Wilde Erdbeeren
Smultronstället
(ARTHAUS Trailer)
Studio und Vertrieb AB Svensk Filmindustri
Veröffentlichung 26. Dezember 1957 (Schweden)
Laufzeit 91 Minuten
Land Schweden
Sprache Schwedisch
Regie Ingmar Bergman
Drehbuch Ingmar Bergman
Produzent Allan Ekelund
Kamera Gunnar Fischer
Schnitt Oscar Rosander
Musik Erik Nordgren
Besetzung
Victor Sjöström -- als -- Professor Isak Borg
Bibi Andersson -- als – Sara (Isaks Cousine / Anhalterin)
Ingrid Thulin -- als -- Marianne Borg
Gunnar Björnstrand -- als -- Evald Borg
Jullan Kindahl -- als -- Agda, Isaks Haushälterin
Folke Sundquist -- als -- Anders, Anhalter
Björn Bjelfvenstam -- als -- Viktor, Anhalter
Naima Wifstrand -- als -- Isaks Mutter
Gunnel Broström -- als -- Berit Alman
Gunnar Sjöberg -- als -- Sten Alman
Max von Sydow -- als -- Henrik Åkerman
Gertrud Fridh -- als -- Karin Borg, Isaks Ehefrau
Inhalt und Kritik
Mit dem Siebenten Siegel und den Wilden Erdbeeren hat Ingmar Bergmann 1957 gleich zwei Filme in einem Jahr veröffentlicht, die gemeinhin zu Meisterwerken der Filmgeschichte zählen. Er ist damit nicht allein – Coppola und Spielberg haben solche Taten ebenfalls vollbracht -, aber es ist interessant, wie Bergmans zwei Filme fast schon ein bisschen wie Siegelbilder zueinander funktionieren: Beide Filme erzählen Geschichten über Männer, die sich dem Ende ihres Lebens nähern. Aber während sich der eine Film darum dreht, noch Zeit gut zu machen, um bestimmte Dinge zu erledigen, hat der Protagonist im Anderen eigentlich schon mit sich abgeschlossen und hat wenig übrig für die Gegenwart, für die Zeit, die ihm noch bleibt, und schwelgt vornehmlich in der Vergangenheit und in Erinnerungen an Jahre, die nie wieder kommen werden.
In Wilde Erdbeeren geht es um Isak Borg, einen alten und verwitweten Professor und Arzt, der zurückgezogen in seiner Wohnung in Stockholm zusammen mit seiner Haushälterin lebt. Von seinem Sohn Evald ist er entfremdet und zu seiner Mutter hat er wenig Kontakt. Er entschließt sich spontan, zu seinem Promotionsjubiläum in Lund mit dem Auto zu fahren, anstatt wie geplant das Flugzeug zu nehmen. Seine Schwiegertochter Marianne, die während ehelicher Probleme mit Evald kurzzeitig zu Isak gezogen ist, begleitet ihn auf der Fahrt, obgleich die beiden eine ebenfalls eher komplizierte Beziehung verbindet.
Der Film ist grundsätzlich einer über Isolation und Alleinsein – über jemanden, der sich im zunehmenden Alter immer mehr in fixe und nicht leicht zu brechende Muster verfangen hat. Es geht auch um Wahrnehmung und Dualität, verbildlicht in der Besetzung von Bibi Andersson in einer signifikanten Doppelrolle, aber auch metaphorisch eingebunden, welch' unterschiedliche Persönlichkeiten man gegenüber den einen und den anderen Menschen aufsetzt und was deren Eindrücke von einem zu ganz unterschiedlichen - gegensätzlichen - machen. Es sind interessante Bilder und Ideen, die Bergman hier formuliert und erzählt, die nur noch von Victor Sjöströms unglaublich nuancierter Darstellung als Isak Borg unterstrichen werden, einem sehr komplexen Charakter, dessen Persönlichkeit auf dem Papier nicht immer leicht greifbar ist, der aber von Sjöström auf eine Art eines sehr spezifischen Jedermannes gespielt wird, den man kennt und der einem im eigenen Leben schon begegnet ist. Momente tiefer Traurigkeit gehen Hand in Hand mit Augenblicken verspielter Albernheit. Bibi Andersson erweist sich hier einmal mehr als eine sehr begabte, äußerst charmante und natürlich lustige Besetzung, die in Isak Erinnerungen an eine verlorene Liebe weckt. Momente wie diese geben ihm im hohen Alter neue, unerwartete Perspektiven, die ihn sanfter und zum Ende hin zufriedener machen, die zu Versöhnungen mit seinem Sohn und mit Marianne anregen und die dem Film eine optimistische Aussicht geben, trotz der immer präsenten Ahnung, dass Isak sich dem Ende seines Weges nähert.
Es ist ein schöner Film – und ein Trauriger. Ruhig erzählt und voller Weisheit, ohne es einem auf die Nase zu binden. Der Film hat außerdem eine der faszinierendsten Alptraum-Sequenzen, die ich je auf Film gebannt gesehen habe. Horror durch Spannung und sorgfältige Symbolik, die die Geschehnisse, die im Film folgen werden, auf eine Weise erahnen lassen, die einem erst im Anschluss die Augen öffnen. Bergmans Existenzialismus überwiegt in diesem Film und seine religiöse Symbolik ist (bewusst) subtiler als beim Siebenten Siegel. Tatsächlich aber hat mich dieser hier gerade deswegen mehr berührt – auf einer persönlichen Ebene –, weil die Charaktere, ihre Schicksale und die Situationen nahbarerer waren, was mich dann auch nachhaltiger beschäftigt hat.
"I think there should be visuals on a show, some sense of mystery to it, connections that don't add up. I think there should be dreams and music and dead air and stuff that goes nowhere. There should be, God forgive me, a little bit of poetry." - David Chase
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