Memoria (Tilda Swinton)

    Diese Seite verwendet Cookies. Durch die Nutzung unserer Seite erklärst du dich damit einverstanden, dass wir Cookies setzen. Weitere Informationen

    Es gibt 3 Antworten in diesem Thema. Der letzte Beitrag () ist von Data.

      Memoria (Tilda Swinton)

      "Es ist wie ein Rumpeln aus dem Kern der Erde." NEON hat den hörbar faszinierenden ersten Trailer zu "Memoria" veröffentlicht, dem englischsprachigen Debüt von Regisseur Apichatpong Weerasethakul, über eine Frau, die durch Südamerika reist und dabei versucht, das Geheimnis ihres "mysteriösen sensorischen Syndroms" zu lösen.



      NEON, der Verleih hinter dem letztjährigen Oscar-prämierten Film "Parasite", ist mit einem weiteren mit Spannung erwarteten Film zurück, dieses Mal vom gefeierten thailändischen Filmemacher Weerasethakul. In "Memoria" spielt Tilda Swinton die Hauptrolle der 'Jessica Holland', einer Schottin, die Kolumbien besucht und versucht, eine Antwort auf die Geräusche zu finden, die sie immer wieder ohne Erklärung in ihrem Kopf hört. Weerasethakul erzählte La Tempestad letztes Jahr, dass er die Rolle mit Swinton im Hinterkopf schrieb und bemerkte, dass sie es war, "die mir während der Dreharbeiten diesen Charakter gezeigt hat."
      s-l500
      Leider, leider haben der Film und ich gestern Abend nicht endgültig harmoniert. Habe mich sehr auf das Werk gefreut und hatte auch entsprechende Erwartungen. Ich würde nie behaupten, hier handle es sich um einen schlechten Film, keinesfalls, doch wenn bei sperrigen und höchst exzentrischen Arthausstreifen - für die ich ja grundsätzlich immer zu haben bin - der Funke nicht so endgültig überspringen will, wird es meist zu einer Herausforderung.

      So ist es im Falle Memoria geschehen. Rein objektiv betrachtet, habe ich dennoch einiges Positives zu berichten. Zunächst gefiel mir die Thematik sehr gut. Der Film verhandelt meditativ über Töne und Klänge und wie diese Räume füllen und mit Emotionen aufladen. Mit welchen Kanälen man diese empfängt und wie individuell und kontextabhängig die Interpretation von Tönen ist. Aber auch was die Abwesenheit von Tönen bewirkt und wie der Entzug Momenten Substanz raubt. Oder aber einen anderen Fokus legt. Durch eigentlich recht simple, aber ungewöhnliche inszenatorische Handgriffe, wird hier aus Alltäglichem etwas Metaphysisches.

      Diese Thematik umgibt aber noch viel mehr und da will ich eigentlich inhaltlich gar nicht zu viel vorwegnehmen. Jedenfalls nähert sich das Werk im Laufe existenziellen, esoterischen und kosmischen Impulsen/Fragestellungen und bietet insbesondere im letzten Drittel sehr charismatische und anmutige Bilder. Tilda Swinton ist dabei wunderbar besetzt und trägt dieses exzessive Slow Cinema in all ihrer Natürlichkeit bewundernswert.

      So, und warum feiere ich das Teil nun nicht ab? Rein auf dem Papier würde es mir doch so vieles geben, nach dem ich mich bei einem Film sehne. Doch ich kann mich da nur recht plump wiederholen: Das gewisse Fünkchen ist nicht übergesprungen. Während mich z. B. ein Bela Tarr in einen Strudel saugt, in dem ich die Atmosphäre förmlich verschlinge und ein Zeitgefühlt sich nahezu einstellt, so ist das hier - trotz allem was geboten war - nicht geschehen. Memoria fühlte sich für mich wie eine Aneinanderreihung interessanter Impulse an oder wie vielleicht wie aneinandergereihte, meditative Sessions, aber wie kein Erlebnis, das mich packt. Zumindest gestern war es für mich in erster Linie herausfordernd und teils ermüdend. Ich habe die Intelligenz des Streifens wahrgenommen, doch war nur selten gewillt, mich tief in die Szenen hineinzudenken. Und mit solch einem Gefühl wird Entschleunigung schnell zu Stillstand. Vielleicht war es meine Tagesform oder es ist dann doch einfach nicht mein Film.

      Kommt aber auf meine: "Eigentlich ein geiler Film, der hoffentlich in ein paar Jahren bei mir zündet"-Liste.






      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von „Bavarian“ ()

      Bavarian schrieb:

      Kommt aber auf meine: "Eigentlich ein geiler Film, der hoffentlich in ein paar Jahren bei mir zündet"-Liste.


      Ich bin sicher, das wird er. Ich hab den im Kino gesehen und ich war schon recht gefesselt davon. Diese Szene, als Tilda Swinton im Tontechnikstudio sitzt und versucht, den Klang, den sie hört, nachzufabrizieren, fand ich schon sehr genial. Eigentlich passiert ja fast nichts, außer, dass man zwei Leuten dabei zuschaut, wie sie auf Knöpfe drücken. Aber für mich hatte das was von einem Detektivspiel, bei dem ich fast schon gebannt auf der Sesselkante saß und immer sagen wollte "Jetzt habt ihr es. Nein. Aber jetzt habt ihr es wirklich."

      Der Film ist ja anschließend mehr eine Andeinanderreihung an... weniger Szenen, als an Erlebnissen - ja, er hatte eine durchgängige Linie, einen Arc, den Hauch einer Struktur. Aber das erscheint dann doch mehr wie Mittel zum Zweck, um ein mediatives Erlebnis zu kreieren. Das ist nicht wirklich abstrakt im Sinne eines David Lynch, sondern, wie du schon sagst, vielmehr esoterisch, was ja eigentlich so gar nicht mein Ding ist, mit dem ich privat was anzufangen weiß. Aber ich fand den Film in seinen endlos anmutendenen Kameraaufnahmen von Szenen, in denen so inhaltlich faktisch nichts passiert, dann schon sehr interessant anzusehen. Und der Sound-Fetischist in mir hat dem Film einfach wahnsinnig gerne zugehört.

      Ich kann grundsätzlich verstehen, dass der Film für die meisten Leute eher nix sein wird. Aber von dir habe ich dann was Anderes erwartet. :D
      "I think there should be visuals on a show, some sense of mystery to it, connections that don't add up. I think there should be dreams and music and dead air and stuff that goes nowhere. There should be, God forgive me, a little bit of poetry." - David Chase