Konklave (Edward Berger)

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    Es gibt 12 Antworten in diesem Thema. Der letzte Beitrag () ist von joerch.

      Konklave (Edward Berger)

      KONKLAVE



      Erscheinungsjahr: 2024
      Regie: Edward Berger
      Drehbuch: Peter Straughan
      Vorlage: Robert Harris
      Musik: Volker Bertelmann
      Kamera: Stéphane Fontaine


      Der Papst ist tot. Kardinal Lawrence (Ralph Fiennes), der sich in einer Glaubenskrise befindet, soll die Papstwahl organisieren. Als die Kardinäle eintreffen, kristallisieren sich schnell Favoriten heraus: Der konservative Italiener Tedesco, der mindestens ebenso konservative Afrikaner Adeyemi, der charismatische Kanadier Tremblay und der liberale Italiener Bellini. Die Wahl scheint zugunsten eines dieser großen Kirchenfürsten auszugehen. Doch dann taucht der vom Papst im Geheimen zum Kardinal erhobene Benitez auf, ein Mexikaner, der in Krisenregionen wie dem Irak und in Afghanistan wirkte. Eine große Rolle scheint er zunächst nicht zu spielen. Überhaupt richtet sich Lawrences Aufmerksamkeit auf dunkle Flecken in den Biographien seiner Mitkardinäle, was das Konklave nicht nur eine überraschende Wendung nehmen lässt.

      Ich habe mich ziemlich auf "Konklave" gefreut. Das hatte mehrere Gründe. Zunächst einmal fand ich den Trailer sehr überzeugend. Edward Berger hat seit "Im Westen nichts Neues" meine Aufmerksamkeit. Und von Robert Harris, dem Autor der Vorlage, habe ich schon mal etwas anderes gelesen, was ich recht ordentlich fand. Aus all diesen Gründen habe ich mir dann auch den Roman geholt und vorab gelesen. Danach war meine Vorfreude ein wenig gedämpft. Die Kritik, die ich am Roman habe, richtet sich auch an den Film, da es sich um eine ziemlich vorlagengetreue Verfilmung handelt. Aber der Reihe nach.

      Zunächst einmal gibt es sehr viel Positives zum Film zu sagen. Der Look ist fantastisch. Die Kamera fängt Bilder und Kompositionen ein, die im Gedächtnis bleiben. Wer schon einmal in Rom, beziehungsweise im Vatikan war, wird feststellen, dass das Filmteam bei der Nachbildung ganze Arbeit geleistet hat. Zwar landet kein Setting so wirklich im Fokus, vieles ist etwas verschwommen im Hintergrund, selbst die Kuppel vom Petersdom sieht man höchstens ein- oder zweimal vage. Aber Stimmung kommt auf und im Mittelpunkt soll ja was anderes stehen: Die Kardinäle als Menschen und die Abläufe der Papstwahl.

      Schauspielerisch ist das hier allererste Sahne. Jede kleine Nebenrolle ist ideal besetzt. Aber natürlich sticht Ralph Fiennes hervor. Er ist ein Darsteller mit Präsenz, der durch bloße Gesten und Blicke wahnsinnig viel transportieren kann und auch ein Gefühl für Zwischentöne hat. Was meiner Meinung nach auch das ein oder andere Problem kaschiert - aber dazu gleich mehr. Der Plot passt wohl am ehesten in die Kategorie politischer Thriller. Da gibt es so einige Wendungen und man wird gut am Ball gehalten. Auch die eindringlich und stellenweise schön nervös machende Musik trägt da ihren Teil dazu bei.

