Zuletzt gesehener Asia-Film

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    Es gibt 2.785 Antworten in diesem Thema. Der letzte Beitrag () ist von Bavarian.

      Das Attentat (The Man Standing Next)

      Spannender Politik/Thriller über das Attentat auf Präsident Park aus Südkorea. Tolle Schauspielerische Leistungen werden mit einem gelungen Soundtrack untermalt und im letzten Drittel des Filmes bekommt der Film ordentlich Schub mit heftigen Gewaltspitzen. Der Film wird garantiert nochmals angeschaut.

      7/10

      Like Father, Like Son

      Das Kind bei der Geburt vertauscht - der Albtraum aller Eltern. Doch was tun, wenn es dann irgendwann mal rauskommt und die Kinder wieder zu ihren richtigen Eltern zurück sollen? Was macht das mit den Kindern, den Eltern, der gesamten Familie? Diesen und noch einigen anderen Fragen, stellt sich Like Father, Like Son auf einer berührenden Ebene. Das Schicksal der Familien, die unterschiedlicher kaum sein könnten, fesselt direkt von der ersten Minute. Neben den erwartungsgemäß vielen traurigen Ebenen dieser Situationsstudie, gibt es aber auch helle Momente der Freude und der Glückseligkeit. Der Film versteht es, die Gefühlswelt beider Familien nachvollziehbar darzustellen, ohne mit dem Finger auf deren Ansichten und Motive zu zeigen, das finale Fazit bleibt dem Zuschauer überlassen. Dabei wird glücklicherweise auch auf jede Form von Klischees verzichtet, oder zumindest so eingesetzt, dass sie in den Kontext passen und nicht fehl am Platz wirken.



      8/10
      :stern: :stern: :stern: :stern: :stern: :stern: :stern: :stern: :stern2: :stern2:
      Mein Filmtagebuch



      „I think storytelling is all about children. We human beings love to hear stories being told - and it first happens when you're a kid.“
      - David Chase

      Lange hat's gedauert. Ich habe mir auch endlich wieder mal einen Asienfilm angesehen.
      Es war der Eastern-Klassiker Stahlfaust mit John Liu, Hwang Jang lee, Tino Wong u.a.

      Der Film ist und bleibt ein Klassiker des Genres und einer meiner Lieblingsfilme. Zur Story muss man nicht all zu viele Worte verlieren.
      Es geht um ein Mordkomplott, in dem General Chang (John Liu) zu unrecht verdächtigt wird. Ihm gelingt die Flucht, doch er wird bald von einem Verfolger Chen Yu (Tino Wong) gestellt.
      Dieser gibt Chang die Chance seine Unschuld zu Beweisen. Über Umwege gelingt es den Beiden den Komplott aufzudecken. Gemeinsam und mit der Hilfe zweier Freunde und deren Kung Fu Technik gelingt es ihnen den wahren Drahtzieher zu finden und zu stoppen.

      Wie es im Genre üblich ist, dient diese Geschichte als Grund für zahlreiche Kämpfe. In diesem Film hat man aber auch Wert darauf gelegt, etwas über verschiedene Stile und Techniken zu vermitteln. Es geht im Film auch darum, dass der Oberbösewicht eine meister der (im Original titelgebenden) eiserneren Rüstung ist. Diese gilt es zu "knacken", was dem Helden Chang auch dank der Hilfe eines Freundes gelingt. So ist auch die obligatorische Trainingssequenz im Film untergebracht.

      Die Choreographie ist durchwegs auf einem sehr hohen Niveau. Mit John Liu und Hwang Jang-Lee hat man gleich zwei Super-Kicker aufgeboten, Tino Wong trägt seinen Teil als Topkämpfer des Genres bei. Auch unter den Stunt-Leuten findet man spätere Größen des Hongkong-Kinos, wie etwa Yuen Biao und Corey Yuen.

      Für Eastern-Fans absolut zu empfehlen.
      Könnte es zwar auch in den entsprechenden Thread schreiben, aber bin zu faul und habe eh nichts tolles zu sagen. Gestern nach 10-15 Jahren nochmal "Symapthy for Mr. Vengeance" geguckt. Wollte eigentlich auf die Capelight Veröffentlichung warten, aber das dauert ja anscheinend noch.

      Jedenfalls ein starker Film und ich konnte mich quasi an nichts mehr erinnern. Hatte den damals auf DVD gekauft, als ich mit asiatischem Kino noch gar nichts am Hut hatte. Jetzt weiß ich Parks Werk viel mehr zu schätzen. Freue mich jetzt umso mehr auf die Lady und auch Oldboy. Alle ewig nicht gesehen.

      8/10

      #Alive
      Netter Zombiefilm. Bringt ein paar kleine frische Ideen ins Genre, hat aber ein relativ lahmes Ende/letztes Viertel. Mich hat er für 90 Minuten aber gut unterhalten.

