Severance (Apple TV+)

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    Es gibt 40 Antworten in diesem Thema. Der letzte Beitrag () ist von Burning.

      Severance kann Cliffhanger wie keine Serie seit Lost.

      There. I said it.

      Gestern Abend das Finale der ersten Staffel gesehen und die Folge hat mich 45 Minuten lang auf dem Sofarand sitzen lassen, ohne eine Verschnaufpause zu gönnen. Das war high energy television der absoluten Meisterklasse, das locker mit dem besten mithalten kann, was es im Fernsehen in den letzten zehn Jahren gab und was das meiste in die Tasche steckt, was derzeit läuft. Schauspielerisch und inszenatorisch alles auf allerhöchstem Niveau. Die Kamera und die Schneidearbeit gehören im technischen Bereich auf jeden Fall belohnt. Und diese Musik hat mich noch bis in den Schlaf verfolgt.

      Ich habe keinen blassen Schimmer, wohin es mit Severance gehen soll. Vielleicht wäre es besser gewesen, es bei einer Miniserie zu belassen und das Glück nicht überzustrapazieren. Vielleicht aber hat Dan Erickson eine Mystery geschaffen, die dieses Niveau noch vier weitere Staffeln lang halten kann. Was auch immer, die Auftaktstaffel von Severance hat mir zu keiner Minute den Eindruck gegeben, dass ich diesen Autoren nicht voll und ganz blind bis an das Ende ihrer Geschichte vertrauen soll. Ich bin an Bord. Nach diesem Staffelfinale - einer der besten Folgen aus diesem Fernsehjahr - endgültig.
      "I think there should be visuals on a show, some sense of mystery to it, connections that don't add up. I think there should be dreams and music and dead air and stuff that goes nowhere. There should be, God forgive me, a little bit of poetry." - David Chase

      Dieser Beitrag wurde bereits 2 mal editiert, zuletzt von „Data“ ()

      Hach wie schön ... mir war direkt bei Sichtung schon bewusst, dass das etwas für Dich sein würde. Inszenatorisch einfach stark und ja, die Musik ist auch etwas ganz besonderes in dieser Serie. Feiere sie und streame sie auch immer wieder gerne. Alleine das Stück "The Four Tempers" erzeugt immer wieder Gänsehaut weil ich dabei auch noch die völlig bizarren Bilder der dazugehörigen Waffelparty-Szene vor Augen habe :D

      Um die Stimmung für Zweifler aber noch weiter anzukurbeln ... hier eine nette Kritik zu Staffel 1 :)

      Severance ist halt auch auf emotionaler Ebene einfach rund. Ich habe ja öfter mal Schwierigkeiten mit Serien (oder Filmen), die weird sind, ohne dass sie wissen, warum sie so sind (Killing of a Sacred Deer ist so ein Beispiel, das ich kürzlich gesehen habe, der halt merkwürdig war, ohne dass es dafür einen Grund gab, weil er die Seltsamigkeit nicht in seine Narrative einbinden konnte). Und dann gibt es noch so Serien wie Devs, die sich intellektuell über den Zuscahuer stellen und sich dabei so toternst nehmen, dass mir persönlich jeglicher Spaß vergeht beim Anschauen: Es ist ja okay, seine eigene Geschichte seriös zu erzählen und authentisch sich selbst gegenüber zu bleiben. Aber das muss nicht klinisch passieren, der Patient muss nicht scheintot dabei sein. Es ist okay, dass man ein bisschen Leben verspürt und die Charaktere interessant gestaltet und dass man an ihnen interessiert ist (auch wenn man sie nicht unbedingt mögen muss). Severance macht halt in dem Bereich alles richtig. Wären es nur weirde Situationen und Plottwists ohne Seele, dann hätte mich das wahrscheinlich genauso kalt gelassen, wie Mr. Robot. Aber hier steckt noch ein Stück Menschlichkeit drin - eine Art Zauber und Neugier, zu entdecken -, was bei mir für den notwendigen Spaßgehalt sorgt, der bei den Alex Garlands dieser Welt abgetötet zu sein scheint.
      "I think there should be visuals on a show, some sense of mystery to it, connections that don't add up. I think there should be dreams and music and dead air and stuff that goes nowhere. There should be, God forgive me, a little bit of poetry." - David Chase
      Ich habe die erste Staffel ebenfalls vor ein paar Tagen beendet und bin ebenso begeistert. Severance schafft es, das große Mysterium, das eigentlich gar nicht so groß ist eventuell, so geschickt zu verpacken, dass man zwar stätig am rätseln ist, was denn da vor sich geht und wie das alles zusammenpasst. Die Serie nimmt dabei den Zuschauer aber auch ernst, versucht ihn zu keiner Zeit für blöd zu verkaufen und erzählt seine Geschichte überaus intelligent und interessant. Die Figuren wirken wie schutzlose Schachfiguren, die sich im Laufe der ersten Staffel erst so etwas wie ein eigenes Bewusstsein für ihre Existenz erarbeiten müssen. Dabei greift Severance auf geschickte, wie auch gleichzeitig sehr einfache Methoden zurück um sie trotz ihrer nach außen hin wirkenden Defizite menschlich und liebenswert erscheinen zu lassen. Man fühlt mit ihnen, interessiert sich für ihr Schicksal, und selbst wenn man fast keinerlei Informationen über gewisse Innies hat, ist hier etwas ganz Großes am Werk, das dafür sorgt, dass man jeden einzelnen Charakter zu schätzen weiß und als ausgearbeitet erarchtet, selbst wenn es nur sehr wenig Offenkundiges zu entdecken gibt.