      Während dem Lesen habe ich oftmals Erleichterung gespürt. Robert Harris ist eben kein Dan Brown. Aber einen Makel gab es für mich dann doch. Obwohl behauptet wird, dass Ralph Fiennes eine Glaubenskrise hat, wird dieser Aspekt höchstens umkreist und nie wirklich auserzählt. Womöglich hatten weder Harris noch Berger Interesse an Spiritualität oder Theologie. Das ist dann eben anders, wenn beispielsweise ein Katholik wie Scorsese einen Film zu dem Thema macht - ich denke jetzt vor allem an "Silence", wo die Glaubenskrise durchaus mehr Raum einnimmt. "Konklave" ist da viel stärker rein institutionell und eben schon so etwas wie ein Politthriller. Wem das reicht und wer in Kirche oder Vatikan eh nicht viel anderes sieht, wird das nicht stören, ich fand es aber dann doch ein wenig oberflächlich. Es hat mich auch ein wenig an "Die zwei Päpste" erinnert. Franziskus überspitzt als Liberaler, Benedikt überspitzt als Konservativer - aber in die Tiefe ging es auch hier nicht. Vieles bleibt Behauptung. Zumindest kann Ralph Fiennes durch sein Schauspiel viel wett machen und man hat wenigstens ein Gefühl dafür, dass er aufgrund seiner Glaubenskrise leidet.

      Am Ende kommt es sowohl im Roman als auch im Film zu einem Großereignis. Da lag meiner Meinung nach Potential, was aber nicht voll ausgeschöpft wurde. Zu schnell war der Film dann vorbei. Und ganz am Ende wurde noch etwas aus der Mitra gezaubert, was mich dann doch ein bisschen an Dan Brown erinnert hat. Beim Lesen habe ich schon mit den Augen gerollt und auch im Film fand ich die Auflösung irgendwie bizarr und an den Haaren herbei gezogen. Eigentlich auch unnötig. Da hätte es gereicht, den Gewinner der Wahl mit dem bereits erwähnten Großereignis noch mehr zu verbinden und auf dem Weg dorthin mehr in die Glaubenskrise des Protagonisten zu investieren. Ob es am Ende der Heilige Geist ist, der im Film weht, ist fraglich, aber definitiv bläst einem viel Zeitgeist entgegen - was aber auch der Grund für die wahrscheinlich folgenden Nominierungen sein dürfe. Wohl auch in Kombination mit Kamera und Schauspiel, was ich aber absolut unterschreiben könnte.

      7/10

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von „TheKillingJoke“ ()

      Sauber-spärliche Parabel auf den Zustand der Welt. Und das ist der Film dann auch. Keinen Millimeter mehr. Man könnte das simpel und einfach nennen, nicht mal besonders überraschend aber stark gefilmt, prosaisch erzählt und mit einem Hang zur Lyrik der Liturgie. Dabei ist diese Einfachheit der Parabel auch ihr Trumpf: Man ist mittendrin im Intrigenspiel der Kardinäle, ohne in Hierarchiekämpfe oder Rangfolgen von Diskussionen um tridentinische Rituale hineingezogen zu werden. So bleibt der Film stets im Fluss, unterhaltsam und zugleich doch einer dieser Filme, die es verdient haben "Kleinod" genannt zu werden. Zwar empfinde ich Ralph Fiennes keinesfalls als den Homerun, zu dem seine Rolle hier gemacht wird (dieses Prädikat würde ich eher Sergio Castellitto zusprechen, dessen Rolle dann aber doch an Tiefe und Screentime zu gering ausfällt um wirklich Schlagkraft zu entwickeln). Auch wenn ihm *die* Line des Films gehört. Ein stiller Star dieses Kleinodes. Fiennes macht seine Sache dann aber doch hochsolide, bleibt aber eben Fiennes und das Buch gibt ihm auch nicht viel mehr. Tucci unterhaltsam wie eh und je und Rossellini trocken auf den Punkt. Keiner wächst über sich hinaus und trotzdem bekommt man hier Schauspiel der Extraklasse. Ansonsten: Ein Gedicht in Bildern (das Blocking! das Licht!) und ein etwas eingängiger aber auch starker Soundtrack, der zu akzentuieren weiß. Der Schlusstwist ist dann m.E. ein wenig gezwungen, das war er aber auch schon in der Romanvorlage. Sie flachen ihn für den Film ein wenig ab, was dem Ganzen guttut. Und so steigt dann doch über dem Vatikan als letzter europäischer absolutistischer Monarchie, nach intensiven Grabenkämpfen von einer ganzen Reihe von Diven weißer Rauch auf. Kein Film, der Leben verändert - aber eben genau das: Ein Kleinod.


