zusammenarbeiten. Peacock hat eine erste Staffel mit zehn Episoden bestellt.

      Während Details zur Handlung noch geheim bleiben, soll die Serie den Glauben gegen die Technologie in einer "epischen Schlacht von biblischen und binären Ausmaßen" erforschen, so Deadline. Die Serie "hat einen düster, satirischen Ton und konzentriert sich auf eine Welt, in der fast alle Entscheidungen per Algorithmus getroffen werden. Jedes Jahr der Serie soll sich mit einem besonderen Geheimnis oder Dilemma befassen, welches dann am Ende der Staffel aufgelöst wird."
      s-l500
      Was. Für. Ein. Brett.

      Damon Lindelof (Lost, The Leftovers) hat im Verbund mit Tara Hernandez ein ultimatives Unterhaltungspaket mit Klasse geschaffen, das in meinen Augen den besten Serien-Neustart seit Severance darstellt.

      Die Story detaillierter aufzubröseln erspar ich mir und euch, da das dermaßen bekloppt klingen würde, dass man es am besten einfach bei folgender Aussage belässt: Eine Nonne kämpft gegen eine K.I. Nähere Plotausführungen klingen auf dem Papier völlig irrsinnig, es funktioniert in der Praxis aber bestens. Mrs. Davis mag zunächst sehr humoristisch, überzeichnet und parodisch wirken - das ist es auch - vereint die Comedy-Anteile aber stets bestens mit Spannung, Dramaturgie und gekonntem Figurenschliff. Für solch einen Spagat braucht es viel Feingefühl und Können, was die Macher glücklicherweise in großen Mengen besitzen. Das Religions-/Aritificial Intelligence-Thema wird absolut harmonisch mit einem Best-Of der mystischen Zeitgeschichte und einem skurrilen Familien-Drama verwoben. Die Verantwortlichen legen da ein fast schon freches Selbstverständnis an den Tag. Doch die Rechnung geht auf. Im Laufe präsentiert die Show einen wunderbaren Übergang vom großen Spektakel zu nahbaren und kleinlauten Emotionen. Und das macht Mrs. Davis umso sympathischer.

      Ein rasanter und wilder Entertainment-Brocken mit Intellekt, Kritik und Statement. Zwar schubst sich das Skript ab und an leicht konstruiert selbst in die richtige Richtung, damit alles funktioniert und genauso gibt es zu Beginn mal ein paar Längen (Folge 2), doch das zahlt die Mini-Serie (acht Folgen, je knapp eine Stunde) aller spätestens in der zweiten Staffelhälfte doppelt- und dreifach zurück. Mrs. Davis mag zunächst konfus und verwirrend wirken, doch die Macher schaffen es, all die Mysterien und irrsinnigen Storyelemente nach und nach zu sortieren und arbeiten all die Fragezeichen kontinuierlich ab, sodass die Show innerhalb ihres Wahnsinns sehr harmonisch funktioniert. Die Story hat mich absolut gecatched. Ich kann nur für mich sprechen, aber die Serie ist schon eine ziemliche Überdosis, an so ziemlich allem, weswegen mir maximal zwei Folgen am Stück absolut ausgereicht haben.

      Eine Geschichte über Selbstbestimmung, Menschlichkeit und kindliche Grundbedürfnisse, die zwar radikal mit unserem technologisierten und selbstoptimierenden Zeitalter abrechnet, gegenüber K.I.´s etc. am Ende aber ein recht versöhnliches und differenziertes Grau findet. Geladen an Kreativität, Wahnsinn und Unberechenbarkeit, unverschämt vielen und dazu auch noch gut funktionierenden Twists, super aufwändigen, eleganten Inszenierungen und einer massiven Stärke im Dialog - auf Humor wie auch Drama bezogen. Oben drauf gibt´s noch einen der größten WTF-Momente der jüngeren Seriengeschichte. Uff. Zudem geht Mrs. Davis einige religiöse Themen sehr mutig und offenherzig an. Der Cast, allen voran Hauptdarstellerin Betty Gilpin, macht seine Sache hervorragend und vereint auf beeindruckende Art und Weise Karikatur mit substanzvollen Emotionen im Schauspiel.

      Die handfeste, reißerische Action der alten Schule, die irgendwie unnötig wirken mag, nährt den Gedanken der Selbstbestimmtheit bestens, genau so wie die vielen Gags, die auf plumpen Fehlern der Figuren basieren. Denn das macht uns menschlich: Emotionen und Makel. Genauso wie das Leid, das wir erfahren müssen, um zu wachsen.

      Absolut geile Serie.






      Bavarian schrieb:

      Vergesst mir bitte diese tolle Serie nicht! Zu sehen auf Prime.


      Stimmt. Danke. Der Hinweis wäre gestern Abend nützlich gewesen. Hab mich dann für zwei Folgen Flying Circus entschieden. Vielleicht knöpfe ich mir Mrs. Davis ja dann nächste Woche vor. :)
      "I think there should be visuals on a show, some sense of mystery to it, connections that don't add up. I think there should be dreams and music and dead air and stuff that goes nowhere. There should be, God forgive me, a little bit of poetry." - David Chase

      Bavarian schrieb:

      Vergesst mir bitte diese tolle Serie nicht! Zu sehen auf Prime.

      Ist fest auf der Liste als meine nächste Serie. Ich schaue gerade "The Offer" und danach geht es direkt an Mrs. Davis :]
      Mein Filmtagebuch



      „I think storytelling is all about children. We human beings love to hear stories being told - and it first happens when you're a kid.“
      - David Chase

      Folge 1 dann am Mittwoch noch gesehen - und check, bin angefixt. Toller Auftakt, von dem man mehr sehen möchte. Werde mir damit wöchentlich eine Folge geben und bei Gelegenheit vielleicht auch etwas mehr schreiben. Ich belasse es mal mit den paar nachstehenden Worten.