      Severance ist intelligent, spannend, faszinierend und überaus einfühlsam, trotz all der Kälte, die in diesen kahlen Räumen herrscht. Generell ist das Gefühl, welches man verspührt, wenn man die Folgen schaut, kaum zu beschreiben. Eine Mischung aus einem kalten Schauer auf dem Rücken und einigen wohlig warmen Sonnenstrahlen, sobald man eine weitere Ebene dieser Serie für sich erschlossen hat. Es passiert so viel und doch so wenig, das langsame Tempo der Serie ist eine enorme Genutuung, denn trotz allem hat man nicht selten das Gefühl, durch die Ereignisse zu rasen und neue Dinge zu entdecken, die Figuren ein Stück weit mehr zu verstehen und ein ganz klein wenig Licht ins Dunkel zu bringen. Severance ist wahrlich eine der besten und intelligentesten Serien, die derzeit zu sehen sind und verdient um einiges mehr an Aufmerksamkeit, als sie aktuell bekommt.
      Mein Filmtagebuch



      „I think storytelling is all about children. We human beings love to hear stories being told - and it first happens when you're a kid.“
      - David Chase

      Bin auch durch mit der Staffel und diese leg ordenlich vor und begünstigt einen lauten und langen Lobesgesang.
      Die Herren über mir haben alles erdenkliche zu dieser Serie gesag und ich unterschreibe das so!

      Grandioser Staffel Abschluss mit
      einer Ordentlich Cliffhanger Portion

      Ps:
      Hallo Apple Tv,

      da ihr ja Eier hab, @'Data hatte das schon so ins rollen gebracht mit den Eiern , setzt euch mal Brit Marling zusamnen und bring endlich die 3 Staffel von The OA raus!
      Den wenn ihr mehr Mind fuck haben wollt
      Schaut euch das Ende von S2 an :-)!!




      "Ich bin der Dude! Und so sollten Sie mich auch nennen, ist das klar! Entweder so, oder seine Dudeheit, oder Duda, oder ... oder auch El Duderino, falls Ihnen das mit den Kurznamen nicht so liegt."
      Yes, yes, yes! Da ist sie. Die Ausnahmeserie nach der ich gesucht habe und die ich auch mal wieder nötig hatte. Ich war zuletzt ab und zu an dem Punkt in meinem Film- & Serienhobby, an dem ich mir dachte: Scheiße, mich presst nur noch wenig so richtig in den Sessel. Hab ich schon zu viel gesehen? Bin ich zu kritisch geworden? Sollte ich etwas Abstand von dieser Leidenschaft nehmen? Nein. Alles cool. Severance beweist mir: Das andere Zeug ist einfach nicht gut genug. ^^

      Severance ist schlichtweg brillant und die erste neue Serie des "neuen" Jahrzehnts, in der ich 10/10-Potenzial erkenne. Was da in neun Folgen abgeliefert wird, verdient aller, aller höchste Anerkennung. Auf ganz vielen Ebenen. Nach einigen guten Mini-Serien in den letzten zwei Jahren, die mir imponiert haben, gierte ich aber noch nach der einen Show, die den Vogel komplett abschießt. Here we go.

      Die Show präsentiert so viele spannende Plotinhalte und übt dermaßen intelligente Kritik, dass es hier komplett den Rahmen sprengen würde, auf alles einzugehen. Ob Bewusstseinsaspekte, Selbstzerstörung durch Übercomfort, Glorifizierung von Unternehmensführern, falsche Götter, die Dekonstruktion von Bürokultur und Hierarchien, Überwachung, Ethik, ein vermeintliches Miteinander, das eigentlich ein Gegeneinander ist, Selbstachtsamkeit, Traumabewältigung und (fehlende) Resilienz, eine sehr kritische Auseinandersetzung mit dem Konstrukt "Beruflicher Erfolg".... und, und, und. Zwischen der ganzen schweren Kritik wiederfinden sich aber auch sehr menschliche und tröstliche Statements. Mitfiebern und Mitdenken im selben Moment. Die Serie ist pures Gold.

