The Fox' Neon Genesis Evangelion - Combat Investigation

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    Es gibt 8 Antworten in diesem Thema. Der letzte Beitrag () ist von The Fox.

      The Fox' Neon Genesis Evangelion - Combat Investigation

      So Leute, ich stelle euch mein erstes größeres Projekt seit dem MI-Anime-Special vor. Meine kleine *hüstel* Fan Fiction zu Neon Genesis Evangelion, Combat Investigation (der Name ist nur vorläufig).
      Derzeit sind es rund 75 Seiten, ich rechne damit, dass die Story irgendwann mal am Schluss um die 400 Seiten hat.
      Kritik ist wie immer erwüscht, besonders jetzt, da meine Testleser nicht den A**** hochbekommen und mir endlich mal das Feedback schicken würden.


      Zu allererst:
      Neon Genesis Evangelion und die dazugehörige Handlung, sowie die Charaktere gehören nicht mir. (Obwohl ich natürlich nichts dagegen hätte, wenn es doch so wäre) Neon Genesis Evangelion ist Eigentum von Gainax.
      Außerdem beziehe ich mich im Laufe der Geschichte auf zahlreiche Ereignisse, Personen und Bezeichnungen bzw Zitate aus verschiedenen Animes, Computerspielen, TV-Serien und Realfilmen, die allesamt nicht mir gehören.
      So viel zum rechtlichen Teil.

      Wenn die Charaktere "out of Character" sind, dann habe das ganz allein ich verbrochen, was mir sehr Leid tut, da ich mich eng an die Vorlage halten will.
      Dies hier ist meine erste Fan Fiction, deshalb bitte ich euch über meine mangelnde Erfahrung im Bezug auf Ausdrucksweise und Storytelling hinwegzusehen.

      "blablablaballaballa" - Sprechen
      "BALLABALLA" - besondere Betonung
      [denkdenkdenk] - Gedanken
      Anmerkung des Autors - wenn ich mal meinen Senf dazugebe


      NEON GENESIS EVANGELION - COMBAT INVESTIGATION



      Prolog:

      Anfang 1995
      Die UN-Vollversammlung beschließt die Gründung einer Weltarmee, der Globalen Defensiv Initiative. Ziel der GDI ist die Durchsetzung des im Artikel 115 proklamierten Weltfriedens.
      Erster Kommandant der Armee wird Kerat Neru.

      Ende 1996
      Das GDI-Oberkommando bezieht das provisorische Hauptquartier in Luxemburg. Auf der ganzen Welt, vornehmlich aber in Mittel- und Nordeuropa werden Trainingszentren für die neue Armee errichtet. Der erste Generalstab der GDI besteht hauptsächlich aus ehemaligen Nato-Offizieren.

      Mitte 1997
      Die ersten GDI-Einheiten werden in Dienst gestellt, von der UN ist eine vorläufige Truppenstärke von 750000 Mann vorgesehen.
      Die Arbeiten am endgültigen Hauptquartier der GDI beginnen in Hammerfest, Norwegen, dort soll innerhalb von drei Jahren die größte Militär-Basis der Welt entstehen.

      1998
      Die ersten Kampfeinsätze führen die frischen GDI-Truppen auf die Philippinen, nach Jugoslawien und in den Kaukasus, wo in Kommandooperationen größere Rebellenstreitkräfte eliminiert werden.

      1999
      Anfang des Jahres ist mit 750000 Mann die vorgesehene Truppenstärke der Armee erreicht. Die Armee beinhaltet vor allem Osteuropäer, Südamerikaner und Deutsche, die das Soldatenleben der Arbeitslosigkeit vorziehen. Zu diesem Zeitpunkt ist die GDI nach der US-Army die zweitmodernste Streitmacht der Welt.
      Das GDI-Oberkommando zieht in die gerade fertig gestellte Basis in Hammerfest ein. Der gigantische Komplex ist fast komplett unterirdisch angelegt und beinhaltet neben Unterkünften für rund 400000 Soldaten auch Trainigseinrichtungen, Forschungslabore und automatisierte Fabrikanlagen, welche die GDI von diversen Rüstungsfirmen unabhängig machen.

      Professor Fuyutsuki, ein Spezialist der metaphysischen Biologie, trifft auf Yui Ikari. Sie diskutierten über Projekt E. Während Projekt E eine grobe Gestalt annahm, wird die Forschungsgruppe GEHIRN gegründet, welche als Unterabteilung des Human Instrumentality Komitees dient. In dieser Zeit trifft Professor Fuyutsuki zum ersten Mal Gendo Rokobungi, der zukünftige Ehemann von Yui Ikari. Eine Forschungsexpedition zur Antarktis, geführt von Dr. Katsuragi, wird aufgestellt.

      2000
      Der Second Impact ereignet sich in der Antarktis, Misato Katsuragi überlebt als einzige die Katsuragi-Expedition.

      Ende 2000
      Überall auf der Welt brechen die Volkswirtschaften zusammen, es kommt zu Aufständen und Rebellionen. Diese Konflikte werden von der Nachwelt im Allgemeinen nur noch als Impact-Kriege bezeichnet werden.

      2001
      Das "Jahr des Schweigens" ist gekennzeichnet vom Zusammenbruch der globalen Kommunikationsnetze. Die GDI haben den Impact nahezu ohne Verluste überstanden und machen sich schon kurze Zeit später daran Ordnung ins Chaos zu bringen. Da New York und damit auch das UN-Haupquartier im Meer versunken sind, erklärt das GDI-Oberkommando die Armee für autonom und ordnet gleichzeitig die Aufstockung der Armee auf fünf Millionen Mann an.
      Mitte des Jahres sind in Nord-, Mittel-, und Westeuropa wieder einigermaßen geordnete Verhältnisse hergestellt. Viele junge Menschen melden sich freiwillig für den Dienst in der GDI

      2002
      Erstmals seit dem Impact operieren GDI-Einheiten wieder in größerem Umfang außerhalb Europas als Lybien überrannt wird. Das dortige Regime wird abgesetzt und eine Militär-Besatzung errichtet, die den Rohöl Nachschub für die GDI sicherstellen soll.
      Der Hauptteil der GDI-Streitkräfte konzentriert sich in diesem Jahr auf Süd-Osteuropa, wo sich nach dem Impact überall größere und kleinere Rebellengruppierungen gebildet haben. Diese Rebelleneinheiten bestehen oft zu weiten Teilen aus ehemaligen Mitgliedern der dortigen nationalen Armeen. Erstmals in ihrer Geschichte müssen es die GDI mit Gegnern aufnehmen, die genauso gut ausgerüstet und ausgebildet sind wie sie selbst. Da es überall an Treibstoff für Panzer und Flugzeuge mangelt werden die Kämpfe fast ausschließlich von der Infanterie geführt. Die GDI leisten sich das ganze Jahr 2002 hindurch blutige Kämpfe mit den größten der Rebellenarmeen.
      Besonders bekannt geworden ist die Schlacht um Budapest, in der die GDI-Einheiten vor den Toren der Stadt eine anrückende Rebellenarmee stoppten und so eine Evakuierung der Zivilbevölkerung ermöglichten. Die Einheiten kämpften verbissen um jeden Meter gegen einen 3-fach überlegenen Feind. Am Ende musste sich die Rebellenstreitmacht entlang der Donau zurückziehen. Die dortigen GDI-Truppen hatten jedoch Verluste von 75% hinnehmen müssen. Mit dieser Schlacht erwarben sich die GDI den Ruf niemals zu kapitulieren, immer wie im Rausch zu kämpfen und dem Gegner stets einen hohen Blutzoll abzuverlangen.
      Da die Neurekrutierungen die hohen Verluste nur unzureichend wieder ausgleichen konnten musste das Oberkommando wohl oder übel die Zulassungs-Kriterien absenken und auch das Mindestalter auf 16 absenken.

      Professor Fuyutsuki trifft Gendo Ikari wieder, diesmal während der Untersuchungsarbeiten in der Antarktis. Yui stellt Gendo der Organisation SEELE vor, die den Grundstein für das Projekt E gelegt hat.
      Die Vereinten Nationen erklären den Second Impact als Folge eines Meteoriteneinschlages, die Wahrheit des Second Impacts bleibt nur Gendo Ikari und dem SEELE-Komitee vorbehalten.

      2003
      Bis zur Mitte des Jahres sind auch die letzten Regionen in Osteuropa befriedet worden.
      Nächstes Ziel der GDI-Armeen sind die großen Ölfelder im Kaukasus und im arabischen Raum. Die Order lautet: Das Öl muss fließen!

      Die Bauarbeiten an der zu 89% verschütteten Geofront beginnen, sowie der Bau des ersten EVA-Prototypen: "EVA-00". Yui Ikari lässt die EVAs aus den Genen von Adam entwickeln, doch sie sind nicht fehlerfrei.

      2004
      Nachdem in ganz Europa wieder kontrollierte Zustände herrschen und die Erdölversorgung Westeuropas wieder reibunglos von dannen geht, wendet sich das Oberkommando nun der Lage in Asien und Südamerika zu. In Asien tobt bereits seit 2001 ein blutiger Krieg zwischen Japan und China um zahlreiche umstrittene Inselgruppen.
      Ein GDI-Sonderagent wird ausgeschickt, um verdächtige Vorgänge in einem Forschungslabor in Hakone zu untersuchen, diese Aufklärungsoperation läuft vom Leiter der Abteilung für Sonderoperationen, Günther von Essling aus, ohne dass das GDI-Oberkommando etwas davon erfährt.

      In Südamerika wird ein Großteil der Nationen nun von diversen Diktatoren kontrolliert, von denen die GDI die Schlimmsten durch Kampfeinsätze oder durch gezielte Liquidierung entmachten.

      Die Entwicklung des S.C. MAGI-System, geleitet von Naoko Akagi, beginnt. Während der Synchronisationsarbeiten am EVA-Testtyp "EVA-01" in Hakone verschwindet Yui Ikari spurlos. Das Human Instrumentality Project wird direkt nach Yuis Tod gestartet. Gendo Ikari schickt seinen 4-jährigen Sohn Shinji Ikari nach Neo Tokyo-1 zu seinem Lehrer.

      2005
      Während die GDI-Truppen weiter im chinesisch-japanischen Krieg und in Südamerika konzentriert sind, häufen sich Gerüchte, dass Terror-Einheiten, die zu den GDI gehören sollen in dicht besiedelten Gebieten Chinas und Süd-Ost-Asiens mithilfe gestohlener Chemie-Waffen rund 200 Millionen Menschen ermordet haben sollen.
      Sporadisch tauchen auch Gerüchte über eine Organisation namens SEELE auf, die hinter diesem Massenmord stecken soll und die auch die Spitze der GDI-Führung unter Kontrolle hat.

      Die Hauptstadt von Japan wird nach Neo Tokyo-3 verlegt und die Stadt wurde zugleich zur Festungsstadt ausgebaut. Misato Katsuragi und Ritsuko Akagi treffen sich zum ersten Mal in der Universität von Neo Tokyo-2. Misato lernt auch Kaji Ryouji dort kennen und fängt eine Beziehung mit ihm an.

      2006
      Am Valentinstag des Jahres 2006 wird mit dem Valentinsvertrag ein Schlussstrich unter den blutigen Konflikt zwischen Japan und China gezogen.
      Im Juli des selben Jahres beginnt Russland mit einem massiven Überraschungsangriff auf die Staaten des Baltikums. Nach dem Second Impact hatte in Russland eine ultra-nationalistische Bewegung die Macht an sich gerissen. Da die neue Regierung es schaffte, die Ordnung in Russland und den verschiedenen Teilrepubliken der GUS zu bewahren wurde sie von der GDI zunächst als Bedrohung zurückgestellt. Nun zeigt sich jedoch, dass die "Liga des starken Russland", wie sich die Partei nennt, die Wiederherstellung des alten Sowjet-Reiches im Sinne hat und zu diesem Zweck die wiederaufgerüstete russische Armee auf seine Nachbarstaaten hetzt.
      Lettland, Litauen und Estland werden innerhalb von 10 Tagen überrollt. Weißrussland fällt nach drei Wochen. In Europa werden die Streitkräfte Deutschlands und der anderen westlichen Alliierten mobil gemacht. Die GDI, die aufgrund der scheinbar stabilen Lage den Großteil ihrer Truppen auf andere Kontinente verlegt hatten, können lediglich eine Streitmacht von 800000 Mann aufbieten.
      Alle Bemühungen der deutschen und französischen Diplomaten, die russische Regierung zum Frieden zu bewegen schlagen fehl. Am 3. September 2006 beginnt der russische Angriff auf Polen.
      Das Oberkommando der GDI wird wegen der Nähe zur russischen Grenze aus Hammerfest evakuiert und in Marktoberdorf, im Allgäu untergebracht. Im Hammerfest verbleibt lediglich eine Verteidigungsstreitmacht von 60000 Mann, die zusammen mit der norwegischen und der finnischen Armee die Nordfront der Alliierten halten.
      Die Kräfte der westeuropäischen Alliierten stellen sich der Bedrohung erstmals vor Warschau entgegen. Es entwickeln sich blutige Gefechte entlang der Weichsel, welche zunächst von den Alliierten gehalten werden kann. In diesen ersten Wochen des Krieges fallen täglich rund 10000 Soldaten.
      Am 12. Oktober treten die USA in den Krieg gegen Russland ein. Über eine Luftbrücke über Island werden die Alliierten mit Material und Verstärkungen versorgt. Die russische Armee bereitet derweil eine Invasion in Island vor um die Luftbrücke zu unterbrechen. Als der Nachrichtendienst der GDI erstmals davon erfährt, stellt das Oberkommando hastig die ICEFOR-Sonderschutztruppe zusammen, die Island "um jeden Preis und sei er noch so blutig" verteidigen soll.
      Die ICEFOR besteht aus Einheiten, die von überallher zusammengekratzt wurden und an der Hauptfront in Polen nicht benötigt werden.
      Besonders die ICEFOR-Luftstreitmacht besteht aus einem bunt zusammengewürfelten Haufen von Piloten, von denen sich der Hauptteil die Anzahl ihrer Flugstunden an einer Hand abzählen kann.
      Als Ausgleich dafür ist die ICEFOR mit der neuesten GDI-Variante des Eurofighters, des Typhoon ausgerüstet.
      Am 23. Oktober bezieht die gesamte ICEFOR-Truppe innerhalb von nur 12 Stunden ihre Stellungen auf Island. 2 Tage später rollt bereits die erste Welle der Invasion auf die isländischen Strände zu. Die tapferen Piloten schafften es zunächst den vorhergehenden Luftangriff durch Langstreckenbombern und Cruise Missles abzuwehren und viele der angreifenden Sturmboote zu versenken. Aber letztlich ist die zahlenmäßige Übermacht der Russen zu groß und die ersten russischen Truppen errichten am 28. Oktober einen Brückenkopf bei Vatnajökull.
      Währenddessen müssen die Alliierten in Polen ihre Stellungen am Westufer der Weichsel aufgeben. Warschau fällt in russische Hände. Die Alliierten errichten ihre neue Verteidigungslinie entlang der Warthe und der Netze.
      Am 2 November kontrollieren die Russen bereits fast die Hälfte von Island, die ICEFOR muss immer mehr Basen und Flugplätze aufgeben. Einen Tag später kommen die Verstärkungen, die aus Südamerika abgezogen waren in Reykjavik an.
      Am gleichen Tag verlässt der neue GDI-Flugzeugträger "Justice" die Werft in Santander, Spanien. Der Träger bekommt den Befehl vor Island den Nachschub der russischen Invasionsstreitmacht abzuschneiden.
      In den Morgenstunden des 6. Novembers beginnt die Operation "Lähmung". Von ihren vorgeschobenen Flugplätzen an der Oder greift die GDI-Luftwaffe die ICBM-Komplexe in Vorder-Russland an um die nukleare Einsatzbereitschaft der Russen zu stören. Auf dem Rückweg werden die Geschwader bereits von russischen Abfangjägern erwartet. Die Mission erleidet Verluste von 39 Prozent, aber dafür werden 87% der Atomraketen-Abschussrampen zwischen Minsk und Moskau ausgeschaltet.
      Am 10. November trifft die "Justice" in den Gewässern vor Island ein. Noch am selben Tag werden die ersten russischen Nachschubschiffe von den Geschwadern der Justice versenkt. Währenddessen gelinkt es den Einheiten der ICEFOR mithilfe der neuesten Verstärkungen die russische Invasionsstreitmacht auf Island immer weiter zurückzudrängen.
      21. November: der Kommandant der Invasionsstreitmacht auf Island unterzeichnet im Fort Espon bei Reykjavik die Kapitulation der unter ihm stehenden Einheiten. In den letzten Tagen waren rund 69% seines Nachschubs von der Justice und weiteren GDI-Kriegsschiffen bei der Überfahrt versenkt worden. Die ICEFOR auf Island hatten derweil fast ununterbrochen Verstärkung von den zurückkehrenden Einheiten aus Asien erhalten. Die Luftwaffe hatte die zurückweichenden Russen unter ein andauerndes Bombardement gelegt und so einen Rückzug von der Insel nahezu unmöglich gemacht.
      Anfang Dezember kippt das Kräfteverhältnis zwischen Alliierten und Russen nachdem die Luftbrücke über Island jetzt wieder ohne Komplikationen abläuft und die ehemaligen ICEFOR-Truppen an die Hauptfront verlegt werden.
      Die russische Front bricht an zahlreichen Stellen unter dem zunehmenden Druck der Westmächte in Polen und der der GDI-Einheiten in Tschechien und der Slowakei zusammen.
      Am 24. Dezember startet Operation "Merry X-Mas". GDI-Kommandoeinheiten werden nach Russland eingeschleust und sprengen in einem Schnellangriff den Kreml in Moskau und die Befehlszentralen der Armee im ganzen Land. Noch in der selben Nacht wird eine kontrarevolutionäre Regierung an die Macht gebracht, die der Armee die Kapitulation befiehlt.

      Am 2. Januar 2007 Endet der "100 Tage-Krieg" mit der Unterzeichnung des Friedensabkommens von Minsk. Russland gibt alle besetzten Gebiete frei und beiderseits der russischen Grenze wird auf 250 km Breite eine entmilitarisierte Zone eingerichtet. Am Ende des Konflikts haben die GDI 377000 Mann verloren. Die westlichen Alliierten verlieren 840000 Mann und auf russischer Seite lassen 1,9 Millionen Soldaten ihr Leben. Die Opferzahlen unter der Zivilbevölkerung schwanken zwischen 4,5 und 13,8 Millionen. Gleichzeitig werden mit diesem Konflikt die Impact-Kriege für beendet erklärt.

      Den Rest des Jahres 2007 verbringen die GDI damit ihre Reihen wieder aufzufüllen und die Entmilitarisierung entlang der russischen Grenze zu überwachen.
      Das Hauptquartier der Vereinten Nationen wird von New York, USA, nach Neo-Tokyo 2 in Japan verlegt.

      2008
      Die Testarbeiten am S.C. MAGI-System, dem ersten Computersystem mit künstlicher Intelligenz auf biologischer Basis, werden erfolgreich abgeschlossen. Ritsuko Akagi, die Tochter von Naoko Akagi, wird ein offzielles Mitglied von GEHIRN.
      Die GDI erhalten einen permanenten Sitz im Weltsicherheitsrat. Offiziell übernimmt die UN wieder die Oberhoheit über die GDI. Inoffiziell ist die GDI nach 8 Jahren völlig autark geworden und ist der UN und den ihr direkt unterstellten Streitkräften weit überlegen.
      Am 23. August 2008 wird der Autokonvoi des GDI-Oberkommandanten Kerat Neru auf dem Weg zu einer Sitzung des Weltsicherheitsrates von Unbekannten attackiert. Der Oberkommandant kommt im Kugelhagel zusammen mit 6 weiteren Mitgliedern der GDI-Führung ums Leben.
      Es halten sich Gerüchte, dass Neru und die 6 anderen Mitglieder des Oberkommandos insgeheim die Befehle einer Organisation namens SEELE ausführten und dass seine Ermordung von den unteren Generals-Rängen der GDI geplant wurde um sich von jeglicher Kontrolle von Oben zu befreien.
      5 Tage nach Neru's Tod wird Günther von Essling, ein Held der Impact Kriege und der Leiter der Abteilung für Sonderoperationen zum neuen Oberkommandanten der Globalen Defensiv Streitkräfte ernannt. Es ist weitgehend bekannt, dass Essling nicht viel von der UN hält und nicht dazu bereit ich, sich von ihr oder von irgendjemand sonst Vorschriften machen zu lassen.
      Journalisten, die der Frage nachgehen, ob Essling hinter der Liquidierung seines Vorgängers steckt und ob er etwas über eine mögliche Verbindung zwischen Neru und SEELE weiß, fallen alle tragischen Unfällen zum Opfer.
      In Zentral-Afrika erscheint die Festungsnation Outer Heaven. Das kleine Land ist bis an die Zähne bewaffnet und stellt bald eine Gefahr für seine Nachbarstaaten und damit auch für den Frieden dar. Agenten der GDI dringen in Outer Heaven ein und fördern beunruhigende Informationen zu Tage.
      Daraufhin wird Outer Heaven von einem massiven Luftangriff der GDI von der Landkarte gefegt.


      2009
      Misato Katsuragi tritt GEHIRN bei.
      Die GDI befassen sich in diesem Jahr wieder verstärkt mit einigen unliebsam gewordenen Diktatoren und Revolutionsbewegungen in Südamerika und Afrika.
      Das Oberkommando bewilligt in diesem Jahr ein Rüstungspaket im Umfang von 450 Milliarden US-Dollar. Im Laufe dieses Programms wird die GDI-Flotte massiv erweitert, es werden weitere Eurofighter vom Typ Typhoon nachgekauft und neue Basen in Australien sowie auf den Falkland-Inseln errichtet. Es mehren sich Spekulationen, dass in der Abteilung für Forschung- und Entwicklung (F&E) an einem Projekt gearbeitet wird um mittels Techniken wie Gen-Targeting sogenannte "Soldaten-Gene" im Erbgut zu isolieren und damit aus normalen Soldaten Killermaschinen mit enormen Intelligenz-Niveau zu machen.
      Alle aufkeimenden Gerüchte dieser Natur werden von der GDI jedoch ins Land der Phantasie verwiesen.

      2010
      In der Atomwaffenentsorgungsanlage auf Shadow-Moses-Island vor Alaska ereignet sich ein Zwischenfall.
      Terroristen kapern die Anlage und drohen damit einen Atomsprengkopf zu zünden.
      Ein Agent der GDI kann in die Anlage eindringen und die bevorstehende Katastrophe verhindern.
      Die GDI-Einheiten, die später die Anlage sichern können umfangreiches Datenmaterial, einen Wissenschaftler sowie einen Prototypen des dort vorhandenen Geheimprojekts sicherstellen, bevor die Anlage wieder an die USA übergeben wird.

      2011
      In der GDI-Hauptforschungsstelle in Hammerfest beginnen die Arbeiten am Projekt "Swordfish" der neuesten Allzweckjäger-Generation.
      Agenten des GDI-Nachrichtendienstes gelangen unter größten Anstrengungen an Informationen über das sogenannte "Project Evangelion", welches in Japan, unter dem Schutzmantel der UN abläuft.

      Im November wird unter strengsten Geheimhaltungsmaßnahmen der Damokles Kampfsatellit in die Erdumlaufbahn geschossen. Der Satellit ist mit der neuesten Entwicklung der GDI-Energieforschung ausgerüstet - der Ionenkanone. Die GDI umgehen auf diese Weise das Verbot von Interkontinentalraketen und verfügen nun über eine Waffe, mit der man ein einzelnes Haus oder eine ganze Stadt ohne Probleme einäschern kann.

      2012
      Die neue UN-Organisation NERV und deren Verbindung zum Project Evangelion und zu einer ominösen Organisation namens SEELE wecken das Interesse des GDI-Oberkommandanten.
      Es wird ein Sonderbudget zur weiteren Observierung von NERV bereitgestellt um die Vorgänge weiter überwachen zu können.

      2013
      Bilder aus einer NERV-Nebenstelle in Deutschland bestätigen die Berichte von gigantischen Kampfrobotern, die von NERV auf der Ganzen Welt aber vor allem in Japan gebaut werden.
      In einer diskreten Sitzung der UN bietet der GDI-Oberkommandant ganz offen die Unterstützung seiner Organisation an. Am Ende der Gespräche bekommen die GDI den Auftrag und die Mittel um einen weiteren Roboter für die UN zu fertigen.
      Die Grundstruktur wird von NERV vorgegeben, die GDI-Ingenieure haben lediglich die Aufgabe die Maschine nach ihren Vorstellungen auszubauen.

      Anfang des Jahres 2014 hat die GDI offiziell 6,3 Millionen Mann unter Waffen, in Wirklichkeit sind es aber rund 22 Millionen. Rund um die Welt sind 203 Basen, Luftwaffen- und Marinestützpunkte verteilt. Die Marine und die Luftwaffe der GDI sind die Modernsten der ganzen Welt und im Hauptquartier in Hammerfest wird ständig an neuen Technologien gearbeitet.

      Prolog Ende

      Anmerkung des Autors:
      Großer Gott! Ein sechs Seiten langer Prolog. Was diese kleine Erörterung meiner Sicht der Weltgeschichte soll, das werdet ihr noch im späteren Verlauf meiner Geschichte merken.

      Ja ja, ich weiß schon, ich hab Teile des Prologs im Nerv-Archiv geklaut. ^^











      Kapitel 1: Vorahnungen


      6. Januar 2015, das Büro des GDI-Oberkommandanten im GDI-Hauptquartier, Hammerfest / Norwegen

      "Na? Was macht die Arbeit?"
      Die blonde Frau am Schreibtisch blickte von den Akten, die sie gerade noch studiert hatte auf und dann in die Richtung aus der die Stimme gekommen war.
      Dort linste ein Mann, Ende dreißig, in der schwarzen Offiziersuniform der GDI zur Tür herein.
      Seine braunen Haaren mit dem kurzen Militärhaarschnitt nicht sonderlich gepflegt aus, ebenso sein Bart, der sich rund um seinen Mund zog.
      (Anmerkung des Autors: stellt es euch vor wie bei Edward Norton)
      Als sie ihn sah hellte sich ihr Gesicht augenblicklich auf.
      "Ah, lässt du dich hier auch mal wieder blicken. Danke, mir geht's gut. Aber dich hat der Chef wohl ziemlich mit Arbeit eingedeckt, in den letzten Monaten."
      Der Mann betrat den Raum, er schlenderte über den Marmorboden, auf dem groß das Wappen der GDI abgebildet war, auf den Schreibtisch der Frau zu.
      "Ja hat er. Überall sonst auf der Welt würde ich für die Menge an Überstunden einen doppelten Lohn bekommen, aber hier bei den GDI bin ich lediglich ein unterbezahlter Wissenschaftler."
      Während seiner letzten Worte hatte er begonnen, sich in die Liste, die auf dem Tisch lag einzutragen.
      Die Sekretärin setzte ein gespielt mitleidsvolles Gesicht auf.
      "Du Armer!"
      Er blickte von der Liste auf und sah die Sekretärin direkt an.
      "Glaub mir, es ist haaaaaart. Das einzige was mich in meinen kleinen Laborkämmerchen am Leben erhalten hat war die Aussicht mal wieder dein hübsches Gesicht zu sehen."
      Seine Worte und dazu noch seine übertriebene Mimik hätten sie fast zum lachen gebracht, jedoch konnte sie diesen Drang gerade noch unterdrücken, sodass lediglich ein leichtes Schmunzeln ihre Lippen umspielte und sie nickte.
      "MHMH!!! Du alter Charmeur! Was war denn neben deinem Flugzeugen so wichtig, dass du mich geschlagene 5 Monate gar nicht besuchst?"
      Der Offizier legte die Liste an ihren alten Platz zurück, stellte sich wieder gerade hin und lächelte sie an.
      "Das darf ich dir leider nicht sagen..."
      Sie hob die rechte Augenbraue, als er seinen Satz komplettierte.
      Andernfalls müsste ich dich auf der Stelle erschießen!
      [Ahhh, wieder mal so eine Sache]
      Dachte sie sich nur. Als Sekretärin des Oberkommandanten hatte sie tag-täglich mit Leuten der höchsten Geheimhaltungsstufe zu tun. Sie hatte sich angewöhnt, bei geheimen Sachen nicht weiter nachzufragen.
      "Na dann lass es lieber bleiben!" lächelte sie ihn an.
      Auf einmal begann der im Schreibtisch eingebaute Lautsprecher zu knacken und eine kratzige Männerstimme ertönte:
      "Lieutenand Christers, sagen sie dem Major, dass er endlich reinkommen soll, wenn er mit seinen üblichen Turteleien fertig ist."
      Die Angesprochene drückte umgehend einen kleinen grünen Knopf direkt neben dem Lautsprecher und antwortete:
      "Verstanden Sir!"
      Wieder drückte sie den Knopf und beendete so die Leitung ins Nebenzimmer.
      Sie sah den Offizier an, der immer noch vor ihrem Schreibtisch stand, er hatte während der Durchsage die Arme verschränkt und abgewartet.
      Sie lächelte ihn an:
      "Du hast es selbst gehört, rein mit dir!"
      Er grinste kurz,
      "Die Pflicht ruft."
      und setzte sich in Richtung der Holztür am Ende des Zimmers in Bewegung.
      Er las die schwarzen Buchstaben die er schon so oft zuvor gelesen hatte:
      General von Essling
      Er blieb kurz vor der Tür stehen und zupfte noch mal kurz an seiner Uniform herum, dann griff er nach der Türklinke und trat in das Büro des Generals.


      Wie schon im Raum der Sekretärin war auch hier das GDI-Wappen auf dem Boden abgebildet, allerdings war es ein Holzboden, was den Raum ungleich wärmer erscheinen ließ.
      Das Licht war gedimmt, lediglich der Tisch des Kommandanten wurde von einer Schreibtischlampe erleuchtet.
      Am Tisch saß ein älterer Herr mit grauen, kurzen Haaren und studierte einige Akten. Anders als sein Gast trug er eine graue Uniform.

      Der Offizier ging von der Tür geradewegs auf den General zu, blieb 2 Meter vor dessen Schreibtisch stehen, nahm Haltung an und salutierte:
      "Sir!"
      Der General legte die Akte die er gerade gelesen hatte beiseite. Die Lesebrille auf seiner Nase blitzte für einen Augenblick auf als er seinen Untergebenen ansah.
      "Ahh, Johannes, alter Freund, gut dass du kommen konntest. Setz dich!
      Er wies seinen Gast an sich auf einen der beiden Sessel, die rechts und links von seinem Mahagoni-Schreibtisch standen, zu setzen und sprach weiter.
      .............Es freut mich, dass du den Vorfall gestern gut überstanden hast."
      Der Offizier ließ sich während der letzten Worte seines Chefs gerade in den linken der beiden Sessel fallen.
      Lange war er schon nicht mehr hier gewesen, schon fünf Monate nicht mehr, aber hier hatte sich nichts verändert. Sein Blick wanderte über die Modelle von Kampfflugzeugen, Panzern und Schiffen, die in Vitrinen rechts und links des schweren Schreibtisches standen. Ewig hätte er sich diese zierlichen kleinen Spielzeuge ansehen können, als ihm doch wieder in den Sinn kam, dass er sicherlich nicht für sowas herzitiert worden war.
      "Ja, mir geht´s wieder gut, der Dock hat mir gerade meine Dienstfähigkeit bescheinigt."
      Sein Blick löste sich von den Vitrinen und fixierte wieder den alten Mann vor ihm.
      Diesem war die kurze Abgelenktheit seines Gegenübers durchaus aufgefallen, aber er störte sich nicht weiter daran.
      "Das ist gut zu hören, es steht uns nämlich eine heiße Zeit ins Haus."
      Der Jüngere zog die Augenbrauen zusammen und setzte einen fragenden Blick auf:
      "Sir?"
      General von Essling nahm die Akte, die er eben noch gelesen hatte zur Hand und reichte sie seinem Gast.
      "Die neuesten Aufklärungsberichte aus Neo-Tokyo 3! "
      Der Mann in der schwarzen Uniform griff nach der Mappe, schlug sie auf und blätterte einige Seiten durch während er fragte:
      "Und was sagen die?"
      Der General machte ein sorgenvolles Gesicht. Er stand auf und verschränkte die Arme hinter dem Rücken während er langsam um den Tisch herummarschierte.
      "Es ist beunruhigend! Die Stadt ist zu einer richtigen Festung ausgebaut und die Streitkräfte der UN sind massiv in dem Gebiet konzentriert."

      Vom Major kam zunächst lediglich ein beeindrucktes Pfeifen als Antwort als er parallel zu den Worten seines Chefs die Bilder von auf Hausdächern montierten Raketenwerfern und von versteckten MG-Stellungen sah. Er las gerade die Auflistung der japanischen Truppenstärken um Neo-Tokyo 3 als er fragte
      "Und wem wollen die damit in den Arsch treten?"
      Essling hatte sich derweil die Zier-Modelle in den Vitrinen angesehen, wie schon sein Gast zuvor. Nun aber drehte er sich zu seinem Untergebenen um und trat zu diesem heran.
      "Nach allem was wir wissen ............................... niemandem. Das ist anscheinend eine einzige große Verteidigungsaktion."
      Der Major blickte kurz auf, vertiefte sich aber sofort wieder in die Berichte der Aufklärung.
      "Verteidigung? Gegen wen?"

      "Weiß nicht, aber der Gegner muss ziemlich was aufm Kasten haben, wenn die 15 Jahre in die Entwicklung von diesen Roboter-Dingern investieren."
      Der GDI-Offizier war immer noch in dem Bericht versunken.
      "Möglich."
      Der Oberkommandant ging um den Tisch herum und setzte sich wieder in seinen Sessel.
      "Eine Frage: was genau hat der Doc vorhin zu deinem körperlichen Zustand gesagt?"
      Sein Gegenüber hatte die Nase immer noch in der Akte und antwortete völlig unbekümmert.
      "Dass mein gegenwärtiger Zustand mit der letzten Kontroll-Untersuchung identisch ist, was wohl soviel bedeuten soll, dass es mir bestens geht."
      Erst jetzt realisierte er, was sein Chef ihn gerade gefragt hatte. Er kannte den Oberkommandanten lange genug um zu wissen, dass er mit dieser Frage auf irgendetwas hinauswollte.
      "WIESO??" schob er noch hastig hinterher.

      "Weil dieses Teil einen Piloten braucht, wenn wir es NERV übergeben."
      erklärte Essling.
      Der Major schoss wie vom Blitz getroffen hoch.
      "Und das soll jetzt ausgerechnet ich sein? VERGISS ES!"
      Der Ältere saß seelenruhig in seinem Sessel und fixierte den Mann auf der anderen Seite des Tisches mit den Augen. Normalerweise hätte er ihm einfach einen Befehl geben können und die Sache wäre erledigt gewesen. Aber ER war sein Freund, nein, ihn musste er überzeugen.
      "Alter! Irgend was verdammt großes geht in Japan vor und dieses kleine Maschinchen, an dem du das letzte halbe Jahr gewerkelt hast ist die einzige Möglichkeit einen meiner Leute direkt ins Herz dieser Operation einzuschmuggeln."

      Der Jüngere stand immer noch vor dem Tisch, die Zornesröte stand ihm im Gesicht, er beugte sich vor, mit der linken Hand stützte er sich auf dem Tisch auf während er mit der Rechten fast instinktiv nach Norden, in die Richtung der Forschungslabore zeigte.
      "Dieses "kleine Maschinchen" von dem du da redest ist noch lange nicht ausgereift und saugefährlich. Du vergisst wohl, dass mich das Teil gestern fast gefressen hätte."
      General Essling saß ungerührt da, die Arme hatte er mittlerweile verschränkt und einen trotzigen Gesichtsausdruck aufgelegt.
      "Es verlangt auch niemand von dir, dass du dieses Ding Morgen fertig machst. Du bekommst von mir ausreichend Zeit"
      Die letzten Beiden Worte waren für den Major wie ein Schlag ins Gesicht, es ging hier nicht um Zeit, es ging darum dass sein bester Freund gerade dabei war ein Versprechen zu brechen.
      "Alter, als du mich damals nach der Sache auf Shadow Moses Island zur F&E versetzt hast, hast du mir hoch und heilig versprochen, dass ich niemals mehr so einen Bullshit mitmachen muss.
      Verstehst du? Ich WILL NICHT MEHR!!! Ich hab fast 20 Jahre für die GDI in den Schützengräben auf der ganzen Welt verbracht. Ich bin des Kämpfens müde!"

      Der General saß immer noch seelenruhig in seinem Sessel. Jetzt musste er richtig reagieren. Er musste seinen Freund auf jeden Fall auf die Mission schicken, aber würde er dies gegen seinen erklärten Willen tun, würde ihm ein unangenehmer Nachgeschmack zurückbleiben. Er musste ihn irgendwie überzeugen.
      [Wenn nicht mit Fakten, dann muss es eben mit Psychologie gehen]
      Langsam richtete sich der General auf, stets unter den auf ihm ruhenden Blicken seines Gegenübers. Beide stützen sich jetzt mit beiden Händen auf dem Schreibtisch, ihre Gesichter waren nah beieinander.
      "Jetzt hör mir mal gut zu. Es geht in dieser Angelegenheit um verdammt viel, vielleicht so gar um ALLES! Und überhaupt! Ich kenn dich doch! Irgendwo ganz tief in dir drin vermisst du die Schlachten doch!"

      Mit dieser Antwort hatte der Major nicht gerechnet. Ja, er hatte genug von den ewigen Kämpfen, von der andauernden Angst um das eigene Leben aber ......... irgendwo........ganz tief in ihm drin, da vermisste er auch die ganze Aufregung einer guten Schlacht.
      Für drei oder vier Sekunden starrte er seinen Vorgesetzten sprachlos an, dann viel er kraftlos in den Sessel zurück.
      Er konnte nicht mehr klar denken, die Worte des Generals hatten sein Hirn vernebelt. Er blickte verwirrt hin und her.
      "Aber...........WARUM ich?"
      Essling stützte sich nach wie vor auf den Tisch auf, sein Gesicht hatte einen aggressiven Ausdruck angenommen.
      "Gegenfrage: Warum NICHT du?"
      Der Major sammelte sich, das war die letzte Chance um nicht auf die Mission zu müssen. Er kannte und hasste diese Infiltrationsaufträge. Er musste diese letzte Gelegenheit nutzen, andernfalls würde alles wieder von vorne beginnen. Er machte ein trotziges Gesicht.

      "Ganz einfach, weil ich aus der Übung bin,
      Seit drei Jahren keinen Kampfeinsatz hatte
      und außerdem mit meinen 43 Lenzen viel zu alt für sowas bin."
      Der Kommandant richtete sich jetzt komplett auf. Er schüttelte langsam den Kopf.
      "Oh nein mein Freund, so lass ich dich nicht wegkommen, du sagst den neuen Rekruten selbst immer, dass das Kämpfen wie Fahrradfahren ist, das verlernt man nicht. Und außerdem bist du körperlich besser dazu geeignet als jeder andere hier. Du hast eine höhere Schmerztoleranz als alle anderen Leute, die für den Job in Frage kommen und außerdem bist du bei dieser Mission fast vollständig auf dich allein gestellt, weswegen nur jemand mit der Stärke eines Genom-Soldaten in Frage kommt!"
      Sein Gegenüber wollte ein letztes Wort des Protests anmelden.

      "Aber...."

      "KEEEEIN ABER!!!," unterbrach der Ältere, er schrie seinen Freund regelrecht an, sodass in diesem fast schon Angst aufkam er hätte jetzt ein Verfahren wegen Befehlsverweigerung am Hals.
      Von einer Sekunde zur nächsten beruhigte sich der Kommandant wieder und sprach weiter.

      " Lass mich ausreden, es gibt noch einen Haufen anderer triftiger Gründe warum ich ausgerechnet dich losschicke.

      1. du hattest früher schon mal mit diesem Verein zu tun und bist daher schon über wichtige Personen wie Ikari oder Fuyutsuki informiert.

      2. du hast die letzten 6 Monate ununterbrochen an unserm Evangelion rumgeschraubt und kennst dich daher besser mit den Fähigkeiten dieses Dings aus als jeder Pilot, den ich dir jetzt noch zuteilen würde.

      3. du sprichst fließend Japanisch

      4. du bist in Sachen Infiltrationsoperationen der erfahrenste Agent mit dem wir aufwarten können.

      5. du hast die nette kleine Fähigkeit dich mit den Leuten anzufreunden und sie danach trotzdem über den Haufen zu schießen, wenn man es von dir verlangt.

      6. und das ist wohl der wichtigste Grund:
      Seit gestern lässt sich die Eva von niemand anderem steuern als von dir."

      "Hä?" kam die Frage von der anderen Seite des Tisches.

      "Du hast schon richtig gehört.
      Seit dem Unfall gestern akzeptiert die EVA keine Pilotensignatur mehr. .......... Bis auf eine..........deine."
      Beim letzten Wort hatte Essling seinen Finger ausgestreckt und zeigte direkt auf den Major.

      "Red keinen Käse. Ich hab das Neuro-Uplink-System extra erfunden, damit sowas gerade NICHT vorkommt."

      "Wenn du es nicht glaubst, ich hab den Bericht da."
      Essling begann in einer Schublade seines Schreibtisches herumzukramen, holte nach kurzer Zeit eine kleine Aktenmappe hervor und reichte sie dem Major.
      Dieser nahm den Ordner mit einem kurzen "Zeig her!" entgegen.

      Der General beobachtete wie er die Mappe öffnete und sofort zu lesen begann. Mit verschränkten Armen lehnte Essling sich nun gegen die Wand hinter seinem Sessel und sprach weiter.
      "Du siehst also, mir sind die Hände gebunden, ich kann niemand anders als Piloten einteilen, nicht mal wenn ich wollte. Und jetzt will ich mal deine Version von dem Vorfall gestern hören."

      Der Major blickte aus der Akte auf, klappte die Mappe zu, legte sie zurück auf den Tisch und begann zu erzählen.
      "Also gut, es hat angefangen wie ein ganz normaler Synchron-Test, wie wir ihn jedes mal machen, wenn wir ein neues System implantiert haben. Ich saß im Plug und hab die Sync-Rate langsam hochgefahren, wie immer. Ich glaube, dass ich gerade bei 73 Prozent war, als diese scheiß Rate plötzlich explodiert ist."

      "Explodiert?"

      "Jaaaaaa, ich weiß selber dass ein bescheuerter Ausdruck ist, aber mir fällt nichts passenderes ein um das zu beschreiben. Innerhalb eines Augenblicks war die Rate über 2000 gestiegen und dann wurde mir schwarz vor Augen."

      Der Kommandant setzte sich zurück in seinen Sessel und nahm den Bericht zur Hand, blätterte kurz und suchte sich eine bestimmte Seite heraus.

      "Ich will dir mal erzählen, was dann noch passiert ist. Die Rate ist innerhalb von 5 Sekunden von 75 auf 4000 Prozent hochgeschossen. Und du, mein Freund hast angefangen zu LCL zu hydrieren, das Kontrollzentrum hat sofort die Notbremse gezogen und Gegenmaßnahmen eingeleitet."
      Der Major hörte gespannt den Ausführungen das Kommandanten zu während dieser weiter den Inhalt der Reports zusammenfasste.
      "Der ganze Vorgang hat eine halbe Stunde gedauert und dann hast du endlich wieder angefangen, eine feste Form anzunehmen, tja, und dann haben sie dich rausgeholt und auf die Krankenstation verfrachtet."
      Der Major machte ein verblüfftes Gesicht.
      "Zu LCL hydriert?"

      "Na? Klingelts?"
      Der Ältere legte ein süffisantes Grinsen auf.
      Sein Gegenüber legte die Stirn in Falten.
      "Yui Ikari?"
      Essling schnippte grinsend mit dem Fingern.
      "Bingo! Es wäre schon ziemlich ironisch gewesen, wenn ausgerechnet du auf die selbe Weise umkommst wie Ikari's Angetraute."
      Der Jüngere rollte mit den Augen und machte ein mürrisches Gesicht.
      "QOOOOOOOOhhhhhh jaaaaaa, dann hätte mein Ableben zumindest noch eine ironische Komponente enthalten.........du kannst dir sicher denken, dass mich das nicht unbedingt glücklicher macht."

      "Ach spar dir den Sarkasmus."

      "OK"
      Essling lehnte sich wieder vor, mit beiden Ellbogen auf dem Tisch, während er die Hände vor dem Mund gefaltet hatte. (Anmerkung des Autors: Gendo-Position TM)
      "Du hast wichtigeres zu tun. Ich will in drei Monaten dich UND dieses Monsterteil gefechtsbereit haben."
      Der Major dachte kurz über die Machbarkeit dieses Zeitraums nach.
      "Drei Monate? Von Mir aus. Wer übernimmt während meiner Abwesenheit meine übrigen Projekte?"

      "Das Swordfish-Projekt wird weiterhin von Professor Willis geleitet werden"
      Es sprudelte nur so aus dem Kommandanten heraus, offenbar hatte er schon detaillierte Planungen angestellt.
      "Ich hab gehört, dass er von deinen Spezifikationen für den Prototypen ziemlich begeistert war."
      Der Jüngere lachte kurz still und sah genervt zur Seite weg.
      "Es ist leicht so einen idiotischen Kleingeist wie Willis von irgendwas zu begeistern."
      Essling konnte nichts anderes tun als grinsen, es war bekannt, dass Willis schon öfter wie ein kleiner Schuljunge vom Major vorgeführt worden war.
      "Hehehe, was auch immer."
      Der Major sah dem Chef wieder direkt in die Augen.
      "Und das X-2 Programm?"

      "Das wird in drei Monaten von Dr. Emmrich übernommen, bis dahin wird er dir nach wie vor zur Seite stehen."
      Es war kaum zu glauben, der Alte hatte schon alles ausgearbeitet, er hatte gar nicht daran gedacht, jemand anderes für die Mission einzuteilen.
      "Scheiße Alter, kaum bin ich mal etwas aus der Arbeit raus, deckst du mich schon wieder bis zum Hals ein."
      Der Ältere grinste nur.
      "Du schaffst das schon."

      [Jaaaaaa ich schaff das schon] dachte sich der Major sarkastisch.

      War das dann alles?

      "Ja, das war´s, wegtreten."
      Der Major stand auf, nahm erneut Haltung an und salutierte.
      "Sir."
      Dann drehte er sich weg, und verließ den Schein der Schreibtischlampe des Generals in Richtung der schweren Holztür, durch die er hereingekommen war.


      Ortswechsel:
      wenige Stunden später in einem Gang des Hauptquartiers.

      "D-dd-drei Monate? Nicht mehr?"
      Der Major ging mit einem jüngeren Mann durch die hell erleuchteten Gänge des Oberkommandos.
      Er trug nach wie vor die schwarze, enge Uniform eins Offiziers. Der andere trug einen langen weißen Laborkittel, darunter war eine weite Cargohose und ein grauer Pullover zu erkennen. Er trug ein dicke Brille und hatte etwa schulterlange Haare.

      "Keine Stunde mehr!"
      Der Major würdigte seinen Begleiter keines Blickes während er mit ihm sprach.

      "Denkst du, dass w-wwir das schaffen?"
      fragte der Mann im Laborkittel den Älteren.
      Dieser musste kurz lachen, ein grinsen umspielte seine Lippen.
      "Klar schaffen wir das!
      Die Endostahl-Ummantelung ist fertig, der Reaktor und die Flügel sind auch schon implantiert und funktionieren.
      Alles was jetzt noch ran muss sind ein paar nette Überraschungen für den Feind............. wer auch immer das sein mag."

      Während er sprach passierten die beiden mehrere Plakate an der Wand, auf denen breit die Rekrutierungs-Slogans der GDI standen. "Nicht für eine Nation, nicht für eine Religion, für den Frieden auf Erden!" stand auf einem geschrieben.

      Beide Männer kamen in aus dem Gang heraus in eine große Halle in der viele Menschen eifrig umherwuselten. Über dem Eingang stand: "Transportebene 2"

      Der Brillenträger blickte verstört zum Major herüber.
      "O-o-oohh Nein"

      "Was?"

      Beide gingen quer durch die Halle, vorbei an miteinander diskutierenden Menschen in GDI-Uniform und Soldaten, die irgendwelche Kisten umhertrugen. Wie schon der Gang zuvor war auch diese Halle in ein helles Licht getaucht, das von zahlreichen Scheinwerfern an der Decke unablässig herabschien.

      "Dieses Grinsen, das hast du nur, wenn du wieder was geisteskrankes im Sinn hast."

      Dem Major verging auf der Stelle sein Grinsen, das in der Tat einen leicht dämonischen Zug enthalten hatte.
      Die beiden Männer traten durch eine der automatisierten Schiebetüren, die am Ende der Halle angeordnet waren.
      Sie befanden sich nun in einer Art Zug, durch die Fenster, im vorderen Teil der Bahn konnte man einen dunklen, kreisrunden Tunnel erkennen, der nicht viel größer war als der Zug selbst.
      Der Major wandte sich seinem Begleiter zu als er nach einer der von der Decke hängenden Halteschlaufen griff.
      "Du redest Bullshit!"
      Wenige Sekunden später erklang durch einen Lautsprecher eine Stimme, der man auf der Stelle anhörte, dass sie einem Computer gehörte:
      "Bitte geben sie ihren Zielort an"
      Der Major blickte zur Decke.
      "Forschungskomplex 5, Abteilung für Mecha-Technologie"
      Ein kurzes Signal ertönte, dann war wieder die Computerstimme zu hören.
      "Achtung! Ihr Ziel ist ein Sicherheitsbereich der Stufe 5. Stimmidentifikation aller Passagiere erforderlich!"
      Der Ältere verzog keine Miene.
      "Major Johannes Fuchs!"
      anschließend meldete sich der Brillentäger.
      "Dr. Hal Emmrich."
      Wieder hörte man den Computer.
      "Stimmidentifikation positiv, Transport startet."
      Kaum war die Stimme vertönt schloss sich die Tür am Ende der Bahn und der Zug sauste in den finsteren Tunnel hinein.


      Ortswechsel
      drei Monate später, im Hospital des GDI-Hauptquartiers

      Der GDI-Oberkommandant betrat ein Überwachungszimmer im Krankenhaus des Hauptquartiers.
      Mit einem Handzeichen wies er seine beiden Leibwächter an vor der Tür zur warten.
      Der diensthabende Arzt hatte ihn nicht bemerkt, er saß mit dem Rücken zur Tür und beobachtete die angezeigten Werte auf der Konsole vor ihm.
      Der Arzt stützte seinen rechten Ellbogen auf dem Rand der Konsole auf und hatte den Kopf in der rechten Hand aufgestützt.
      "Doktor!"
      erklang es plötzlich hinter ihm.
      Der Angesprochene schoss wie vom Blitz getroffen in die Höhe, sein Stuhl wäre fast umgefallen.
      Er wirbelte herum und war zutiefst erschrocken, dass der ranghöchste Offizier der GDI ihn jetzt fast beim einschlafen beobachtet hätte.
      Sein nächster Gedanke galt jedoch wieder dem militärischen Prozedere, er nahm hastig Haltung an und salutierte.

      "Sir!"

      Der Oberkommandant trat an den Doktor in seiner grünen Operationskleidung heran.
      "Wie geht's im?"

      Der Doktor drehte sich kurz zur Konsole in seinem Rücken um, blickte wieder den General an und sagte fröhlich:
      "Er hat die Operation gut überstanden, wir haben ja sprichwörtlich nur an der Oberfläche gekratzt."
      Essling fixierte den Arzt mit seinem Blick, was in diesem ein ungutes Gefühl weckte.
      "Wann wird man nichts mehr sehen?"
      Der bohrende Blick des Kommandanten hatte in seinem Gegenüber einige Verwirrung gestiftet, sodass dieser erst mal die Fakten in seinem Geist ordnen musste, bevor er antwortete:

      "Bei einem normalen Menschen würde es 6 Wochen dauern, bis man die Narben nicht mehr sieht.
      Aber da der Major ja zum Genom-Programm gehört, sorgt seine verbesserte Wundheilung dafür, dass in acht Tagen alles weg ist."
      Essling grinste, er war froh darüber, dass alles nach Plan lief. Er trat neben den Doktor an die Konsole.
      "Sehr schön. Ist er wach?"
      Dieser war immer noch etwas verdutzt drehte sich dann aber auch zur Datenkonsole um.
      "Nein Sir, aber es dürfte nicht mehr lange dauern."
      Er tippte auf einigen Schaltflächen herum, die Anzeigen auf der Konsole änderten sich, anscheinend waren es die verschiedenen Werte des angeschlossenen Patienten. Plötzlich machte der Arzt ein überraschtes Gesicht.
      "...........oh, ich habe mich geirrt. Er ist gerade aufgewacht" Sein Blick wanderte von der Konsole an das andere Ende des Zimmers, wo hinter einer Glasscheibe, in einem abgedunkelten Raum eine Person in einem Krankenbett lag.

      Der General ging sicheren Schrittes auf die Glasscheibe zu und ließ den Arzt an der Konsole hinter sich.
      An der rechten Seite der Scheibe war eine Tür eingebaut, er ging hindurch. Nun stand er im Raum, die Glasscheibe durch die er gerade gegangen war, sah auf dieser Seite wie eine ganz normale Wand aus. Hätte er es nicht genau gewusst, dass es eigentlich eine Scheibe war, hätte auch er es für eine massive Wand gehalten. Von draußen drang kein Licht in den Raum, bis auf die Tür, durch die Essling gerade den Raum betreten hatte.
      Er schloss die Tür hinter sich und begutachtete den Raum, an den drei weißen Wänden, die keine getarnte Glasscheibe waren, hingen Bilder. Es waren Stillleben und Landschaftsaufnahmen, sicherlich um den Patienten eine angenehme Atmosphäre zu schaffen.
      Gegenüber dem Krankenbett hing ein Breitbildfernseher von der Decke.

      Im Krankenbett lag eine komplett einbandagierte Gestalt. Überall an der Gestalt verliefen verschiedenfarbige Leitungen unter die Bandagen und in den Körper hinein, durch die ständig irgendwelche Flüssigkeiten gepumpt wurden.

      Essling hatte das Zimmer genug betrachtet. Sicherlich hatte die Person im Verband ihn schon beim hereinkommen bemerkt, er war schließlich nicht so leicht zu überraschen wie der Doktor.

      Leise trat er an das Bett heran und fragte:

      "Na? wie fühlst du dich? Nicht dass ich eine Antwort erwarten würde!"

      "Mmmmmmm mmmmmmmm mrrrrrrrrrrrrrrr."
      kam es von der verbundenen Person im Bett.
      Der Kommandant musste laut lachen!

      "Muhahaha, endlich kann ich dich mal in Ruhe bequatschen, ohne mir andauernd deine bescheuerten Einwände anhören zu müssen."

      Die Person im Bett begann furchtbar zu knurren, sodass das ganze Bett leicht zu wackeln begann.
      "Mrrrrrrrrrrrrrrrrrr!!"

      Essling hatte immer noch ein breites Grinsen im Gesicht als er in heiterem Tonfall antwortete:
      "Na na. Ich weiß gar nicht was du hast. Schließlich lassen wir dich wieder wie 18 aussehen. Wir hätten dich zwar gerne noch jünger gemacht, aber ein 1,84 Meter großer 14-jähriger würde doch arg auffallen."

      "Mmmhmm mmmmmmmmmhmmm"

      "Ich hab mir die Computersimulation von deiner neuen Fresse angesehen. Siehst gut aus! Geradezu geil!"
      Der Kommandant beugte sich zu der Person im Bett hinunter und flüsterte
      "Hey! Vielleicht läuft ja was mit den NERV-Mädels."

      "Mmmmmmmmmmmmmmmm!!!!"
      Die Reaktion des Bandagierten hörte sich so an, als wäre er zu einer interessanten Erkenntnis gekommen.


      Spar dir lieber deine Kraft, Mr. Fox!
      Von dem Mann im Bett war nur ein verwundertes
      "Mmmmmmmmmmmm????"
      zu hören.
      "Hör mir gut zu!"
      Essling beugte sich wieder zum Bett hinunter, dieses mal sprach er jedoch mit klarer Stimme:
      "Major Johannes Fuchs ist seit gestern tot. Du bist ab jetzt Joe Fox!"

      "Hmmmm?"
      War die Reaktion aus dem Bett.
      Der Kommandant richtete sich wieder auf und setzte sich anschließend auf den Besucherstuhl, der zu seiner Linken in einer Ecke stand.
      "Wenn wir dich unter deinem richtigen Namen zu NERV schicken würden, könnten wir dir ja gleich ein Schild umhängen: "Hallo, ich bin ein GDI-Agent der euch ausspionieren und gegebenenfalls sabotieren soll"

      "Mhmhmhmmhmhmh."
      Hörte er aus dem Bett, es sollte wohl ein Lachen sein. Er sprach unbeirrt weiter:

      "Aus dem selben Grund haben wir jetzt auch dein Gesicht verändert und dich möglichst jung aussehen lassen. Wenn es stimmt, was die Aufklärung sagt, dann können nur Leute, die nach dem Second Impact geboren worden sind, die NERV-Evas steuern. Wir haben dank deines Neuro-Uplink-Systems dieses Problem ja nicht."

      "Mmmmmmmmmmmmmm"
      Die Stimme im Bett hatte jetzt einen mürrischen Tonfall.

      "Aha, ich höre schon, der Herr langweilt sich."
      Essling stand wieder auf und ging zurück zur Tür, als er noch einen Schritt von ihr entfernt war, blieb er stehen und drehte sich zum Krankenbett zurück.
      "Dann will ich dich mal in Ruhe lassen. Die Operation beginnt in 10 Tagen, ich bin schon auf die ersten Berichte von dir gespannt."

      "Hmm Hmmmmmmm"

      "So wie ich dich kenne, sollte das jetzt wohl "fick dich" bedeuten."

      Er öffnete die Tür, von draußen viel wieder das grelle Licht ins Zimmer.

      "Damit du die Zeit auf der Krankenstation auch mit was Sinnvollem verbringst werd ich dem Doc auftragen, dass er dir die Videodatei mit den Charakter-Profilen der NERV-Leitung zeigen soll."

      "Mmmmmmmmmmmmmmmm"

      "Also dann, viel Erfolg!"
      wünschte der Kommandant noch einmal seinem Freund, bevor er die Tür schloss.


      Kapitel 1 Ende

      Scheiße!!! Wie nenn ich nur das zweite Kapitel??



      Kapitel 2: First Blood

      Ikari und Fuyutsuki in der Bahn zur Geofront.


      "Das ist beunruhigend!"

      "Magi hat ihn ausgewählt!"

      "Aber das kann nicht sein, er dürfte gar nicht in Betracht gezogen werden, er ist 18, viel zu alt, er düfte die EVA gar nicht steuern können!"

      "Mmmm." brummte der Kommandant nur.

      "Die GDI haben ihn ausgebildet, glaubst du, dass die sie ihre Finger im Spiel haben, Ikari?"

      "Nicht die GDI, die Alten Männer! Die GDI unterstehen der UN und die UN gehört seit jeher SEELE. Die GDI standen von Anfang an unter Kiel's Kontrolle!"

      "Also SEELE,...................... er soll uns wohl überwachen?"

      "Was denn sonst? Diese Angelegenheit ist für die alten Männer zu wichtig als dass die uns einfach so vertrauen würden."

      "Und was sollen wir machen?" Frage der Ältere.

      "Zunächst gar nichts. Er bringt eine neue EVA Einheit mit und die können wir gut gebrauchen.
      Wir werden ihn beschatten lassen."

      "Gut."





      Ortswechsel: GDI-Flughafen, Hammerfest

      Der Aufzug aus den unteren Bunker-Ebenen erreichte den Ausgang an der Startbahn. Die Türen gingen auf, es war nur eine einzige Person im Aufzug. Ein junger Mann, ca 19 Jahre alt mit dunkelbraunen Haaren und Kurzhaarschnitt. Die Person machte einige Schritte aus dem Aufzug heraus und sah sich um. Es hatte wieder Nebel, der Wind bließ und es schneite, so wie es hier immer war um in dieser Jahreszeit. Die ganze Umgebung war verschneit, nur die Startbahn sowie der Weg zu den Hangars wurden von einem Dampfsystem stets schneefrei gehalten, das wusste er.
      Er ließ den Blick weiter schweifen. Auf der Landebahn stand eines der großen Frachtflugzeuge mit denen die GDI normalerweise ihre Panzergruppen verlegten.
      Heute waren es jedoch keine Panzer, die heutige Fracht war wesentlich größer...... und gefährlicher es war eine Evangelion-Einheit.
      Nahe dem Flugzeug konnte er eine Gruppe von Offizieren der Forschungsabteilung erkennen, sie trugen schneeweiße Jacken und redeten über irgendetwas. Die schwarzen Offiziersuniformen, die die GDI normalerweise trugen waren zwar sehr stylisch, seiner Meinung nach, sie waren allerdings nicht sehr wärmend, das wusste er aus eigener Erfahrung.
      Sicheren Schrittes ging er auf die Offiziersgruppe zu.
      Seine schwarze Hose und der schwarze Rollkragenpullover wehten in dem heftigen Wind. Ihm wurde kalt, aber er vertröstete sich mit dem Gedanken, dass er es sich gleich im Transporter bequem machen würde.
      An seinem Gürtel war ein Discman eingehängt, jedoch trug er nur einen der beiden Ohrstöpsel. Die Musik war lauf aufgedreht. Wäre jemand direkt neben ihm gestanden, er hätte den dröhnenden Bass genau gehört und vielleicht sogar erkannt welches Lied es war. Ihm machte die Lautstärke aber keine Probleme.

      Endlich war er bei den Offizieren angekommen, als sie ihn sahen nahmen alle Haltung an und salutierten.
      "Major Fuchs!!"
      Der Angesprochene machte einen belustigten Gesichtsausdruck.
      "Leute, was soll der scheiß? Keine Uniform, kein Major. Ich bin der Evangelion-Pilot Joe Fox, vergesst das nicht."

      Die Offiziere sahen sich an und grinsten.

      (Anmerkung des Autors: Jaaaaa, endlich hat unser Held einen Namen!!!
      Anmerkung der Beta-Leserin: Allerdings!)

      In den Augenwinkeln sah Fox wie jemand in seine Richtung kam. Er drehte sich in die Richtung des Manns der auf ihn zu kam. Es war ein Offizier des medizinischen Stabes von dem er vor elf Tagen operiert worden war.

      Als der Arzt ihm gegenüberstand nahm er wie üblich Haltung an und salutierte, er trug keine der weißen Jacken, sondern nur die normale Dienstuniform und dafür fror er sich jetzt den Arsch ab.

      Fox salutierte mit einem lockeren Zwei-Finger-Gruß zurück.

      "Sir! Ich soll ein letztes mal ihr Neuro-Uplink überprüfen."

      [schon wieder?] war Fox's erster Gedanke

      "Von mir aus, walten sie ihres Amtes Doc" sagte er mürrisch und drehte sich zu dem Arzt um.

      Dieser ging nahe an ihn heran und begutachtete sein Genick, mit dem Zeigefinger fuhr er über die Haut und suchte nach einer bestimmten Stelle. Er hatte sie schnell gefunden und drückte kurz auf.
      In Fox's Genick fuhr ein stück Haut zur Seite, als wäre es auf einer Schiene gelagert.
      Darunter kam etwas zum Vorschein, das wie eine Art Anschluss für eine Steckdose aussah.


      Fox war jedesmal unwohl, wenn jemand an seinem Uplink herumfummelte, schließlich ging das Ding geradewegs in sein Rückenmark.
      Der Doktor stand noch immer hinter ihm und überprüfte weiß der Geier was.
      Fox begann sich wieder umzusehen. Rechts von ihm wurde gerade die EVA ins Flugzeug verladen. Sie war auf eine Art Schlitten Schlitten gelegt worden und wurde nun auf Schienen über die Ladeklappe ins Innere gefahren. Links und rechts von der EVA standen die Einweiseoffiziere in ihren weißen Jacken. Auch an ihnen zerrte der starke Wind herum. In jeder Hand hatten sie einen Leuchtstab mit denen sie herumwinkten und auf diese Weise mit dem Fahrer kommunizierten.

      "Hey Doc, eine Sache ist mir in den letzten Tagen durch den Kopf gegangen: Die Deppen bei NERV werden das Uplink doch sicher auf den Röntgen-Aufnahmen entdecken, was soll ich denen dann sagen." meinte Fox plötzlich zum Arzt.

      Dieser blickte kurz vom Uplink auf, griff dann aber in seine Hosentasche und zog ein kleines Gerät heraus, das in etwa die Form eines Kugelschreibers hatte. Er richtete die Maschine auf das Uplink und ein breiter, blauer Strahl schien aus der Spitze des Geräts. Der Arzt begann das gesamte Uplink damit zu bestrahlen.

      Erst jetzt antwortete er seinem Patienten:
      "Alles kein Problem Sir, wir haben in ihre Akte geschrieben, dass sie mit 12 einen Fahrradunfall hatten und sich einen Rückenwirbel angebrochen haben und um den zu stabilisieren wurde ihnen dann eben eine Metallschlaufe ins Genick eingezogen, damit keine Nerven verletzt werden."
      Als er fertig gesprochen hatte schaltete er das Gerät aus und drückte nochmal auf eine bestimmte Stelle unter Fox's Haut.
      "So, alles in Ordnung. Das wäre dann alles Sir."

      Fox drehte sich zum Arzt um, dieser salutierte wieder und ging dann.

      Die Gruppe von Offizieren, die vorhin noch dagestanden war, war mittlerweile auch schon gegangen. Fox stand ganz alleine mitten auf dem Rollfeld, er entschied sich jetzt zum Flugzeug zu begeben.

      Er betrat die Maschine von hinten durch die Ladeklappe, durch die gerade noch die EVA hereingekommen war.
      Die riesige Maschine lag immernoch auf dem Schlitten, dieser war an Haltehaken im Flugzeug fixiert worden. Fox ging einmal rund herum und überprüfte den Sitz eines jeden einzelnen Hakens.
      [Wenn uns das Teil im Flug plötzlich lose wird und dann durch die Rückwand knallt sind satte 178 Milliarden Dollar in den Sand gesetzt..........und meine Versicherung würde wohl nicht für den Schaden aufkommen] dachte er sich unterdessen zynisch.

      Ein Lautsprecher im Ladeberich begann plötzlich zu knacken.
      "Sondertransport 05, take off in 5 Minuten"

      Fox verließ den Frachtbereich und stieg über eine Leiter in den Passagierteil des Flugzeugs.
      Neben der Crew war er der einzige Passagier an Bord und hatte daher die Auswahl zwischen 120 Sitzplätzen. Wie immer entschied er sich für den hintersten.

      Auf dem Weg in die letzte Reihe kam ihm der Pilot entgegen.
      Er kannte den Mann, er hatte mit ihm zusammen in der Luftschlacht um Island gekämpft, besonders gemocht hatte er ihn jedoch nie.

      "Hey Cap, wie lange dauert die Reise."

      "Wenn alles glatt läuft sind wir in fünf Stunden da." kam die Antwort vom Piloten.

      Die beiden gingen aneinander vorbei.

      Plötzlich blieb der Pilot stehen.

      "Ach Jungchen?"

      Fox blieb nun auch stehen.

      "Was?" fragte er laut.

      "Nenn mich noch einmal Cap, und du und dieses Monstrum werden genau 10000 Meter weit fliegen, aus meinem Flugzeug schnurstracks Richtung Erdboden."

      Fox musste unwillkürlich grinsen. [ein witziges Arschloch] dachte er sich. Am liebsten hätte er ihm jetzt den Dienstausweis unter die Nase gehalten, schließtlich war er zwei Ränge höher als der Pilot.
      Aber nur die wichtigsten Leute durfte wissen, wer er wirklich war.

      "Nennen sie mich noch einmal Jungchen, und ich werde mit diesem Monstrum ein paar Waffentests machen, IN ihrem Flugzeug."

      Die beiden Männer standen immernoch mit den Rücken zueinander im mittleren Passagierteil. Durch die Fenster konnte man sehen, dass es draußen noch stärker schneite als zuvor.

      "Vergessen sie eines nicht, Captain. Das Oberkommando hat MIR die Verantwortung für diesen Transport übertragen. Das heißt, ICH sage, wo's langgeht, ist das klar?" fuhr Fox fort.

      "Sehr klar." hörte er die gezwungene Antwort hinter seinem Rücken.

      Die beiden gingen wortlos auseinander, Fox in den hintersten Passagierteil und der Pilot ins Cockpit.

      Wieder hörte er einen Lautsprecher:
      "Sondertransport 05, take off in zwei Minuten, alles Personal das Rollfeld verlassen."

      Drei Minuten später startete der Transporter in den mit grauen Wolken behangenen Himmel. Schon kurze Zeit später schloss sich dem Flugzeug der Geleitschutz, bestehend aus sechs Typhoon Jägern an.

      Zur gleichen Zeit im Büro des Oberkommandanten:

      Die Sprechanlage knackte und die Stimme der Sekretärin war zu hören:
      "Der Transporter ist soeben gestartet."

      Der Oberkommandant drückte auf den Sprechknopf.
      "Danke, Leutenand."
      Essling beendete die Leitung und lehnte sich in seinem Sessel zurück, die Arme hinter dem Kopf verschränkt. Er sah in das grelle Licht, das von einer Lampe an der Decke auf seinen Schreibtisch herabschien.
      "Auf in die Schlacht, alter Freund."



      Fox schlief den ersten Teil des Fluges durch. Er hatte sich in der letzten Reihe an das rechte Fenter gesetzt. In seinen Discman hatter er eine andere CD gelegt, jetzt kam ruhige Musik aus dem Ohrstecker: Aha - Lifelines. Die letzten Tage und Wochen waren für ihn sehr anstrengend gewesen. Die EVA musste fertiggestellt werden, dann musste er sich selbst auch wieder in Form bringen, schließtlich hatte er die letzten drei Jahre das gemütliche Leben eines Wissenschaftlers gelebt. Der Krönende Abschluss war aber diese Operation gewesen, er bezweifelte zwar den Sinn dieses kleinen Extrem-Liftings, war aber doch angetan, von der Aussicht mal wieder in die Disco gehen zu können.


      Plötzlich wurde Fox wach. Seine Sinne verrieten ihm, dass er nur wenige Stunden geschlafen hatte, also musste das Flugzeug nun etwa über dem Ural sein.
      Sein Interesse fokussierte sich auf dem, was ihn aufgeweckt hatte.
      Er hörte Schritte. Sie kamen vom Cockpit aus auf ihn zu.

      Der Navigationsoffizier trat in die Abteilung, ließ seinen Blick kurz über die Sitzreihen schweifen und ging auf Fox zu als er diesen erspäht hatte.


      "Sir, wollen sie vielleicht etwas Musik hören?" Der Offizier hatte einen kleinen Walkman dabei.

      "Nein danke, ich hab schon meinen eigenen Discman dabei."

      "Wirklich nicht?" Fragte der Navigator.

      "Nö!" bekam er als knappe Antwort.

      Der Offizier grinste ein wenig.
      "Ich habe aber gehört, dass es die Lieblingsmusik von General von Essling ist."

      Fox sah ihn verwundert an. Er versuchte das Verhalten seines Gegenübers zu analysieren. Er kam zu dem Schluss, dass es nur eines bedeuten konnte. [Kontaktaufnahme!!] dämmerte es ihm.

      "............Vielleicht sollte ich doch etwas Musik hören."

      "Sehr schön." lächelte der Navigator, er legte den Walkman mitsamt dem Kopfhörer auf den Sitz, am Gang, neben Fox. Dann drehte er sich um und ging wortlos.

      Fox blickte ihm noch kurz hinterher. Er wusste nicht genau, ob der Mann nur den Befehl bekommen hatte ihm das Ding zu geben, oder ob er doch ein Mitglied des Nachrichtendienstes war.
      Würde ihm der Oberkommandant etwa hinterherspionieren? Jeden seiner Schritte überwachen und analysieren lassen?

      Er schüttelte heftig den Kopf. Nein, er musste sich jetzt auf die Mission und NUR auf die Mission konzentrieren.
      Vorsichtig nahm er den Kopfhörer zu Hand und setzte ihn sich auf. Noch einmal atmete er tief durch, dann drückte er den Play-Knopf.

      Er hörte das Rauschen der Kassette, als Plötzlich die Stimme des Oberkommandanten erklang.

      "Guten Morgen mein Engel!!"

      Fox wieherte vor Lachen.

      "Muhahahaha guten Morgen Günther!"

      "Ich hab hier die letzten Informationen, die du für deine Mission benötigen wirst."

      "Hört Hört!!" sagte Fox laut, wohl wissend, dass außer ihm keiner da war.

      Esslings Stimme fuhr fort:
      "Zunächstmal zu deiner Unterbringung, du bekommst eine Kellerwohnung, du kennst ja die Gründe warum sowas vorteilhaft ist."

      "Jaaaaaaaaaaaaaa Chef" anwortete Fox in einem genervten Ton.

      "An der Rückseite des Recorders sind der Türschlüssel und die Addresse angebracht."

      Fox drehte den Walkman um, ein kleiner Zettel und ein Schlüssel waren mit Tesa-Film hinten angeklebt. Fox riss beides ab und steckte es sich in die Hosentasche.

      "Hast du's?" fragte die Stimme des Chefs.

      Um sicher zu gehen, dass nicht doch irgendwo ein Mikrofon versteckt war, das Essling seine Reaktionen übermittelte, fragte er in einem verdutzten Ton:

      "Welcher Schlüssel????"

      Die Stimme des Oberkommandanten sprach jedoch unbekümmert weiter.

      "Gut, dann zum nächsten Punkt.
      Du hast derzeit keinerlei Waffen, außer denen, die dein Körper dir bietet. Wenn du ankommst, wird NERV sicherlich deine Sachen filzen, also musst du dich vor Ort ausrüsten, aber keine Sorge, wir werden dir schon die richtigen Sachen zukommen lassen."

      Fox streckte sich, er war total verspannt, in irgendwelchen Sitzen hatte er noch nie gut schlafen können.
      "Hauptsache ich krieg meine Knarren wieder!!!!!!"
      Die Aufnahme ging unterdessen weiter:
      "Was mich dann auch schon zur nächsten Sache bringt. Der Kontakt mit dem Oberkommando. Dein Codec können wir dir ja leider nicht mitgeben, man würde es entdecken. Also versuch gar nicht erst mit uns in Kontakt zu treten, wir kontaktieren dich. Verstanden."

      "Nichtstun werd ich wohl gerade noch hinkriegen!"