      Absurder Humor, schöne altmodische Action und ein spannender Blickwinkel auf das Thema KI, natürlich durch Lindelofs religiösen Filter, der hier so offensichtlich ist wie zuletzt bei den Leftovers. Betty Gilpin (ich vermisse Glow immer noch) wirkt wie immer etwas unterkühlt, was aber merkwürdigerweise sehr gut in das herrlich überdrehte Setting passt.
      "I think there should be visuals on a show, some sense of mystery to it, connections that don't add up. I think there should be dreams and music and dead air and stuff that goes nowhere. There should be, God forgive me, a little bit of poetry." - David Chase

      Bavarian schrieb:

      Yay. Wird Zeit, dass Leben in den Thread kommt. Bin gespannt, was ihr zu diesem Wahnsinn meint. ^^



      Habe jetzt schon zwei Serien auf meine Bavarian Tip Watch Liste gesetzt , erst 'Beef'' dann ''Mrs Davis'' nun. :goodwork:




      "Ich bin der Dude! Und so sollten Sie mich auch nennen, ist das klar! Entweder so, oder seine Dudeheit, oder Duda, oder ... oder auch El Duderino, falls Ihnen das mit den Kurznamen nicht so liegt."

      Data schrieb:

      Folge 1 dann am Mittwoch noch gesehen - und check, bin angefixt.


      Das ist doch schon einmal eine wunderbare Basis, wenn man von all den Absurditäten nicht abgeschreckt wird. :D Die Show verändert ihren Ton im Laufe, doch die Absurditäten bleiben. Werden gewissermaßen zur Struktur und Gewohnheit. Viel Freude weiterhin. Freue mich über den einen oder anderen Satz zu. Episode 2 fand ich nicht so stark, doch dann geht´s ab.

      Payback schrieb:

      Habe jetzt schon zwei Serien auf meine Bavarian Tip Watch Liste gesetzt , erst 'Beef'' dann ''Mrs Davis'' nun.


      :thumbsup: :hammer:






      Hmm, ich tue mich ehrlich gesagt gerade etwas schwer mit Mrs. Davis. Ich will die Serie ja echt mehr mögen, aber nach vier Episoden ist der Funke noch nicht so recht übergesprungen und ich habe mich gestern beim Schauen echt durchweg mit der Frage beschäftigt, woran das liegen könnte, denn ich mag Betty Gilpin – sie ist echt nuanciert, vielseitig und absolut reizend in dieser Rolle. Ich mag den grundlegenden Plot. Und auch von der Fotografie und dem Set-Design her macht das alles eine sehr gute Figur. Aber irgendwas an diesem leicht satirischen, sich selbst nicht ganz für voll nehmenden Ton der Serie bekommt mir nicht so ganz. Ich fühle mich von der Serie die ganze Zeit angezwinkert, als ob ich irgendeinen Witz checken müsste … der aber nur angedeutet, nie erzählt wird. Das dämmerte mir ganz stark während der dritten Folge und diesem Wettkampf in Schottland, wer die längste Zeit die Hand an einem übergroßen Schwert halten konnte. Ich musste schmunzeln über das, was ich da sah und hab den Blödsinn ja durchaus erkannt – aber mehr auch nicht. Und dann war es halt ein Szenario, das nicht nur völlig absurd war, sondern trotzdem ernsthafte Plot-Progression und Charakterentwicklung betrieben hat – und es irgendwie nicht schaffte, diese beiden Elemente miteinander zu verheiraten.

      Da gibt es echtes charakterliches Drama in der Serie um eine fesselnde Protagonistin, in derer Geschichte man sich sehr leicht zu 100 % investieren kann. Und dann gibt es da einen fortlaufenden Gag mit Turnschuhen und eine Geheimorganisation, die von einem hyper-maskulinen Chris Diamantopoulos angeführt wird, und Konditorinnen, die Kuchen mit riesigen Hämmern zusammenschlagen und all das wird geschrieben und dargestellt, als müsste man den Witz an der alles umgebenden Absurdität erkennen … der aber irgendwo in einer Meta-Sphäre erzählt, auf die ich keinen Zugriff habe. Ich weiß somit nicht, ob ich die Serie nicht mag – oder ob ich einfach überfordert damit bin. In jedem Fall … hat es noch nicht so ganz gezündet.
      "I think there should be visuals on a show, some sense of mystery to it, connections that don't add up. I think there should be dreams and music and dead air and stuff that goes nowhere. There should be, God forgive me, a little bit of poetry." - David Chase

      Data schrieb:

      Und dann war es halt ein Szenario, das nicht nur völlig absurd war, sondern trotzdem ernsthafte Plot-Progression und Charakterentwicklung betrieben hat – und es irgendwie nicht schaffte, diese beiden Elemente miteinander zu verheiraten.


      Gerade diese "Heirat" habe ich als sehr gelungen und reizvoll wahrgenommen. Ich habe aber anhand deiner Kritikpunkte, und wie die letzten vier Folgen so ticken, durchaus noch Hoffnung, dass es sich für dich zum Guten wendet. ^^

      Data schrieb:

      der aber irgendwo in einer Meta-Sphäre erzählt, auf die ich keinen Zugriff habe.


      Ich denke und hoffe, die zweite Staffelhälfte gibt ihn dir. Und wie gesagt, mit Episode 2 und der Schwert-Challenge hatte ich ja auch meine Schwierigkeiten. Das war eher meh.