      Die Vibes, die ich hier fühle, summieren sich so ein bisschen aus Fincher und Lanthimos. Der knisternde Thrill und das beklemmende Gefühl binnen kühler Bilder. Und dazu das Unberechenbare, Groteske und teils Irrwitzige. Stimmig zu einem vereint, mit dem Können gesegnet, einzelnen Momentaufnahmen gewaltig viel Bedeutung und Tiefe verleihen zu können. Dazu eine Prise Homecoming. Vor allem Episode 7 und 9 werden mir noch ganz lange in Erinnerung bleiben.

      Severance hat alles. Eine unverbrauchte, bedeutende Story, eine perfekte Besetzung (!) und eine absolut markante sowie detailverliebte Inszenierung (z. B. was die Farben von Objekten angeht). Ich hatte das Gefühl, dass in jedem Moment ALLES passieren kann. Unkalkulierbar. Unberechenbar. Und das tut zwischen dem ganzen erwartbaren Schema F-Shit übelst gut. Hier noch eine Wendung, da ein genial-ärgerlicher Cliffhanger. Das volle Programm. Diese neun Folgen verstehen es bestens, die Ungewissheit aufrecht zu erhalten, ohne das Gefühl zu vermitteln, auf der Stelle zu treten.

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      Ein wenig sprechen müsste man über die Tatsache, dass bei all der eigentlichen Kontrolle doch so viel Möglich ist für die vier. Das Überwachungspersonal ist ja doch sehr, sehr überschaubar, was bei einem dermaßen riesigen Projekt ja doch befremdlich sein mag. Diese womöglich bröckelnde Stringenz spricht die Serie auch einmal kurz an. Da meint Mark nur: Vielleicht reicht es ihnen, uns glauben zu lassen, wir könnten es nicht. So ungefähr. Damit ist das alles nicht ganz aus der Welt, aber zumindest ist sich die Serie dem bewusst. Und für mich nun auch kein sonderlich großer Makel im Gesamterlebnis. Vielleicht ist dies sogar bewusst vom Vorstand so gesteuert, um den Probanden (?) Raum zur Auflehnung zu geben, um die Severance-Methode für den gesellschaftliche Alltagstauglichkeit zu testen und wie stark der Widerstand des Innies sein kann.

      Aber okay, sei´s drum.

      Was hatte ich feuchte Hände, als Dylan Milchick attackiert hat. Was hatte ich Gänsehaut, als Irving "Let´s burn this place to the ground" sprach.

      Aber auch die kleinen Spielereien, wie der Moment, in dem Graner auf Mark trifft, der sich mit der Frau trifft, die Pete "reintegriert" hat. Die Frau tritt unscheinbar aus dem Bild, die Frage Graners, mit wem Mark denn spreche, implizierte dann geschickt einen Einbildungs-Twist ala Fight Club, dem dann aber Sekunden später regelrecht eine auf´s Maul gegeben wurde. Um nur eine der zahlreichen Finessen aufzugreifen.

      Und einen Satz muss ich mir unbedingt merken, um den öfter in meinen Alltag zu integrieren: “If you want a hug, go to hell and find your mother.” :love: ^^



      Umso ambitionierter die Serie, desto schwieriger wird es, das alles rund weiterzufühen bzw. zu einem Ende zu bringen, aber wenn ich den Machern dieser meisterlichen Staffel nicht vertraue, wem dann?

      Pure Liebe für diese Show.






      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von „Bavarian“ ()

      Wo wir es gerade von Lieblingszeilen haben:

      Spoiler anzeigen
      "Fuck you, Mr. Milchick!"


      ... wird bei mir wohl noch lange Zeit nachhallen. :D

      @Bavarian:

      Mir gefallen deine Interpretationen zur Sozialkritik der Schreiberei. Bei all der Mystik, Weirdness, dem tollen set design und den phänomenalen schauspielerischen Leistungen, sind diese Aspekte teilweise an mir vorbeigegangen. Aber gerade die punkte "falsche Götter" und "Dekonstruktion von Bürokultur" klingen für mich absolut wahr und öffnen mir noch mal etwas mehr die Augen. Da hatte ich bisher gar nicht so viel darüber nachgedacht.