      8 von 10 angolischen Schildkröten

      :stern: :stern: :stern: :stern: :stern: :stern: :stern: :stern: :stern2: :stern2:

      "You're fighting a war you've already lost."
      "Well, I'm known for that."

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von „GregMcKenna“ ()

      Grundsätzlich ein interessantes Thema, das hier filmisch ziemlich ansprechend umgesetzt wurde. Hochglanzoptik trifft auf Religionspolitik. Es wäre schön gewesen, wenn man von dem gegenseitigen Werben und Abwerben der Kardinäle untereinander mehr gesehen hätte, statt diese das immer nur sagen zu hören. Schauspielerisch war der Film erste Sahne, gerade Stanley Tucci sorgt hier für einige tolle Momente, ebenso wie John Lithgow. Inszenatorisch die erwartete Offenbarung, wunderbare Bilder, Schnitte, ein treibender Score, die eingefangene Atmosphäre innerhalb der Sixtinischen Kapelle ist fantastisch. Trotz der nur angedeuteten Intrigen und Gespräche über Ansichten und Zugeständnisse, ist Conclave dennoch irgendwie spannend. Verbunden mit den terroristischen Anschlägen, kommt hier sogar unerwartet ein klein wenig Action ins Werk.

      Sauer aufstoßen tut dann jedoch das Ende des Films. Die Botschaft mag klar, schön und natürlich wichtig sein. Aber gerade die Kombination aus der Person, die schlussendlich neuer Papst wird, verbunden mit dem doch etwas sehr aus der Luft gegriffenen Twist, der quasi ohne Vorbereitung einem ins Gesicht geschlagen wird. Die Anspielung ist klar, aber hier wollte man dann doch etwas zu viel auf einmal, was das Ganze dann unabsichtlich komisch und erzwungen wirken lässt. Nett gemeinte Botschaft, aber zu sehr on the nose und durch die nicht vorhandene Vorarbeit quasi wertlos.
      Mein Filmtagebuch



      „I think storytelling is all about children. We human beings love to hear stories being told - and it first happens when you're a kid.“
      - David Chase

      giovannangelo schrieb:

      Ich hätte mir bei einigen Charakteren noch etwas mehr Tiefgang gewünscht und das Ende war dann doch etwas enttäuschend, da irgendwie nicht darauf hin gearbeitet wurde sondern einfach dem Zuschauer quasi hingeknallt wurde


      Im Buch ist das weitestgehend auch so und hat schon da irgendwie gestört...
      Ansonsten würde ich den Film so einschätzen wie @Burning (Das muss hart für ihn sein, wenn er die Dinge so sieht wie ich :uglylol: )
      Ich darf leider nicht zu sehr ins Detail gehen....

      Aber das ist meine Signatur....

      joerch schrieb:

      giovannangelo schrieb:

      Ich hätte mir bei einigen Charakteren noch etwas mehr Tiefgang gewünscht und das Ende war dann doch etwas enttäuschend, da irgendwie nicht darauf hin gearbeitet wurde sondern einfach dem Zuschauer quasi hingeknallt wurde


      Im Buch ist das weitestgehend auch so und hat schon da irgendwie gestört...
      Ansonsten würde ich den Film so einschätzen wie @Burning (Das muss hart für ihn sein, wenn er die Dinge so sieht wie ich :uglylol: )


      Vermutlich wird Konklave im Vatikan hoch und runter laufen. :uglylol:

      Tomtec schrieb:

      joerch schrieb:

      giovannangelo schrieb:

      Ich hätte mir bei einigen Charakteren noch etwas mehr Tiefgang gewünscht und das Ende war dann doch etwas enttäuschend, da irgendwie nicht darauf hin gearbeitet wurde sondern einfach dem Zuschauer quasi hingeknallt wurde


      Im Buch ist das weitestgehend auch so und hat schon da irgendwie gestört...
      Ansonsten würde ich den Film so einschätzen wie @Burning (Das muss hart für ihn sein, wenn er die Dinge so sieht wie ich :uglylol: )


      Vermutlich wird Konklave im Vatikan hoch und runter laufen. :uglylol:


      Ich würde jetzt nen ReCut ins Kino bringen in der in einer Szene J.D.Vance aus dem Zimmer des toten Papstes kommt.... :uglylol:
      Ich darf leider nicht zu sehr ins Detail gehen....

