Der schmale Grat

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    Es gibt 47 Antworten in diesem Thema. Der letzte Beitrag () ist von Der siebte Samurai.

      Ein wunderschöner und zugleich abgrundtief hässlicher Film. Freilich wird die böse Fratze des Krieges im vollen Umfang gezeigt. Mit einem Colonel für den Soldaten reines Kanonenfutter sind (Nolte überragend) und junge teils überforderte Soldaten im Angesicht des Todes (einige heut sehr bekannte Schauspieler überragend) konnte man dies nicht besser untermauern. Blut spritzt, Soldaten fliegen durch das Bild wie Lucha Libre-Wrestler und Kanonenschüsse schnellen auf Gestein, wo du selbst mal kurz zuckst. Ja, Terrence Malick überzeugt diesbezüglich (überraschend) als gekonnter Pragmatiker. Doch es ist die andere Seite, welche dem Film eine klare Daseinsberechtigung zuspricht. Die Unschuld der Natur und der Völker wird von keinem Krieg überschattet, so hässlich er auch sein mag. Stellvertretend dafür meine Lieblings-Einstellung, in der ein Eingeborener an einem schwer bewaffneten Bataillon vorbeimarschiert, sie gar nicht beachtet, als wären es nur herumstehende Bäume. Mitten im Krieg, doch denen kümmert es kaum. Malick, ein ganz großer Philosoph. Und wenn man sich den mit schönen Gräsern überwucherten Hügel in Erinnerung, dann ist das nicht das übliche Schlachtfeld, welches man erwartet. In manchen Einstellungen würde man da glatt ein Picknick veranstalten.

      Da wäre "Apocalypse Now", da wäre "Die Verdammten des Krieges", dann Kubricks-Frühwerk "Wege zum Ruhm" und auch "Full Metal Jacket". Und wir haben auch diesen einzigartigen Anti-Kriegsfilm (dessen Definition nicht immer ganz so einfach ist). Die für mich 5 gefährlichsten Schwadronen dieser Filmgattung.

      Wie heißt es so schön, Once in a Lifetime. So ein Werk gelingt dir wahrlich nur einmal.

      Eines würde mich brennend interessieren; George Clooney mit einem astreinen 10 Sekunden-Auftritt (na sagen wir 15) in einem fast 3 stündigen Film. Er wird im Abspann bei der Cast-Nennung als 5. Schauspieler genannt. Hat jemals ein Schauspieler einen noch brillanteren Deal ausgehandelt? :tongue:

      10 / 10 brutal zerfetzten Vögeln
      "Man geht schon ein Risiko ein, wenn man morgens aufsteht, über die Straße geht und sein Gesicht in einen Ventilator steckt!"
      Der schmale Grat...ein Film, welcher damals bei der Erstsichtung ( die bestimmt schon über 10 Jahre her ist ) bei mir nicht überzeugen konnte. Ich empfand die Inszenierung einfach über weite Strecken als zu gemächlich und mit zu vielen philosophischen Thematiken bepackt ( ein Markenzeichen von Malick ), als dass mich das gezeigte hätte fesseln können. Vielleicht müsste ich dem Film nochmals eine zweite Chance einräumen. Eventuell würde ich ihm heute mehr abgewinnen können. Gleiches betrifft übrigens auch Full Metal Jacket ( wenn er hier von @Olly schon erwähnt wurde ). Der erste Teil des Films ( Grundausbildung ) ist von Kubrick überragend in Szene gesetzt, doch der zweite Teil ( Fronteinsatz ) sackt gegenüber dem ersten Teil extrem ab. So zumindest mein Empfinden nach der erstmaligen Sichtung vor einigen Jahren ( aber interessant, dass viele ebenfalls so empfinden und nicht nur ich mit diesem Ungleichgewicht im Film so meine Probleme hatte ). Na ja, vielleicht würde sich auch hierbei ein zweiter Versuch mal lohnen.