      "Und dann zum letzten Teil meiner kleinen Belehrung."
      Fox blickte geradeaus ins Leere, er war gespannt was jetzt noch kommen würde.
      "Wenn es nötig ist, hast du die Berechtigung alles zu unternehmen um den Erfolg der Mission zu gewährleisten.
      Das heißt im Klartext: du darst auch jemanden töten, wenn es sein muss.
      Das wäre dann alles! Viel Glück Alter."

      Wieder war nur das Rauschen der Kassette zu hören.

      Fox musste kurz lachen, dann blickte er zu dem Walkman neben ihm hinab.

      "Ich "DARF" jemanden töten? Alter Freund, wer mir im Weg steht MUSS sterben."

      Das Rauschen wurde plötzlich von einer Computerstimme unterbrochen:
      "Diese Aufnahme wird sich in fünf Sekunden selbst zerstören."

      "Hä?" brachte Fox in seiner Verwunderung noch hervor, da gab es auch schon einen kleinen Knall an der Hinterseite des Walkman. Rauch stieg von dem Gerät auf, es roch nach verschmorten Kabeln und verbranntem Kunststoff.

      Fox nahm den Kopfhörer ab, stand auf und setzte sich einige Reihen nach Vorne auf die Gegenseite um dem Gestank zu entgehen.

      Die nächsten Stunden vergingen ereignislos, Fox pennte wieder.

      Als er wieder erwachte war ihm unwohl. Er wusste, dass etwas nicht stimmte. Sein Gefühl sagte ihm, dass das Flugzeug gerade wendete.

      Er verlor keine Sekunde Zeit und machte sich auf der Stelle auf den Weg zum Cockpit.

      Er stellte sich hinter den Piloten.

      "Warum wenden wir?"

      Der Angesprochene bewegte den Kopf leicht zur Seite, ließ die Anzeigen jedoch keinen Augenblick aus den Augen.
      "Der Tower in Neo-Tokyo 2 hat sich gerade gemeldet, alle Flüge nach Japan werden umgeleitet."

      "Wieso?" fragte Fox während er die Kursanzeige ansah.

      "Ich weiß es nicht." bekam er als Antwort.

      "Fragen sie nach!" befahl er in einem harten Ton. Jeden Moment den er wartete entfernte er sich weiter von seinem Ziel.
      Der Pilot zögerte, er blickte sich zu Fox um.
      "Was?"
      Dieser sah auf den Piloten herab.
      "Captain, darf ich sie an die Hierarchie auf dieser Mission erinnern?"

      Der Pilot presste die Zähne aufeinander und sagte dann zögernd.
      "Nein...........Sir."

      Der Captain nahm das Funkgerät zur Hand und tippte etwas in den Comm-Computer.

      "Neo-Tokyo 2 Tower bitte kommen, hier GDI Transport 2-7
      Neo Tokyo 2 Tower bitte kommen"

      Das Funkgerät knackte, eine Frauenstimme war zu hören:
      "Hier Neo Tokyo 2 Tower, was wollen sie denn noch!"

      "Warum werden wir umgeleitet." fragte der Pilot nervös, seine Finger rieben immer wieder über die Ecken des Funkgeräts.

      "Im Moment wird Neo-Tokyo 3 erneut angegriffen." kam die Antwort.

      Fox stürzte nach vorne. Er brüllte:

      "Ein Engel??"

      "Ja!" kam die knappe Antwort.

      Kaum hatten die Worte der Fluglotsin das Funkgerät verlassen machte Fox kehrt und ging in den hinteren Teil des Flugzeugs.

      Der Pilot drehte sich hastig zu ihm um und dann wieder zurück zum Funkgerät:
      "Danke Tower, wir bleiben auf Gegenkurs, GDI Transport 2-7 Ende"

      Der Captain sah aufgelöst hin und her, er brüllte nach hinten.
      "Wo wollen sie hin?"

      "Ich will starten!!" Fox ging weiter nach hinten, in Richtung der Leiter zum Frachtbereich.

      "Haben sie nicht gehört? Da unten wird gekämpft!!" rief der Pilot wieder.

      Fox drehte sich zurück Richtung Cockpit:
      "Genau deswegen muss ich ja auch dahin."
      Dann ging er weiter nach hinten und stieg die Leiter zur EVA hinab.

      Der Pilot blickte seinen Nebenmann mit großen Augen an.
      "Ein Wahnsinniger!"

      Fox kramte derweil aus einem grauen Schrank im Frachtbereich eine große, schwarze Sporttasche hervor. Auf ihr stand in roter Farbe groß die Zahl "05"
      Er zog den Reißverschluss auf, innen drin lag ein pechschwarzer Plugsuit. Er hatte eine vollkommen glatte Oberfläche und nicht diese komischen Anbauten im Brustbereich die die normalen NERV-Plugsuits alle haben.

      Innerhalb einer Minute hatte er sich angezogen, er drückte auf einen kleinen Knopf an seinem Hals und der Plugsuit legte sich augenblicklich hauteng an seinen Körper. Er sah jetzt ziemlich muskolös aus, was er im Grunde aber gar nicht war, vielmehr erzeugten kleine Einlagen im Suit dieses Aussehen.
      Fox sah nochmal an sich herunter. [sexy!!] war sein sarkastischer Gedanke.
      Kurz drauf öffnete er schon die Luke des Entry Plugs. Die EVA lag immer noch mit dem Gesicht nach unten auf dem Schlitten, auf dem sie hereingefahren worden war.

      Auch der Entry Plug war anders als in den Bauplänen von NERV angegeben. Anstatt der beiden einfachen Joysticks mit jeweils nur einem Feuerknopf, hatten die Controll-Sticks in dieser Eva einen Knopf für jeden Finger an der Hand.
      Links und rechts vom Pilotensitz befanden sich zwei Bedienkonsolen mit einer Vielzahl von Knöpfen und Schaltern.

      Fox stieg in den Plug und setzte sich auf den Stuhl.

      Er wandte sich zur linken Konsole und legte einige Kippschalter auf "ON".
      Einige Grüne Lichter begannen zu blinken und der Plug wurde von einigen schwachen Lichtern erhellt.
      Fox setzte sich aufrecht in den Pilotensitz und griff sich ins Genick und drückte auf den Schutz-Mechanismus seines Neuro-Uplinks. Wie schon zuvor, beim Arzt, fuhr ein Stück haut wie auf Schienen zur Seite und der Steckeranschluss kam zum Vorschein.
      Er lehnte sich wieder zurück und versuchte, sich zu entspannen. Auch wenn es reine Routine war, was gleich passieren würde, der Gedanke, dass sich eine Nadel in sein Genick schiebt, brachte ihm jedesmal aufs neue Übelkeit.
      "Computer! Neuro-Uplink aktivieren."
      Ein kurzer Ton signalisierte, dass der Computer den Befehl angenommen hatte.
      Hinter dem Stuhl kam eine kurze Nadel an einen dicken Kabelstrang, gehalten von einem Roboterarm, hervor und fuhr durch ein Loch im Nackenteil des Stuhles. Kurz vor dem Genick des Piloten blieb die Nadel stehen, ein Laser tastete das Uplink zweimal ab, einmal von oben nach unten und danach von links nach rechts. Anschließend wurde die Position der Nadel ein wenig korrigiert. Sie fuhr wieder auf das Uplink zu und hakte sich ein.

      Im Plug war eine Computerstimme zu hören:
      "Neuro-Uplink online!"

      Fox atmete erleichtert aus, dann drückte er ein paar Knöpfe auf der rechten Kommandokonsole. Eine Funkverbindung zum Piloten des Flugzeugs wurde hergestellt.

      "Captain öffnen sie die Frachtklappen und wenn ich es Ihnen sage lösen sie die Verankerungen."

      Pilot und Co-Pilot sahen sich verwundert an.

      Fox saß im halb beleuchteten Plug und wartete auf eine Antwort.
      "Sind sie irre?" kam es aus den Lautsprechern des Plugs.

      Fox grinste, schade dass der Pilot seinen Gesichtsausdruck nicht sehen konnte.
      "Laut meiner letzten psyochologischen Untersuchung bin ich das wirklich! Und jetzt tun sie was ich Ihnen sage."
      Die beiden Piloten starrten sich immernoch an, schließlich konnte sich der Captain doch zu einer Antwort durchringen:
      "Also gut ........... auf ihre Verantwortung."

      Der Pilot schob den Schutz vom Knopf der Frachtluke und drückte nach kurzem Zögern darauf.
      Ein schriller Ton war zu hören und viele rote Lichter blinkten auf den Konsolen der beiden Piloten.

      Fox bekam von all dem Trubel draußen nichts mit, er hatte mittlerweile die Tür des Plugs geschlossen und machte sich daran die Checkliste durchzugehen.

      "Reaktor" Fox drückte auf einen großen blauen Knopf zu seiner Rechten. "Startet"
      "Quantenkompensator" er drückte auf der rechten Konsole herum und beobachtete die Anzeigen "Stabil"
      "Heat Sinks .................... online"
      "HUD aktivieren"
      Auf den Monitoren, die die Außenwelt der EVA zeigten wurden plötzlich diverse Zahlen und Anzeigen sichbar.
      "Nervenreaktion ......... vollständig"
      "Commsystem.........online"
      "Zielerfassung.........online"
      "Verteidungsmatrix.........online"
      "Sensoren...............online"
      "Jetpacks............geladen"
      "Reaktorleistung 100 %"
      Entryplug einführen.

      Die Checkliste war abgehakt, nun gab er den letzten Befehl:
      "LCL fluten!!!"

      Von hinten floß das orange LCL in den Plug und füllte ihn schnell ganz auf.
      Das hasste er!! Das und das anschließen des Uplinks. Er hatte jedesmal das Gefühl zu ertrinken, wenn das LCL die letzte Luft aus seinen Lungen presste.
      [Ob es den anderen Piloten auch so geht?] dachte er sich für einen kurzen Moment, erinnerte sich dann aber wieder an die Ernsthaftigkeit der Situation.
      Er öffnete wieder das Commlink zum Piloten:
      "Captain! Lösen sie jetzt die Verankerungen."
      Der Pilot hatte sich mittlerweile mit der Autorität seines Passagiers abgefunden und aufgegeben sich zu wiedersetzen.
      "Also gut!"
      Der Captain entfernte wieder den Schutz eines Knopfes und drückte dann darauf.
      Die Verankerungen des Schlittens mit der EVA wurden eine nach der anderen krachend aufgesprengt.
      Fox erinnerte sich unterdessen daran, dass er eine umfangreiche Playlist seiner Lieblingsmusik in die Datenbank der EVA eingespeichert hatte.
      "Computer! Track 35!"
      Kaum hatte er ausgeprochen donnerten im ganzen Plug die ersten Akkorde aus Sabotage von den Beasty Boys! (Anmerkung des Autors: YEAH!!!)
      Gleichzeitig wurde die letzte Halteklammer aufgesprengt und der Schlittem mitsamt Evangelion rollte zur geöffnten Frachtluke hinaus.

      Die EVA war noch überhalb der Wolken, als der Pilot ihr durch das Fenster des Cockpits nachsah. Der Evangelion wurde von den Sonnenstrahlen umspielt, der schwarze Anstrich der Maschine glänzte förmlich. Dann verlor der Pilot die EVA aus den Augen, als sie in die Wolken unter ihm eintauchte.

      Im Plug war zur linken des Piloten eine rapide absinkende Zahl zu sehen, es war wohl die Flughöhe.
      Fox saß die ganze Zeit über mit verschränkten Armen und einem irren Grinsen im Pilotenstuhl.
      "Dann wollen wir mal sehen, was du kannst!" sprach er zur EVA.

      "Flugmodus!" befahl er mit klarer Stimme.

      Im Rücken der EVA falteten sich zwei riesige schwarze Flügel aus die den Evangelion auf der Stelle abbremsten und in den Gleitflug übergehen ließen.
      (Anmerkung des Autors: Ihr wisst ja, wie die Flügel bei den Evangelions der Massenproduktion aussehen)
      Der Schlitten, mit dem die Maschine eben noch in die Tiefe gestürzt war, war nun wahrscheinlich schon unten aufgeschlagen.

      "Sehr schön! Ich bin nicht tot. .............. Noch nicht!" sprach Fox belustigt mit sich selbst.

      Nun legte er die Hände auf die Joysticks zu beiden Seiten.
      "Jetpacks starten!"
      Im Rücken der EVA wurden zwei Ausgänge für einen Strahlantrieb ausgefahren.
      Fox schob beide Joysticks ruckartig nach vorne, fast gleichzeitig gaben die Jetpacks Vollgas.
      Der riesige, schwarze Evangelion nahm nun Kurs auf Neo-Tokyo 3.

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      Anmerkung des Autors:
      So Leute, hier führe ich meine kranken Gedanken und das NGE-Universum endgültig zusammen. Die eigentliche Story beginnt nun in Episode 3.
      Die nächsten paar Zeilen hab ich einfach aus einem Script herauskopiert, da hier wohl eh jeder wissen wird, was in der Folge abläuft.


      Misato: Shinji!!? Bist du in Ordnung!!? Shinjiiii!!! Verdammt, melde dich!!!!!!!
      Schadensbericht!
      Makoto: Keine Probleme.
      Es geht noch!
      Informationen über Kensuke und Touji wurden auf einem Monitor angezeigt.
      Misato: Shinjis Klassenkameraden??
      Ritsuko: Was machen die da???
      Der Engel attackierte EVA01.
      Shinji ergriff die Tentakeln, kämpfte aber nicht.
      Touji: Warum tut er nichts??
      Kensuke: Weil wir hier sind!! Er kann sich nicht bewegen, wie er will!
      Maya: Einheit 01, verbleibende Zeit: 3 Minuten 28 Sekunden!
      Misato: Shinji, hol die zwei ins Cockpit. Danach zieh dich zurück.
      Wir machen später weiter!

      Ritsuko: Wie kannst du Zivilisten ohne Erlaubnis in den Entry Plug zu lassen??
      Misato: Ich erlaube es.
      Ritsuko: Sie überschreiten Ihre Kompetenzen, Captain.
      Maya: Einheit 01, verbleibende Zeit: 3 Minuten!


      Plötzlich kam eine Stimme aus dem Funk, die weder Shinji noch einem der NERV-Mitarbeiter gehörte: "Bring du deine beiden Freunde in Sicherheit, ich kümmere mich um den Engel."

      "Wer ist da in der Leitung?" rief Ritsuko verwundert.

      "NERV-Hauptquartier! Hier ist EVA 05, in 1,7 km Entfernung vom Gefechtszentrum, nähere mich aus Richtung 3-1-0" antwortete die Stimme über Funk.

      Die schwarze EVA flog dicht an der Erdoberfläche. Fox sah, wie am Rand des Kurzstreckenradars einen roter und ein blauer Punkt auftauchen.
      [Das müssen sie sein.]
      Er dachte kurz an die Zoomfunktion der Außenkameras und schon klappte auf dem Sichtmonitor ein Vergrößerungsfenster auf. Er konnte die lila EVA erkennen, die gegen einen Hügel gelehnt war, der Engel schwebte immernoch über ihr.

      Ihm blieb aber keine Zeit mehr zum Beobachten, er war schon in Angriffsreichweite. Nun sah auch das Personal im Kontrollzentrum die neue EVA. Ein pechschwarzes Ungetüm mit ebenso schwarzen Flügeln. Schon auf den ersten Blick konnte man deutliche Unterschide zu EVA 00 oder 01 ausmachen. Die schlankere Bauform, die vollkommen glatte Oberfläche, der Kopf, an dessen Vorderseite drei rote Kreise zu einem Dreieck angeordnet waren.

      Fox zog die EVA hoch und kreiste nocheinmal über dem Kampfgeschehen.

      "Computer! Gefechtsvisualisierung aktivieren!"

      Kaum hatte er ausgesprochen wurde das Bild der Außenwelt von einer Unzahl grüner Schriftzeichen und Zahlen überlagert, die auf schwarzem Untergrund in Linien von oben nach unten liefen. Ihn störte es nicht weiter, er konnte den Code ja lesen.

      Anmerkung des Autors: ^^ wo werd ich DAS jetzt wohl geklaut haben. ;)

      Die Leute im NERV-Hauptquartier waren noch immer vom Auftauchen dieser unerwarteten Verstärkung völlig überrascht als diese auch schon zum Angriff ansetzte.

      EVA 05 flog den Engel im Sturzflug an, klappte in der Luft die Flügel ein, stürzte sich auf den Engel und riss ihn von EVA 01 weg.

      Der gesamte NERV-Stab verfolgte gebannt das Kampfgeschehen, als Misato wieder einen klaren Gedanken fassen konnte und sich an Shinji erinnerte.

      Misato: "Das ist es! Rückzugsroute Nr. 34. Geh um die Ostseite des Hügels zurück!"

      Shinji umklammerte die Joysticks, (Amerkung des Autors: Scheiße, wie heißen die Teile??)
      beobachtete ohnmächtig wie sich EVA 05 und der Engel in einigen Häuserruinen herumwälzten und wiederholte wie in Trance immerwieder:

      "Ich darf nicht wegrennen!
      Ich darf nicht wegrennen!
      Ich darf nicht wegrennen!"

      EVA 01 zog das Prog-Messer.

      Misato: Folge meinem Befehl, Shinji! Rückzug!!
      Shinji blickte auf, er starrte auf den Engel.

      Fox hatte derweil merkliche Probleme mit dem Engel.
      "Geh endlich!! Du kannst später noch ein Held sein! Deiner EVA geht der Saft aus! VERSCHWINDE!!"

      EVA 05 konnte einem Hieb des Engels nur knapp ausweichen und fiel rückwärts zu Boden.

      Der Energie-Countdown von EVA 01 lief unter 60 Sekunden, da stürmte die EVA mitsamt Messer auf den Engel zu. Dieser durchbohrte die EVA mit seinen Tentakel, die ihm widerrum das PROG-Messer in das S² Organ rammte.

      Shinji hatte starke Schmerzen, er schrie, Funken sprühten aus dem S² Organ des Engels auf die EVA herab.

      Über Funk hörte man Lieutenand Ibuki den Countdown herunterzählen.

      5..

      4...

      3..

      2..

      1..

      0!!!!

      Es wurde dunkel im Plug.

      Makoto: Eliminierung negativ! Der Engel ist immer noch am Leben!!!

      Der Engel zog eine Tentakel aus EVA 01 und wollte gerade zum Schlag ausholen um die EVA zu enthaupten, als er von EVA 05 von links angesprungen und umgestoßen wurde.
      EVA 01 kippte leblos nach hinten um.

      Der Engel wollte nun nach EVA 05 ausholen doch diese sprang aus dem Stand steil in die Luft.
      Der Engel schlug ins Leere.
      Fox legte einen Schalter auf dem Waffenpult um.
      Am Kopf der EVA öffneten sich links und rechs vom Kinn zwei große Luken, dahinter kamen massive Gatling-Kanonen zum Vorschein, die augenblicklich ihre Explosivmunition auf den Engel spuckten.

      EVA 05 flog immernoch geradewegs noch oben und erreichte schon die untersten Wolkenschichten, als sich ihr Flug verlangsamte und sie zu fallen begann.
      Während der ganzen Zeit feuerten die Kanonen der EVA unablässig weiter auf den Engel, auch wenn er dadurch keinen Schaden nahm, angreifen konnte er nicht.

      Einige hundert Meter vom Engel entfernt kam die EVA mit einem Krachen auf dem Boden auf und landete in der Hocke.
      Der Asphalt unter der EVA war in viele kleine Stücke zerbrochen auch die Häuser rings um die Landestelle hatten durch die entstandene Druckwelle ziemlichen Schaden genommen.
      Fox richtete seine Maschine wieder auf - Engel und Evangelion standen sich nun mitten in der Stadt gegenüber. Jeder starrte den anderen an. Auch der Engel schien den nächsten Schritt seines Gegners abzuwarten, lange Sekunden vergingen.

      Immernoch hämmerte die Musik der Beasty Boys im Plug.

      Fox verengte die Augen zu schlitzen, eben war ihm ein Plan eingefallen. Er grinste.
      "OOOOOOOOh Kaaaaaaaaay jetzt hast du's geschafft!!! Du hast den Lack zerkratzt!!"
      Er riss die Joysticks nach vorne und die EVA stürmte augenblicklich auf den Engel zu.

      Dieser holte erneut zum Schlag aus, doch wie schon zuvor sprang die EVA in die Luft und der Engel schlug wieder ins Nichts. EVA 05 sprang über den Kopf des Engels hinweg, drehte sich in der Luft zu ihm um und landete auf dem hinteren Körperteil des Engels und zerriss dabei das AT-Feld. Dieser wurde nun von der Wucht der Landung und vom Gewicht der EVA zu Boden gedückt. Aus zahlreichen Stellen am Engel, vorallem um die Füße der EVA quoll blaues Blut aus dem Engel heraus.
      EVA 05 nahm blitzschnell den Kopf des Engels zwischen ihre beiden Hände und begann zuzudrücken. Der Engel schlug mit seinen beiden Tentakeln wild um sich und zerstörte viele der umliegenden Gebäude.

      Fox saß im Plug und drückte die Kraftregler an den Joysticks immer weiter. Langsam, ganz langsam beobachtete er wie die Druckkraftanzeige auf dem HUD immer höhere Zahlen erklomm.


      Auf einmal zerplatzte der Kopf des Engels, die EVA wurde über und über mit dem Blut des Engels besudelt.
      Der Körper des Engels sackte leblos zu Boden, die Tentakeln zuckten noch ein und reagierten dann auch nicht mehr.

      EVA 05 stand inmitten des Schlachtfeldes, den Kopf zum Engel hinunter gesenkt.

      Makoto: "Zielobjekt zeigt keine Lebenszeichen mehr!"

      Im Hauptquartier herrschte großes Staunen über die Kraft dieser neuen EVA-Einheit.

      Misato öffnete eine Einzelverbindung zu Fox. Ihr Gesichtsausdruck strahlte eine unglaubliche Müdigkeit aus.
      "Gut gemacht EVA 05."

      "Ja danke. Ich mach mich vom Acker. Wenn mich jemand sucht, ich warte am Flughafen von Neo Tokyo 2. EVA 05 Ende."

      Misato wollte noch nachhaken.
      "Warte!!"

      Aber Fox hatte das Commlink schon geschlossen.

      Er lächelte und zitierte leise Misato's Worte, während er sich im Plug umsah.
      "Gut gemacht EVA 05!"

      Dann beobachtete man im Hauptquartier, wie EVA 05 die schwarzen Flügel wieder ausbreitete, sich in die Lüfte erhob und Kurs auf Neo-Tokyo 2 nahm.


      Anmerkung des Autors: Großer Gott!! Ihr wisst ja gar nicht, wie anstrengend es für mich war, dieses Kapi zu schreiben.


      Kapitel 3: Erste Eindrücke

      Schon seit geschlagenen vier Stunden wartete Fox jetzt schon am Flughafen von Neo Tokyo 2 und bisher hatte sich von NERV kein Mensch blicken lassen. Das Flughafenpersonal hatte zwar ziemlich blöd aus der Wäsche geschaut als aus heiterem Himmel ein 40 Meter großer Kampfroboter bei ihnen um Landeerlaubnis gebeten hatte, aber danach hatten sie tunlichst von ihm Abstand gehalten.

      Nun stand er da, im Schatten der EVA am Rande einen Rollfeldes ein paar hundert Meter entfernt von den Hangars des Flughafens.
      Es begann schon langsam Nacht zu werden. Die Sonne stand groß und rot im Osten, nur ein wenig über dem Horizont und tauchte alles hier in einen rötlichen Schein. Er blickte in den Himmel hinauf, nur ein paar weiße Wattewölkchen standen am Himmel. Die Grillen zirpten im Gras hinter dem nicht weit entfernten Sperrzaun des Flughafens.
      Er war gegen die EVA gelehnt, gerade vorhin hatte er sich noch umgezogen mit der Kleidung, die er im Überlebens-Kit des Entry-Plugs hatte.
      Er trug nun wieder eine schwarze Jeans und einen schwarzen Rollkragenpullover, den Plugsuit hatte er einfach über den Pilotensitz gelegt. Auch auf dem Neuro-Uplink war wieder die Abdeckung angebracht.

      Nun stand er da, wie bestellt und nicht abgeholt und begann langsam sich zu langweilen.
      Er schloss die Augen, atmete tief ein.
      Sogar der Geruch in diesem Land war anders als in Hammerfest.
      Es roch nach ewigem Sommer und nicht nach andauernder Kälte, die einem beim atmen die Feuchtigkeit in der Nase gefrieren lies wie in Norwegen.

      Plötzlich wurde seine Ruhe unterbrochen, von weitem hörte er einen heulenden Motor und quietschende Reifen.
      Hinter einem der Hangars kam ein blauer Renault Alpine hervorgeschossen und direkt auf ihn zugerast. Erst hundert Meter vor ihm begann der Wagen zu Bremsen und wurde mit einem wahnwitzigen Powerslide quer zur EVA hin zum stehen gebracht.

      Fox stand da, im Halbschatten der EVA, sein Oberkörper und der Kopf waren in der Finsternis, die von der EVA ausging nicht zu sehen.
      Er war seitlich gegen die EVA gelehnt, die Arme verschränkt und war nur mäßig beeindruckt.

      Das änderte sich jedoch schlagartig, als die Tür des Autos aufging und die Fahrerin ausstieg.

      Misato hatte noch das selbe an, wie zuvor, als sie im NERV-Kontrollzentrum den Kampf verfolgt hatte, eine grüne, kurze Hose, gelbes Top, darüber eine rote NERV-Jacke, sie trug jetzt auch noch eine Sonnenbrille.

      Fox blieb kurz die Luft weg.
      [laufen die bei NERV alle so rum]

      Misato nahm die Sonnenbrille ab und drehte sich zur EVA um und blickte zum Kopf der Maschine hinauf, dort waren an der Vorderseite drei rote Kreise zu einem Dreieck mit der Spitze nach unten angeordnet.
      Ihr Blick wanderte hinunter zu der Person, die da in einer schwarzen Hose an den Fuß der EVA gelehnt stand.

      "Bist du das Fifth Children?" rief sie zu ihm hinüber.

      "WER??" kam aus die verwunderte Frage aus des Schatten.
      [hat die mich gerade als Children bezeichnet??]

      Misato ging um ihr Auto herum und marschierte auf die Person zu.

      "Ich meine, bist du der Pilot der EVA?"

      Sie blieb wenige Meter vor der Person stehen, reichte ihm die Hand zum Gruß.

      Fox trat nun ganz aus dem Schatten der EVA heraus, er sah Misato's ausgestreckte Hand verwundert an.
      Die letzten 20 Jahre hatte er zum Grüßen für gewöhnlich immer nur salutiert.

      "Ähhhh ja,... das bin dann wohl ich."
      Er schüttelte ihr die Hand.

      "Ich bin Captain Misato Katsuragi, die NERV Einsatzleiterin."

      "Ich bin Joe Fox, Pilot von EVA05"
      [Das soll ein EVA Pilot sein? Ist er nicht zu alt?] dachte sich Misato, während sie ihren Gegenüber von oben bis unten musterte.
      Von seinen dunkelbraunen Haaren mit dem kurzen Armee-Haarschnitt hinunter zu seinen Haselnussbraunen Augen, dem Mund mit dem Ziegenbart darunter.

      Die beiden lösten ihre Hände.

      "Sie sind die Einsatzleiterin? Dann war es ihre Stimme, die ich während des Kampfes über Funk gehört habe."

      "Ja genau, das war ich." antwortete Misato abgelenkt, sie blickte wieder an der EVA hinauf.

      Fox bemerkte ihre Blicke und stellte sich links neben sie, auch er sah zu zum hochgelegenen Kopf der Maschine.

      "Nun Captain, was passiert jetzt, wenn ich fragen darf?"

      "Heute wird nichts mehr gemacht, die EVA wird erst morgen von uns nach Neo-Tokyo 3 transportiert. Hast du einen Platz zum Schlafen?"

      Fox blickte zu Boden.
      "Äh ja, die GDI haben mir eine Wohnung besorgt. Gebäude 12 in der 43. Straße."

      Wirklich? Dann wohnst du nur ein paar Blocks von mir entfernt. Soll ich dich hinfahren?
      Misato sah Fox an und erwartete seine Antwort. Er war derweil in Gedanken versunken.
      [Nur ein paar Blocks von ihr entfernt, was? Na das hat der Chef ja mal wieder schön eingefädelt]
      Ihm fiel ein, dass er ihr noch eine Antwort schuldete, er sah sie an und blickte ihr zum ersten mal direkt in die Augen.
      "......Danke, das wäre sehr nett, zumal sich die EVA so schlecht einparken lässt."

      Nun kamen mehrere Lastwagen von NERV und der UN hinter den Flughafengebäuden hervor, sie hielten rund um die EVA, bewaffnete Soldaten stiegen aus.

      Misato wandte sich von den auffahrenden Fahrzeugen ab und lächelte Fox an.
      "Warte hier."

      Dann ging sie auf einen UN-Offizier zu, der gerade aus seinem Jeep gestiegen war.

      Fox beobachtete aus der Distanz wie die beiden miteinander redeten, wurde aber bald wieder von den Soldaten abgelenkt.

      Die UN-Soldaten trugen alle Kevlar-Westen unter ihren Tarnfarben-Uniformen, auf den Köpfen hatten sie Stahlhelme - die Billigausführung, bewaffnet waren sie mit Sturmgewehren amerikanischer Bauart. Alles in allem wirkte ihre Ausrüstung auf ihn eher mitleiderregend als einschüchternd, vor allem, wenn man sie mit der Standartfeldausrüstung der mobilen Infanterie der GDI verglich.
      Nun sah er, wie auch Kampfpanzer aufs Rollfeld kamen, die Ketten machten auf dem Asphalt einen Höllenlärm.
      Aber jetzt fiel sein Interesse auf die NERV-Soldaten. Sie würden in den nächsten Wochen und Monaten seine direkten Opponenten sein. Er musterte sie von Kopf bis Fuß, aber je mehr er sie analysierte, desto mehr amüsierte es ihn, diese Männer anzusehen.
      Eine alberne Uniform in bescheuerter Farbgebung.
      [Mein Gott, bei diesem roten Barett muss es doch jedem Scharfschützen in den Fingern jucken]
      Und dazu noch diese Bewaffnung! Eine lausige kleine Uzi!
      [Die könnten doch gleich mit Klopapierrollen nach mir werfen]

      "Alles in Ordnung. Die UN übernimmt für heute Nacht die Bewachung."
      Misato war wieder zu ihm zurückgekommen und stand ihm nun gegenüber. Aber Fox nahm ihre Stimme nur am Rande wahr.

      "Aaahaa!" kam die gedankenverlorene Antwort.

      "Können wir?" fragte Misato

      Fox wurde aus seinen Gedanken gerissen, er fühlte sich etwas desorientiert. Wild blickte er hin und her, fixierte dann aber seinen Blick wieder auf Misato und nickte nur als Antwort.

      Misato ging voraus, Fox folgte ihr zu ihrem Wagen und stieg ein. Die beiden fuhren los, Richtung Neo-Tokyo 3, während die Soldaten weiterhin das Gelände absicherten.


      Die beiden fuhren jetzt schon eine Stunde durch die Nacht, auf der Autobahn Richtung Neo-Tokyo 3. Hier fiel Misato's rasanter Fahrstil nicht so auf, zumal sie freie Fahrt hatten. So war es auch schon nach dem letzten Angriff des Engels gewesen. Viele Fahrzeuge verließen die Stadt aber kaum jemand wollte hinein.

      Das einzige Licht im Auto kam vom Amaturenbrett und von den zahlreichen Fahrzeugen auf der Gegenfahrbahn, ansonsten war alles dunkel. Fox saß die ganze Zeit still da, er hatte die Hände in den Schoß gelegt und beobachtete gelangweilt die vorbeiziehende Landschaft.

      In Misato weckte diese anhaltende Stille derweil ein komisches Gefühl, sie wollte unbedingt mit ihm ins Gespräch kommen.

      "Mir war noch gar nicht aufgefallen das du unsere Sprache sprichst."

      Fox wurde aus dem Leerlauf in seinem Geist geweckt. Er blickte zu Misato hinüber. In seiner schwarzen Kleidung war das einzig deutlich Sichtbare an ihm das Weiß in seinen Augen, der Rest ging fast gänzlich in der Finsternis unter. Sie beobachtete ihn in den Augenwinkeln, ohne jedoch die Straße vor ihr außer Acht zu lassen.

      Fox dachte kurz über ihren Satz nach, es brachte ihn innerlich zum Lachen.
      ["Ich spreche ihre Sprache" - Hört sich ja fast an, als wäre ich ein Alien.]

      "Die GDI dachten, dass es vorteilhaft wäre, wenn ich mich ohne Übersetzer zurecht finden kann."

      Was nun? In Misato wuchs die Unruhe, sie hatte gefragt, er hatte geantwortet, ENDE. Fox sah nun geradeaus auf die Fahrbahn vor ihnen.

      Wieder herrschte kurz Stille, als diese plötzlich von Fox's Stimme durchbrochen wurde.

      "Wie geht es ihm?"

      Misato bekam einen kleinen Schreck.

      "Wem?" fragte sie.

      "Dem anderen Piloten meine ich." antwortete ihr Beifahrer, ohne zu ihr herüberzusehen.

      "Es geht ihm gut, er wurde nicht verletzt und die beiden anderen auch nicht."

      Fox sah Misato wieder an.
      "Werden sie ihn für die Befehlsverweigerung bestrafen?"

      Misato dachte kurz an die letzten Stunden zurück, daran wie sie nach dem Kampf mit Shinji geredet hatte, wie sie wütend wurde und ihn angeschrien hatte.
      "Ich habe ihn zur Rede gestellt, aber für Bestrafung bin nicht ich zuständig, sondern der Kommandant"

      Fox wandte sich wieder dem Fenster zu. "IKARI" murmelte er böse.

      Draußen huschte kurz ein Schild mit der japanischen Aufschrift "Neo-Tokyo 3 50 Miles" vorbei.

      (Anmerkung des Autors: haben die in Japan eigentlich das metrische System oder benutzen die Meilen??)

      Fox blickte weiter nach draußen, er dachte an die Schmerzensschreie des anderen Piloten zurück, als er die Tentakeln des Engels gepackt hatte.

      "Gehen sie mit ihm nicht zu hart ins Gericht, er wollte nur seine Pflicht erfüllen. Schließlich ist das doch immer so, im Krieg meine ich."

      "Glaubst du, dass das hier ein Krieg ist?" fragte Misato nachdenklich.

      "Dies IST ein Krieg ....... und wir sind SOLDATEN!!!"
      sagte Fox laut, er betonte jedes Wort außerordentlich sorgsam und fuhr fort:
      "Und wenn der Krieg morgen vorbei sein könnte, wenn ich mein Leben dafür gebe, dann würde ich das auch ohne zu zögern tun."

      Misato nickte:
      "Das habe ich gemerkt. Die GDI haben dir wohl eine gute Ausbildung mitgegeben. Was, Joe?"

      Fox blickte seine Fahrerin erstaunt an. Hatte sie ihn eben zum ersten mal bei seinem Vornamen genannt?
      "Ich bitte sie Captain, nennen sie mich Fox, das tun alle."
      Misato lächelte.
      "Gut, aber nenn´ du mich dann Misato und nicht Captain."

      "Aber gerne doch!"

      Die beiden redeten noch eine Weile über Verschiedenes, dann waren sie auch schon bei dem Block in dem Fox wohnte.




      Der blaue Wagen bog in die Straße ein. Plötzlich stieg Misato voll auf die Bremse, die beiden wurden aus den Sitzen gehoben. Wäre Fox nicht angeschnallt gewesen, er wäre geradewegs durch die Scheibe gedonnert.

      "Da sind wir"

      Fox löste den Sicherheitsgurt, öffnete die Tür und stieg aus. Dann drehte er sich zum Auto um, legte den linken Arm aufs Autodach, den Rechten auf die Tür und bückte sich zu Misato in den Wagen.

      "Danke fürs Mitnehmen."

      "Vergiss nicht, ich hole dich morgen um zehn hier für die medizinischen
      Check-up´s im Hauptquartier ab."

      Fox zwinkerte ihr kurz zu.
      "Geht klar, Captain."

      Fox schloss die Tür und Misato brauste augenblicklich wieder davon.

      Er sah ihr nach. Erst als er von einem Fahrzeug auf der anderen Straßenseite geblendet wurde löste er seinen Blick von Rückleuchten des blauen Renaults.

      Er wohnte einige Blocks näher am Stadtzentrum als Misato, das hatte er beim Gespräch während der Fahrt erfahren.
      Er sah sich um, in der Straße in der er von jetzt an wohnen sollte. Rings um ihn herum standen die für Neo-Tokyo typischen, modernen Wohnblöcke, die noch fast wie Neubauten aussahen.
      Die Stadt war zwar am Reißbrett entworfen worden, aber trotzdem bekam er ein Gefühl von Enge, als er über die weißen Beton-Fassaden blickte.
      Ihn begann zu frösteln, es war nicht kühl, ganz im Gegenteil. Trotzdem jagte ihm dieses Straßenbild ein kaltes Gefühl ins Rückrat.
      Die Straße war einigermaßen belebt. Rings um ihn herum liefen Leute, die wohl erst vor kurzem aus den Bunkern gestiegen waren und jetzt noch ihre täglichen Erledigungen machen wollten.
      Aber er bemerkte sie gar nicht. Er ließ seinen Blick immer und immer wieder über die immer gleichen Mauern schweifen. Hier sah einfach alles gleich aus!

      Er schüttelte wild den Kopf um diese Gedanken aus seinem Kopf zu vertreiben.
      Nun kam wieder der paranoide GDI-Major in ihm durch. Wieder ließ er den Blick schweifen, dieses Mal aber mit einem bestimmten Ziel.
      [Wo sitzen sie denn?]
      Er durchforstete die Umgebung systematisch nach geeigneten Punkten, von denen aus man ihn beobachten könnte.

      Er entdeckte von dort unten einige gute Positionen auf den Dächern, an denen aber niemand auf Posten war.
      [Sie sind wohl nicht da.......noch nicht.]

      Er wandte sich nun dem Gebäude hinter ihm zu. Er blickte an der Fassade hoch, obwohl er genau wusste, dass es völlig überflüssig war, da ja alle Häuser in dieser Straße völlig gleich aussahen.

      [Na ob ich mich da mal nicht verlaufe, wenn ich mal besoffen nach Hause schwanke] dachte er sich. Ein leichtes Schmunzeln umspielte seine Lippen.

      Er betrat nun das Haus, nur wenige Meter hinter dem Eingang befand sich der Aufzug. Fox trat ein und drückte auf den Knopf für das unterste Stockwerk.

      Die Türen schlossen sich, der Fahrstuhl ruckte und bewegte sich nach unten, hielt aber schnell wieder an und schon öffneten sich die Türen erneut.

      Jenseits der Fahrstuhltüren lag ein kurzer, etwa drei Meter langer Gang. Die Wände waren weiß gestrichen, aber in dem schwachen Licht einer einsamen kleinen Glühbirne wirkte alles grau.
      Am Ende des Ganges lag eine schwere Metalltür. Er machte einen Schritt aus dem Fahrstuhl heraus, jetzt sah er zu seiner Rechten, die Treppe die hinauf führte. Von oben konnte man Motorengeräusche hören, diese Wohnung lag noch unterhalb der Tiefgarage des Hauses.

      Fox widmete seine Aufmerksamkeit wieder der grauen Metalltür, er ging darauf zu und erkannte ein kleines Schild mit weißer Schrift auf grünem Grund. "Zutritt verboten! Reinigungsmittellager"
      Er ignorierte das Schild jedoch und holte nun den Schlüssel aus seiner Hosentasche.
      Eigentlich waren Schlüssel für Wohnungen ja veraltet, statt dessen benutzte man nun diese praktischen ID-Cards. Ihm waren aber die guten alten Schlüssel lieber, allein schon deswegen weil ihm das Schlösserknacken so großen Spaß machte.

      Er schloss die Tür auf und öffnete sie. Das schwache Licht aus dem Gang wurde von der Dunkelheit im Raum schon nach wenigen Metern geschluckt.
      Fox griff instinktiv nach rechts und suchte einen Lichtschalter. In Hammerfest waren alle Lichtschalter rechts vom Eingang, in 1,5 Meter Höhe gewesen. Auch hier musste er nicht lange suchen, sondern fand gleich einen Schalter. Das Licht ging an und erhellte nun einen großen Raum der mit weißen Tapeten bekleidet war.
      [Besser als ein Schützengraben] war sein gedanklicher Versuch, seiner neuen Bleibe eine positive Seite abzugewinnen.
      In der Mitte des Raumes standen ein Stuhl und ein Tisch und rechts vom Eingang hing ein Telefon an der Wand, das war´s dann auch schon. Fox schloss die Tür hinter sich. Erst jetzt bemerkte er den leichten, chemischen Geruch der das ganze Zimmer erfüllte. Es war wohl wirklich noch vor kurzem ein Reinigungsmittellager gewesen aber irgendjemand hatte sich große Mühe gegeben den Geruch zu entfernen.

      Fox sah sich noch einmal im Raum um, auch wenn es nicht viel zu sehen gab. An der rechten Wand war ein Durchgang in ein anderes Zimmer, das sich als die Küche herausstellte. Hier herrschte nicht ein solch spartanischer Einrichtungsstil wie im Raum zuvor. Ein modern gefliester Boden, Schränke, in denen Besteck, Töpfe, Teller und Pfannen bereits vorhanden waren. Ein Herd, eine Spüle eine Mikrowelle, ein Kühlschrank, der zu Fox's Leidwesen leer war. Auch hier war alles schneeweiß.
      Er ging wieder zurück in den vorigen Raum. Am anderen Ende des Zimmers ging ein Gang nach hinten, darin fanden sich vier Türen. Auf der einen Seite waren zwei Türen, die eine führte in eine kleine Abstellkammer, die andere führte in ein schönes, natürlich wieder weißes Bad.
      Auf der anderen Seite war nur eine Tür, sie führte in ein mittelgroßes aber völlig leeres Zimmer. Das letzte Zimmer war ein geräumiges Schlafzimmer. Auch hier war die Einrichtung aber wieder bescheiden. Ein Doppelbett, daneben eine Komode mit einem Wecker darauf und ein Holzschrank komplettierten die Grundausstattung dieser Wohnung.
      Fox ging wieder zurück zum Ausgangspunkt seiner Besichtigung, ins Wohnzimmer.
      Unwillkürlich erinnerte er sich an die Worte des Oberkommandanten auf dem Tonband im Flugzeug: "Du bekommst eine Kellerwohnung, du kennst ja die Gründe warum sowas vorteilhaft ist."
      Er wusste wirklich warum soetwas Vorteile mit sich brachte. Seine Gedankengänge schweiften nun mehr und mehr an jenen Tag vor vier Jahren zurück, als er Vorlesung an der GDI-Offiziersakademie gehalten hatte.
      §Flashback§

      "Wohnungen unter der Erde haben für gewöhnlich eine Vielzahl von nicht von der Hand zu weisenden Vorteilen.
      Erstens: Wärmebildkameras von außen sind vollkommen nutzlos.
      Zweitens: Wie schon bei den Wärmebildkameras ist auch jede andere Überwachung von außerhalb des Gebäudes so gut wie unmöglich.
      Drittens: Der Gegner kann einen nur vom Stockwerk über einem aus überwachen, das heißt, wenn er uns hinterher schnüffeln will, muss er sich schon mal ziemlich in unsere Nähe wagen und das machen nur die wenigsten.
      Wo Licht ist, gibt es aber auch Schatten und natürlich sind auch die Kellerwohnungen nicht ohne Nachteile.
      Das größte Handicap einer solchen Basis ist wohl, dass diese Wohnungen für gewöhnlich nur einen Ausgang haben. Steht der Gegner also mit einem S.W.A.T.-Team vor der Tür sitzt man für gewöhnlich in der Falle."

      Ein junger Mann in schwarzer Offiziersuniform des Nachrichtendienstes hob die Hand.

      "Wenn ich in einem Hochhaus sitze und es um mich herum überall 200 Meter in die Tiefe geht, habe ich aber genau so wenig einen Ausweg. Ich meine, was soll man tun? Aus dem Fenster springen und hoffen, dass einem Flügel wachsen."

      Die Anderen lachten kurz.

      Fox grinste.
      "Sie werden mir das jetzt wohl wahrscheinlich nicht glauben aber genau das hat mir schon öfter das Leben gerettet."

      Den Männern verging das Lachen.

      "Also nun meine Herren, lassen sie mich fortfahren..........."

      §Flashback Ende§

      Plötzlich bemerkte Fox, dass er seit geschlagenen fünf Minuten mitten im Zimmer stand und einfach nur ins Leere starrte während er in Erinnerungen an frühere Zeiten versank.
      Er schlug sich selbst mit der Hand gegen den Kopf um sich wieder anständig konzentrieren zu können.

      Er zog ein kleines, rundes Gerät aus der Hosentasche. Auf seiner schwarzen Oberfläche war nur ein grüner Knopf zu erkennen.
      "Dann tu mal deine Arbeit" sprach Fox zu dem Gerät, als er es in den Händen hielt und auf den Knopf drückte.
      Ein kurzer Piep-Ton war zu hören................. ein paar Sekunden später wieder ein Piepen.....wieder Stille.......wieder ein Piepen. Fox ging durch die ganze Wohnung. Als er in die Küche kam wurde das Piepen immer schneller, während er auf die Haushaltsgeräte zu ging. Er zog die verschiedenen Stecker aus den Steckdosen und der Piepton kam wieder im selben, langen Zeitabstand wie zuvor.
      Er steckte alles wieder an und filzte noch den Rest der Wohnung.
      Eigentlich hatte er dieses Gerät ja im Entry-Plug gehabt, um dort Wanzen und Überwachungskameras aufzuspüren. Aber nun wurde es hier benötigt, da der eigentliche Sensor ja mit dem Rest von seinem Zeug im Flugzeug wieder zurück nach Hammerfest geflogen war.

      Er lief die komplette Wohnung mit Ausnahme der Küche noch zweimal komplett ab.
      "OK, die Wohnung ist sauber." sagte er zu sich selbst. Jetzt konnte er sich ja sicher sein, dass ihm niemand bei seinen Selbstgesprächen belauschte.

      Er wandte sich nun dem Telefon zu, nahm den Hörer ab und hielt ihn ans Ohr.
      Fox benötigte kein Gerät um sofort zu hören, dass die Leitung angezapft wurde.
      Er legte wieder auf und schob auch den kleinen Sensor wieder in die Hosentasche zurück..
      "OK, Telefon nicht sauber."

      Wieder musterte er das große Wohnzimmer. Die Tapete war zwar mit Sicherheit besser als nackter Beton, dennoch lies sie den Raum kalt und unfreundlich wirken.

      Nun sah er sich selbst an. - Winterkleidung! Winterstiefel, Rollkragenpullover, dicke Socken.
      Und seine ganze andere Kleidung die noch nachgeliefert werden sollte war genau vom selben Schlag, er hatte ja die letzten drei Jahre ausschließlich in Norwegen gelebt und da hat man ja bekanntlich keine Verwendung für Hawaii-Hemden und Sandalen.
      Hier war er aber in Japan, in einem Land des ewigen Sommers.
      Fox hatte nur zwei Optionen. Entweder die alten Klamotten behalten und schwitzen - was keine echte Option war, da er das Schwitzen wie die Pest hasste.
      ODER: er marschierte los und kleidete sich neu ein.
      Da ihn die Aussicht auf tägliches Schwitzen nicht sonderlich erfreute entschied er sich ohne großes Überlegen für Möglichkeit Numero zwei.
      Er sah auf die Uhr, so spät war es noch nicht. Wäsche kaufen war für ihn eine wahrgewordene Hölle, deshalb entschied er dafür es gleich jetzt hinter sich zubringen, damit er später seine Ruhe haben konnte.

      Er verlies die Wohnung, sperrte ab und riss sich anschließend noch ein kleines Büschel Haare aus.
      Er klebte jeweils ein Haar an jede Seite der Tür, damit er auch wusste, ob sich während seiner Abwesenheit jemand an der Bude zu schaffen machte.

      Er stieg wieder in den Fahrstuhl, der immer noch so da stand, wie er ihn kurz zuvor verlassen hatte und fuhr nach oben.

      Er ging nach draußen, es war in der Zwischenzeit noch dunkler geworden und das Licht der Straßenlampen erschien ihm nun noch schwächer als zuvor.
      Auf dem Gehsteg waren immer noch viele Menschen unterwegs.
      Auf der Stelle fiel ihm die schwarze Mercedes-Limousine an der anderen Straßenseite auf, die vorher noch nicht dort gestanden hatte.
      Fox widmete sich jedoch nicht weiter dem Auto, sondern blickte zum Horizont. Dort zeichneten sich die Silouetten von großen Hochhäusern ab, demnach lag dort wohl das Stadtzentrum. Er erinnerte sich, dass Captain Katsuragi in die entgegengesetzte Richtung von den Hochhäusern weitergefahren war. Sie lebte weiter vom Zentrum entfernt als er. Er war sich nun wirklich sicher, dass dort die Stadtmitte zu finden war.

      Er begann zu gehen, schon nach wenigen Schritten hörte er leise, wie auf der anderen Straßenseite zwei Autotüren aufgingen und wieder zugeworfen wurden.
      Fox ging unbekümmert weiter Richtung Zentrum und lauschte dabei.

      Für jeden anderen Menschen wären die Schritte der beiden Menschen einfach in der Menge untergegangen, er hörte sie jedoch genau heraus. Er konnte hören wie sie die Straße überquerten und ihm in einiger Entfernung auf dem Gehsteg folgten.

      Unauffällig verlies er die belebteren Straßen, die großen Menschenfluten teilten sich und lösten sich nach und nach auf, je weiter er sich auf abgelegenen Pfaden bewegte.
      Nun konnte er ihre Schritte besser hören, es waren zwei Männer, der eine musste etwa 1,75 Meter groß 60 Kilogramm schwer sein, der andere hatte 1,85 Meter bei 100 Kilogramm und er hatte noch ein leichtes Schlurfen in seinem Schritt.
      Mittlerweile waren Fox und seine beiden Verfolger in einer kleinen Nebenstraße angekommen.
      Neo-Tokyo 3 war zwar am Reißbrett entworfen worden, dennoch fanden sich auch in dieser vollkommen durchplanten Stadt solche kleinen, versteckten und verwinkelten Flecken wie der in dem sie jetzt waren. Die Beleuchtung war noch lausiger als vor Fox's Wohnung und diese halben Neubauten sahen für ihr geringes Alter schon ziemlich heruntergekommen aus.
      Die ursprünglich weiße Farbe der Häuser war zu einem dreckigen Grau degeneriert, aus welchen Gründen auch immer.
      Auf der großen Straße vor seinem Haus war der gesamte Gehsteig noch beleuchtet gewesen, aber an diesem Ort, wohl der „Slum“ von Neo-Tokyo 3 waren die Dunkelstreifen wesentlich größer als die Bereiche, die von den Straßenlampen erhellt wurden.
      Müll! Eine echte Seltenheit in dieser Stadt, überall in den besseren Vierteln, die er auf seinem Weg durch die Stadt gesehen hatte, waren Verbotsschilder aufgestellt gewesen, die besagten, dass man keinen Abfall auf die Straße werfen dürfe. Diese Verbotsschilder hingen hier zwar auch herum, aber nicht in so großer Anzahl und ganz offensichtlich kümmerte sich hier niemand darum. Mit dem rechten Fuß kickte er einen Papp-Becher aus irgend einem Schnellimbiss weg. Überquellende Müllcontainer standen in den dunklen Ecken zwischen den Häusern. Kleinerer Unrat lag auch auf der Straße, das meiste davon war Papier oder irgendwelche Plastiktüten oder Getränkedosen.
      Als Fox mit den beiden Männern unmittelbar hinter ihm durch diese moderne Gosse ging hatte er plötzlich das Gefühl, das alles schon erlebt zu haben, ein Deja-vu. [Wo hab ich sowas schon erlebt] Natürlich wusste er, dass ein Deja-vu nichts anderes ist als eine verzerrte Erinnerung an ein ähnliches Erlebnis. Plötzlich viel es ihm wie Schuppen aus den Haaren. Moskau!!! Jetzt konnte er sich wieder genau erinnern. Als er während der Mission Marry X-Mas den Kreml auskundschaften sollte war er zwei Polizisten aufgefallen, die sich dann an seine Fersen hefteten. Beim Gedanken an diese frühere Mission begann er unterbewusst zu lächeln. Damals hatte er seine Verfolger auch in eine Nebenstraße gelockt – direkt in die Arme seiner kampfbereiten Kameraden, die ihm die beiden Schupos mit zwei Schüssen aus einem Scharftschützengewehr vom Hals schafften.
      [Mein Gott, 8 Jahre ist das schon wieder her.]
      Seine Gedanken glitten zurück zu seiner gegewärtigen Situation. Wieder wurde er beschattet, aber diesesmal hatte er keine einsatzbereite Kampfgruppe zu seinem Schutz vor Ort. Er war ganz allein in Japan. Na ja, eigentlich nicht wirklich. Da waren ja die Vertreter des diplomatischen Corps der GDI bei der UN, aber die zählten natürlich nicht. Die nächsten GDI Truppen waren wohl das 5. Bombergeschwader und das 12. und 14. Artilleriecorps in der New Edwards Basis in den Bergen von Kambodscha. Keine wirklich sinnvolle Verstärkung. Ein Marschflugkörper der Bomber oder eine schwere Artilleriegranate hätten wohl eher den ganzen Block pulverisiert als sein Problem effizient zu lösen.
      Erst jetzt fiel ihm auf, dass er und die beiden Leute hinter ihm schon länger die einzigen Menschen auf der Straße waren, immernoch in diesem schäbigen Viertel. Die nächste Ecke war perfekt, denn sie war absolut unbeleuchtet.
      Nun war es Zeit zum zuschlagen - für Fox!

      Er näherte sich der Häuserecke, wenige Meter davor begann er aus heiterem Himmel loszulaufen und sprintete um die Ecke. Die beiden Männer liefen ihm auf der Stelle hinterher. Sie rannten um die Ecke und........... standen Fox nun direkt gegenüber.

      "Guten Abend meine Herren, kann ich ihnen bei irgendetwas behilflich sein?"

      Fox's Gesicht war steif und emotionslos als er mit den beiden Männern redete. Er hatte die Arme hinter dem Rücken verschränkt. Ihm gegenüber standen zwei NERV-Agenten in ihrer üblichen Kleidung: Schwarze Lackschuhe, schwarze Hose, schwarze Krawatte, weißes Hemd, darüber ein schwarzes Jackett und eine schwarze Sonnenbrille.

      [und ich dachte, wir GDI wären neben Crack-Dealern und Mafiosi die Einzigen, die nachts Sonnenbrillen tragen.]

      Die beiden Männer zögerten, sie sahen sich nervös an, dann begann der Kleinere zu sprechen.

      ".......Äh nein, wir waren nur auf der Suche nach der nächsten Bankfiliale."

      Fox lachte kurz, dann verdunkelte sich seine Miene jedoch schlagartig.

      "Bitte sparen sie sich die Mätzchen, sie wissen, warum sie hier sind und ich weiß es auch."

      Keine Reaktion.

      "Nur damit sie sich dessen bewusst sind: ich komme mit dieser Beschattungs-Nummer gar nicht klar! Also lassen sie die Spielchen gefälligst bleiben."

      "Diese Maßnahmen geschehen nur zu ihrem eigenen Schutz!" erwiderte der Größere.

      "Ich kann mich sehr gut selbst verteidigen! Wenn sie es mir nicht glauben, werde ich das sehr gerne beweisen in dem ich euch zwei Pissnelken unangespitzt in den Bode ramme!"

      "Wir sind nicht an einer Konfrontation interessiert."

      Fox ging nahe an den Größeren heran, sie waren fast gleich groß. Nun standen sie sich wahrlich Aug in Aug gegenüber, keiner von beiden zeigte eine Regung, sie starrten einander nur an.

      Fox sprach leise weiter. Seine Stimme war mehr ein leises Fauchen, als ein Flüstern, so sehr konnte man den Hass in seiner Stimme heraushören.

      "Dann rate ich euch NERV-Wichsern jetzt den Schwanz einzuziehen und euch zu verpissen."

      Von seinem Gegenüber kam keine Reaktion, sie standen nur da und starrten sich an.

      Lange Sekunden vergingen, dann wechselte Fox's Gesichtsausdruck. Er zog die Augenbrauen nach oben und begann zu lächeln.
      Plötzlich lehnte er sich nach hinten und schoss mit dem Kopf wieder nach vorne.
      Er rammte seinen Schädel dem großen NERV-Agenten direkt ins Gesicht. Dieser taumelte benommen zurück.

      Der Kleinere wollte ihn am rechten Arm packen, doch Fox riss den Arm in den Höhe und verpasste ihm augenblicklich mit der Linken einen Kinnhaken. Sein Gegner fiel gegen die Hauswand zu seiner linken.

      Der Große hatte sich derweil wieder vom ersten Schlag erholt und kam nun auf Fox zugestürmt.
      Dieser wich dem Schlag des Agenten nach unten aus und schlug ihm mit der rechten Faust in den Magen.
      Der NERV-Agent taumelte wieder zurück, er hielt sich den Bauch. Sein Gesicht war auf einmal ganz Rot und aufgequollen. Er ging in die Knie, immernoch hielt er sich den Bauch. Er musste sich übergeben, dann sackte er nach vorne, in sein eigenes Erbrochenes.

      Fox sah ihm dabei amüsiert zu, er sah auf ihn herab, er sah zu wie dieser Brocken von einem Mann da lag und sich vor Schmerzen in seiner eigenen Kotze wälzte. Dann erinnerte er sich an den Kollegen seines Opfers.

      Dieser hatte sich wieder aufgerappelt und wollte ihn erneut angreifen. Fox wich wie zuvor beim Anderen nach unten aus, dieses Mal stützte er sich mit den Händen auf dem kalten Boden ab und holte seinen Gegner mit dem ausgestreckten, rechten Bein von den Füßen.

      Der Agent fiel auf den Rücken, ehe er reagieren konnte, fiel von oben ein Schatten auf ihn herab. Es war Fox, der über ihm stand und sofort anfing auf ihn einzutreten.
      Immer und immer wieder trat er zu, vor allem auf den Kopf. Es war ihre eigene Schuld, er hatte sie gebeten zu gehen, sie hatten sich geweigert und nun bezahlten sie dafür.
      Der am Boden Liegende hielt sich die Arme als Schutz über den Kopf aber es half nichts, ohne unterlass donnerte die Schuhspitze gegen seinen Schädel.

      Mit einem Mal hörten die Schläge jedoch auf. Der Agent wagte es nicht, die Arme von seinem Kopf wegzunehmen.
      Fox stand über ihm, er atmete schwer und blickte auf den Agenten herab. Er bückte sich zu ihm hinunter, packte ihn am Kragen und hob ihn in die Luft, sodass seine Füße den Boden nicht mehr berührten.

      "Ich will, dass ihr dem Kommandanten eine Botschaft von mir überbringt" Fox holte tief Luft. "Wenn ich das nächste mal einen von eurem Verein erwische, wie er mir hinterher schnüffelt........bringe ich ihn um."

      Fox schlug ihm mit der freien Hand in die Magengrube und lies ihn dann wie einen nassen Sack zu Boden fallen.

      Er drehte sich um und ging seines Weges. Zurückblieben die beiden NERV-Agenten auf dem kalten Boden, der eine lag noch immer in einer Lache von Erbrochenem und hielt sich den Bauch. Der Andere war bewusstlos geworden, er blutete aus zahlreichen Wunden am Kopf und aus der Nase.

      Vier Stunden später:
      Es war eine ausgedehnte Tour ins belebte Zentrum von Neo Tokyo gewesen. Fox hatte sich mit dem Klima angemessenen Klamotten eingedeckt, natürlich alles in schwarz und gleichzeitig in einem Einrichtungshaus neue Möbel und Dekoration für sein neues Heim bestellt.

      Er schloss die Tür auf, alle drei Haare waren noch ganz gewesen, also hatten sie seine vier Wände in Ruhe gelassen.
      Die drei Tüten, vollbepackt mit Kleidung stellte er in eine Ecke des Wohnzimmers.
      Aus einer der Tüten kramte er eine kleine Überraschung, ein kleines Nebelhorn.
      (Anmerkung des Autors: Ihr kennt doch sicher diese Tröten, in Form einer Spraydose, die die Fans immer im Fußballstadion dabei haben?)

      Er ging damit ans Telefon und flüsterte leise etwas hinein, sehr leise. Er hatte früher schon selbst an Observationen teilgenommen und wusste, dass der Kerl der ihn Überwachte, jetzt sicherlich die Lautstärke seines Kopfhörers lauter stellen würde.
      Er flüsterte noch ein wenig, hielt dann die Tröte ans Telefon und drückte auf den Knopf.

      DRRRRÖÖÖÖÖÖÖÖÖÖÖÖÖÖHHHHNNNNNN.

      Dann legte er auf. Er begann laut und irre zu lachen. Wenn der Typ am anderen Ende die Lautstärke nur um 20% erhöht hatte, war ihm gerade das Trommelfell geplatzt.

      "Muhahahahahahahahahahaha"

      Jetzt erst war er richtig zufrieden mit diesem Tag. Er zog sich aus, ging ins Schlafzimmer, stellte den Wecker auf 9 Uhr und legte sich schlafen.

      Kapitel 3 Ende.


      Kapitel 4: Doktorspielchen

      Im NERV-HQ:
      Misato hatte Fox am Morgen wie versprochen abgeholt und ihn dann ins NERV-Hauptquartier geführt. Er hatte sich auf seinem Weg dorthin alles genau angesehen, das letzte mal, als er mit NERV zu tun gehabt hatte, war hier alles noch zugeschüttet gewesen.

      Und nun war er hier, in einem Untersuchungszimmer und wurde von Kopf bis Fuß durchgecheckt - seit geschlagenen vier Stunden!
      Jeden Käse hatten sie von ihm verlangt. Blutproben, Haarproben, Stuhlproben, Hautproben...., Computertomographien, usw.

      Er saß gerade auf dem Fahrrad, verschiedene Sensoren waren an seinen Körper angeschlossen.
      Der Raum war ganz und gar weiß getüncht, weiße Wände, weiße Decke, weiße Einrichtung.
      Um ihn herum standen einige Ärzte, die sich irgendwelche Notizen machten, oder die Ergebnisse der Sensoren ablasen.
      Misato war schon kurz nachdem die Tests begonnen hatten verschwunden, wahrscheinlich beobachteten sie und diese Doktor Akagi ihn gerade. Fox musterte den Raum. Nirgends waren Kameras zu entdecken. Also saßen sie wohl hinter dem großen Spiegel zu seiner Rechten.
      Er wurde aus seinen Gedanken geholt, eine Schweißperle lief ihm quer über das Gesicht. [Aaarghhh Schwitzen!!] das hasste er wirklich wie die Pest. Es war nicht die Anstrengung, nein, das Pedale treten war kein Problem, aber die Temperatur in diesem Zimmer war für ihn unerträglich hoch, obwohl er außer seinen Shorts nichts mehr anhatte.


      Misato war schon kurz nachdem die Tests begonnen hatten verschwunden, wahrscheinlich beobachteten sie ihn gerade. Im Zimmer sind keine Kameras zu entdecken, also sitzen sie wohl im Nebenzimmer hinter dem großen Spiegel zu seiner rechten. Nackter Oberkörper, Shorts.

      In einem Nebenraum:
      Misato stand mit verschränkten Armen vor dem getarnten Spiegel und beobachtete Fox wie er die Tests über sich ergehen lies.
      "Seine Kondition ist erstaunlich!"

      Ritsuko saß weiter rechts an einem Computer und begutachtete die Ergebnisse.

      "Das erklärt aber nicht, warum er in seinem Alter die EVA steuern kann."

      "Frag ihn doch!"

      Ritsuko rutschte mit dem Stuhl zurück und blickte zu Misato hinüber. "Vielleicht sollten wir genau das tun."

      "Hä?"

      Dr. Akagi stand auf und ging ins Nebenzimmer, Misato folgte ihr mit immernoch verschränkten Armen.

      Fox war noch immer am radeln.

      "Ah meine Damen! Schön dass sie sich wieder zu uns gesellen."

      Ritsuko stellte sich neben den Doktor, der bisher die Tests überwacht hatte.
      "Gut, das dürfte reichen. Der physische Teil der Tests ist abgeschlossen, wir können jetzt den Rest erledigen."

      Fox hörte zu Treten auf.

      "Willst du was zu trinken?" fragte Misato, die sich neben die Eingangstür gelehnt hatte.

      "Ja, einen Kaffee, wenn es nichts ausmacht. Viel Milch, viel Zucker."

      "Gut." Misato gab einem Assistenten ein Handzeichen, dieser setzte sich sofort in Bewegung und verließ den Raum.

      "Bitte setzen sie sich." Der männliche Doktor zeigte auf einen metallenen Stuhl an dem zahlreiche Elektroden hingen.

      Fox setzte sich ohne Umschweife.
      [einen netten Lügendetektor habt ihr da]

      "Entspannen sie sich, wir werden jetzt nochmal ihre Herzfrequenz im Ruhezustand überwachen, währenddessen werden wir ihnen noch ein paar kleine Standartfragen für das Protokoll stellen, dadurch sparen wir etwas Zeit und werden früher fertig."

      "Schön schön." antwortete Fox in freundlichem Ton, während seine Gedanken eine wesentlich unfreundlichere Tonart anschlugen.
      [verarschen kann ich mich selber]

      Assistenten schlossen ihn an die Elektroden an.

      Der Doktor setzte sich Fox gegenüber auf einen weißen Holzstuhl, links neben ihm stand ein kleiner Tisch.

      "Also fangen wir an. Ihr Name?"

      "Fox, Joe"

      "Wo sind sie geboren?"

      "In Alba City."

      "Staatsangehörigkeit?"

      "Kanadisch"

      "Blutgruppe?"

      "0-0-negativ"

      Ritsuko hatte sich unterdessen hinter Fox gestellt und tastete die Knochen in seinem Genick ab.
      Dieser durchlebte gleichzeitig Angstzustände.
      [Scheeeeiiiißeeee!!]
      Würde sie jetzt auf die falsche Stelle drücken und das Neuro-Uplink auslösen. Nicht auszudenken. Er würde bis über beide Ohren in der Scheiße stecken.
      [Bleib ruhig! BLEIB RUHIG!! Du hast dich schon aus viel schlimmeren Situationen wieder herauslabern können] Beim genauen Überlegen musste Fox jedoch feststellen, dass seine Situation noch nie so aussichtslos gewesen war.
      Er durfte sich aber nichts anmerken lassen.

      "Hey Doc, wenn sie fertig sind, darf ich dann sie abtasten?"

      "Eher nicht. Was hat es mit der Metallschlaufe in deinem Rücken auf sich." fragte Ritsuko.

      "Steht das nicht auch in meiner Akte? Als ich zwölf war, hat es mich beim Fahrradfahren übel geschmissen. Ich hab mir den 5. Halswirbel angebrochen und damit da nicht verrutschen kann und mir vielleicht einen Nerv abquetscht haben die mir diese Schlaufe eingesetzt. ......... Hat man mir zumindest gesagt, ich hab noch nie was von einer solchen Schlaufe mitbekommen."

      Ritsuko nahm die Antwort kommentarlos hin und lies von Fox ab.

      Der andere Doktor nahm eine Karte vom Tisch neben ihm, auf der weißen Karte waren einige schwarze Kleckse zu sehen.
      [och nö, doch nicht dieser Käse]

      "Was sehen sie auf diesem Bild?"
      Fox sah sich die Karte lange an, er beugte sich vor und kniff die Augen zusammen.

      "Eine Frau mit kleinen Brüsten!"
      Die Frauen im Raum starrten Fox mit weit aufgerissenen Augen an.
      Auch der männliche Doktor vor ihm war völlig überrascht, er starrte die kleine Karte an und versuchte zu erkennen wo Fox da eine Frau zu sehen glaubte. Nur schwerlich konnte er den Faden wieder finden und machte weiter.

      "ähhmmm......Alter?"

      "Ich habe vor drei Wochen meinen 18 Geburtstag gefeiert."

      "Ihre Eltern?"

      "Jeffrey Fox und Linda Perrish-Fox"

      Wieder nahm der Doktor eine Karte vom Tisch.
      "Was sehen sie hier?"

      Fox antwortete wie aus der Pistole geschossen: "Einen Atompilz!"

      "Wie ist die Beziehung zu ihren Eltern?"

      "Wie bitte???"

      "Wie stehen sie zu ihren Eltern??"

      "Falls das nicht in meiner Akte steht, meine Eltern sind bei einem Autounfall ums Leben gekommen als ich fünf war, ich war damals der einzige Überlebende. Im Klartext, meine Beziehung zu meinen Eltern ist unwichtig, sie sind tot und ich bin auf der Straße und in verschiedenen Kinderheimen aufgewachsen! Beantwortet das ihre Frage?"

      "Voll und ganz. Und hier?" Wieder hielt er Fox eine Karte vor die Nase.

      "Eine Lokomotive"

      Die Tür ging auf, ein Assistent kam mit einer NERV-Tasse voll Kaffe herein und reichte sie Fox.

      "Oh danke!"

      Ritsuko las unterdessen die Ergebnisse des Lügendetektors auf einem kleinen Laptop ab, Misato stellte sich neben sie.

      "Alle Werte sind normal" flüsterte Doktor Akagi.

      "Schön zu hören" rief Fox

      Misato und Ritsuko drehten sich verwundert zu ihm um, sie hätten nie im Leben erwartet, dass er sie hören könnte.
      Wieder öffnete sich die Tür, dieses Mal kam Leutenand Ibuki herein.

      "Sempai, sie haben mich rufen lassen?"
      Ritsuko lächelte.
      "Ja genau. Ich will, dass du dir von dem neuen Piloten seine EVA erklären lässt. Ich würde es ja gerne selbst tun, aber ich werde bei den Überresten des Engels gebraucht."

      "Verstanden."

      Leutenand Ibuki stellte sich in eine Ecke, Fox sah sie über die Schulter an.
      Sie bemerkte seine Blicke und lief beim Anblick des halb nackten Mannes auf der Stelle rot an. Fox begann unterdessen sich für diese hübsche junge Frau zu interessieren. In den Aufklärungsberichten des Hauptquartiers hatte er ihr Bild noch nie gesehen, obwohl sie ein Lieutenand war, für die Verhältnisse bei NERV relativ ranghoch. Er wusste nicht genau was es war, was er in diesem Moment empfand, er fühlte, wie eine alte Erinnerung wieder an die Oberfläche kam, eine Erinnerung, die er lange, viel zu lange einfach weggeschoben hatte.

      Fox hatte die Tasse leer getrunken, er sah hinein und schloss die Augen.
      "Wundervoll!!! Wissen sie was die GDI am Morgen trinken?"
      Er öffnete die Augen wieder.
      "Eistee!! Und Mittags auch und abends.
      Die lassen sich den ganzen Tag über nur mit diesem farbstoffverseuchten Zeug volllaufen. Nur Nachts nicht, da besaufen die sich mit Bier, Wodka, Whiskey, was ihnen so alles einfällt, Hauptsache es hat Promille"

      Der Doktor ihm gegenüber nickte.
      "Sehr interessant, wo wir gerade bei den GDI sind, wie sind sie in ihr Ausbildungsprogramm gekommen."

      "Vor vier Monaten sind drei ihrer Offiziere in das Heim gekommen, in dem ich zu der Zeit gelebt habe. Sie haben gesagt, ich wäre für irgendein spezielles Programm ausgesucht worden und dass ich mit ihnen mitkommen soll."

      "Und ihre Reaktion?"

      "Ich war happy! Mir war alles Recht um aus dieser Bruchbude rauszukommen. Was die GDI-Ausbildung dann gebracht hat, können sie vor sich sehen."

      Dr. Akagi meldete sich zu Wort.
      "Und du konntest die EVA von Anfang an steuern?"

      Mit einem erstaunten Gesichtsausdruck wandte sich Fox zu ihr um.
      "Aber sicher doch, wieso sollte es denn anders sein?"

      Von Ritsuko kam keine Antwort. Fox drehte sich wieder zurück zu dem anderen Doktor.

      "Gut. Ich danke ihnen, das wäre dann alles."

      Die Assistenten nahmen ihm die Elektroden ab.

      "Sie können sich wieder anziehen."

      Fox zog sich wieder an, beobachtete Maya aber weiterhin in den Augenwinkeln. Die Assistenten, Misato, Ritsuko und der männliche Arzt verließen das Zimmer.

      "Also , Lieutenand?"

      Maya hatte die ganze Zeit zu Boden gesehen, aus Angst, dass sich ihre Blicke wieder mit denen des Mannes treffen würden. Überrascht blickte sie auf.

      "Ich... ähm.... sie sollen mir die EVA erklären." haspelte sie verlegen.

      "Fox zog sich gerade das schwarze Shirt über."

      "Ehrlich? Ich kleiner Pilot soll euch Schlaumeiern erklären, wie man mit der Eva umgeht? Kein Problem."
      Fox trat nahe zu ihr hin, direkt gegenüber, er starrte ihr direkt in die Augen, sie wurde wieder rot.
      Belustigt von ihrer Reaktion machte Fox einen Schritt zurück, er lächelte.
      "Dann führen sie mich bitte zu meiner Maschine."
      Er verbeugte sich leicht und machte eine elegante Handbewegung zur Tür hin.
      "Nach ihnen."
      Etwas irritiert ging Maya zur Tür hinaus, Fox folgte ihr, die Arme hinter dem Rücken verschränkt.

      Gemeinsam gingen sie durch die weiten Flure des NERV-HQs. Leutenand Ibuki voraus, Fox hinterher, eine Viertel Stunde lang.

      Nun standen sie in einem Fahrstuhl, die Reise ging weiter nach unten. Die Türen öffneten sich. Maya bekam einen Schreck..............draußen standen Kommandant Ikari und Professor Fuyutsuki.
      Maya trat augenblicklich zur Seite und drängte sich dicht an der Wand an den beiden vorbei.
      Fox jedoch blieb stehen. Er stand dem Kommandanten gegenüber und streckte ihm die Hand zum Gruß entgegen.

      "Sir, Joe Fox, Pilot von EVA 05 zu ihren Diensten"

      Keine Reaktion von Ikari, er sah Fox nur an, dieser starrte zurück, direkt in die Augen. Lange Sekunden vergingen, keiner rührte sich, beide standen da wie Statuen in einer eisigen Stille.

      "Gehen sie zur Seite!" sagte der Kommandant knapp.

      Fox zog die Hand zurück und trat zur Seite. Ikari und Fuyutsuki stiegen in den Fahrstuhl, die Türen schlossen sich.