      P.S.: Gut, dass ich den Lanthimos-Vergleich erst gelesen habe, nachdem ich die Serie geschaut habe. Da wäre mir doch glatt der Appetit vergangen. :whistling:
      "I think there should be visuals on a show, some sense of mystery to it, connections that don't add up. I think there should be dreams and music and dead air and stuff that goes nowhere. There should be, God forgive me, a little bit of poetry." - David Chase

      Data schrieb:

      ... wird bei mir wohl noch lange Zeit nachhallen.


      Haha, da geh ich mit. Hätte noch mindestens 10 weitere denkwürdige Zitat erwähnen können. Und da wär dieses gewiss dabei gewesen. ^^

      Data schrieb:

      Aber gerade die punkte "falsche Götter" und "Dekonstruktion von Bürokultur" klingen für mich absolut wahr und öffnen mir noch mal etwas mehr die Augen.


      Yes und das zeichnet schließlich vielschichtige, komplexe Serien und Filme aus. Man kann sie mit vielen Augen sehen und auf zahlreichen Ebenen erleben. Mir ist bestimmt auch die eine oder andere Perspektive entgangen.

      Data schrieb:

      P.S.: Gut, dass ich den Lanthimos-Vergleich erst gelesen habe, nachdem ich die Serie geschaut habe. Da wäre mir doch glatt der Appetit vergangen.


      Darauf habe ich nur gewartet, nach deinem Beitrag kurz über meinem, in dem du mal eben die für mich zweitbeste Serie des bisherigen Jahrzehnts nach Severance, eine der drei besten Serien des letzten Jahrzehnts und einen meiner All-Time-Favourite-Filme stark kritisierst. ;) Aber das wusste ich ja alles vorher schon. Von daher hielt sich der Schreck in Grenzen. Aber er war erneut da. ^^ Deine Punkte versteh ich grundsätzlich ("in die Narrative miteinbeziehen", "Menschlichkeit/Seele"). Bei Lanthimos, insbesondere in Bezug auf Sacred Deer, fehlt mir das aber nicht. Es gibt Film- und Serienkunst, die hat auf mich eine derartige Intensität, Wirkung und Atmosphäre, im Verbund mit einer absoluten Situationsintelligenz, dass ich die von dir angesprochenen Punkte schlichtweg nicht benötige. Ich sehe darin auch keine generelle Regie- und Drehbuch-"Schwäche", sondern eine bewusste Entscheidung (zumindest im Falle des Griechen), die einem dann natürlich schmecken kann oder nicht. Wobei Lanthimos mit The Lobster durchaus Menschlichkeit und Seele beweist, ebenso wie Mr. Robot im Laufe der Staffeln, auch wenn das in diesen Fällen deutlich reduzierter ist als im Falle Severance. Das stimmt.

      Dennoch immer wieder hochspannend wie extrem einig und auch uneinig wir uns sein können. :knuddel: :argue:

      TheKillingJoke schrieb:

      Schade, dass es hierzu wohl nie eine Blu-ray geben wird. Wäre für mich absolutes Schrank-Material.


      Absolut. Meine Idee für eine Collectors Edition: Ein Diorama / Spielhaus mit der "Music Dance Experience" inkl. Musik und Lichteffekte. :love:






      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von „Bavarian“ ()

      Wuchter schrieb:

      @Bavarian

      Welche Serie meinst du mit für dich Zweitbesten des Jahrzehnts? Stehe gerade am Schlauch :P


      Devs. Aber mit der Meinung stehe ich oft alleine da. ^^ Neben ein paar richtig guten Mini-Serien wie Mare of Easttown, Scenes from a Marriage oder Normal People. Also rein in Bezug auf neue Serien im noch jungen Jahrzehnt.

      Was HdR und GoT so treiben, da kann ich (noch) nicht mitreden.






      Bavarian schrieb:

      Dennoch immer wieder hochspannend wie extrem einig und auch uneinig wir uns sein können. :knuddel: :argue:


      Ach ja, das sind auch nur unterschiedliche Sichtweisen, die mit persönlichen Sensibilitäten zu tun haben. So ein Lobster hat mir zeitweise auch richtig gut gefallen (die erste Hälfte war grandios). Bis der Punkt kam, an dem er das nicht mehr tat. Ich kann wahrscheinlich mit den meisten der Punkte, die du dem Film gutschreiben würdest, mitgehen. Bis dann halt irgendwas passiert und meine Intuition mir sagt, ab jetzt nicht mehr. Diesen Klick hat es bei Severance bei mir nie getan. Und ich denke, ich kann ziemlich präzise mit dem Finger drauf zeigen, warum nicht.
      "I think there should be visuals on a show, some sense of mystery to it, connections that don't add up. I think there should be dreams and music and dead air and stuff that goes nowhere. There should be, God forgive me, a little bit of poetry." - David Chase