      - The Thin Red Line

      The Thin Red Line ist die zweite Verfilmung von James Jones' Roman aus dem Jahr 1962 und behandelt die Eroberung des von den Japanern besetzten Mount Austen auf Guadalcanal, das von der C-Kompanie eines Infanterieregiments der Amerikaner während des zweiten Weltkriegs eingenommen werden sollte. Die Charaktere sind, wie man nachlesen kann, weitestgehend fiktional, aber der Kampf ist bemerkenswert dafür, dass die Amerikaner hier erstmalig gegen die Japaner in die Offensive gingen und ist berüchtigt für die hohe Anzahl an menschlichen Verlusten auf beiden Seiten und ging so als ein besonders blutiges Kapitel in die Geschichte des großen Krieges ein.

      Hier setzt The Thin Red Line an, Terrence Malicks dritter Spielfilm und sein erster nach einer 20-Jährigen Schaffenspause und es ist ein Werk, das gemischte Gefühle zurücklässt. Große Bilder und epische, in wunderschöne Lichtspiele gezeichnete Landschaftsaufnahmen, exquisit eingefangen von Kamermann John Toll, werden belebt von Charaktere, die wir in Momentaufnahmen in ihren intimsten, persönlichsten Minuten sehen, visualisiert durch Erinnerungsbruchstücke, die inmitten von heftigen Schlachtsequenzen und langen, schmerzhaften Fußmärschen aufblitzen, als wären die Gedanken des Regisseurs kurz abgeschweift. Es ist ein Film, der manchmal nicht so recht zu wissen scheint, worauf er sich konzentrieren möchte, der viel zu sagen, hat, ohne die richtigen Worte zu finden, was dieses Etwas ist. Er ist ein einerseits klar strukturierter Film und erzählt einen gradlinigen Plot mit einem definierten Schluss. Und dann rennt er nach dem Überschreiten der Ziellinie doch nochmal eine gefühlte Stunde weiter, als wäre sein Regisseur - und sein Publikum - nicht längst schon außer Puste. In typischer Malick-Manier ist es ein Film, der aus dem Herzen kommt, der mehr interessiert daran ist, was seine Charaktere machen und denken und fühlen und nicht, was das für den Plot und für das Geschehene um sie herum bedeutet. Die großen Schlachten erscheinen oft nur wie Beiwerk, werden sie doch von zahlreichen und oft nicht zu unterscheidenden Off-Erzählern unterbrochen, die Gedankenbruchstücke wiedergeben, welche nichts zu sagen haben, was eindeutig ist. Es ist wichtig bei Malick, den Wunsch nach Plot und Struktur liegen zu lassen und sich den Emotionen des Regisseurs hinzugeben. Dann entfaltet sich die wahre Wirkung des Films, das echte Bestreben dessen, was sein Schöpfer zeigen möchte.

      Die Inszenierung der Schlachtszenen sind imposant und intensiv und stehen in gewissen Einstellungen der Brutalität und der rohen Erbarmungslosigkeit von Genre-Kollegen wie James Ryan in nur wenig nach. Und weil Malick sich entschieden hat, den Feind nie zu zeigen, sondern stets nur anzudeuten, wo er lauern könnte, ist die Anspannung durch die ständige Bedrohung omnipräsent und oft fast nicht auszuhalten. Nick Nolte gibt eine fantastische Darbietung als alternder Kommandeur, der in der Schlacht seine letzte Chance auf ewigen Ruhm sieht. Die restlichen Charaktere - gespielt von Schwerkalibern wie Jim Caviezel, Sean Penn, Adrien Brody, John C. Reilley, John Cusack und Woody Harrelson - sind oft nur wegen der bekannten Gesichter ihrer hochkarätigen Besetzung zu unterscheiden. Der Score von Hans Zimmer ist zutiefst bewegend und zeigt Themen und musikalische Muster auf, die er in späteren Projekten leider viel zu oft wiederholt und ausgebeutet hat. Das tut aber The Thin Red Line keinen Abbruch, denn wenn immer der Film anfängt, zu lang und unkonzentriert zu werden, sind es oft der Score und die Aufnahmen, die einen erneut packen und mitziehen.

