John and the Hole (2021, Michael C. Hall)

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      John and the Hole (2021, Michael C. Hall)



      Originaltitel: John And The Hole
      Studio/Verleih: 3311 Productions, Mutressa Movies, Koch Films
      Land/Jahr: USA 2021
      Regie: Pascual Sisto
      Genre: Horror, Thriller
      Laufzeit: 103 Minuten
      Darsteller: Michael C. Hall, Charlie Shotwell, Jennifer Ehle, Taissa Farmiga
      Release: Fantasy Filmfest 2021

      Inhalt:

      Der stille John entdeckt mit seiner Drohne ein mysteriöses Loch im Waldboden, das ihn sofort fasziniert und auf eine extreme Idee bringt: Warum nicht mal eine Auszeit von der stressigen Familie nehmen?

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      - John and the Hole

      Mit seiner Drohne im Wald spielend, entdeckt der 13-Jährige John ein Loch im Boden. Es handelt sich dabei um einen begonnenen, aber nicht zu Ende gebauten Bunker. John hinterfragt den Zweck davon, bekommt darauf aber von seiner Familie keine zufriedenstellende Antwort. Er beschließt, seine Eltern und seine ältere Schwester mit Schlaftabletten in eine Narkose zu versetzen und sie in dem Loch als Gefangene zu halten.

      John and the Hole ist ein ruhiger, merkwürdiger kleiner Film. Sein Protagonist ist stumm und intelligent, auf eine seltsame Art zugleich fürsorglich und psychopathisch. Er wird gespielt von Charlie Shotwell, der eine beeindruckende Kontrolle über alle Muskeln in seinem Gesicht zu haben scheint, denn jede Nahaufnahme zeigt eine Mimik, die apathisch und voll im Moment ist. Das verleiht dem Charakter eine Mixtur and Unschuld und unheimlicher Empathielosigkeit. Wie ein Wesen, nicht von dieser Welt, das lernen muss, dass die Menschen auf diesem Planeten fühlen, und dass er diese Fähigkeit nicht besitzt und sie haben möchte.

      Das zumindest ist, was ich aus dem Charakter herauslese. Es ist schwierig, etwas Bestimmtes über John zu sagen, denn das Drehbuch von Nicolás Giacobone verbalisiert so gut wie nichts und überlässt die Charakterarbeit voll und ganz Regisseur Pascual Sisto und seiner Besetzung. Der Film folgt abwechselnd John, wie er in den Alltag hineinlebt und versucht, den Fragen von Freunden der Familie und der Polizei aus dem Weg zu gehen, und den Eltern Brad und Ana (gespielt von Michael C. Hall und Jennifer Ehle) und Schwester Laurie (Taissa Farmiga) im Bunker, wie sie von Unverständnis, Angst und Wut übergehen in eine Phase, in der sie zum ersten Mal seit – wie es scheint – Jahren wieder miteinander kommunizieren.

      Irgendwo steckt hier eine tiefere Bedeutung, da bin ich mir sicher. Das Loch ist eine nicht ganz subtile Metapher für das emotionale Loch, das John in sich fühlt und das irgendwie gefüllt werden muss. Fein, hab ich verstanden. Ich werde dennoch das Gefühl nicht los, das John and the Hole ein außer Kontrolle geratener Kurzfilm ist, der für seine 90 Minuten Laufzeit einfach nicht ausreichen viel zu sagen hat. Nicht gruselig genug für einen ordentlichen Thriller. Nicht heiter und satirisch genug, um die Komik zu rechtfertigen. Es wirkt wie das Bewerbungsprojekt eines Filmstudenten, der noch nicht das Vokabular besitzt, zu sagen, was er ausdrücken möchte. Dieser unsinnige B-Plot um ein Mädchen namens Lily und ihre Mutter, welcher zweimal im Film willkürlich auftaucht und keinen erkennbaren narrativen Zusammenhang zur Hauptgeschichte hat, hilft diesem Eindruck auch nicht weiter.

      Was bleibt? Ich bin etwas überfragt, ehrlich gesagt. Ich denke, da steckt eine Absicht dahinter. Ein Kommentar auf die amerikanische Familie, die im selben Haus wohnt, aber nicht miteinander lebt. Und daher wieder zusammenfinden muss. Und es geht um einen Jungen, der emotionale (vielleicht auch psychische) Probleme hat und einen ungesunden Weg wählt, mit diesen umzugehen. Ich hatte auf diesen Heavenly Creatures-Effekt gehofft, bei welchem ich nach zwei Dritteln aufwachte und begriff, worum es ging. Aber John and the Hole schafft diesen Sprung nicht und kann seine Ideen nicht verständnisvoll formulieren. Und so hangelt er sich von einem interessanten Ausgangsszenario zu einem unbefriedigenden Finale, das so baufällig und unfertig erscheint, wie der Bunker im Film selbst.
      "I think there should be visuals on a show, some sense of mystery to it, connections that don't add up. I think there should be dreams and music and dead air and stuff that goes nowhere. There should be, God forgive me, a little bit of poetry." - David Chase