      Fox und Maya sahen den Beiden nach.

      "Wie überaus unhöflich." meinte Fox.

      Maya starrte immernoch verängstigt auf den Fahrstuhl. Der Kommandant war ihr noch nie geheuer gewesen. Subkommander Fuyutsuki mochte sie eigentlich, er hatte irgendetwas väterliches in seinem Wesen, aber Ikari erschien ihr wie ein kaltes Stück Marmor.

      "Was ist? Gehen wir weiter?"

      Immernoch etwas verstört sah Maya zu Fox hinüber, der hatte die Hände in den Hosentaschen vergraben und lächelte sie an, sie nickte verzagt.

      Nach weiteren fünf Minuten in den Gängen des Hauptquartiers erreichten sie endlich den Cage von EVA 05, dort wartete bereits eine Gruppe von NERV-Mechanikern in ihren roten Overalls bei den Füßen des Evangelions.

      "Soll ich euch auch noch einweisen??"

      "Jaaa." kam die Antwort aus vielen Mündern.

      "Ah je." Fox kratze sich am Hinterkopf.

      Maya sah zum Kopf der Eva hinauf, zum ersten Mal sah sie dieses Ungetüm in echt. Der schwarze Lack glänzte im Licht der vielen Scheinwerfer ringsherum. Die Oberfläche war glatt und schnörkellos, die Maschine sah fast aus wie ein Mensch in einem Neopren-Anzug.
      An der Vorderseite des Kopfes waren drei rote Kreise zu einem Dreieck mit der Spitze nach unten angeordnet, ein Mund war nirgendwo zu erkennen.

      "Das Design ist anders als bei unseren EVAs" bemerkte Lieutenand Ibuki.

      Fox wandte sich zu ihr hin.

      "Aber sicher doch. Schließlich wurde bis auf die allernötigste Grundstruktur alles andere an meinen persönlichen Kampfstil angepasst."


      "Wirklich?"

      "Na klar. Wo soll ich nur anfangen?" Fox schaute sich im Cage um. Er gab Maya ein Handzeichen. "Kommen sie mit."

      Die Gruppe Mechaniker und Lieutenand Ibuki folgten Fox, der um den Evangelion herumging, hinter der Maschine blieben sie stehen. Fox zeigte hinauf.

      "Fällt ihnen hier hinten etwas auf?"

      "Ich sehe nichts Ungewöhnliches." meinte einer der Mechaniker.

      "Ich meine ja kein zusätzliches Bauteil, sonders das Nichtvorhandensein eines Solchen"

      Maya bemerkte dann den Unterschied, der während des Kampfes am Tag zuvor noch niemandem im Kontrollzentrum aufgefallen war.

      "Es gibt keinen Anschluss für das Umbilikal Link"

      Fox klatschte leicht in die Hände.
      „Sie habens erfasst. Weil diese EVA keine externe Energiequelle braucht. Die GDI haben einen nagelneuen Quanten-Singularitäts-Reaktor eingebaut, fragen sie mich nicht wie das Teil funktioniert, ich hab davon keinen blassen Schimmer."

      Fox ging um die EVA herum und sprach munter weiter:

      "Also gut, Ladies and Gentlemen, es folgt eine kleine Einführung in die Technologie der EVA Gefechtsmodell 05 "Ryoki""
      Er blickte an der Maschine auf und ab und suchte nach einem Punkt, an dem er mit seinen Erläuterungen anfangen konnte.

      "Dann was noch? Ah ja! Batterien werden wegen dem Reaktor natürlich auch nicht benötigt.
      Das Dumme ist nur, dass die EVA durch den Reaktor extrem schwer wurde, also haben die GDI alle inneren Trageelemente, die nicht aus organischem Material besten, aus extrem leichten, aber dennoch stabilen Endo-Stahl gebaut.


      Dadurch ist die EVA nun so leicht, dass sie sehr viel wendiger ist als die NERV-Standartmodelle.
      Was meiner Kampftaktik sehr entgegenkommt, da ich den Feind am liebsten im Hochgeschwindigkeits-Nahkampf ausschalte.

      An den Füßen sind Kompressor-Saugnäpfe angebracht, damit kann ich mich mit der EVA an Wände und sogar an Decken stellen. Die maximale Sprungweite beträgt 850 Meter vertikal nach oben, in der Horizontalen schafft die Maschine beachtliche 2650 Meter. Und zwar aus dem Stand!!

      Wie ihr ja schon gesehen habt, hat die EVA am Rücken zwei zusammenfaltbare Flügel sowie einen Strahlantrieb der ebenfalls vom Reaktor gespeist wird. Damit sind im Flugmodus Reisegeschwindigkeiten bis zu Mach 2 möglich.

      Ebenfalls am Rücken sind Lagerbehälter für jeweils zwei Handgranaten eingerichtet."

      "Handgranaten?" mischte sich ein Mechaniker ein.

      "Jaaaa, Handgranaten! Natürlich im Evangelion-Format, 150 Tonnen CX-Sprengstoff auch erhältlich als Napalm- oder Schockwellen-Ausführung.

      An den Händen sind auf beiden Seiten Flammenwerfer angebracht. Zwischen dem Mittel- und dem Ringfinger befinden sich die Auslassöffnungen. Es handelt sich dabei um einen Plasmaflammenwerfer, der mit Kühlplasma vom Reaktor versorgt wird.

      So, am Kopf hätten wir dann noch eine Reihe von speziellen Sensoren, mit denen ich mich vor Gefechtsbeginn bereits umfassend über mein.......... Opfer informieren kann.

      Links und rechts vom Kinn habe ich dann noch zwei Gattling-Geschütze. Jeweils 8 Rohre, 400 mm Kaliber, das entspricht den Geschützen eines Schlachtschiffes im 2. Weltkrieg, 6500 Schuss in der Minute. Damit kann man alles wegpusten, was nicht zufällig über ein AT-Feld verfügt.

      Die Zielerfassung erfolgt über das verbesserte Artemis IV Feuerleitsystem, ein Mehrprozesszielsystem der GDI das diverse Primär- und Sekundäraufhängungspunkte kontrolliert. Die Kommunikation wird vom Datcom 18 System, ebenfalls aus der Waffenschmiede der GDI, überwacht.

      Darüber hinaus ist ein ECM System sowie das neueste Laser-Anti-Missle-System kurz LAMS in die EVA eingebaut worden. Wozu??........ Fragen sie mich was leichteres. Aber für den Fall das mir mal eine Panzerdivison der UN im Weg steht bin ich sicher bestens gerüstet.

      Gut gut, meine Herren, soviel zur Angeberei, nun werde ich sie in die Wartungsarbeiten einführen."

      Die nächsten zwei Stunden verbrachte Fox damit den Leuten die üblichen Reparaturarbeiten zu erklären, er sagte ihnen auch, wovon sie gefälligst die Finger zu lassen hätten.
      Die Mechaniker fingen daraufhin zu werkeln an, schließlich war es noch keine 24 Stunden her, dass die EVA einen Kampf mit einem Engel bestritten hatte. Leutenand Ibuki hatte die ganze Zeit etwas abseits gestanden.

      Die Gruppe von Mechaniker um Fox löste sich auf. Fox blieb zurück, er ging nun auf Maya zu.

      "Wenn sie nichts zu tun haben Lieutenand, dann können mir ja gerne helfen"

      "Bei was?"

      "Bei einer überaus wichtigen Erledigung, folgen sie mir!"

      Die beiden stiegen in den nächsten Aufzug und fuhren nach oben, zum Kopf der EVA.

      Sie standen nebeneinander im Fahrstuhl, Fox wie immer mit den Händen hinter dem Rücken, Maya blickte zu Boden, durch den Gitterrost des Fahrstuhls konnte man sehen, wie sich der Grund des Cages immer weiter und weiter entfernte. Sie atmete tief durch in gespannter Erwartung, was das Fifth Children mit ihr vorhatte.
      "Sagen sie mir.........was macht eine so schöne und intelligente junge Frau wie sie bei einer Verlierer-Organisation wie NERV." fragte Fox plötzlich.

      Maya erschrak wieder und blickte mit großen Augen zu Fox hinüber, welcher sie herzlich anlächelte. Sie kamen oben an, links und rechts vom Kopf der EVA waren Arbeitsplattformen herangefahren worden.

      Fox verließ den Aufzug ohne Mayas Antwort abgewartet zu haben und ging auf den Kopf zu, an der rechten Seite, oberhalb der Gattling-Geschütze öffnete er eine Luke und holt einen großen Karton, sowie eine Spray-Dose heraus.

      "Was machen sie da?" fragte Maya.
      Fox aber schüttelte nur den Kopf.
      "Oh bitte, hören sie mit dem "Sie" auf, eine so schöne Frau wie sie kann mich immer mit "du" anreden, oder nennen sie mich Fox aber bitte nicht mehr "Sie" das klingt so unpersönlich."

      Maya lief wieder rot an, sie wusste nicht, was sie nun sagen sollte, wieder blickte sie zu Boden.

      ".............Fox" murmelte sie gedankenverloren.

      "Und ihr werter Name?" fragte Fox, der sich mit dem Karton und der Spraydose am Kopf der Maschine auf und ab lief.

      Maya wurde aus ihren Gedanken gerissen.

      "Maya Ibuki." antwortete sie hastig

      "Maya.......ein schöner Name. ............ Aaaaalso, deswegen sind wir hier: Moralförderung."

      "Moralförderung??"
      Fox nickte heftig.
      "Jaa, meine Moral, um genau zu sein."

      Fox legte den Karton auf den schwarzen Lack der EVA auf, es war eine Schablone, die das Gesicht des ersten Engels darstellte.
      Er schüttelte die Spraydose und sprühte über die Schablone, es war weiße Farbe, währenddessen erklärte er sein tun:
      "Du kennst doch sicher die Abschusslisten, die sich Kampfpiloten an ihre Flugzeuge sprühen, das hier ist genau das selbe, so weiß ich immer, wenn ich zu einem Einsatz starte, dass ich bereits so und so viele von den Wichsern kalt gemacht hab."

      Er war fertig, trat einige Schritte zurück und begutachtete strahlend sein Werk.

      "Wunderbar!!"

      Er verstaute seine Utensilien wieder in der Luke.

      Maya's Blick fiel derweil auf den Entry Plug, der aus dem Genick der EVA ragte, an der Seite waren fremdartige Schriftzeichen zu erkennen.

      "Eine Frage?"
      Fox wandte sich zu ihr um.
      "Ja?"
      Maya zeigte auf den Plug.
      "Was steht da?"
      Fox trat neben sie, als er erkannte, was sie meinte musste er unfreiwillig grinsen.
      "Da steht: Barukh attah adonai eloheinu melekh ha-olam, she-ha-kol nihyeh bi-d'varo"
      "Was?"
      "Barukh attah adonai eloheinu melekh ha-olam, she-ha-kol nihyeh bi-d'varo,
      das ist althebräisch für:
      Gepriesen seiest du, Herr unser Gott, Herrscher über das Universum, auf dessen Wort alle Dinge existieren"
      Fox blickte kurz zu Boden.
      "So! Gehen wir wieder runter, ich will mir ansehen, wie sich eure Mechaniker anstellen."

      Er ging los, Maya blickte ihm hinterher und folgte ihm schließlich nach.
      Sie arbeiteten noch zwei Stunden lang.
      Dann kam Misato in den Cage, Fox ging ihr entgegen.
      "Hallo Misato-san."

      "Habt ihr hier noch viel Arbeit."
      Fox schüttelte leicht den Kopf.
      "Nö, wir waren eigentlich fast fertig."
      Er brüllte nach hinten zu den Mechanikern.
      "HEY LEUTE!! BRAUCHT IHR MICH NOCH??"

      "Nein" riefen diese zurück.
      Er wandte sich wieder Misato zu.
      "Sehr gut, nun was gibt's?"

      "Ich soll dir deine NERV-ID-Card geben. Komm mit."
      Fox folgte nun Misato durch die Gänge des HQs.
      "Und? Wie lief es?" fragte Misato fröhlich.

      "Gut, eure Mechaniker taugen echt was her, zumindest weiß ich jetzt dass meine EVA in guten Händen ist. Und mit was warst du derweil beschäftigt."

      "Ich war wieder am Flughafen, die GDI haben das Zusatzequipment für EVA 05 geliefert."
      Fox erinnerte sich.
      "Ah, der Kampfstab, die PROG-Katanas und die Shotgun."

      "Ja, und deine persönlichen Sachen sind auch mit dabei."

      "Sehr schön."

      Auf einmal kam ihnen ein Mädchen mit blauen Haaren, roten Augen in einem weißen Plugsuit an ihnen vorbei.
      "Hallo Rei" grüßte Misato.
      Die Angesprochene antwortete leise
      "Hallo Captain Katsuragi"
      und ging, ihren leeren Blick auf den Boden gerichtet, an ihnen vorbei.
      Sie war nun nicht mehr zu sehen. Fox blickte den Gang hinunter, in den sie gerade gegangen war.
      "Wer war das denn?"

      "Das? Rei Ayanami, die Pilotin von EVA 00."

      Fox blieb stehen, er runzelte die Stirn.
      "Das war eine Pilotin??? Aber die ist doch noch ein halbes Kind!!!"
      Misato drehte sich zu ihm um.
      "Bis auf dich sind alle unsere Piloten 14 Jahre alt."
      Fox zeigte mit dem ausgestreckten Zeigefinger auf den Gang in dem Rei verschwunden war.
      "Also hängt das Überleben der Menschheit von so einem Haufen Pfadfinder ab, soll ich das so verstehen???"

      "Ja!" Misato antwortete als wäre es das normalste der Welt.

      Fox schüttelte nur ungläubig den Kopf, er hatte zwar die Berichte über die "Children" gelesen, wirklich geglaubt hatte er es jedoch nie.
      "Mein Gott, wir werden alle sterben...."


      Er atmete tief durch, Misato sah ihm dabei zu.
      "Wo wir gerade von Piloten sprechen, wo ist der Kollege, dem ich gestern aus der Patsche geholfen habe?"

      Misato blickte zu Boden, ihr bisher recht fröhlicher Gesichtsausdruck wurde plötzlich nachdenklich und traurig.
      ".......Ich weiß es nicht."

      "Bitte was??"

      "Er ist weggelaufen, ich weiß nicht wo er hin ist."

      Wortlos setzten die Beiden ihren Weg durch das Hauptquartier fort, es dauerte einige Minuten bis sich Misato wieder gesammelt hatte.

      "Ach übrigens, ich soll dich noch fragen, was du hier tun willst, wenn du bei uns mal nichts zu tun hast."

      "Nun ja, ich hatte gedacht, ich könnte mich an der Uni von Neo-Tokyo 3 einschreiben. Die GDI haben denen meine Papiere bereits überstellt."

      "Wirklich??"

      "Ja sicher, Geschichte, Physik, Psychologie und vielleicht noch Mathematik."

      Das wird aber kein Zuckerschlecken, Physik und Mathematik sind nicht die leichtesten Fächer.

      Fox lachte

      "Ich bin ja auch nicht blöd. Man sieht es mir vielleicht nicht an, aber ich habe einen IQ von 195."

      Misato war sprachlos.
      Ortswechsel.

      Der NERV-Sicherheitschef saß vor dem Bericht und konnte es immer noch nicht fassen. Schon drei mal hatte er alles durchgelesen. Die Verletztenberichte waren fürchterlich: Ein Offizier war taub, ein Agent lag im Krankenhaus mit einem Leberriss, gebrochener Nase und einer Quetschung des Unterleibs.
      Dem anderen Agenten war es noch viel schlimmer ergangen. Schwere Gehirnerschütterung, mehrere Platzwunden, zertrümmerte Nase, drei gebrochene Rippen und die Milz hatte man ihm entfernen müssen.
      Dieser Mann war ein regelrechtes Tier!
      Umso mehr konnte er die Entscheidung des Kommandanten nicht nachvollziehen.
      "Brechen sie die Beobachtung ab!"
      Diese Worte hallten immer wieder in seinem Kopf. Er hatte zwei seiner Leute krankenhausreif geschlagen und dafür erfüllte man dann auch noch die Forderungen dieses Wahnsinnigen."

      In diesem Moment kam Misato mit Fox im Schlepptau zur Tür herein.

      "Hallo Captain Katsuragi. Sie kommen wegen des Ausweises?"

      "Ja richtig."

      Fox hielt brav die Klappe, aber er konnte schon beim Hereinkommen die Aggressionen des Offiziers gegen ihn spüren.

      Misato überreichte ihm seine NERV-ID-Card, und erklärte ihm wie man damit umgeht.

      "Wir machen gleich weiter, ich muss dringend für kleine Mädchen." meinte Misato und verschwand zur Tür hinaus.

      Fox saß auf einem von zwei Sessel am Schreibtisch des Sicherheitschefs.

      "Aber klar doch, Misato-san."

      Jetzt waren sie allein und saßen sich direkt gegenüber, alles was sie trennte war der Schreibtisch.

      "Nun??? Wie geht es ihren Leuten?? Hat man sie gefunden bevor sie an ihrer eigenen Kotze erstickt sind??" Fox grinste.

      "Du Ratte!!" fauchte der Offizier zurück.

      "Aber aber. Wenn die meiner Aufforderung mich in Ruhe zu lassen gleich nachgekommen wären, wäre denen nichts passiert.
      Na ja, egal, ich musste mich sowieso nicht all zu sehr anstrengen. Sie sollten ihre Agenten in Zukunft besser im Nahkampf schulen, da haben die noch ziemliche Defizite."
      Der Offizier lief rot an vor Wut.

      "Nun, was hat eigentlich euer Ober-Motz Ikari dazu gesagt."
      Der Andere zögerte und antwortete dann:
      ".......... Dass wir sie liquidieren sollen."
      Fox wieherte vor lachen.
      "Hahahaha....aber klar doch....wenn es einen solchen Befehl gäbe hätte ich das Hauptquartier sicher nicht lebend betreten können und darüber hinaus............."er beugte sich zu ihm nach vorne"..........wenn die Kerle die mich kaltstellen sollen auch so mau drauf sind wie die Lahmärsche letzte Nacht, dann hab ich ja eh nichts zu befürchten."

      Fox lies sich in den Sessel zurückfallen.
      "Nein nein....vielmehr denke ich, dass ich in Zukunft meine Ruhe habe, was druchaus eine richtige Entscheidung ist."
      Wutentbrannt schoss der Offizier in die Höhe, er wollte seine Waffe aus dem Halfter unter seinem rechten Arm ziehen.
      "Ich mach dich kalt, du...."
      er wurde von Fox unterbrochen, der ihn mit zu Schlitzen verengten Augen ansah.

      "Versuchen sie's doch!!!!!!! Na los!! greifen sie nach ihrer Waffe!!! Ich schwöre ihnen, sie sind tot bevor sie den Abzug berühren."

      Sie starrten sich Böse an. Wenn Blicke hätten töten können........
      Just in diesem Moment kam Misato wieder zur Tür herein.
      Sie sah den Sicherheitschef dastehen, mit der Linken Hand an seinem Waffenhalfter.

      "Was ist denn hier los??"
      Fox antwortete in gelassenen Tonfall:
      "Nichts, ich habe den Lieutenand lediglich gebeten, mir mal seine Dienstwaffe zu zeigen, aber das können wir sicher auch später nachholen"
      er wandte den Kopf zum Offizier.
      "Nicht wahr?"
      Offizier ließ sich in den Sessel zurückfallen
      "..........ja"

      Misato führte ihre Einweisung fort, über die Synchro-Tests, was er im Verteidigungsfall zu tun hatte und alle seine anderen Pflichten erklärte sie ihm. Danach brachte sie ihn wieder nach Hause.
      Als er mit dem Fahrstuhl zu seiner Wohnung nach unten fuhr und die Türen aufgingen stand der ganze Korridor vollbepackt mit Umzugskartons. Fox lächelte.

      "Ah, mein Zeug ist endlich da."

      Kapitel Ende
      (Anmerkung des Autors: ja tut mir Leid, meiner Meinung nach ist das wohl das langweiligste aller Kapitel, aber immerhin musste ich den Militär-Otakus doch einen kleinen Dienst erweisen indem ich die Bewaffnung von EVA 05 genauer erläutert habe.
      In den nächsten Kapiteln geht's wieder aufwärts, versprochen)
      Kapitel 5: Do never trust a Traitor

      Drei Tage später:
      Ein altes Lagerhaus, irgendwo am Rande einer verfallenen Industrieanlage zwischen Neo-Tokyo 2 und Neo-Tokyo 3.
      Es war tiefste Nacht.
      Fox wartete am weit geöffneten Eingangstor. Er blickte in die Halle hinein, eine Metallkonstruktion aus der Zeit vor dem Impact. Die Wände begannen schon von unten her zu verrosten, die Betonplatten am Boden waren längst zerbröckelt, zwischen ihnen wuchsen vereinzelt Gräser in die Höhe. Die Feuchtigkeit war hier allgegenwärtig.
      An der Decke klafften große Löcher, durch die man den weiten Sternenhimmel und den Vollmond sehen konnte der die Szenerie gut genug beleuchtete, damit man keine Lampe brauchte um sich zurechtzufinden.

      Fox trug einen langen, schwarzen Mantel, schwarze Stiefel und war auch ansonsten komplett in schwarz eingekleidet auf der Nase trug er noch seine schwarze Sonnenbrille.
      Es waren die einzigen Kleidungsstücke aus Hammerfest die er nicht eingemottet hatte.
      An seinem Gürtel sein getreuer Discman eingehakt, aus dem Ohrstecker kam ruhige Musik, Sting - Desert Rose.
      In der rechten Hand hielt er einen schwarzen Aktenkoffer, an beiden Händen trug er schwarze Lederhandschuhe.

      (Anmerkung des Autors: Der geneigte Leser wird sicherlich schon lange bemerkt haben, dass schwarz meine absolute Lieblingsfarbe ist ^^. Ihr werdet auch bald merken, dass ich nach Regenszenen verrückt bin.)

      Das Tor an der anderen Seite der Halle stand ebenfalls weit offen.
      Fox's Aufmerksamkeit fixierte sich auf die rechte Wand der Halle, leise Motorengeräusche waren zu hören, langsam wurden sie lauter.

      Ein dunkelgrünes Auto kam durch das Tor am anderen Ende der Halle gefahren.
      Fox wurde im Schein des Fernlichts gebadet.
      Der Fahrer stellte den Motor ab, auch die Lichter erloschen.

      Die Tür ging auf und ein Mann stieg aus. Es war ein Japaner, der selbst für die Verhältnisse seines Volkes ausnehmend klein geraten war, er trug die Uniform eines NERV-Mitarbeiters.

      "Haben Sie es??" rief der Mann

      "Ja!!"

      Der NERV-Offizier ging auf Fox zu, dieser ging ihm ebenfalls entgegen.

      Sie trafen sich in der Mitte.

      "Haben sie a-alles dabei?" Fragte der Japaner erneut.

      "Wie wir vereinbart hatten. Eine Million im Voraus, drei Millionen wenn ich durch alle Sicherheitstests gekommen bin."

      Der Mann war sichtlich nervös.

      "I-Ich will es sehen!!"

      Fox öffnete den Koffer und hielt ihn dem Anderen hin, darin waren Dollar-Noten in Bündel gepackt.

      Der Kleinere starrte lange auf das viele Geld und zog dann überraschend eine Pistole aus seiner Hosentasche. Er zielte auf Fox, dieser hielt ihm immer noch den Koffer hin.

      "Gut, stellen sie es auf den Boden und gehen sie!"

      Fox zog als Reaktion lediglich eine Augenbraue hoch.
      "Hatten wir nicht vereinbart ohne Waffen zu erscheinen."

      "Reine Vorsichtsmaßnahme. Los machen sie schon!"

      Fox tat wie man es ihm gesagt hatte - er stellte den Koffer hin und ging rückwärts zum Tor zurück.
      Der Mann behielt ihn im Auge.
      Fox war nun rund dreißig Schritte weit weg.
      Der Japaner griff rasch nach dem Koffer, drehte sich um und ging schnellen Schrittes auf seinen Wagen zu.
      Fox zog ein kleine Fernbedienung aus einer Innentasche seines Mantels und rief:

      "Eine Sache wäre da noch."

      Der Mann wandte sich zu ihm um.

      "WAS??"

      Fox begann von einem Ohr zum Andern zu grinsen
      "Sayonara!!"
      Er drückte den Auslöser.

      WUUMMMM!!!!!!!!

      Es gab eine große Explosion.

      Der Rauch hatte sich rasch verzogen.

      Fox ging zu der Stelle, an der eben noch der Mann gestanden hatte. Überall war Blut, Fleischfetzen lagen wild mit halb verbrannten Papierfetzen verteilt herum.

      Fox sah zu seinen Füßen hinab, er stand auf einer Dollar-Note.
      Er trat davon herunter und hob den Geldschein auf.
      Vorne ein tausend Dollar-Schein, er drehte die Note um, hinten weißes Papier.
      Fox zog die Mundwinkel nach oben, ein Lächeln zeichnete sich ab.
      Er faltete die Blüte in der Mitte zusammen und steckte sie in die rechte Hosentasche, aus der linken zog er eine kleine, durchsichtige Plastikdose, befüllt mit groben, braunen Körnen. Den Inhalt verteilte er im ganzen Bereich.

      Morgen würde dieses Lockmittel, die Krähen herführen, die werden alle Spuren bis auf die Knochen beseitigen.

      Fox steckte die leere Dose ein und begab sich zum Auto des Mannes, er stieg ein und fuhr zurück nach Neo-Tokyo 3.



      Kapitel 6: Message in a Bottle

      Eine Boeing 787, in 10000 Metern Höhe, auf dem Weg von Wien nach Neo-Tokyo 2, im Frachtbereich des Flugzeugs.

      Dort unten stand eine vielzahl von verschiedenfarbigen Standartcontainern herum. Der ganze Bereich war völlig abgedunkelt, keine Menschenseele war dort unten.
      Zusammen mit den vielen Anderen stand dort ein dunkelgrüner Container herum. Doch etwas war anders an ihm.
      Plötzlich hörte man eine laute Stimme daraus kommen.

      „Ha!“

      „Du Mistsau!!!“

      „Kann ich doch nix für, wenn du ein so beschissener Poker-Spieler bist.“

      „Da is leider was wahres dran............, ich hör jetzt auf, bevor ich noch meinen ganzen Monatssold an dich verzocke.“

      Im Inneren dieses grünen Containers saß eine Gruppe von sechs Männern. Vier von ihnen hatten sich in einer Ecke zusammengesetzt und spielten Karten.

      Am anderen Ende des Containers saß in jeder der beiden Ecken jeweils ein Mann, während der Linke, ein Mann mittleren Alters mit braunen, kurzen Haaren und Ziegenbart mit geschlossenen Augen und verschränkten Armen und döste, las der Mann in der anderen Ecke, er war etwa Ende zwanzig im Schein einer Taschenlampe in einem Buch und nahm hin und wieder einen Schluck aus der großen Pepsi-Flasche, die neben ihm stand. Weil der Frachtbereich natürlich unbeheizt war und es in 10000 Metern Höhe verdammt kalt zuging waren alle gezwungen dicke Winterbekleidung zutragen, auch wenn sich dieser Aufzug im Warmen Japan bald rächen würde.

      In der Gruppe der Pokerspieler saß ein Europäer etwa Ende zwanzig, der gerade damit beschäftigt war, das Geld das er gerade gewonnen hatte genüsslich durchzuzählen, währen er von seinen drei Mitspielern argwöhnisch beobachtet wurde. Die drei Mitspieler waren allesamt erst Anfang zwanzig und hatten alle die selbe militärisch anmutende Kurzhaarfrisur. Links von dem Älteren, der jetzt bei jedem gezählten Geldschein breit in die Runde grinste um sich an der Reaktion seiner Kontrahenten zu ergötzen saß ein Asiate, der Mann ihm gegenüber war braungebrannt und anscheinend Südamerikaner, er war gerade damit beschäftigt das wenige Geld das ihm noch verblieben war wieder in seine Brieftasche zu ordnen. Der vierte in der Runde war durch seine blonden Haare und den blassen Taint seiner Haut leicht als Europäer oder Amerikaner zu erkennen.

      Der Südamerikaner steckte seine Brieftasche in, stand auf und ging ans andere Ende des Containers, wo der Älteste der Gruppe immernoch im mit geschlossen Augen vor sich hin dämmerte. Der Südamerikaner setzte sich neben ihn an das obere Ende des Containers.

      „Na Alvarez, was gibt's?“ sagte der Ältere ohne die Augen zu öffnen.

      „Ich hab mich gefragt, wegen unserem Commander auf dieser Misstion, diesem Johannes Fuchs,...
      er zögerte.

      „Jaaa?“ fragte des halb Schlafende, damit der Andere endlich den offenbarte worauf er hinauswollte.

      Der Jüngere beobachtete kurz, wie sein Atem in der Kälte eine kleine Dampfwolke erzeugte und fuhr zögerlich fort:
      “Wissen wir irgendwas über den, können wir ihm trauen?“

      Von dem Schlafenden kam keine Antwort, er rührte keinen Muskel sodass Alvarez fast dachte er wäre jetzt wirklich eingenickt. Stattdessen nahm aber der End-20er links neben ihm die Nase aus dem Buch, das er schon las seit das Flugzeug abgehoben hatte und beantwortete die Frage seines jüngeren Kollegen:

      „Ob wir was über Den wissen? Falls es dir noch niemand gesagt hat, vor Neo hier, war er der Kommandant dieser Einheit.“

      „Wirklich?“ Er war erst vor sechs Monaten mit den beiden anderen jungen Soldaten in diese Einheiten versetzt worden, alles was er bisher Erfahrung gebracht hatte, war dass die dienstälteren Offiziere mit zu den erfahrensten Leuten gehörten, die es in der gesamten Abteilung für Spezialoperationen gab.

      Der Mann mit dem Ziegenbart, der anscheinend diese 'Neo' war, machte jetzt die Augen einen Spalt weit auf.
      „Das ist lange her.“
      Seine Stimme hörte sich plötzlich ungewöhnlich verbittert an, außerdem konnte man ein wenig seinen französichen Akzent heraushören, was ziemlich selten war, da er ansonsten in perfektem Englisch oder manchmal auch Deutsch redete.

      Bevor Alvarez nachfragen konnte was mit 'lange her' gemeint war hörte er links neben sich den Dauerleser weitersprechen.
      „Viel zu lange, ich kanns kaum erwarten, den alten Graufuchs wiederzutreffen.“
      Der junge Südamerikaner sah ihn an, er blickte verträumt zur dunkelgrünen Decke des Stahlcontainers und schien in Erinnerungen zu schwelgen. Das Buch hatte er zusammengeklappt, behielt jedoch seinen Zeigefinger zwischen den Seiten um an der selben Stelle wieder weiterlesen zu können.
      Neo gab ein kurzes Lachen von sich.
      „Da bist du aber alleine hier!“
      Der Angesprochene zog die Augenbrauen für eine Sekunde gekränkt nach unten und erwiederte
      „Das glaub ich kaum........hey Ace!!!!“

      Der ältere Spieler aus der Gruppe wandte sich zum ihm um.
      „Jop?“

      „Du freust dich doch auch aufs Wiedersehen mit dem Alten?“

      „Klar doch, der hat sicher ein heißes Eisen im Feuer wenn er Verstärkung braucht. Und auch noch eine Stadt-Mission......DAS WIRD SO GEIL!!!“ rief der Spieler mit sichbarem Entzücken aus.

      Neo vernahm die Worte seines Untergebenen mit mürrischem Augenrollen als er das Wort ergriff:

      „Oh ja, IHR KLEINGEISTER, das wird sicher sowas von toll, wenn dieser Berufsbekloppte wieder anfängt wahllos Gebäude in die Luft zu jagen.“

      DerMann mit dem Buch hatte gerade einen Schluck seiner Pepsi-Flasche genommen und sich fast verschluckt als er die Worte des Franzosen hörte.
      „Was denn?? So schlimme Worte über den alten Lehrmeister? Schließlich hat er dir von uns allen am meisten beigebracht.“

      Neo gab nur ein verächtliches „Baah!!“ von sich.
      Der Andere redete aber weiter auf ihn ein.
      „Ich weiß gar nicht was du gegen ihn hast, immerhin hast du so viel von ihm übernommen, du quatscht sogar wie der Alte.“

      Wütend drehte Neo seinen Kopf in die Richtung, aus der die Stimme seines Gesprächspartners kam, sehen konnte er ihn deswegen aber nur teilweise, weil Alvarez immernoch zwischen den beiden saß.
      „Was ich gegen ihn habe? Das will ich dir sagen, Ink. Der Kerl hat doch nicht mehr alle Schindeln aufm Dach! Kampfoperationen wie er sie ausführt sind viel zu gefährlich, aufsehenerregend und schlichtweg irre, wir sind eine Spezialeinheit für verdeckte Operationen und nicht irgendwelche Schwarzeneggers, Stallones, oder Van Dammes!“

      Ink, der Mann mit dem Buch, zuckte nur gleichgültig mit den Schultern
      „Hey, bis jetzt hat er uns jedesmal wieder aus der Kacke rausgeholt.“

      „Ja sicher, aber du vergisst, dass es auch jedesmal er war, der uns zuvor überhaupt erst reingeritten hat.“

      Vom unteren Ende des Containers meldete sich wieder der Spieler zu Wort, während er bedächtig seine Karten ordnete:
      „Also für mich zählt nur, dass er uns alle immer wieder heil nach Hause gebracht hat“

      Alvarez saß zwischen seinen beiden Vorgesetzten Neo und Ink und fühlte sich allein schon durch deren Umgangston ein wenig eingeschüchtert. Wahrscheinlich war es eine Schnapsidee sich jetzt einzumischen, aber die Bewegung des Mundes überholte die Entscheidung des Gehirns, sodass er fragte:
      „Was ist an dem Typen denn so besonders?“
      Bevor Ink und der Spieler den Mund aufmachen konnte rief Neo beinahe hysterisch:
      „Irre, Bekloppt, übergeschnappt, nenn es wie du willst, der Kerl ist meiner Meinung nach einfach nur Verrückt.“
      In herunterspielendem Ton entgegnete im Ink jedoch:
      „Verrückt? Das ist ein so vager Ausdruck. Ein wenig launisch trifft es wohl besser.“

      „Ein wenig?“ Neo's sarkastischer Tonfall war unüberhörbar, „Der Mann wechselt die Stimmung öfter als Bolivien den Regierungschef.“

      Alvarez runzelte die Stirn: „Hey!!“

      „Was? Äh ja, sorry.“ entschuldigte sich der Ältere kurz bei dem gebürtigen Bolivianer.

      „Du bist ja nur beleidigt, weil er immer Franzosen-Witze macht.“ stellte Neo mit einem geradezu herausfordernden Grinsen fest.

      „Aber im Grunde ist er ein ganz netter Kamerad.“, fügte der Kartenspieler der Kartenspieler schnell hinzu damit Neo von Ink's Provokation abgelenkt wurde..

      „Ja, ein netter Kerl, und der einzige Mensch auf Erden, der am Tag noch mehr Blech von sich gibt als du, Ace!“

      Ace, der Pokerspieler grinste: „Jaa, du hast's erraten, genau das macht ihn mir erst so richtig sympathisch.“

      Neo ließ sich resignierend wieder an die Rückwand des Containers zurückfallen.
      „Großer Gott, ich kann es bereits vor meinem inneren Auge sehen, wie die beiden Blödschwätzer vom Dienst wieder jede Menge Bullshit von sich geben.“

      Ink versuchte erneut den Älteren zu provozieren: „Red so viel du willst, du alter Miesepeter, ich freu mich jedenfalls tierisch darauf meine Befehle endlich wieder vom Chef zu bekommen und nicht........von dir.“

      „Pfffff“ Neo verschränkte wieder die Arme und starrte mürrisch an die Decke.

      Ace und die beiden Anderen machten sich wieder ans Kartenspielen
      Ink klappte wieder sein Buch auf und las weiter.
      Alvarez war immernoch sprachlos darüber, wie sich seine drei Vorgesetzten gerade gefetzt hatten.
      [na super, was das wohl werden wird?] dachte er sich und versuchte ein wenig zu schlafen.


      Kapitel 7: Nächste Schritte

      [Verdammter Bär! Gleich hab ich dich!!] Aber der Greifer ging an dem Plüschteddy vorbei ins Leere und eine neue Münze musste eingeworfen werden.
      Fox stand in seinem bewährten Outfit aus schwarzer Jeans und schwarzem T-Shirt unter dem Vordach eines Spielsalons und vertrieb sich die Zeit an einem dieser Kran-Spiel-Automaten, die sich in Japan nach wie vor größter Beliebtheit erfreuten. Sein Shirt trug die rote Aufschrift „Reality sucks!“ Wie immer war an seinem Gürtel der Discman eingehängt und spielte „Summer moved on“ von Aha, jedoch hatte er diesesmal den Ohrstecker in linken statt im rechten Ohr, denn die rechte Seite würde er gleich zum telefonieren brauchen.
      Er wandte sich zum x-ten mal um, hinter ihm stand eine Telefonzelle.
      [wird's bald?] fragte er sich während er auf die Uhr sah, nicht mehr lange, dann würde das Telefon in der Zelle klingeln, ein Anruf des Oberkommandos. Wieder sah er sich nach der roten Telefonzelle um, die tiefstehende Abendsonne blendete ihn, es standen nur ein paar vereinzelte Wolken am Himmel. Zuhause in Deutschland hätte man es als bestes Hochsommerwetter bezeichnet aber im Japan der Post-Impact Zeit war es der Normalzustand.
      Die Straße in der sich der Spielsalon befand war sehr belebt, es war eine Art Unterhaltungsmeile mit Restaurants, Kinos, Bars und eben einem Spielsalon. Fox schenkte den vielen vorbeigehenden Menschen keine Aufmerksamkeit, seit dem Zwischenfall mit den beiden NERV-Agenten hatte sich niemand mehr von ihnen blicken lassen.
      Fox warf erneut eine Münze in den Automaten um sich etwas die Zeit bis zur Kontaktaufnahme zu vertreiben. Er konnte sich jedoch nicht so recht konzentrieren, immer wieder glitten seine Gedanken zur ersten Kontaktaufnahme zurück.
      Am zweiten Tag als er in Japan war, hatte er morgens etwas ungewöhnliches vor seiner Haustür bemerkt, eine deutsche Zeitung, die Passauer Neue Presse. Das war also die Kontaktaufnahme des Oberkommandos gewesen. Fox wusste aus Erfahrung, dass in der Zeitung selbst keine offenen Informationen zu finden waren, zu groß war die Gefahr dass vielleicht irgendein Penner vorbeikommt und sich die Zeitung einfach unter den Nagel reißt.
      Fox war die Todesanzeigen durchgegangen, dort wurden für gewöhnlich die versteckten Botschaften platziert. Bei einer der Anzeigen war er dann tatsächlich auf einen Code gestoßen, was augenscheinlich wie ein falsch gesetzter Punkt in einem Todesdatum aussah hatte ihn am Nachmittag des selben Tages zu einer Telefonzelle am anderen Ende von Neo Tokyo 3 geführt.
      Zur verabredeten Zeit hatte das Teil dann auch geklingelt und am anderen Ende hatte sich niemand geringerer als Colonel Brad Elliot, der Nachrichtendienstchef der GDI gemeldet.
      Wie es ihm geht hatte er gefragt und ob er irgendwas brauchen könnte. Smalltalk eben, wennauch auf einer abhörsicheren Leitung. Und die News. NERV hatte aus den Überresten des Engels etwas geborgen was man für dessen Energiequelle hielt. Fox hatte daraufhin einen Vorschlag gemacht, Elliot hatte versprochen sich darum zu kümmern und hatte dann das Gespräch mit den Worten: „nächste Kontaktaufnahme 24 Straße, Ost, in drei Tagen, null-achthundert“ beendet.
      Auch dahinter verbarg sich wiederum ein Code, auch wenn die Telefonverbindung eigentlich abhörsicher sein sollte wurde auf solche Geheimhaltungsmaßnahmen stets großer Wert gelegt.
      Gemeint war, dass Fox's erster Anlaufpunkt für den nächsten Kontakt die Telefonzelle in der 24. Straße war, es wurden immer bewusst nur solche Straßen ausgewählt in denen es nur eine einzige Zelle gab. Aber der Trick bei der Sache war, dass niemals die Telefonzelle gemeint war, die in der Nachricht genannt wurde, stattdessen war es in Wirklichkeit die übernächste Zelle in der genannten Richtung, in diesem Fall also Osten. Die Richtung änderte sich bei jeder Kontaktaufnahme im Uhrzeigersinn, nächstesmal würde also die übernächste Telefonzelle im Süden gemeint sein. Und die Uhrzeit wurde irreführenderweise niemals in Ortszeit sondern immer in Hammerfestzeit angegeben. Wenn der Mann also von acht Uhr morgens sprach war das für Fox 19 Uhr Abends, denn der Zeitunterschied zwischen Hammerfest und Japan betrug elf Stunden.
      Fox wurde aus seinen Gedanken gerissen, als er hörte wie etwas metallisches durch den Geschenk-Ausgang des Automaten kam. Ohne irgendwie nachzudenken hatte er etwas gewonnen – einen Schlüsselanhänger mit einen kleinen braunen Bärchen daran.
      Kaum hatte er seinen Preis in die Tasche gesteckt begann hinter ihm das Telefon zu klingeln. Er sah auf die Uhr – fünf Minuten zu spät, aber das war vollkommen normal.
      Er lies den Automaten hintersich und ging über die schönen orange-roten Pflastersteine des Fußgängerweges zur Telefonzelle hinüber, ging hinein und nahm den Hörer ab.
      „Charlie 1“ hörte er die Stimme am anderen Ende der Leitung sagen.
      Fox musste mit seinem eigenen Code antworten, damit sicher war, dass niemand Unbefugter am Telefon war.
      „Sigma 8“
      „Bestätigt“
      „Neuigkeiten?“ fragte Fox.
      „Eine Kampfgruppe ist unterwegs, sie haben die benötigte Ausrüstung mit dabei, die Fahrzeuge sind bereitgestellt, der Kampfgruppenleiter ist informiert.“
      „Wer hat das Kommando, er oder ich?“ fragte Fox nur um sicher zu gehen.
      „Sie sind nach wie vor der Missionskommandant“
      „Wann wird der Kontakt hergestellt?“
      „Noch heute, sie sind vor einer halben Stunde angekommen, voraussichtliche Ankuftszeit in der Basis in 1,5 Stunden.“
      „Verstanden. Kontakt Ende?“ fragte Fox abschließend.
      „Kontakt Ende! Nächster Kontakt in drei Tagen, 52. Straße, 1000“
      Am anderen Ende wurde aufgelegt.

      Fox machte sich auf den Weg quer durch die Stadt in die 52. Straße um diese Telefonzelle zu finden. Vielleicht würde er beim nächsten mal in Eile sein und da war es besser, schon im Voraus zu wissen, wo genau der nächste Kontakt hergestellt wurde.
      Verdammt, die 52. Straße, jedesmal mussten ihn die Leute im Hauptquartier durch die halbe Stadt scheuchen. Fox zog seine schwarze Sonnenbrille aus der Hosentasche, damit die Abendsonne, der er jetzt direkt entgegenging, ihn nicht so sehr blendete.
      Auf seinem Weg musste er wieder an die Elliot's Worte zurückdenken. „Eine Kampfgruppe ist unterwegs“

      Eine GDI-Kampfgruppe war eine kleine Elite-Einheit. Meistens nicht mehr als sechs bis acht Mann. Die Soldaten übernahmen für die GDI eine Reihe von Aufgaben, die in normalen Nationen von Armeespezialeinheiten oder dem Geheimdienst übernommen wurden. Sie kundschafteten das Feindgebiet vor Luftangriffen aus, Infiltrierten gegnerische Anlagen uws, Kampfgruppen wurden in der GDI meist auch für Terror-Aktionen eingesetzt, Liquidierungen, Bombenanschläge, Geiselnahmen, Überfälle, meist in Stadtgebieten.
      Für gewöhnlich hatte ein Major oder ein Colonel das Kommando über eine Kampfgruppe. Dazu kamen dann noch dessen Stellvertreter, ein Scharfschütze, ein Sprengstoffexperte, ein Sanitäter ein oder zwei Sturminfanteristen und zusätzlich noch ein Operator, der die Einsätze hinter der Front überwachte und koordinierte. In seinen Gedanken über die Struktur einer solchen Kampfgruppe wurde Fox ein wenig rührselig zu Mute. Schließlich hatte er das Kampfgruppensystem damals entscheidend mitgeprägt zusammen mit seinen Leuten der Kampfgruppe 11.

      Aber ehe er sichs versah hatte er bereits die halbe Stadt durchquert und war in der 52. Straße angelangt. Schnell hatte er die Telefonzelle dort gefunden, wandte sich nach Süden und ging weiter, er fand die nächste Telefonzelle und bald auch die Übernächste, hier würde der nächste Kontakt hergestellt werden.
      Eigentlich wollte er jetzt nach Hause gehen, aber sein herumschweifender Blick viel plötzlich auf ein bekanntes Gesicht, das gerade aus einer U-Bahn-Station ans Tageslicht kam. Es war Maya. Sie trug eine grüne, knielange Hose und ein gelbes Shirt, in der linken Hand trug sie eine große Plastiktüte mit allerlei Waren.
      Normalerweise ging sie nicht so früh schon nach Hause. Wenn es noch etwas zu tun gab, machte sie gerne Überstunden, wie ihr großes Vorbild, Dr. Akagi, aber heute war absolut gar nicht mehr zu erledigen gewesen. Plötzlich hörte sie leise jemanden rufen

      „Heeyy!!!“

      Die junge Frau blickte sich um......auf der anderen Straßenseite stand das wild winkende Fifth Children. Maya blieb stehen, als es zwischen den Autos auf der Straße eine Lücke gab setzte Fox auf ihre Straßenseite über. Er kam etwas außer Atem auf sie zugelaufen..

      „Hallo, schön dich zu sehen.“ grüßte Fox sie mit einer angedeuteten Verbeugung.
      „Gleichfalls.“ erwiederte Maya und verbeugte sich ebenfalls während sie fragte: „Wie geht es dir?“

      Fox musste unweigerlich grinsen, es war nett, dass sie ihn duzte. „Danke, gut.“
      „Bist du auf dem Weg nach Hause?“ fragte er immernoch hörbar nach Luft ringend.
      „Ja.“
      „Darf ich dich ein Stück weit begleiten?“ fragte Fox während er seine Sonnenbrille von der Nase nahm, zusammenklappte und wieder in die rechte Hosentasche steckte.
      Maya konnte zum ersten mal direkt in seine braunen Augen sehen, so wie er von der untergehenden, rötlichen Abendsonne angeschienen wurde sah er ein Quentchen besser aus als sonst, was wohl daran lag, dass seine eigentlich blasse Haut in diesem Licht ein wenig braungebrannt aussah.
      Maya zögerte, eigentlich war das Fifth Children........Fox, sie musste sich selbst daran erinnern, dass er auch einen richtigen Namen hatte........eigentlich war er ein Fremder, allerhöchstens ein Arbeitskollege. Aber schließlich wischte sie ihre eigenen Zweifel beiseite. Er wollte ja nur ein Stück mit ihr zusammen gehen und außerdem schien er recht nett zu sein.
      Maya erwachte wieder aus ihren Gedanken. Ihr gegenüber stand immernoch das Fif.....Fox und wartete auf ihre Antwort.
      „Sicher doch“
      Diese Worte aus Maya's Mund liesen Fox's Gesicht förmlich strahlen, im gleichen Moment fiel sein Blick auf die Einkaufstüte in ihrer Hand.
      „Das ist sicher schwer, warte, ich nehm es dir ab“
      Eigentlich wollte Maya nicht, dass er sich wegen ihr die Mühe macht, sie hatte ihre Einkäufe bisher immer alleine nach Hause getragen, auch wenn sie jedesmal unmenschlich schwer waren, da sie sich angewöhnt hatte Einkäufe jeglicher Natur bis zum letzten Moment hinauszuschieben.
      Aber bevor sie ihm sagen konnte, dass es ja nicht so schwer sei hatte sich Fox bereits an ihre Seite gestellt und ihr die Tüte aus der Hand genommen, die diese Erleichterung dankend annahm.

      Wenige Augenblicke später setzten sich die Beiden in Bewegung, Richtung Osten, zu Maya's Wohnung.

      „Ich hab dich seit der Untersuchung nicht mehr gesehen, erzähl doch mal, was genau du für NERV arbeitest.“ begann Fox wieder zu reden.

      „Ich betreue die Funktionen der MAGI-Computer im NERV-Kommandozentrum.“ antwortete die Gefragte zögerlich, sie sprach nicht oft über die Grundlagen ihrer Arbeit, da sie die meiste Zeit mit den anderen NERV-Angestellten im Hauptquartier verbrachte.

      „Also hilfst du Captain Katsuragi bei der Koordinierung des Gefechts.“ schlussfolgerte Fox.

      „Eigentlich assistiere ich Dr. Akagi.“ berichtigte Maya.

      „Ah, Dr. Akagi, ........... dein Vorbild, nicht wahr?“

      „Woher....?“ Maya wollte wissen, woher er das so schnell erfahren hatte, jedoch wurde von Fox unterbrochen, der ihr die Frage die sie stellen wollte schon beantwortete:
      „Du hast sie Sempai genannt.“


      „Sie ist die beste Computer-Expertin von NERV, wahrscheinlich von ganz Japan, vielleicht sogar der ganzen Welt und irgendwann will ich genau so gut sein wie sie.“ erklärte sie ihm, es war ihr für gewöhnlich sehr peinlich, über ihre Verbindung zu Dr. Akagi zu sprechen aber komischerweise konnte sie in Fox's Gegenwart ganz frei über so etwas persönliches sprechen.

      Noch zehn weitere Minuten gingen die Beiden so weiter, Maya erzählte über ihre Arbeit mit den MAGI-Einheiten und Fox gab ein paar Geschichten, über die Ausbildung bei der GDI zum besten.

      Plötzlich blieb Maya stehen, fast wäre sie an ihrem eigenen Wohnblock vorbeigegangen, so sehr hatte sie das Gespräch mit Fox abgelenkt.
      Er hatte sie nicht nur ein Stück weit begleitet, er war den ganzen Weg mit ihr mitgegangen. Fox hatte sie aufgrund ihres aprubten stopps um zwei Schritte überholt und wandte sich fragend zu ihr um.

      „Hier wohne ich.“

      Fox sah an dem Gebäude vor dem sie standen hinauf, ein Wohnkomplex, wie der unter dem auch er wohnte. Ein weiß getünchter Betonbau, der noch ziemlich neu aussah.

      Während er sich noch fragte, hinter welchem der vielen Fenster Maya wohl ihre Wohnung hatte erinnerte sich ein anderer Teil von ihm wieder daran, was heute noch passieren sollte, sodass er unvermittelt auf die Uhr sah, deren Digitalanzeige im verriet, dass es schon VIEL ZU SPÄT war!!

      Fox riss die Augen auf. „Verdammt! Ich muss mich sputen! Machs gut“

      Er stellte Maya die Tüte vor die Füße, lies bevor er seinen Griff löste noch einmal locker um sich zu versichern, dass die Einkäufe nicht einfach umvielen. Drehte sich rasch um und begann in die Richtung aus der er und Maya eben gekommen waren zurückzuhetzen. Bereits nach fünf Schritten hielt er jedoch wieder an und drehte sich zurück zu Maya die ihm verwundert hinterhergesehen hatte.
      „Fang!“
      Er warf ihr den Schlüsselanhänger zu, den er zuvor am Automaten gewonnen hatten, Maya hatte mühe ihn zu erreichen und musste sich weit nach vorne beugen, fing ihn dann aber doch mit beiden Händen.

      „Ich kann das Teil nicht gebrauchen, vielleicht bringts dir Glück. Jetzt muss ich aber wirklich weg, sonst kommt den Freund noch runter und verpasst mir eine Tracht Prügel.“ erklärte er ihr zwinkernd und machte sich wieder auf den Weg.

      Er verschwand hinter der nächsten Ecke, musste sich beeilen, die Kampfgruppe würde jeden Augenblick bei seiner Wohnung ankommen.

      Maya blickte ihm noch kurz nach, wie er der roten Abendsonne, die gerade noch durch ein paar Lücken in den Hochhausreihen zu sehen war, entgegenlief. Der Blick wanderte zu dem in ihren Händen liegenden Schlüsselanhänger hinab.

      „Mein Freund...“ Murmelte sie leise, aus ihrer Stimme konnte man ein leichtes Bedauern heraushören.



      „Fest verschlossen!“

      Ace rüttelte nocheinmal an der Tür, trat einen schritt zurück und blickte sich zu seinen Kameraden um, die in dem kurzen Gang vor Fox's Tür standen.

      „Vielleicht wurde er geschnappt?“ vermutete Alvarez

      Neo schüttelte leicht den Kopf. „Unwahrscheinlich, sonst wären wir schon von Bullen oder Geheimdienstlern umstellt.“

      Ink kniff die Augen zusammen, er trat näher an die Tür heran und ging in die Hocke um deren unteren Teil besser begutachten zu können.

      Neo bemerkte das und fragte: „Was ist?“

      Ink sah unten das einzelne Haar, das zwischen Tür und Rahmen geklebt war, auch die anderen beiden Haare hatte er schnell entdeckt.
      Er hielt je eine Hand über und unter das Haar, sodass auch Neo es jetzt bemerkte und sich dazu hinunterbückte.

      „Unser Vogel ist ausgeflogen!“ meinte Ink zu seinem Vorgesetzten.

      „Sollen wir die Tür aufmachen?“ wollte Ace wissen, wobei mit „aufmachen“ natürlich die harte Tour, die von auftreten, auframmen bis zu aufsprengen reichte, gemeint war.

      Aber Ink bremste seinen Tatendrang: „Lieber nicht, wer weiß was er da drin für Überraschungen platziert hat.“



      Kapitel 8: Wiedersehen mit Tücken

      Die sechs Männer warteten jetzt seit drei Minuten vor der verschlossenen Tür in dem nur schwach beleuchteten Gang. In jedem einzelnen begann die Unruhe wegen der unsicheren Situation zu wachsen. Links vor der Tür stand Neo, der sich mit verschränkten Armen gegen die kalte Wand hinter seinem Rücken lehte. Ihm gegenüber stand Ink, hinter dem Ace stand, der jetzt überlegte, wie man die Tür aufbekam ohne etwaige „Überraschungen“ im Inneren auszulösen. Die drei jüngeren Teammitglieder warteten am anderen Ende des kurzen Ganges, von wo sie auch die Treppe einigermaßen einsehen konnten.

      Urplötzlich hörten sie Schritte von der Treppe herunterkommen. Schnell zogen sie ihre Pistolen aus den Gürteln, verdeckten sie jedoch in den Ärmeln oder unter ihren Jacken.
      Ein junger Mann in schwarzer Jeams und schwarzem T-Shirt auf dem „Reality sucks“ stand, kam die Treppe herunter, es war Fox.
      Als er die erste Person sah hörte er auf zu rennen und ging mit schweren Schritten langsam die letzten Stufen hinab, während er sich mit der rechten Hand am Geländer festhielt. Er war atemlos, schließlich war er gerade wie blöd durch die halbe Stadt gelaufen aber die Kampfgruppe war bereits da. Er ging die letzte Stufe hinab, er konnt nun den ganzen Gang einsehen und musterte die Leute.
      Auch die Leute in dem Gang standen musterten ihn kurz, die drei Älteren blickten aber gleich weg und bemühten sich, möglichst unauffällig zu wirken. Ihr Kontakt war Johannes Fuchs und dieser junge Mann da war definitiv nicht derjenige, den sie treffen sollten..
      Die drei jüngeren GDI starrten den Mann weiter an, sie hatten noch nicht gelernt, dass man sich durch solches stieren nur verdächtig machte und zudem auch noch blöd aussah.

      Diese Szene dauerte etwa drei oder vier Sekunden an, die drei Alten versuchten zwanghaft so auszusehen, als wäre an ihnen absolut nichts Besonderes zu finden. Dieses Bemühen endete jedoch abrupt, als der junge Mann, der eben runtergekommen war laut zu lachen und zu jolen begann.

      iiiJAAA!! YEAH!! WUHU!!!

      Die sechs GDI konnten nicht anders als den ihnen unbekannten Mann verwundert anzustarren.

      [ein Irrer??] war Neo's erste Vermutung und seine fünf Kollegen dachten ganz ähnliches.

      Fox grinste die Leute vor seiner Wohnung breit an, wobei sich seine schneeweißen Zahnreihen zeigten.

      „Geil! GEIL! GEIL!!! Das ist zu geil! Dass mir der Chef ausgerechnet euch als Verstärkung schickt.“ sagte er schließlich, wobei eine kaum zu hörende Euphorie in seiner Stimme mitschwang.

      Er ging an den drei Jüngeren vorbei, die er nicht kannte, direkt auf Neo zu.
      Als er plötzlich hörte, wie ein Abzug gespannt wurde, blieb er stehen. Einer dieser Jüngeren, anscheinend ein Südamerikaner hielt ihm eine Pistole an den Kopf. Einen Herzschlag später richteten alle Anderen ihre Waffen auf ihn, sie waren so überrascht gewesen, dass sie ganz instinktiv so gehandelt hatten.

      „Hä?“ Fox drehte den Kopf zu ihm herüber, sodass die Mündung nun direkt zwischen seine Augen zielte.
      Alvarez sagte derweil den Satz auf, den man den jungen Soldaten in der Grundausbildung beibrachte: „Keine Bewegung, nehmen sie die Hände über den Kopf und tun sie was ich ihnen sage!“

      Fox blickte sich um.
      „Ja, das nenn ich eine nette Begrüßung für einen alten Freund.“

      „Wer sind sie?“ fragte Neo den Unbekannten mit befehlendem Ton.

      Fox zog verwundert die Augenbrauen in die Höhe. „Wer ich bin, sag bloß du erkennst mich nicht.“

      „An eine so hässliche Visage würde ich mich wohl erinnern.“ entgegnete ihm Neo, wobei man bei dem Wort „Visage“ wieder seinen französischen Akzent hörte.

      Fox fasste sich mit der rechten Hand ins Gesicht, er fuhr sich mit der flachen Hand die Wangen herunter. Er hatte ganz vergessen, dass er jetzt erheblich jünger aussah.

      „Hey!! Keine Bewegung!!“ rief Alvarez als diese Unbekannte Person ihr Gesichte betastete, aber Fox beachtete ihn gar nicht.
      Er nahm die Hand wieder herunter und sagte zu Ace und Ink gerichtet:
      „Ach stimmt ja, na dann muss ich euch wohl ein wenig auf die Sprünge helfen.“
      Er wandte sich Neo zu und holte tief Luft bevor er langsam zu sprechen begann:
      „Neo, du bist ein blöder, kleiner, froschschenkelfressender, arschverfickter, Elsass-Lothringen stehlender, eine unmögliche Sprache sprechender, gottverdammter Franzmann! ............. Und ich mag dich nicht!“

      Die drei Alten sahen den Unbekannten ungläubig an. Ink und Ace ließen langsam ihre Waffen sinken.
      Es gab nur eine Person, die so etwas von sich geben konnte.
      „Sir???“ meinte Ace verwirrt, während er die Augen zusammenkniff und angestrengt nach irgenwelchen Ähnlichkeiten zwischen seinem ehemaligen Vorgesetzten und dem Kerl vor ihm suchte.
      Fox wurde langsam ungeduldig.
      „Nein, du Amöbe, ich bin der italienische Schafsverleiher Lammborgini,................ natürlich bin ich es du Produkt eines Maultierhufs.“ antwortete er gereizt.
      Erst jetzt erkannten die drei die Stimme ihres alten Vorgesetzten Johannes Fuchs, die aus dem Mund dieses jungen Burschen kam.

      „Ich glaubs nicht!“ sagte Neo mehr zu sich selbst als zu einem der umstehenden, während Ink nur mit weit geöffneten Augen und Mund dastand und keinen Ton hervorbrachte. Es war einfach viel zu unwahrscheinlich um es ernsthaft glauben zu können.

      „Glaub es lieber.“ meinte Fox schmunzelnd, während er sich in der Runde umsah und die Reaktionen der Soldaten registrierte. Ace, Neo und Ink waren einfach nur baff, die Erkenntnis, wer er wirklich war hatte sie wohl getroffen wie der Blitz getroffen. Die drei Jüngeren hinter seinem Rücken hatten nach wie vor ihre Waffen oben aber waren jetzt mehr damit beschäftigt, sich über das komische Verhalten ihrer Vorgesetzten zu wundern.

      Alvarez wollte wissen wie es jetzt weiterging:
      „Major??“

      „WAS?!?!!“
      fragten Neo und Fox genau gleichzeitig, worauf sie einander giftig ansahen.

      Nach einem kurzen Augenblick fragte Neo erneut:
      „Was ist Alvarez?“

      „Wer ist das jetzt??“

      Neo musterte Fox kurz. Wenn man es wusste, sah man die Ähnlichkeit. Die Größe stimmte, Haar- und Augenfarbe ebenfalls, er hatte auch die hagere Figur des Menschen, in dessen Hände er lange Jahre lang sein Leben gelegt hatte.
      „So schwer es mir fällt, das zu glauben, aber wie es scheint ist das du tatsächlich der Kommandant.“
      Er nickte Alvarez zu und befahl:
      „Nehmt die Waffen runter!“
      Die Soldaten befolgten den Befehl.

      Fox hatte derweil in typischer Manier die Arme hinter dem Rücken verschränkt, ebenfalls eine Tatsache, die Neo half ihn als seinen alten Lehrer zu identifizieren, und sich die ganze, versammelte Kampfgruppe angesehen.
      „Wie schon gesagt“ begann er zu sprechen, „eine sehr nette Begrüßung, aber da ich euch in naher Zukunft noch gebrauchen kann werde ich vorerst davon absehen euch die Schädel wegzureißen.“

      Die drei Jüngeren wechseln ein paar irritierte Blicke.
      „Jetzt erst mal rein in die gute Stube.“
      Fox sperrte die Wohnung auf und schaltete das Licht ein.

      Fox hatte erst zwei Tage zuvor die Möbel geliefert bekommen, die er an seinem ersten Tag in Japan bestellt hatte. Die Wände trugen immernoch die biederen weißen Tapeten, aber dadurch, dass jetzt ein paar Stehlampen aufgestellt waren, wirkten die Wände erheblich weicher, aber nur solange, wie man nicht die großen Deckenleuchten anschaltete.
      Außerdem hingen zahlreiche Bilder an den Wänden, die meisten waren Ölgemälde, die irgendwelche militärischen Motive darstellten. Auf einem war ein Panzer zu sehen, der aus seiner Stellung in einer kleinen Senke gerade sein Hauptgeschütz auf einen entfernten Bergkamm abfeuerte. Auf einem anderen sah man einen Eurofighter, der mit vollem Nachbrenner von einem Flugzeugträger startete, der von Kennern der Materie leicht als die CSS Justice, das Flaggschiff der 2. GDI-Flotte zu identifizieren war.
      In der Mitte des geräumigen Wohnzimmers lag ein großer, bunt gemusterter Teppich auf dem Boden. Auf ihm waren eine Couch, sowie links und rechts davon je zwei Sessel um einen Tisch angeordnet. Die Couch stand gegenüber der Wohnungstür, sodass niemand eintreten konnte, ohne gesehen zu werden. Die Stehlampen waren allesamt um diese Sitzgelegenheiten herum verteilt. Rechts vom Eingang hing immernoch das schlichte, schwarze Telefon an der Wand, aber links der Tür stand nun ein Breitbildfernseher auf einer niedrigen Holzanrichte.

      Alle traten ein. Als Neo an Fox vorbeiging und in dessen Wohnung wollte, wurde er von Fox aufgehalten.
      „Du nicht mein Freund, wir zwei Hübschen kümmern uns gleich mal um unsere ersten Schritte.“

      „Muss das sein?“ fragte Neo mürrisch. Er hatte einen ziemlich anstrengenden Tag hinter sich gehabt, schließlich hatte man ihm erst vor 20 Stunden mitgeteilt, dass seine Einheit nach Japan verlegt wird.
      „Ja sicher und außerdem muss ich mit dir unter vier Augen reden.“ antwortete Fox in einer Art und Weise, die seinen Kollegen wissen ließ, dass es für in keine Möglichkeit gäbe irgendwie von dieser Aufgabe loszukommen.
      Er wendte sich den anderen Soldaten zu:
      „Der Rest von euch ruht sich erstmal aus, das ist ein Befehl.“
      Als sie 'Befehl' hörten, taten die drei Jüngeren auf der Stelle das, was bei Befehlsausgaben Vorschrift war. Sie nahmen Haltung an, salutierten und sagten laut, oder besser gesagt brüllten:
      „Sir! Jawohl, Sir!!“
      Ink und Ace, die vor ihren drei jüngeren Kameraden standen sahen sich verwundert zu ihnen um.
      Fox sieht die drei mit einer Mischung aus Verwunderung und Belustigung an. Er brauchte das Salutieren nicht und alle Leute, die lange genug unter seinem Kommando gestanden hatten, hatten es sich entweder abgewöhnt, oder ihr Salut war zu einem schlaksigen Zwei-Finger-Gruß degeneriert.

      „Hast du irgendwas zu futtern da?“ erkundigte sich Ace noch, da sie bei ihrer eiligen Abreise nach Japan vergessen hatten sich etwas zu Essen mitzunehmen. Und die Stewardessen bedienten leider keine blinden Passagiere im Frachtraum.

      „Nö, nur Getränke“ bekam er als Antwort und reagierte mit einem genervten „Baaaa“
      „Lass mich raten.......EISTEE!!! Ich wette, dass der halbe Eisteeverbrauch von Hammerfest in den letzten Jahren ausschließlich auf dich gefallen ist.“

      Fox zog die Augenbrauen nach unten und machte einen streitlustigen Gesichtsausdruck: „Um an unsere letzte Unterhaltung von vor vier Jahren anzuknüfen: ICH BIN DEFINITIV NICHT EISTEE-SÜCHTIG!! ...... und außerdem waren es nur acht Prozent.“

      Ace gab sich mit dieser Antwort zufrieden, wichtig war für ihn ohnehin nur die Information, das er sich selbst um das Füllen seines Magens kümmern musste.

      Fox hatte sich unterdessen einen dunkelblauen Rucksack genommen, der unter dem Telefon auf dem Boden gelegen hatte. Aus seiner Tasche zog er wieder seine Sonnenbrille, setzte sie sich auf die Nase und wies Neo mit einem knappen „Auf geht's!“ an mitzukommen.

      2 Minuten später verließen Fox und Neo den Wohnblock durch die Tiefgarage des Hauses. Die Sonne war mittlerweile hinter den Hochhäusern im Osten verschwunden und tauchte alles in ein leuchtendes Rot. Auf der Straße herrschte Alltagsbetrieb, Leute in Geschäftsanzügen, die von der Arbeit kamen, Frauen, die noch schnell in die Läden gingen. Dieser Straßenzug hätte sich mit diesen Menschen an jedem anderen Ort in Japan, an jedem anderen Ort auf der Welt befinden können. Aber dennoch waren sie in der Festungsstadt Neo-Tokyo 3. Und allein das genügte um diesem Alltagstreiben ein ganz besonderes Ambiente zu verleihen, jeden Augenblick könnte die Alarmsirene die Zivilisten wieder in die Bunker rufen, jederzeit könnte der nächste Engel kommen.

      Fox verdrängte diese Gedanken wieder aus seinem Gehirn, seit wenigen Minuten ging er mit Neo Seite an Seite durch die Stadt, besser gesagt, sie gingen aus ihr heraus.
      Fox hatte lediglich den linken Träger über die Schulter gelegt und hielt ihn zusätzlich mit der linken Hand fest, die rechte Hand hatte er bequem in die Hosentasche gesteckt.

      „Na? Keine Fragen?“ sagte Fox um das Schweigen entlich zu brechen.

      „Doch! So viele, dass ich immernoch überlege mit welcher ich sinnvoll anfangen soll?“

      „Was kommt dir denn als erstes in den Sinn?“

      „Das Aussehen!!“

      „Oh ja, die hässliche Visage, wie du es betitelt hast!“ Fox fand es unheimlich witzig, dass sich Neo durch seine Worte selbst in eine so peinliche Situation gebracht hatte.

      „Sorry! Im Einsatzbefehl stand nur, dass wir dich nicht erkennen müssen, solange du nur uns erkennst.“

      „So so, hat der liebe Günther sich also einen kleinen Scherz erlaubt.

      „Was habt ihr da überhaupt getrieben??“ wollte Neo wissen.

      „Die Sache ist eigentlich ganz einfach“ Fox begann das Sammelsurium von Veränderungen aufzuzählen: „Die Haut wurde gestrafft, die Nase begradigt, die Wangenknochen tiefergelegt und der Bart ist auch weg“

      „Und die Falten kommen nicht mehr wieder, einfach so?“

      „Nein, ich muss Tabletten nehmen, damit die Haut nicht austrocknet, die Alternative wären 500 Kilogramm Fettcreme täglich.“

      „Und wozu betreibt ihr den ganzen Aufwand?“

      „Das müsstest du doch aus der Missionsbeschreibung wissen.“
      Neo schüttelte heftig den Kopf.

      „Die Missionsbeschreibung war....knapp......um nicht zu sagen spärlich. Darin stand nur, dass ich das Team nach Neo-Tokyo drei bringen soll, dass man sich um die benötigte Ausrüstung kümmert und dass du der Missionscommander bist, fin.“

      „Also weißt du gar nicht, wo wir jetzt hingehen?“

      „Woher denn?“
      Fox fasste sich an den Kopf.
      „Oh je, dann werden wir noch ziemliche Arbeit haben heute, was solls, das lässt sich auch später erledigen........Das Thema „Aussehen“ haben wir also aufgeklärt.“

      „Für den Anfang ja. Wenn ichs recht überlege hatte ich wohl doch nur die eine Frage. Dass wir hier eine MOUT (Anmerkung des Autors: MOUT = Military-Operation-in-Urban-Terrain) haben erklärt sich ja von selbst, den Zweck der Angelegenheit wirst du uns ja noch aufzeigen,.....hoffe ich.“

      „Wenn das alles war, dann hab ich jetzt ein paar Fragen an dich.“

      „Schieß los!“
      Die beiden hatten Neo-Tokyo 3 mittlerweile verlassen und befanden sich kurz hinter der Stadtgrenze, auf der Straße auf der sie gingen gab es aber nach wie vor einen Fußgängerweg auf dem sie sich bewegten.

      Fox räusperte sich. „Ich will zuerst eine Sache klarstellen.“

      Und die wäre??

      „Wir mögen jetzt vielleicht ranggleich sein, aber....GROßES ABER.... ich habe das Kommando und du bist mir untergeordnet, klar?“

      „Sehr klar!“ entgegnete Neo „Und du sollst auch eine Sache wissen. Sobald ich merke, dass du uns nur als dein privates Kanonenfutter missbrauchst wirst du dich schneller mit einer Kugel im Kopf wiederfinden als dir recht sein kann.“

      Fox nahm diese unverholene und sicherlich absolut ernst gemeinte Drohung kommentarlos hin und fuhr stattdessen fort:
      „Also schön, dann haben wir jetzt unsere Standpunkte markiert, kommen wir zum informativen Teil: In deinem Team gibt es ein paar Gesichter, die ich nicht kenne!“

      Neo kratzte sich verlegen am Hinterkopf
      „Oh ja, die Drei, ............. quasi unsere Azubis.“
      „Erzähl mal!“ Verlangte Fox.
      „Also der Südamerikaner ist Diego Alvarez, wir haben ihn von den Voraustruppen bekommen, hat an der GDI-Akademie studiert, keine besondere Spezialisierung, ein Sturmtruppler halt.
      Der Asiate ist Kuo Han-Minh, Taiwanese, er ist bei uns weil er den Kommunisten auf dem Festland eins auswischen will, sprich ihn mal auf die Volksbefreiungsarmee an, dann weist du was ich meine, er ist unser Sprengstoffexperte, zugelassen für alle Explosivmittel in jeder Detonationsgröße. Das übliche eben.“
      „Das Weißbrot ist Jürgen Krassnitz.“
      „Deutscher?“ fragte Fox sofort interessiert.
      „Nein,“ Neo grinste breit, „ein Österreicher!“
      „Oh Gott! Wir werden alle sterben!“
      „Ja was auch immer, auf jeden Fall gibt es über ihn nichts interessantes zu berichten, er ist unser neuer Sani, wir haben ihn direkt aus der schweren Sturminfantrie bekommen, ist ne Zeit lang in den frontnahem Lazaretten eingesetzt gewesen, hat aber noch nie jemanden unter Feindbeschuss zusammenflicken müssen, ansonsten aber Durchschnitt, für unsere Verhältnisse.“
      „Wir haben die drei vor sechs Monaten als Ersatz erhalten.“

      Mittlerweile lag die Stadtgrenze bereits hinter den beiden. Gerade gingen sie an der letzten Straßenlampe am Fußweg neben der Autobahn vorbei und verließen nun auch deren Lichtschein.

      „Ersatz? Für was?“ Fox wusste genau, dass Kampfgruppen normalerweise vollkommen unverändert blieben, Versetzungen waren nicht vorgesehen, es sei denn, dass es ein Mitglied so wünscht, ansonsten bekamen Kampfgruppen nur neue Mitglieder zugeteilt, wenn jemand getötet wurde.

