Duell in der Sonne

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      Duell in der Sonne

      Duel in the Sun





      Regie:
      King Vidor / William Dieterle / Otto Brower / Sidney Franklin / Josef von Sternberg / William Cameron Menzies / David O. Selznick
      Drehbuch: David O. Selznick / Ben Hecht / Niven Busch /
      Oliver H.P. Garrett
      Produktion:
      David O. Selznick
      Musik:
      Dimitri Tiomkin
      Kamera: Lee Garmes / Ray Renna
      han / Harold Rosson
      Schnitt:
      Hal C. Kern


      Inhalt:


      Pearl Chavez wird aufgrund eines tragischen Vorfalls ihrer Eltern beraubt und kommt daraufhin in die Obhut ihrer
      Cousine, welche sich Pearl nur allzu hilfsbereit annimmt. Doch nicht nur die Schönheit der jungen Frau, sondern
      auch die Abstammung und fehlende Erziehung führen schon bald zu ersten ernsthaften Problemen in der neuen
      wohlhabenden und vornehmen Umgebung, die fortan Pearls neue Heimat darstellen soll.


      Besetzung:


      Gregory Peck
      Jennifer Jones
      Joseph Cotton
      Lillian Gish
      Lionel Barrymore
      Walter Huston
      Herbert Marshall


      Produktionsland:
      USA
      Veröffentlichungsdatum: 29.12.1946
      Laufzeit: 129 Min.


      Wissenswertes:

      - Der Perfektionist David O. Selznick benötigte für diesen Film nicht nur drei Kameramänner, sondern
      war über große Strecken hinweg mit der Arbeit der Regie derart unzufrieden, dass insgesamt sieben
      Regisseure zu unterschiedlichen Zeiten an dem Film beteiligt waren.

      - Die Produktions- und Werbekosten waren mit 8 Millionen US-Dollar für die damalige Zeit so immens,
      dass selbst das hohe Einspielergebnis von 20 Millionen US-Dollar nur verhältnismäßig wenig Gewinn
      einbrachte.

      - Laut Martin Scorsese ist 'Duell in der Sonne' der Film, welcher ihn im Hinblick auf seine spätere Karriere
      am meisten beeinflusst hat und es ist zugleich der Titel, mit dem er seine frühsten Filmerlebnisse
      verbindet.


      Zwischenmenschliche Beziehungen, dieser komplexe Mikrokosmos in all seinen Facetten, bot sich schon seit jeher für die besten, tiefgreifendsten und dramatischten Geschichten an. Handlungen von Freunden aus Kindheitstagen, die sich entzweien und zu erbitterten Feinden werden, Liebesbeziehungen, die oftmals schier unüberwindliche Hürden überwinden müssen, um am Ende in Glück oder nicht selten in Tragik zu enden, oder auch Familienstrukturen, welche Konstrukte der vielfältigsten Individuen beherbergen und stets eine faszinierende eigene Welt voller unterschiedlicher Ansichten, Bedürfnisse, Intrigen und Sehnsüchte beherbergt. David O. Selznick, der sich als Produzent von 'King Kong' (1933) einen Namen gemacht hatte, stieg 1939 nach dem Erfolg des Epos 'Vom Winde verweht' als treibende Kraft und ausführender Produzent endgültig in die Riege derer auf, die zu den besten Adressen im Filmgeschäft zählten. In den Folgejahren war Selznick bestrebt gewesen an den gigantischen Erfolg des Südstaatendramas anknüpfen zu können und der Western 'Duell in der Sonne' schien dafür prädestiniert zu sein, wies er doch viele Zutaten auf mit denen Selznick fünf Jahre zuvor seinen größten Erfolg als Produzent erzielen konnte. Die Produktionsgeschichte von 'Duell in der Sonne' war, wie seit 'Vom Winde verweht' inzwischen bei Selznick üblich, ähnlich chaotisch wie bei dem Film, mit welchen er nun seine Leistung von 1939 zu wiederholen versuchte, doch sollte die turbulente Drehzeit dem Film nicht schaden.

      Ich hatte mich vor meiner ersten Sichtung nicht weiter über den Film informiert, da der Umstand, dass mit Gregory Peck in seinem ersten Western einer meiner Lieblingsschauspieler im besagten Genre mitspielt, mir bereits genügte um den Film erstmals anzuschauen. Ich erwartete einen durchschnittlichen und im besten Falle durchaus vorzeigbaren Western, doch hätte ich nicht erahnen können was mich in den nächsten 129 Minuten erwarten würde. Es dauerte nicht lange bis ich erkannte wie naiv ich doch gewesen war, als die atemberaubenden Bilder des Westens, spektakuläre und innovative Kamerafahrten, ein glänzend aufgelegter Cast und vor allem mitreißende Handlungsbögen mich in ihren Bann zogen. Es kommt selten vor, dass ich mir wünsche, dass das Bild einer Blu-ray gerne noch besser hätte ausfallen können, aber in diesem Film, bei dem ich mich nicht nur einmal dabei ertappte, dass ich mir vorstellte, dass sich gewisse Aufnahmen auch hervorragend dazu eignen würden, um als großflächige Bilder Wände zu zieren, wurde, meiner Einschätzung nach, die Bildqualität der Blu-ray bedauerlicherweise recht häufig dem Geschehen im Film einfach nicht gerecht. Und auch der Ausschnitt vieler Aufnahmen den Film hindurch, wenn beispielsweise hunderte Männer zeitgleich die Ebenen herunterreiten oder die imposante Eisenbahn inmitten einer zu beiden Seite der Gleise arbeitenden Anzahl an Menschen hindurchfährt und im Umfeld der Schienen eine nicht zu zählen imstande anzutreffende Gruppierung an Statisten vorzufinden ist, war mir oft trotz ihrer Opulenz ab und zu nicht ausufernd genug in Szene gesetzt.

      Die für jene Zeit nicht gerade selten eingesetzte Ouvertüre mit insgesamt 13 Minuten (!) Laufzeit kann man getrost überspringen (immerhin gab es keine Intermission), aber danach beginnt sich eine Geschichte zu offenbaren, die begeistert und fasziniert. Im Mittelpunkt steht mit dem Charakter der Pearl Chavez eine Frau, die einen interessanten Charakter besitzt und selbstbewusst auftritt, sich aber aufgrund ihrer Abstammung als, zur damaligen Zeit bezeichnetes, Halbblut (sie ist aus der Ehe zwischen einem Weißen und einer Indianerin hervorgegangen) in einer ihr vollkommen fremden Welt zurechtfinden muss und nach Anerkennung und Liebe strebt, als ihre Cousine ihr die Türen öffnet und ihr eine neue Perspektive offeriert. Die beiden erwachsenen Söhne Lewton McCanles und Jesse McCanles (dargestellt von Gregory Peck und Joseph Cotton) haben unabhängig voneinander alsbald ein Auge auf die attraktive Frau geworfen, doch die Ankunft von Pearl bringt die starren und festgefahrenen Strukturen der Familie McCanles schon bald ins Wanken, da nicht jeder mit ihrer Ankunft einverstanden ist. Insbesondere dem Familienoberhaupt in Form des alten und im Rollstuhl sitzenden Vaters Jackson McCanles (grandios porträtiert von Lionel Barrymore) missfällt der Neuankömmling zutiefst.

      Für mich ist 'Duell in der Sonne' eine wirklich tolle Entdeckung gewesen und ich freue mich bereits auf die Zweitsichtung.


      Nicht nur ein fantastischer Western, sondern auch ein fantastischer Film.


      9,5/10


      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von „Snow“ ()

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