      The Quiet Family
      Kim Jee-woons Debüt ist eine sehenswerte schwarze Horrorkomödie mit einem schon damals hervorragend spielendem Song Kang-ho. Hatte meinen Spaß mit dem Film.

      Mother (Japan 2020)

      Sehenswertes Familiendrama aus Japan. Natürlich kein Kore-eda, dafür ist das Drehbuch zu schwarz-weiß und oberflächlich, die Story zu simpel. Die Mutter ist so hassenswert geschrieben, dass es schon übertrieben wirkt. Damit macht man es sich zu leicht. Dennoch gut gespielt und besonders in seinen ruhigen Momenten ein ordentlicher und berührender Film.

      Seit Dienstag auf Netflix zu sehen (OmU).

      The Sadness (2021)

      The Sadness war ein wilder, verstörender und gnadenloser Ritt auf einer bloody Achterbahn. Auf der großen Leinwand war der Film beeindruckender als die einfache Handlung hergegeben hat. Eingeweide, Sex und Gewaltorgien prägen, das Gesamtbild des Filmes. Das muss man wirklich mögen, der klassische Fan des Zombiefilms, wird seine Probleme haben mit diesem kleinen Streifen.

      6,5/10

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von „Tomtec“ ()

      The Witch: Subversion (2018)

      Beeindruckender Actionfilm aus dem koreanischen Sektor. Kompromisslose Kampfszenen treffen auf eine junge und talentierte Schauspielertruppe. Die Geschichte ist im Kern schlicht gehalten geworden, durch die oben genannten positiven Punkte - einfach nur abgefahren. The Witch war für mich echt ein Highlight. :thumbsup:

      9/10

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von „Tomtec“ ()

      Unsere kleine Schwester

      Es braucht nicht immer die ganz großen Dramen um einen interessanten und sehr guten Film zu erschaffen. Manchmal reichen auch die kleinen Dinge des Lebens, um einen spannenden und großartig geschriebenen Film zu bekommen. So wie eben Unsere kleine Schwester. Der Tod, ein neues, unverhofftes Familienmitglied, Liebe, Trennung, der ganz normale Weg des Lebens. All das sind die Bestandteile dieses Werks. Und mehr braucht es auch gar nicht. Unsere kleine Schwester ist erstklassig geschrieben und gefilmt, jede Figur fühlt sich überaus echt an und ehe man sich versieht, ist man schon komplett in diesen vielen kleinen Familiengeschichten versunken und erfreut sich an den vielen positiven Dingen, die hier auf einen einprasseln. Dazwischen gesellen sich natürlich auch ein paar negative Geschehnisse, aber das gehört halt dazu, und das fühlt man auch. Ein wunderschöner Film, wie aus dem Leben gegriffen und auf die Leinwand gesetzt. Keine überbordende Dramatik, keine erzwungene Komplexität.
      Mein Filmtagebuch



      „I think storytelling is all about children. We human beings love to hear stories being told - and it first happens when you're a kid.“
      - David Chase

      Uncle Boonmee erinnert sich an seine früheren Leben
      Thailand / 2010 / von Apichatpong Weerasethakul

      Hoch interessant zu beobachten, wie geerdet, statisch und tiefenentspannt dieser Film seine bedeutenden Themen abwickelt. Für jemanden wie mich, der über den animistisch geprägten Geisterglauben Thailands so gut wie nichts weiß, eine sehr besondere und charismatische Erfahrung. Im Rahmen einer intimen Geschichte mit sehr wenigen Figuren schafft es Uncle Boonmee dem Zuschauer das Übernatürliche gänzlich vertraut zu machen. Weerasethakul operiert bei diesem Werk, das (völlig zurecht) die Goldene Palme erhielt, mit verschiedenen Stilmitteln und gar Genres. Da reiben und nähren sich Märchen, Charakter-Drama und Horror an- und voneinander. Der positive, harmonische, akzeptierende und wohlwollende Umgang mit den Themen Tod und Krankheit ist bewundernswert. Nach und nach installiert sich in diesem ländlich-waldreichen Setting eine regelrecht kosmische Atmosphäre, die im Verbund mit Themen rundum Seelenwanderung, Wiedergeburt, Sinn und Vergänglichkeit sehr besondere Züge annimmt. Ich bin wahrlich kein Esoteriker oder spirituell veranlagt, aber das muss man auch nicht sein, um diesen Film zu fühlen. Berührende und facettenreiche Filmkunst.

      Am Ende jedoch für mich sogar etwas zu facettenreich. Die letzten fünfzehn Minuten waren inhaltlich ganz bestimmt wertvoll, doch dieser Setting- und Zeitwechsel hat mich so ziemlich aus dem Geschehen herausgerissen. Stilistisch wie auch emotional ein zu harter Cut für mich, nachdem ich mich zuvor durchaus in dem Film verloren hatte.