      „Also ein Mann sollte dich ersetzen. Dann.........tja.........du hast ja gesehen, dass Patrick und Piedro fehlen. ........Patrick hats dir nachgemacht. Er hat sich nen ruhigen Bürojob geben lassen und verwaltet jetzt die Materialanforderungen auf der Carmine-Luftwaffenbasis. .......... Oh ja, letzten Monat hat er geheiratet.“
      „Wen?“
      „Wendy!“
      „Wendy Fork? Ehrlich?“
      „Wenn ich es dir doch sage, jetzt heißt sie Wendy Samson.“
      „Ist ja die Höhe!“ rief Fox empört.
      „Wieso, sag bloß du wolltest dich selber an sie ranmachen?“
      „Blödsinn, aber der heiratet das Mädchen, dass er auf meiner Party kennengelernt hat und lädt mich nichtmal zu seiner Hochzeit, geschweigedenn der Junggesellenparty ein.“
      „Ich bin entsetzt.“ Meinte Neo in sarkastischem Ton.
      „Halt den Rand, red lieber weiter.“
      „Ähm jaa...........wie soll ich sagen........“ Neo richtete seinen Blick beklemmt zu Boden. „.......Piedro...........er ist............gefallen.“
      Fox riss die Augen weit auf. „WAS??“
      „Vor sechs Monaten, wir sind in Sri Lanka in einen Hinterhalt gelaufen, eine Kugel hat seinen linken Oberschenkel zerfetzt, er ist verblutet bevor wir mit dem Hubschrauber rausgeholt wurden.“
      Fox atmete kurz durch und sagte dann: „Das ist........bedauerlich.“
      Neo blieb mit ungläubigen Blick stehen. Fox ging noch zwei Schritte, hielt dann auch an, ließ seinem Kollegen jedoch den Rücken zugekehrt.
      Neo war fassungslos. „Bedauerlich!! Ist das alles was du zu sagen hast. Verdammt er war dein Freund, du hast vier Jahre lang mit ihm gedient und alles was du zu seinem Tod sagst ist Bedauerlich??“ rief er
      Fox ging zu Neo zurück, stellte sich ihm direkt gegenüber und sagte mit wütendem Tonfall:
      „Ja Herr Gott noch eins, es ist bedauerlich. Was soll ich denn sonst sagen. Soll ich auf die Knie fallen und brüllen NEIN HERR!!! NIMM MICH!!!!
      Piedro war mein Freund, und dass er jetzt tot ist, tut mir in derr Seele weh aber jetzt stehen wichtige Aufgaben an und wir können es uns nicht leisten zu scheitern, also HERR GOTT es ist bedauerlich, Basta!“
      „Verstanden.“ Neo ging weiter, er wusste aus Erfahrung, dass es keinen Sinn machte in einer solchen Situation und über ein solches Thema groß mit ihm zu diskutieren. Fox holte ihn nach wenigen Schritten ein, gemeinsam gingen sie wieder Seite an Seite über den Fußgängerweg, der mittlerweile ein wenig abseits einer Autobahn verlief. Immer wieder hörte man Autos vorbeifahren, während das einkehrende Halbdunkel von ihren Lichtern für einen Moment erhellt wurde.
      Wieder schwiegen die die Beiden einander an. Kein Wort, einfach nur Stille, die Geräusche der Zikaden in der Umgebung und hin und wieder ein Automotor.

      Wieder war es Fox der das unheilsame Schweigen beendete, als er mit klarer Stimme sagte:
      „Wenn du mir sagst, wo er begraben ist werde ich mir später mal die Zeit nehmen, sein Grab zu besuchen, aber im Moment haben wir wichtigeres zu tun, also mach bitte weiter mit deinem Bericht.“

      Neo atmete tief durch und sprach weiter.
      „Okay, also nachdem Piedro getötet wurde ist Patrick dann auch ausgestiegen, womit wir dann nur noch zu dritt waren, also hat uns das Oberkommando die Drei zugeteilt, zur weiteren Ausbildung.

      Fox nickte andeutungsweise: „So so, eine Frage, wie sieht es im Team mit Stadtkampf-Erfahrung aus.“

      „Bei mir, Ace und Ink so gut wie immer, aber falls du dich auf meine drei Schützlinge beziehst, da herrscht Ebbe, das Oberkommando hat uns bisher nur auf die üblichen Prärie-Aufträge geschickt, Aufklärung, Beschattung, Baby-Sitter-Jobs.“

      „Mit anderen Worten das ist ein Haufen von Newbies.“ stellte Fox fest.

      „In der Stadt schon.“ musste Neo ihm beipflichten.

      Fox hielt schlagartig an und sah in die Ferne, wo sich vor dem wolkenlosen, blauen Horizont die Umrisse einer riesigen Hängebrücke abzeichneten.
      Er klatschte zweimal in die Hände. „Ahhhhh.......fein fein, das wird schon werden.“






      Kapitel 9: Hyper Hyper!!

      Am nächsten Morgen, 5:00 Uhr, der Highway zwischen Neo Tokyo3 und 2

      Misato saß in ihrer „Abeitskleidung“, ihrem schwarzen Lieblingskleid mit darübergezogener NERV-Jacke hinter dem Steuer ihres Wagens.
      „Warum müssen wir das ausgerechnet zu dieser unchristlichen Zeit machen??!!“ beschwerte sie sich.
      Ritsuko saß auf dem Beifahrersitz, mit einem grauen Laptop auf dem Schoß und erklärte ihr:
      „Weil der Berufsverkehr zu dieser Zeit noch nicht einsetzt, es aber gleichzeitig hell genug ist um sicher ohne Scheinwerfer fahren zu können.“
      Misato seufzte: „Ahhhh......Das meinen zumindest unsere Security-Experten. In Wirklichkeit ist es aber viel zu früh zum Autofahren.“
      „Meinst du das wirklich oder bist du nur böse, weil du dich gestern nicht wie üblich betrinken konntest.“ bemerkte die Beifahrerin bissig.
      „Blödsinn!“
      Der blaue Renault Alpine fuhr am Ende eines Fahrzeugkonvois auf der rechten Fahrspur des dreispurigen Fahrstreifens der Autobahn in Richtung Neo-Tokyo 2
      Die Spitze bildeten drei schwarze Mercedes-Limousinen des NERV-Securities.
      In der Mitte fuhr ein großer, blauer 40-Tonnen Sattelschlepper, mit dem NERV-Logo an der Seite des weißen Containers, darauf folgten wieder zwei Security-Autos gefolgt vom blauen Renault.
      Das Walky-Talky knackte auf dem Rücksitz, es lag noch an der selben Stelle, an die es Misato vor einer halben Stunde bei der Abfahrt in der Geo-Front geworfen hatte.
      „Führungsfahrzeug an alle, wir liegen im Zeitplan, auf der gesamten Strecke ist freie Bahn gemeldet, Over.“
      Ritsuko drehte sich um und griff nach hinten. Sie nahm das Funkgerät und betätigte die Sprechtaste.
      „Dr. Akagi hier, alle Werte des Containers befinden sich innerhalb der der Toleranzen, Transport fortsetzen.“
      „Verstanden.“ wurde aus dem Funkgerät bestätigt.
      Ritsuko legte das Funkgerät wieder nach hinten, aber nicht auf den Rücksitz, sondern in die Ablage in der Mitte, die hinter der Handbremse lag.
      „Also nochmal zum mitschreiben: Was machst du hier?“ fragte Misato wieder.
      „Ich kontrolliere die Schutzmechnismen des Transportcontainers, damit nichts passieren kann.“ antwortete Ritsuko, während sie zum wiederholten male sämtliche Anzeigen, der Überwachungsgeräte im Container kontrollierte.
      „Okay, das verstehe ich noch, aber was mache ich hier?“ wollte die Fahrerin daraufhin wissen.
      „Du bist hier weil das hier als taktische Leiterin ebenfalls in deine Zuständigkeit fällt.“
      „Das glaub ich zwar nicht, aber was solls......... können wir das Ding nicht einfach in der Geofront testen?“ fragte Misato, obwohl es absolut sinnlos war, schließlich befanden sie sich schon auf dem Weg nach Neo-Tokyo 2, wo der Container in ein Frachtflugzeug verladen werden sollte.
      „Das wäre keine gute Idee.“ Die S-2 Maschine die wir in den Überresten dritten Engels geborgen haben könnte beschädigt oder instabil sein. Die Geofront ist die letzte Verteidigungslinie, die die Menschheit besitzt, und wir wissen zu wenig über das S-2 Organ selbst um sicher sagen zu können, dass es ungefährlich wäre es im Hauptquartier zu testen. Denk doch mal nach. Die S-2 Maschine ist die Energiequelle der Engel, wir können bis jetzt nur erahnen wie groß seine Höchstleistung wirklich ist. In den USA ist das Organ sicher aufgehoben.“ erklärte Dr. Akagi ihr gedulig.

      „Es ist mir ehrlich gesagt egal wo wir das Ding hinschicken, hauptsache es fliegt nicht direkt vor meiner Nase in die Luft.“ stellte Misato klar.
      „Keine Sorge, es ist ja in Bakelit eingefroren und ich bin ja schließlich extra dafür mitgekommen um einen Störfall zu verhindern.“
      Misato meinte darauf sarkastisch: „Also habe ich einen langweiligen Vormittag mit einer Potentiellen Zeitbombe vor mir, anstelle eines langweiligen Vormittags in meinem warmen Bett.“

      Erst jetzt bemerkte Misato die beiden Polizeiwagen, die hinter ihnen auf der völlig freien Autobahn schnell näherkamen.
      Der Konvoi fuhr ganz rechts, sodass die beiden Wagen ohne Mühen überholen konnten. Als die Streifenwagen den Renault passierten konnten Misato und Ritsuko genau sehen, dass darin keine Polizisten, sondern Leute, die mit schwarzen Sturmhauben maskiert waren, saßen.

      Zur gleichen Zeit wenige Kilometer entfernt auf einem Müllfrachter in der Bucht vor Neo-Tokyo 3:

      Zwischen zwei Müllhaufen stand ein großer Hubschrauber, auf dessen Dach vorne und Hinten jeweils ein Rotor angebracht waren. Beide waren jedoch noch zusammengefaltet., . Im Cockpit saß eine Person, die gerade ihren in Tarnfarben colorierten Laptop vom Schoß nahm, diesen auf den Sitz des Co-Piloten legte und nun systematisch verschiedene Schalterreihen umlegte. Die Rotoren entfalteten sich, aus einem Rotorblatt wurden jetzt fünf Rotorblätter, die eines nach dem anderen in ihrer Arbeitsposition einrasteten. Die beiden Turbinen, die rechts und links vom Hubschrauberrumpf angebaut waren starteten mit lautem Geheul, während im selben Augenblick auch die beiden Rotoren langsam ihre Arbeit aufnahmen.

      Auf der Autobahn hielt der hintere der beiden Polizeiwagen die Position neben dem ersten Security-Fahrzeug, das dem Laster hinterherfuhr.
      Der zweite Streifenwagen setzte sich neben die erste Mercedes-Limousine ganz vorne am Verband.
      Als sie an ihnen vorbeigezogen waren hatte Misato sich die Wagen und deren Insassen besser ansehen können. Im ersten Wagen saßen zwei Männer auf Fahrer- und Beifahrersitz, der zweite Wagen beherrbergte drei Leute, zwei vorne und einer auf der Rückbank.Und sie waren alle maskiert!
      „Gib mir bitte mal das Funkgerät!“ bat sie Ritsuko höflich, welche von ihrem Laptop ablies, und sich nach dem Walky Talky umdrehte um es ihr zu geben.
      Misato wollte sich bei dem Lieutenand im Führungsfahrzeug, der den Transport offiziell leitete erkundigen, ob sie eine Polizeibegleitung, womöglich von Spezialkräften hatten.
      Aber so weit kam es nicht. Während sich Ritsuko nach dem Funkgerät umdrehte fuhren an dem hinteren Streifenwagen die Seitenscheiben auf der Beifahrerseite herunter und die Person auf dem Rücksitz holte unter ihrem Sitz einen LAW-Panzerabwehr-Raketenwerfer hervor. Er legte an, zielte etwa eine halbe Sekunde auf das Fahrzeug neben ihm und drückte ab.

      Die beiden Frauen im Renault mussten hilflos mitansehen wie die Rakete ihr Rohr verließ, die Seitenscheibe des NERV-Fahrzeugs durchschlug und im Inneren explodierte, wodurch die restlichen Scheiben des Autos von einer Flammenwelle nach außen gedrückt wurden.

      Gleichzeitig war weiter vorne ein grüner Kombi zwischen den führenden NERV-Wagen ganz rechts und den vorderen Streifenwagen ganz links geraten. Während hinten die Rakete abgeschossen wurde, eröffnete die Person auf dem Beifahrersitz des forderen Wagens mit einer MP 5 das Feuer.
      Der die vorderen Seitenscheiben des Kombis wurden durchschlagen, sodass die Kugeln den vorderen NERV-Wagen, für den sie eigentlich gedacht waren auch trafen, sie hatten jedoch nicht mehr genügend Wucht um die Panzerung des Autos zu durchdringen.
      Der Schütze im vorderen Wagen hatte die Ersten zehn Schuss verpulvert und die unzureichende Wirkung gemerkt. Er zielte etwas weiter nach hinten, auf den Fahrer des Kombis, er drückte ab. Die Blutspritzer die nun die Frontscheibe rot färbten ließen erkennen, dass es dem Fahrer nicht gut ergangen war. Das Feuer aus der MP wanderte weiter nach unten, zu dem Vorderreifen, als dieser durch einen Treffer krachend explodierte geriet der Kombi vollends außer Kontrolle und krachte hinter dem ersten Streifenwagen gegen die linke Leitplanke, wodurch der hintere Polizeiwagen gezwungen war auf die mittlere Spur, direkt neben den Truck zu wechseln.
      Der hintere Security-Wagen und Misato mussten dem brennenden Wrack, das vor Sekunden noch der mit drei NERV-Securities besetzte Wagen war und jetzt an der rechten Leitplanke entlangschrammte, ausweichen.
      Vorne hatte der Schütze gerade wieder ein Magazin in seine MP gesteckt, als die hintere Seitenscheibe der Beifahrerseite klirrend zerbrach. Schütze und Fahrer mussten in Deckung gehen. Der Fahrer des Wagens lugte nur flüchtig über das Amaturenbrett hinaus, mehr war auch nicht nötig, er musste ja nur weiter geraudeaus fahren.
      Auch die Heckscheibe zerbarst nun, die beiden hinteren NERV-Wagen aus der vorderen Gruppe, die unmittelbar vor dem Lastwagen fuhren hatten auch das Feuer eröffnet.
      Der Schütze nutzte eine kurze Feuerpause um aus seiner Deckung aufzusteigen und sein ganzes Magazin auf den Führungswagen neben ihnen zu zimmern. Jetzt zeigten die Geschosse ihre volle Wirkung. Das Panzerglas wurde durchbrochen und der Fahrer von Kugeln und Glassplittern zerfetzt. Sein lebloser Körper sackte auf das Lenkrad, rutschte aber gleich danach nach links weg, wobei er das Lenkrad mitriss. Der Wagen brach aus der Kolonne aus. Der Schütze brüllte seinem Fahrer irgendetwas zu, was außer den beiden wegen des Lärms aus Motoren und Pistolen niemand verstehen konnte. Der Fahrer trat das Gas bis zum Anschlag durch, der Streifenwagen beschleunigte davon, an die Stelle wo er gerade noch gefahren war krachte nun das NERV-Auto und überschlug sich. Auch der hintere Streifenwagen war mittlerweile in Bedrängnis geraten.
      Die Heckscheibe war bereits kaputt. Immernoch fuhr er direkt neben den drei riesigen Reifen des Sattelaufliegers in der mittleren Spur. Hinter ihm fuhr der verbliebene Agenten-Wagen aus der Gruppe, die dem Sattelschlepper hinterhergefahren war. Dem hinteren Security-Wagen wiederrum folgte Captain Katuragi's blaue Franzosen-Karre.
      Die NERV-Agenten auf dem Beifahrersitz und der auf der Rückbank feuerten durch die geöffneten Fenster auf das Auto vor ihnen. Misato konnte nur zusehen. Sie musste fahren und Ritsuko konnte nicht gut genug schießen, außerdem war ja der NERV-Wagen vor ihnen im Weg. Stattdessen hatte Dr. Akagi per Handy das NERV-Hauptquartier alarmiert.
      Die Terroristen in dem Hinteren Fahrzeug feuerten derweil munter nach hinten, genau wie die Agenten auch durch die Fenster, aber während die Agenten Pistolen benutzten hatte einer eine Maschinenpistole, Mac-10-Ingram und der andere ein Sturmgewehr FAMAS aus französicher Produktion. Der Schütze im vorderen Wagen benutzte wie schon erwähnt eine Heckler & Koch MP 5. Im gleichen Augenblick wie der zerstörte NERV-Führungswagen an den Kämpfenden weiter hinten vorbeisauste, war der vordere Streifenwagen wieder gleichauf mit dem NERV-Wagen direkt vor dem Laster. Die Agenten waren eben noch damit beschäftigt gewesen, dem Crash des Führungsfahrzeugs mit der Leitplanke zu beobachten, da bremste der vordere Angreifer wild herunter und befand sich noch in der selben Sekunde direkt neben ihnen. Gerade wollten die Agenten wieder schießen, da flogen zwei graue Metallkugeln durch das hintere, geöffnete Seitenfenster. Handgranaten!!! Der Agent auf dem Rücksitz versuchte noch sie wieder hinauszuwerfen aber vergebens, beide Granaten explodierten im Fahrzeug und töteten alle Insassen. Der zerstörte Wagen schrammte funkensprühend mit der Beifahrerseite an der Leitplanke entlang und wurde kurz darauf vom Truck angeschoben. Der Lastwagenfahrer hatte strikten Befehl für nichts und niemanden anzuhalten, es sei denn es wurde ihm befohlen.
      Der riesige 40-Tonner schob das brennende Wrack vor sich her bis sich dieses querstellte und zur linken Seite weggedrückt wurde. Der hintere Streifenwagen konnte nur mit Müh und Not gerade noch auf die Fahrspur ganz links ausweichen. Als der brennende Wagen passiert hatte wollten die Angreifer in dem hinteren Polizeiauto wieder auf den NERV-Wagen hinter ihnen feuern, der sich auf den rechten Fahrstreifen zurückgezogen hatte. Jedoch wurden die beiden Schützen sofort wieder in Deckung gezwungen. Das Feuer kam aus Misato's Wagen, diese lenkte mit einer Hand, während sie sich aus dem Fenster lehnte und wild auf das Fahrzeug schoss. Der maskierte Mann, der im Streifenwagen auf der Rückbank saß wechselte nun die seite und lehnte sich weit aus dem anderen Fenster, während Misato, die ihr Magezin leergeschossen hatte auf dem Lenkrad nachladen musste. Der Maskierte legte ruhig an, zielte und drückte ab. Anders als bei den NERV-Wagen zielte er nicht auf die Insassen des Wagens sondern auf die Motorhaube. Eine der Panzerbrechenden Kugeln druchschlug den Kühler, worauf eine weiße Fontäne aus Wasserdampf die Motorhaube hochjagte, die nun die Sicht auf die Straße blockierte, Misato blieb nichts anderes übrig als sofort eine Vollbremsung hinzulegen, während der Truck und die beiden verbliebenen NERV-Autos sowie ihre beiden Angreifer ihre Verfolgungsjagd fortsetzten.

      Jetzt waren nur noch der Lastwagen und jeweils eine Mercedes-Limousine vor und hinter ihm übrig. Und die beiden NERV-Wagen wurden von den beiden Polizei-Autos in Schach gehalten.
      Sie näherten sich der Maruyama-Brücke. Einer riesigen, blauen Hängebrücke, die sich über eine Meeresbucht zog. Die Brücke war ein Nachbau der Brooklyn-Bridge im mittlerweile untergegangenen New York. Auf beiden Uferseiten befand sich etwa dreihundert Meter vom Land entfernt ein hochaufragendenter Stützpfeiler, aus Stahl. Die Pfeiler waren insgesamt circa 150 Meter hoch, jedoch lagen nur 80 Meter davon über dem Wasser, der Rest befand sich unter Wasser oder in der Erde des Tales, das nach dem Second Impact mit Meereswasser überflutet worden war. Der Fahrer des Trucks konnte von seiner erhöhten Position aus bis ans andere Ende der 1,5 Kilometer langen Brücke sehen. Und konnte feststellen, dass auch auf ihrem weiteren Weg keine Zivilfahrzeuge zu sehen waren. Seine Erleichterung darüber, dass auf absehbare Zeit keine Unbeteiligten den Weg versperren würden wandelte sich jedoch in pures Grauen als er mitansehen musste, wie sich eine große Explosion am Fuße des Pfeilers auf der anderen Flusseite ereignete. Stahlträger flogen durch die Luft als wären es Zahnstocher, das war auch vom anderen Ende der Bucht aus noch gut zu erkennen. Die Stahlkonstruktion des Pfeilers verzog sich auf der Seite an der die Explosion stattgefunden hatte nach unten und knickte nach wenigen Sekunden in sich zusammen und stürzte nach vorne, wobei die hinteren Haltekabel allesamt abrissen. In diesem Moment gab es mitten auf der Brücke eine weitere Explosion, wodurch die gesamte sechsspurige Autobahn auf der Brücke durchtrennt wurde. Sie ereignete sich nur wenige Meter hinter dem letzten Seil, das von dem Pfeiler auf der Seite getragen wurde, von der sich der Truck jetzt näherte. Dadurch, dass die Brücke quasi in der Mitte durchgesprengt war wurde nur die hintere Seite der Brücke durch den zusammenstürzenden Pfeiler in die mit in die Tiefe gerissen. Der vordere Teil wurde noch immer vom unversehrten vorderen Pfeiler getragen. Der Lastwagenfahrer starrte immer noch auf die einstürzende Brückenhälfte, sodass er nicht bemerkte, dass die beiden Streifenwagen, die von dem Kampf inzwischen ziemlich durchlöchert waren jetzt scharf abbremsten und sich zurückfallen liesen. Dabei belegten sie den hinteren NERV-Wagen, der nach wie vor direkt hinter dem Lastwagen auf der rechten Fahrspur fuhr, mit heftigem Feuer aus ihren Gewehren, wodurch der Fahrer getötet wurde und das Auto augenblicklich zurückviel.
      Der Fahrer des 40-Tonners musste sich schnell entscheiden. Der sich aufzuende Abgrund kam immer näher.
      Just in diesem Moment platzte der Reifen ganz hinten links unter dem Auflieger, er war von den Angreifern angeschossen worden. Ohne groß zu denken stieg der Fahrer voll auf die Bremse, worauf sich der Laster quer über die Straße stellte. Auch der verbliebene Security-Wagen vor ihm bremste jetzt, da man auch dort bemerkt hatte, dass vor ihnen die Brücke weg war.
      Der Laster kam mit quietschenden Reifen zum stehen. Der Fahrer konnte nur kurz durchatmen da wurde die Scheibe der Beifahrertür eingeschossen, der Fahrer nahm die Arme vors Gesicht um sich vor den herumfliegenden Glassplittern zu schützen. So konnte er leider nicht die Handgranate sehen, die gleichzeitig ins Führerhaus geworfen wurde und dieses zwei Sekunden später zerfetzte.
      Die restlichen drei Maskierten waren derweil auf die andere Seite des Lasters gerannt und hatten die Securities aus dem verbliebenen Wagen vor ihnen unter Feuer genommen. Die Agenten mussten aussteigen und sich hinter ihr Auto in Deckung begeben.
      Die beiden Männer die gerade eben den Fahrer des Trucks in die Luft gesprengt hatten öffneten nun den Container, der nicht besonderns gesichert war. Und begaben sich ins Innere. Darin stand ein Großer Würfel aus rosa Bakelit, der fast genauso breit und Hoch war die der Container, daran war eine reihe von Gerätschaften angeschlossen, die anscheinend ihre Daten von diversen Sensoren im inneren des Würfels erhielten, aber nur solange bis sie von den Kugeln aus den MPs der beiden Männer zerstört wurden.
      Daraufhin drehte sich einer der beiden Maskierten um und inspizierte die Decke des Containers. Oben in der linken Ecke hing ein kleines, unauffälliges, schwarzes Kästchen mit einem kleinen roten Blinklicht in der Mitte, er nahm es ab und schleuerte es so weit er konnte nach draußen, von der Brücke hinab. Derweil hatte der andere Mann den Container wieder verlassen und machte sich am Unterbau des Containers zu schaffen um ihn vom Fahrgestell abzulösen, während auf der anderen Seite immernoch die Schießerei zwischen den drei Maskierten, die sich vor dem Container flach auf den Bauch gelegt hatten um ein kleineres Ziel abzugeben und den drei NERV-Securities, die nicht viel mehr tun konnten als in Deckung zu bleiben und hin und wieder einen hastigen Schuss in Richtung des Feindes abzugeben.
      Allerdings ging den NERV-Agenten die Munition aus, die Verfolgungsjagd hatte zwar nur vier oder fünf Minuten gedauert aber sie hatten keine allzu großen Munitionsvorräte bei sich gehabt.
      In diesem Moment Erhob sich ein großer, zwei-Rotoriger Hubschrauber aus der Tiefe über die Brücke und ging über dem Container in Schwebestellung. Er hatte sich wohl durch die Bucht, knapp über dem Wasser angenähert und auf den Konvoi gewartet.
      Er ließ zwei Große kreisrunde Metallstücke, eins vorne und eines hinten herab, die den Container kurz bevor sie ihn berührten zu sich hochzogen, anscheinend waren es Elektromagneten.
      Der Mann im Container brüllte seinen Kameraden irgendetwas zu, diese gingen daraufhin aus ihrer Deckung, schossen aber munter auf die Agenten weiter und verschwanden dann ebenfalls im Container, dessen Türen daraufhin wieder geschlossen wurden.
      Zwei Seilwinden am Hubschrauber begannen jetzt zu arbeiten und holten den Container unmittelbar unter den Rumpf der Maschine, die jetzt ein wenig in die Höhe stieg und zur anderen Seite der zerstörten Brücke hinüberflog. Die drei verbliebenen NERV-Agenten blieben allein zurück mit ihrem zerschossenen Auto, dem Leeren Laster und den beiden Autos der Angreifer auf der anderen Seite des LKWs. Sie standen aus ihrer Deckung hinter ihrem Fahrzeug auf und duckten sich sofort wieder, als die beiden Streifenwagen explodierten, wahrscheinlich waren sie ferngezündet worden.

      Derweil überflog der Hubschrauber das Tal mit der zerstörten Brückenhälfte. Der hintere Pfeiler war komplett in sich zusammgebrochen, nur noch einige Streben ragten aus dem aufgewirbelten Wasser auf. Von oben konnte man gut erkennen, wie der aufgewirbelte Schlamm von der Strömung aufs Meer hinausgezogen wurde. Dem Pilot konnte einen Augenblick lang seine Instrumente aus den Augen lassen und sah nach draußen. In der Mitte eine braune Fläche, die Bucht, die jetzt voll vom Schlamm war, links und rechts daneben war alles grün von den dichten Pinienwäldern, die dieses gebirgige Gebiet bedeckten. Die Sicht war wunderbar, nur eine Hand voll weißer Wölkchen stand an diesem frühen Morgen am Himmel. Als der Helikopter das andere Ufer erreichte ging er auf etwa 100 Meter Höhe hinunter und folgte der Autobahn, die schnurgerade die bergige Landschaft durchzog.

      Der Helikopter ging noch tiefer, sodass er nur noch wenige Meter über dem Boden flog. Vor ihm tat sich ein großer Berg auf, aber er folgte weiter im Tiefflug der Autobahn und machte keine anstalten höher zu gehen.
      Die Straße führte direkt auf den Berg zu, an dessen Fuß ein großer Tunnel zu erkennen war.
      Der Azaka-Tunnel unter dem Berg Kamidake war ein Meisterstück der Ingenieurskunst, ein 5 km langer Autobahntunnel für eine sechsspurige Autobahn, ohne einen einzigen Stützpfeiler.
      Beim näherkommen konnte der Pilot sehen, dass in der Mitte der beiden Fahrbahnen nur eine normale Leitplanke angebracht war, wie auf all den vorhergehenden Autobahnkilometern und auch auf der Brücke zuvor auch. Die Decke hatte eine halbrunde Form und war komplett aus Stahlbeton gebaut. Wieder drückte der Pilot den Steuerknüppel ein Stück weit nach vorne, worauf der Hubschrauber promt weiter nach unten ging, zum hochziehen war es ohnehin längst zu spät, und als der Pilot bereits die Lichter an der Tunneldecke sehen konnte, war es auch zu spät um noch abzubremsen und in den Schwebeflug zurückzugehen, es gab nur noch einen Weg – geradeaus.
      Als er in den Tunnel einflog wurde es von einer Sekunde auf die andere Stockdunkel für den Piloten, er hielt den Steuerknüppel fest in der Hand und konnte nur hoffen, dass er nirgendwo gegenfliegen würde, bis sich seine Augen an die neue Umgebung angepasst hatten.
      Der Container unter dem Rumpf hatte nach unten nur etwa einen Meter Abstand und oben waren die Rotorblätter der vorderen und hinteren Maschine oft gefährlich nahe dran die halbrunde Decke zu streifen. Die Lampen an der Decke jagten nur so vorbei und als er kurz aufsah schien es dem Piloten als bildeten die jeweils einen Meter voneinander entfernten Leuchten eine weiße Linie zwischen zwei großen, grauen Flächen.
      Der Pilot aktivierte die grellen Scheinwerfer des Hubschraubers um besser die Straße sehen zu können. Vor ihm fuhr ein Sattelschlepper mit leerem Auflieger und der Hubschrauber, der gerade noch mit seiner Höchstgeschwindigkeit durch den Tunnel gejagt war, passte sich dem Lastwagen an. Der Pilot beugte sich weit nach vorne um bessere Sicht nach unten zu haben. Lastwagen und Helikopter fuhren bzw. flogen nun direkt parallel. Wieder aktivierte sich die Seilwinde unter dem Hubschrauber, sie ließ den Container nach unten, direkt auf die leere Ladefläche des Lastwagens, der Pilot wechselte jede Sekunde zwischen einem Blick nach unten und dem Blick zur Tunneldecke um nicht anzustoßen und damit eine Katastrophe auszulösen.
      Der Container war genau mittig auf dem Auflieger des Lastwagens abgelegt worden, nun arbeiteten die Seilwinden wieder in die Gegenrichtung, aber der Pilot hatte die Magneten bereits ausgestellt, sodass der Container auf der Frachtfläche des Lasters verblieb. Dieser Parallelflug dauerte noch weitere 10 Sekunden, dann setzte der Lastwagen den Blinker und wechselte auf den Seitenstreifen, wo er sanft herunterbremste, damit der Container nicht verrutschte und schließlich anhielt. Der Hubschrauberpilot konnte in diesem Moment sprichwörtlich das Licht am Ende des Tunnels sehen. Als er aus dem Berg wieder herauskam konnte er wieder nichts sehen, da er jetzt von der Sonne geblendet wurde. Trotzdem zog er steil nach oben und nahm, als er sich seine Augen wieder angepasst hatten, Kurs aufs Meer hinaus.

      Währenddessen stand der Lastwagen mit dem NERV-Container immernoch auf dem Seitenstreifen im Tunnel. Die Luke des Blechkastens ging auf und die maskierten Männer sprangen einer nach dem anderen heraus.
      Vier von ihnen zogen eine gelbe Abdeckplane über den Container, die zuvor an der Rückseite des Führerhauses festgemacht gewesen war. Auf der Plane stand in Englisch: „Happy Dog – Food for your best Friend“
      Der fünfte Mann ging nach vorne zum weißen Führerhaus, öffnete die Tür und setzte sich auf den Beifahrersitz. Als der Fahrer im Rückspiegel sah, dass die vier Männer den ganzen Container verdeckt hatten und sich wieder im Inneren des selben befanden fuhr er wieder an. Der Mann auf dem Beifahrersitz nahm seine Sturmhaube ab, es war Fox.
      Kapitel 10: The Transylvanian Teahouse

      Am Abend des selben Tages, in den Bergen südlich von Neo-Tokyo 3
      Die beiden silbergrauen Landrover erklommen gerade die letzten Meter auf der Straße zu ihrem Ziel, das sich nur ein wenig unter der Spitze des Hügels auf dem sie sich gerade befanden, lag.
      Sie erreichten eine ebene Fläche, links von den Fahrzeugen ging die Straße noch weiter nach oben.
      Die Geländewagen fuhren aber geradeaus weiter auf ein großes, zweistöckiges Haus, das in alter japanischer Holzbauweise dort stand. Die Wagen hielten, die Motoren wurden abgestellt auch die Lichter erloschen. Die Türen gingen auf, aus den Fahrzeugen stiegen sechs Leute, es waren die GDI-Soldaten, auch Fox war dabei, dafür fehlte Ink.
      Schon lange hatten alle ihre schwarzen Kampfklamotten abgelegt und sich in Neo-Tokyo 2 etwas luftigeres besorgt. Alle trugen Sonnenbrillen, obwohl die Sonne bereits untergegangen war.
      Fox stieg gerade vom Beifahrersitz des ersten Fahrzeugs. Er atmete tief durch. Die Abendzeit war hier die angenehmste Tageszeit von allen. Tagsüber war die Luft für ihn oft so warm, dass die Hitze selbst beim einatmen unangenehm auffiel.
      Sein Blick schweifte in die Ferne, nördlich des Hügels konnte man deutlich die Lichter von Neo-Tokyo 3 sehen, auch die vielen Hochhäuser waren klar zu erkennen.
      Die anderen sahen sich derweil auf dem Platz um. Neo, der den vorderen Wagen gefahren hatte, bemerkte als erster wo Fox sie hingeführt hatte.
      "Großer Gott! Hier ist ja alles vor die Hunde gegangen!" rief er entsetzt aus, als er die ausgeschaltete Leuchtschriftreklame über dem Eingang gelesen hatte. Auf ihr stand: "Transylvanian Teahouse"
      Fox wandte seinen Blick von den Großstadtlichtern ab und musterte nun auch das 'Teehaus'.
      "Nicht mehr in bestem Zustand." war seine Einschätzung.
      "Hauptsache Victor ist noch da." meinte Ace.
      Fox verlies seinen Aussichtspunkt und marschierte auf die Tür zu. Aus den Fenstern drang kein Licht nach draußen. Der Rest der Gruppe folgte ihm auf den Fuß.
      Fox hielt vor der Tür, schnaufte noch einmal und klopfte dann zweimal an die Tür. ...........
      Keine Reaktion. Wieder klopfte er. Dieses mal dreimal und etwas lauter. Wieder wartete er ab, alle lauschten, aber drinnen rührte sich nichts. Nun startete Fox seinen letzten Versuch, bevor er einfach das Schloss knacken würde. Er hämmerte wild mit den Fäusten gegen die Holztür und rief:
      "Hey, jemand da??"
      Er lies von der Tür ab, keiner gab einen Mucks von sich als sie endlich von drinnen ein langes, verschlafenes "Aaaaaaaaa" hörten. Fox drehte sich kurz um und blickte zu seinen hinter ihm im Halbkreis versammelten Kollegen.
      Man konnte draußen genau hören, dass sich drinnen etwas rührte, die Holzwände des Hauses waren alles andere als Schalldicht. Ein langsames Tapsen kam immer näher, auf die Tür zu, Fox konnte mit seinem guten Gehör die Position der Person im inneren genau ausmachen. Plötzlich vernahmen alle ein Geräusch, als würde ein hölzerner Gegenstand zu Boden geworfen, gefolgt von einem Fluch in einer slawisch anmutenden Sprache und dem Geräusch eines auf den Boden fallenden Körpers.
      Die GDI vor der Tür bissen automatisch die Zähne aufeinander und verzogen das Gesicht. Alle dachten sich irgendetwas in der Art von "das hat sicher weh getan"
      Schon zwei Sekunden später fluchte der Mann im Haus wieder drauf los. Und das aufgebrachte Fluchen kam näher.
      An der Tür, in 1,65 Metern Höhe war ein Sichtschlitz, dessen Verschluss nun zur Seite geschoben wurde. Zwei stechend grüne Augen lugten hinter dem Schlitz auf die Gruppe vor der Tür. Die Augenbrauen des Mannes waren schon ergraut und das Gesicht war von tiefen Falten durchzogen, das war alles was man von draußen erkennen konnte.
      "Was wollt ihr!?" krächzte die Stimme des alten Mannes hinter der Tür auf Japanisch mit einem osteuropäischen Akzent.
      "Das ist eine Bar! Wir sind durstig! Also wollen wir natürlich einen guten Schluck!" erklärte Fox ihm auf Englisch.
      "Verschwindet wieder, wir haben geschlossen!" zischte die Stimme hinter der Tür, die Sprache war jetzt ebenfalls Englisch, der Akzent war geblieben.
      "Und wann macht ihr wieder auf?" fragte Fox ihn.
      "Gar nicht!!" antwortete die Stimme in einem plötzlich sehr ärgerlichen Tonfall, während sich die Augen des alten Mannes gleichzeitig zu Schlitzen zusammenzogen. Fox wollte noch etwas fragen aber noch im selben Augenblick wurde der Sehschlitz wieder zugeschoben.
      Der alte Mann im Haus trat einen Schritt zurück. Gerne hätte er wieder Gäste gehabt, aber es ging einfach nicht, diese jungen Leute mussten sich heute Abend halt wo anders vollaufen lassen.
      Er fasste sich an den Kopf, er schmerzte fürchterlich. Wahrscheinlich war er wieder einmal beim Trinken eingeschlafen, wie es ihm in letzter Zeit öfters passierte. Er blickte an sich hinunter. Ja, er war ganz sicher wieder im Suff eingeschlafen, sonst würde er nicht noch sein Morgenkleidung, eine blaue, etwa knielange Hose und ein weißes Oberhemd tragen. Aber was sollte es denn? Es kam ja sowieso niemand mehr her, für den er sich irgendwie rausputzen müsste. Er beschloss sich wieder schlafen zu legen, dieses mal aber ins Bett.
      WUMMM Als er fünf Meter von der Tür entfernt war hörte er hinter sich ein lautes Krachen. Als er sich umdrehte sah er wie an der Stelle, an der eben noch seine Tür gewesen war, jetzt von draußen das Mondlicht ins Zimmer fiel. Fox hatte die Tür einfach eingetreten und kam mit verärgerten Gesichtsausdruck herein. "IS JA WOHL DIE HÖHE!!" brüllte er.
      Ungläubig starrte der Alte immer noch auf das Werk der Zerstörung, das dieser junge Rüpel angerichtet hatte, so etwas war hier nicht mehr passiert seit......seit..."Oh nein" dachte er sich nur als hinter dem Rowdi ein bekanntes Gesicht zur Tür herein kam.
      "Jaques?? Jaques LeBlanc?? Bist du das??" fragt er zu Neo gerichtet.
      Dieser musste lächeln, als er den alten Wirt nach so langer Zeit wieder gegenüberstand.
      "Ja Victor ich bin´s, aber um dir eins vorneweg zu sagen: red nicht mit mir, red mit Johannes!"
      "Johannes?? Sag bloß er ist auch hier!" krächzte er so laut, dass er kurz drauf wild zu husten begann. Fox und Neo grinsten sich beide an, wobei Fox' Grinsen eines der amüsierteren Art war, während das von Neo eher gezwungen wirkte.
      "Ja" bestätigte Neo kurz "er steht hier direkt neben mir" und blickte zu Fox, welcher daraufhin den Kopf zu Victor drehte und ihn breit angrinste.
      "Aber.....aber......wie kann das sein?" fragte dieser nur verwundert.
      "FRAG LIEBER NICHT!!!" empfahlen ihm Neo und Fox gleichzeitig.
      Wieder griff sich der alte Wirt an den Schädel, aber nicht wegen der alkoholbedingten Kopfschmerzen - die waren ganz vergessen, sondern weil gerade ein paar Personen aus einer für ihn längst vergangenen Zeit plötzlich wieder in seiner Bar standen und aus der er sie so schnell ganz bestimmt nicht wieder los werden würde.
      "Ich brauch einen Drink" meinte Victor resignierend.
      "Da bist du nicht der Einzige." sagte ihm Fox

      Eine halbe Stunde später hatten es sich die GDI im Inneren gemütlich gemacht. Ace musterte seine Umgebung, die lediglich vom Mondschein, der durch ein paar kleine Fenster hereinfiel, mehr schlecht als recht beleuchtet wurde. Aber trotzdem.......nichts hatte sich verändert. Der blanke, dunkelbraune Holzboden glänzte im schwachen Licht. Die Bar war im Grunde ein altes Bauernhaus, das vom jetzigen Besitzer von vor langer Zeit in liebevoller Kleinarbeit wieder auf Vordermann gebracht worden war. Im Erdgeschoss war die Bar, im zweiten Stock wohnte der Wirt.
      Der Mittelpunkt der Bar war wiederum der Tresen mit seinen acht Hockern. Typische Barhockern, mit diesen roten Lederbezügen.
      In jeweils einem Eck der Bar stand noch zusätzlich ein typisch japanischer Tisch, der so niedrig war, dass man gezwungen war, sich auf den Boden zu knien oder sich im Schneidersitz hinzusetzen, wie es die meisten Gäste machten. [Verrückte Japaner] dachte sich Ace als er sich an die traditionelle japanische Sitztechnik erinnerte.

      Der Tresen stand direkt vor der Treppe, die ins Obergeschoss sowie in den Keller führte. Auf den Hockern hatten es sich nun die sechs GDI bequem gemacht hatten. Allerdings brannte immer noch kein Licht. Die Tür hatte man wieder provisorisch verschlossen.
      Die Soldaten hatten sich in für die GDI typischer Weise den Rängen nach angeordnet. Die Ranghöchsten, also Fox und Neo saßen in der Mitte, die unteren Ränge rechts und links von ihnen.
      Der alte Victor kam mit einer auf einem Halter aufgesteckten Kerze in der einen und zwei Flaschen Alkohol in der anderen Hand aus dem Keller und stellte alles auf den Tresen bevor er sich daran machte aus einem der Schränke links von der Treppe einige Gläser hervorzuholen, wobei er von den beiden Majoren und ihrem Gefolge wortlos beobachtet wurde.
      Jeder bekam ein Glas hingestellt, das anschließend von Victor gefüllt wurde. Fox nahm als erster einen großen Schluck, am Geschmack erkannte er gleich, dass man ihnen Wodka servierte. Während der Wirt noch die Gläser der anderen auffüllte, ergriff Fox das Wort.
      "Warum machst du das Licht nicht an? Im Dunkeln ist zwar bekanntlich gut munkeln aber mich besaufen will ich lieber bei elektrischem Licht, ganz egal wie romantisch Kerzenschein wirken mag."
      Victor musste kurz lachen. Fox war für ihn nach all der Zeit immer noch ein Buch mit Sieben Siegeln. Er war sehr belesen, dass merkte man, wenn man öfter mit ihm sprach, doch gleichzeitig konnte er sich wie ein ungebildeter Hunne aufführen, das hatte er im Allgemeinen und ganz speziell in dieser Bar schon oft genug bewiesen. Trotzdem erinnerte sich der alte Mann wieder daran, dass er seinem Gast noch eine Antwort schuldete.
      "Ich kann das Licht nicht anschalten. Das E-Werk hat mir den Strom abgestellt, weil ich meine Rechnungen nicht mehr bezahlt habe."
      "Steht es so schlimm?" fragte Neo, der gerade sein Glas leergetrunken hatte. Victor füllte es wieder nach und sprach:
      "Seit ihr nicht mehr gekommen seid hat sich hier viel verändert. Früher mal, als Neo-Tokyo 3 noch nicht fertig war, da war diese Kneipe ein Geheimtipp für alle die sich stilvoll amüsieren wollten. Ihr wisst das ja noch, ihr wart ja dabei. Danach haben mir die Bauarbeiter, die an der Stadt mitgearbeitet haben das Einkommen gesichert. Aber seit dem all die großen, neuen Clubs in der Stadt aufgemacht haben, hat mich die Menschheit förmlich vergessen. OK, ein paar Leute sind noch immer regelmäßig gekommen und das Geld hat zum Leben gereicht, aber seit dem diese Was-weiß-ich-was-das-sind-Viecher, .... diese Engel aufgekreuzt sind, ist der traurige Rest meiner Kundschaft mit Sack und Pack weggezogen und der Rest will sich nicht irgendwo hinbegeben, wo kein Schutzbunker in der Umgebung ist."
      Ein bitteres Schweigen erfüllte die Luft, als sich Victor gleich nach seinen Worten das siebte Glas nahm, es auffüllte und sofort leer trank.
      "Von der Menschheit vergessen...." Fox's Tonfall war ungewohnt nachdenklich.
      Victor knallte sein Glas auf den Tisch.
      "Genau! Und solange niemand herkommt, bin ich selbst meine beste Kundschaft. Irgendwer muss doch das gute Zeug vernichten, bevor es noch schlecht wird."
      "Da würd´ ich dir gerne dabei helfen, du weißt doch, wenn´s um Vernichtung geht, kann man auf uns zählen!" meldete sich Ace von der Seite zu Wort.
      Den alten Mann hinter dem Tresen überkam erneut ein Lächeln als er auf das leere Glas in seiner Hand hinabsah.
      "Ja ja, der junge Herr Cannucci, hat man sie auch noch nicht ausgemustert? Nun denn! Wie könnte ich ein solches Angebot ausschlagen?" sagte es, nahm die Kerze, drehte sich um und ging Richtung Treppe um noch mehr Alkohol nach oben zu schaffen.
      Als Victor ungefähr in der Mitte der Treppe war, klingelte weiter oben das Handy in Fox' Hosentasche. Dieser stand vom Hocker auf, ging einige Meter vom Tresen weg, zog das Mobiltelefon hervor und drückte auf den Knopf mit dem darauf abgebildeten grünen Telefon.
      Der Rest der Truppe kümmerte sich nicht weiter darum, sondern widmete sich lieber weiterhin den Drinks. Das änderte sich jedoch schlagartig, als sie hörten wie Fox "Sigma 8" sagte. Ein Dienstanruf! Jeder drehte sich sofort in seine Richtung. Neo und Ace behielten der Bequemlichkeit halber ihre Gläser in der Hand um auch während des Lauschens weitertrinken zu können.
      Fox nickte nur die ganze Zeit. "Ja.................Aha...................Verstanden.............Gut............Ende"
      Er beendete die Leitung und bemerkte erst jetzt, dass die fünf Männer auf den Barhockern ihn anstarrten als wäre er ein karierter Leguan. Natürlich wollten sie wissen was los war.
      "Das war das Hauptquartier. Ink hat den Hubschrauber erfolgreich versenkt und ist dann von einem unserer Jagd-U-Boote an Bord genommen worden. Sie bringen ihn morgen zurück." Seine Stimme schlug nun einen überaus fröhlichen Ton an.
      "Des weiteren freue ich mich, ihnen mitteilen zu dürfen, dass das Frachtschiff mit unserem Container an Bord vor elf Minuten die japanischen Hoheitsgewässer verlassen hat und nun Kurs auf Norwegen nimmt."
      Die Soldaten begannen zu jubeln und sich gegenseitig zu gratulieren. Fox blieb mit hinter dem Rücken verschränkten Armen stehen und beobachtete zufrieden die Euphorie seiner Untergebenen.
      Als sich alle wieder beruhigt hatten fragte Neo: "Hat man auch gesagt, wann wir wieder abgezogen werden??" Fox legte die Stirn in Falten "Abgezogen?" Neo bekräftigte sein Anliegen: "Ja abgezogen! Das Oberkommando hat sicher noch andere Aufgaben für uns parat."
      Fox jedoch sagte ihm:
      "Mein Freund.....ihr werdet nicht abgezogen. Es war von Anfang an vorgesehen, dass die Kampfgruppe, die man mir nachschickt zu meiner permanenten Unterstützung hier verbleibt. Zumindest bis die Mission abgeschlossen ist und dafür haben wir in etwa ein Jahr beanschlagt."
      Neo war geschockt von dieser neuen Information. Er hatte gedacht, man würde nur den Container entwenden und schon tags darauf wieder irgendwo anders sein. Er atmete einmal tief durch. Ein ganzes Jahr! Das war absolut ungewohnt und wirkte wie ein Schlag in die Magengrube, obwohl eigentlich nichts schlimmes daran war.
      Er versuchte sich zu konzentrieren, was ihm aber wesentlich schwerer fiel als sonst. - Verdammter Alkohol! Letztlich konnte er doch noch einen klaren Gedanken fassen.
      "Also gut Leute, wenn das so ist..............KOMMANDOAPPELL!!!"
      Der Kommandoappell war ein Teil des förmlichen Prozederes, wenn der Kommander für längere Zeit wechseln würde, aber für gewöhnlich schenkten sich die GDI dieses Ritual einfach.
      Fox, der immer noch an der selben Stelle stand und zuvor die Reaktion der Soldaten analysiert hatte sah jetzt mit an, wie die Leute aufstanden und in einer Reihe vor ihm Haltung annahmen.
      Neo begann: "Sir! Kampfgruppe Nummer elf des Globalen-Defensiv-Nachrichtendienstes meldet sich hiermit zum Dienst unter ihrem Kommando, Sir!" Er holte noch einmal tief Luft. Der Alkohol machte ihm wirklich zu schaffen, schon nach ein paar Gläsern. Verdammt. Früher wäre ihm das nie passiert. "Major Jaques LeBlanc, Codename Neo meldet sich zum Dienst." wobei er noch abschließend salutierte.
      Ace machte weiter: "Captain Allessandro Cannucci, Codename Ace meldet sich zum Dienst."
      Auch er salutierte zum Schluss.
      Der Rest machte es einer nach dem anderen nach.
      "Lieutenand Diego Alvarez, Codename Eos meldet sich zum Dienst."
      "Sergeant Kuo Han-Minh, Codename Lio meldet sich zum Dienst."
      "Sergeant Jürgen Krassnitz, Codename Sil meldet sich zum Dienst."
      Wieder ergriff Neo das Wort:
      "Nicht anwesend ist: Captain Omar El Sawatiri, Codename Ink, Sir."
      Wieder salutierte er.
      Fox hatte das Schauspiel regungslos verfolgt. Es war das erste mal, dass er so einen Kommandoappell abnahm, trotzdem wusste er, dass jetzt sein Part gekommen war.
      Trotzdem hatte er vorher noch eine Frage:
      "Sind die Codenamen nicht schon vor drei Jahren abgeschafft worden??"
      Neo bekam ein schelmisches Grinsen. "Alte Angewohnheiten sind schwer abzulegen."
      "So so."
      Fox begann nun vor den Männern auf und ab zu marschieren während er sprach:
      "Meine Herren, hiermit übernehme ich das Kommando über diese Einheit. Die Hälfte von euch kennt mich bereits..........der Rest wird mich noch kennen lernen. Ich garantiere euch, unter meinem Kommando werdet ihr Gefahren ins Auge blicken müssen wie noch nie zuvor. Aber deswegen seid ihr hier weil man euch unter all den Millionen von GDI-Soldaten auf allen Kontinenten des Erdballs die höchsten Chancen einräumt das hier durchzustehen. WIR sind eine GDI-Kampfgruppe. Wir sind die besten, weil wir die beste und härteste Ausbildung durchlaufen haben, die jemals von Menschen erdacht worden ist. Ein paar von euch mögen unerfahren sein, aber ihr seid ausgebildet worden von der GDI und das allein macht euch 90 Prozent eurer Gegner überlegen. Glaubt mir, ihr werdet eure Ausbildung brauchen können, wenn ihr hier Fehler macht, seid ihr nichts weiter als tote Soldaten und tote Soldaten taugen nur noch als Futter für die Würmer!"
      Fox baute sich vor den Soldaten auf und begann ganz Instinktiv die Worte zu zitieren, die General Essling vor 11 Jahren an seine Soldaten vor den Toren von Budapest gerichtet hatte. (siehe Prolog)
      "Wir werden standhaft sein........wir MÜSSEN standhaft sein. Wir bilden die letzte Bastion der Vernunft in einem tosenden Meer von Hass und Irrsinn. Die Zukunft der Menschheit lastet auf unseren Schultern, die Augen unserer Kinder und Kindeskinder schauen auf unsere Taten.
      Keinen Schritt werden wir weichen vor den Legionen der Finsternis, die ausgezogen sind, ihr Gift in die Seelen der Menschen zu speien!"
      Eine gespenstische Stille lag in der Luft. Das einzige Geräusch das zu hören war, war der 'Gesang der Zikaden' der von draußen ins Haus drang..................und Victor, der jetzt wieder behäbig die Treppe hinaufstampfte.
      Fox salutierte. "Major Johannes Fuchs, Codename Fox meldet sich zum Dienst meine Herren, Gott mit uns."
      Bei Fox' letzten Worten erreichte Victor endlich das Erdgeschoss, wieder hatte er zwei Flaschen Alkohol dabei, dieses mal war es Whiskey. Auf die Worte "Gott mit uns" fragte er: "Was treibt ihr kleinen Aushilfs-Faschisten denn jetzt wieder??" Er wusste, dass die GDI bei Vergleichen zwischen ihnen und der deutschen Wehrmacht entweder beleidigt oder zuweilen auch geschmeichelt reagierten. Die Reaktion seiner Gäste war jedoch keines von beidem.
      Stattdessen meinten Ace, Neo und Fox wie aus der Pistole geschossen: "Nicht fragen! Ist geheim!"
      "Na wenn das so ist" meinte Victor nur knapp und befeuchtete sich schnell mit der Zunge seine ausgetrockneten, spröden Lippen, "ach Johannes,......unten steht noch eine ganze Kiste Wein, ein Burgunder, von 2002 ein hervorragender Jahrgang. Ich würd´ sie ja gern mit hoch nehmen, aber ich bin nicht mehr so schlank und rank wie früher.
      Fox zog die Mundwinkel nach oben. "Schon verstanden, ich helf´ dir." Victor machte sofort kehrt und ging mit seiner Kerze wieder nach unten, Fox schickte sich an ihm zu folgen. Bevor er durch die Kellertür ging wandte er sich noch kurz zu den anderen um: "Ach ja, wenn ich noch unseren gütigen Gastgeber vorstellen darf." Er zeigte mit dem ausgestreckten linken Zeigefinger nach unten.
      "Victor Kardar, gebürtiger Rumäne, ehemaliges Mitglied der französischen Fremdenlegion und seit nun schon 22 Jahren stolzer Besitzer des Transylvanian Teahouse" Dann folgte er dem alten Mann in die Tiefe.
      Die restlichen GDI setzten sich derweil wieder auf die Barhocker.
      Alvarez stupste Ace mit dem Ellbogen an. "Sir?"
      "Was ist Alvarez?" bekam er als Antwort.

      "Was hatte diese Verfolgungsjagd heute für einen Sinn?

      "Ganz einfach: irgendwie mussten wir den Laster zum stehen bekommen um den Container abzukoppeln, sodass Ink ihn mit dem Hubschrauber aufnehmen kann. Im Hauptquartier von diesen NERV-Heinis oder am Flughafen von Tokyo 2 hätten wir ihn leicht stehend einnehmen können, aber da wäre die Bewachung zu schwer gewesen.
      Wir mussten ihn also auf jeden Fall auf der Autobahn angreifen. Die Idee mit der Brücke war vielleicht etwas übertrieben, aber es hat seinen Zweck erfüllt, der Fahrer musste runterbremsen, sodass wir ihm die Reifen abschießen konnten ohne zu riskieren dass der Laster umkippt.
      Und weswegen wir durch den Tunnel mussten wirst du ja wohl selber wissen."

      Alvarez schüttelte nur den Kopf, worauf der Italiener wieder zu erklären begann:

      "Satelliten, Alvarez, Satelliten, oder meinst du etwa, dass Gevatter Ink der einzige ist, der mit den Sputniks umgehen kann. In dem Tunnel hat niemand sehen können, was mit dem Container passiert ist und so konnte ihn auch niemand verfolgen und mit dem Hubschrauber hat Ink jetzt noch den letzten Beweis vernichtet und alle Ermittlungen werden ins Leere laufen." Ace schüttelte kurz voller Bewunderung den Kopf. "Ich muss schon sagen, das war ein echt idiotensicherer Plan."

      Just in diesem kam Fox wieder aus dem Keller und Trug eine Kiste voller grüner Weinflaschen vor sich her. Neo, der inzwischen die zweite Wodka-Flasche ganz allein leergetrunken hatte, lallte ihm schon entgegen:

      "Ahhh gut dass du da bist. Die beiden hier haben gerade über deinen kleinen Stunt heute geredet. Um ehrlich zu sein ich bin von einer Sache ganz fest überzeugt: von all den bescheuerten Ideen, die du jemals hattest, rangiert die hier............ irgendwo in der Mitte.

      "Ist das so?" grinste Fox nur seinen sturzbetrunkenen Kameraden an, stellte die Kiste auf den Boden und begab sich wieder auf die andere Seite des Tresens. Zusammen mit dem alten Victor machten wurde an diesem Abend neben dem Wodka auch die ganze Kiste Wein noch leergemacht...
      Kapitel 11: Spießrutenlauf (Walking on the Razor's Edge)


      Dunkelheit...........soweit das Auge reichte, war nichts als Dunkelheit zu sehen...................Fox drehte sich um..............bewegte er sich überhaupt???...............er wusste es nicht.........überall war nur Finsternis............kein Laut drang an sein Ohr................er konnte sich nicht einmal atmen hören.............was war hier nur los..........und wo war dieses "hier"....................
      Auf einmal hörte er Schritte..........schnelle Schritte.............laute Schritte................jemand rannte.
      ........wo kam dieses Geräusch her??..........er sah sich um, in die Richtung, aus der die Schritte kamen.............in einiger Entfernung konnte er einen hell erleuchteten Punkt sehen..............dort war eine Frau...ja.............eine junge Asiatin mit langem, wallenden, schwarzen Haar die einen roten Mechaniker-Overall trug. ................ Sie rannte...........sie rannte auf Fox zu...............ihr Gesichtsausdruck zeugte von Angst................die rannte auf Fox zu..........aber..........warum kam sie dann nicht näher........sie rannte so schnell sie konnte.........trotzdem bewegte sie sich keinen Meter von der Stelle............was war hier los...............
      Hinter ihr konnte Fox noch eine zweite Person erkennen, die aus der Finsternis kam........ er konnte das Gesicht nicht sehen................aber er sah die Pistole, die diese Person in der Hand hielt...............und die Frau versuchte panisch wegzulaufen..................aber es ging nicht..........Fox wollte sie warnen..............aber seine Stimme versagte.........Verdammt..........warum kam kein Ton aus seinem Mund????.............gleich würde es zu spät sein...........Verdammt verdammt VERDAMMT............was war hier nur los..............er wollte zu ihr eilen und ihr helfen...........aber er spürte seine Beine nicht mehr......waren sie überhaupt da?............Verdammte Scheiße............die Frau streckte flehend ihre Hand nach Fox aus...........ihre Augen...........in ihren Augen spiegelte sich ihre Verzweiflung wider..........die Person hinter ihr kam weiter aus dem Schatten..................Gendo Ikari................immer noch wollte die Frau von ihm weg..............Verdammt, was war hier nur los...........hilflos musste er mit ansehen wie Ikari in seiner Hand langsam hob.................der Bolzen spannte sich....und....

      Fox erwachte scheißgebadet in seinem Bett, erschöpft setzte er sich auf.
      [Was für ein abartiger Traum] Er legte beide Hände auf sein tropfnasses Gesicht und fuhr sich nach hinten durch die Haare.
      Es war seine siebzehnte Nacht in Neo-Tokyo 3 aber zum ersten mal hatte er etwas geträumt.
      Er blickte sich um......Dunkelheit, im Raum war es stockfinster, die Lampen waren aus und Fenster gab es ja keine.
      "Licht" befahl er knapp und prompt reagierte die Sprachkontrolle. Die Lampen aktivierten sich mit der voreingestellten Intensität von 80 Prozent des Tageslichtes.
      Fox wurde geblendet. Er hielt sich den rechten Arm vor die Augen und ließ sich auf das Kopfkissen zurückfallen. [Igitt!!] Es war vollkommen durchnässt, ein Gefühl das er über alles hasste. Trockenheit, trockene Kleidung und eine trockene Bleibe waren etwas, das er sehr schätzte, denn auf den Schlachtfeldern der Impact-Kriege hatte man diesen Luxus nicht immer haben können. Er nahm den Arm von den Augen, sie hatten sich mittlerweile eingewöhnt, er starrte direkt in die Lampe in der Mitte der Decke.
      Seine Gedanken waren leer und antriebslos. Er wälzte sich zur Seite, die Digitaluhr zeigte 6:28 Uhr.
      Es machte keinen Sinn weiterzuschlafen, in zwei Minuten würde ohnehin der Wecker klingeln.
      Erneut richtete er sich auf und setzte sich auf die Bettkante. Gerade wollte er aufstehen, da blieb sein Blick an einem Bild hängen, das neben dem Wecker stand.
      Darauf war ein junger Mann in weißem T-Shirt zu sehen, der mit der rechten Hand das "Victory" Zeichen machte. Von hinten wurde er von einer hübschen Asiatin umarmt, es war die Frau, die Fox gerade noch im Traum gesehen hatte.
      Fox stricht sanft über die Oberkante des Bilderrahmens aber im selben Augenblick lies der Wecker ein nervtötendes Gepiepe los. Fox drückte sofort den Knopf an der Oberseite und der Wecker verstummte. Er stand auf und es begann Tag Nummer 18 in Neo-Tokyo 3.

      Die letzten zehn Tage waren überaus ruhig verlaufen. Wie erwartet hatten die Ermittlungen nach dem Angriff auf den NERV-Konvoi nichts ergeben. Auch der NERV-Security hatte sich nicht noch einmal blicken lassen. Also hatte er sein Studium an der Uni von Neo-Tokyo 3 aufgenommen.
      Was eine ziemlich entspannte Angelegenheit war, denn Fox hatte Mathematik und Physik, Psychologie sowie Geschichte, mit Spezialisierung auf die Impact Kriege, als Studienfächer belegt.
      Die ersten beiden waren kein Problem, schließlich hatte er in diesen Bereichen schon vor über zehn Jahren promoviert. Ebenso Geschichte, er war ja praktisch ein Zeitzeuge. Einzig und allein Psychologie hatte er gewählt um noch etwas zu lernen,......oder um sich endlich mal selbst therapieren zu können, wie Neo behauptet hatte.
      Auch mit seinen Kollegen, also mit den anderen beiden Piloten hatte er sich arrangiert. Das heißt, eigentlich hatte er sich mit Shinji arrangiert, Rei war für ihn ein lebendes, atmendes Rätsel auf zwei Beinen.
      Gestern war er zusammen mit Dr. Akagi bei Captain Katsuragi zum Abendessen eingeladen gewesen.
      Er schob gerade zwei Scheiben Brot in den Toaster als er wieder einmal aus heiterem Himmel zu grinsen begann. Gerade erinnerte er sich wieder wie Shinji Rei's Foto auf ihrer ID-Karte angestarrt hatte und wie peinlich es ihm dann war von Misato darauf angesprochen zu werden.
      [Ach ja, als ich noch so jung war....]


      Ein paar Stunden später hatte er die Lesungen für diesen Tag hinter sich gebracht. Eigentlich war es ja ganz lustig gewesen, in Physik hatte er geschlafen und in Geschichte dem Professor eine kleine Unterweisung in der Gefechtsausrüstung der GDI-Soldaten anno 2002 gehalten.
      Danach war er wieder einmal in die Geo-Front gegangen um nach seiner EVA zu sehen, er hatte die letzten paar Tage damit zugebracht ein paar zusätzliche Makros in die Kommandostruktur des Rechenkerns einzubauen, so lies sich im Ernstfall wertvolle Zeit gewinnen. Vor allem der Check-up vor dem Start lief jetzt so gut wie automatisch. Aber anstatt an Ryoki weiterzuarbeiten hatte er sich dann doch dafür entschieden, der Aktivierung von EVA 00 beizuwohnen. Bislang hatte er diesen Vorgang immer nur aus dem Inneren der Maschine erlebt, obwohl ihm eigentlich klar war, dass, wenn alles gut lief es absolut nichts zu sehen gab.

      "Hi Leute!" Fox kam gerade um die Ecke des Ganges von dem aus man die Test-Halle einsehen konnte. Shinji und Misato waren bereits da.
      "Hallo Fox." grüßte ihn Misato.
      "Hallo" wurde er auch von Shinji gegrüßt.

      "Haben sie schon angefangen? Hab ich was verpasst??"

      "Nein, der Test beginnt erst in zwei Minuten." erklärte Misato.

      Fox ging zu Misato hinüber und verbeugte sich vor ihr.
      "Ähm, ich hab mich noch gar nicht bedankt für das Essen gestern."

      "Keine Ursache, es nicht viel schwerer für vier Leute zu kochen anstatt für drei."

      "Trotzdem......vielleicht kann ich euch mal irgendwohin zum Essen einladen." bot Fox ihr an.

      "Danke, das wäre nett, aber es würde auch vollkommen reichen, wenn du uns dann bekochst anstatt in ein teueres Restaurant zu gehen."

      "Oh nein, das verstehst du falsch, ich koche niemals selbst, entweder ich gehe essen, oder ich lasse mir was kommen. Ich bin Fast-Food halt gewohnt, auch wenn die Miso-Suppe eine ganz neue Erfahrung für mich ist. Vielleicht können wir zwei auch mal zusammen einen Trinken gehen, ich kenne da eine nette kleine Bar in den Bergen südlich von hier...."

      Shinji unterbrach die Unterhaltung der beiden: "Sie fangen an."

      Misatos Aufmerksamkeit richtet sich auf den Test.
      Fox lehnte sich neben Shinji an die Wand, beide verfolgten ein paar Sekunden lang die Vorgänge in der großen Halle.



      Fox spreizte sich zwischen Wand und Boden, er rutschte an der Wand ein bisschen nach unten, auf Kopfhöhe mit Shinji. Er sagt leise.

      "Sag mal, warum hat Ayanami dir vorhin eine gescheuert?"

      Shinji sah ihn verwundert an.

      "Auf der Rolltreppe, ich war hinter euch." erzählte Fox.

      "Weil ich ihr gesagt habe, dass ich meinem Vater nicht traue."

      "Hmhm, wer tut das schon? Trotzdem beweist es, dass Rei nicht der kalte Eisblock ist, für den ich sie Anfangs gehalten habe. Zwar ist Ärger keine sehr schöne Emotion, aber dennoch ist es eine Emotion und eine recht starke noch dazu."

      Weiter konnten sie diese Unterhaltung allerdings nicht führen, da sie im nächsten Augenblick davon informiert wurden, dass der nächste Engel im Anmarsch sei.

      Nicht ganz fünf Minuten später saß Fox im Plugsuit in seiner EVA und überwachte das Hochfahren aller Systeme, was dank der neuen Makros nun ganz von allein funktionierte.

      .............Verteidigungsmatrix.........online
      Sensoren...............online
      Jetpacks............geladen
      Reaktorleistung 100 %

      EVA 05 meldet Gefechtsbereitschaft!!
      Daraufhin wurden EVA 01 und 05 in die Aufzüge transportiert um gemeinsam hochgeschickt zu werden.

      Beide Piloten gaben ihren Status durch:
      "EVA-01 bereit zum Start."
      "EVA-05 startbereit"

      Misato: Start!!
      Augenblicklich wurden beide Evangelions Richtung Oberfläche geschickt
      Shigeru: Massiver Energieanstieg im Zielobjekt.
      Misato: Was?
      Shigeru: Konzentration am Äquator des Objekts.
      Ritsuko: Ist das Möglich??
      Misato: Shinji, ausweichen!!!
      Shinji: Was?
      Aber zu spät, der Engel feuerte auf EVA 01.
      Shinjis Schreie waren im Hauptquartier und in EVA 05 zu hören.
      "Aaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaahhhhhhhhh"
      Misato: Shinji!!! Holt ihn rein!! Schnell!!"

      EVA 05 war auf der anderen Seite des Engels an die Oberfläche gekommen, Fox hatte die EVA geradeeinmal ein paar Schritte aus dem Aufzug gesteuert. EVA 01 war den Bruchteil einer Sekunde vor ihm oben angekommen, das war Shinji zum Verhängnis geworden.
      Fox reagierte prompt. Im Moment stand er da wie auf dem Silbertablett. EVA 05 hechtete hinter einer Reihe von Häusern in Deckung. Die Häuser waren zwar hoch, aber nicht so hoch, dass die EVA dahinter in die Hocke gehen oder gar aufstehen konnte. Also entschied er liegen zu bleiben, noch bestand die Möglichkeit, dass der Engel ihn nicht bemerkt hatte.
      Fox hatte nur Zeit um zweimal tief durchzuatmen, als eine Sprechverbindung geöffnet wurde. Aoba's Stimme war zu hören.
      Das Zielobjekt dreht sich um die eigene Achse,
      Also doch! Der Bastard hatte ihn bemerkt. Er musste hier weg, so wie er EVA 01 abgeschossen hatte war anzunehmen, dass er nicht einmal Sichtkontakt brauchte um einen sauberen Treffer zu landen.
      Auf den Monitoren im Hauptquartier konnte man sehen, wie der Engel sich langsam drehte und die Seite mit der er soeben auf EVA 01 geschossen hatte in Richtung des zweiten Evangelions ausrichtete.
      Die Vogelperspektive des Beobachtungssatelliten zeigte deutlich wie die EVA eng an den Boden gepresst hinter einem Häuserblock Deckung suchte. Plötzlich rollte sich EVA 05 auf den Rücken, im selben Moment gab der Engel seinen zweiten Schuss ab. Der ganze Block wurde von einer gigantischen Feuerwand verschluckt.

      "Fox!! Bitte antworte!!" rief Misato verzweifelt. Aber wenn der Engel ihn erwischt hatte, war es für ihn zu spät, es gab keine Möglichkeit ihn aus dem Kampfgebiet zu evakuieren.
      Auch Maya stockte der Atem, als der ganze Bildschirm von roten Flammen erfüllt wurde.
      Plötzlich knackte die Sprechverbindung.
      "SCHEISSE VERDAMMT!!!"

      EVA 05 lag einige hundert Meter weiter. Fox hatte, nachdem er die EVA auf den Rücken gedreht hatte die Jetpacks aktiviert, sodass die EVA am Boden entlang aus dem Explosionsradius geschrammt war.

      Ein kurzer Blick auf den rechten Bildschirm verriet ihm, dass die EVA weder getroffen noch sonst wie beschädigt war. Ausnahmslos grüne Lichter.

      "Hier EVA 05. Keine Schäden. Aber ich bräuchte endlich was um zurückzuschießen"

      "Schickt ihm das Pellet-Gewehr hinaus." wies Misato ihren Untergebenen an.

      Fox versuchte sich zu konzentrieren. Er musste endlich anfangen Daten zu sammeln, er brauchte einen anständigen Plan.
      [Was ist das wichtigste was mich jetzt zu interessieren hat?] fragte er sich kurz in Gedanken, noch im selben Augenblick verschwanden auf dem rechten Monitor die Statusanzeigen der EVA-Systeme und wurden von einer Anzeige ersetzt, die lediglich 00:00:000 anzeigte.

      "Kommt schon, geht das nicht ein bisschen schneller???!!!"

      Die Antwort aus dem Hauptquartier kam postwendend: "Pellet-Gewehr wird in Waffenschacht 43-B ausgegeben."

      Fox hatte gleich nachdem er seine Arbeit bei NERV aufgenommen hatte, die Positionen der Waffenkomplexe, Notstromsockel und Schutzgebäude auswendig lernen müssen.

      Waffenschacht 43-B war nur ein paar Blocks weiter, direkt vor ihm, was bedeutete, dass er wieder an der Stelle vorbeimusste, wo der Engel soeben ins Leere geschossen hatte.

      Der immer noch auf dem Rücken liegende Evangelion richtete sich kurz auf, ging sofort wieder in die Hocke um gleich zu einem gewaltigen Sprung anzusetzen. EVA 05 schoss in die Luft und zog eine große Staubwolke wie einen Umhang hinter sich her. An der Stelle an der sich die EVA befunden hatte, hatte sich ein Vakuum gebildet und die nachströmende Luft zog den Staub mit. Auf die selbe Weise entstanden auch die berühmten Pilzwolken nach einer Atomexplosion.

      "Erneuter Energieanstieg im Zielobjekt."

      Ein Gedanke genügte und schon begann die Anzeige auf dem rechten Monitor beständig höhere Zahlenwerte anzuzeigen, offensichtlich war es eine Stoppuhr.
      Es waren geradeeinmal 138 Tausendstel Sekunden vergangen, da wurde der Entry Plug kräftig durchgeschüttelt.
      Alle Anzeigen spielten verrückt, die Beleuchtung des Plugs begann zu flackern, aber da war noch dieser Schmerz..... Fox hatte die linke Hand vom Joystick genommen und hielt sich die Seite.
      HÖLLE!!!! Was zum Geier war das?? Hastig versuchte er sich im Plug wieder zurecht zu finden. Was war passiert?? Wo kam dieser Schmerz her?? Ein stechend, heißer Schmerz, der seine Gedanken durcheinander brachte. Das ständig aus- und wieder anschaltende Licht machte es ihm schwer sich zu orientieren. Da blieb sein Blick auf einem Diagramm auf dem linken Bildschirm hängen. Darauf war eine Umrisszeichnung der EVA zu sehen, an deren rechten Seite, knapp unterhalb der Rippen, ein roter Punkt pulsierte.
      EVA 05 war getroffen worden!!!!

      Im NERV-Kontrollzentrum hatte man nichts von dem, was sich im Entry-Plug abspielte mitbekommen. Man hatte lediglich mitangesehen, wie EVA 05 in der Luft vom Engel getroffen worden war. Glücklicherweise war es kein direkter Treffer gewesen. Die Maschine hatte gerade die brennenden Ruinen überquert, die vom vorigen Schuss des Engels übrig geblieben waren. Die heiße Luft, die vom Feuer aufstieg, hatte den Evangelion ein wenig abgelenkt. Nur ein kleines bisschen, aber weit genug, dass der Engel lediglich einen Streifschuss in die rechte Seite landen konnte.

      [Dieser Schmerz ist nicht real,....nur Einbildung.......reiß dich zusammen]
      Vom Treffer des Engels abgelenkt stürzte die EVA in einen Wohnblock, welcher unter dem Gewicht des Roboters halb einstürzte. Der ganze Block wurde in dichten grau-braunen Staub gehüllt, der jedoch gleich wieder weggeblasen wurde. In einiger Entfernung war gerade der Schuss des Engels explodiert, der EVA 05 durchschlagen und dann geradewegs weitergeflogen war.
      Die Druckwelle jagte die Staubwolke aus dem Kampfgebiet. Langsam erhob sich EVA 05 über die Trümmer des halb eingestürzten Hauses. An manchen Stellen wirkte es im Vergleich zur EVA wie ein Puppenhaus, das man in der Mitte aufklappen konnte, aus den aufgerissenen Wänden ragten Stahlstreben und Stromkabel.
      Wo war er gelandet? Wo war der Waffenkomplex? Das Licht arbeitete wieder, auch alle anderen Systeme zeigten grünes Licht. Ein Blick auf die Radaranzeige verriet, dass er 200 Meter vom Kurs abgekommen war.
      Schnell!! Der Engel würde gleich wieder schießen, aber dieses Mal würde Fox schneller sein.
      Er riss die Joysticks nach vorne. EVA 05 verließ den Trümmerhaufen und rannte geradewegs auf den Waffenschacht zu, der sich am Ende der Straße befand.
      EVA 05 bremste aber nicht ab, sondern stürzte sich mit einem Hechtsprung auf die im Schacht an Halterungen befestigte Pellet.
      Die riesigen Hände griffen sich das ebenso große Gewehr, kurz bevor sie durch die Hinterwand des Komplexes brachen. Der gewaltige Evangelion sprang mitten durch die hochhausgroße Konstruktion und riss diese glatt um. Meterlange Metallstreben flogen in hohem Bogen durch die Luft, aber es stieg kaum Rauch auf, anders als die Wohnhäuser waren die Verteidigungsanlagen von Neo-Tokyo 3 komplett aus Stahl gebaut.
      Auf dem Front-Bildschirm des Entry-Plugs erschien die Zahl "30" was der gegenwärtige Befüllungszustand des Gewehrs war.
      Der Evangelion wandte sich um, der Engel schwebte immer noch an der selben Stelle von wo aus er Fox abgeschossen hatte.
      "Mach ihn fertig!!!" rief Misato über Funk.