      Aber das ist meine Signatur....

      joerch schrieb:

      Im Buch ist das weitestgehend auch so und hat schon da irgendwie gestört...

      Hatte das Buch eigentlich auf meiner Leseliste, aber nach dem Film habe ich es da wieder runter genommen. Vor allem wenn du jetzt sagst, dass es da weitgehend genauso ist und der Twist quasi aus dem Nichts kommt.

      joerch schrieb:

      Ansonsten würde ich den Film so einschätzen wie @Burning (Das muss hart für ihn sein, wenn er die Dinge so sieht wie ich )

      Eigentlich sehe ich das dann doch ganz anders, wenn ich mal genauer darüber nachdenke :uglylol:
      Mein Filmtagebuch



      „I think storytelling is all about children. We human beings love to hear stories being told - and it first happens when you're a kid.“
      - David Chase

      joerch schrieb:

      Tomtec schrieb:

      joerch schrieb:

      giovannangelo schrieb:

      Ich hätte mir bei einigen Charakteren noch etwas mehr Tiefgang gewünscht und das Ende war dann doch etwas enttäuschend, da irgendwie nicht darauf hin gearbeitet wurde sondern einfach dem Zuschauer quasi hingeknallt wurde


      Im Buch ist das weitestgehend auch so und hat schon da irgendwie gestört...
      Ansonsten würde ich den Film so einschätzen wie @Burning (Das muss hart für ihn sein, wenn er die Dinge so sieht wie ich :uglylol: )


      Vermutlich wird Konklave im Vatikan hoch und runter laufen. :uglylol:


      Ich würde jetzt nen ReCut ins Kino bringen in der in einer Szene J.D.Vance aus dem Zimmer des toten Papstes kommt.... :uglylol:


      Ein Film über eine Sondereinheit der Schweizergarde mit Spezialauftrag. :) Sind übrigens nette Kerle, zumindest die zwei, mit denen ich mal etwas reden konnte.

      TheKillingJoke schrieb:

      joerch schrieb:

      Tomtec schrieb:

      joerch schrieb:

      giovannangelo schrieb:

      Ich hätte mir bei einigen Charakteren noch etwas mehr Tiefgang gewünscht und das Ende war dann doch etwas enttäuschend, da irgendwie nicht darauf hin gearbeitet wurde sondern einfach dem Zuschauer quasi hingeknallt wurde


      Im Buch ist das weitestgehend auch so und hat schon da irgendwie gestört...
      Ansonsten würde ich den Film so einschätzen wie @Burning (Das muss hart für ihn sein, wenn er die Dinge so sieht wie ich :uglylol: )


      Vermutlich wird Konklave im Vatikan hoch und runter laufen. :uglylol:


      Ich würde jetzt nen ReCut ins Kino bringen in der in einer Szene J.D.Vance aus dem Zimmer des toten Papstes kommt.... :uglylol:


      Ein Film über eine Sondereinheit der Schweizergarde mit Spezialauftrag. :) Sind übrigens nette Kerle, zumindest die zwei, mit denen ich mal etwas reden konnte.


      Hört sich nach einem neuen Statham Film an :D

      TheKillingJoke schrieb:

      Ein Film über eine Sondereinheit der Schweizergarde mit Spezialauftrag. Sind übrigens nette Kerle, zumindest die zwei, mit denen ich mal etwas reden konnte.


      Oder einen FIlm in dem russische Trolle die Konklave so beeinflussen, dass ein Ayatollah zum neuen Pabst gewählt wird...
      Ich darf leider nicht zu sehr ins Detail gehen....

      Aber das ist meine Signatur....
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