      Man muss Malick mögen, um seine Filme zu schätzen und ich bewundere ihn, wie ehrlich und unverfälscht er mit seinen Zuschauern umgeht, wie offen er seine tiefsten Emotionen freigibt und wie er es versteht, diese visuell zu zeigen und sich nicht zu Tode zu erklären. Eine erste Schnittfassung von The Thin Red Line war scheinbar über fünf Stunden lang. Die veröffentlichte Fassung kratzt gerade so an der Drei-Stunden-Marke und ist markant für cameoartige Gastauftritte von John Travolta oder George Clooney, die wegen ihrer Beiläufigkeit fast schon unnötig banal wirkten und denen man anmerkt, dass hier viel und noch mehr im Schneideraum liegen blieb. Ich bin neugierig danach, die längere Fassung zu Gesicht zu bekommen, nur um zu sehen, was Malick neben sterbenden Vögeln noch so in den Landschaften des Südpazifik eingefangen und auf Film festgehalten hat. Und doch bin ich froh, dass der Film irgendwann zu Ende ging, denn ich war wegen seiner erstaunlichen Länge und seiner nicht enden wollenden Brutalität sichtlich erschöpft zum Schluss. Es ist nicht der großartigste Kriegsfilm, der er hätte sein können. Dazu wirkt er oft zu unentschlossen darüber, was er überhaupt erzählen wollte. Aber er ist fasznierend anzusehen und mehr noch, er ist ein absolut nahegehendes Erlebnis.
      "I think there should be visuals on a show, some sense of mystery to it, connections that don't add up. I think there should be dreams and music and dead air and stuff that goes nowhere. There should be, God forgive me, a little bit of poetry." - David Chase

      Dieser Beitrag wurde bereits 2 mal editiert, zuletzt von „Data“ ()

      Der schmale Grat - ein Film, den ich gestern erst zum zweiten Mal nach 20 Jahren gesehen habe. Mehrfach habe ich mich gefragt, warum ich mir den bisher nur ein einziges Mal angesehen habe… Über diese Frage habe ich eine ganze Weile gegrübelt. Ende der 90er / Beginn der 00er Jahre sind ja so einige 2.WK-Verfilmungen veröffentlicht worden. Damals war Spielbergs „James Ryan“ mein absoluter Favorit und Gradmesser. Im Laufe der Zeit bin ich aber von Spielbergs Verfilmung deutlich abgewichen. Zu klischeehaft in vielerlei Hinsicht.
      Terrence Malicks „The Thin Red Line“ ist eine sehr tiefgründige Verfilmung. Wie @Data bereits über mir geschrieben hat, ist er klar strukturiert, ohne ein wirkliches Ziel zu verfolgen. Man bekommt nicht wirklich genau erzählt, was das eigentliche Ziel ist, auf was man fokussiert ist. Bildgewaltig, verträumt, das Gespür für schöne Bilder und Momente, das Hinterfragen nach Sinn, weite Einstellungen - es ist einfach schön, dem ganzen zu folgen und dennoch die Anspannung zu spüren und die Angst, die die Soldaten umgibt. Der Feind, die Japaner, werden von Malick nur angedeutet. Man versucht sie gemeinsam mit den GI ´s auf der Leinwand zu erhaschen, wo sie lauern könnten. Das ist eine weitere große Stärke des Films, dass man keine stereotypische Gut/Böse Kluft zeichnet. Hier geht es darum, wie sich junge Soldaten dem Gegner und ihren eigenen Ängsten stellen (müssen). Dazu sieht man eine hochgradig besetzte Riege an Schauspielern, die oft nur kurz zu erleben sind. Einer, der hier besonders hervorsticht, ist Nick Nolte. Unglaublich, was er hier abliefert, mit welcher Inbrunst er den alternden Kommandanten mimt. Das ist ganz großes Kino :hammer:

      Ein Meisterwerk! 10 von 10
      Ich fand eine Sache bei der heutigen Sichtung rausstechend

      Am Anfang ist er ja in diesem Paradies ... und er sagt dann auch zu penn , er habe eine andere Welt gesehen

      dann kommt die schlacht

      Spoiler anzeigen
      und als er dann dorthin zurückkehrt sieht er das hässliche dort
      Nun ich denke nicht dass sich der Ort verändert hat - aber sein Blick hat sich verändert - er hat in den Abgrund geblickt - und nun sind seine Augen offen für mehr Aspekte. So ist es ja auch in Echt oder?
      (Passend dazu der Ureinwohner der einfach an den Soldaten vorbei geht , als würde er sie gar nicht wahrnehmen)