      Er legte an, zielte, konzentrierte sich, immer noch machte ihm dieser bohrende Schmerz das Denken schwer, bis das Fadenkreuz mit der Zielanzeige übereinstimmte und er den Abzug drückte. Das Gewehr verschoss seine tödliche Munition, aber durch das züngelnde Mündungsfeuer hindurch musste Fox erkennen, dass der Engel kein einziges Mal getroffen wurde, obwohl er direkt auf seinen Mittelpunkt gezielt hatte.
      [Ein AT-Feld?!!?] folgerte Fox schockiert.
      Die letzte Patrone verließ den Lauf. Alle 30 Kugeln waren vom Schild abgeprallt und stattdessen in der ganzen Umgebung niedergegangen.

      Energieanstieg im Zielobjekt.

      Im selben Augenblick hörte die Stoppuhr zu seiner rechten auf zu rasen, sie zeigte 46 Sekunden 792 Tausendstel.

      Fox ließ das Gewehr fallen, Nachladen war ein Luxus, den er sich jetzt nicht leisten konnte.
      Er riss die Joysticks herum, der 40 Meter hohe Evangelion warf sich seitlich in Deckung, zumindest war das zunächst so, einen Herzschlag später wurde er vielmehr in Deckung gedrückt.
      Der Engel hatte ihn erneut verfehlt aber die Druckwelle hatte die EVA von den Beinen geholt.
      Die Stoppuhr im Inneren begann augenblicklich rückwärts zu laufen. Noch 45 Sekunden....

      Fox wurde zwar durchgeschüttelt, aber nicht stark genug um nicht sofort die Steuerhebel nach hinten zu ziehen um Ryoki wieder aufzurichten. Per Neuro-Uplink deaktivierte er die passive Abtastung und aktivierte das Aktivradar und alle anderen Sensoren. Die Sensorendaten wurden mittels Datenleitung, deren Trägerwelle der Funkkontakt mit dem Hauptquartier war, direkt in die Magi-Datenbanken gespeist. Wenn er hier schon draufgehen sollte, dann würde er wenigsten genug Daten für die zweite Angriffswelle sammeln.
      [Aber bin ich nicht tot......noch nicht........ach halt die Klappe!!!] ermahnte er sich selbst.

      EVA 05 begann sich direkt auf den Engel zuzubewegen. Die Anzeige im Plug zeigte 4800 Meter bis zum Zielobjekt, weiter abnehmend. Und die Zeit arbeitete unaufhörlich gegen ihn.
      Es war Glück, dass der Kampf sich mittlerweile etwas aus dem Zentrum entfernt hatte und nun in einem Vorort stattfand, hier waren die Gebäude nicht höher als 15 Meter.
      Häuser die im Weg standen wurden "durchlaufen". Schnurgerade, direkt auf den Engel zu. Jeder Umweg um einem Haus auszuweichen war eine Sekunde näher ein einem weiteren Feuerstoß dieses Bastards.
      Aber Fox war noch lange nicht geschlagen. Krieg führen war seit 20 Jahren sein Geschäft und ob Engel oder nicht, letzten Endes war er nicht mehr als ein dummer, kleiner, feiger Scharfschütze und mit denen wusste er umzugehen, er musste nur nah genug herankommen.
      Die Luken am Kinn der EVA fuhren zur Seite. Sofort begannen die dahinter verborgenen Geschütze sich zu drehen und kurz darauf zu feuern.
      Wieder stand ein Haus im Weg, wieder jagte die EVA direkt hindurch. Jeder weitere Versuch eines Sprunges war so gut wie unmöglich, mit diesem Loch in der rechten Seite wäre die Stabilität der gesamten Maschine gefährdet wenn die Landung nur ein bisschen zu heftig ausfallen würde.
      Noch 20 Sekunden.
      Nur noch 1250 Meter.
      Die Entfernungsanzeige, die gerade noch recht schnell gefallen war, verringerte plötzlich ihre Sinkgeschwindigkeit.
      Ein Blick auf den Radarbildschirm erklärte die Lage: Der Engel bewegte sich rückwärts.
      Mist!! MIST MIST VERDAMMTER MIST!!! dieses Mistding hatte mitbekommen was Fox wollte:
      In den Nahkampf gehen, damit der Engel seine Waffe nicht einsetzen konnte.
      Aber jetzt hielt der Arsch ihn auf Abstand.
      9 Sekunden.....
      Stabilität hin oder her. Die einzige Möglichkeit ihn schnell einzuholen war jetzt nur noch ein Sprung in die direkte Peripherie des Engels.
      EVA 05 feuerte immer noch mit ihren Gattling-Geschützen aber auch sie zeigten keine Wirkung.
      Fox musste erkennen das die abprallenden Geschosse nur die Umgebung unnötig verwüsteten, also stellte er das Feuer ein.
      noch 6 Sekunden........
      Die Maschine setzte zum Sprung an....und........LOS!!
      EVA 05 sauste wieder durch die Luft, geradewegs auf den Engel zu, eigentlich wäre er direkt vor seinen Füßen gelandet, aber noch immer bewegte sich der vierte Engel in die Gegenrichtung, sodass er wieder 200 Meter weit weg war als der Evangelion in die Hocke landete.
      Fox riss die beiden Steuerknüppel nach vorne, zum alles entscheidenden Sturmangriff.
      4 Sekunden!!....
      Der Evangelion stürmte die Straße hinauf, in der er gerade gelandet war, über dem Ende des Blocks schwebte der sich rückwärts bewegende Engel.
      170 Meter........3 Sekunden
      120 Meter ........2 Sekunden
      65 Meter ............eine Sekunde
      [VERDAMMT!!! Ich schaff´s nicht!!]

      Er riss die Joysticks nach rechts. EVA 05 wollte gerade zwischen den Häuserzeilen einer Seitenstraße in Deckung springen, da schoss der Engel.

      "Aaaaaaaaaaaaahhhhhhhh!!!" Ein grausamer Schmerz durchfuhr Fox' Körper. Er lies die Steuerknüppel los und hielt sich die linke Hand. Seine Hand, verdammt, diese Schmerzen, es war als würde sie kochen.

      Der Countdown begann von neuem zu Arbeiten, noch 45 Sekunden bis zum nächsten Schuss.
      Fox beugte sich über den schmerzenden Arm. Seine Atmung war flach und ungleichmäßig.
      Scheiße, er musste weitermachen, sonst wäre er gleich tot.
      Er lies los und wollte die linke Hand wieder an den Joystick setzen, da versteifte ein heftiger Krampf den Arm von der Fingerspitze bis zum Ellbogen.
      Er konnte nicht anders als sich erneut den Arm zu halten. Es fühlte sich so an, als würde er gleich in der Mitte auseinandergerissen werden.
      Aber er musste weitermachen, er hatte wieder 40 Sekunden Zeit erkauft, er musste wieder angreifen!!
      "Das reicht, bring dich sofort in Sicherheit!!" befahl Misato plötzlich über Funk.
      Rückzug?? Warum nur?? Die EVA war doch noch vollkommen intakt..............nein, war sie nicht.
      Ein kurzer Blick zum Statusmonitor links von ihm zeigte Fox die Lage. An der Umrisszeichnung der Maschine war der gesamte linke Unterarm tiefrot eingefärbt, was bedeutete, dass er vollkommen zerstört war.

      Im Kontrollzentrum verfolgte der gesamte Stab gebannt die Szenerie, die ihnen von den Satelliten übermittelt wurde.
      "Warum steht er nicht auf??" fragte Misato mehr sich selbst als jemand der anderen Anwesende.
      "Er ist noch bei Bewusstsein!" stellte Ritsuko nach einem Blick auf einen der Monitore fest.
      EVA 05 lag in den Trümmern eines Wohnhauses, ihr linker Unterarm jedoch lag zwei Häuser weiter. Der Engel hatte wieder nicht sauber getroffen, aber stattdessen den linken Arm am Ellbogen abgetrennt.
      Der Evangelion war von der Wucht des Treffers auf das Gebäude hinter ihm geschleudert worden ......... dort lag er immer noch und gab keinen Muchs von sich.
      Fox hatte sich wieder so weit unter Kontrolle dass er zumindest die rechte Hand an den Joystick legte. Seine linke Hand war immer noch steif und schmerzend vom vorausgegangenen Krampf.
      Die Venen der Hand fühlten sich an als würden sie aus dem Fleisch herausspringen und aufbrechen.
      [Verdammt konzentrier dich endlich!]
      Nahkampf war zwar jetzt unmöglich aber einen letzten Joker hatte er noch.
      Einen Herzschlag nach dem Befehl mit dem Neuro-Uplink öffnete sich an der Hinterseite der Maschine eine Luke, unter die EVA 05 sofort die rechte Hand hielt.
      Es wurde eine der großen Evangelion-Granaten ausgegeben, drei Meter Lang, gefüllt mit 10 m³ CX-Sprengstoff.
      Die Handhabung war bei diesem Monstrum die selbe wie bei seinen kleineren Verwandten: Stift ziehen, werfen, in Deckung gehen.
      Der Daumen der EVA zog den einen Meter langen Sicherungsstift aus seine Führung, holte aus und warf mit aller Kraft nach dem Engel.
      Die Granate verließ die Hand von EVA 05 nahezu mit Schallgeschwindigkeit, am AT-Feld des Engels aktivierte der Kontaktzünder die 5 Tonnen Sprengstoff.
      WUMMMMM
      Eine riesige Feuerkugel machte die Gebäude vor dem Engel dem Erdboden gleich.
      Fox wollte fast anfangen zu jubeln, da musste er erkennen, dass der Engel immer noch da war - vollkommen unversehrt.
      27 Sekunden blieben ihm bis zum nächsten Schuss.
      "Also schön, ich gehe." murmelte er resignierend.
      Erleichtert beobachtete Misato, wie EVA 05 seine schwarzen Flügel ausbreitete, die Strahltriebwerke aktivierte und sich schleunigst aus dem Staub machte. Da erinnerte sie sich an Shinji.......


      Geschlagen und schwer beschädigt wurde EVA 05 in den Cage zurückgebracht. Fox saß apathisch im Innern, immer noch hielt er sich seinen schmerzenden Arm. Zu seiner Rechten konnte er sehen, wie Shinji gerade aus dem Entry-Plug geholt wurde. Die Zoom-Funktion der Außenkameras zeigte ihm ein klareres Bild. Shinji war bewusstlos, aus seiner Nase lief Blut herunter, der verdammte Engel hatte ihn wirklich voll erwischt.
      [So gesehen hab ich noch Glück im Unglück, schließlich bin ich unverletzt auch wenn´s meiner Maschine dreckig geht]

      Eine medizinische Untersuchung und viele Flüche später kam Fox durch die Tür des zweiten Analyseraums des NERV-Hauptquartiers, wo Misato ihn hinbeordert hatte. Kurz ließ er seine Blicke durch den großen Raum schweifen, an den Wänden saßen NERV-Mitarbeiter vor überdimensionalen Bildschirmen auf denen entweder irgendwelche Daten angezeigt wurden oder gerade Videoaufzeichnungen des Kampfes abliefen.
      Was ihm als erstes auffiel waren die wenigen Leute die sich im Raum befanden, zusammen mit ihm gerade mal 6 Personen. In den Kommando- und Bewertungsräumen der diversen GDI-Hauptquartiere ging es während eines Gefechts für gewöhnlich drunter und drüber, auch wenn alles irgendwo seine Ordnung hatte.
      Endlich erspähte er Misato und ging gleich zu ihr hinüber, ein junger NERV-Offizier mit kurzen Haaren und Brille hielt links von ihr gerade einen Vortrag. Fox stellte sich rechts neben Misato und hörte zu.

      "Aus den gesammelten Daten schließen wir, dass der Engel automatisch alle Gegner angreift, die sich bis auf eine bestimmte Distanz nähern.
      Mit hundertprozentiger Wahrscheinlichkeit wird Alles, was sich bis auf diese Entfernung nähert unter Beschuss genommen.
      Ein Nahkampf mit den EVAs ist deshalb zu gefährlich, oder?"

      "Ach ne, wie seid ihr da nur drauf gekommen??" fragte der Pilot sarkastisch.

      Misato drehte sich im Stuhl um und streckte Fox die Hand entgegen..

      "Gut dass du hier bist, ....gut dass dir nichts passiert ist."

      Fox ergriff ihre Hand und drückte sie fest.

      "Meine EVA hatte weniger Glück, genauso wie Shinji."

      "Ich weiß, aber wir arbeiten schon am Gegenangriff." versicherte Misato ihm freundlich.

      Sie wandte sich zu Makoto.

      "Wie ist der Status des AT-Feldes?"

      "Es ist noch immer aktiv.
      Das Feld ist so stark, dass die Phasenraum-Verschiebungen sichtbar sind."
      Auf dem Monitor wurde eine Aufnahme vom Angriff des deutschen Mörserzugs gezeigt, während Hyuga weitersprach:
      "Die Verwendung von konventionellen Angriffsmethoden wie Lenkraketen, Artillerie oder Bomben würde uns mehr schaden als dem Engel."

      "Was meine Handgranate bewiesen hat." fügte Fox hinzu.

      "Ja, seine offensiven und defensiven Fähigkeiten sind fast perfekt. Eine wahre fliegenden Festung.
      Wie ist der Status des Bohrers?"

      "Im Moment befindet sich das Objekt direkt über uns, in der Neo-Tokyo 3 Null Zone
      Der Vortriebsschild mit einem Durchmesser von 17,5 Metern bohrt sich Richtung NERV-HQ in der Geofront. Der Feind will das NERV-HQ direkt angreifen."

      "Kleiner Bastard. Was ist seine ETA?"

      "0:06:45 Uhr, kurz nach Mitternacht."

      Fox blickte reflexartig auf sein linkes Handgelenk, aber der Plugsuit hatte keine Armbanduhr.
      Der NERV-Angestellte fuhr derweil fort:

      "Zu diesem Zeitpunkt wird es alle 22 Panzerplatten durchbrochen haben und das NERV-Hauptquartier selbst angreifen."

      "Weniger als 10 Stunden.........."

      Es gab eine Durchsage: "Der Schild hat Kontakt mit der ersten Panzerplatte."

      "Wie ist der Zustand von EVA 01?"

      Dr. Akagi meldete sich aus Cage 07:

      "Die Panzerung ist geschmolzen, bis auf die dritte Lage.....
      .......aber die gute Nachricht ist, dass die Kontrolleinheit nicht beschädigt wurde."

      Dann sprach Maya weiter:
      "Drei Sekunden länger und der Schuss hätte die EVA durchdrungen. Es wird drei Stunden dauern die Ersatzteile zu installieren."

      Fox mischte sich von der Seite mit ein:

      "Was ist mit den Schäden an EVA 05??"

      Maya studierte kurz die Meldungen der Techniker und berichtete dann:
      "Die Panzerung am Bauch hat einen Durchschuss erlitten, einige Kühlmittelleitungen sind gerissen, wichtige Systeme wurden aber nicht beschädigt. Die Reparatur wird 2,5 Stunden dauern.
      Anders sieht es mit dem linken Arm aus. Die Schäden sind reparabel, aber nicht innerhalb dieser kurzen Zeit."

      Fox senkte seinen bösen Blick zu Boden, gab ein kurzes Knurren von sich, blickte wieder auf und antwortete:
      "Schon klar. Die Mechaniker sollen die Panzerplatte austauschen, die Kühlsysteme stopfen und alle elektrischen Leitungen in den beschädigten Bereichen abschalten. Die Gattlings sollten auch nachmunitioniert werden und jemand soll die verbliebenen Handgranaten ausbauen, wenn sie nichts bringen, sind sie lediglich Ballast. Ich komme dann gleich runter."

      Ritsuko reagierte etwas verwundert auf diese Anweisungen. Sie war für die Technik der Evangelion-Einheiten zuständig, ihr oblag es die Reparaturbefehle auszugeben. Aber da Fox' Vorschläge völlig korrekt waren, sah sie davon ab, ihn erneut über die Kommandostruktur zu belehren.

      Als von Ritsuko keine Antwort kam fragte Misato weiter.

      "Wie ist der Status von Einheit 00?"

      "Eine erneute Aktivierung sollte kein Problem sein, obwohl ein messbarer Fehler im Feedback-Kreis besteht."

      "So würde sie niemals....." begann Ritsuko, während Misato den Satz bereits zuende führte:

      "......einen Kampf überleben. Wie ist der Zustand des Piloten von EVA 01?"

      Fox bekam ein befremdliches Gefühl in der Magengrube. Shinji......'Der Pilot von EVA 01' Die EVA-Piloten wurden vom NERV-Personal nur als Werkzeuge im Kampf gegen die Engel angesehen, das war ihm schon nach kurzer Zeit hier aufgefallen. Menschliche Rohstoffe, nicht mehr wert als Gewehre oder Bomben. Reduziert auf eine Zahl, die auf einem Blatt Papier stand, das erste, dritte und fünfte Children, anonym und ersetzbar...... Es war für ihn wirklich eine ungewohnte Art des Umgangs miteinander, die GDI pflegten stets ein sehr enges Sozialgefüge. Alle Soldaten waren unabhängig von Rang und Einsatzgebiet mehr oder weniger Kumpel. Und letzten Endes war den GDI-Kommandeuren das Leben jedes Soldaten wichtig, zugegeben, das Leben jedes eigenen Soldaten.

      Während Fox weiter über Misato's Ausdruck nachdachte, erstattete einer der Ärzte im NERV-Krankenhaus Bericht.

      "Keine physischen Schäden. Die neuralen Impulse sind bei 0,8, das ist immer noch innerhalb der Toleranzen."

      "Ankunft des Feindes in 9 Stunden 55 Minuten."

      "Beschissene Situation." meinte Misato

      Hyuga machte einen sarkastischen Vorschlag: "Warum hissen wir nicht die weiße Fahne."

      Misato drehte sich in ihrem Stuhl erneut Fox entgegen, dieser starrte nach wie vor gedankenverloren ins Leere: "Fox, du hast schon gegen ihn gekämpft, was meinst du?"

      Der Angesprochene wurde aus seinen Dämmerzustand gerissen.

      "Aaaaalso," er begann seine Sätze immer so, wenn er einen komplizierten Sachverhalt darlegen musste, so er verschaffte sich etwas Zeit um zu überlegen, was er als nächstes sagen würde, "da wir keine Fernreichweiten-Waffen haben, die das AT-Feld durchbrechen können, wird uns nichts anderes als Nahkampf übrig bleiben, auch wenn der Kollege hier sagt, dass es Selbstmord ist, wobei ich ihm bei Leibe nicht widersprechen will.
      ABER.....wenn wir mit allen drei EVAs gleichzeitig angreifen,....."
      Er beugte sich nach vorne und tippte kurz auf der Konsole vor dem großen Bildschirm herum worauf wieder die Karte der Stadt mit der Position des Engels erschien.
      " von hier.......hier........und hier........"
      Mit dem ausgestreckten Zeigefinger zeigte er auf drei Stellen jeweils im 120° Winkel voneinander rund um den Engel.
      ".....Kann der Engel nicht schnell genug reagieren, und zwei, mindestens aber eine EVA schafft es in die unmittelbare Umgebung."
      Wieder machte er sich an der Konsole zu schaffen, jetzt zeigte der Monitor eine Live-Aufnahme des Engels wie er sich an der Oberfläche gerade weiter nach unten bohrte.
      "Danach müssen wir an die Unterseite des Engel gelangen, dort ist sein toter Punkt wo er nicht hinfeuern kann."

      "Du willst es also wieder im Nahkampf versuchen, auch auf die Gefahr hin, dass wir dabei Verluste erleiden, die uns beim nächsten Engel das Genick brechen könnten?" fragte Misato nach.

      Fox sog durch die geschlossenen Zahnreihen kurz Luft ein, wobei er ein 'Shhhhhh' Geräusch machte, bevor er sich anschickte die Frage zu beantworten.
      "Ich weiß, die GDI bezeichnen es als die Flandern-Taktik: Mehr Truppen schicken, als der Feind abschießen kann. Aber unter den gegebenen Umständen in Hinblick auf Ausrüstung, Truppenstärke sowie unseren eklatanten Mangel an Zeit sehe ich keine adäquate Alternative, ............haben sie eine bessere Idee??"

      "In der Tat, da ist etwas, das ich noch ausprobieren will....." vermeldete Misato mit listigem Grinsen.



      NERV-Hauptquartier; Cage 04, 16:58 Uhr Ortszeit

      Es blieb ihm nicht mehr viel Zeit bevor es wieder los ging, bevor er die EVA zum provisorischen Hauptquartier auf dem Futagoyama steuern musste.
      Fox hatte sich auf eine Arbeitsplattform direkt vor seiner EVA 05 zurückgezogen. Er stand am vorderen Geländer und sah in die Tiefe, starrte auf den zerfetzten Stumpf, der vom linken Arm der Maschine noch übriggeblieben war.
      Er spannte die Muskeln seines eigenen Armes kurz an.
      Woher waren nur diese schrecklichen Schmerzen gekommen, die er während des Kampfes gefühlt hatte. Er griff sich in die Seite und fixierte die entsprechende Stelle an der EVA mit den Augen. Es hatten nur die Stellen weh getan, die auch an der EVA beschädigt waren. Aber wie?? Das Neuro-Uplink transportierte keine Feedback-Daten von der EVA. Vielleicht das LCL? Fox schüttelte leicht den Kopf. Vollkommen unmöglich! Das LCL hatte noch nie bei ihm funktioniert, weder zum Steuern der Systeme, noch für irgendetwas anderes. Die einzige Aufgabe des Link Connection Liquids in EVA 05 war der Sauerstofftransport sowie der Schutz vor Erschütterungen.
      Aber dennoch.....diese Schmerzen waren kein Hirngespinst gewesen! - oder vielleicht doch? Nein! Niemals!
      Das Wort "Kaffee?" schleuderte Fox aus seinen Gedankenmonologen zurück in die Realität.
      Erschrocken wirbelte er herum. Hinter ihm stand Maya auf der Gangway, in der Hand zwei Tassen mit dampfenden Inhalt.

      Verdattert wie er für den Moment war bekam er nur ein zögerliches "Ääähh..klar" heraus.
      Maya reichte ihm eine der beiden Tassen und stellte sich dann neben Fox an das Geländer.
      Fox blickte auf die dampfende, hellbraune Flüssigkeit in seiner Tasse hinunter.
      "Ist EVA 01 schon wieder kampfbereit?" fragte er, seit er den Analyseraum verlassen hatte, hatte er mit einer Gruppe Techniker ununterbrochen an seinem Evangelion gearbeitet um zumindest die schlimmsten Schäden unter Kontrolle zu bringen.
      "Ja, wir sind vor einer Stunde fertig geworden, hinterher haben wir noch einen Schild gegen die Waffe des Engels überprüft" berichtete Maya.
      "Und danach führt dich dein erster Weg gleich zu mir herüber?" wollte Fox wissen, bevor er sich einen großen Schluck Kaffee genehmigte.
      Maya war diese Erkenntnis allerdings eher peinlich, er hatte schon Recht, seit er aus dem Kampf zurückgekehrt war, waren alle ihre Gedanken nur darum gekreist sich seiner Gesundheit zu versichern.
      "Ich......wollte sicher sein, dass es dir gut geht." sagte sie zaghaft."
      Fox setzte die Tasse von den Lippen ab, ging einen Schritt von dem Geländer zurück, baute sich vor Leutenand Ibuki auf und drehte sich einmal im Kreis.
      "Siehst du, alles noch dran, sogar die missliebigen Rettungsringe"
      Maya musste lächeln, er sprach von Rettungsringen, obwohl er spindeldürr war.
      "Und wie fühlst du dich, ........ nachdem du verloren hast."
      Fox hörte auf sich zu drehen und sah Maya direkt in die Augen.
      "Ich tröste mich damit, dass ich an ein kluges Sprichwort denke: Der Beweis von Heldentum liegt nicht im Gewinnen einer Schlacht, sondern im Ertragen einer Niederlage." Fox beendete den Satz und nippte wieder am Kaffee.
      "........und du? Wie hast du den Tag bis jetzt überstanden?" fügte er noch hinzu.
      "Ich bin so müde. Wenn das hier durchgestanden ist werde ich sicher den ganzen Tag schlafen" erzählte Maya.
      "Du solltest dich lieber gleich schlafen legen, die Operation beginnt erst um Mitternacht, Kaffee trinken ist ungesund, wenn man so lange wach bleiben will." meinte Fox.
      "Meinst du das wirklich?"
      "Aber sicher doch, eine Mütze voll Schlaf kann nichts ersetzen."
      Maya hatte gerade ausgetrunken und dachte darüber nach ob sie Fox' Vorschlag wirklich befolgen sollte, als sie wieder dessen Stimme hörte.
      "Wo wir gerade von 'Schlaf' reden: ist Shinji schon wieder wach?"
      "Ja, das First Children wurde geschickt um ihm den Zeitplan zu erklären."
      "Rei!!"
      Maya verstand nicht, was Fox meinte: "Was??"
      "Das First Children heißt Rei. Auch wenn wir nur hier sind um die EVAs zu steuern, so bleiben wir doch in erster Linie lebendige Menschen, Menschen mit Namen, also verwendet diese auch bitte."
      "Tut mir Leid." entschuldigte sich die NERV-Angestellte
      "Ach egal, du hast diese dämlichen Bezeichnungen ja nicht erfunden. Die Hauptsache ist sowieso, dass Shinji wieder bei Bewusstsein ist."
      "Ob er die EVA noch einmal steuern will?"
      "Es wäre töricht, wenn er das nicht würde. Schließlich sind es nur wir, die zwischen Leben und Tod der gesamten Menschheit stehen. Aber praktisch ist es allemal."
      "Wieso?"
      Fox bekam ein breites Grinsen, wer ihn kannte hätte jetzt schon gewusst, dass jetzt etwas kommen musste, das nicht sonderlich ernst gemeint war. "Ich kann mir sicher sein, dass wenn ich versage, der Rest der Menschheit nicht lange genug existiert um mir dafür böse zu sein."
      Maya lachte kurz mit geschlossenem Mund. "Hmhmhm, ........... Galgenhumor."
      Beide sahen wieder zu ihren Tassen hinab und atmeten kurz durch.
      "Weißt du was? Sollte ich das hier überleben, lade ich dich zum Essen ein! Magst du italienisch?" schlug Fox vor.
      Maya war zu überrascht um gleich zu antworten.
      "W-Wi-Wie meinst du das" haspelte sie hastig.
      "So wie ich es gesagt habe, ich führe dich zum Essen aus. Wenn das kein Grund zum Überleben ist? Mit einer schönen, jungen Frau Essen gehen! Jaaaa, dafür lohnt es sich zu siegen."
      Maya war noch immer ganz baff. Ablehnen würde sie dieses Angebot wohl nicht, so überraschend es auch für sie kam. Aber bevor sie irgendetwas sagen konnte fragte Fox:
      "Sag mal, weißt du wie spät es ist?"
      "Es ist...." Maya zog den linken Ärmel ihrer Uniform zurück unter der eine kleine grüne Digitaluhr zum Vorschein kam, "....siebzehn Uhr neunundzwanzig."
      Fox' Augenlieder, die normalerweise weit nach unten hingen, was ihn immer irgendwie schläfrig wirken lies, schnellten in die Höhe.
      "Shit, ich muss in einer Minute starten." In Windeseile trank er den Rest in der Tasse aus und gab Maya diese zurück. "Danke für den Kaffee, wir sehen uns."
      Er rannte los, auf den nächsten Fahrstuhl nach unten zu. Gleich musste er beim Entry-Plug sein um zum Futagoyama aufzubrechen.
      "Warte!" hörte er Maya hinter sich rufen.
      Fox blieb stehen, drehte sich um und blickte zu der jungen Frau zurück.
      "Pass auf dich auf!" bat Maya ihn leise.
      Fox lächelte, zwinkerte ihr zu und sputete sich dann wieder um zum Plug zu kommen.




      "Jaaaa, das is´n ziemlich großes Gewehr." war Fox' beeindruckter Kommentar zur Positronenkanone der JSSDF, als er wenige Zeit später an der provisorischen Kampfbasis am Futagoyama angekommen war.

      Misato lenkte die Aufmerksamkeit der Children auf sich: "Zuhören, ich erkläre den Ablauf der Operation. Shinji? "
      Shinji: "Ja."
      Misato: "Deine EVA 01 wird der Schütze sein."
      Shinji: "Verstanden."
      "Rei, du wirst ihn mit EVA 00 Deckung geben."
      Rei: "Verstanden"
      Ritsuko: "Wir mussten es so machen, da Shinjis Synchronisationsrate höher ist, und es hier auf absolute Präzision ankommt. Fox, EVA 05 ist zu schwer beschädigt um die Waffe effektiv bedienen zu können."
      "Schon verstanden."
      "Du wirst auf der anderen Seite des Engels in Stellung gehen und eingreifen, falls etwas nicht nach Plan läuft."
      "Wenn unser kostbarer Schütze unter Feindfeuer geraten sollte."
      "Korrekt."
      "Also spiele ich den Rodeo-Clown."
      "Den was?" fragte Ritsuko nach diesem eigenartigen Vergleich.
      "Na den Rodeo-Clown! Kennt ihr das nicht? Wenn beim Rodeo der Reiter vom Bullen abgeworfen wird, schickt man den Clown in die Arena, damit er die Aufmerksamkeit des Tieres auf sich lenkt, während der gefallene Reiter sich sicher aus dem Staub machen kann...........das ist der Rodeo-Clown."
      "Ein netter Vergleich." kommentierte die Operationsleiterin.
      "Da der Positronen-Strahl vom Magnet-, Gravitationsfeld und der Drehung der Erde beeinflusst wird, verläuft er nicht exakt geradlinig. Denk an den Ausgleich dieser Ablenkung. Du musst den Kern genau treffen."
      Shinji: "Aber, ich habe so was nie geübt."
      Ritsuko: "Mach dir keine Sorgen. Befolge einfach nur die Anweisungen. Wenn sich die Fadenkreuze in der Mitte überlagern, ziehst du den Abzug. Der Computer erledigt den Rest.
      Sei dir außerdem im Klaren darüber, dass das Gewehr erst abkühlen muss bevor du ein zweites Mal feuern kannst. Dann wechselst du die Sicherungen und lädst nach."

      Shinji: "Und wenn ich nicht treffe oder der Gegner zurückschießt?"
      Ritsuko: "So darfst du nicht denken. Du musst mit dem ersten Schuss treffen."
      Shinji: "Also habe ich keine Wahl."
      Fox klopfte ihm auf die Schulter. "Ach mach dir keine Sorgen, es könnte viel schlimmer sein."
      "Noch schlimmer?"
      "Ja klar! Stell dir vor, der Engel müsste nicht immer 45 Sekunden lang pausieren, sondern könnte ständig schießen, dann würden wir erst in der Tinte sitzen."
      "So gesehen hast du Recht."
      Rei: "Ich....Ich werde Einheit 01 beschützen, ist das richtig?"
      Ritsuko: "Ja."
      Rei: "Ich verstehe."
      Misato: "Es ist soweit. Zieht euch um, ihr Drei."
      Beide: "Ja."
      Die beiden jüngeren Children gingen, um sich ihre Plugsuits anzuziehen. Fox blieb zusammen mit Dr. Akagi und Captain Katsuragi zurück.
      "Hier." Ritsuko hielt ihm einen in Folie eingeschweißten, schwarzen Plugsuit hin.
      "Danke, aber ich werde diesen Plugsuit anbehalten."
      "Vergiss es, mit diesem verdreckten Suit kommst du mir nicht in den Plug, ganz besonders nicht, wenn ein Kampf ansteht."
      Fox blickte an sich herab. Er hatte den Suit die ganze Zeit angehabt, nach dem Kampf hatte er niemals Zeit gehabt um sich umzuziehen. Zuerst musste er von den Ärzten untersucht werden, dann wollte ihn Misato sehen, danach verbrachte er den gesamten Nachmittag mit den Mechanikern um die EVA wieder flott zu machen und am Schluss hatte er gelinde gesagt keinen Bock mehr gehabt.
      Dementsprechend zeugte auch sein schwarzes Kleidungsstück von diesem ereignisreichen Tag. Auf dem schwarzen Hintergrund war der viele Schmutz und Staub mit dem Fox den Tag über in Kontakt gekommen war deutlich zu sehen. So gesehen war ein neuer Plugsuit doch keine so schlechte Idee.
      "Wenn es unbedingt sein muss."


      [Anmerkung des Autors: an den Stellen, die in der FF genauso ablaufen wie in der Serie hab ich einfach ein Script aus dem Internet eingesetzt. Daher die Tatsache dass streckenweise nur die Namen und der dazugehörige Text dastehen. Gomen nasai, aber Faulheit ist Trumpf ^^)


      Misato kam gerade auf ihrem Posten in der Kommandozentrale an.
      "Sind alle bereit? Noch fünf Minuten bis zum Missionsbeginn."
      Hyuga drehte sich zu ihr um. "Captain!"
      "Was ist?"
      "Wir wissen nicht, wo EVA 05 ist."
      Captain Katsuragi war einen Augenblick lang sprachlos, wie konnte man eine EVA verlieren?
      "Wie? Was soll das heißen."
      "Wir haben Radar- und Blickkontakt zur Einheit verloren."
      "Wie kann das sein?" Sie wandte sich zu Aoba: "Funkt ihn sofort an!"
      "Verstanden!...........EVA 05, bitte kommen, ........EVA 05 antworten!!
      Die Funkverbindung knackte:
      "Chrrrrrrrrrrrrrrrr ...........Chrrrrrrrrrrrrrrrr...........Chrrrrrrrrrrrrrrr." aus dem Lautsprecher kam lediglich ein tiefes Schnarchen.
      Im Hauptquartier waren alle im ersten Moment vollkommen platt. Aoba drehte sich kurz um, um sich die Reaktion des Kommandanten anzusehen, aber er und auch Fuyutsuki waren noch nicht angekommen.
      In Misato's Gemüt bildete sich eine Zweiteilung zwischen 'absolut überrascht' und 'berserkerhaft wütend'
      "Ich glaub´s nicht!!! Der Einsatz beginnt gleich und er schläft ein!!"
      Das Schnarchen verstummte von einer Sekunde zur andern. Ein lautes Lachen kam aus den Lautsprechern:
      "Muhahahaha!!! Reingelegt!!"
      Misato war jetzt einfach nur noch wütend "Ohhh du, warte nur bis du zurückkommst...."
      "Ja ja, dann werde ich sicher mein blaues Wunder erleben. Was wollen sie überhaupt?"
      "Wo steckst du?"
      "Mahaha, verfolgen sie doch einfach das Funksignal zurück."
      "Shigeru!"
      "Schon passiert."
      Auf dem Satellitenfoto das auf dem Hauptbildschirm erschien war ein Häuserblock zu sehen, aber EVA 05 war nirgends zu finden. Erst beim genaueren Hinsehen erkannte Misato dass eines der Gebäude ein riesiges Loch im Dach hatte. Im Inneren saß EVA 05 in der Hocke. Die Position war gut gewählt. Er konnte den Engel genau sehen, wurde selbst aber nicht entdeckt und konnte jederzeit schnell eingreifen.
      Captain, EVA 05 befindet sich innerhalb des vermuteten Verteidigungsradius des Engels.
      [Wie hat er es nur geschafft, da reinzukommen ohne beschossen zu werden??]
      Misato's Fragen waren jedoch gleich vergessen, als sie wieder auf die Uhr sah.
      "Noch eine Minute bis Mitternacht!"

      Durchsage: "Es ist jetzt 0:00 Uhr."
      Personal: "Operation beginnt."
      Misato: "Shinji. Du hast jetzt die Energie aus ganz Japan zur Verfügung. Halte durch!"
      Shinji: "Ja."
      Misato: "Startet die erste Verbindung."
      Personal: "Tank 1 bis 80, startet Energieversorgung."
      Durchsage: "Spannung steigt. Stromversorgung der Umwälzpumpe?"
      Personal: "Alle Kühlsysteme auf maximaler Leistung."
      Durchsage: "Temperatur stabil, keine Probleme."
      Personal: "Positronladung alle Werte im Normbereich."
      Misato: "Zweite Verbindung herstellen."
      Personal: "Alle Beschleuniger starten. Kollektor starten."
      Durchsage: "Gesamte Energieversorgung auf die Substation am Futagoyama geschaltet. Keine Probleme."
      Misato: "Alle Sicherheitssperren abschalten."
      Personal: "Sicherheitssperren entfernt."
      Durchsage: "Korrektur für Rotations- und Gravitationsabweichung minus 0,0009.
      0,2 bis zum unter Limit der Spannung."

      Personal: "Verbindungen 7 und 10 schalten."
      Durchsage: "Alle Energie auf das Positronengewehr geschaltet."
      Personal: "8, 7, 6,"
      Personal: "Energieanstieg im Zielobjekt!"
      Ritsuko: "Was zur Hölle???"
      Personal: "3, 2, 1..."
      Misato: "Feuer!!!"
      Die Strahlen des Gewehrs und des Engels lenkten sich gegenseitig ab.
      Ritsuko: "Oh nein!"
      Misato: "Daneben!"
      Durchsage: "Feind in die Geo-Front eingedrungen."
      Misato: "Beeilt euch mit dem zweiten Schuss!"
      Plötzlich ereignete sich am Fuß des Berges eine Explosion.
      Wieder gab es eine Durchsage: "Energieüberlastung der Kühlungskontrollen. 69 Prozent der Kühleinheiten sind ausgefallen."


      Fox hatte die Explosion gesehen, so würde der Lauf niemals rechtzeitig abkühlen, nicht Mal wenn Rei sich in einem Anfall von Heldentum vor EVA 01 stellen würde. Die übliche Notbeleuchtung im Plug war ausgeschaltet, nur die verschiedenen Monitore spendeten im Moment Licht. Seit Punkt Mitternacht war im Plug Guns N' Roses - Knockin on Heaven's Door zu hören.
      "Also dann, ran an den Feind!"
      EVA 05 verließ seine Deckung geradewegs durch die Hauswand. Während hinter der Maschine das Haus aus dem sie gerade kam krachend und staubend in sich zusammenstürzte wurden an dem Evangelion die Abdeckungen der Gattlings zur Seite gefahren, die auch gleich ihre Arbeit aufnahmen. Auf dem Boden wäre die EVA wahrscheinlich ein zu leichtes Ziel. Fox entschied, sich wieder mit einem Sprung zu nähern.
      Der schwarze Roboter stieß sich vom Boden ab, machte einen gewaltigen Satz und landete auf einer Straßenkreuzung direkt vor dem Engel. Unterdessen hatten die beiden Geschütze ununterbrochen den Abendhimmel mit ihrer Leuchtspurmunition zerschnitten. Einen kurzen Augenblick lang beobachtete Fox fasziniert die zuckenden Feuerstriche, die über dem Engel zusammenliefen.
      Gerade drückte er die Joysticks nach vorne um sich weiter zu anzunähern, da durchfuhr ein Ruck den Entry-Plug.
      [was zum Geier??]
      Fox versuchte es noch einmal, wieder gab es ein Rucken, aber keine merkliche Bewegung nach vorne.
      Fox ließ im rechten Monitor eine Kameraaufnahme erscheinen, die die Füße der EVA zeigte....
      EVA 05 war mit dem rechten Bein in den Boden eingebrochen. Der ganze Untergrund von Neo-Tokyo 3 wurde von U-Bahnschächten durchzogen und in genau so einem Schacht steckte der Fuß der Maschine und klemmte fest.
      Fox wollte sich gerade konzentrieren um den Fuß vorsichtig wieder herauszuziehen, da knackte die Funkverbindung
      "Erneuter Energieanstieg im Zielobjekt."
      [großer Gott!!!]
      Aber es war bereits zu spät. Der Engel feuerte, jedoch nicht auf EVA 01, die immer noch auf das Abkühlen des Gewehres warten musste, sondern auf die gefangene EVA 05.
      Der gleißend helle Strahl jagte durch die Dunkelheit und traf EVA 05 am linken Knie. Das Gelenk wurde glatt durchtrennt. Wenige Meter hinter EVA 05 traf der Strahl auf dem Boden auf, wo er in einer gewaltigen Feuersäule detonierte. Durch die Wucht der Explosion wurde der Evangelion nach vorne geschleudert. Der im Schacht feststeckende Fuß wurde aus dem Boden gerissen.
      Fox sah noch, wie EVA 05 fiel, wie der Boden immer näher kam, ein lautes Krachen, dann wurde ihm Schwarz vor Augen.


      ..........Dunkelheit?? Schon wieder??? Wieder ein böser Traum?? Er fühlte mit den Händen in der Finsternis herum. Verdammt, er sah nicht einmal die Hand vor Augen. Mit den ausgestreckten Armen fuhr er rund um sich herum, er saß vollkommen frei, also konnte er nicht mehr in der EVA sein. [Moment!..........Ich sitze??]
      Er fühlte unter seinen Hintern und ertastete das metallene Gestänge einer Art Strandliege.
      [Wo zum Teufel bin ich hier gelandet?]
      Im linken Bein konnte er ein unangenehmes Ziehen spüren. Hatte ihn nicht gerade der Engel dort getroffen?? Aber das war wohl egal, schließlich hatte er anscheinend überlebt. Nur, wie war er 'hier' her gekommen.
      Plötzlich wurde er von einem extrem hellen Licht direkt vor seinem Gesicht geblendet.
      Er konnte nicht anders, als reflexartig die Augen zuzukneifen und den Kopf wegzudrehen.
      Mit einem mal hörte er jemanden näherkommen. Laute Schritte, wie von Militärstiefeln auf Marmorboden.
      Nur langsam konnte Fox die Augen wieder ein Stück weit aufmachen, das Licht war einfach zu hell.
      "Name! Rang! Dienstnummer!" verlangte plötzlich eine kratzige Männerstimme.
      War er etwa geschnappt worden?? War er ohnmächtig geworden und jetzt ein Gefangener von NERV oder noch schlimmer von SEELE?? War das hier ein Verhörraum?
      Immer noch versuchte Fox mit dem gleißenden Licht klarzukommen. Er lugte flüchtig in die Richtung, aus der die Stimme gekommen war. In dem Licht zeichnete sich eine verschwommene Silhouette ab. Das Licht war wohl doch nicht so nah vor seinem Gesicht, sonst könnte dieser Mann nicht zwischen ihm und der Lichtquelle stehen.
      "Dein Name!! Dein Rang!! Deine Dienstnummer!!" verlangte die Stimme noch energischer.
      [Spiel deine Rolle weiter, dann wirst du schon sehen, wie viel sie wissen.] überlegte sich Fox.
      "Joe Fox, Pilot von Evangelion-Einheit null-fünf, ID-Kartennummer null-vier-sechs-vier-drei-neun"
      Fox konnte hören, wie der Mann im Licht versuchte sein Lachen zu unterdrücken.
      "Dein richtiger Name! Dein richtiger Rang! Deine richtige Dienstnummer!" verlangte die Stimme jetzt.
      Fox überlegte kurz. Lohnte es sich noch, die Maskerade aufrechtzuerhalten?
      "Johannes Fuchs, Major der globalen Defensivstreitkräfte, Dienstnummer null-null-zwei-sieben-vier-acht" Die Dienstnummern wurden in aufsteigender Reihenfolge je nach dem Datum der Rekrutierung vergeben. Fox' Dienstnummer kam ganz einfach daher, dass er einer der ersten Freiwilligen überhaupt für den Dienst in der GDI gewesen war.
      "Falsch!!" rief die Stimme erzürnt.
      "Du hast keinen Namen! Du bist ein Geist der Schlachtfelder! Dein Rang ist der eines Racheengels! Und deine Dienstnummer ist Omega - das Ende aller Dinge!!"
      [Was redet der da für einen Scheiß?] in Fox verstärkte sich das extrem ungute Gefühl, das er in der Magengegend fühlte. Diese Stimme! Wo hab ich diese Stimme schon mal gehört? Sie kam ihm bekannt vor, aber er konnte sich beim besten Willen nicht daran erinnern, woher er sie kannte.
      Er wollte aufstehen, an seinem Körper konnte er keine Fesseln sehen, die ihn irgendwie festhielten. Er wollte aufstehen.......aber es ging nicht, seine Muskeln versagten ihren Dienst - reagierten einfach nicht. Hatte man ihm etwa ein Mittel verabreicht, das die Muskeln erschlaffen ließ?? Unmöglich! Er hatte doch gerade eben noch seine Arme und Hände benutzt.
      "Hast du mich verstanden, mein Freund!??!"
      Bei den Worten 'mein Freund' viel Fox schlagartig wieder ein, von woher er diese Stimme kannte - Günther von Essling. Was war hier los, war er etwa ein Gefangener der eigenen Leute?
      "Bitte sagen sie mir, MEIN FREUND, mit wem habe ich die Ehre zu sprechen?" fragte Fox.
      "Oh Entschuldigung, wie überaus unhöflich von mir." antwortete die Stimme des Mannes. Etwa in der Mitte des Satzes hatte sie hörbar angefangen sich zu verändern, sie war höher geworden und hatte stark an ihrer Kratzigkeit verloren, dieser Prozess setzte sich fort als der Mann aus dem Licht näher auf Fox zukam, der dunkle Schatten wurde immer größer, während er weitersprach:
      "Wenn ich mich Vorstellen darf, Johannes Fuchs, Major der globalen Defensivstreitkräfte, Dienstnummer null-null-zwei-sieben-vier-acht"
      Fox' Verwunderung über diese Antwort wich purem Grauen, als er sah wer da aus dem Licht kam..................nämlich er selbst, zumindest eine ältere Version von ihm, so wie er vor der Operation ausgesehen hatte. Schmales Gesicht, tiefliegende Wangenknochen und ein Bart rund um den Mund, er trug eine rabenschwarze Offiziersuniform mit den typischen Einheitsabzeichen von Nachrichtendienst und den Kampfgruppen, auf der Nase trug er eine Sonnenbrille. Und die Stimme die nun aus dem Mund dieses Mannes kam, war........seine eigene.
      Fox blieb die Luft weg, mit weit aufgerissenen Augen starrte er sich selbst an, wie er auf ihn zuging, sich bückte und sein Gesicht direkt vor sein eigenes stellte. Der Ältere begann erneut zu sprechen:
      "Ich weis, das muss alles sehr verwirrend für dich sein, ich wette.........nein, ich weiß, dass du denkst, das hier sei ein Trick um dich zum Reden zu bringen."
      Er legte Fox die Hände auf die Schultern, ging in die Hocke und lächelte ihn herzlich an.
      "Wer zum Teufel bist du, ...........mein Freund?"
      "Du weist sehr genau wer ich bin, du spürst es....mit jedem Herzschlag, mit jedem Atemzug wird dir eine Tatsache immer klarer!"
      "Und die wäre?"
      "Du bist nicht komplett! Dir fehlt etwas,...... aber du weist nicht was es ist oder wie du es zurückbekommen kannst."
      Beide sahen sich in die Augen. Fox wusste, dass er Recht hatte, es war aber das erste Mal, dass er dieses Gefühl so passend in Worte gefasst hörte.
      Der Andere schien sich über Fox' Reaktion zu freuen. Er richtete sich auf, ging um den Sitzenden herum und ging hinter seinem Rücken wieder in die Hocke.
      "You only live twice."
      "Was??"
      "You only live twice von Nancy Sinatra, das war immer IHR Lieblingslied gewesen."
      Fox schreckte auf, wie konnte er das nur wissen, niemand konnte das wissen.
      "Ja, woher weiß ich das wohl??.....hm.....??"
      "WER......BIST.......DU?!?!"
      "ICH bin....DU!!"
      Fox schwieg nur, er wusste nicht was er von dieser Antwort halten sollte. Der Ältere legte seinen Mund nahe an Fox' Ohr und begann zu erklären:
      "Ich bin der Teil von dir, der damals bei dem Unfall während des Synchro-Tests in Hammerfest hier zurückgeblieben ist. Weißt du noch, wie es war, zu LCL zu hydrieren?"
      "Es war wie.............sterben."
      "Du warst weit davon entfernt, dein Körper hat sich aufgelöst, aber deine Seele war hier an diesem Ort gefangen."
      "Ich bin immer noch in der EVA?"
      "Ja, ganz recht, in der EVA. Als die anderen es endlich geschafft hatten deinen Körper wieder zu verfestigen und du zurückgeholt wurdest, ging etwas schief, deine Seele hat sich abgespalten, oder zumindest ein Teil davon."
      "DU!"
      "ICH.......gefangen.......so zu sagen der Geist aus der EVA......nein......genaugenommen BIN ich die EVA.
      "Warum zeigst du dich erst jetzt?"
      "Ich habe versucht, dich zu kontaktieren, mehr als einmal, aber es ist leicht meine Zeichen zu übersehen. Erst jetzt, da du.........sagen wir mal: aus dem letzten Loch pfeifst, ist dein Verstand sensibel genug um hier her zu gelangen."
      "Was ist 'hier'"
      "Ehrlich gesagt......." er begann zu lachen " ....Ich hab echt keine Ahnung! In Anlehnung an all das was ich...oh sorry...wir, bisher gelesen haben, würde ich vermuten, dass wir uns in den dunklen Untiefen deines Verstandes befinden, den ich gewissermaßen als Host und Visualisierung nutze..."
      Fox unterbrach ihn: "Ach deswegen ist es hier so finster."
      "Das wird wohl der Grund sein, alternativ ist natürlich auch möglich, dass wir uns irgendwo im Geist der EVA befinden und du MEIN Gast bis, natürlich unter der Voraussetzung, dass die EVA so etwas wie einen Geist besitzt."
      "Aha, alles schön und gut, aber eine Frage hast du mir noch nicht beantwortet..."
      "WARUM du hier bist"
      Fox nickte langsam.
      "Was ist deine Mission?"
      "Die Engel besiegen!"
      Der Hintermann schlug Fox mit der flachen Hand heftig gegen den Kopf, Fox schwieg einen Moment lang und wollte abwarten was der Andere als nächstes sagte. Dieser umarmte ihn von hinten.
      "Ich rede von deiner Mission privater Natur!" sagte er sanft.
      "Ikari!"
      "Genau das meine ich, egal was NERV dir sagt, egal was Günther dir einredet, du bist nur aus einem Grund hier, auch wenn du dir das selbst nicht eingestehen willst. Lass dich nicht vom ganzen drumherum ablenken, dein Herz wird dir deine wahren Gegner zeigen."
      Sanft biss er in Fox' Ohrläppchen, dieser reagierte prompt:
      "Wenn du wirklich ich bist, dann weist du sehr wohl, was ich von diesen schwulistischen Macken halte!!"
      Der Ältere löste postwendend seine Zahnreihen.
      "Ich wollte nur sehen, wie wir auf so was reagieren." er löste auch die Umarmung und stellte sich aufrecht hinter Fox.
      "Ich kann dir nichts befehlen, meine Macht reicht nur so weit, wie meine Worte hallen, aber ich bitte dich, kümmere dich um deine wahre Mission, die Sünde darf nicht ungesühnt bleiben."
      Fox starrte zu Boden und schwieg.
      "Wie schon gesagt, ich kann dir nichts befehlen............aber ich habe nur noch einen einzigen Wunsch."
      Fox blickte auf und sprach.
      "Ich soll die EVA vernichten, wenn sie ihren Zweck erfüllt hat."
      Der Alte nickte zustimmend.
      "Meine Existenz hier ist....." er unterbrach und starrte nach oben in die Dunkelheit.
      "Was ist?" wollte Fox wissen.
      "Das Lebenserhaltungssystem ist ausgefallen, dir geht langsam die Luft aus.....du kannst hier nicht länger bleiben."
      Kaum hatte er ausgesprochen, wurde die Finsternis von Helligkeit durchbrochen, von einem gleißenden Licht, das von allen Seiten kam und Fox wiedereinmal die Sicht nahm.
      .............
      .............
      Schmerzen...........sein linkes Knie tat plötzlich furchtbar weh.
      Fox schlug die Augen auf. Um ihn herum war es wieder dunkel. Sofort erkannte er, dass er wieder im Entry Plug war. Die verschiedenen Monitore rechts und links waren ausgefallen, auch die großen Frontscheiben, die normalerweise die Kamerabilder von der Außenwelt übertrugen, zeigten jetzt nur noch grau-schwarzes Flimmern.
      Blut!! Das LCL schmeckte schrecklich nach Blut. Das konnte nur eins bedeuten, das Lebenserhaltungssystem war ausgefallen und ihm ging langsam der Sauerstoff aus!
      Das Neuro-Uplink hatte sich von selbst aus seinem Nacken gelöst und war wieder in der hinteren Wand verschwunden. Sobald länger als zwei Minuten keine Daten vom Piloten empfangen wurden, entkoppelte sich das System alleine, so musste es bei einer Notfallbergung nicht erst entfernt werden und zweitens wurde so eine Entdeckung der Maschinerie verhindert, falls der Pilot ohnmächtig wurde. Auch die Abdeckung von Fox' Schnittstelle hatte sich selbst wieder über das Uplink gelegt.
      Er machte zwanghaft große Atemzüge, aber jedes Mal hatte er das Gefühl trotzdem leere Lungen zu haben. Es erging ihm wie jemanden, der auf einen hohen Berg stieg - die Luft wurde immer dünner.
      Fox tastete die rechte Seitenwand des Plugs ab, irgendwo musste der Notmechanismus zum Öffnen sein. Er hatte ihn schnell gefunden, ein Griff, der sich in der waagerechten befand.
      Fox drehte ihn um 90 Grad nach unten und zog ihn ein Stück weit heraus.
      Ein sanftes Rucken ging durch das Cockpit, der Entry-Plug wurde gerade aus der EVA herausgefahren.
      Das LCL wurde abgelassen, die Decke des Plugs löste sich und wurde nach hinten wegbefördert.
      Endlich konnte sich Fox aufrichten. Japsend rang er nach Luft wie ein Fisch auf dem Trockenen.
      EVA 05 lag mit dem Gesicht nach unten kurz hinter einer Straßenkreuzung.
      Ein paar dutzend Meter weiter vorne ragte die obere Spitze des Engels ziemlich schief über die Dächer der Häuser in die Höhe, ebenso unübersehbar waren die beiden Flammensäulen, die an Vorder- und Hinterseite aus dem Engel schlugen.....

      (Anmerkung des Autors: Gott steh mir bei. Wenn ihr wüsstet, wie bockschwer es war, dieses Kapitel zu schreiben.)
      Kapitel 12:
      Business as usual

      Blau......
      Gelb......
      Blau und Gelb.......
      Blau und Gelb ergeben Grün......

      Fox saß auf dem Dach seines Wohnblocks auf einem schlichten Hocker vor einer Staffelei samt Leinwand. - Er malte. Die Farbpalette in der linken, den Pinsel in der rechten Hand saß er da und mischte sich gerade auf der Palette einen neuen Grün-Ton zusammen. Es war Abend geworden, nach einem langen, aber ereignislosen Tag an der Uni, erst für morgen war wieder ein Synchro-Test mit der EVA angesetzt. Es war still dort oben, das mochte er, und es war kühl, was er noch viel mehr zu schätzen wusste, nachdem es am Tage wiedereinmal Temperaturen um 35° Celsius waren. Eine Wohltat. Die Sonne stand noch ein Stück weit über dem Horizont, heute gab es kein tiefes Abendrot, nur ein schwaches, orange-gelbes Leuchten um die große Scheibe herum.
      Das großflächige Blau-in-Blau des Himmels wurde nur von ein paar Schleierwolken unterbrochen, von Osten wehte eine schwache Brise den Salzgeruch des Meeres auf das Dach. Dieses Dach, es war kein Ort, der eine ästhetische Glanzleistung der Architekten war. Es war ein einfaches Dach, grauer Beton, ein paar graue Antennen für den Radio- und Fernsehempfang und außen herum ein weiß gestrichenes Edelstahl-Geländer. Schlicht, wie diese ganzen Mietskasernen in Neo-Tokyo 3 nun einmal waren. Nicht sehr schön, aber billig, nicht sehr wohnhaft, aber mit einer hohen Kapazität. Eine Stadt ohne wahre Seele, nur gebaut als Schlachtfeld und Bollwerk für den Kampf gegen die Engel. Und trotzdem, nicht selten konnte man in diesen grauen Schluchten doch so etwas wie kleine, heimliche Idylle finden, in denen die Menschen aus ihrer kahlen Umgebung ein sehr ansprechendes Refugium gemacht hatten. Captain Katsuragi's Wohnung war so ein Beispiel.
      Aber Fox hatte schon vor langer Zeit aufgehört, sich über seine jeweilige Umgebung Gedanken zu machen, das hatte spätestens damals aufgehört, als er seinerzeit als Kampfgruppenkommandant jede Woche an einem anderen Einsatzort, in einem anderen Land, oft auch auf einem anderen Kontinent seine blutige Arbeit verrichten musste.

      Er saß da, auf seinem kleinen, hölzernen, dreibeinigen Hocker und trug gerade den frisch hergestellten, grünen Farbton auf die Leinwand auf. Wenn ihn ein Fremder so gesehen hätte, er hätte ihn wohl für einen Straßenkünstler gehalten, der im Sonnenuntergang nach einer neuen Inspiration sucht. Einen Künstler hätte man erwartet, gewiss keinen GDI-Major, der in mehreren Ländern als Terrorist gesucht wurde, unter anderem Namen versteht sich.

      Er malte, jetzt mit der dunkelblauen Grundfarbe, aber das Bild interessierte ihn nicht, all seine Gedanken konzentrierten sich nur auf eine Sache, auf das, was der Nachrichtendienst erst kürzlich aus Alt-Tokyo berichtet hatte.

      ...........ungewöhnliche Aktivitäten in Alt Tokyo...........umtriebige Baumaßnahmen................Anlieferung großer Mengen mechanischer Teile.........Beteiligung der japanischen Schwerindustrie............und was seine Aufmerksamkeit am meisten erregte: erhöhte Werte an Gammastrahlung gemessen........

      Was immer da in Alt Tokyo gebaut wurde, es hatte einen Nuklearreaktor. Vielleicht ein Atomkraftwerk? - Nein, in der Umgebung gibt es keine großen Städte und Neo-Tokyo 3 war auch zu weit entfernt, als dass diese Aktivitäten irgendetwas mit NERV zu tun hätten.
      Es hatte nichts mit NERV zu tun, aber trotzdem interessierte es ihn. Er war lange genug Ingenieur gewesen um anhand der Materialanforderungen zu erkennen, dass dort eine Waffe gebaut wurde.....eine Waffe mit atomarer Energiequelle.
      Er konnte nur hoffen, dass der Nachrichtendienst dran bleiben und bald das Geheimnis dieses Ortes lüften würde. Im ging abermals das letzte Telefonat mit Brad Elliot, dem Chef des Nachrichtendienstes, durch den Kopf.
      Nur zähneknirschend hatte er Fox' Vorschlag die Agenten dort weiteroperieren zu lassen, zugestimmt. - Verständlich. Jede Aktion der GDI in Japan war eine heikle Sache.
      Seit dem Zeta-4 Erlass der UN von 2008 war es dem bewaffneten Personal der GDI strengstens Verboten japanischen Boden zu betreten. Man wollte damit sicherstellen, dass die UN bei ihren Entscheidungen nicht von etwaigen Militäreinheiten der GDI in der Nähe unter Druck gesetzt wurde. So mussten die Streitkräfte damals alle ihre Stützpunkte räumen und fast 125000 Mann auf andere Basen umverteilen. Seit dieser Zeit war das Land der aufgehenden Sonne mehr oder minder eine GDI-freie-Zone gewesen. Nur den Vertretern des Diplomatischen Corps war es gestattet sich im Land aufzuhalten. Nichts desto trotz hatten die GDI bereits mehrmals verdeckt in Japan operiert oder hatten das Land als Stützpunkt für Geheimoperationen genutzt. Das wusste Fox nur zu gut.
      Aber auch wenn das Verbot schon mehrmals gebrochen worden war, so war es nach wie vor ein unkalkulierbares Risiko. Würde ein Spion oder gar eine ganze Einheit von den Japanern oder der UN gefangen genommen werden........es wäre eine diplomatische Katastrophe......

      In diesem Moment öffnete sich die Tür, an der Rückseite, des großen, rechtwinkligen Trapezes, das die einzige bauliche Erhöhung auf dem Dach darstellte. Neo trat in Basketballshorts und olivgrünen Muscle-Shirt aus dem Treppenhaus nach oben. Die tiefstehende Sonne blendete ihn, er musste die Augen zusammenkneifen und verdeckte mit der rechten Hand die gelbe Kugel.

      Er trat einige Schritte nach vorne, blickte nach links und rechts, sah aber niemanden, erst als er um die Türausbuchtung herumging sah er Fox da sitzen, wie einen waschechten Künstler. Für einen kurzen Moment sah es für Neo so aus, als wäre sein Vorgesetzter wieder der geruhsame alte Mann, den jeder Scheiß kalt lässt.

      "Was liegt an?" fragte Fox ohne die Augen von der Leinwand zu nehmen, auf der er fleißig weiterpinselte

      "Kommst du, sie zeigen gleich die Re......" .......Neo stockte.

      "Was ist?" fragte der Maler.

      Neo realisierte erst jetzt, dass er ihn noch nie malen gesehen hatte. "Was machst du da eigentlich?"

      "Das sieht man doch, ich lasse meinen künstlerischen Fähigkeiten freien Lauf." antwortete Fox mit einer übertrieben geschwollenen Aussprache.

      Mit süffisantem Grinsen verschränkte Neo die Arme vor der Brust und stellte seinen Kopf schief. "Ach nein, kaum zu fassen, du hast ein Hobby, das nichts mit Waffen, Töten und Militär zu tun hat?"

      "Glaub ja nicht, dass ich das freiwillig mache. Die Psychoklemptner im Hauptquartier haben befunden, dass ich irgendwann mal ausraste und Amok laufe, wenn ich mir nicht ein erholsames Hobby suche."

      "Na und? Du hast solche Ratschläge bisher doch auch immer in den Wind geschlagen."

      "Ja schon.....aber dieses mal ist es nicht bei einem Ratschlag geblieben.......der Chef höchstpersönlich hat mir nämlich angeschafft mich zu entspannen, und hat es auch noch überwachen lassen." erzählte der Alte

      Neo verließ seinen Platz neben dem Treppenausgang und stellte sich hinter Fox. "Wie fürsorglich!"

      "Genau, und jetzt sitze ich hier und MALE!! WIE EIN GOTTVERDAMMTER RENTNER!!"

      Der Franzose klopfte Fox auf die Schulter "Mach dir nichts draus. Vergiss nicht, Hitler hat auch mal als Maler angefangen."
      Einige Sekunden lang betrachteten beide Männer das Bild. Die Szenerie in der Mitte war fast fertig, nur die Ränder waren noch überwiegend weiß geblieben.

      "Ähm....ich will dich ja nicht kritisieren, aber was du da zeichnest, hat absolut gar nichts mit deinem Motiv zu tun."

      Auf Fox's halbfertigem Bild konnte man eine Gruppe von Menschen erkennen. Sie befanden sich in einem Wald oder einer Art Dschungel, auf jeden Fall war der Hintergrund überwiegend grün. Die Leute, es waren wohl Soldaten, das ließen die Uniformen und Waffen vermuten, wateten gerade durch einen seichten Bach, dessen hellblaues Wasser durch Explosionen in dreckig braunen Fontänen in die Luft gewirbelt wurde.

      "Du erkennst es nicht, weil du Milchgesicht zu der Zeit wahrscheinlich noch auf der Akademie warst. Aber Ace würde es gleich erkennen - das ist das Rückzugsgefecht des 291. Regiments am Fluss Tyrna, bei Blancovice, 15 Kilometer östlich von Budapest. Am Vortag der großen Schlacht um die Stadt."

      Neo zuckte nur gleichgültig mit den Schultern. "Ja ja, was auch immer. Also du zeichnest das alles hier rein aus dem Gedächtnis?"

      "Ja, genau wie bei den ganzen anderen Bildern, die unten in meiner Wohnung hängen."

      Erstaunt zog Fox' Hintermann die Augenbrauen in die Höhe. "Ach so, ich dachte, du hättest die von E-bay."

      Genervt lies der Maler-Meister Palette und Pinsel sinken. "Neo......sag was du willst, oder halt die Klappe."

      "Ich will dich holen, der Chef kommt gleich im TV."

      "Mhm. Ich komme." Nach einem letzten, prüfenden Blick auf das Bild stand Fox auf, legte Pinsel und Farben auf den nun leeren Hocker und folgte seinem Stellvertreter in das Gebäude zurück.

      Ace kam gerade mit ein zwei großen Plastikschüsseln voll Popkorn aus der Küche, als Fox und Neo durch die Wohnungstür ins Wohnzimmer traten.

      Die drei Jüngeren hatten es sich auf der Couch bequem gemacht, Ink saß auf einem der beiden Sessel rechts daneben und las gerade wieder in einem seiner Bücher, neben den Sessel hatte er seine beiden treuen Begleiter - eine Pepsi-Flasche und seinen im Tarnmuster kolorierten Laptop abgelegt.
      Neo und Fox setzten sich auf die beiden Sessel links der Couch, während Ace eine seiner beiden Schüsseln Alvarez übergab, der sich den mittleren Platz auf der Couch gesichert hatte. Anschließend bequemte er sich auf die letzte freie Sitzgelegenheit im Raum, den Sessel ganz rechts außen.

      Auf dem Fernseher lief gerade CNN, wo gerade die Quartalsberichte des Prozessorherstellers AMD analysiert wurden.

      "Also Leute, das ist echt interessant!" begann Ink plötzlich und klappte sein Buch zusammen.

      Ace drehte den Kopf zur Seite, damit sein Hintermann ihn besser hören konnte. "Was denn? Hast du endlich herausgefunden, dass die Erde doch eine Kugel ist?"

      Das Buch, das gerade noch in Ink's Händen gelegen hatte, prallte plötzlich mit einem dumpfen Ton gegen Ace's Hinterkopf.

      Der Getroffene brachte nur ein "Aua!" heraus und rieb sich schmerzende Stelle.

      Ink begann derweil zu berichten "Nein, das hier......hier steht, dass unsere ganze Welt, unser ganzes Universum möglicherweise nur ein Traum eines extremhochentwickelten Wesens sind und wenn dieses Wesen aufwacht, hören wir alle auf zu existieren."

      "Kann sein," mischte sich Fox ein: "vielleicht sind wir auch nur die Spinnerei eines asozialen Fettsacks, der sich irgendwo unser ganzes Schicksal ausdenkt."

      "Du denkst Gott ist ein fetter Homeboy?" fragte Ace

      Nun mischte sich auch Neo mit ein: "Nö, Gott ist ein fettes Weib, das sagt zumindest Oprah."

      "Hauptsache Ink spinnt nicht mehr mit irgendwelchen Verschwörungstheorien herum, so wie früher." stellte Fox fest

      "Weißt du noch," begann Neo, "wie er damals dieses Buch gelesen hat und dann steif und fest behauptet hat, dass unsere ganze Welt nur eine Simulation sei, die die Menschheit davon ablenken soll, dass wir in Wirklichkeit Sklaven einer Maschinenrasse sind, der wir als Energiequelle dienen."

      "Hey, sitze doch hier direkt bei euch." rief der Syrer entrüstet darüber, dass die Leute sprachen, als wäre er nicht im selben Raum.

      Sil, der blonde Österreicher meldete sich zu Wort:
      "Hört sich interessant an, um was ging es sonst noch in dem Buch damals?"

      "Ich glaube, es ging um Menschen, die Beginnen Techno zu tanzen, wenn ein feindlicher Angriff bevorsteht" erinnerte sich der Franzose.

      Auch Fox gab noch eine Anekdote zum Besten: "Oder als er uns davon überzeugen wollte, dass das Pentagon ein Computerverteidigungssystem besitzt, dass irgendwann einen eigenes Bewusstsein entwickelt, das amerikanische Atomarsenal übernimmt, den dritten Weltkrieg auslöst und dann mit Killerrobotern jagt auf die überlebenden Menschen macht."

      Ace nickte grinsend. "Und das war noch um längen realistischer, als der Kram mit dem du normalerweise daher gekommen bist..............Autsch!!"

      Wieder hatte ihn ein Buch von hinten getroffen.

      "Ja Scheiße, wie viele Wälzer hast du noch da hinten?!?" erkundigte sich der Italiener, während er erneut den schmerzenden Punkt mit der linken Hand rieb.

      Der bücherwerfende Operator verkündete triumphierend: "Genug um dir einen bleibenden Hirnschaden zu verpassen!"

      "Kinder, Kinder, das reicht jetzt, vertragt euch wieder!" redete Fox beruhigend auf die beiden Streithähne ein und legte noch gleich eine Frage hinterher: "Hat irgendeiner von euch AMD-Aktien?"

      Im Raum herrschte Schweigen, nur der Fernsehsprecher war zu hören, der gerade behauptete, dass die Firma noch ihren Gewinn, vor Steuern, im nächsten Quartal wohl noch einmal steigern könne.
      Ansonsten herrschte im Wohnzimmer jedoch Ruhe, jeder sah sich um, ob sich irgendwer als AMD-Aktionär bekennen würde.

      "Die CPU von meinem Schlepp-Top ist von AMD!!" meldete sich Ink wieder zu Wort.

      Fox reagierte nur mit: "Ich werte das als ein NEIN," gefolgt von der Bitte: "Neo schalt´ um."

      Neo hatte die Fernbedienung auf der Lehne seines Sessels und tat wie ihm gesagt wurde.

      Anstatt Programm 02 - CNN, wo gerade darüber berichtet wurde, wie sich die Unternehmensbilanz des Prozessorherstellers AMD in diesem Jahr entwickelt hatte, erschien nun Programm 27 - WAR VISION, der halboffizielle Nachrichtenkanal der GDI.
      Ein etwas rundlicher, gedrungener Mann mit dem Mikrophon in der Hand erschien auf dem Bildschirm. Unter seinem Kevlarhelm lugten rotblonde Haare hervor und an seiner gesamten Kleidung zerrte der Wind. Der Mann musste gerade eine kurze Sprechpause einlegen, da unmittelbar hinter ihm ein Eurofighter mit vollem Nachbrenner von einem Dampfkatapult wegbeschleunigt wurde.
      Erst als der Lärm sich wieder entfernte sprach der Mann weiter:
      "Seitdem Taiwan die seit über 67 Jahren umstrittene Unabhängigkeit von der Volksrepublik China nun in seiner Verfassung verankert hat setzt die chinesische Volksrepublik stärker als jemals zuvor ihr unverhohlenes Säbelrasseln in Richtung Taipeh fort. Unterdessen demonstrieren die beiden größten Streitkräfte der Welt - Die chinesische Volksbefreiungsarmee und die Globale Defensiv Initiative dass sie bereit und entschlossen sind um Taiwan zu kämpfen.
      Während die freie Welt den Atem anhält starten die Flugzeuge der CSS Iceland weiterhin zu ihren Patroullienflügen über der Insel Quemoy zwischen Taiwan und dem chinesischen Festland.
      Das war Brad Burdette, irgendwo im Ostchinesischen Meer."

      Der Mann verschwand, vor einem tiefschwarzen Hintergrund erschien in goldenen Buchstaben: "Als nächstes auf War Vision:" was sogleich von einer sanften Frauenstimme vorgelesen wurde.
      Nacheinander erschienen weitere Schriftzüge, welche auch jeweils gleich nach deren Erscheinen wieder vorgelesen wurde, sodass man am Schluss die Programmvorschau für die nächsten Stunden auf dem Fernseher nachlesen konnte.
      "Jetzt gleich: Die Taufe des neuen Flaggschiffs der GDI-Marine, live aus der Harkonnen Werft in Finnland.
      Um 9 Uhr: Die aktuellen Nachrichten
      Um 9:30 Uhr: Die Hinrichtung von Yirislaw Kuterian, vom GDI-Tribunal wegen Hochverrates in einem besonders schweren Fall zum Tod durch die Giftspritze verurteilt. Nur bei uns und 100 Prozent LIVE, keine Verzögerung.
      Um 10:00 Uhr: Golden Girls
      Um 10:30 Uhr: King of Queens
      Um 11:00 Uhr: Der heutige Spielfilm: Duell: Enemy at the Gates
      Die Uhrzeiten wurden standardmäßig in Hammerfest-Zeit angegeben, da der Sender weltweit ausgestrahlt wurde.

      "Die exekutieren Kuterian erst jetzt? Den haben wir doch schon vor drei Monaten dingfest gemacht." hörte man von hinten Lio, den jungen Asiaten sagen.

      Verwundert drehte sich Fox nach hinten um, aber dann bemerkte er, dass der Rest der Truppe den Einwurf ohne besondere Reaktion hingenommen hatte.

      [So läuft der Hase also] dachte er sich. Die Festnahme des Verräters musste wohl ein Auftrag gewesen sein, den die Einheit vor einiger Zeit hatte. - Nichts ungewöhnliches, die Kampfgruppen wurden oft für die Erhaltung der inneren Sicherheit eingesetzt. Vor allem damals die anwesende Kampfgruppe 11, oder "Die Bluthunde des Oberkommandos" wie sie auch in informierten Kreisen genannt wurden.

      Gelassen neigte Ink den Kopf zur Seite, zuckte kurz mit den Schultern und begann zu erklären: "Du weißt ja, wie das ist. Wenn wir den Prozess öffentlich machen, muss alles fair aussehen, damit niemand zu meckern anfängt. Bei einem internen Verfahren hätte er sich nach zehn Minuten vor einem Erschießungskommando wiedergefunden."

      Die Programmvorschau war beendet. Es folgte Kinowerbung für...

      VIOLENCE THE MOVIE stand in blutroten Druckbuchstaben auf dem Bildschirm, es folgten Filmausschnitte, die von einer kernigen Männerstimme kommentiert wurden.

      "Violence - The Movie
      Das ultimative Actionerlebnis des Sommers!
      Keine Handlung, nur 125 Minuten mit einem schwitzenden Muskelpaket, der reihenweise vermummte Angreifer umbringt!
      Keine Gnade, nur Explosionen!
      Schon bald in allen Kinos!"
      Die Filmszenen liefen aus, es folgte ein schwarzer Bildschirm mit weißer Schrift:

      "Freigegeben am 13 Jahren wegen vereinzelter Gewaltdarstellung"

      Der nächste Bildübergang war sehr abrupt. Direkt auf die Jugendfreigabe folgte auch schon die Live-Übertragung aus den Harkonnen - Werften. Man sah eine Gruppe von Offizieren auf einem hohen, hölzernen Podium stehen. Unter ihnen war auch der Oberkommandant, das konnte man auch aus der Entfernung sehen, denn seine Garderobe war anders als die sonst üblichen schwarzen Uniformen der höheren Offiziersgrade vollkommen in einem hellen Grau gehalten.
      Der Hintergrund war große Schwarze Fläche. Eine kurze Panoramaaufnahme ließ klar werden, dass die Leute vor dem Heck eines gewaltigen Schiffsrumpfes standen. Das Schiff lag noch im Trockendock, dennoch war es so gewaltig, dass seine Oberseite gut 15 Meter über die Werftmauern, auf der sich eine große Menschenmasse versammelt hatte.
      Jeden Quadratmeter des Werftbeckens reizte das Schiff voll aus, nur wenig Platz blieb an allen Seiten zwischen der Schiffswand und der Mauer der Werft. Die Harkonnen - Werft war für einen Kahn solcher Dimensionen einfach nicht ausgelegt.
      Wieder eine Panoramaaufnahme des Talkessels in dem die Werft beheimatet war. Zu drei Seiten war die Bucht von steil aufragenden Bergen umgeben, nur zu einer Seite hin war der Hafen zum Meer hin geöffnet. Der Himmel war bewölkt, nur sporadisch durchschnitten goldgelbe Sonnenstrahlen die dichte Wolkendecke in ein paar länglichen Löchern, was das einfallende Licht wie ein gigantisches Schwert aussehen ließ, das sich gen Erdboden bohrte.

      Es folgte die Taufzeremonie, die schlussendlich mit den Worten: "Hiermit taufe ich dich auf den Namen "Appomatox" abgeschlossen wurden.

      Der Stahlriese glitt rückwärts in tiefblaue Wasser des finnischen Meerbusens und verdrängte dabei zu allen Seiten Unmengen des kühlen Nasses, das sich Richtung Meer in ein paar niedrigen Wellen entfernte, während sich das Wasser, das in die Werft hineingedrückt wurde, spritzend gegen die Kaimauer drückte.

      Im Anschluss daran hielt Essling noch eine recht pathetische Rede, die vor allem die GDI-Marine für ihre hervorragende Arbeit lobte und ansonsten auch den Matrosen Honig ums Maul schmierte. Fox hörte nicht wirklich hin, er hatte die Marine nie wirklich gemocht. Nicht weil er sich mit den Navy-Leuten nicht verstand, vielmehr hatte er im Kampf gegen die russische Marine vor Island ziemlich schlechte Erfahrungen gemacht. Beim Gedanken an die Marine, an Kriegsschiffe und an das Meer kamen in ihm vor allem die Erinnerungen an das dichte Abwehrfeuer der russischen Begleitzerstörer und das ständige Gepiepse des Raketenwarners im Eurofighter wieder hoch.

      Essling hatte 4 Minuten ohne Unterbrechung palavert.

      "Die verehrten Vertreter der Presse können nun ihre Fragen stellen." fuhr er fort.

      Die Reporter hatten anders als sonst üblich Sitze in den ersten Reihen bekommen. Was nun kommen würde, war eine regelrechte Farce. Der ganze Ablauf der Pressekonferenz war vorher abgesprochen worden, die Fragen, einfach alles. Und wie immer waren nur Vertreter der GDI - freundlichen Presse eingeladen worden. Aus diesem Grund fehlten amerikanische Journalisten fast gänzlich.

      Ein Mann in schlichtem schwarzen Anzug erhob sich von seinem Stuhl.

      "Generalissimus Essling, weichen wir zunächst etwas vom Thema ab, zu einer Frage, die uns alle hier brennend interessiert: Stimmen die Gerüchte, dass der neue Evangelion, der bei den Kämpfen in Neo-Tokyo 3 gesichtet wurde von der GDI gebaut wurde?"

      Der grauhaarige General begann hellauf zu strahlen.
      "Das kann ich ihnen voller Stolz bestätigen. Die Maschine wurde von unseren besten Waffenspezialisten entwickelt und wird von einem von uns ausgebildeten Piloten gesteuert.
      Es ist für uns selbstverständlich, als eine Armee, die dem Schutz der Menschheit als oberstes Ziel hat, bei der Verteidigung des Planeten eine entscheidende Rolle zu spielen...."

      Essling sprach weiter und weiter, jetzt drehte sich alles darum, wie unentbehrlich die GDI für die Sicherheit des Planeten seien.

      Das Erscheinen der Engel war ein praktischer Strohhalm für Essling und die GDI. Die Weltgemeinschaft war schon seit längerer Zeit unzufrieden mit den gegenwärtigen Zuständen. Es war den Wählern schließlich äußerst schwer zu verkaufen, warum man Milliarden in eine Armee steckt, die kaum noch kämpft. Die GDI hatten ihre Arbeit sehr gründlich erledigt - zu gründlich. Inzwischen waren Kriege auf dem Planeten so selten geworden, dass es schon lange eine Unterabteilung der GDI gab, die sich ausschließlich mit dem subtilen anzetteln von Konflikten beschäftigte um der Armee ihre Berechtigungsgrundlage zu erhalten.

      Fox hörte Essling vor dem Fernseher reden und reden. Er hörte nichts anderes mehr als bla bla bla, Essling war ein hervorragender Redner, in seiner Jugend hatte er eine hervorragende politische Schulung erhalten, war aber dennoch zu einem Mann geworden, der eine "erst schießen, dann reden" - Methodik bevorzugt hatte, zumindest war das so gewesen, als Fox ihm das erste Mal begegnet war.

      Der Oberkommandierende war endlich fertig, er nickte dem Reporter zu.
      "Ich hoffe ich habe ihre Frage damit beantwortet, können wir jetzt zu unserem aktuellem Thema zurückkehren?"

      "Sicherlich." der Fragesteller setzte sich wieder auf seinen Stuhl zurück.

      Postwendend stand zwei Reihen weiter vorne eine blasse Frau mittleren Alters in einem längsgestreiften Hosenanzug auf.

      "General Essling, wie können sie es vertreten, heutzutage noch auf Schlachtschiffe zu setzen, die allgemein als verwundbar und überflüssig gelten?"

      Essling tat so, als würde er kurz über eine Antwort nachdenken.
      "Das mag auf herkömmliche Schlachtschiffe durchaus zutreffen, die Schiffe der Appomatox-Klasse werden, das garantiere ich ihnen, eine neue Ära des maritimen Kampfes einleiten. Dafür sorgt schon die neue Technologie, über die ich ihnen zu diesem Zeitpunkt nichts sagen darf."

      Die Frau setzte sich kommentarlos zurück. Ein paar Sitze weiter erhob sich eine ausnehmend große, junge Frau in langem Rock und weißer Bluse.

      "Herr Oberkommandant, sagen sie uns doch bitte, wie viel kostet so ein werftneues Schlachtschiff und woher bekommen sie das Geld für so eine gewaltige Aufrüstungsmaßnahme?"

      "Eines dieser Schiffe kostet von der Kiellegung bis zur in-Dienst-Stellung circa 2,8 Milliarden Euro (Geldbeträge werden in der GDI immer in Euro angegeben). Bei sechs Schiffen dieser Klasse Appomatox, Gettysburg, Fredericksburg, Chancelorsville, Antietam und Longstreet macht das etwa 17 Milliarden Euro, plus - minus der Kleinigkeit einer halben Milliarde."

      "Und woher kommt das viele Geld?" hakte die junge Reporterin nach.

      Günther von Essling machte ein belustigtes Gesicht.
      "Entschuldigen sie wenn ich lache, aber das ist eine unsinnige Frage. Unser einziger und wenn sie so wollen exklusiver Geldgeber ist und war schon immer McDonalds....äh nein, die UN natürlich!!"

      Ein verhaltenes Lachen ging durch die Reihen der Reporter.

      "Die UN bekommt das Geld von ihren Mitgliedsländern und die nehmen es durch Steuern ein." fuhr Essling fort. "Wenn sie so wollen, dann wurden diese Schiffe von den Menschen der ganzen Welt bezahlt, also auch von ihnen hier, sofern sie ihre Steuern zahlen. So gesehen, könnte es gut sein, dass von ihrer Lohnsteuer ein Meter Kabel oder eine Glasscheibe auf dem Schiff dort gekauft wurde."

      Wieder ging ein Kichern durch die Reihen der Reporter.

      "Aber um ihre Frage klipp und klar zu beantworten: Das Geld für den Ausbau der Flotte haben uns wie immer die Vereinten Nationen zur Verfügung gestellt."

      "DU BLÖDER FLACHWICHSER!!!!!" mit hochrotem Kopf sprang Fox aus seinem Sessel auf.

      "Was is??" fragte Neo sichtlich überrascht.

      Fox zeigte mit dem rechten Zeigefinger auf den Fernseher, auf dem der Oberkommandant wieder eine Journalistenfrage beantwortete.
      Er brüllte auf Neo hinunter: "Wisst ihr wo er das Geld wirklich her hat?" er zeigte auf sich selbst: "Von MIR!! Die UN hat uns das Geld gegeben, damit wir davon einen Evangelion bauen und was macht er? Nimmt mir von den 40 Milliarden einfach mal ungeniert 30 Milliarden weg!"
      "DANKE HERR OBERKOMMANDANT!!" fauchte er in sarkastischem Tonfall, den Kopf zu Esslings breit grinsender Miene auf dem TV-Gerät gewandt.

      "10 Milliarden sind immer noch ziemlich viel Zaster." warf Ace von der anderen Seite ein.

      "Nicht wenn von dir verlangt wird, dass du einen funktionierenden 40 Meter hohen Kampfroboter zusammenbaust." Wütend blickte der Major in die Runde. "Wisst ihr was ich gemacht habe?" "WISST IHR WAS ICH GEMACHT HABE??" bekräftigte er noch einmal.
      "Ich musste betteln geh´n bei den anderen Forschungsabteilungen und sehn, was die mir überlassen haben..... "

      Während Fox im Begriff war weiter Dampf abzulassen leistete sich Ink wieder einmal einen kurzen Kontrollblick auf seinen Laptop, den er links neben seinen Sessel gestellt hatte.
      Sofort sah er das rot blinkende Licht auf dem Display. Er legte seine Pepsi-Flasche zur Seite und nahm den Computer auf den Schoß um zu ergründen, was los war...

      Ink's Commander war hingegen immer noch auf 180.
      ".....Am Ende war ich so blank, dass ich mir nicht mal einen von den neuen, kleinen Quantenreaktoren leisten konnte, sondern stattdessen einen alten Prototypen einbauen musste.
      Seht es wie's ist, die EVA, die ich gebaut habe ist ein Schrotthaufen!!! Zum Schluss musste ich sogar den Lack selber bezahlen."

      "Das ist aber ein ziemlich effizienter Schrotthaufen." lautete Sil's Kommentar.

      Fox beachtete den strohblonden Sanitäter aus der Alpenrepublik jedoch nicht weiter, sondern setzte zu einer weiteren Hasstriade an.

      "Und wozu der ganze Scheiß? Damit er ein paar überdimensionale Badewannen mit Kanonen bestücken kann!!"

      "Äh Chef?" hörte er plötzlich Ink's Stimme sagen.

      Wütend fuhr er ihn an. "WAS??!!"

      "Ich unterbreche deinen sicher nicht unbegründeten Tobsuchtsanfall nur ungern, aber wir haben ungebetenen Besuch!"

      Auf die Sekunde genau gleichzeitig antworteten Neo und Fox mit einem verwunderten "Wieso?"

      Ink drehte den Laptop auf dem Schoß, sodass Fox den Bildschirm sehen konnte, darauf war ein Mann auf einem Betonuntergrund zu sehen, der gerade eine Art von technischer Ausrüstung aufbaute.

      Fox kam ein paar Schritte näher, damit er die Details besser sehen konnte. Derweil kommentierte

      Ink:
      "Das ist von der Webcam, die ich auf dem Dach gegenüber angebracht habe........sieht so aus, als richtet sich der Kollege da oben häuslich ein."

      "Neo, stell das ab" Befahl Fox ohne die Augen von der Live-Übertragung der Webcam zu nehmen. Einen Augenblick später verschwanden auf dem Fernseher General Esslings Bild und der Ton und wurden durch die schwarze Mattscheibe und eine bedrückte, aber dennoch aufgeregte Stille ersetzt.

      "Wie viele sind es?"

      Ink drehte das Notebook wieder zurück und begann darauf herumzutippen, er begann den Kopf andeutungsweise zu schütteln.
      "Die anderen Kameras zeigen uns frei, also ist er entweder allein, oder die Anderen sind nicht im Bereich der Kameras."

      Neo und Ace standen aus ihren Sesseln auf und postierten sich links und rechts von Fox und dem nach wie vor in seinem Sessel sitzenden Araber. Die vier hielten praktisch Kriegsrat.

      "Was sollen wir mit dem anstellen." wollte Ace wissen.

      Fox knappe Feststellung war zugleich die logischste. "Wir müssen ihn loswerden!"

      "Was, wenn noch mehr da sind?" wandte Neo ein.

      "Ink!"

      Der Angesprochene hob den Kopf und erwartete eine weitere Frage des kommandierenden Offiziers.

      "Ja?"

      "Wie lange ist der schon da oben?"

      "Vor 10 Minuten war er noch nicht da und er ist ja gerade erst dabei seine Ausrüstung aufzubauen. Ich sage..." er zuckte mit den Schultern, "...4 Minuten, maximal."

      "Verstehe." Fox legte eine kurze Pause ein und begann an seinem nicht mehr vorhandenen Bart herumzuzupfen. "Ich glaube er ist allein. Wir können ihn überrumpeln, solange er noch mit der Ausrüstung beschäftigt ist."

      "Du hast einen Plan?"

      Fox reagierte auf Neo's Erkundigung indem er beide Augenbrauen noch oben zog. "Ich brauche keinen. Die Standartprozedur wird's dieses Mal auch machen."

      Er blickte sich in der Runde seiner drei alten Kameraden um, bevor er weitersprach.

      "Ace, du kommst mit mir. Neo, er gehört dir. Verstanden?"

      "Verstanden!"

      "Verstanden!"

      Alle drei verließen die Wohnung.

      Ink tippte weiter auf dem Laptop herum. Die drei Jüngeren saßen immer noch auf der Couch und waren ziemlich überrumpelt, die Alten hatten in ihrer Routine gerade mal 2 Minuten gebraucht um eine Gegenmaßnahme zu ihrem ungebetenen Besuch zu starten.

      Keiner der Drei hatte so richtig mitbekommen, was los war. "Hab ich was verpasst?" frage Eos.

      Ink blickte sich um, die Drei hatte er ganz vergessen.

      "Hey Jungs, kommt her, jetzt könnt ihr was lernen."


      *Auf dem Dach des gegenüberliegenden Hauses:*

      Er saß da oben auf dem grauen Betonboden inmitten einer großen Anzahl technischer Geräte unterschiedlicher Form, Größe und Farbe in ausgewaschenen Jeans und weißem T-Shirt und wollte gerade weiter seine Ausrüstung aufbauen. Infrarotbrillen, Restlichtverstärker und Mikrofone.
      Immer wieder lugte er zwischen den weißen Stangen des Dachgeländers hindurch zum Haupteingang des gegenüberliegenden Hauses

      Nichts zu sehen, nur der alltägliche Feierabendsverkehr auf den Straßen und Gehwegen, hin und wieder ein Fahrradfahrer oder ein Inline-Skater, aber Hauptsache war, dass niemand ungesehen aus dem Haus kam.

      Nichts zu sehen, er machte weiter. Gerade schraubte er das Zoom-Objektiv auf seinen groß dimensionierten Fotoapparat, lugte wieder kurz und........gerade ging die Tür auf. Aus dem Eingang kamen zwei Personen. Sofort griff er nach dem Fernglas rechts neben ihm.
      Den einen kannte er nicht...... aber der Jüngere, der war die Zielperson. Er konnte sehen, wie sich ihre Münder bewegten. Schnell kramte er das Fernreichweitenmikrophon hervor. - Gut dass er das Ding gleich als erstes zusammengesetzt hatte. Er setzte sich die Kopfhörer auf und hielt die Empfängerschüssel auf die beiden Personen unten auf der Straße. Zunächst hörte man nichts als rauschen. Mit dem Drehknopf am Griff der Schüssel justierte er das Gerät richtig, bis man nach einigem Verstellen endlich eine Stimme durch das Rauschen hindurch hörte. Der Mann auf dem Dach verstellte den Knopf noch ein bisschen weiter und schon hatte er das Gespräch glasklar in den Ohren:

      "Also, du schneidest den Weißkohl in dünne Streifen, verwendest den harten, weißen Kern aber nicht mit. Das andere Gemüse schneidest du auch in kleine Streifen oder Stücke.
      Für den Teig verrührst du die Eier, das Mehl und den Kohl im Mixer. Der Teig sollte immer zähflüssig sein, deshalb solltest du immer wieder Wasser nachschütten, wenn er zu zäh wird.
      Dann wird der Teig in einer Pfanne wie bei Pfannkuchen in heißem Öl goldbraun gebraten. Während die untere Seite brät kannst du schon die obere mit den Zutaten deiner Wahl belegen und leicht in den Teig drücken. Ich verwende immer gerne Speck, Mais, Paprika, Käse, Schinken und Broccoli.
      Zum Schluss wendest du das ganze Ding samt Belag und lässt es fertig braten. Dann noch Mayo oder Ketchup drauf und voilá, fertig sind die Okonomiyaki.

      Die Zielperson und der Andere gingen ein wenig die Straße hinab und hielten an einem Fußgängerüberweg.
      Der Mann auf dem Dach musste sich aufrecht hinstellen um die beiden am Straßenende noch mit dem Fernglas sehen zu können.
      Plötzlich hörte er hinter sich jemanden laut "Bonjour mon ami" sagen. Reflexartig wandte er sich um und sah........ Neo. Er sah Neo's bösen Gesichtsausdruck und er sah Neo's Faust auf sein Gesicht zurasen, es sollte das letzte bleiben, was er in seinem Leben sah.


      Am nächsten Morgen in der Geofront.

      Der großgewachsene Mann mittleren Alters ging gerade an seinem Sekretär, dessen Schicht eine halbe Stunde vor seiner eigenen begann, vorbei. Der breitgesichtige, noch sehr jugendlich wirkende Mann bemerkte und grüßte ihn.
      "Guten Morgen, Sir!"
      "Guten Morgen." erwiderte der Vorgesetzte.

      Sein Weg endete vor einer weißen Tür, die er mit seine Codekarte aufsperrte. Einen Augenblick lang las er die Buchstaben an der Tür. "Hideki Kobayashi - Chief of NERV Security"

      Weit hatte er es gebracht. Bis ganz nach oben im Sicherheitsdienst. In diesen Zeiten fragte er sich oft, ob er wohl auch so erfolgreich gewesen wäre, wenn er damals, vor fünf Jahren bei der JSSDF geblieben wäre, wenn er geblieben wäre wie er...

      Er löste seinen Fokus von dem Namensschild und vertrieb diese rührseligen Gedanken aus seinem Kopf - ein geschäftiger Tat stand an.

      Die Karte in seiner Hand steckte er wieder ein.
      Er öffnete die Tür. Zu seiner Überraschung brannte bereits ein Licht im Zimmer. Eine Tischlampe auf seinem Arbeitstisch am anderen Ende des Zimmers erhellte einen kleinen Bereich. Hatte er gestern etwa vergessen sie abzuschalten. Warum nicht, das wird es wohl gewesen sein.

      Aber plötzlich entdeckte er den Haarschopf, der über die hohe Rückenlehne des großen, von ihm abgewandten, ledernen Arbeitsstuhles hinter dem Tisch hervorragte.

      Vorsichtig legte der Security-Mann die Hand auf die Dienstwaffe im Halfter unter seinem Arm.

      Auf einmal wurde der Stuhl herumgedreht. Das erste was er sah waren......zusammengefaltete Hände. Der Offizier bekam einen halben Herzanfall !!!KOMMANDANT IKARI!!!

      Der Stuhl drehte sich ihm komplett entgegen. Die Person darin war keinesfalls sein oberster Dienstherr, nein, es war einer der Piloten, der Älteste, DER SPION, der sich da auf seinem Stuhl lümmelte.

      "Ich habe ihnen schon einmal gesagt, dass es in meiner erlauchten Gegenwart höchst gefährlich ist mit Waffen herumzufuchteln." begann das Children zu sprechen.

      Der Sicherheitschef wusste, dass er auf seine Hand auf der Waffe anspielte. "Ich entscheide lieber selbst, was gefährlich ist und was nicht."

      Fox nickte. "Natürlich......ich will aber für ihr Wohlergehen hoffen, dass sie diese Entscheidung besser treffen als die Leute in ihrem Freundeskreis."

      "Was meinst du?"
      Er duzte ihn absichtlich, Schließlich war der EVA-Pilot trotz allem nichts weiter als ein Jugendlicher, der in seine Schranken verwiesen gehörte. Spion hin oder her.

      "Oh nein!" Fox' gespieltes Erschrecken war gespielt, dass wusste er und Fox wusste, dass er das wusste. "Dann haben sie ja noch gar nicht die Zeitung heute gelesen."

      Auf dem Schreibtisch lag eine säuberlich zusammengefaltete Morgenzeitung.
      Fox nahm die Zeitung hoch und schlug sie auf. Er betrachtete kurz die beiden großen Seiten.
      "Was meinen sie wer dieses Jahr die Baseball-Meisterschaft gewinnt?" fragte er beiläufig, anscheinend war er zufällig im Sportteil gelandet. Er blätterte etwas herum, die Augen immer auf den oberen Rand, auf die Seitenzahlen gerichtet.
      "Wo hab ich's denn gesehen?..............Ah hier!"
      Er faltete die Zeitung mit der gesuchten Seite nach Außen wieder zusammen. Als er wieder ein handliches Päckchen im Format einer DIN-A 4 Seite hatte, legte er sie vor sich auf den Tisch, beugte sich darüber, räusperte sich schnell und begann dann laut vorzulesen.

      "JSSDF-Offizier tot im Fluss gefunden, Behörden gehen von Ritualmord aus."

      Fox hob den Kopf und musterte die Reaktion von Herrn Kobayashi. Dieser hatte nur einen Augenblick gebraucht um zu begreifen, worauf sein unliebsamer Gast hinaus wollte.
      Kreidebleich stand er vor der Eingangstür. Im war kalt, warum war es hier plötzlich so kalt? Und er fühlte auch ein leichtes Schwindelgefühl aufkommen.

      Fox zog den rechten Mundwinkel an und formte abermals sein provozierendes Grinsen.

      "Sie haben sogar ein Bild dabei, hier."

      Er nahm die Zeitung und drehte sie um 180 Grad.

      Der NERV-Captain musste ein paar Schritte auf den Tisch zu gehen um das kleine Foto ordentlich sehen zu können. Er wusste schon jetzt auf was dieser Hurensohn anspielte, dennoch musste er Gewissheit haben. Er musste sein Büro durchqueren um zum Schreibtisch zu gelangen. Eigentlich wäre es ja ein großes Zimmer gewesen, aber alle Wände schon vor Unzeiten mit Aktenschränken zugestellt worden. Schon lustig, er war Leiter der Sicherheitsabteilung in einem der Modernsten Bauwerke, das jemals von Menschenhand geschaffen worden war und trotzdem verwendete er Massen von Akten anstatt eines Computers. Natürlich hatte er auch einen Computer mit allen Daten, die er auch in Aktenform hatte, aber Akten konnten nicht von Hackern infiltriert werden. Akten konnten nur von Spionen gestohlen werden, aber der NERV-Security war kompetent genug um alle Gefahren aus dieser Richtung fern zu halten, ausgenommen der Ausnahme, die er gerade vor sich hatte.
      Krampfhaft versuchte er, sich zumindest für einen Augenblick auf andere Gedanken zu bringen, damit zumindest dieses Schwindelgefühl aufhörte.

      Der Japaner war bei seinem Schreibtisch angekommen, nun konnte er den Bericht auf dem Papier sehen - und auch das Bild.
      Zwei Polizisten, trugen gerade einen Mann in Jeans und weißem T-Shirt auf einer Bare, davon.
      In der Mitte des Shirts, das der Mann anhatte stach dem Betrachter sofort der große tiefrote Fleck ins Auge, der von einer Metallstange erzeugt wurde, die geradewegs durch seine Brust gerammt worden war. Ein kleines Detail, ein schreckliches Detail, das inmitten der grausigen Szenerie fast unterging war die kleine NERV-Fahne, die am Ende der Stange munter im Wind flatterte.

      Fox lehnte sich mit verschmitztem Grinsen im Arbeitsstuhl seines Kontrahenten zurück.
      "Ja ja, ritz ihnen ein Pentagramm in den Rücken und schon sagen alle es war ein Ritualmord. Ha! Bullenlogik - herrlich vorhersehbar."

      Der Captain starrte immer noch auf das Bild der Leiche. Das Gesicht wurde zwar von einem schwarzen Punkt verdeckt, .........aber trotzdem...es gab keinen Zweifel...er konnte nicht glauben, dass das wirklich passiert war, dass ER wirklich tot war. Aber es war real, sein bester Freund war tot und nur deswegen, weil er ihn um einen Gefallen gebeten hatte, weil er ihn dazu überredet hatte, diesen Spion ein wenig zu beschatten.

      Der EVA-Pilot beugte sich wieder nach vorne, faltete beinahe andächtig die Hände und richtete die Augen auch auf den Artikel.

      "Ein kleines Vögelchen....hat mir erzählt dass der...VERBLICHENE und sie gute Freunde waren, sehr gute sogar. Sie kannten sich schon als Kinder, haben die selbe Schule besucht, waren gemeinsam auf der Militärakademie.......das muss wirklich ein schwerer Schlag für sie sein. ......." er senkte die Stimme, "....... Mein Beileid."

      Der NERV-Offizier fühlte, wie einzelne, warme Tränen seine Wangen hinunterrollten. Er fühlte sich, als würde ihm gleich Schwarz vor Augen, um nicht sofort umzufallen musste er sich mit beiden Händen auf dem Tisch aufstützen, fassungslos starrte er auf die zusammengelegte Zeitung zwischen seinen beiden Händen, unfähig den Blick davon zu lösen. Geräusche drangen nur noch gedämpft an sein Ohr.

      "Damit wirst du nicht davon kommen!"

      "Oh doch, das werde ich. Und zwar deswegen, weil es in diesem Land anscheinend nur Versager gibt. Ihr NERV-Wichser seid ein Haufen von Schlafmützen und euer Militär....na ja, wenn dieser Kerl ein Offizier der JSSDF war, dann muss es um Nippon's Sicherheit ziemlich schlimm stehen. Ich meine, der Kerl hat sich überlisten lassen wie ein blutiger Anfänger, aber der Gipfel war dann ja, als er während der Folter angefangen hat zu flennen und nach seiner Mami rief. Also ehrlich... ."

      Fox erzählte die Geschichte ein wenig abenteuerlicher als sie eigentlich war, nachdem Neo ihn niedergeschlagen hatte, wurde er gleich erdrosselt, mit der NERV-Fahne aufgespießt und in den Fluss geworfen. Aber wenn die Geschichten von Grausamkeiten an seinem besten Freund den Security-Chef zur Weißglut brachten, dann ließ Fox gerne ein wenig seine blühende Fantasie arbeiten. Er hätte ihm jetzt zwar noch unter die Nase reiben können, dass er NERV das S²-Organ entwendet hatte, aber dann hätte der Mann wohl alle Vernunft über Bord geworfen und ihn über den Haufen geschossen.

      Erneut lehnte sich der GDI-Major zurück und verschränkte protzig die Arme vor der Brust.
      "Was haben Sie sich eigentlich dabei gedacht? Sie missachten dabei einen direkten Befehl ihres Kommandanten, alles was ich tun müsste, wäre ein kleines Gespräch mit Ikari, bei dem ich ihre Insubordination erwähne und ich wäre sie los...............aber natürlich wäre diese Vorgehensweise auch für mich nicht ganz ungefährlich, also wähle ich einen anderen Weg."

      Kobayashi entfuhr ein verzweifeltes Lachen. "Ich schätze sie wollen mir ihren Plan nicht unbedingt erläutern."

      Fox lächelte. "Oh doch, das ist essentiell für den Erfolg. Sehen sie..........." er brach ab "........wie geht es eigentlich ihrer Familie?"

      Zum ersten mal blickte der Chef des Security wieder von dem Zeitungsartikel auf. "WAS??"

      "Ich habe gehört, sie haben eine kleine Tochter...." einen Moment lang tat er so, als würde er nachdenken, dann schnippte er laut mit dem Finger " Yuka, nicht wahr? Ein hübsches Kind, ich habe ein Foto von ihr da. "

      Er kramte ein zusammengefaltetes Foto aus der Hosentasche, entfaltete es, und hielt es seinem Counterpart hin.

      Auf dem Foto war ein kleines Mädchen ungefähr sechs oder sieben Jahre alt in einer mattgrünen Schuluniform zu sehen. Der Captain betrachtete das Foto lange nach einer Weile begann sein Gast zu kommentieren:

      "Ich bin ja eher der Meinung, dass sie eher nach ihrer Gattin schlägt, vielleicht ist sie aber auch vom Milchmann, das kann man nie genau wissen. Nun ja. Sei es wie es sei, es wäre doch eine Tragödie wenn ihrer kleinen Tochter oder ihrer Frau etwas zustoßen würde. Heutzutage sind die Straßen doch vollgestopft mit allen möglichen Perversen und Verrückten, glauben sie mir, ich weiß wovon ich rede."

      "Das würdest du nicht wagen!!"

      "Woher wollen Sie das wissen?? Wollen Sie das Risiko wirklich eingehen?? Dabei ist es doch so einfach jede Gefahr von ihrem kleinen, spießigen Idyll abzuwenden. Sie können ihren Job weitermachen wie sie wollen, ABER LASSEN SIE MICH IN RUHE!! Andernfalls werde ich wiederkehren mit dem FEUER DER EWIGEN HÖLLE!!!


      [Wie kann er es nur wagen, mir so zu drohen?!?!]
      So kommst du nicht davon!!!

      Schnell griff er nach seiner Dienstwaffe in dem Halfter unter seinem linken Arm. Er richtete die Waffe genau zwischen die Augen seines unliebsamen Gegenübers, sah sich aber noch im selben Augenblick seinerseits der Mündung einer Socom mit aufgesetztem Schalldämpfer entgegen.

      Fox hielt seine Waffe der Coolness halber horizontal und grinste den Mann in der NERV-Uniform fies an.
      "Ich rate ihnen.......nein, ich rate DIR, wenn wir uns schon duzen, dass du dir das gut überlegst. Ich weiß wann du schießen willst, ich werde es wissen noch bevor du es selbst weißt, ich kann es in deinen Augen sehen. Du hast Frau und Kind, die wären sicher sehr traurig, wenn da einfach jemand ihrem Ehemann bzw. Vater den Kopf von den Schultern blasen würde."

      "Ich verspreche dir, irgendwann werde ich dich erwischen und dann bist du fällig."

      Fox nickte zustimmend.
      "Ja sicher, ihre Zeit wird kommen. Aber nicht heute und wahrscheinlich auch nicht morgen. Sehen Sie, es ist so: ich weiß, dass ich ein Spion bin, Sie wissen, dass ich ein Spion bin. Ja und Ikari weiß das auch. Aber Ikari versteht, wie man dieses Spiel spielt,... Sie müssen das erst noch lernen und ich rate ihnen .......er beugte sich vor, knickte den Arm ein, sodass die Waffe am selben Platz blieb und am Ende sein Gesicht und die Pistole auf gleicher Höhe waren, er sprach langsam weiter, "LERNEN SIE SCHNELL!!"
      Fox lehnte sich ein weiteres Mal zurück, achtete aber penibel darauf, dass seine Socom stets auf ihr Ziel gerichtet blieb, er atmete einmal tief durch.....

      "....Ich werde jetzt die Waffe runternehmen, dann werde ich aus ihrem Stuhl aufstehen, zur Tür gehen und ihr Büro verlassen. Und bei Gott!! Beten sie, dass ich wegen ihnen nie wieder wütend werde!!"

      Er tat, wie er angekündigt hatte, er senkte die Pistole ab, stand aus dem Stuhl auf und ließ die Waffe gekonnt im Ärmel verschwinden. Auch der Japaner steckte seine Dienstwaffe wieder in ihren Halfter zurück, während er beobachtete, wie der Andere um den Tisch herumging, ihn ohne eines Blickes zu würdigen mit hinter dem Rücken verschränkten Armen passierte und zur Tür hinausging.
      Er konnte noch die erschrockene Stimme seines Sekretärs hören, als Fox durch die Tür ging:
      "Wie sind sie da hineingekommen?!?"
      und auch die passende Antwort bekam er noch mit - ein lässiges:
      "Das muss sie nicht interessieren."
      Die Tür schloss sich, Hideki Kobayashi, Chef des NERV-Security blieb allein zurück.


      Am Abend des selben Tages in einer der Mietskasernen im Westen von Neo Tokyo 3.

      Von unten kam der Fahrstuhl in die vorletzte Etage, die Türen öffneten sich - Fox und Lieutenand Ibuki verließen gemeinsam den Lift. Sie waren gerade dabei sich lebhaft zu unterhalten.

      "So viel?" hörte man Fox fragen.

      Maya nickte einmal: "Jap, so viel."

      Durch den Innenhof des Gebäudes zog ein erfrischend kühler Abendwind. Die beiden gingen am Innengang entlang, der zum Hof hin offen war, es war ein ruhiges schattiges Plätzchen, nur ab und an störte ein Gespräch oder fröhliches Kindergeschrei die Ruhe.
      Die beiden jungen Leute gingen nebeneinander an den Reihen von immer gleichen Türen vorbei. Fox trug sein Standartoutfit, eine schwarze Jeans mit schwarzem T-Shirt, auch Maya hatte ihre Alltagsgarderobe am Körper: grüne, knielange Hose und ein gelbes Shirt.
      Sie waren auf dem Weg zu ihr nach Hause, da sie, wie sie meinte, für den bevorstehenden Anlass nicht angemessen gekleidet war und sich jetzt schnell umziehen wollte. Fox hatte seine 'Drohung' wahr gemacht und sie zum Essen eingeladen.

      "So kaputt war die Maschine auch wieder nicht." bemerkte das Children.

      "Oh doch, Akagi-sempai sagt, dass die Reparatur von EVA 00 gerade mal die Hälfte gekostet hat."

      Zusammen gingen sie um eine Ecke des quadratisch um den Hof angelegten Ganges. Fox blickte kurz nach unten. Der Hof war eine betonierte Fläche, in deren Mitte lediglich ein kleines Beet mit einem noch sehr kleineren Laubbäumchen angelegt war.

      Fox widmete sich wieder seiner Gesprächspartnerin: "Hui, gut, dass ich die Rechnung nicht bezahlen muss, meine Kreditkarte ist nur bis 20000 Dollar gedeckt." scherzte er.

      Beide lachten herzlich. Maya bleibt vor einer der Türen stehen.

      "Da wären wir." Die NERV-Angestellte sperrte die Tür mit ihrer Schlüsselkarte auf, gerade als sie die Plastikkarte durch das Lesegerät am Eingang zog bemerkte ihr Begleiter, dass daran etwas baumelte. Bei genauerer Betrachtung stellte es sich als der kleine Bärchen-Schlüsselanhänger heraus, den er ihr geschenkt hatte - nun hing er an einem in die Karte eingestanzten Loch. Fox hatte gar nicht gewusst, dass man solche Anhänger auch für die Codecards verwenden konnte.

      Die Tür schob sich zur rechten Seite hin weg. Fox' Blicke streiften den grauen Türrahmen.
      "Soll ich hier warten?"

      "Nein, komm ruhig rein." bat ihn die Haus- oder besser gesagt Wohnungsherrin.

      Sie gingen hinein und standen schon im Wohnzimmer, ein Umstand der Fox sehr an sein eigenes Domizil erinnerte.
      Maya verließ den Raum mit einem "Bin gleich wieder da." durch einen kurzen Gang nach hinten. Kurz darauf hörte man sie eine Tür zur Seite schieben.

      Fox sah sich um. Die Wohnung zog sich längs an der südlichen Außenwand des Komplexes entlang. Die Gebäude in diesem Stadtteil waren ein gutes Stück schmaler als ihre Kopien im Rest der Stadt. In diesem Bezirk hatte man damals mit dem sozialen Wohnungsbau für die Stadt begonnen, war aber schon mal zu den breiteren Versionen der Plattenbauten übergegangen, zwecks der besseren Raumausnutzung.

      Die nach Außen gerichtete Seite der Wohnung bestand ausschließlich aus großen Fenstern, durch die das Licht gerade schräg von der untergehenden Sonne von Westen her einfiel, sodass die vordere Hälfte des Zimmers in einem angenehmen Schatten lag, während der hintere Teil von den orange-roten Strahlen in ein beeindruckendes Farbenspiel getaucht wurde. Ein paar der Fenster waren gekippt, andernfalls hätte es bei den mörderischen Temperaturen um die Mittagszeit wohl einen Hitzestau in der Südseitenwohnung gegeben.
      Der Fußboden bestand aus Kunstholzplatten, was den Raum ein wenig edel erscheinen ließ, wenn man nicht gerade wusste, dass es eigentlich Kunststoff war. Die Wände waren mit hellblauen Tapeten verkleidet, aber durch den Gang nach hinten konnte Fox sehen, dass das nicht in allen Zimmern der Fall war. In der Ecke neben dem Gang war eine kleine, traditionell eingerichtete Sitzecke untergebracht. Mit einem großen, roten Kissen neben dem ein grauer Laptop zusammen mit ein paar Snack-Tüten in trautem Durcheinander lagen.
      In der entgegengesetzten Ecke stand auf einem Hocker ein kleiner, tragbarer Fernseher, der seine besten Zeiten allerdings schon längst hinter sich hatte.
      Direkt neben dem Eingang stand ein hohes, modern aussehendes Regal aus blank poliertem Metall, in dem sich schemenhaft die Umgebung von außen spiegelte.
      Beim Notebook stand ein kleiner, runder Metallmülleimer, der in seinem Material und seiner Beschaffenheit ziemlich an das Regal erinnerte, vielleicht waren sie aus dem selben Geschäft. Von sonst woher stammte jedoch der Inhalt des Eimers - jede Menge Packungen von Fertiggerichten zur Zubereitung in der Mikrowelle.

      Von hinten hörte er eine Toilettenspülung, dann wieder Schritte, kurz darauf gefolgt von einem leisen "Oh nein"

      Fox sah durch den Gang abermals nach hinten, konnte seine Gastgeberin allerdings nicht sehen.
      Daraufhin hörte er ihre Stimme fragen:
      "Willst du vielleicht noch etwas Tee, bevor wir gehen?"


      "Sicher, wenn es keine Umstände macht." Antwortete Fox halblaut.
      Er hatte zwar eine vergleichsweise laute Stimme, aber leider redete er stets in einem, für Deutsche typischen hohem Tonfall, weswegen er sich, wenn er etwas rief oder brüllte oftmals eher lustig anhörte.

      Er betrachtete die Wohnung weiter. Unter dem Fenster stand eine große Couch, auch etwas, das ihn an sein eigenes Wohnzimmer erinnerte, nur mit der Ausnahme, dass er keine Fenster hatte, unter die er sein Kanape, stellen konnte. Vor dem Sofa stand ein dunkelblauer Glasesstisch, unter dessen ovaler Tischplatte sich ein blauer Schatten bildete.
      Auf dem Fenstersims darüber stand eine Topfpflanze in einer weißen Keramikvase, die leider schlapp ihre Blätter hängen ließ. Fox verließ den angenehmen Schatten im vorderen Abschnitt des Wohnzimmers, und setzte sich auf das im rötlichen Licht des Sonnenuntergangs liegende Sofa.
      Es war eine Pflanze mit großen, breiten, nach oben hin spitz zulaufenden Blättern.
      Er ließ den Blick kurz schweifen, es war weit und breit das einzige Grünzeug, das einzige Lebewesen in diesem Zimmer.

      Aus der Mitte des Stocks erhoben sich ein paar Stengel mit den Samenanlagen, dicken, weißen, Kugeln an ihren Enden.
      (Anmerkung des Autors: Ich lebe in Bayern, da unser Ministerpräsi beschlossen hat, sich gegen die Rechtschreibreform zu stellen, darf ich immer noch ganz legal Stengel mit e und nicht mit ä schreiben ^^, so viel nur nebenbei.)

      Beziehungsweise, diese Stengel sollten sich erheben, aber auch sie hingen wie die Blätter matt über den Rand ihres Gefäßes hinaus nach unten.

      "Dein Mitbewohner scheint krank zu sein." rief er nach hinten.

      "Was?" hörte er eine nahe Stimme Fragen.

      In diesem Moment kam die Hausherrin mit zwei Tassen ins Zimmer. Fox nahm ihr die Linke ab und nahm einen Zug. Maya hatte sich umgezogen, sie trug jetzt eine enge Jeans gepaart mit einer weißen Bluse.

      "Mmmm Pfefferminz." bemerkte der Gast.

      "Ja, ich hab heute morgen ein wenig verschlafen und in der Eile hab ich wohl vergessen den Tee zu trinken." erzählte ihm Maya als sie sich zu ihm auf die Couch setzte..

      "Deswegen war er so schnell fertig." stellte der Pilot folgerichtig fest.

      "Was ist mit meinem Mitbewohner??" kam die junge Japanerin auf seine vorige Bemerkung zurück.

      Fox zeigte auf den Topf. "Ich meinte die Pflanze."

      Maya stellte die Tasse auf den Tisch, Fox machte es ihr nach. Der Esstisch war in einem hervorragenden Zustand, was darauf schließen ließ, dass er entweder recht neu, oder was wesentlich wahrscheinlicher war, nicht oft benutzt wurde. Der Zustand in ihrer Sitzecke ließ darauf schließen, dass sie sich ihre Nächte gerne vor dem Computer um die Ohren schlug. [nicht sehr überraschend] war sein geistiges Kommentar.

      Die beiden saßen links und rechts des Topfes. Maya faltete die Hände im Schoß und erklärte:

      "Ich hab sie mir vor zwei Wochen gekauft, ich weiß auch nicht so recht, wie ich auf die Idee gekommen bin, vielleicht wollte ich einfach nicht mehr ganz allein hier leben."

      "Wie lange bist du hier schon allein?" fragte ihr Begleiter, die Art wie Maya erzählte machte ihn nachdenklich, sie schien hier wirklich einsam zu sein.

      "In dieser Wohnung?" fragte sie nach, "- Schon immer. Davor habe ich bei meinen Eltern gewohnt."

      Beide schwiegen für einen langen Augenblick vor sich hin. Dann wandte Maya den Kopf plötzlich wieder zu der Zimmerpflanze:

      "Ja, aber anscheinend habe ich wohl keinen grünen Daumen. Zuerst habe ich gedacht, es liegt am Wasser," sprudelte es aus ihr heraus, aber es war beiden klar, dass sie nur verzweifelt versuchte das Thema zu wechseln, "weil der Stock am Fenster steht und deswegen Tagsüber austrocknet, also hab ich sie ein wenig großzügiger gegossen, aber es hat nichts gebracht."

      Fox ging darauf ein, sie nicht weiter nach ihrer Vergangenheit zu fragen.
      "Du gießt mit Leitungswasser?" fragte er.

      "Ja sicher, mit was denn sonst."

      "Daran hapert's." Stellte der Pilot fest und schob noch gleich eine Erklärung hinten nach. "Siehst du, in der Umgebung von Neo Tokyo 3 wird so gut wie keine Landwirtschaft betrieben. Ansonsten würde nämlich zwangsläufig ein Teil, der von den Bauern ausgebrachten Dünger ins Grundwasser oder in Bäche fließen. Aber das Wasser hier hat einen extrem niedrigen Nährstoffgehalt, aber dein Grüner Untermieter hier ist ganz bestimmt in einer Gärtnerei aufgezogen worden - das ganze Leben lang Dünger pur, kein Wunder dass sie Mangelkrankheiten bekommt.

      "Mangelkrankheiten?"

      Fox streckte den rechten Arm aus und nahm eines der großen Blätter zwischen Daumen und Zeigefinger.

      "Siehst du die hellen Längsstriche auf dem Blatt? Das weißt auf eklatanten Kalium-Mangel hin. Weil der Nährstoff die Standfestigkeit fördert fällt sie natürlich in sich zusammen, wenn nichts mehr davon vorrätig hat."

      "Und was soll ich dagegen machen?"

      Fox' ließ sich um den passenden Ratschlag nicht lange bitten:
      "Frag in der nächsten Gärtnerei einfach nach einem Mehrnährstoffdünger und nach einer Woche steht sie wieder schlank und rank da."

      "Woher kennst du dich so gut mit Pflanzen aus?"

      "OCH...." Fox wich ihrem Blick aus und starrte zur Decke. "...ich kenn mich einfach mit allen Sachen ein wenig aus aber mit nichts so richtig. So wie mit der EVA, ich weiß welches Gerät wozu dient, aber zusammenbauen könnte ich so ein Ding wahrscheinlich nicht."
      Als einziger Evangelion Konstrukteur der GDI log er gerade, dass sich die Balken bogen.

      Um das Thema von seiner Vergangenheit wegzuführen versuchte er subtil das Thema zu wechseln..

      Er ließ den Blick durch das Zimmer schweifen.
      "Sag mal, ich sehe hier gar keinen Ritsuko-Akagi-Schrein, hast du den irgendwo anders versteckt?"

      "Ist es so offensichtlich?" fragte Maya verlegen.

      Fox nickte wild mit dem Kopf.
      "Man muss dir nur ins Gesicht schauen, wenn der Doktor mit dir spricht, dann bist du hin und weg, als wäre sie eine Marienerscheinung."

      "Hast du kein Vorbild?" entgegnete die Gastgeberin.

      Fox streckte das Kinn in die Luft und zitierte:
      "Ein jeder Mensch pflegt insgeheim sein eigener Bewundrer und zwar der einzige zu sein..... Oder etwas weniger poetisch ausgedrückt: Ich bin mein eigenes Vorbild." Er lächelte sie kurz an. ".Aber wenn du mit 'einem Vorbild' vielleicht auf einen Mentor, einen Lehrmeister anspielst, doch, da gibt es jemanden, jemanden, der mir sein ganzes Wissen und Können vermittelt hat, bis ich am Ende genau so gut war wie er."

      Ohne es zu merken hatte Fox um ein Gespräch über seine Vergangenheit zu vermeiden ganz von alleine angefangen über dieses Thema zu reden.
      Um davon weg zu kommen fügte er noch an:

      "Dir wird es mit Ritsuko genau so gehen, früher oder später bist du genau so gut wie sie, eher früher, wenn du mich fragst."

      Maya errötete leicht bei diesen Schmeicheleien.

      "Was ist aus deinem Mentor geworden." wollte sie schlussendlich wissen.

      Der junge Mann zuckte gleichgültig mit den Schultern.
      "Das ist eine lange und komplizierte Geschichte, vielleicht erzähle ich sie dir, wenn die Zeit dafür reif ist." Sein Blick blieb auf seiner Armbanduhr hängen. Den Blick nach unten gerichtet fuhr er fort: "Aber wenn wir noch einen richtig guten Tisch bekommen wollen, sollten wir jetzt lieber losgehen. Hast du immer noch Lust auf Italienisch?"

      "Sicher doch." lächelte Maya.

      Während des Gesprächs hatten beide ihre Tassen ausgetrunken, Maya holte noch ihre Handtasche, dann gingen sie hinaus.



      Zur gleichen Zeit in einem Parkhaus der Geofront

      Die hellgraue Tür des Aufzugs öffnete sich, aus dem grell beleuchteten Lift stieg ein Mann mittleren Alters in Security-Uniform, es war der Chef der Sicherheit.
      Er schritt über das Park-Deck, ging in der Fahrbahn, über welcher die Lampen in einer Reihe angebracht waren, die Autos links und rechts von ihm im Dunkel oder bestenfalls im Halbschatten lagen. Graue Objekte, die seinen Weg zu beiden Seiten begrenzten, gleichförmig, farblos, ersetzbar, sowie es bis auf wenige Ausnahmen jedes Mitglied in der UN-Organisation, die sich NERV nannte, war.
      Etwa in der Mitte des Decks bog er ab und ging zwischen den Fahrzeugen hindurch, passierte eine Reihe, zwei Reihen. In der dritten Reihe war er bei seinem Wagen angekommen - eine anthrazitfarbene Mercedeslimousine, die neben einer Säule in der Finsternis abgestellt war.



      Er sperrte den Wagen mit der Fernbedienung auf, öffnete die Tür, setzte sich hinter das Lenkrad und warf den Schlüssel auf den Beifahrersitz.
      "UFFF" erschöpft ließ er seinen Kopf auf das Lenkrad sinken. Was für ein Tag. Eigentlich war er nicht sonderlich ereignisreich gewesen. Er hatte ein paar Dienstpläne durchgesehen, diverse Kontrollgänge durch die Geofront gemacht und sich um die verschiedensten Arten von Papierkram gekümmert, das übliche eben. Nein, das war es nicht, damit musste er sich schon herumschlagen, seit er aus der JSSDF ausgeschieden und beim NERV-Security untergekommen war. Vielmehr waren es Fox' offene Drohungen die er den ganzen Tag über mit sich herumgeschleppt hatte. Was für eine Zwickmühle. Auf der einen Seite seine Arbeit, die er bis jetzt immer vorbildlich und erfolgreich ausgeübt hatte, auf der anderen Seite das Leben seiner Familie. Unbedingt musste dieser Bastard aufgehalten werden, aber er war sicher in der Lage seinen Drohungen auch Taten folgen zu lassen, er hatte schon einen geliebten Menschen auf dem Gewissen. Was sollte er nur tun? Aber es half nichts. Schon den ganzen Tag hatte er sich mit dem Dilemma herumgeschlagen - erfolglos.

      Er richtete sich auf. Er wollte seine Frau nicht warten lassen, zumindest sollte sie sich keine Sorgen machen müssen.

      Gerade wollte er den Schlüssel vom Nebensitz nehmen, da fiel ihm etwas auf. Ein Haar? Verwundert betrachtete er einen Augenblick lang die hauchdünne Faser, die auf der Ablage über vor dem Lenkrad lag.

      Gerade als er das, was immer es auch war, nehmen und aus der Tür werfen wollte, schnellte die Faser nach hinten und legte sich eng um seinen Hals. Er hatte nur das kurze Stück vor ihm gesehen, aber eigentlich war die Faser drei Meter lang und hatte links und rechts noch am Fahrersitz vorbeigeführt, solang bis jemand an den beiden Enden angezogen hatte - sehr fest. Der enge Sitz der Schnur raubte ihm die Luft, schnitt in sein Fleisch. Krampfhaft versuchte er mit den Händen, das was ihn würgte zu lockern, aber die Faser war so dünn, dass er sich die Hände daran aufschnitt.
      War er das? Dieser miese Spion? Würde er die Sache jetzt zu Ende führen?

      Plötzlich hörte er hinter sich eine tiefe Stimme:
      "Beruhigen sie sich, Beruhigen sie sich. Niemand wird ihnen etwas tun, wenn sie nur ruhig bleiben."

      Im selben Moment lockerte sich der Faden ein wenig und der Security-Mann jappste nach Luft.
      Noch immer saß die Schnur stramm an seiner Kehle, jedoch nicht mehr so fest, dass es einem die Luft zum atmen raubte.

      Wieder hörte er die Stimme:
      "Hören sie mir gut zu.. Wenn ich will, muss ich nur fester ziehen und durchtrenne ihnen die Kehle. Also bleiben sie ruhig, andernfalls nehme ich ihre Leiche, lasse sie ausbluten und lasse mir ihre Milz mit Bratkartoffeln und einem guten Rotwein schmecken. Habe ich mich klar ausgedrückt?"

      "Sie können mich mal!" fauchte der Bedrängte.

      Der Mann in seinem Rücken schlug ihm mit der flachen Hand gegen den Hinterkopf, sein ganzer Oberkörper federte nach vorne, die Schlinge zog sich wieder fester.

      "Dummer Junge! Kein Wunder, dass sie niemand ernst nimmt, wenn sie in solchen Situationen nichts als Flüche und Drohungen rausbringen." zischte es hinter ihm.

      "Wer zum Teufel sind sie?"

      "Ich?" fragte die Stimme verwundert, "Ich bin nur einer der vielen Gesandten Gottes auf Erden. Viel interessanter ist für sie jedoch, was ich hier mache.........natürlich abgesehen vom Auflauern und Überfallen eines ahnungslosen NERV-Mitarbeiters."

      Kobayashi atmete durch - soweit es möglich - war und ordnete seine Gedanken, er erinnerte sich, was man ihm zu so einer Situation beigebracht hatte - Autorität!
      "Hören sie mir gut zu! Sie werden jetzt die Waffe runternehmen, aussteigen, und sich dann widerstandslos..."

      Der Faden wurde wieder fest nach hinten gezogen, der Chef wand sich und rang nach Luft.

      "WER VON UNS BEIDEN HAT HIER DEN WÜRGEDRAHT??? SIE ODER ICH?? GLAUBEN SIE JA NICHT, DASS ICH ZÖGERN WÜRDE IHNEN EINEN BLUTIGEN TOD ZU BESCHEREN, KLEINER MENSCH!! Ihr Leben ist mir nicht mehr Wert als das eines Pantoffeltierchens aus der nächsten Pfütze............"die aufgewühlte Stimme beruhigte sich ".........also seien sie ein bisschen umgänglich und lassen sie uns palavern."

      "Also schön, von mir aus. Weswegen lauern sie mir hier auf?

      "VATER!!! Endlich kommt er zum Punkt!" jauchzte der andere Mann, " Es geht um einen gewissen EVA-Piloten. Sehen sie, ich bin sozusagen ein................Problemlöser.... ja, das beschreibt meinen Aufgabenbereich sehr gut. Ich schaffe anderen Leute ihre Probleme vom Hals. Und im Moment habe ich das Gefühl als bedürften sie meiner Dienste."

      "Sie wollen mich von diesem Kerl befreien?"

      "Das ist mein Anliegen." bestätigte die Person hinter ihm.

      "Hören Sie! Egal was sie denken, ich werde diese Angelegenheit selbst lösen."

      "Dummer Junge! Sie wollen ihn besiegen? Womit denn?? Wenn ich recht informiert bin, hat ihnen doch ihre Salzsäule von einem Kommandanten strikt untersagt gegen diese Pestbeule vorzugehen, nicht wahr? Sicher, sie sind wild entschlossen. Das hat die Aktion mit ihrem ...wie sagt man so schön....alten Kameraden vortrefflich bewiesen."

      Der Sicherheitschef knirschte angespannt mit den Zähnen. Der Mann hatte Recht. Er war mit seinem Latein am Ende. Das einzige was gegen diesen Spion helfen würde, wäre ein massives Vorgehen mit dem gesamten Sicherheitsapparat von NERV. Aber eben diese einzige Chance hatte Ikari ihm genommen.

      "Woher weiß ich, dass ich ihnen trauen kann?"

      "Vertrauen bedeutet den Starken schwäche, doch den Schwachen Stärke." rezitierte der Unbekannte. "Glauben Sie ja nicht, Sie wären hier der Starke. Sie sind nur ein kleiner Mann......in vielerlei Hinsicht."

      Ein eisiges Schweigen breitete sich im Wageninneren aus. Im Rückspiegel konnte der Japaner einen Bewegung erkennen. Lange betrachtete er den kleinen, rechteckigen Spiegel. Für den Bruchteil einer Sekunde huschte ein Gesicht vorbei, das Gesicht, des Mannes hinter ihm. Er war sich nicht sicher, was er gerade gesehen hatte. Er hatte eine von Falten zerfressene, fahle Haut gesehen, graue Augenbrauen, aber was ihm am meisten aufgefallen war, ein Rotes Auge!

      .........................
      "Also schön," begann der Offizier auf dem Fahrersitz zu sprechen, "lösen sie mein Problem! Aber sie sind wohl nicht gekommen, um sich dafür meine Erlaubnis zu holen?"

      "Definitiv nicht." bestätigte der Andere. "Sehen sie............ich arbeite natürlich nicht umsonst.

      Von hinten hielt eine behandschuhte Hand einen kleinen Zettel nach vorne. Zögerlich nahm der Sicherheitschef ihn, kurz konnte er weiter nach hinten blicken, dem schwarzen Lederhandschuh folgte ein in dunklen, dicken Stoff gehüllter Arm. Er schlug den in der Mitte durchgefalteten Fetzen von kariertem Papier auseinander und erblickte eine siebenstellige Euro-Summe.

      "Sind sie verrückt? So viel Geld habe ich nicht!" rief er laut.

      Die Faser wurde auf der Stelle enger angezogen.

      "Verkaufen sie mich nicht für dumm!" flüsterte ihm der Mann auf der Hinterbank aufgebracht ins Ohr. "Ihrem Vater gehören die Kobayashi Rüstungswerke in Kyoto, die für die japanische Armee Handfeuerwaffen amerikanischer Bauart in Lizenz fertigen. Die Firma nimmt jährlich mehr als das 100-fache der von mir geforderten Summe ein."

      Der Gefesselte erklärte: "Die Firma gehört meinem Vater und meinem Bruder, ich habe keinen Zugang zum Geld."

      "Sie werden einen Weg finden, da vertraue ich ihnen." sagte die Stimme in einem zuversichtlichen, beinahe fröhlichem Tonfall.

      "Sie glauben doch nicht ernsthaft, dass ich das bezahle, für das selbe Geld kann ich 20 Killer von sonst woher anwerben."

      "Natürlich, aber ich habe einen entscheidenden Vorteil"

      "Und welcher wäre das?"

      "Ich kenne ihren kleinen Problemfall! Ich kenne ihn schon sehr lange, lange genug um ihn zu durchschauen, ich kenne seine Ängste und Wünsche, seine Bedürfnisse und seine Schwächen." Die Stimme des Mannes wurde energischer, lauter und schneller.
      "Seinen Feind kennen heißt IHN BESIEGEN! - Noch bevor man ihm ins Antlitz blickt. Man wartet nicht, bis man ihn auf dem Schlachtfeld trifft, denn dort lernt man auf grausame Weise!!!"
      Der Mann machte eine Pause und atmete laut durch.
      "............................Wenn ihnen das ein Trost ist: Das Geld, das ich haben will deckt nur die mir entstehenden Kosten für Ausrüstung und viele viele andere kleine Dinge, die aber zusammenaddiert die ihnen vorgelegte Summe ergeben. Ich behalte keinen Cent."

      Der NERV-Mann schwieg, war das die erhoffte Gelegenheit, sich von dem Spion zu befreien?

      Der Hintermann wartete immer noch auf eine Reaktion, bis er selbst weitersprach.
      "Hmmm...ich dachte, ich hätte sie überzeugt. Also, was lässt sie noch zweifeln."

      "Es ist..." sollte er ihm das wirklich erzählen?? ".....er hat gedroht, meiner Familie etwas anzutun, wenn ich mich ihm weiter in den Weg stelle."

      "Wo ist das Problem?" fragte der Mann.

      "WAS?" Kobayashi war der Meinung, dass sich das Problem von selbst erklärte.

      Der Unbekannte setzte wieder zu einem Monolog an. "Warum sollte man den Tod denn Fürchten? Er ist nur die Errettung von allen Leiden. Ein langer, tiefer Traum aus dem man bis zum jüngsten Tag nicht mehr erwacht und erst nachdem wir alles verloren haben, haben wir die Freiheit alles zu tun."

      "Sie sind ja nicht mehr ganz dicht!!" war die entsetzte Feststellung des Vordermanns.

      "Das sagen sie, der sie unwissend sind in ihrer Kurzsichtigkeit für die Dinge die vor sich gehen."

      "Wie bitte?"

      "Das muss sie nicht interessieren. Also, was ist? Sind wir im Geschäft?"

      Erneut zögerte der Sicherheitschef, dieses Mal aber dachte er über den letzten Satz seines Häschers nach. 'Das muss sie nicht interessieren' - die selben Worte hatte er an diesem Tag schon einmal gehört, als Fox sein Büro verlassen hatte und dann von seinem Sekretär angesprochen worden war. Konnte es sein, dass dieser Mann ihn wirklich kannte, wie er behauptete?

      "Garantieren sie mir, dass niemand jemals hiervon erfahren wird!!" wollte der NERV-Mann versichert wissen.

      "Wovon denn erfahren?" fragte die Stimme amüsiert. "Sie sitzen hier doch seit einer viertel Stunde mutterseelen allein in ihrem Wagen und führen Selbstgespräche."

      Noch einen kurzen Augenblick wägte der Sicherheitschef das Für und Wider dieser Gelegenheit ab, auf der einen Seite, die Gefahr, dass auffliegen würde, dass er sich über einen direkten Befehl des Kommandanten hinweggesetzt hatte, auf der anderen Seite die Chance sich diese lästige kleine Person vom Hals zu schaffen, der jetzt sein erstes Todesopfer gefordert hatte. Er musste ihn loswerden, nur so konnte er sich auf andere Bedrohungen konzentrieren, wie etwa die Terroristen, die vor kurzem das S² Organ bei der Überführung nach Neo Tokyo 2 erbeutet hatten.
      "Also schön. Schalten sie ihn aus." sagte er schließlich.

      "Ihr Diener, Sir." antwortete der andere Mann in gespielt unterwürfigem Tonfall. "Ich beginne, sobald ich das Geld erhalten habe."

      Dann ging alles ganz schnell. Die Schnur an seinem Hals war plötzlich vollkommen locker, gefolgt von der hinteren, rechten Wagentür, die aufgemacht und wieder zugeworfen wurde. Er wollte sofort aussteigen und dem Mann folgen, aber in dem Moment, als er den Türgriff berührte, rastete das Türschloss ein - er war gefangen. Hastig rüttelte er am Griff, aber es half nichts. In diesem Moment blickte er auf. Vor seinem Wagen stand eine Gestalt in einer Art von tiefschwarzer Mönchskutte. Um die Taille schlang sich eine dicke, dunkelbraune Kordel. Die Kapuze war tief ins Gesicht gezogen, sodass in Kopfhöhe anstelle des Gesichts nur eine schwarze Fläche zu sehen war. Einen langen Augenblick lang starrten beide einander an. Bei diesem Anblick stockte dem Sicherheitschef der Atem, diese Figur wirkte in ihrer Kleidung irgendwie surreal und deplaziert und irgendwie hatte es den Anschein, als würde selbst das Licht vor dieser Gestalt zurückweichen.
      Der Kapuzenträger wandte sich ab, er ging bedächtigen Schrittes hinüber zur gegenüberliegenden Parkreihe. Er war noch ein paar Schritte von den Autos entfernt, da fiel auf dem gesamten Parkdeck der Strom aus. Der Sicherheitschef hatte noch immer eine Hand am Türgriff der Fahrerseite. Überrascht ließ er den Blick in die allumfassende Finsternis schweifen - und wurde sogleich von den wieder aufflackernden Neonröhren geblendet. Er kniff die Augen zusammen. In diesem Moment machte es 'Klack'. Die Türschlösser waren wieder aufgegangen. Der NERV-Angestellte blinzelte kurz und stieg dann sofort aus dem Wagen. Der Mann war verschwunden, er lauschte - es waren keine Schritte zu hören, auf dem sonst so lauten Beton der Garage.
      Ein Stich durchfuhr seinen Körper.
      [Argh, dieser Schmerz]
      Er blickte auf seine blutigen, von der Schnur aufgeschnittenen Handflächen hinunter.
      'piepPIEPpiepPIEPpiepPIEP'
      Auf einmal wurde die Stille in der Parkbucht vom wilden Piepsen eines Handys durchbrochen. Der Sicherheitschef fuhr vor Schreck zusammen. - Sein Handy!
      Reflexartig wollte er in die Tasche greifen und es herausnehmen, da erinnerte er sich seiner Hände. Er bückte sich in sein Dienstfahrzeug zurück und nahm sich von der Mittelkonsole eine hellblaue Packung Taschentücher heraus, riss die Oberseite auf und nahm sich zwei Tücher. Das Telefon piepte weiter. Die restliche Packung ließ er achtlos zu Boden fallen, während er die beiden Papierquadrate auf seine blutenden Handflächen legte. Ständig begleitet vom unaufhörlichen Radau des Mobiltelefons. Endlich zog er es aus der Hosentasche und betätigte den grünen Sprechknopf.

      "Hallo?"

      "Mr. Kobayashi?" fragte die hohe Männerstimme am anderen Ende der Leitung.

      "Ja?"

      "Mein Name ist Morikawa, ich bin Kommissar der Kriminalpolizei von Neo-Tokyo 3 und untersuche derzeit den Mord an Herrn Konichi. Es tut mir sehr leid, dass ich sie erst jetzt anrufe, aber wir wurden aufgehalten. Haben sie heute noch etwas Zeit übrig? Ich würde ihnen nämlich gerne einige Fragen zum Opfer und seinem Umfeld stellen. Natürlich nur, wenn es nichts ausmacht."

      "Nein nein, das......geht schon in Ordnung."

      "Gut, würden sie mich dann bitte auf dem Polizeihauptrevier der Stadt besuchen kommen?"

      ".......ja,..." apathisch blickte der NERV-Offizier über die Parkreihen hinweg, "....ich komme gleich...ich kenne....den Weg."

      "Hervorragend, ich danke ihnen für ihre Kooperation." Der Kommissar legte auf.
      Auch Kobayashi setzte das Telefon ab.
      Eigentlich sollte er dem NERV-Security sofort Meldung von seiner Begegnung machen, aber etwas hielt ihn davon ab. Vielleicht war es seine Gewissheit, dass es nur diesen Weg gab um schnell eine Entscheidung zu erreichen.
      Er blickte hinunter, hinunter auf das hellrote Blut, das die Taschentücher auf seinen Händen einfärbte.
      Hatte er sich am Ende etwa mit dem Teufel verbündet?
      Kapitel 13 SWORD SAINT


      Neo entfuhr ein entschlossenes: "Nein! Die Bevölkerung von Elsass-Lothringen wird sich auf
      keinen Fall Deutschland anschließen."

      "Sie werden es nicht, weil sie von der zentralistisch-imperialistischen Regierung in Paris daran gehindert werden! Die Leute aber wollen heim ins Reich!" entgegnete Fox

      "Die Leute sind zu Hause!" rief der Franzose wütend.

      Sein Vorgesetzter winkte ab. "Diese Menschen sind brutal unterdrückt worden, nachdem sie ihrer deutschen Mutternation entrissen worden sind."

      Vier Leute saßen im Passagierteil des kleinen Hubschraubers. Jeweils Zwei gegenüber. Zwei davon waren die beiden Kampfgruppen-Majore. Dazu kam noch ein dürrer Mann mit langen Haaren, der seine Zeit damit verbrachte durch das Fenster die vorbeiziehende Landschaft zu betrachten und eine ältere Frau die ebenso wie Neo, der neben ihr saß, eine schwarze GDI-Offiziersuniform trug.

      "Wir haben uns das Elsass zurückgeholt, weil es von je her uns gehört hat." machte Neo klar.

      Fox jedoch begann zu erklären: "Elsass-Lothringen mag sich vielleicht innerhalb der franzmännischen Grenzsteine befinden, die Leute, die dahinter leben, wollen endlich mit ihren deutschen Brüdern und Schwestern vereinigt werden!"

      Von draußen hörte man das Wummern der Rotoren und das Röhren des Motors nur sehr Leise, sodass man sich im Inneren, anders als bei den meisten Militärhelikoptern, ganz normal unterhalten konnte.


      [Wie schrecklich!] dachte sich Generalin Rahel Mered, Befehlshaberin der GDI-Streitkräfte im Bereich Asien, gelangweilt. Seit einer geschlagenen Stunde stritten die beiden Männer jetzt schon darüber, wem das Elsass wirklich gehört.
      Die alte Dame sah hinüber zu dem jüngeren Mann, der aus dem Fenster blickte. Sie beneidete Dr. Emmrich, sie beneidete ihn um die Fähigkeit, seinen Geist von dieser sinnlosen Diskussion abzuschotten. Nur kurz hatte sie sich ablenken können, schon hörte sie Fox wieder argumentieren:

      "1940 hat eines bewiesen: die französischen Ideale: Einigkeit, Freiheit, Brüderlichkeit, sind den althergebrachten deutschen Tugenden Fleiß, Mut und Pflichterfüllung klar unterlegen."

      "Darf ich dich daran erinnern, wer hier am Ende wen besiegt hat?"

      "Darf ICH daran erinnern, welche Armee hier so feige gekämpft und sich so tapfer ergeben hat? Die Wehrmacht, war es sicher nicht!"

      [Wie schrecklich] wiederholte die Generalin in Gedanken. Das faschistische Gewäsch des Majors war einfach nur die Höhe! Wie konnten die sich dieses Nazi-Gewäsch nur so lange gegenseitig um die Ohren zimmern?
      Sie hörte diesen beiden, im Vergleich zu ihr, jungen Männern gezwungenermaßen zu. Wie konnte General Essling nur sein Vertrauen in diese Spinner setzen?

      Wieder blickte sie zu Dr. Hal Emmrich hinüber, welcher seine Aufmerksamkeit nach wie vor der Landschaft draußen widmete. Ihre Blicke wanderten zurück zu den beiden anderen Offizieren hinüber, die ihre rege Diskussion noch längst nicht beendet hatten. Ihr Nebenmann, Major LeBlanc, trug genau wie sie selbst eine nagelneue Gardeuniform, an deren Brust zahlreiche Orden und Medallien hingen. Sie sah an sich hinunter, auch sie führte ihre Auszeichnungen heute Gassi.
      Ihr gegenüber saß der Commander dieser ganzen Mission, Major Fuchs, nicht in Uniform, dafür in einem grau-schwarzen Kampfanzug, den die Entwicklungsabteilung entsprechend seines Haupteinsatzbereiches als 'Infiltrator-Suit' bezeichnete.
      Sie sah der Oberfläche des Anzuges zu wie sie sich hob und absenkte durch die tiefen Atemzüge ihres Trägers, der gerade vollends damit beschäftigt war, seinem Opponenten die Vorzüge einer deutschen Herrschaft über das Elsass zu erläutern.

      Wenn man ihnen so zuhörte, fiel es einem schwer zu glauben, dass Essling diesen Leuten meist blind vertraute. Aber dennoch. Die Kampfgruppe 11, die Bluthunde des Oberkommandos - von allen gefürchtet und dem Chef treu ergeben. Und diese beiden Wichtigtuer waren die beiden befehlshabenden Offiziere der Einheit - kaum zu glauben.

      Fox und Neo stritten sich unbekümmert weiter über Gebietsansprüche und Grenzverläufe, bis auf einmal die Sprechanlage zum Leben erwachte und die Stimme des Piloten nach hinten übertragen wurde.

      "Wir erreichen gleich das Testgelände."

      Fox, richtete sich in seinem grau-schwarzen Kampfanzug halb auf und drückte den Sprechknopf neben dem Lautsprecher an der Decke.

      "Danke. Tun sie mir den Gefallen und landen sie möglichst nahe an dem hohen Gebäude, ja? "

      "Verstanden Sir!" kam prompt die Antwort.

      Fox setzte sich zurück und bückte sich sofort nach unten. Unter seinem Sitz holte er eine kleine Metallbox hervor, er schob den kleinen Verschlussriegel zur Seite und klappte den Deckel nach oben weg.

      Der Inhalt der Box war eine Socom-Pisole, nebst Schalldämpfer und drei Magazinen, eingebettet in eine Kunststoffschablone, in die diese Utensilien exakt hineinpassten.

      "Sie scheinen ihren Spaß zu haben, Major." sprach ihn Generalin Mered vom gegenüberliegenden Sitz aus an.

      "Das ist dieser grauenhafte "Heute jag' ich was großes in die Luft"-Gesichtsausdruck." Fügte Neo von seinem Platz neben der alten Dame aus zu.

      Der Angesprochene schob gerade ein Magazin in die Waffe und zog den Lauf nach hinten, worauf die erste Patrone eingeführt wurde und kommentierte: "Hauptsache ist, DASS dieses Ding überhaupt in die Luft fliegt, was für ein Gesicht ich dabei mache ist zweitrangig."

      "Es ist sehr sch-schade, dass du die Ma-Maschine zerstören willst." hörte Fox plötzlich Dr. Hal Emmrich, neben ihm sagen.

      "Warum?"

      "Ich hätt-tt-te die Technik gerne ein wenig stu-studiert." brachte der dünne Wissenschaftler hervor. Er stotterte noch mehr als normal, Fox wertete es als Zeichen, dass er sich gänzlich unwohl fühlte.
      Emmrich hatte man in einen schwarzen Anzug gesteckt, der ihm viel zu groß war. Fast sah er aus wie ein Clown auf einer Aktionärsversammlung, mit seinem missratenen Outfit, der großen Brille und seinem langen Haaren.

      "Vergiss es. Die würden dich nicht ranlassen. Außerdem hätte dieses Teil eh keine Chance gegen das, was wir bauen. Dein Wusch ist so, als wäre ein Computer-Spezialist scharf darauf einen Comodore 64 zu untersuchen."

      Plötzlich wandte er sich der ihm gegenübersitzenden Ranghöchsten zu:
      "Sie sehen genervt aus, Madame General, warum entspannen sie sich nicht einfach und spielen mit. Und hinterher können sie sich voll laufen lassen, so wie die anderen auch."

      "Das wird der beste Teil." bemerkte Neo freudig von der Seite.

      Die betagte Dame schüttelte angewidert den Kopf: "So weit kommt´s noch! Wissen sie überhaupt, dass sie mich von wichtigen Angelegenheiten abhalten."

      Gerade an diesem Tag hätte sie so viel Arbeit vor sich gehabt. Es ging mal wieder um das derzeitige Sorgenkind der Region: Taiwan. Drei Wochen war es her, dass die Regierung in Taipeh ihre Unabhängigkeit von China in ihrer Verfassung niedergeschrieben hatte, aber Peking hatte das als Affront gewertet und machte sich nun ganz offensichtlich bereit für eine Invasion des Eilandes.
      Erst am Tag zuvor hatte China angekündigt, seinen Flugzeugträger Mao-Ze-Dong ins ostchinesische Meer zu verlegen, was angesichts der Tatsache, dass China nur diesen einen Träger besaß als deutliches Alarmsignal bewertet wurde.

      Fox war gerade dabei die Ersatzmagazine in seiner Kampfmontur zu verstauen: "Doch, weiß ich. Ist mir aber egal. Der Boss hat sein OK gegeben, also kommen sie nicht aus. Trösten sie sich mit der Tatsache, dass auch ich jetzt eigentlich für eine wichtige Psychologie-Klausur an...."
      Er wurde von der Sprechanlage unterbrochen:
      "Wir landen in wenigen Minuten!"

      Die Passagiere wandten sich zu den Fenstern, draußen zog eine völlig eingeebnete Landschaft vorbei. Nur am Horizont standen ein paar wenige, schiefe oder bereits eingefallene Hochhäuser.
      Fox blickte gen Osten. [Da drüben war mal Shinjuku.] Dachte er sich in Erinnerung an vergangene, glücklichere Zeiten.
      Schnell fanden seine Gedanken jedoch wieder zu seiner Mission zurück.
      Erneut wanderte seine Hand zu dem Sprechknopf um mit dem Piloten zu reden.

      "Sagen sie dem Begleithubschrauber, dass er so landen soll, dass das Blickfeld der Kameras möglichst eingeschränkt wird." befahl er und fügte noch hinzu: "Er wird schon wissen, was ich meine."

      "Ja, Sir!"

      Wieder blickte der Major aus einem der Fenster des kleinen, schwarzen Zivilhubschraubers, auf dessen Seite eine goldene Schachfigur abgebildet war, ein Turm - das Symbol des diplomatischen Corps.
      Die nähere Umgebung des Hubschraubers schien unwirklich und gekünstelt. Tokyo war damals dem Erdboden gleichgemacht worden, wer die Bombe gezündet hatte, war bis zum heutigen Tag ein Mysterium. Trotz der planen Fläche über die sie gerade flogen konnte man nicht sehr weit sehen. Alles, was mehr als ein paar Kilometer entfernt war verschwamm im Flimmern der Mittagshitze.

      Fox hatte nicht viel Zeit gehabt sich auf irgendein Merkmal der Gegend draußen groß konzentrieren zu können, da erwachte der Lautsprecher erneut zum Leben.

      "Sir, ich soll ihnen vom Piloten der Begleitmaschine ausrichten, dass, wir in diesem Fall mit einem Zeppelin hätten anreisen sollen."

      Zum dritten mal musste Fox aufstehen um nach dem Sprechknopf zu greifen:
      "Sagen sie ihm, dass er ein Wichser ist."

      Dieses mal blieb er gleich stehen, die Antwort würde nicht lange auf sich warten lassen.
      Neo drückte sich derweil die Nase an der Scheibe platt um weiter nach vorne sehen zu können. Sein Atem kondensierte auf dem kalten Glas.
      "Ich kann die Anlage sehen!" verkündete er plötzlich.

      Ein Knacken:
      "Ich soll ausrichten, dass sie auch einer sind." meldete der Pilot.

      "Schon klar. Bringen sie uns endlich runter!"

      Keine weitere Nachricht erwartend setzte er sich zurück. Auch ohne besondere Anstrengung konnte er jetzt das Testgelände in der Entfernung sehen. Das große Stahlbetonbauwerk, das den drei Militärs im Passagierteil bereits von Satellitenaufnahmen bekannt war stach in dem flachen Landstrich unübersehbar ins Auge.

      Er wandte sich ab, ließ sich tief in den Sitz zurückfallen, blickte zur Decke und atmete tief durch. Der Gedanke in der prallen Sonne mit dem Infiltration-Suit herumlaufen zu müssen. Ihm war jetzt schon viel zu heiß. Und der Kampfanzug entsprach eins zu eins dem Prototypen, mit den er damals während seiner Mission auf Shadow Moses Island getragen hatte und das war schließlich in Alaska gewesen. Dieses Kleidungsstück war voll isoliert sodass man sich damit sogar ins Eiswasser legen konnte, ohne auszukühlen. Anscheinend hatte in all den Jahren seit damals niemand daran gedacht, den Fetzen an subtropische Klimazonen anzupassen.
      Er sah seinen Nebenmann an - Hal Emmrich. Shadow Moses Island, schon lustig, dass ihn heute plötzlich so viel an diesen verfluchten Ort erinnerte. Dort hatte er Hal damals kennengelernt, in dieser Atomwaffenentsorgungsanlage, die von Terroristen gekapert worden war. Emmrich war damals dort gewesen um eine Geheimwaffe der USA zu erproben.

      Fox musste daran zurückdenken, wie er Hal das erste begegnet war. Wie er sich in dem unterirdischen Labor mit dem Cyber-Ninja herumgeschlagen hatte, während sich der Doktor bibbernd in einem Schrank versteckt hatte.

      Auf einmal wurde er zurück in die Realität gezogen. Eine Schweißperle lief ihm ins Auge. Wah! Schweiß! Die Lüftung des Hubschraubers war nicht stark genug um erträgliche Verhältnisse zu schaffen.
      Das erinnerte ihn an einen Ausrüstungsgegenstand, der jetzt wohl vorzeitig zu seinem Einsatz gelangen würde.

      Aus einem Täschchen unter seinem Sitz holte er einen Schokoriegel und seinen Discman hervor.
      Den CD-Spieler legte er vorerst zu Seite, zuerst war die Schokolade dran. Den Kopf der Verpackungsfolie riss er vorsichtig ab, die Hitze hatte den Riegel aufgeweicht.

      Die Generalin und Neo beobachteten ihn bei seinem Imbiss, als der Hubschrauber aus heiterem Himmel heftig zu vibrieren begann.
      Die alte Dame und der Doktor hielten sich erschrocken fest.

      "Keine Sorge," beruhigte Neo, "nur bodennahe Winde, kommt oft vor, wenn sich der Luftstrom nirgendwo brechen kann."

      Das war den beiden anderen in dem Moment aber herzlich egal.

      Generalin Mered hatte sich nie darum gescheut, selbst an die Front zu gehen, das war schon immer so gewesen, auch damals, als sie noch in der israelischen Armee diente, jedoch war sie damals stets auf dem Boden geblieben und hatte einen Jeep benutzt. Hubschrauberfliegen war ihr schon immer gefährlich vorgekommen und in diesem Moment fühlte sie sich in dieser Annahme auch hinreichend bestätigt.

      Die Generalin krallte sich mit beiden Händen auf ihrem Sitz fest, wohl wissend, dass es ihr rein gar nichts brachte. Plötzlich hatte sie etwas Braunes vor der Nase.

      Fox hielt ihr den angebissenen Schokoriegel hin.

      "Nehmen sie einen Bissen, dann fühlen sie sich bestimmt besser."

      "Nein, danke."

      Fox vernahm die Antwort und hielt den Riegel daraufhin seinem Nebenmann hin.

      "Willst du?"

      Emmrich antwortete nicht, sondern hielt sich schnell eine Hand vor den Mund, als wäre ihm sehr schnell sehr schlecht geworden.

      Fox grinste. Ihm und Neo machte die Schüttelei nichts aus, die beiden hatten schon an großangelegten Luftlandeoperationen mit Hubschraubern teilgenommen. Dass es dabei im Landeanflug manchmal etwas holprig wurde hatten sie aber meist nicht bemerkt, da sie oft schon vom Boden aus beschossen wurden.

      Endlich setzte der kleine Hubschrauber auf einer großen betonierten Fläche auf, wo schon mehrere andere Helikopter geparkt waren.

      Der Pilot befolgte seine Befehle und setzte die Maschine so dich wie möglich an das große Betonbauwerk heran, ohne es irgendwie verdächtig aussehen zu lassen.

      Die zweite Maschine, die direkt hinter ihnen gefolgt war, landete noch etwas näher an dem hohen Turm.


      Überglücklich ließ Rahel Mered ihre Finger erschlaffen, die sich tief in die Polster des Sitzes gegraben hatten. [Ein Glück]

      Neo öffnete seinen Sicherheitsgurt, schloss die Tür auf und schob sie zur Seite weg. Er sprang als erster hinaus. Über ihm liefen noch die Rotoren aus. Jedes mal wenn eines der mächtigen Blätter über seinen Kopf hinwegfuhr konnte er ein tiefes 'Schumm' vom Luftsog vernehmen.

      Als nächstes folgten Dr. Emmrich und die Ranghöchste.
      Fox blieb in der Maschine und sah ihnen beim Aussteigen zu.

      Neo blickte noch einmal in das Passagierabteil hinein, von der Seite kam Ace daher, auch er trug eine medallienbehangene Gardeuniform.

      "Viel Glück!" wünschte der Italiener seinem Vorgesetzten.

      "Bringt mir einen guten Champagner mit" antwortete der Major

      Neo grinste nur und schob die Tür wieder zu.

      Kaum war die Tür zugegangen holte der Zurückgebliebene unter dem gegenüberliegenden Sitz eine weitere Truhe hervor.

      Darin befand sich ein kleines, faustgroßes Kästchen nebst eines Anschlusskabels sowie ein Handy und ein weiteres, kreisrundes Gerät mit schmalem Display und einigen Knöpfen.
      Bis auf das Handy verteilte er die Ausrüstung auf die Taschen des Kampfanzuges und widmete sich anschließend seinem CD-Spieler.

      Korn - No one's there

      You and me
      We have no faces
      Soon our lives they'll be erased
      Do you think they will remember?
      Or will we just be replaced
      Oh I wish that I could see,
      How I wish that I could fly
      All the things that hang above me
      To a place where I can cry

      So what can it be?
      No one hears me call,
      Echoes back at me
      No ones there.
      To all these nameless feelings
      I cant deal with in my life
      To all these greedy people
      Trying to feed on what is mine
      You've got to fill your hunger
      And stop fucking with my mind
      I know its time to leave these places far behind

      You and me
      We have no faces
      They don't see us anymore
      Without love as they had promised
      And no faith for what's in store
      Oh I wish that I could see
      How I wish that I could fly
      All the things that hang above me
      To a place where I can cry

      So what can it be?
      No one hears me call,
      Echoes back at me
      No ones there.
      To all these nameless feelings
      I cant deal with in my life
      To all these greedy people
      Trying to feed on what is mine
      You've got to fill your hunger
      And stop fucking with my mind
      I know its time to leave these places far behind

      Where are all these feelings hiding?
      Dancing in and out my mind
      Burning up all that I long for
      Feeding me till my decline
      Where are you? My soul is bleeding
      I am searching am I blind?
      All alone and bound forever
      Trapped inside me for all time

      To all these nameless feelings
      I cant deal with in my life
      To all these greedy people
      Trying to feed on what is mine
      You've got to fill your hunger
      And stop fucking with my mind
      I know its time to leave these places far behind


      Im großen Saal des Beton-Domes drängte sich eine unüberschaubare Anzahl an Personen. Ein Heer von teuren, schwarzen Anzügen samt den Herren und nur vereinzelten Damen, die sie trugen. Die Mehrzahl von ihnen waren Vertreter der großen Schwerindustrie-Konzerne, gekommen um zu begutachten, was man in gemeinsamer Arbeit buchstäblich auf die Beine gestellt hatte.

      Überall tummelten sich die Leute, sprachen miteinander, oder vernichteten einfach nur den vielen Alkohol, der von Kellnern umhergetragen wurde.
      Ringsum reges Treiben, nur um den Tisch der Abordnung von NERV schienen alle einen möglichst großen Bogen zu machen. Wenig verwunderlich, war das Projekt, das heute vorgestellt werden sollte, doch gebaut worden um NERV auszubooten.

      Misato und Ritsuko waren die Einzigen, die an dem gewaltigen, runden Tisch saßen, in dessen Mitte das Schild "NERV" stand.
      Während Dr. Akagi geduldig auf die Vorführung der angepriesenen, neuen Maschine wartete langweilte sich Misato zu Tode. Der Rest der Versammelten hielt großen Abstand zu den beiden NERV-Mitarbeiterinnen, die man nur aus Höflichkeit und aus der Überzeugung heraus eingeladen hatte, dass ab heute NERVs Tage in der Sonne endgültig gezählt sein würden.

      Rundherum hörte man Stimmen miteinander reden, diskutieren, bisweilen auch scherzen. Aber das alles interessierte Misato nicht im geringsten, sie wusste was hier und heute vorgestellt werden sollte, dennoch war es ihr egal. Sie stand schon kurz davor sich selbst einzugestehen, dass sie den Tag lieber in ihrem Büro mit 'richtiger' Arbeit verbracht hätte anstatt hier den Platzhalter für Kommandant Ikari zu spielen.

      "Da drüben sind sie!" Rief plötzlich eine englische Männerstimme mit unbekanntem Akzent durch den Raum.

      Die taktische Leiterin von NERV wurde aus der Monotonie ihrer Gedanken gerissen. Sie wandte sich um, in die Richtung, aus der der Ruf gerade gekommen war, konnte jedoch zunächst nichts außer den allgegenwärtigen Scharen in Anzügen ausmachen.

      Wieder hörte sie die Stimme, jedoch in einem etwas normalerem Ton.

      "Verpiss dich!......................Hau ab!........."

      Der Mann kam immer näher.

      "........Aus dem Weg ihr Plaudertaschen!"

      Auch Ritsuko hatte bemerkt, dass sich in der Menge etwas tat.
      Erst jetzt sahen die beiden, die vier Stuhlbeine, die aus der Masse herausragten und sich stetig auf sie zu bewegten.

      Auf einmal tat sich in der Menschenmenge ein Schneise auf. Die Leute wichen vor etwas zurück.
      Die beiden Frauen konnten nun sehen, wer da kam.

      "Geht doch!" schnauzte ein südeuropäisch aussehender Mann ein paar Umstehende an. Er hatte einen der Stühle wie ein Gewehr über die Schulter gelegt, einen zweiten zog er hinter sich her. Ebenso tat es ein anderer, etwas jüngerer Mann, der ihm direkt nachfolgte und beide kamen direkt auf sie zu, in ihren schwarzen GDI-Offiziersuniformen.
      Die Lücke in der Menge wollte sich gerade wieder schließen, da huschten noch zwei Gestalten durch das Dickicht aus Leibern - eine ältere Frau, ebenfalls in Uniform und ein Mann mittleren Alters.
      Die beiden Männer marschierten derweil sicheren Schrittes auf den NERV-Tisch zu und waren auch gleich angekommen.

      "Hi!" grüßte der Erste.

      "Konnichiwa, meine Damen." wurden sie vom Jüngeren begrüßt.

      Ohne weitere Worte postierten sich die beiden Herren links und rechts von Misato und Ritsuko, stellten ihre Stühle an den Tisch und setzten sich.

      "Kommen sie, Madame General, setzen sie sich!" rief der Jüngere nach hinten, Misato glaubte, einen schwachen französischen Akzent herauszuhören.

      Generalin Mered und Dr. Emmrich gesellten sich nun auch zu Neo und Ace, wenn auch nur etwas widerwillig, was sich im kraftlosen Kopfschütteln der alten Dame widerspiegelte.

      Die ganze Menge diskutierender Menschen war überwiegend verstummt, hatten sie vorher noch versucht NERV größtenteils zu ignorieren, so starrte nun alles auf den einsamen Tisch mit den zwei Frauen und ihren Gästen. Stumme Blicke, stechende Blicke, die Last von tausend Augen wog scheinbar tonnenschwer auf den missliebigen Vertretern von GDI und NERV.

      [Wie Peinlich!], ein Gedanke, den Generalin Mered und Hal Emmrich von ganzem Herzen teilten.

      20 Jahre! Zwei Jahrzehnte war die Generalin schon bei der Globalen Defensiv Initiative, von Anfang an. Zwei Jahrzehnte, in denen sie stets darum bemüht gewesen war, aus der GDI eine respektierte Streitmacht auf der Basis von Disziplin und Ordnung zu machen. Disziplin und Ordnung, damit war sie immer erfolgreich gewesen, in der israelischen Armee und in der GDI, sogar ihre beiden Söhne hatten diese beiden Grundregeln früh begriffen und waren bisher damit erfolgreich durchs Leben gegangen.
      Aber die Kampfgruppen waren anders. Kampfgruppen funktionierten nach dem Prinzip des Chaos, eine chaotische Organisation, einer Chaotentruppe auf chaotischen Missionen. Diese Leute hatten keinen Respekt vor Regeln. Aber so lange Essling das Sagen hatte, genossen die Kampfgruppen praktisch Narrenfreiheit, wenn sie ihrem Dienstherren nur die Treue hielten.

      Krampfhaft versuchte sie, die peinliche Situation damit zu überstehen, dass sie ihre Wut auf ihre Begleiter konzentrierte.
      Doktor Emmrich versuchte derweil, die Scham mit dem Gedanken wegzuspülen, dass er die nächsten drei Tage auf der Otaku-Convention in Nagano zubringen würde, so wie er es eigentlich vorgehabt hatte, bevor man ihn für all das hier kurzfristig 'requiriert' hatte.

      Nach scheinbar ewigen Sekunden erreichten die beiden den Tisch. Die Ranghöchste ging zu Misato hinüber, welche immer noch verdutzt die gaffende Menschenmenge beobachtete.

      Die GDI streckt ihr die Hand entgegen:

      "Sie müssen Captain Katsuragi sein. Bitte. Seien sie sich versichert, dass die GDI bis zum Schluss unser gemeinsames Projekt unterstützt."

      Misato schüttelte ihr die Hand. Viel hatte sie schon von Rahel Mered gehört, der, laut einem Magazin, zweitmächtigsten Frau der Welt nach der US-Präsidentin. Offiziell hatte sie 1,5 Millionen Mann aus Heer und Luftwaffe unter ihrem Kommando. (die Marine hatte eigene Kommandostrukturen) Trotzdem verfügten diese beiden Frauen über ein fast gleich großes Budget, Misato's war in der Tat sogar noch ein paar Milliarden größer.

      "Und verzeihen sie bitte die Manieren meiner Begleiter" bat die alte Dame noch herzlich zum Schluss.
      Misato lächelte sie nur an. Woraufhin die beiden ihren Händedruck lösten und auch die Generalin nun ihren Stuhl neben Neo aufsuchte.

      Ace sah sich um, die vielen Industrieabgesandten fingen langsam wieder an, sich ihren vorigen Gesprächen zu widmen, trotzdem wurde der Tisch von NERV immer noch so weit es ging gemieden.

      "Sieht so aus, als wären die GDI nicht die einzigen hier, mit denen man nichts zu tun haben will."
      fasste der Italiener seine Gedanken in Worte.

      Misato entfuhr ein ärgerlicher Satz, jedoch auf japanisch.

      "What?" fragte Neo. Japanisch war keine Pflichtsprache in der GDI. Englisch war Pflicht, Russisch nur in der Marine, außerdem beherrschten noch sehr viele GDI Deutsch oder Spanisch, ganz einfach, weil es ihre Muttersprachen waren.

      "Wir sind nur hier, damit sie uns ihren Erfolg unter die Nase reiben können." antwortete Misato nun auf Englisch.

      "Ihr habt es noch gut, euch haben sie einen eigenen Tisch gegeben. Auch wenn es aussieht, als würden die uns foltern wollen." Neo deutete auf die großen Flaschen in der Mitte des Tisches, welcher jedoch viel zu groß war, als dass man die Alkoholika vom Rand aus hätte erreichen können.

      (Anmerkung des Autors: jetzt mal ehrlich! Ist euch das im Anime nicht aufgefallen? Wie will man denn jemals da ran kommen?")

      "Das lässt sich ändern." Ace rutschte den Stuhl ein Stück weit zurück, stieg mit seinen blankgeputzten Stiefeln auf den Tisch und marschierte schnurstracks auf die Flaschen zu. Wieder verstummte das Gebrabbel der umstehenden Anzugträger angesichts dessen, was die GDI sich hier leisteten.

      Ace mühte sich nicht, sich zu bücken, stattdessen legte er eine Flasche nach der anderen mit der Stiefelspitze um und rollte sie zu Neo hinüber, der sie dankend in Empfang nahm.
      Am Ende konnte man den Franzosen hinter den vielen Flaschen gar nicht mehr richtig sehen.
      Die letzte Flasche Schampus nahm Ace gleich mit zu seinem Platz.

      "Wollt ihr auch was abhaben?" Fragte Neo in seiner neuen Funktion als Bartender in die Runde.

      Emmrich schüttelte wild den Kopf, auch Ritsuko winkte ab, Ace war gerade damit beschäftigt seine Flasche mit dem Kampfmesser zu öffnen.

      "Ist Sake dabei?" wollte Misato wissen. Trinken war das Einzige, was ihr im Moment einfiel um die Zeit ein wenig schneller vergehen zu lassen.

      Neo durchforstete seinen Vorrat.
      "Mal sehen...........Whiskey.........Wodka.............Wein......Wein............
      Champagner..........oh! Prosecco!" Er stellte die Flasche ein wenig zur Seite um sie sich aufzuheben. "Ja hier, Sake."
      Er griff die bauchige, grüne Flasche aus der Menge heraus, legte sie quer und rollte sie an Ritsuko vorbei zu Misato hinüber.

      Im selben Moment hörte Neo die Generalin im anderen Ohr: "Geben Sie mir einen Whiskey!"

      "Ich dachte, Sie als strenggläubige Jüdin trinken keinen Alkohol?"

      "Eine Ausnahme. Vielleicht werde ich ja so betrunken, dass ich plötzlich beginne euer Verhalten witzig zu finden."

      Neo fand es seinerseits witzig, dass die in die Jahre gekommene, für ihre innere Ruhe bekannte Kommandeurin so angepisst war vom Verhalten ihrer Begleiter. Einen kurzen Augenblick lang, während er ihr die Whiskeyflasche reichte, dachte er daran, was jetzt wohl los wäre, wenn Fox und Ink noch da wären.
      Er wandte sich wieder den beiden jüngeren Frauen zu.

      "Verzeihen sie meine Unhöflichkeit, wenn ich mich vorstellen darf, Jacques LeBlanc, Madame General dürfte ihnen hinreichend bekannt sein und dort drüben haben wir noch Allessandro Cannuci und Doktor Emmrich, den Chefingenieur des GDI-Evangelions.

      "Doktor Hal Emmrich? Autor des Buches "Zweibeinige Herrscher" über die Bewegungsabläufe von pilotengesteuerten Robotern?" fragte Dr. Akagi plötzlich.

      Der Betreffende nickte kurz.

      Eigentlich wollte Ritsuko ihn noch etwas fragen, da ergriff aber Misato das Wort:
      "Und was machen sie beiden? Sind sie auch Ingenieure?"

      "Ja sicher, wir äh......" antwortete Neo schnell, erst jetzt realisierte er aber, dass er sich eine Tätigkeit einfallen lassen musste, die keine Nachfragen technischer Natur mit sich brachte. "....gewissermaßen sind wir...äh.."

      "........wir haben die EVA lackiert!" beendete Ace den Satz hastig.

      Weiter konnte niemand reden, denn einen Augenblick später wurde der Saal von tosendem Beifall überflutet, der Konstrukteur des Jet Alone war soeben auf die Bühne getreten.

      Erst nach und nach ebbte der Applaus ein wenig ab, wurde leiser und leiser, bis nur noch vereinzelt geklatscht wurde und durch den Raum plötzlich einsames "Buuuuuuuuuuuuuh!!!!" hallte, kurz darauf folgte ein "Schwuuuuuuul!!!"

      Neo und Ace gratulierten sich gegenseitig zu ihren Zwischenrufen, die den Redner sichtlich aus dem Konzept gebracht hatten.

      "Ähh...........Vielen Dank, dass sie diese Vorführung der Gemeinschaft der japanischen Schwerindustrie besucht haben. Sie werden der offiziellen Demonstration des Kontrollraums beiwohnen. Haben Sie noch irgendwelche Fragen?"

      ...........


      Zur gleichen Zeit im Inneren des Hubschraubers in dem Fox immer noch beim Musikhören saß.
      Von rechts hämmerte der dröhnende Bass aus dem einzelnen Ohrstöpsel, von links bohrte sich jedoch ein anderer Ton in sein Hirn, das Piepen eines Handys auf dem Sitz gegenüber. Er öffnete langsam die Augen. Es war soweit. Er stand auf und drückte den roten Abbruch-Knopf des Mobiltelefons, es war ohnehin klar, wer angerufen hatte.
      Fox stieg aus dem Helikopter, das Handy blieb zurück.
      Draußen brannte die Sonne unbarmherzig vom Himmel herunter. Binnen Sekunden verwandelte sich Fox' schwarze Kampfmontur in einen maßgeschneiderten Backofen, schon merkte er, dass sich um seine Augen herum die ersten Schweißperlen bildeten. Es war nicht die Hitze, es war das in-der-Sonne-stehen was ihm zu schaffen machte.
      Angesichts der Tatsache, dass er gleich in triefend nassen Klamotten stecken würde, machte er sich schnellstens auf den Weg zum zweiten Hubschrauber, von wo aus die heutige Mission ihren Anfang nehmen würde.

      Der Jet Alone - die Antwort der Industrie auf die Evangelions, die klaffende Löcher in das UN-Budget rissen. Manch einer, der wusste wie viel wirklich für NERV und seine Maschinen ausgegeben wurde, sehnte sich schon dieser preiswerten Alternative entgegen. Für die GDI war dieses Projekt zu einem Stolperstein auf dem Weg zur vollständigen Aufklärung der Geschehnisse rund um NERV und den Second Impact geworden.
      Drei Vorschläge hatte Fox gemacht, wie man den Jet Alone ausschalten könnte. Wie immer, wenn ein etwas größeres Problem anstand war sein erster Vorschlag an das Oberkommando ein Schlag mit taktischen Kernwaffen gewesen. Wie immer, wenn der Major mit Massenvernichtungswaffen daherkam wurde der Antrag abgelehnt. [Zu Schade!] Dachte er sich, als er am Heck des Hubschraubers vorbeispazierte. [die Atomexplosion hätte man der Presse sicher gut als Fehlfunktion des Reaktors verkaufen können] Der zweite Denkansatz war ein Angriff mit dem X-2 Prototypen gewesen, einfach nur mal so um sich ein wenig zu amüsieren und nebenbei der Welt die Überlegenheit der GDI-Technologie zu demonstrieren. Aber selbst, wenn Essling sich dazu hätte breitschlagen lassen, wäre es nichts geworden. Hal Emmrich hatte als Projektleiter des X-2 Programms sein Veto eingelegt. Die Maschine war noch nicht ausgereift, die Magnetfeldsteuerung lief noch nicht störungsfrei und ohne die war die X-2 nichts weiter als eine Pfütze flüssigen Metalls.
      (Anmerkung des Autors: Nicht drüber nachdenken, bis das erklärt wird, fließt noch viel Wasser die Donau runter. ^^)
      Hinter dem Hubschrauber, mit dem er angereist war, stand der Begleithelikopter abgestellt.
      Während der erste Hubschrauber eher zivil wirkte, war sein Begleiter eindeutig als Militärequipment zu identifizieren. Es war eine in Tarnmuster lackierte, zweimotorige Osprey, ein Verwandlungsflugzeug, das seine beiden Rotoren schwenken konnte um zunächst wie ein Hubschrauber zu starten und danach wie ein normales Propellerflugzeugzeug weiterzufliegen.
      Am Pilotensitz dieses Vogels saß Ink, den Blick auf seinen Schoß gerichtet, wo er ganz sicher wieder auf seinem Laptop herumklimperte.

      Dann war da noch Vorschlag drei gewesen, der, der am Ende, wenn auch nur unter Vorbehalten, angenommen worden war - eine konventionelle Sabotageaktion.
      Der Plan war simpel, aber dennoch war das potenzielle Maß an Zerstörung unverhältnismäßig hoch. Kurz vor der ersten Vorführung würde einfach jemand einen Virus in den Hauptcomputer einschleusen. Der Jet Alone würde daraufhin außer Kontrolle geraten, vom Virus nach Neo Tokyo 2 gesteuert werden wo er dann eine Reaktorschmelze einleiten würde. Genau an dieser Stelle hatte die Führung ihre Bedenken angemeldet. Stattdessen kam nun eine entschärfte Version dieses Plans zur Anwendung: der Roboter würde nicht in eine Stadt, sondern irgendwohin ins Meer marschieren.

      Fox war bei der Osprey angekommen. Gerade als er die Hand auf den Türgriff des Cockpits auf der leeren Co-Pilotenseite legte, blickte er noch einmal kurz umher. Der Landeplatz war vollgestellt mit Hubschraubern, ein buntes Wirrwarr verschiedenster Modelle und Lackierungen. Durch ein paar Lücken hindurch konnte man das Dach eines großen Domes sehen. Dort befanden sich unter anderem der Empfangssaal und die Steuerungszentrale. In seinem Rücken hatte er den gewaltigen, etwa 50 Meter hohen Turm, in dessen innern der Roboter konstruiert worden war.

      'KLACK'

      Fox öffnete die Tür und setzte sich auf den Sitz des Co-Piloten. Einen Moment lang ließ er das Klima auf sich wirken. Es war noch schlimmer als draußen! Die Scheiben wirkten wie ein Brennglas, sodass sich die Pilotenkanzel wie ein Glutofen aufgeheizt hatte. Bei jedem Atemzug fühlte er die heiße Luft durch seine Nase ziehen.

      Ink kümmerte das alles nicht weiter. In Syrien war das Wetter mitunter noch viel schlimmer gewesen. Begleitet wurde der Operator wie üblich von seinen beiden Lieblingen, der Pepsi-Flasche und dem Tarnfarbenen Notebook, dessen grau-schwarzes Camouflage-Muster dieses mal perfekt mit der Farbe seines Pilotenoveralls hermonierte. Auf der Nase thronte eine stylische Sonnenbrille, ohne die man an diesem wolkenlosen Tag allentlang geblendet worden wäre.

      "Mach dich bereit, sie kommen gleich raus." sagte er, ohne die Augen vom Laptop zu nehmen, auf dem mehrere Arbeitsfenster und Programme gleichzeitig liefen.
      Auch Fox zog aus einer Brusttasche eine ganz ähnliche Sonnenbrille mit dünnen Gestell, auf deren schwarzen Gläsern sich die Außenwelt, diese trostlose Betonwüste, spiegelte.

      Kaum hatte er das Nasenfahrrad aufgesetzt und den Kopf zum großen Turm gedreht tat sich dort schon etwas.
      Große Doppeltüren am Fuße des hohen Betonbaus gingen auf, aus dem Inneren strömten, wie eben angekündigt, Scharen von Menschen. Leute in Laborkitteln, Overalls, schwarzen Anzügen.

      "Das dürften jetzt eigentlich alle sein." vermeldete Ink und genau so passierte es postwendend. Der Strom, der sich eben noch durch die paar wenigen Ausgänge gedrängt hatte riss abrupt ab, der jeweils Letzte machte hinter sich die Tür zu.

      Fox wischte sich mit dem Handrücken ein paar Schweißperlen aus dem Gesicht und wandte sich zu seinem Freund und Kollegen um. "Wo gehen sie hin?"
      Ink machte keine Anstalten aufzusehen.
      "Zurück in den Kontrollbunker"
      Auf seinem Laptop liefen Live-Bilder der Umgebung ab, an einem wolkenlosen Tag wie diesem hatten die Beobachtungssatelliten des GDI-Netzwerkes leichtes Spiel.

      Fox sah dem bunten Haufen noch kurz nach, aber schnell waren sie alle aus seinem Blickfeld verschwunden, es konnte nicht mehr lange dauern, bis die Vorführung beginnen würde.
      "Also schön, fang an!" befahl er.

      Der Rangniedere begann unverzüglich wild auf den schwarzen Tasten der kompakten Tastatur herumzutippen. Auf dem Monitor erschienen immer neue Arbeitsfenster, die sogleich wieder von einer neuen Anwendung überlagert wurden.
      Fox ließ ihn einfach machen, er verstand zwar auch ein wenig vom Hacken, aber von Ink's Geschwindigkeit war er meilenweit entfernt, nicht umsonst rühmte sich sein Operator stets, dass niemand auf der Welt schneller Doppelklicken konnte als er - und darauf war er schon verdammt stolz.
      Ein verschmitztes Grinsen zog sich auf dem Gesicht des Majors ab. [Wenn man sonst nichts anderes im Leben hat....] dachte er sich, als er sich dem kleinen Schott hinter den beiden Pilotensitzen zuwandte.
      Hinter dieser Tür saß der ganze Rest der Mannschaft zusammen, alle in schusssicheren Westen und Hosen. Im Ernstfall würde jeder noch eine Sturmhaube tragen, aber nur Alvarez trug diese zusammengerollt auf dem Schopf.

      "Na, ihr eingedosten? Seid ihr sauer, weil ihr euch nicht mit den anderen besaufen dürft?" grinste Fox nach hinten.

      "Nö," ergriff Alvarez das Wort, " ich kann zwar nicht für die anderen sprechen, aber ich bin sauer darüber, dass wir nicht mit da rein dürfen, sondern hier für sie den Abschleppdienst spielen müssen."

      "Es ist besser so. Ihr würdet mich nur aufhalten. Schnell rein, schnell raus und keiner kriegt was mit."

      "Ich würde aber trotzdem lieber mitkommen!" bekräftigte der Bolivianer.

      "Wollen wir es ausbambolen?"

      "Ausbambolen??"

      Fox nickte heftig "Ja, erst trete ich Ihnen so fest wie ich kann in die Eier und dann treten Sie mir so fest Sie können in die Eier und wer als erster umfällt hat verloren."

      Der Jüngere schien kurz zu überlegen, ließ seinen Blick dann jedoch mit gleichgültigem Gesichtsausdruck zur metallenen Decke wandern. "In diesem Fall können sie von mir aus gerne in ihr Verderben rennen."

      Seine beiden Kameraden hinten waren bei diesen Worten zunächst einfach nur schockiert, wie man einem Vorgesetzten gegenüber sowas sagen konnte. Aber Fox sah die Sache nicht so eng. Im Gegenteil! Solch kleine verbale Sticheleien gehörten für ihn zum guten Ton und waren nebenbei sein Hobby, dem er regelmäßig ausgiebig fröhnte.

      "Kleiner, jetzt redest du endlich mal wie ein echter Kampfgruppen-Soldat."

      "Haltet den Rand!" wetterte es erbost vom Pilotensitz. "Es gibt hier jemanden der schon bei der Arbeit ist..................... Alter?"

      Fox wusste, dass er mit 'Alter' gemeint war, dennoch gab er keine Antwort von sich. Ein paar Sekunden vergingen in denen es nur das Schnaufen der fünf Männer, sowie Ink's Tastengeklapper zu hören gab.

      "Alter??...........................HEY, mach´s Maul auf!"

      "Wolltest du nicht eben noch, dass ich still bin."

      "Ach, hör auf mit dem Mist. Geh lieber auf Nummer sicher, ob du auch alles dabei hast."

      Fox zuckte gelangweilt mit den Schultern. "Von mir aus."

      Ink neigte den Kopf leicht, ohne den Laptop auch nur eine Sekunde lang außer Acht zu lassen, seine Augen rasten über die Textzeilen hinweg, als wären sie auf Schienen festgemacht, während er ständig neue Befehle eingab.
      "Eos, mach du das, ich muss hier noch ein wenig Verwirrung stiften."

      "Klar doch." bestätigte Alvarez und begann sofort mit der Check-Liste, die sich Kampfgruppen-Mitglieder normalerweise sparten.

      "Waffen"

      "Messer hier, Pistole hier" meldete Fox, während er zeitgleich die rechte Hand auf die Stellen legte, wo er die entsprechenden Utensilien verstaut hatte.

      "Codebreaker?"
      "Hier!"

      "Lademodul?"
      "Hier!"

      "Notsignalsender?"
      Die Stirn runzelnd, klopfte sich Fox kurz den Brustbereich ab.

      "Brauch ich nicht!"

      "Warum nicht?" wollte der immer noch herumtippende Operator wissen.

      "Wenn ich den Notsender mitnehme, bin ich auch versucht, ihn beim kleinsten Anschein von Problemen zu benutzen. Wenn ich keinen habe, muss ich selbst mit einer potentiell gefährlichen Situation zurechtkommen, was sich positiv auf meine Fähigkeit für originelles Denken auswirkt. .............Und außerdem ist es so spannender."

      Ink ließ zum ersten mal seit sein Vorgesetzter sich zu ihm gesellt hatte von seinem kleinen Rechner ab. Beide sahen sich schweigend an. Ink's stechender Blick seiner grünen Augen, gegen Fox's ständig müde wirkenden Blick, der irgendwie eine besondere Art von Losgelöstheit und Unbekümmertheit ausdrückte, was Neo einmal sehr treffend als den 'Kiffer-Blick' bezeichnet hatte.

      "Habt ihr das gehört, Leute?" Wandte sich Ink nach hinten, "Der große Meister braucht sowas nicht! Los haut ab und geht euch besaufen!"

      Leo war gerade dabei, nach Türgriff der seitlichen Ausstiegsluke zu greifen, da wurde er auch schon harsch zurückgepfiffen. "Hier geblieben ihr Deppen, niemand geht hier strawanzen, bevor wir nicht fertig sind!" Wieder sah er seinen Kollegen auf dem Co-Pilotensitz direkt in die Augen.

      "Ist das wirklich so? Oder willst du einfach nur nicht zugeben, dass du das Teil vergessen hast?"

      Fox blickte zu Boden. "Das Zweite."

      "Na bitte!" Der Syrer widmete sich erneut seinem Notebook, erneut begann Tastaturklackern die Luft zu füllen.

      "Hier bitte, Sir." Fox wurde plötzlich ein kleiner, grauer Metallzylinder, vergleichbar der Form eines Kugelschreibers vor die Nase gehalten.

      Der Major blickte zu den beiden Fingern, die das Gerät hielten, folgte dem Arm, bis zurück zum dazugehörigen Gesicht.

      "Danke Sani." sagte er, als er Jürgen Krassnitz den Notfallsender aus der Hand nahm. Er hatte sich schon vor langer Zeit angewohnt die Sanitäter trotz ihrer obligatorischen Codenamen einfach mit 'Sani' anzureden.

      "Piiiieeep Piep Piep PiiieeeP!"
      Kaum hatte Fox den Sender eingesteckt, begann plötzlich von irgendwo im Cockpit ein Handy zu piepen.

      Genervt blickte Ink auf. "Ach Scheiße, kann man hier nicht mal zehn Sekunden lang seine Ruhe haben!?!"
      Schnell kramte er aus einer Ablagevertiefung in der Tür der Pilotenseite ein unscheinbares Mobiltelefon hervor, warf es Fox hinüber, der es nur mit Mühe zwischen beiden Händen fangen konnte und kümmerte sich postwendend wieder um seine Programme.
      "Wer da?" Fragte Fox ins Telefon und lauschte.


      "Aha........... Aha ...................Sag das nochmal!.............Wie?........Ich versteh kein Wort..........Kannst du endlich mal zu lallen aufhören?.............gib mir Ace...............Du bist WO?.....................Unter dem Tisch????..........
      Die drei Jüngeren hinten konnten nur ein unverständliches Säuseln mitbekommen, wenn die Person am anderen Ende der Leitung antwortete.
      .......dann gib es ihm rauf!"
      Mit gereiztem Kopfschütteln wartete Fox ab, bis sich endlich wieder jemand meldete:

      .........Ace?..........Ja..........Wann geht es los?.........Aha .............Aha, danke................Was?..................Nein, die ist NICHT meine Freundin.................nein, sonst hat sie auch keinen Freund.............Mach was du willst.

      Unübersehbar verärgert beendete er das Gespräch.

      "Darf man erfahren, was los ist?" fragte Leo von hinten.

      "Was los ist?" wiederholte Fox und begann zu erzählen: "Neo hat sich voll laufen lassen und sitzt jetzt mit ein paar Flaschen Wein unter dem Tisch, Madame General hätte um ein Haar eine Schlägerei angefangen, weil der Redner da irgendwelche frauenfeindlichen Vergleiche gemacht hat und Ace ist drauf und dran sich an Captain Katsuragi ranzumachen!"

      Er wandte sich Ink zu, der immer noch wie am Fließband einen Befehl nach dem anderen eintippte.

      "Hast zumindest du gute Nachrichten für mich?"

      "Warte noch dreißig Sekunden, dann habe ich sogar sehr gute"

      Fox blickte aus dem Fenster der Tür neben ihm. An dem großen Turm, in dem der Jet Alone aufbewahrt wurde, waren überall Überwachungskameras angebracht, nicht sehr versteckt thronten sie auf einem Metallgestänge über jedem Eingang und an jeder Ecke. Graue Kästen mit Linse in der Mitte, die nach links und rechts schwenkten, nach rechts und links. Zumindest so lange, bis Ink endlich fertig war und den letzten Befehl ]Execute[ mittels Enter-Taste eingab.
      Das grüne Lämpchen auf den Kameras erlosch und sie stellten ihre Bewegung ein.

      "Voilá! Wir haben einen kompletten Ausfall im Sicherheitssystem." verkündete der Araber triumphierend.

      "Operation gelungen, Patient tot." kommentierte sein Vorgesetzter.

      Entspannt begann Ink sich in seinem Sitz zu räkeln, sein Teil der Mission war nun erfüllt.
      "Du bist dran, großer Krieger!"

      "Auf ins Gefecht."

      Fox stieg aus, die Sonne stand direkt über dem großen Bau zudem er sich gleich begeben würde.
      Kurz prüfte er nochmal die Umgebung, niemand zu sehen.
      Ganz unvermittelt sprintete er in atemberaubenden Tempo los, direkt auf eine der Türen des überdimensionierten Betonquaders zu. Schon nach wenigen Metern fühlte er, wie große Schweißtropfen über seine Kopfhaut rollten. Ein schreckliches Gefühl.

      Ink sah ihm hinterher, auch Eos streckte den Hals ins Cockpit und sah aus dem Fenster.

      "Meine Fresse ist der Alte aber schnell!"

      "Warts ab, der hat noch viel bessere Kunststücke auf Lager." versprach der Ältere.

      Unterdessen hatte Fox sein Ziel erreicht, die 300 Meter vom Hubschrauber hatte er in etwas mehr als 20 Sekunden gepackt. Erst wenige Meter vor der grauen Wand bremste er ab, sofort drückte er sich mit dem Rücken dicht an den kühlen Beton.
      Die Tür war nur einen Schritt entfernt und sie war vollkommen unverschlossen.

      Einen Zug der trocken-warmen Luft inhalierte er noch, dann drückte er die Pforte einen Spalt weit auf. Vielleicht waren doch nicht alle gegangen, in diesem Fall wollte er nicht ins offene Messer laufen.

      Doch die Luft schien rein zu sein. Ein paar Wägelchen mit metallenen Kisten darauf konnte er durch den Schlitz erkennen, das, aber keine Menschen. Jetzt oder nie! Je länger er hier draußen blieb, desto größer wurde die Gefahr entdeckt zu werden.

      Geschwind huschte er durch die Tür, die Hinter ihm laut ins Schloss zurückfiel. Fox machte sich nicht die Mühe, sie leise zuzuziehen, die ganze Halle war wie erwartet von allen verlassen worden.

      Erst jetzt fiel ihm das Ungetüm auf, dass in der Mitte dieses Betonsarkophags seinen Lagerplatz hatte. Der Jet Alone. Die riesige Maschine wurde nur von unten her beleuchtet, was für einen gruseligen und zutiefst einschüchternden Anblick sorgte.

      Der Kopf oder zumindest das, was der Kopf sein sollte, war so niedrig an die Oberseite des Torsos angebaut, dass Fox einen Moment lang dachte, eine enthauptete EVA vor sich zu sehen. Die Regulatorstäbe des Reaktors ragten wie Zacken einer Krone über den Rücken hinaus.

      Nur langsam konnte der Soldat seinen Blick von dem hochgelegenen Mittelpunkt abwenden. Auch wenn dieses Monstrum von den technischen Daten her einer EVA klar unterlegen war. So war die starre, kalte Front dieser Maschine dennoch ein ehrfurchtgebietender Anblick, der mehr nach einem 'toten' Roboter aussah, als ein Evangelion, welche, zurecht, eher menschenähnliche Züge darboten.

      Ein lebloses Stück Metall, in Form gebracht von Feuer und Menschenhand, getrieben von der Kraft eines Atomreaktors. Für Fox war es einfach nur ein abscheuliches Stück Technik, er misstraute jeder Waffe, bei deren Einsatz nicht ein Mensch sein Leben aufs Spiel setzen musste.
      [Ein Glück, dass Kriege so grausam sind, sonst würden wir noch Gefallen daran finden.] rezitierte er im Geiste.

      Aber er wollte sich jetzt nicht mit seinen philosophischen Ansichten herumschlagen, er hatte schließlich noch ein Virus in den Hauptcomputer einzuschleusen.

      Endlich konnte er seine Aufmerksamkeit zum Boden zurückführen und auch dort halten.
      Links und rechts des Roboters waren kleine Transportschlitten mit verschiedenen Kisten, Boxen oder ähnlichen Behältern abgestellt. Die Techniker hatten wohl bis zur letzten Sekunde an den Systemen gefeilt.

      Nachdem er sich lange genug umgesehen hatte, setzte er sich endlich in Richtung des linken Fußes in Bewegung. Dort musste laut den gesammelten Informationen eine Sprossenleiter sein, die bis ganz oben, zur zentralen Zugangsluke führen würde, welche wiederum den direkten Eingang zum Reaktor- und Computerraum ermöglichte.

      Plötzlich war da etwas!
      Reflexartig machte Fox einen gewaltigen Sprung zurück.
      Von steil oben kam ein Messer herangesaust und bohrte sich in den Beton, wo er gerade noch gestanden hatte.
      [SHIT!]
      Fox hechtete hinter einen der umstehenden Transportschlitten in Deckung.
      Er hatte nichts gesehen. Nichts! Selbstschussanlagen würden nicht mit Messern werfen, aber wo war der Feind!?
      Vorsichtig spähte er um die Kisten, hinter denen er sich verschanzt hatte.
      Überall um ihn herum war Schatten, Dunkelheit! Nur der Jet-Alone wurde von den wenigen Scheinwerfern vom Boden aus beleuchtet.
      Wo war dieses Messer bloß hergekommen. Geschockt betrachtete er die Klinge mit ihrem schnörkellosen Griff, die fast gänzlich im Beton stecken geblieben war. Wie viel Kraft musste man für sowas haben?

      Fox' Gedankengänge wurden jäh unterbrochen, als auf einmal ein einsames Klatschen durch den Raum hallte.
      Ein hohles, gemächliches Klatschen, wie von morschen Holzstöcken, die aufeinander geschlagen wurden.

      Der Applaus verstummte, einen Augenblick lang herrschte Stille, bis diese von einer rauen Männerstimme unterbrochen wurde.
      "Ganz hervorragend, ich hatte schon fast gedacht, du hättest nach all den Jahren deine guten Reflexe eingebüßt."

      Fox konnte den Mann jetzt in etwa orten: irgendwo auf dem Kopf des Jet Alone musste er stehen oder auch auf einer der Schultern - der perfekte Ort um die ganze Halle zu überblicken.

      "Was ist? Nicht so schüchtern! Oder hattest du einen Herzinfarkt und bist schon tot?" fragte die Stimme laut aus dem Nichts.

      "Nein nein, ich bin noch da." Fox blickte wieder zu dem Messer hinüber, das sich in den Beton gebohrt hatte, als wäre es warme Butter. Wer war da oben? Wer um Himmels Willen konnte eine solche Kraft aufbringen? Nicht einmal die genetisch hochgerüsteten Genom-Soldaten waren zu so etwas auch nur annähernd in der Lage.
      In eine ernste Situation war er hier geraten, verdammt ernst.
      Aus einem Hüfthalfter zog er die Socom-Pistole. Ein kleines, aber tödliches Werkzeug, 12 Patronen pro Magazin, plus 2 Ersatzmagazine - 36 Schuss, mehr als er brauchen würde.

      "Ehrlich, Sie sind ein verdammt guter............Wachmann?"

      "Wahahaha!" Das laute Lachen der Person dort oben war viel zu amüsiert um vorgespielt zu sein. "Weißt du wirklich nicht, wer hier oben sitzt?"

      "Woher sollte ich? Bin ich ein Hellseher, oder was?"

      Ein leises Kichern drang an Fox' Ohr, "Warte, ich komm runter." kündigte der Andere an, kurz darauf war das Geräusch von Schritten auf einer metallischen Oberfläche zu vernehmen.

      Das war die Gelegenheit! Wenn der Angreifer an der Leiter heruntersteigen würde, wäre er ein einfaches Ziel.
      Fox wollte gerade um die Eckkante der Kiste spähen, als wieder ein aggressives Surren zu hören war.
      'KLONG'
      Ein weiteres Wurfmesser bohrte sich in die massive Metallkiste. Sofort zog Fox seinen Kopf zurück und drückte sich feste an den Deckung bietenden Transportschlitten.

      [SHIT!!] Weiter konnte er nicht denken.

      "Kuckuck!" hörte er plötzlich jemanden über sich sagen. Er blickte auf und sah, wie eine pechschwarze Gestalt auf dem Kistenstapel stand, ein großes, glänzendes Schwert in ihren beiden Händen haltend und bereit zum tödlichen Schlag auszuholen.

      "Woa!" entfuhr es dem geschockten Major.

      Seine Reflexe leisteten ihm einmal mehr treue Dienste, im letzten Moment rollte er sich zur Seite weg, just in dem Moment, als der Zweihänder herabraste und sich tief in die Metallbox fraß.

      Fox zog die Arme an, rollte sich noch weiter weg, sprang auf und machte einen gewaltigen Satz nach hinten. Noch bevor er den Boden berührte richtete er seine Pistole auf seinen Angreifer, direkt auf seinen Kopf. Erst jetzt konnte er den großen Unbekannten einen Augenblick lang klar betrachten.

      Eine furchteinflößende Gestalt. Ein Phantom, gehüllt in eine schwarze Robe, deren grober Stoff schlaff von den breiten Schultern zum Boden hinunterhing, wo zwei lederne Stiefel unter dem Gewand hervorspitzten. Der Kopf der Person war nicht zu erkennen, die Kapuze war tief ins Gesicht gezogen, nur das Kinn und die Unterlippe offenbarten sich dem fahlen Zwielicht.

      Fox' Schrecksekunde dauerte nur einen Augenblick, die klaren Gedankengänge kamen sofort wieder zurück.
      [Das ist die Gelegenheit! Nicht denken! Schießen!]

      Aber irgendetwas ließ ihn zögern, irgendetwas vertrautes an diesem Mann. Tausende hatte er schon getötet, einfach so, manche mit dem Gewehr, mit Pistolen, dem Messer, mit Raketen, oder mit bloßen Händen. Und nicht immer hatten seine Opfer feindliche Absichten gehegt, sie waren ihm einfach alle im Weg gewesen. Warum konnte er jetzt nicht abdrücken, wo doch so offensichtlich war, dass der Andere seinen Tod wollte.

      Die Lippen seines Gegenübers begannen sich zu bewegen, Worte zu formen:
      "Habe ich dir nicht beigebracht, dass du im Kampf niemals denken soll........."

      In diesem Moment löste sich ein Schuss.
      Die Socom hatte einen integrierten Schalldämpfer, das des Klicken des Abzugs war lauter als der Schuss selbst.
      Das Geräusch des Abzugs, gefolgt von einem metallischen Klirren, als der Unbekannte sein Schwert herumwirbelte und damit das Projektil abblockte.
      Kleine orange Funken sprühten von der Klinge, begleitet vom typischen Ton eines Querschlägers, der irgendwo weiter hinten im Beton der Kuppel sein Ende fand.

      Entgeistert hatte Fox das sich ihm bietende Schauspiel verfolgt.
      [Unmöglich! Sowas bringt kein Mensch zustande!]

      Es gab keine andere Möglichkeit, es musste einfach nur Glück gewesen sein.
      [Oder doch nicht?]
      Dachte er sich, als der Andere wortlos seinen Kopf zur linken Schulter hin neigte. Auch wenn sein Gesicht im Schatten verborgen war, konnte der Offizier praktisch vor seinem geistigen Auge sehen, dass er ihn blöd angrinste, ihn still auslachte.

      [Nicht nachlassen!]

      Sofort hielt er die Waffe, die er in seiner Verwirrung ein wenig nach unten hatte sinken lassen wieder dem Gesicht seines Opponenten entgegen.

      "FANG DAS!!"

      Er drückte ab, es schoss! Und schoss! Und schoss! Auf den Kopf, dann auf den Unterleib, den Arm, auf die Wade.
      Seine Augen wanderten über den schwarz verhüllten Körper der sich nicht vom Fleck rührte, wie angewurzelt dastand. Scheinbar ferngesteuert folgte der Lauf der Pistole dem Zentrum seines Blickfeldes.
      Er nahm jedes Körperteil des Gegners unter Feuer, binnen drei Sekunden hatte er die restlichen elf Patronen verbraucht.

      Aber als er die Muskeln in seinem Arm, welche die Pistole krampfhaft geführt hatten wieder entspannte, fand er sich in einer grauenhaften Situation wieder.
      Sein Gegenüber stand noch da, vollkommen unverletzt! Er hatte es geschafft, er hatte es tatsächlich geschafft!
      Jeden einzelnen Schuss hatte er mit dem Schwert abgewehrt. In mentalen Schimpftriarden fluchte er über dieses verdammte Ding. Ein glänzendes Schwert, der Gestaltung nach wahrscheinlich germanischen oder keltischen Vorbildern nachempfunden. Die Schneide war 120 Zentimeter lang, beidseitig geschliffen und offensichtlich sehr wirksam. Auf beiden Seiten der Klinge waren seltsame Schriftzeichen eingraviert. Am Ende des reich verschnörkelten und verzierten Griffes thronte ein kleiner Adler, der seine Schwingen weit auseinander streckte. Fast schien es als wäre diese Waffe niemals für einen Kampf gedacht gewesen.
      Es sah schwer aus, sein Träger handhabte es jedoch, als wäre es aus Pappe.

      Eine Schweißperle rannte Fox an der Nase vorbei nach unten. [WAAAAAHHH!!!]
      Erst jetzt wurde er sich wieder gewahr, dass er gerade wie ein Schwein am ganzen Körper schwitzte.

      Dessen ungeachtet stellte diese dunkle Figur seelenruhig ihr Schwert mit der Spitze nach unten auf den Kistenstapel unter ihr, die Hände übereinander gelegt auf dem Ende des Griffes.

      "Selbst wenn du jetzt noch Munition hättest, ich könnte dieses kleine Kunststück jederzeit wieder darbieten."

      [Diese Überheblichkeit!]

      Aber er hatte Recht. Das Magazin war leer und so, wie sich jetzt gerade gegenüberstanden, nur ein paar Meter auseinander, war es auch nicht möglich nachzuladen. Er hätte es bestimmt verhindert, vielleicht hielt er auch noch eines dieser Wurfmesser parat.
      Fox' Augen verengten sich zu kleinen, bösen Schlitzen.

      "WER SIND SIE?!?"

      "Wenn du es unbedingt wissen willst, von mir aus, ziehe ich mich eben ein wenig aus, ich finde, hier ist es heiß wie in der Hölle."

      Der Angreifer machte einen Schritt nach vorne, hüpfte von dem Versorgungsschlitten hinunter und rammte ohne ersichtliche Mühe sein Schwert mit nur einer Hand nahezu beiläufig ein paar Zentimeter weit in den massiven Beton.

      Fox wollte irgendetwas machen, irgendwie reagieren, aber er wusste nicht, was er tun sollte und unbedingt wollte er wissen, wem er hier gegenüberstand.

      Die beiden behandschuhten Hände legten sich um die Ränder der Kapuze, er zog sie zurück.
      Fox' Augen wurden weit, paralysiert stand ihm der Mund weit offen.

      [Unmöglich!]

      Im Halb-Schatten offenbarte sich ein fahl-beiges Gesicht, ausgezehrte, zerschundene Haut, durchackert von unzähligen tiefen Falten, die Augen tief in den Höhlen sitzend. Der ganze Kopf sah aus als wäre die dünne Haut einfach nur über den nackten Schädel gezogen worden. Eine waagerechte, weiße Narbe auf der rechten Wange bot einen markanten Blickfang. Das lichte, längst ergraute Haar lag zurückgekämmt auf dem zu Boden gerichteten Kopf.

      Nur langsam konnte sich der Jüngere aus seinem Schock und seiner Apathie befreien.

      "Wer..........WER SIND SIE?" stammelte er, kaum fähig seine Verwirrung zu verbergen.

      Der Alte hatte gerade seinen Umhang abgelegt, darunter kam ein Anzug zum Vorschein, der Fox' Montur nicht unähnlich war, er blickte auf, ein Auge war grau-blau, das rechte jedoch war rot-in-rot eingefärbt.

      "Genau der für den du mich hältst,.....und nur um das 'WIE?' vorab zu klären: Du wärst wirklich überrascht, wie viele Leute eigentlich einen Kopfschuss überleben."

      "GRIGORI!" fuhr es überwältigt aus Fox heraus. Seine Gedanken überschlugen sicht. Krampfhaft versuchte sein Verstand die Lage zu interpretieren. Tatsache war aber, dass da jemand stand der schon seit Jahren tot war.

      "Ja" bekam er als Antwort zurück, geradewegs so, als wäre es das Normalste der Welt.

      "Weißt du, ...................das ist......" in seiner Ratlosigkeit begann er wie irre still zu kichern, in zwanzig Jahren Dienstzeit hatte er sowas noch nie erlebt "..............sehr überraschend."

      Grigori nickte zustimmend. "Überraschend, in der Tat, ich bin auch überrascht, dich hier zu treffen, so verändert, und gleichzeitig bin ich hoch erfreut."

      "Erfreut?"

      "Sicher, wenn du hier auftauchst, aus welchem Grund auch immer, dann spart mir das die Mühe dich zu suchen."

      Die Mienen beider Männer verfinsterten sich schlagartig.

      "Also läuft es darauf hinaus."

      "Ja."

      Fox warf die Pistole weg, ohne Munition war sie nur noch Ballast, aus einer Scheide am Oberschenkel zog er sein Standart-Kampfmesser. Auch Grigori machte sich kampfbereit. Seine langen, dürren, spinnenartigen Hände, die unter dem schwarzen Leder der Handschuhe verborgen blieben, legten sich wieder fest um den Schwertgriff.

      "So lange du lebst, sind alle meine Pläne zum Scheitern verurteilt." knurrte der Jüngere.

      "Das gilt für mich genauso." funkelte ihn der schwarzgekleidete Mann an. "Also heißt es wieder für uns beide...."

      "...Nur der Verlierer verlässt das Schlachtfeld in wahrer Freiheit!" beendete Fox den Satz.

      Beide Kämpfer stürmten aufeinander zu, auf ihren Gesichtern zeichnete sich der pure Hass ab, der ihre Züge zu aggressiv-animalischen Fratzen werden ließ.

      Grigori holte von der Seite weit aus, das massive Schwert raste vor. Fox blockte den Schlag mit der breiten Seite seiner Klinge, mit der linken Hand musste er die Messerspitze halten, damit er die gewaltige Kraft dieses Hiebes abfedern konnte.

      Beide verharrten in diesem Kraftakt, jeder legte das letzte bisschen Energie und Gewicht in seine Waffe.

      Nach einigen Sekunden, in denen keiner einen Vorteil verbuchen konnten, lösten sie sich wieder von einander. Im selben Augenblick machten beide einen Sprung, hoch durch die Luft nach hinten und standen wieder vier Meter weit auseinander.

      Grimmiges Schweigen lag in der Luft. Fox betrachtete erneut Grigori's zerschundenes Gesicht. Er war damals schon alt gewesen. Heute musste er...........er rechnete kurz........67 Jahre alt sein! Er war geradezu ein Greis, daran würde auch seine verbesserte Stärke als Genom-Soldat nichts helfen. Aber trotzdem! Er war nicht nur genauso stark wie Fox, der immerhin ganze 23 Jahre jünger war. Für einen Moment während des vorangegangenen Kräftemessens hatte kurz gedacht, er würde verlieren, von Grigori's Macht einfach so umgedrückt werden.

      Beide atmeten in schweren, tiefen Zügen. Fox' Haare klebten an der nassen Haut, immer wieder liefen ihm Tropfen durchs Gesicht oder vom Nacken aus den Rücken hinab. Sein Mund war trocken und wurde von einem üblen Geschmack erfüllt. Aber auch sein Gegner begann unter seinem lichten Haupthaar zu schwitzen, wie alle Genom-Soldaten hatte auch er ein Problem mit der Hitze.

      Das bemerkend begann Fox unvermittelt zu grinsen: "Kannst du dein Schwert überhaupt noch halten, alter Mann?"

      "Es wird federleicht, wenn ich daran denke, es in deinem Blut zu baden."

      "Mahaha."

      Beide wurden wieder ernst. Fox nahm das Messer wie einen Dolch in die Hand. Wieder schossen beide aufeinander zu, wieder holte Grigori aus, gerade als er zuschlug, blieb Fox abrupt stehen und lehnte seinen Oberkörper so weit es ging zurück. Mit einem deutlich hörbaren 'SCHUMMM' Geräusch raste die Schwerspitze nur ein kleines bisschen an der Brust vorbei. Die Masse des Schwertes zog die Arme des Älteren weit auf die linke Seite. Da sprang Fox ihn an, hielt mit der linken Hand Grigori's Hände am Gelenk fest, sodass er das Schwert nicht mehr zurückschwingen konnte. Das Messer in seiner rechten Hand schnellte vor, auf den Kopf zu, doch Grigori warf den Schädel ins Genick, das Messer rauschte ins Leere. Kaum war die Klinge vorübergezogen schoss Grigori's Kopf nach vorne zurück und rammte sich direkt in das Gesicht von Fox.
      Er drückte seinen benommenen Gegner einen Schritt weit zurück, trat selbst ebenfalls nach hinten um etwas Platz zu erhalten und holte mit dem Schwert aus.
      Er schlug ihm das Messer aus der Hand, welches klirrend auf dem Beton davon schleifte. Und wieder machte der Ältere einen weiten Satz nach hinten.

      Aus Fox' Nase lief das rote Blut, erst jetzt realisierte er die Lage, er war unbewaffnet und sah sich einem mindestens ebenbürtigen Feind gegenüber.

      "Jetzt bist du da, wo ich dich haben will." sagte der Schwertträger mit fiesem Grinsen.

      Der Jüngere atmete mühsam, schluckte den ranzigen Speichel hinunter.
      "Ach wirklich?"

      "Jetzt kann ich dich mit bloßen Händen umbringen."

      Mit nur einer Hand steckte Grigori das Schwert zurück in den Beton. Er ballte die Fäuste, seine Lederhandschuhe ächzten dabei, als würden sie gleich bersten.

      Auch Fox nahm seine Grundstellung ein, die jedoch eher an eine fernöstliche Kampfsportart erinnerte.

      Abermals griffen beide einander an.

      Fox schlug zu, doch wo gerade noch Grigori gestanden hatte, war jetzt nichts außer Luft. Im Augenwinkel bemerkte er eine Bewegung, doch als er den Kopf drehte, war es bereits zu spät.

      'WUMM'

      Er bekam Grigori's Stiefel mitten ins Gesicht.
      Die Wucht des Schlages warf seinen Oberkörper zurück, hart schlug er auf dem Boden auf.
      Fox' Nase blutete noch mehr, sie war gebrochen und schief. Ein regelrechter Blutstrom floss
      aus der Nase zum Mund hinunter, auch die Zähne wurden ganz blutig rot. Jedes Mal, wenn er versuchte, kurz durch die Nase zu Atmen, saugte er kaltes Blut ein und beim Ausatmen bildeten sich Blasen. Immer noch lag er flach auf dem Boden.

      Er hatte ihn nicht gesehen! Verdammt! Wie hatte er das gemacht? Er war einfach so weg gewesen, von einer Sekunde nur nächsten, nur um dann neben ihm aufzutauchen!
      [So schnell kann kein Mensch sein!]
      Aber noch war sein Kampfwille nicht gebrochen.
      Dort drüben stand Grigori, stand der Feind, stark, aber dennoch sterblich, stand da und lachte über ihn.

      Getrieben von seiner Wut sprang Fox auf. Keine Zeit wurde verschwendet, erneut gingen sie aufeinander los.
      Wieder hatte Fox den ersten Schlag, wieder ging sein Schlag ins Nichts. Weg! Grigori war einfach nicht mehr da! NEIN! Er stand direkt neben ihm, noch bevor Fox reagieren konnte rammte ihm Grigori seinen Ellbogen in den Magen, zog den Arm ein wenig zurück, riss ihn nach oben und traf das Kinn seines sich krümmenden Gegners.
      Der Ältere wirbelte herum, stand nun hinter Fox und trat ihm gezielt in die Kniekehle. Fox sackte zusammen, ging in die Knie. Grigori setzte erneut den Ellbogen an, holte aus und stieß ihn zurück gegen Fox' Hinterkopf.
      Der Alte begann in einem weiten Kreis um seinen geschlagen am Boden liegenden Gegner herum.

      Der GDI-Major konnte jeden Muskel in seinem Körper spüren, alles tat weh. Verschwommen sah er den grauen Boden vor sich . Schweißperlen färbten kleine dunkle Punkte auf den Beton. Sein Mund war staubtrocken, immer noch rann das Blut aus der Nase die Wange hinab und bildete eine kleine Lache.

      Belustigt vom elendigen Zustand seines Opponenten begann Grigori laut zu sprechen:
      "Es ist schon ironisch. Da stehen wir heute. Jeder an dem Punkt, an dem der andere angefangen hat. Du als bösartiger Technokrat und ich als Mann Gottes."

      Fox hustete etwas Blut aus, nur mit Mühe konnte er antworten: "Was meinst du damit?"

      "Ich meine das so, wie ich es sage. Du stehst hier und verlässt dich auf die Errungenschaften des menschlichen Verstandes. Und ich ...........nun ja, sieben Jahre sind viel Zeit. Ich habe mich beispielsweise mit der Bibel befasst und dabei meine neue Bestimmung gefunden - ich habe Gottes' Plan für mich erkannt und bin nun ausgezogen um seinen Willen auf Erden durchsetzen. Und jetzt im Moment, stehst du mir dabei im Weg, von meinen ganz persönlichen Rachegelüsten mal abgesehen."

      "Aber du hast nicht damit gerechnet, dass ich hier aufkreuze, oder?" das Sprechen bereitete ihm größte Schwierigkeiten. Immer wieder lief ihm das Blut in die Luftröhre hinab, worauf er jedesmal heftig zu husten anfing. Sonderlich laut konnte er nicht sprechen, für mehr fehlte ihm im Moment die Kraft.

      "Kluger Junge, wie bist du nur da drauf gekommen?"

      Fox rollte sich gekrümmt auf den Rücken.
      "Du warst vorhin überrascht mich zu sehen, da liegt die Vermutung nahe."

      "Stimmt. Ja ganz richtig. Nun ja, du hattest schon immer ein Händchen dafür, die Gefühle der Menschen um dich herum zu interpretieren, aber das ist wohl eine Grundvoraussetzung für das Priesteramt, schätze ich."

      Fox vernahm diese Anspielung auf vergangene Zeiten reaktionslos, auch wenn er jetzt eigentlich lieber Smalltalk hätte betreiben sollen um sich kurz zu erholen aber er wollte wissen, was hier eigentlich vor sich ging.
      "Warum bist du hergekommen?"

      Grigori's Schritte hallten rings um den am Boden Liegenden.
      "Für was hältst du mich? Einen bösen Glatzkopf mit Narbe im Gesicht und einer weißen Mieze auf dem Arm? Und selbst, wenn du James Bond wärst, würde ich dir nicht sagen, was ich hier mache. Aber Wahrscheinlich hat mich die selbe Absicht hergetrieben wie dich."

      Langsam rollte sich Fox auf den Bauch und begann sich mühevoll aufzurichten, der Blutstrom aus seiner Nase war weniger geworden, trotzdem tropfte es immer noch zu Boden, wo es dicke, hellrote Kleckse hinterlies.
      "Also der Jet-Alone..................in welcher Beziehung steckst du in dieser ganzen Geschichte?"

      Als Fox sich aufgerichtet und seine Frage gestellt hatte, hörte Grigori auf, ihn wie ein Geier zu umkreisen und stellte sich ihm entgegen.

      "Und in seinem Zorn übergab ihn der Herr den Folterknechten, bis er die Schuld bezahlt habe."
      Der Jüngere runzelte die Stirn.

      "Matthäus Kapitel 18 Vers 34. Und was soll mir das sagen?"

      "Wie lange kennen wir zwei uns jetzt schon."

      Der blutende Mann musste nicht lange Überlegen. "Seit Budapest."

      "Es waren sechs Jahre, die wir zusammen waren, sechs Jahre im Dreck, sechs Jahre Todesangst jeden Tag, Jahre in denen wir getötet haben und selbst nur knapp mit dem Leben davongekommen sind."

      Fox nickte lächelnd mit fröhlichem Gesichtsausdruck um seine Schmerzen zu überspielen.
      "Kaum zu glauben, dass wir DAS meinen, wenn wir heute von der guten alten Zeit reden, nicht war."

      "Und wofür?"

      "Was?"

      "Was ist besser geworden, seit damals, was haben wir erreicht? - NICHTS!
      Ich kann es nicht mehr sehen! Die Menschen haben nichts gelernt, sie machen einfach weiter wie bisher. Sie lügen, betrügen, stehlen und morden sich gegenseitig und derjenige, der die meisten umbringt, wird auch noch als Held gefeiert. Traurig aber wahr, das ist die Menschheit, für die wir unser Leben riskiert, unsägliches Leid auf uns genommen und unsere Freunde und Kameraden auf dem Altar der Hoffnung geopfert haben. Wofür? Das frage ich dich: Wofür? Wofür haben wir all das gemacht, nur damit die Menschheit keinen Deut besser wird. Nichts hat sich verändert, die Menschen arbeiten weiter unermüdlich an ihrer eigenen Ausrottung."

      Mit betrübtem Blick hatte Fox diese Worte vernommen, er sah Grigori direkt in seine zweifarbigen Augen: "Ich werde das schon zu verhindern wissen. Eines weiß ich: deine Methoden sind NICHT der rechte Weg."

      "Soll das heißen, dass du dich gegen mich stellst."

      Noch einmal begab sich der Offizier in Kampfposition
      "Das soll heißen, dass es schon immer mein vornehmlichster Auftrag war Verräter zu beseitigen."

      "VERRÄTER!!!" - Grigori wurde bei dieser Unterstellung rasend vor Wut. Fox beobachtete diese Reaktion mit einem gewissen Gefühl der Genugtuung.

      "Verräter!!!" wiederholte er erneut.

      Mit schelmischem Grinsen zwinkerte Fox ihm zu, doch als er das Auge wieder aufmachte, war das erste was er sah Grigori, genau vor ihm. Gerade eben war doch noch fünf Meter weit entfernt gestanden!

      "Verräter!!" erwiderte der Angreifer gekränkt.

      Das nächste, was Fox mitbekam war ein heftiger Schlag auf die Brust, der ihm förmlich die Luft aus den Lungen trieb, er konnte kaum noch atmen. Und noch ein Schlag in den Unterleib, der nächste ging ins Gesicht, ein Tritt aufs Knie, ein Handkanten-Schlag gegen den Hals, ein wahres Trommelfeuer aus Schlägen und Tritten, nicht abreißen wollend und keine Möglichkeit zu entkommen oder sich zu wehren.
      Am Ende dieses Faust-Gewitters sprang Grigori ein Stück zurück, vollführte eine Drehung und verpasste seinem Opfer einen Kick in die Seite. Die Energie des Treffers reichte aus, dass Fox herumflog, als wäre er aus Schaumstoff. Er flog ein paar Meter weit flach über den Boden, bevor er wieder aufkam, sein lebloser Körper sich auf dem Beton abrollte und er wie tot auf dem Rücken liegen blieb.

      War das gerade wirklich passiert? Er wusste es nicht genau! Sein Gleichgewichtssinn sagte ihm, dass sich um ihn herum alles drehte. Ein Gefühl, als würde er auf hoher See von den Wellen getragen werden. Wie konnte Grigori so stark sein? Sein Verstand war wie benebelt, alles drang nur gedämpft zu ihm durch, Licht, Geräusche, Hitze, Kälte, er konnte all das nicht verarbeiten. Nur Umrisse konnte er erkennen durch seine nur einen Spalt weit geöffneten Augen.

      Er hörte Schritte, Schritte, die sich entfernten, dann ein Metallisches Klirren und wieder Schritte, die näher kamen. Er versuchte sich zu bewegen, es war zweifelsfrei Grigori, der ihm den Todesstoß geben würde.

      Die Schritte waren ganz nah. Plötzlich wurde das spärliche Licht von einem großen, dunklen Schatten geschluckt. Er spürte einen enormen Druck auf der Brust, konnte nicht mehr atmen, rang nach Luft, er konnte nur noch kurze, kleine Atemzüge holen.
      Verzweifelt versuchte er zu erkennen, was ihm am Luftholen hinderte. Die Konturen vor seinem Auge schärften sich, bildeten Formen, es war ein Stiefel.

      Grigori hatte sich auf seine Brust gestellt, er hob uns senkte sich mit jedem Atemzug, den der Geschlagene zu seinen Füßen machte.
      Einzelne, heiße Tränen liefen Fox über das Gesicht, sein ganzer Kopf war rot angelaufen von der Hitze, von der Anstrengung, sodass er geradezu dampfte.
      Auch Grigori war sichtlich erschöpft, seine alte Haut glänzte und war feucht vom Schweiß. Er hatte sein Schwert wieder aufgenommen.

      "Was hast du nur mit dir gemacht?" fragte Fox fast wimmernd.

      "Ich habe den Kuss Gottes' empfangen. Daher kommt auch meine etwas...........eigentümliche Augenfarbe. Oh wie sehr ich doch wünschte, du könntest die Dinge so sehen, so verstehen wie ich. Du würdest mich Verstehen, glaub mir. Aber leider bist du hier der Verräter von uns beiden. "

      "Du bist der Verräter!" wieder begann der verletzte Soldat wild zu husten, da ihm erneut das Blut in die Luftröhre geraten war.

      "Warum hast du dich damals Essling angeschlossen? Ich habe meine Pflicht getan, ich habe meine Befehle befolgt, meinen Befehlshabern gehorcht, weil es richtig war, weil es einen Sinn hatte und höhere Ziele verfolgte, was wir damals gemacht haben. Warum siehst du das nicht ein?"

      "Ihr habt all diese Menschen umgebracht. Jeder, der Neru damals unterstützt hat, ist ein Verräter."

      "Ja. Ich habe ihm geholfen das Gas zu beschaffen und einzusetzen. Und weißt du auch warum? Weil sie es verdient hatten! Diese Leute waren wie Mikroben, Bazillen, Viren! Eine Krankheit! Die nichts im Sinn hatten außer sich zu Vermehren und unsere Ressourcen zu verbrauchen. 230 Millionen waren es und ich wünschte mir so sehr, dass es mehr wären."
      Die unbeschreibliche Abscheu in Grigori's Stimme ließ Fox erschaudern.

      "Du hast all das besudelt, wofür die Uniform jemals gestanden hat."

      "Jetzt hör aber auf! Dass so eine Moralpredigt ausgerechnet von dir kommt. Ich weiß doch selber gut genug, was du alles getan hast, ich war dabei. Du und ich, wir beide, zusammen, Gott, waren wir gut, wir haben zusammen genügend Leute erledigt, als dass ich nicht wüsste, was deine wahre Natur ist.
      Du hast die Menschen studiert, um wie sie zu wirken. Aber trotz allem bist du ein Tier, so wie ich, die Hunde des Krieges."

      Kraftlos schüttelte der am Boden liegende den Kopf. "Nein......"

      "DOCH!!!" brüllte ihn der Alte an. "Was ist das? Warum folgst du Essling immer noch nach?"

      Vereinzelte Tränen bahnten sich ihren Weg über die Wangen des Jüngeren.
      "Weil.....wir einen gemeinsamen Traum haben!"

      Einen Moment lang schien Grigori wirklich überrascht, was aber binnen Sekunden zu unbändiger Wut umschlug.
      "Pah! Die Operation Blue! Eure Spinnerei, die Existenz der Menschheit bis in alle Ewigkeit.
      Soll ich dir was sagen? In gewissem Maße, arbeiten wir in der selben Branche, arbeiten am selben Ziel, nämlich den Fortbestand der menschlichen Rasse zu sichern. Nur unsere Ansatzpunkte sind Grundverschieden, ein Jammer."

      Außer Atem von seinen Ausführungen wurde sich der Alte der Zeit und des Ortes wieder gewahr. Nicht mehr lange, dann würde der Jet Alone - Test beginnen und dann wäre es besser, nicht mehr in der Nähe zu sein.
      Er musste sich nur noch um seinen Überraschungsgast zu Ende kümmern. Ein Grinsen schlich um seine Mundwinkel, ihm war gerade ein passende Lösung gekommen.

      "Nun denn," begann Grigori zu sprechen, "es ist wirklich enttäuschend, ich hatte wirklich mehr erwartet.
      Weißt du was?
      Ich werde dich hier einfach liegen lassen, so wie du mich zum sterben zurückgelassen hast."
      Er beugte sich zu dem benommen am Boden liegenden Mann hinunter.
      "HAST DU DAS VERSTANDEN; DU STÜCK SCHEISSE?
      Ich lege die Entscheidung in SEINE Hände. Wer weiß? Vielleicht kommt ja jemand und findet dich bevor du verreckst.
      Sollte es tatsächlich so kommen.....................Nun ja, dann freue ich mich schon auf unsere nächste Begegnung.
      Natürlich nur unter der Voraussetzung...." Mit jedem weiteren Wort trat er Fox einmal ins Gesicht. FALLS .........DU .............ÜBERLEBST !!

      Das war es also. Ein dumpfes Gefühl der Leere stieg in Grigori auf. Irgendwie hatte er sich den Tag seiner Rache anders vorgestellt, irgendwie größer, irgendwie, wie einen Kampf der Titanen, bis zum Letzten, an dessen Ende die totale Vernichtung stand. Aber es hatte gerade mal 23 Minuten gedauert und es war viel zu einfach gewesen. Vielleicht, so dachte er, hielt er seinem Ego die Chance auf eine ruhmreichere Revange frei, indem er Fox nicht gleich tötete, sondern alles dem Zufall überlies.

      Gerade war er von seinem lebenden Fußabstreifer herabgetreten und wollte weggehen, da wurde er von etwas gehalten. Er blickte über seine Schulter zurück.
      Fox hatte sich auf den Bauch gelegt und hielt eine Hand um seinen Knöchel gekrallt.

      "Immer noch nicht genug?"

      "Ich lass dich nicht weg." fauchte der Verletzte.

      Bucharin fackelte nicht lange, er nahm das Schwert und rammte es Fox durch den Unterarm. Die Hand wurde vom Schmerz geschüttelt. Fox musste all seine Selbstdisziplin aufbieten, damit sein Körper das vom brennenden Schmerz gepeinigte Glied nicht einfach anzog und dadurch noch mehr Schaden verursachte.

      Der Ältere zog sein blutverschmiertes Schwert aus der Wunde heraus. Kurz betrachtete er die Wunde, die er ihm zugefügt hatte.
      Aus dem breiten Spalt, kurz vor dem Handgelenk quoll das hellrote Blut stoßweiße heraus, tropfte zu Boden, oder lief dem Arm hinab zum Ellbogen. Die Arterie war verletzt, beide wussten das, sie wussten, was passieren würde, wenn die Wunde nicht schnell versorgt werden würde.

      Grigori besah sich noch kurz die Wunde, lenkte seine Blicke dann zu Fox´ aufgedunsenem Gesicht.

      "Tja, sieht so aus, als wär´s das gewesen." er lächelte ihn an, drehte sich um und ging schnellen Schrittes weg. Auf seinem Weg nach draußen sammelte er noch seine eigenen Messer, Fox' Pistole und dessen Kampfmesser ein, bevor er endgültig verschwand.

      Fox hielt sich die blutende Wunde, immer noch wurde immerneues Blut hervor gepresst und sammelte sich am Boden in einer schimmernden Lache. Er hörte keine Schritte mehr. Langsam schob er den intakten Arm an sich hinab. Jede Bewegung war eine Qual, das Blut in seinem Körper wurde immer weniger. Er konnte die Umgebung schon nicht mehr sehen, alles wurde immer dunkler, so als würde jemand beständig das Licht dimmen. Alles war gedämpft, er fühlte sich, als hätte er jeweils eine große Luftblase in den Ohren.
      Sein Kopf sank zu Boden, die Augen geschlossen, er war schon fast weggetreten, als die Hand noch das Kugelschreiber-artige Objekt aus der Tasche zog und den Knopf fest drückte. Ein rotes Lämpchen an dem Gerät begann in regelmäßigem Takt zu blinken.
      Fox' Muskeln erschlafften, er war endgültig ohnmächtig.

      Im selben Moment draußen im Hubschrauber:

      Ink beschäftige sich gerade mit einer spannenden Partie Spider-Solitaire als das Notfall-Handy laut zu klingeln begann. Geschockt starrte die ganze Crew zu dem kleinen, schwarzen Mobiltelefon.

      "Scheiße!" Inks Ausruf deckte sich in etwa mit dem, was alle jetzt gerade dachten.

      "Da ist was passiert." vermutete Leo ungläubig.

      Ink griff nach dem Telefon, tippte schnell eine Nummer ein, es läutete zweimal aber niemand meldete sich. Sein Blick fiel zurück auf die drei jungen Soldaten hinter ihm, die ihn gespannt beobachteten.

      "Ja was is´ denn? LOS! Ab mit euch!"

      Eos wurde als erstem klar, dass sie jetzt das Rettungsteam waren das ihren Vorgesetzten da raus holen musste.

      Er begann Befehle zu brüllen: "Ihr habt ihn gehört. LOS LOS LOS!!"

      Die Seitentür des Helikopters flog auf, die drei Soldaten stürmten mit ihren Kalashnikovs im Anschlag auf das gewaltige Betongebilde zu. Niemand von ihnen dachte in diesem Augenblick daran, seine Sturmhaube überzuziehen. Viel zu überraschend war dieser Notruf gekommen.

      Derweil hatte Ink endlich Ace am Rohr:
      "Es gibt Probleme!!!"

      Nach viel längerer Zeit als Fox hatten die Drei die Tür des Hochbunkers erreicht.
      Die Situation war unübersichtlich, aber allen war eingebläut worden, in solchen Fällen immer geordnet vorzugehen. So taten sie es auch. In typischer Sturmmanier näherten sie sich der Tür.
      Alvarez legte die Hand auf den Türknauf. Sil und Leo sicherten ab, einer nach Vorne, durch den Türspalt, der Andere deckte ihren Rücken.
      Alle waren in Position.
      Krassnitz, der die Tür absicherte nickte Eos zu.

      "Mach auf!"

      Dieser warf die Tür auf, beide gingen langsam, die Waffen stets feuerbereit, als erste in die Halle. Leo folgte nach und schloss hinter ihnen die Tür.
      Die Drei gingen in einer Reihe vorwärts, führten den Lauf ihrer Gewehr überallhin, zielten in jedes Eck, wo sich Heckenschützen hätten verbergen können.

      Sil sah den regungslos da liegenden Körper als Erster.

      "Da drüben!"

      Die beiden Anderen sahen ihn auch, sie liefen rüber.

      "Oh scheiße." war Sil's erste Einschätzung, als er das Ausmaß der Bescherung erst richtig erkannte, bzw., wer da am Boden in einer Pfütze aus Blut lag.

      "Schau ihn dir an, wir zwei sichern." befahl Alvarez.

      Kaum waren sie bei dem bewusstlosen Offizier angekommen nahm der Sani seinen Rucksack vom Rücken und legte ihn neben den Körper.
      Die Eos und Leo beobachteten in der Hocke sitzend aufmerksam die Umgebung und hielten ihre Waffen klar zum Gefecht.

      Der Sanitäter begutachtete die Verletzungen und fühlte den Puls.

      Der Südamerikaner bemerkte das. "Lebt er?"

      "Ja, aber der Puls ist schwach. Er braucht eine Infusion und wahrscheinlich eine Blutspende. Leo!"

      Der angesprochene Asiate wandte den Kopf um: "Was?"

      "Nimm die Falttrage aus meinem Set, wir müssen ihn rausbringen."

      Während der Sprengstoff-Experte tat wie ihm aufgetragen worden war, band der blonde Österreicher mit einer Mullbinde behelfsmäßig den Arm ab. Die Blutung war noch nicht gestoppt, aber sie wurde merklich schwächer.

      "Wie lange dauert es noch, bis die Vorführung anfängt?" fragte Alvarez.
      Wie auf Kommando begann sich etwas zu tun in der Halle. Das Gebäude teilte sich in der Mitte, die beiden Hälften glitten langsam auf Rollen auseinander. Das Sonnenlicht zog eine grelle, ständig größer werdende Schneise durch das Halbdunkel der Kuppel.

      "Shit!"

      "Schneller!"

      "Fertig!" Leo hatte die Trage zusammengesteckt und legte sie neben Fox auf den Boden.

      "Du nimmst seine Füße!" befahl der Sani.

      "Okay."

      "Auf drei,..." Sil begann zu zählen. "......Eins........"

      "Macht schon!!!" rief Eos aufgeregt, die schützenden Gebäudehälften wurden immer weiter auseinandergefahren, gleich würde man die Gruppe vom Kontrollzentrum aus sehen können.

      "Drei!"

      Die beiden jungen Soldaten legten Fox auf die Trage, nahmen sofort deren Griffe, hoben ihn hoch und setzten sich Richtung Ausgang, der sich immer weiter weg bewegte, in Marsch.
      Eos sicherte nach wie vor den Abzug seiner Kameraden. Sie waren schon ein paar Meter weit gekommen, da bemerkte er den Rucksack des Sanitäters, der immer noch an der Versorgungsstelle lag.
      "Oh Scheiße!"

      Er spurtete zurück, nur kurz bevor das von draußen hineinflutende Licht die Tasche traf, griff er sie an einem der Träger und rannte damit schnell zu den beiden Anderen zurück.
      Nicht laufend, aber dennoch schnellen Schrittes näherten sich die Verletzten-Träger stetig dem Ausgang.

      Gerade als sie durch die Tür hinaus verschwanden, setzte sich hinter ihnen der Jet Alone in Bewegung.

      [Anmerkung des Autors: Und ab dieser Stelle läuft alles so wie im Anime]
      Kapitel 14: Früher war alles besser!

      "Bedaure, in dieser Stellung werden Sie keine Helden finden, nur Menschen!"
      Frontsoldat zu General Essling während der Schlacht um Budapest


      25. Februar 2002 - 20 km Südöstlich von Budapest

      "DECKUNG!!!!!"

      Für einen kurzen Moment machte sich eine Todesstille in dem Wald breit. Schnee bedeckte die Kronen der Bäume, bedeckte die Äste, bedeckte jede Nadel.
      Ein schriller Pfeifton hallte durch die Luft.
      'WUMMS'
      Eine Explosion. Erdklumpen wurden durch die Luft geschleudert und prasselten wie Wassertropfen zum Boden zurück. Alles was blieb, war ein wenig Rauch, der sich schnell verzog und der mannsgroße Krater.

      Ein Loch von Vielen. Der ganze Grund dieses Waldes war aufgewühlt, ein Durcheinander aus Trichtern. Der grau-braune Schlamm vermischte sich mit dem Weiß des Schnees und dem Blut der Toten.

      Wieder war Stille eingekehrt. Nur in der Ferne hörte man immer wieder einzelne Schüsse, MG-Feuer oder das Grollen der Artillerie.

      "Ist es vorbei?" fragte von irgendwoher eine halblaute Stimme.

      "Die wollten wohl nur testen, ob wir noch da sind." antwortete eine kernige Stimme aus einer anderen Richtung.

      Aus den Schlammlöchern, aus den Kratern und von den Rändern der Bombentrichter erhoben sich graue Kreaturen - Menschen - Soldaten, wie Schatten. Kleine Köpfe, die in dieser verunstalteten Szenerie ein wenig aus ihrer Deckung lugten.
      Manche trugen Helme, viele hatten gar nichts, oder nur eine einfache Haube auf dem Kopf, wieder Andere trugen einen Verband um den Schädel. Wieder diese Mischung. Weiß, rot, braun. Der weiße Verband besudelt mit dem Blut der Verwundungen und verdreckt vom allgegenwärtigen Schlamm. Blut und Schlamm, beides war hier allgegenwärtig. Es war kalt, es hatte sogar Minus-Grade, trotzdem gefror der Schlamm nicht, er wurde ja immer wieder aus neue aufgewirbelt, von den Granaten, von den Füßen der Soldaten.

      Dreck überall. Am Boden, eingetrocknet oder noch frisch auf der Kleidung, auf den Menschen, auf den Waffen.
      Grau waren Sie alle vom Schlamm, in dem sie schliefen, aßen, kämpften und zu Dutzenden starben.

      Zwei junge Männer drückten sich an die Seite eines der vordersten Granattrichter. Beide sahen dürr und ausgezehrt aus. Die Köpfe waren kahlgeschoren. Zwei Menschen, die auf das nötigste reduziert worden waren, Hauptsache, man konnte noch ein Gewehr tragen.

      "Alles in Ordnung?" rief eine Stimme, als sich alle sicher waren, dass keine weiteren Geschosse in ihre Richtung gefeuert wurden.
      "Nichts passiert." kam es aus verschiedenen Richtungen zurück.

      "Die sind heute ziemlich früh dran mit ihren Testschüssen." bemerkte einer der beiden Soldaten.
      Von seinem Kameraden kam keine Antwort, er späte über den Rand des Loches, hinaus in den dunklen Wald, dessen Boden mit kreuz und quer durcheinander liegenden Leichen übersät war.
      "Ich frag mich, ob sie heute versuchen durchzubrechen." begann der Soldat erneut.
      "Wir werden´s ganz bestimmt nicht übersehen." antwortete der Andere.

      "Gehst du wieder Hundemarken sammeln?"
      Der Späher rutschte zu dem anderen Soldaten zurück nach unten. Er sah auf sein linkes Armgelenk.
      "Irgendwer muss es ja machen."

      Beide nahmen ihre Waffen, die neben ihnen im Matsch lagen. Zusammen krochen sie über die andere Seite des Trichters zurück in die eigenen Linien. Vorbei an Löchern mit zusammengekauerten Soldaten. Manche schliefen oder zumindest versuchten sie es. Der Atem kondensierte vor dem Gesicht. Die Männer waren aschfahl von der Kälte der Nacht und der wenigen Bewegung. Andere wiederum waren so weiß, weil sie tot waren. Einfach tot und niemand kümmerte sich darum. Man merkte den Unterschied kaum und oft saßen Lebende mit den Leichen Seite an Seite und wussten es noch nicht einmal.

      Die Deckung zu verlassen war gefährlich. Immer wieder gab es Testangriffe mit der Artillerie und häufig schlichen sich Scharfschützen nah heran und schossen auf alles, was unvorsichtig genug war, sich zu zeigen.
      Aber dieses Mal passierte nichts davon. Die Beiden kamen ohne Probleme zu den hinteren Linien, die ebenfalls nur aus ein paar bemannten Bombentrichtern bestanden. Immer noch lag diese Stille über dem Ort, nur das Gewehrfeuer in weiter Ferne und ab und zu ein nahes Husten.

      Endlich konnten Sie aufstehen. Der Späher war ein wenig größer und scheinbar auch älter als der andere, aber nicht viel. Der Altersunterschied konnte höchstens fünf oder zehn Jahre betragen. Der Größere war Anfang dreißig, sein Kamerad Anfang bis Mitte zwanzig.

      Der Ältere trug einen Camouflage-Poncho aus dünnem Stoff über seinen verschmutzten Sachen, dazu einen ramponierter Kevlar-Helm und ein G3-Sturmgewehr.

      An dem Kleineren sah man deutlicher, dass er die ganze Nacht über im Dreck gelegen hatte. Seine ganze Vorderseite war klatschnass. Der olivgrüne Anorak war aus wasserdichtem Material aber seine Hosen waren durch und durch dunkel gefärbt von dem aufgesaugten Wasser und vor allem an den Knien braun vom Matsch. Der junge Mann war braungebrannt, wahrscheinlich Südeuropäer.

      Mit müden Schritten entfernten sich die Beiden weiter von der Front. Vorbei an kleinen und großen Bäumen, manche waren abgebrochen, andere abgeschnitten. Viele der jungen Bäume waren eingezäunt. Es konnte noch nicht lange her sein, dass dieser Forst bewirtschaftet worden war und dann war der Krieg gekommen.
      Sie gingen weiter. Die Krater wurden weniger, der Feind hatte sich mittlerweile ziemlich gut auf ihre Stellungen eingeschossen. Immer wieder lagen Tote am Boden. Verletzte, die von der Front nach hinten gebracht worden waren aber am Ende doch nicht überlebt hatten. Steife Leichen, blass und mit schmerzverzerrten Gesichtern gestorben.

      Der Geruch von verbranntem Holz stieg ihnen in die Nase. Einige Soldaten hatten ein kleines Lagerfeuer aus abgerissenen Ästen gemacht. Es waren Verletzte, die nicht mehr kämpfen konnten. Jeder war bandagiert. Einem fehlte der rechte Unterarm. Ein Anderer hatte einen Verband am Kopf, der rote Fleck zeugte davon, dass er am Auge getroffen worden war. Bei ihnen war ein Sanitäter, der sich von ihnen nur in dem Rot-Kreuz-Zeichen auf seinem Helm und der Armbinde unterschied.

      Der Jüngere rieb sich angestrengt die Hände um sich aufzuwärmen.
      "Wann wohl endlich Verstärkung kommt?"

      "Wenn überhaupt welche kommt."

      Plötzlich hörte man Hufschläge. Auf einem Pfad zwischen den Bäumen trabten Pferde herüber. Erst schneller, dann langsamer, als sie in den dichteren Teil des Waldes kamen. Auch die Männer am Lagerfeuer hatten die Reiter bemerkt. Zwei Pferde kamen den Weg entlang. Beide Reiter waren dick eingemummt, einer trug ein schwarzes Barett, der Andere einen Helm.

      Zügigen Schrittes trabten die Pferde auf die beiden Soldaten zu. Der Mann mit dem Barett zog den Schal, der Mund und Nase verdeckt hatte herunter. Er salutierte von oben herab und ließ sein Reittier neben den jungen Männern anhalten, während diese den Salut erwiderten.

      Erst jetzt erkannten Sie den Reiter, der da zu ihnen gekommen war. General Günther von Essling, Kommandant der vor Budapest stationierten Heeresgruppe Süd.

      "Guten Morgen, Soldaten." grüßte der General

      "Guten Morgen, Sir."

      "Wo finde ich euren kommandierenden Offizier?"

      Die beiden Soldaten sahen einander kurz an, bevor der Ältere antwortete:
      "Ähhh....Ehrlich gesagt, wir wissen nicht, wer jetzt die Verantwortung trägt, Sir. Die meisten Offiziere sind tot oder vermisst."
      Essling wandte sich zu seinem Begleiter um.
      "Dann kommen wir ja gerade Recht."
      Der vermummte Reiter nickte wortlos, stieg aus dem Sattel und begann ebenfalls sich seines Schals und des dicken Wintermantels zu entledigen.
      Der Größere der beiden Soldaten nahm derweil das Pferd an den Zügeln.
      "Wie heißen sie, Soldat?" fragte ihn Essling.
      Der Soldat drehte sich um und blickte zum General hinauf: "Fuchs, Sir. Sergeant Johannes Fuchs."
      Essling nickte registrierend.
      "Hören sie, Soldat. Sie sind jetzt Lieutenand Fuchs. Sie werden den Mann da so gut es geht unterstützen, er ist ab jetzt ihr neuer Kompaniechef."
      Essling zeigte auf seinen Begleiter, der sich gerade seiner letzten unnötigen Anhängsel entledigte. Es war ein relativ alter Mann, zumindest für einen Offizier im Feldeinsatz. Er musste ungefähr fünfzig sein, trotzdem sah er relativ fit aus, wenn auch nicht muskulös, aber das war in diesen Zeiten niemand mehr. Er reichte dem Lieutenand die Hand zum Gruß.
      "Captain Grigori Bucharin, erfreut." sagte er mit schwach hörbarem russischem Akzent.

      "Was für eine Freude das ist, werden wir noch sehen." flüsterte der jüngere Soldat Fuchs ins Ohr.
      Der Angesprochene jedoch ignorierte ihn.

      Der General wandte sich erneut seinem Begleiter zu.
      "Captain, ich erwarte, dass sie sich um die Sache hier kümmern."

      "Natürlich, Sir." Grigori hatte alles was er nicht brauchte auf den Sattel gelegt. Er trug nur noch die uniforme NATO-Jacke kombiniert mit einer dazugehörigen Hose. Dazu noch sein Helm und seine Waffe, eine AKM-SU.

      Einen Augenblick lang war es wieder still. Von weit her hörte man wieder das Donnergrollen von Bombenexplosionen.

      "Das sind große Tage, die wir hier erleben dürfen." begann Essling. "Hiervon werden die Kinder noch in der Schule lernen, wenn wir längst den Weg aller Sterblichen gegangen sind."

      "Ich würde meinen Platz in den Geschichtsbüchern liebend gerne gegen ein paar volle Magazine eintauschen." entgegnete der jüngere Soldat.

      Der General konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen.
      "Ihr werdet vorerst mit den Geschichtsbüchern vorlieb nehmen müssen."

      "War ja klar."

      Essling nahm die Zügel des zweiten Pferdes und wollte gerade wieder losreiten, da wurde er von dem frisch ernannten Lieutenand aufgehalten.

      "Sir?"

      "Was ist noch?"

      "Reiten sie wieder ins Hauptquartier zurück?"

      "Zunächst sehe ich mir an, was weiter oben los ist, aber ja, danach kehre ich zum Stab zurück."

      "Wenn es ihnen nicht ausmacht, Sir...." Fuchs sah sich verstohlen nach allen Seiten um. Als er sich sicher war, dass sie bis auf die Anwesenden niemand beobachtete zog er unter seinem Poncho ein kleines Stoffsäckchen hervor.
      "...nehmen sie das hier bitte ins Hauptquartier mit."

      Essling nahm es ihm ab und öffnete es. Im Inneren befanden sich Unmengen von GDI-Erkennungsmarken. Jede Marke repräsentierte ein Leben. Manche waren dreckverkrustet, andere Blutverschmiert.

      Hunderte Leben. Hundert Tode. Hundert mal Todesangst, Schmerz und Qualen. Jeder war für sich allein gestorben.
      Ihren Familien würde man schreiben, dass sie heldenhaft im Einsatz bei einer wichtigen Operation gefallen waren. In Wirklichkeit waren sie hier gestorben, in verschlammten Löchern. In Fetzen gerissen von Granaten, erschossen, verblutet, erfroren.

      Nur schwer konnte der General seine Blicke von dem Zeugnis der sich anbahnenden Niederlage abwenden. Schließlich packte er das Säckchen aber doch ein, salutierte kurz und ritt weiter.

      Die drei Soldaten sahen ihm nach.

      "Ja." sagte Bucharin gedankenverloren.

      Fuchs tat es ihm gleich. "Ja."

      Essling war im Dickicht der Bäume verschwunden. Bucharin wandte sich den beiden Soldaten zu.
      "Wo bin ich hier eigentlich?"

      Fuchs und sein Begleiter sahen einander erneut an. Dieser Kerl sollte das Kommando führen und hatte keine Ahnung, wo er überhaupt war. Ein resignierendes [Prost Mahlzeit] ging beiden in diesem Moment durch den Kopf. Erst dann antwortete ihm Lieutenand Fuchs: "Beim 291. Infanterieregiment, zumindest was davon übrig ist. Irgendwo ziemlich am östlichen Rand der Kampflinie"

      "Aha." Der Russe nickte. "Mal ganz abgesehen davon, das die Offiziere alle tot sind, gibt es hier irgend jemand, der ein bisschen die Übersicht behält?"

      "Das wären dann wohl die Zugführer." bemerkte der kleinere Soldat.
      "Spaghetti, geh los und such die Zugführer." Befahl Fuchs und ergänzte: "Wir treffen uns hinten beim alten Bunker."
      Der Südeuropäer sah ihm tief in die Augen. "Spaghetti" sagte er böse und schüttelte den Kopf.
      Sein Kamerad grinste ihn nur verhalten an. In dieser Umgebung und in dieser Situation war ihm nicht nach Lachen zu mute, niemandem war das.

      Der Italiener wollte gerade losgehen, da hielt er noch einmal an und drehte sich zurück.
      "Und was soll ich machen, wenn die auch tot sind?"

      "Dann holst du eben die Leute, die Befehle geben. Ist mir Wurst! Irgendwen! Du gehst die Front nach Westen ab und ich nach Osten."

      "Von mir aus."

      Die beiden trennten sich endgültig, einer nach Westen, einer in die Gegenrichtung. Ihren Vorgesetzten ließen sie einfach so stehen. Das war nicht respektlos, nach ein paar Tagen ohne Offiziere waren sie einfach dazu übergegangen, sich ihre eigenen Befehle zu geben. Eigentlich etwas ganz neues für die GDI, die vorher vor allem dafür bekannt gewesen waren, nur auf Befehl zu handeln.

      "Ich komme mit." rief Bucharin und schloss sich dem Lieutenand an, um nicht allein an der Front zu sitzen, zumal er nicht wusste, wo dieser "Bunker" sein sollte, wo sie sich treffen wollten.


      Kurze Zeit später gingen diese Beide durch die verwüstete Landschaft, nur wenige hundert Meter hinter der eigentlichen Frontlinie. Der Wald war hier dichter, was dafür gesorgt hatte, dass viele Granaten schon in den Baumwipfeln detoniert waren. Die Krater am Boden waren zwar zahlreich, aber was einem als erstes ins Auge stach waren die vielen abgerissenen Äste die den Boden säumten und die umgefallenen Bäume, die quer über der Szenerie lagen. Es war schwer sich hier durchzukämpfen, der Boden war aufgeweicht, überall waren tiefe Löcher von eingesunkenen Stiefeln, in denen sich das Wasser sammelte und überfror.

      "Also?" begann Grigori. "Wollen Sie mich nicht darüber aufklären, was für ein Haufen mir jetzt untersteht?"

      Sein Begleiter war nicht erfreut über diese Pflicht. Er wollte jetzt nichts über die Einheit erzählen, denn es brachte ihn dazu, ständig an die Männer zu denken, die in den letzten Tagen gefallen waren. Schließlich kämpfte er sich aber doch zu einer Antwort durch.

      "Wenn Sie das unbedingt wünschen, Sir. Wir sind das 291. Infanterieregiment. Ein Freiwilligenverband, aufgestellt vor 8 Monaten in Österreich."

      "Freiwillige?"

      "Ja, Leute die nicht dem Heer angehören aber sich hierfür gemeldet haben. Leute von der Marine, vom Nachrichtendienst, von der Luftwaffe und viele von der ungarischen Nationalgarde, die lieber mit uns kämpfen als mit ihren Landsleuten."

      "Aha........die Offiziere sind also tot, wie viele Kämpfer sind insgesamt noch einsatzfähig?"

      Wieder musste der Jüngere an seine gefallenen Kameraden denken und an die Freunde die vermisst wurden.

      "Als wir in Wien aufgestellt wurden, hatten wir die vollen tausend Mann. Letzte Woche, als wir die Stellung hier übernommen haben, waren davon noch 488 übrig. Heute Morgen sind wir beim Zählen nur noch auf 254 gekommen."

      "Sie wissen das ziemlich genau." stellte der Ranghöhere fest.

      "Dass wir hier festsitzen heißt nicht, dass wir nicht wissen, was in unserem Abschnitt geschieht."

      Beide schwiegen. Durch die Stille hörte man wieder einzelne Schüsse, und kurze Salven. Es war nur eine Frage der Zeit, bis der nächste größere Angriff bevorstand.

      Die zwei Soldaten stiegen gerade über eine umgestürzte Kiefer als Bucharin wieder sprach: "254.....Also nicht mehr viel, was ich noch kommandieren könnte."

      "Das sollte das kleinste Problem sein."

      "Sondern?"

      "Ihre Schlussfolgerung sollte lauten: Also nicht mehr viel, was die Rebellen noch davon abhalten könnte uns einfach zu überrennen und alle zu massakrieren."

      Die gewählte Ausdrucksweise überzeugte den Captain davon, dass sein Begleiter eine höhere Schulbildung absolviert hatte. Eigentlich nichts ungewöhnliches. Ein Großteil der ersten GDI-Generation hatte aus liberalen Studenten aller Herren Länder bestanden. Aber dennoch war beruhigend zu wissen, dass der Soldat neben ihm nicht irgendein dahergelaufener Depp war.

      "Könnte ja gar nicht besser laufen und dazu noch die Flanke." Bucharin's sarkastischer Unterton war kaum zu überhören.

      Den Jüngeren beschäftigte allerdings weniger der Sarkasmus als die Aussage an sich.
      "Nein, wir sind hier nicht an der Flanke, weiter unten am Fluss liegt noch das fünfte Battalion unter Major Roncharde."

      "Wisst ihr das nicht?"

      "Was nicht wissen?"

      "Das Fünfte ist in der Nacht abgezogen worden. Die sind hinter eurer Linie den Fluss hoch und über die Brücke bei Blankovice zum Rest der Division. Das Hauptquartier hat die ganze Zeit über versucht euch das zu funken."

      "Wir haben hier keine Funkgeräte. Wir hatten eins, aber das ist schon am zweiten Tag gemeinsam mit dem Regimentskommando bei einem Bombenangriff in die Luft geflogen."

      "Also steht die Linie noch genau wie gestern?!" fragte der Russe aufgeregt.

      "Ja sicher" Erst jetzt wurde ihm gewahr, was eigentlich los war. Wenn das Fünfte weg war, bedeutete das, dass ihre Flanke offen in der Luft hing und der Feind jeder Zeit dort angreifen und von der Seite ihre komplette Linie aufrollen konnte.

      "Scheiße."

      "Und wie sieht die...waah!" Fuchs wollte Bucharin gerade nach der Lage an den anderen Fronten fragen, als er über etwas stolperte und mit de Gesicht in Schlamm landete.
      Schnell rappelte er sich aus dem kalten Matsch auf.
      "Ja Scheiße, was liegt dann hier schon wieder, rum."
      Er sah zu seinen Füßen hinab, dort ragte ein Bein aus dem Schlamm.

      "Grundgütiger!"

      Grigori half ihm auf. Einen Moment lang sah er wie paralysiert auf den steif gefrorenen Leichnam hinab. Halb im Dreck verschüttet lag er auf dem Rücken, den Bauch weit aufgerissen, die Innereien heraushängend, das Blut stand wie eine Pfütze im Bauchraum, es war gefroren. Er erinnerte sich daran, warum er heute morgen überhaupt erst sein Schützenloch verlassen hatte - Erkennungsmarken sammeln. Einen Meter von dem Bein entfernt lag ein Stahlhelm, halb verschüttet im Schlamm. Fuchs wischte die Erde weg. Tatsächlich, unter dem Helm kam ein Gesicht zum Vorschein. Tote, leere Augen starrten ins Nichts, der Mund voll von braunem Dreckwasser.
      Der Soldat schluckte unangenehm. Er hatte diesen Geschmack im Mund, wie wenn er ausgetrocknet wäre. Schon vielen Toten ihre Hundemarken abgenommen, aber selten war einer so schlimm zugerichtet gewesen wie dieser hier.
      Er griff an den Hals des Toten hinab. Dort waren an einer Kette zwei Marken aufgefädelt. Die GDI-Kennmarken waren sechseckige Kunststoffstreifen mit den wichtigen Daten - Name, Dienstnummer und Blutgruppe eingraviert.
      Er riss eine der Marken ab, wischte den Dreck ein wenig herunter um den Namen zu lesen.
      Im stockte der Atem.
      "Marco Estrada."

      Bucharin stand neben ihm. "Wer?"

      "Er ist........war mein Kompaniechef, ich war sein Stellvertreter. Vor vier Tagen habe ich ihn zuletzt gesehen."
      Apathisch stand er neben den sterblichen Überresten seines einstigen Vorgesetzten. Auch jetzt, da er wusste, wer da lag, konnte er es nicht glauben. Captain Estrada hatte immer eine so freundliche Aura ausgestrahlt. Wie er da lag, mit dieser Fratze, geformt von den Höllenqualen seiner letzten Sekunden, so erkannte man ihn gar nicht.

      Zum Trauern blieb keine Zeit. Der Krieg ging weiter. Er ging weiter und jeder, den er überrollte, wurde einfach vergessen. Jeder starb für sich allein. Jeder! Alle starben einen kleinen, einsamen Tod in den kalten Wäldern von Budapest.

      Sie mussten weiter. Aber dem jungen Soldaten war nicht mehr nach reden zu Mute. Reden tat weh. Stille tat weh. Denn sofort hörte man wieder aus der Ferne das Geschützfeuer, die Schüsse, die Salven. Wieder starben Menschen, irgendwo, irgendwie. Irgendwo fielen hier immer junge Männer in den Dreck und blieben liegen, blieben liegen und würden niemals wieder aufstehen.

      Bucharin wollte versuchte ihn gar nicht aus seinen Gedanken zu reißen. Sein Begleiter war zwar gute dreißig Jahre alt, aber scheinbar nicht sonderlich kampferfahren. Seine Nerven wahren wohl nicht stark genug für den Grabenkrieg, aber das war bei den meisten Menschen so. Früher oder später änderte sich das. Man stumpfte ab, das Sterben wurde alltäglich. Der Tod interessierte einen nach und nach nicht mehr. Zuerst war es egal, wenn Fremde starben, danach kümmerte es einen nicht mehr, wenn die eigenen Freunde verreckten und am Ende war einem der eigene Tod egal.
      So hatte es der Russe zumindest bei sich selbst in seiner eigenen Jugend erlebt.

      So suchten diese beiden Soldaten in morbiden Gedanken versunken ihren Weg an der Front entlang zu den Kommandeuren der dort stationierten Kompanien. Der Wald lichtete sich wieder. Nicht, weil hier weniger Bäume standen, vielmehr hatte die feindliche Artillerie hier mehr gewütet als irgendwo sonst. Die Bäume waren in Stücke gebombt worden. Am Boden gingen die Krater fließend ineinander über. In den tiefen Trichtern, stand das Wasser teils zwei Meter hoch. Immer wieder sah man Hände aus dem schmutzig braunen Wasser herausragen, die sich krampfhaft in den Boden gekrallt hatten. Oft waren Verletzte in die Senken gerutscht und dort ertrunken.

      Grigori bemerkte, wie dieser grauenhafte Anblick seinen jüngeren Begleiter zusehends mitnahm.
      "Sagen sie, sie haben gesagt hier wären alle Freiwillige?"

      Wie der Alte gehofft hatte, wurde Fuchs von den vielen Leichen abgelenkt. "Ja."

      "Was haben Sie gemacht, bevor sie hier gelandet sind?"

      "Ich war beim Nachrichtendienst."

      "Ach wirklich?" Eigentlich wollte sich der Ältere mit niemandem hier anfreunden, dann war es einfacher die Jungs sterben zu sehen. "Da war ich auch. Für was waren sie zuständig."

      "Ich war Detektiv."

      "Detektiv?"

      "Na ja, nicht wirklich Detektiv, wir haben uns nur immer so genannt. Wir haben für das Kriegsverbrechertribunal gearbeitet, haben Aussagen aufgenommen und so ein Kram. Ich zusammen mit meiner Frau Mi...."

      Bucharin unterbrach ihn harsch. "Still!!"

      Ihm war, als hätte er ein fernes 'Plop'-Geräusch gehört. Beide lauschten in die Stille hinein.

      Plötzlich hörten sie es. Ein hohes 'ÜÜÜÜÜ' Geräusch, das schnell lauter und tiefer wurde.

      "Runter!" Grigori riss Fuchs auf den kalten Boden hinab.

      Gerade in diesem Moment begannen die Granaten einzuschlagen 'KABOOM!' Ein heller Blitz. Feuer. Erde wurde aufgewirbelt. 'ÜÜÜ' 'ÜÜÜ' noch mehr Bomben kamen. 'WUMMS' 'BUMM' Die Erde bebte unter dem Schock der Explosionen. Holz zerbarst und flog quer durch die Luft. 'KABOOM!' Eine Granate traf direkt in einen Graben und riss die Soldaten darin in Stücke. Immer mehr Geschosse pfiffen durch die Luft. 'BUMM' Der Boden schüttelte sich. Durch das irre Pfeifen hörte man Schreie hindurch. Fuchs wagte nicht aufzusehen. Er wollte nicht sehen, wie die Feuerbälle die Fetzen der Soldaten die sie getötet hatten in alle Richtungen rissen.
      Etwas packte ihn am Arm.
      "LOS! WIR MÜSSEN HIER WEG!" brüllte der Alte. Fuchs packte noch sein Gewehr. 'WUMMS!'
      Sie waren mitten ins Sperrfeuer geraten, so schnell sie ihre Beine tragen konnten, rannten sie auf die Bombenlöcher zu. 'BUMM' eine Granate sprengte einen Baumwipfel ab, der krachend auf die Soldaten in dem Graben unter ihm viel.
      "HIER REIN!" brüllte den beiden ein Soldat aus seinem Loch entgegen.
      Mit letzter Kraft stürzten Bucharin und Fuchs in die rettende Deckung.
      'ÜÜÜÜ' 'KABUMM!' Die Bombe schlug ganz Nah ein. Erde regnete auf die Soldaten herab, die sich panisch an die Wände ihrer Deckung pressten.
      'ÜÜÜ' Es hörte nicht auf. Es hörte einfach nicht auf. 'BUMM' Jeden Einschlag konnte man auf durch die Erde spüren, alles Bebte unter dem Donnergrollen der Granaten.
      'WUMMS!'

      Ebenso schnell wie es begonnen hatte, hörte das Sperrfeuer auch wieder auf. Augenblicklich hörte man wieder das Gebrüll.
      "Alles in Ordnung?"

      "Müller ist tot!" rief jemand.

      Aber fürs erste stieg niemand aus den Gräben. Viel zu oft war es vorgekommen, dass die Artillerie nur für eine Minute ausgesetzt hatte um sie dann beim Bergen der Verletzten kalt zu erwischen.

      Fuchs wagte es nur zaghaft, die Augen aufzumachen, nur um vielleicht zu sehen, dass ihn eine Granate erwischt hatte und er womöglich keine Beine mehr hatte. Aber alles war noch da, er war unverletzt.
      Er sah auf. Eine Gestalt stand über ihm vor dem grau behangenen Himmel. Nur langsam konnten sich seine Augen an den Kontrast gewöhnen. Aber schnell sah er, bei wem er gelandet war.

      "Fuchs, was machst du denn hier?"
      fragte der Mann. Es war Martin van deer Bruijk, einer der Kompaniechefs, die sie gesucht hatten. Noch etwas benommen blickte Fuchs zur Seite. An den Rand des Trichters gelehnt blickte ein älterer Mann mit seinem Fernglas über den Rand des Trichters hinaus - Sergeant Ekkströlm, ein weiterer Kompanieführer.
      Erst jetzt konnte er Bruijk's Frage Antworten.

      "Ich suche euch."

      "Wieso?"

      "Das fragst du am besten den da." Er zeigte auf Bucharin, der gerade erst dabei war sich aufzurappeln, nachdem er beim Sprung in die Stellung ziemlich hart auf dem Genick gelandet war.

      Bruijk war etwas dicklicher, gemütlich wirkender Mann mit braunem Schnauzbart. Er wandte sich dem Russen zu.

      "Und wer zum Teufel sind sie?"

      Grigori hielt sich mit einer Hand sein schmerzendes Kreuz, die Andere streckte er dem Unteroffizier grüßend entgegen.
      "Captain Grigori Bucharin, der neue Regimentskommandant"
      Van deer Bruijk schüttelte seine Hand.
      "Aha. Also ich weiß nicht, Captain, ob ich ihnen gratulieren, oder sie bemitleiden soll."

      Fuchs stand nun auch auf.

      "Sir, das sind die beiden Kompanieführer, die sie brauchen, Lieutenand van deer Bruijk, Alpha-Kompanie und Sergeant Ekkströlm, Gamma-Kompanie."
      "Wer zum Geier sind sie denn?" rief der alte Soldat mit dem Fernglas, der die beiden bis jetzt ignoriert hatte.

      Ekkströlm war ein erfahrener Soldat, der lange vor seinem Engagement in der GDI seinen Dienst bei den norwegischen Streitkräften geleistet hatte, es aber mangels Gelegenheit niemals zu höheren Ehren gebracht hatte. Seine Haare hatten bereits einen dezenten Graustich, um den Kopf herum trug er einen Verband der auch die Ohren bedeckte. In diesem Moment machte er einen leicht verwirrten Ausdruck.

      "Ich bin Captain Bucharin, der ne...."

      "WAS?" fragte Ekkströlm laut.

      "Sie müssen ihn entschuldigen, eine Granate ist direkt über seiner Stellung hochgegangen. Der Sani sagt, das rechte Trommelfell ist hinüber." kommentierte Lieutenand van deer Bruijk.

      "WAS?" rief der Sergeant wieder laut. "Was hat er gesagt? Sie müssen lauter reden, ich hör rechts nichts mehr."

      Bruijk stellte sich neben ihn und rief in sein linkes Ohr. "Das ist der neue Kommandant! Er will irgendwas mit uns bereden."

      "Nicht so laut!" rief Ekkströlm zurück, "Auf DEM Ohr höre ich noch gut genug!"

      "Kommen sie mit." befahl Bucharin knapp, bevor er vorsichtig aus dem Loch stieg und geduckt nach hinten zurücklief.

      "Wir gehen zum Bunker." erklärte Fuchs und machte es seinem Vorgesetzten nach.

      "Ob irgendjemand merkt, dass wir nicht da sind?" meinte Bruijk zu sich selbst.

      "WAS?" fragte der alte Ekkströlm wieder.

      "WIR GEHEN ZUM BUNKER!!"


      Eine halbe Stunde später saßen sieben Männer um einen verwitterten Baumstumpf vor den Überresten eines altersschwachen Betonbunkers aus dem zweiten Weltkrieg.

      Fünf von ihnen waren die Anführer der einzelnen Kompanien dieses Regiments, Fuchs war einer davon. Noch vor sieben Tagen hatten diese Leute lediglich einzelne Züge kommandiert. Aber das war nicht weiter schlimm, ihre Kompanien waren in den letzten Tagen allesamt auf die Größe eines Zuges mit nur 50 Mann zusammengeschrumpft.

      "Wo ist Marco?" fragte einer der Männer.

      "Marco..........Captain Estrade ist tot, wir haben seine Leiche erst vorhin gefunden."

      Bucharin trat zu den Unteroffizieren heran.

      "Meine Herren, zunächst will ich eine Sache von ihnen wissen: Ist es möglich, die Stellung zu halten? Was ist mit den Vorräten? Was ist mit Munition?"
      "Nur noch für maximal 24 Stunden vorhanden" antwortete Bruijk.
      "Reserven?"
      "Nicht vorhanden."
      "Verpflegung?"
      "Nicht vorhanden."
      "Medizin?"
      "Nicht vorhanden."
      "Artillerieunterstützung?"
      "Nicht vorhanden."
      "Moral"
      Einhelliges schweigen machte sich unter den herbeizitierten Soldaten breit.
      "Verstehe."

      "Sir," einer der Kommandeure, die aus dem Westen hinzugekommen waren stand auf. "unter diesem Umständen möchte ich ihnen nahe legen, den Rückzug anzuordnen. Wir haben kaum noch Munition und sind mindestens 1 zu 5 in der Unterzahl. Die Leute haben Hunger, es ist eiskalt und sie kämpfen schon seit sieben Tagen ums nackte Überleben."

      "Verdammt nein!" Schimpfte Grigori. "Die Rebellen können nur an dieser Stelle hinter uns über den Fluss. Weiter oben und unten ist die Strömung zu stark und alle großen Brücken sind gesprengt worden. Sie können nur bei uns durch!"

      Er beruhigte sich ein wenig.

      „Essling.........macht sich Sorgen um die vielen Zivilisten, die noch in der Stadt sind. Die Regierung von Ungarn hat es nämlich lieber vorgezogen ihr letztes Geld zusammenzukratzen und sich damit in die Schweiz abzusetzen anstatt Budapest zu evakuieren. Wenn die Rebellen die Stadt erobern werden sie dort genauso wüten wie bei den Massakern im Süden.
      Davon mal abgesehen.........Mir sind diese Leute egal. Ich bleibe hier aus einem anderen Grund.
      Wenn wir hier verlieren, bricht die ganze Front zusammen und die Rebellen jagen uns bis nach Österreich zurück. Wir wären wieder genau da, wo dieses Abenteuer vor einem halben Jahr angefangen hat, nur mit dem Unterschied, dass wir eine viertel Million Kameraden bei dieser Kampagne verloren haben.
      Essling will die Rebellen in den südlichen Vororten festnageln und sie dann im Häuserkampf aufreiben. Der Befehl zum Rückzug wird kommen, ...."
      er nickte
      "............irgendwann. Und glaubt mir, ich will auch keine Sekunde länger hier bleiben als nötig.

      Die Soldaten schwiegen bedrückt. Kaum einer glaubte, hier noch lebend raus kommen zu können. In einiger Entfernung hört man Bombeneinschläge, MG-Feuer, einzelne Schüsse, es flammte wieder auf.

      "Was sollen wir unseren Soldaten sagen? Dass sie einfach hier bleiben sollen."

      "Was ich erwarte, ist dass sie sagen, sie sollen bis zum letzten kämpfen."

      "Zum letzten was?" rührte sich Fuchs von der Seite. "Zum letzten Schuss Munition? Bis zum letzten Mann? Bis zum letzten Stückchen Sinn, das noch da ist in dieser ganzen Scheiße?"

      Bucharin und der Jüngere sahen sich voll blinder Wut in die Augen. Nach einigen Sekunden blickte Grigori in die Runde, er wusste, dass Fuchs nur ausgesprochen hatte, was alle anderen dachten.

      "Ich will, das sie zu ihren Leuten zurück gehen. Ich will, dass sie ihnen sagen, was ich ihnen jetzt sage:" Er räusperte sich kurz. "Wenn ihr nach Westen schaut, dann seht ihr die Kampflinie unserer Verbände. Sehr ihr aber in die Gegenrichtung...........dann ist dort nichts. Das ist, weil wir die Flanke sind. Bei uns hört alles auf. Wir dürfen uns nicht zurückziehen. Wohl und Wehe unserer Armee wird hier entschieden."

      Ekkströlm sah ihn an und wandte sich anschließend zu Bruijk zurück.

      "WAS HAT ER GESAGT?"

      Erst jetzt merkte Bucharin, dass er noch keinen einzigen Befehl ausgegeben hatte. Eigentlich war es nicht nötig. Die Soldaten hatten die Linie eine Woche lang selbstständig gehalten und auch wenn sie weg wollten, was nur verständlich war, sie würden doch weiterkämpfen.

      "Wir machen folgendes:"
      Er ging zu der Karte, die auf dem Baumstumpf in der Mitte der Gruppe lag.
      "Sergeant Ekkströlm, sie schwenken mit ihrer Einheit zurück und bilden mit Lieutenand van deer Bruijk eine Ecke, das macht es schwerer, die Flanke zu umgehen.............."
      Der alte Russe machte eine bedächtige Pause.
      "Wir gehen hier nicht weg, zumindest nicht heute! Das wäre dann alles."

      Auch Fuchs wollte sich mit seinem jüngeren Begleiter gerade auf den Weg zurück zu seiner Stellung machen. "Komm!"

      "Sie beide nicht!" hörten sie plötzlich Bucharin hinter ihnen rufen.

      "Warum nicht?"

      "Ich will mir die Feindstellungen ein wenig ansehen und Sie scheinen sich ja recht gut im Gelände auszukennen."

      "Eine Patroullie? Als ob wir nichts besseres zu tun hätten!" rief der Italiener genervt aus. Aber es half nichts. Rang war Rang und Bucharin's Rang war nun mal der Höchste vor Ort.


      Nur wenige Minuten später waren Bucharin, Fuchs und ihr italienischer Begleiter auf dem Weg zurück zur Front. Dorthin zurück, wo Fuchs seinen Tag begonnen hatte. Es war Mittag geworden. Die gelbe Scheibe am Himmel konnte die grauen Wolken nur mit Mühe ein wenig durchbrechen.
      Trotzdem, es war immer noch kalt. Das und der Mangel an Bewegung machte den Soldaten in den Stellungen zu schaffen, sie hatten häufig mit Erfrierungen zu kämpfen.

      "Wartet mal kurz!" bat Fuchs die beiden Anderen und machte sich aus dem Staub.

      "Sagen Sie, Soldat, was ist er eigentlich für Typ?" begann Grigori.

      "Fuchs? Keine Ahnung, ich kenn ihn erst seit drei Tagen."

      "Wie kommt das?"

      "Ich gehöre eigentlich zum 58. Regiment unter Colonel Whittaker."

      "Ist das 58. nicht schon vor fünf Tagen eingekesselt und komplett aufgerieben worden?"

      "Doch. Sicher." Der Südeuropäer grinste schelmisch. "Aber ich hab zu der Zeit eine Nachricht ins HQ gebracht und als ich dann zurück zu meinem Haufen zurück wollte haben sie mir an der Front gesagt, dass es die gar nicht mehr gibt. Bei 'nem Angriff hab ich mich einfach in den nächst besten Graben geworfen und bin so zufällig neben ihm gelandet."

      "Wie ist ihr Name, Soldat?"

      "Canucci, Sir. Allessandro Cannuci."


      Etwas abseits in einem der verschlammten Trichter war ein Sanitäter gerade dabei einem jungen Soldaten einen Verband um den Kopf zu wickeln. Der Sani war ein kleiner rundlicher Mann mit Vollbart und roten Backen. Seine ganze Montur war vorne rot vom eingetrockneten Blut seiner Patienten.

      Plötzlich fühlte und hörte er wie etwas metallisches zweimal kurz auf seinen Helm klopfte, während hinter ihm jemand seinen Namen sagte.
      "Steven?"
      Er ließ von dem Verwundeten ab und drehte sich um, es war Fuchs, der die Mündung seinen Gewehrs benutzt hatte um Anzuklopfen.

      "Ah schön, du lebst auch noch." bemerkte der Sanitäter trocken und begann wieder sich dem Verletzten zu widmen.

      "Hast du noch Mullbinden?" hörte er den Lieutenand hinter sich fragen, während dieser sich gleichzeitig in den Trichter hinabrutschen ließ.

      "Ein Paar." antwortete Steven. "Wenn ich so weitermachen muss, reichen sie mir aber nicht mehr für den ganzen Tag."

      Fuchs griff unter seinen Tarn-Poncho und zog eine Rolle schneeweißer Mullbinden hervor. "Hier bitte."

      "Hast du die wieder beim Leichenfleddern gefunden?"
      Gleichgültig zuckte der Lieutenant mit den Schultern. "Wenn du so willst." Bevor er sich dem Verletzten zuwandte.
      "Lefcot, ist es schlimm?"

      Der Angesprochene schüttelte kraftlos den Kopf. Durch seinen frischen Verband hindurch begann langsam das Blut einen Fleck zu bilden. Sein ganzes Gesicht war rot von Blut, die Haare waren verklebt, er musste noch vor kurzem ziemlich stark geblutet haben.

      "Granatsplitter, halb so wild."

      "Hat das schwere MG noch Munition?"

      "Nein, seit gestern Abend schon nicht mehr."

      "Gut, ich werd mich mal umsehen, vielleicht kann ich was auftreiben."

      Er widmete sich wieder dem Sanitäter, der das Verbandszeug gerade eingepackt hatte.
      "Brauchst du noch irgendwas?"

      "Alles! Binden, Schmerzmittel, Anitbiotika, Blutplasma.........vor allem Plasma. Verbandszeug mache ich mir zur Not selber aus der Kleidung, aber Blutplasma brauch ich unbedingt."

      "Geht in Ordnung." er klopfte ihm freundlich von der Seite an den Arm.

      "Hey Sani, müssen Sie schon den Käsetest machen?" fragte eine Stimme von oben herab. Es waren Bucharin und Canucci, die gekommen waren um nachzusehen wo Fuchs bleibt.

      "Jetzt noch nicht. Die Kälte sorgt dafür, dass sich die Wunden nicht so leicht infizieren." antwortete Steven ohne sich groß darum zu kümmern, wer ihn das gefragt hatte.

      "Was denn für ein Käsetest?" wollte Fuchs wissen.

      Der dicke Mann mit der Rot-Kreuz-Armbinde begann geduldig zu erklären: "Wenn sich Wundbrand entwickelt, fängt Menschenfleisch an nach Käse zu riechen."

      Die beiden jüngeren Soldaten und der Verletzte brachten ihre Gedanken alle gleichzeitig mit einem angewiderten "Igitt" zum Ausdruck.

      Die Drei machten sich wieder auf den Weg Richtung Feind. Wieder zurück an die vorderste Front. Die Bombenkrater wurden immer mehr und mehr je weiter sie nach vorne kamen. Das selbe galt für die Zahl der Leichen die sie auf ihrem Weg sahen.
      Zum Schluss kam man nur noch von Loch zu Loch kriechend vorwärts. In einem Trichter machten sich zwei Soldaten gerade eine Spritze voll Heroin zurecht. Für manche waren Drogen die einzige Möglichkeit der Angst zumindest kurz zu entgehen.

      Immer weiter an den Feind heran. Sie kamen an den Punkt zurück an dem Fuchs diesem Morgen begonnen hatte, er erkannte das Loch anhand seiner verbrauchten Magazine wieder, die inmitten leerer Patronenhülsen am Rand des Trichters lagen. Alles jenseits dieser Linie war Niemandsland.
      Bucharin spähte vorsichtig über den Dreck hinweg. Eigentlich sah es vor dieser Stellung genauso aus wie dahinter. Eine kraterdurchzogene Landschaft. Mit einem großen Unterschied: Leichen. Es musste Hunderte sein. Tote GDI und tote Rebellen wild durcheinander, nebeneinander, übereinander. Das Blut sammelte sich in Pfützen und obwohl es kalt war lag ein modriger Gestank über der Senke.
      Auch die beiden Anderen steckten ihre Köpfe aus der Deckung.
      Keiner von beiden hatte jemals so viele Tote auf einmal gesehen. Ein Feld des Todes, die Killing Fields von Budapest. Erst jetzt realisierten die Beiden, wie nah sie in der letzten Nacht am Tod gewesen waren. Gestern Abend noch waren vor ihnen zahlreiche Stellungen der GDI-Soldaten gewesen. In der Nacht waren alle überrannt worden. Hätten die Rebellen nur zehn Minuten länger angegriffen, sie würden auch in diesem Meer des Todes liegen. Aber so weit war es nicht gekommen. Die Rebellen hatten die Attacke nach vier Stunden erfolgloser Massenangriffe im Morgengrauen abgebrochen, jedes Loch war verteidigt worden und sie hatten Meter für Meter des schlammigen Bodens blutig erobert. Das Ergebnis dieser Nacht lag vor ihnen ausgebreitet zwischen den Bäumen in der Erde von Ungarn.

      "Weiter!" befahl der Captain. Seine Begleiter gehorchten wortlos. In Anbetracht dieser Schrecken konnte man nichts anderes sein als gehorsam.

      Einer sprang immer voraus in den nächsten Trichter, während die beiden Anderen ihm Deckung gaben. So kam man zwar nicht schnell vorwärts aber man war vor bösen Überraschungen sicher und wurde nicht so leicht gesehen. Die Krater wurden wieder weniger. Es war nur ein schmaler Bereich, der von der Artillerie so durchgewühlt worden war. Als sie diesen Ort des Schreckens immer weiter hinter sich ließen, fragte sich Fuchs im Geiste ob Budapest eines Tages auch so traurige Berühmtheit haben würde wie die ehemaligen Schlachtfelder in Flandern, Verdun, oder an der Somme.
      Kurze Zeit später hatten sie auch die letzten Bombentrichter hinter sich gelassen. Hier war der Wald fast idyllisch. Kaum zu glauben, dass tausend Schritte weiter der pure Horror auf einen wartete. Keiner der Bäume war hier so zerschossen wie an der Front. Keine umgestürzten Stämme, keine Leichen, kein Schlamm.
      Geduckt schlichen die Drei von Baum zu Baum.
      Bis Bucharin den beiden plötzlich ein Handzeichen gab zu bleiben, wo sie waren.
      Er spähte in die Ferne, aber die Bäume standen so dicht, dass man nicht weit sehen konnte.
      Fuchs wackelte mit der flachen Hand. Das Zeichen für "Was ist?"
      Die Frage musste nicht mehr beantwortet werden, als er Stimmen hörte. Stimmen, die sich miteinander in ungarisch oder irgend einer anderen Ost-Sprache unterhielten.
      Er versuchte sie zu sehen, aber sie waren außerhalb seines Sichtfeldes.
      Grigori drückte sich gegen den Baum rechts daneben.
      Wieder gab er ihnen Handzeichen.
      [Ich sehe......Feinde...........10 Stück, vielleicht mehr.........geht in Deckung] übersetzten beide Soldaten die Befehle des Vorgesetzten in Gedanken.
      Sie reagierten sofort, ließen sich an den Bäumen entlang zu Boden rutschen und legten sich flach hin. Aber immer noch konnten sie niemanden sehen, nur hören. Näher, immer näher kamen sie. Ihre Gespräche wurden lauter, sie scherzten, lachten, feixten, waren aber dennoch der Feind und kamen näher.
      Plötzlich konnte man sie sehen. Sie kamen zwischen den Bäumen hervor. Rein äußerlich waren sie nicht von ihren GDI-Kontrahenten zu unterscheiden. In verdreckter Camouflage-Kleidung gingen sie durch den Wald und waren ganz offensichtlich davon überzeugt, dass ihnen kein Gegner über den Weg laufen würde.
      Die GDI legten an. Sie zielten auf die Köpfe, wie immer, nur auf die Köpfe, das brachte man den Rekruten schon in der Grundausbildung bei. - Keine Gefangenen!
      Cannuci und Fuchs warteten ab, wann Captain Bucharin das Feuer eröffnen würde. Er ließ sie näher kommen. Fast schon zu nahe.
      Die Rebellen-Soldaten waren guter Dinge. Da schoss es. Reflexartig begannen auch die beiden anderen GDI zu schießen. Sie zogen den Zeigefinger an, entspannten ihn wieder, zogen wieder an. Ihre Waffen waren auf Halbautomatik eingestellt, der Vollautomatik-Modus war in diesen Zeiten als Munitionsverschwendung verpönt.
      Es schoss. Weiße Striche zuckten durch den dunklen Wald. Ein Feind ging zu Boden, aus seinem Schädel spritzte Blut. Ein weiterer wurde durchsiebt und noch Einer und noch Einer.
      Die restlichen fünf schafften es jedoch hinter den Bäumen in Deckung zu flüchten. Sie schossen zurück.
      Bucharin musste sich vom Kampfgeschehen wegdrehen. Kugeln schlugen in den Stamm ein, hinter dem er stand, das Holz splitterte, schon zischten dem Russen die Kugeln um die Ohren. Sie hatten den Baum glatt durchschlagen. Natürlich! Diese Leute benutzten Kalashnikovs, stark genug um einen Motorblock zu durchlöchern geschweige denn Fichtenholz.

      "Sperrfeuer!" befahl Bucharin den Anderen. Diese deckten unverzüglich den Gegner mit ihrem Feuer ein. Sie schossen auf alles was sich bewegte, schossen in die Richtung, in der sie die Feinde vermuteten.
      Es wirkte. Derjenige, der Bucharin beschossen hatte, musste in Deckung gehen. Der Russe nutzt die Atempause, zog eine kleine, kugelrunde Handgranate aus der Tasche und zog mit dem Daumen den Sicherungsstift heraus.
      Er wartete zwei Sekunden, damit niemand die Granate zurückwerfen konnte. Fuchs musste nachladen, er konnte es mittlerweile blind, also sah er zu seinem Kommander hinüber, als dieser das Ei hinter einen nur etwa zwölf Meter entfernten Baum warf.
      'KABUMM!' Die Splittergranate explodierte sofort, nachdem sie den Boden berührt hatte.
      Sofort sprang Bucharin neben seine Begleiter in Deckung, der Baumstamm bot keinen rechten Schutz. Er musste nicht nachsehen, ob die Granate richtig platziert worden war. Das nahe "Aaahhhh!" erübrigte diese Frage. Ein bulliger Mann in olivgrünen Sachen krümmte sich neben der Stelle, wo die Handgranate hochgegangen war. Blut floss aus seinem Bauch zu Boden und er jammerte und winselte, während um ihn herum gnadenlos weitergeschossen wurde.
      Allessandro sah den Verletzten. Er hätte ihn erschießen können, ihn von seinem Leid erlösen können, entschied sich aber schnell dagegen. Wieder eine der Weißheiten aus der GDI-Grundausbildung. 'Wenn ein Gegner stirbt, bedeutet das einen Mann weniger in der feindlichen Armee, wird ein Gegner aber nur verwundet, fallen drei Leute aus. - der Verletzte und die zwei Kämpfer die ihn vom Schlachtfeld bergen.'
      Cannuci hatte sein zweites und damit sein letztes Magazin verschossen.
      "Ich hab keine Munition mehr!"
      Fuchs konnte ihm nicht helfen, selbst wenn er gewollt hätte, seine G3 verwendete NATO-Munition eines anderen Kalibers.
      "Hier, fang!"
      Bucharin warf ihm zwei volle Magazine über Fuchs hinweg zu.
      "Merci!"
      Ein bärtiger Mann mittleren Alters wagte sich aus seiner Deckung hinter einer Bodenwelle hervor und versuchte zu zielen. Ein Schuss. Ein Treffer. Die Patrone hatte den halben Hals weggerissen. Er hielt sich die Verwundung, unwissend wie schlimm es war. Fasste sich direkt auf die offenliegende Luft- und Speiseröhre. Er japste. Blut floss aus seinem Mund, floss ihm aus den Ohren. Es waren keine einzelnen Tropfen, ein durchgehendes rotes Rinnsal ergoss sich auf den Boden. Er bekam keine Luft mehr, seine Lungen füllten sich mit Blut. Die Welt wurde schwarz. Und über seiner Leiche zuckten weiter die hellen Blitze von beiden Seiten.
      Die GDI mussten die Köpfe einziehen. Die Rebellen setzten sie jetzt ihrerseits unter Sperrfeuer.

      Auf einmal pfiff ein hoher Ton durch die Luft, wesentlich höher als die Geräusche, die die normalen Artilleriegranaten machten.

      "MÖRSER!!!" rief der Captain.

      Kaum hatte er ausgesprochen gab es schon die erste Explosion. Nicht direkt bei ihnen, aber nah genug. Wieder dieses hohe Pfeifen. Mehrere schrille Pfiffe. 'BUMM BUMM BUMM'. Erde flog durch die Luft, nun war auch dieser schöne Ort dahin. Gut gezielt. Die Mörser verursachten nicht ganz so große Krater aber sie waren stark genug um einen Menschen in unkenntliche Stücke zu zerfleischen.

      'BUMM BUMM' Es wurden immer mehr. Wieder pfiff es.
      'WUMMS'
      Die letzte Detonation war ganz nah hinter ihnen gewesen. Die drei spürten den Druck auf ihren Rücken. Aber was jeder der Drei befürchtet hatte, blieb aus. Kein Schreien, kein um Hilfe rufen, keiner war Verletzt worden. Nur der Italiener kommentierte:
      "Scheiße!"
      Neue Mörsergranaten kamen herangeflogen.
      "Raus hier! Rückzug!" befahl Bucharin.

      Gemeinsam schossen sie wild in Richtung des Feindes, zwangen ihn in Deckung zu gehen, standen auf und nahmen die Beine in die Hand, während um sie herum immer mehr Bomben explodierten. 'BUMM!' Ein Baum wurde am Stamm getroffen und knickte um. Die Kiefer legte sich quer zwischen die flüchtenden GDI und ihre Opponenten.

      So schnell sie ihre erschöpften Beine tragen konnten liefen sie zurück zu ihren eigenen Linien. Zurück zu den Feldern des Todes.


      Ein Glück! Sie waren heil zurückgekommen. Kein überwachsamer Soldat hatte auf sie geschossen, was auch dem Umstand zu verdanken war, dass Canucci die ganze Zeit über wie ein Seemann laut geflucht hatte.

      Schwer atmend erreichten sie nach diesem Dauerlauf die hinteren Linien. Allessandro sank zu Boden, Fuchs stützte sich auf seinen Knien auf. Bucharin schien für sein Alter noch erstaunlich gut in Form.
      Um sie herum waren viele Soldaten aus ihren Stellungen gestiegen. Es war schon Nachmittag und die Tatsache, dass die Rebellen nicht angegriffen hatte, erleichterte sie ungemein. Bisher hatten sie immer im 12 Stunden Rhythmus versucht durchzubrechen - um Mitternacht und Mittags.

      Manche saßen in kleinen Grüppchen zusammen, aßen die Reste ihrer Notrationen und plauderten miteinander über die unwichtigsten Themen.

      "Darum....." Cannucci keuchte hastig "hasse ich....." wieder machte er eine Atempause "Patroullien so sehr!"

      Der alte Russe stellte sich zwischen die Beiden. Mit beiden Händen klopfte er ihnen auf die Schultern.

      "Das war doch lustig!"

      "Ich glaub, ich hör nicht recht!" protestierte der Lieutenant.

      Grigori grinste "Wisst ihr was? Ich hab beschlossen, euch zu mögen."


      Ein tiefes Pfeifen hallte durch den Wald.

      "RUNTER!!"

      Die Gruppen von Soldaten spritzten in alle Richtungen auseinander, jeder warf sich in die nächstmögliche Deckung.

      'KABOOM!'
      Das selbe Spiel begann von vorne. Die Granaten pfiffen durch Luft, explodierten mit Getöse, schleuderten die Erde in die Luft und hinterließen nichts als Chaos und Tod.

      'BUMM BUMM BUMM BUMM BUMM!'
      Es waren mehr Bomben als jemals zuvor in diesen Tagen. Der Boden schüttelte sich, wie ein wildes Pferd. Fuchs presste sich mit aller Kraft in sein Loch hinein. Er glaubte kurz, durch den Explosionslärm hindurch jemanden schreien zu hören - er merkte nicht, dass er selbst es war, der wie am Spieß schrie.
      'BUMM BUMM BUMM BUMM BUMM BUMM BUMM!'
      Grelle Explosionsblitze erleuchteten den Wald in zuckendem Licht. Je länger das Bombardement dauerte, desto schlimmer wurde es. Schlammbrocken regneten quer über das Schlachtfeld. Und alles was die Soldaten in ihren Löchern tun konnten, war ausharren, hoffen und vielleicht beten.

      Von einem Moment zum Andern war alles vorbei. Stille kehrte ein.

      "WAAAAAHHH!" Ein schreckliches Schreien bohrte sich in die Hirne der Soldaten. Es war ganz nah. Lieutenant Fuchs stand auf und steckte den Kopf aus seinem Loch. Nur ein paar Meter vor ihm lag ein Soldat auf der nackten Erde, der sich vor Schmerzen krümmte. Er hatte es nicht geschafft, rechtzeitig Deckung zu finden und war erwischt worden.

      "Großer Gott!"

      Der Lieutenander sprang aus seinem Loch und eilte zu dem Verletzten. Es war Lefcot, der junge Soldat, der heute Morgen schon von einem Splitter am Kopf getroffen worden war. Er war noch ein richtiges Milchgesicht, in dessen Zügen noch viel kindliches war. Er rollte sich am Boden, weinend, schreiend, winselnd.

      "ES TUT SO WEH!"

      Fuchs erreichte ihn, konnte die Wunde aber nicht sehen. Lefcot krümmte sich zu stark. Auf dem Boden war Blut, viel Blut. Mit Gewalt packte der Ältere ihn an den Schultern und legte ihn zurück, damit er sich nicht einfach wieder zusammenrollen konnte. Lefcot weinte.
      "ES TUT SO WEH!"

      Er hatte einen tiefer Splitterwunde in der Brust. Seine Jacke war zerfetzt, das Fleisch hing in Fetzen weg. Ständig floss neues Blut aus der Wunde nach.

      Fuchs sah sich dieser Verletzung ohnmächtig gegenüber.
      "SANI!!!!!!!!" rief er so laut er nur konnte und musste hoffen, dass es der Richtige hörte. Er hatte keinen Verbandskasten, seine ganze medizinische Ausrüstung hatte er Steven überlassen.

      Lefcot schrie weiter vor Schmerzen und weinte. Die Wunde quälte ihn. Dampf stieg von dem Blut in die kalte Luft auf.

      "Beruhige dich! Ist nur halb so schlimm! Fleischwunde! Der Sani flickt dich gleich wieder zusammen." versuchte der Lieutenand ihn zu beruhigen.

      Der Junge hörte auf vor Schmerzen zu schreien, heiße Tränen rannen ihm über die Sommersprossen auf seinen Wangen.

      ".....ich schaff´s nicht!! Es tut mir Leid! Ich hab´s versaut! Ich schaff´s einfach nicht!! Herr Pfarrer........ich will noch einmal beichten...."

      Fuchs sah ihn traurig und verzweifelt an.

      Hastig holte er unter seinem Kragen ein kleines, silbernes Kreuz hervor, das an einer Kette zusammen mit seinen beiden Erkennungsmarken hing.
      Er beugte sich hinab, nahm Lefcot's Hände und legte sie um das Kreuz, seine eigenen Hände außen herum. Er konnte spürten, wie der Junge immer schwächer wurnde. Das Blut bildete kleine Rinnsale im Schlamm.

      "Mein Sohn, was hast du zu beichten."

      "Ich war ein schlechter Mensch.." flüsterte Lefcot schwach. Seine Lippen bewegten sich, aber es war kaum ein Ton zu hören." ...ich habe gelogen, ich habe Andere bestohlen.....ich habe anderen Menschen Leid zugefügt und ......und ich habe getötet....."

      Aus! Er war tot. Seine Glieder erschlafften, lösen sich von dem Kreuz und ließen es blutverschmiert zurück. Ein letzter Schwall warmer Luft zog aus seinem Mund.

      Lieutenand Fuchs stiegen Tränen in seine geröteten Augen.
      "Der Herr vergibt dir alle deine Sünden....."

      Er stand von der Leiche auf.

      "Herr Pfarrer?" Grigori stand hinter ihm im hellroten Blut.

      Fox blickte auf den toten Körper hinab.

      "Ich war früher mal Priester, bevor das Alles hier angefangen hat, die Soldaten wissen das."

      Leben und Tod lag in dieser Hölle nicht weit auseinander - buchstäblich. Es war das reinste Glücksspiel. Eine Granate konnte hunderte Meter weit vor, hinter, oder neben dir einschlagen. Sie konnte aber auch direkt vor deinen Füßen landen und dich in Fetzen reißen. Oder schlimmer, sie konnte ein paar Meter von dir entfernt explodieren und dich verletzt und in Qualen sterbend zurücklassen.

      Plötzlich Trillerpfeifen.
      Vorne brüllte jemand. "ALARM!!!! SIE GREIFEN AN!!!"
      Entlang der ganzen Linie verstärkte sich das MG-Feuer.


      kleiner Epilog:
      Als sich das 291. Regiment am 27. Februar über den Fluss Tyrna zurückzog, waren nur noch 53 Mann kampffähig. Die anschließenden Kämpfe in den Straßen von Budapest überlebten nur Sieben.



      Die Erde von Flandern
      von Ltd. Col. G.M. McGrey
      Auf der Erde von Flandern Mohnblumen blühen
      über die endlosen Reihen der Kreuze die Wolken ziehen
      über die Gewehre die unter ihnen liegen
      steigen die Lärchen in den Himmel mit ihrem Gesang
      Wir sind die Toten, vor ein paar Tagen lebten wir noch
      fühlten den Abendwind und den Sonnenuntergang
      wir liebten und wir wurden geliebt
      und liegen jetzt in der Erde von Flandern
      Auf der Erde von Flandern die Mohnblumen blühen
      über die endlosen Reihen der Kreuze die Wolken ziehen.





      We have no future...
      Heaven wasn't made for me.
      We burn ourselves to hell,
      As fast as it can be.
      I wish that I could be a king...
      Then I'd know that I am not alone.

      Maggots put on shirts,
      Sell each other shit.
      Sometimes I feel so worthless...
      Sometimes I feel discarded...
      I wish that I was good enough,
      Then I'd know that I am not alone.

      Death is policeman.
      Death is the priest.
      Death is the stereo.
      Death is a TV.
      Death is the Devil.
      Death is an angel.
      Death is our God,
      Killing us all.

      She puts the seeds in me.
      Plant this dying tree.
      She's a burning string...
      And I'm just the ashes.

      She puts the seeds in me.
      Plant this dying tree.
      She's a burning string...
      And I'm just the ashes
      Marilyn Manson - In the Shadow of the Valley of Death


      Da in diesem Kapitel ziemlich viel von Regimentern, Kompanien und Divisionen geredet wird, erläutere ich für alle, die in der Materie nicht so gut auskennen kurz das Einteilungssystem der GDI.

      Das Einteilungssystem für Fußtruppen:
      5-10 Mann = ein Squad
      50 Mann = ein Zug
      vier Züge = eine Kompanie = 200 Mann
      fünf Kompanien = ein Regiment = 1000 Mann
      fünf Regimenter = eine Brigade = 5000 Mann
      vier Brigaden = eine Division = 20000 Mann
      fünf Divisionen = eine Armee = 100000 Mann
      zehn Armeen = eine Legion = 1000000 Mann