      Dennoch eine wundervolle Erfahrung und genau die Abwechslung, die ich immer mal wieder brauche, um mit der Konservierung und der ständigen Wiederholung des US-amerikanisch geprägten Kinos cineastisch nicht komplett abzustumpfen.






      Bavarian schrieb:

      Uncle Boonmee erinnert sich an seine früheren Leben
      Thailand / 2010 / von Apichatpong Weerasethakul.


      Hört sich gut an. Auf MUBI, oder wo findet man den?
      "I think there should be visuals on a show, some sense of mystery to it, connections that don't add up. I think there should be dreams and music and dead air and stuff that goes nowhere. There should be, God forgive me, a little bit of poetry." - David Chase
      Filme aus dem Iran gehören in den Thread über zuletzt gesehene Filme aus Asien, oder? Ich weiß, dass das Land zu dem Kontinent gehört - aber Filme in diesem Thread ordne ich eher dem west-asiatischen Kino zu, weshalb sich der Post hier nicht ganz so richtig anfühlt. Vielleicht eröffne ich, wenn ich Zeit habe, für beide Filme daher irgendwann noch eigene Themen. Angebracht wäre das so oder so.

      Wie dem auch sei, habe ich am Wochenende mein neues MUBI-Abo mit drei weiteren Filmen genutzt und möchte über zwei davon nachstehend ein bisschen was schreiben, weil ich dank dem @Bavarian einen (für mich) neuen Regisseur in Abbas Kiarostami kennengelernt habe, der für seine ungewöhnlichen Werke ein paar ausführlichere Worte verdient hat.

      - Der Geschmack der Kirsche // Abbas Kiarostami, IR 1997

      Das minimalistische Drama über Mr. Badii, einen Mann auf der Suche nach Jemandem, der ihn für eine größere Summe Geld an einem ausgewählten Platz begräbt, nachdem er sich das Leben genommen hat, wurde von Roger Ebert in einer vernichtenden Kritik als ein Langweiler beschrieben, den er auf die Liste seiner am meisten gehassten Filme setzte, die er je sah. Eberts hauptsächlicher Kritikpunkt richtete sich danach, dass wir über Mr. Badii faktisch nichts erfahren und wir deshalb keine Sympathie für ihn empfinden können. Was grundsätzlich kein Argument ist, das man völlig von der Hand weisen kann, denn Kiarostami hält sich mit Exposition nicht nur zurück – Der Geschmack der Kirsche macht beinahe den Eindruck, als wolle er sich wie ein stures Kind (oder ein dickköpfiger alter Mann) gegen jegliche Vorgabe stellen, dass er sich irgendeiner Regel untergeben muss, die sich zu bestimmen erlaubt, wie ein Protagonist zu gestalten ist.

      Auf seiner Suche nach einem geeigneten Kandidaten, lässt Mr. Badii gegenüber dem jungen Studenten eine kleine Bemerkung fallen, dass er ihm seine Beweggründe – seine Hintergründe, seine Geschichte – erklären könne, er diese aber doch nicht verstehen würde. Was er uns damit sagen will, ist, dass seine Gründe seine eigenen sind und dass sich das, was in unserem Inneren vor sich geht, keine Relevanz für die Außenwelt hat und man niemandem eine Erklärung schuldig ist, nur weil man als Gesellschaft vorgibt, dass man jemanden verstehen muss, bevor wir unser Einverständnis geben können. Und ich habe Mr. Badii in diesem Moment verstanden, wie ich vielleicht noch keinen Charakter in irgendeinem Film jemals zuvor verstanden habe – ohne, dass er mir auch nur den Ansatz einer Erklärung liefert für das, was er zu tun gedenkt.

      Wie sowas funktioniert? Ich denke, es ist ein ganz klares Gegenargument zu dem, was Ebert vorgeschlagen hat, dass wir etwas – irgendetwas – über einen Protagonisten wissen müssen, so dass dieser funktionieren kann. Manchmal ist mit weniger Worten schon sehr viel mehr gesagt, weil nach all dem Zurückhalten von Antworten jede Erklärung, die wir uns ausmalen, dramatischer ist, als die, die uns Mr. Badii geben kann. Man kann Traurigkeit und Depressionen nicht erklären, so dass der Zuhörer begreift, warum ein so dramatischer Schritt wie Suizid der einzige Ausweg sein kann, den man als Betroffener sieht. Homayoun Ershadi in seinem (meinem Verständnis nach) schauspielerischen Debüt gibt die Darstellung einer Lebzeit ab – minimalistisch wie der Plot selbst, aber effektiv, als habe er über dieses Leben hinaus gesehen dorthin, was danach kommt, spielt er mit voller Kontrolle über jeden Muskel in einem Gesicht, das ein ganzes menschliches Schicksale mit sich trägt und Augen so voll Traurigkeit, als stünde das Ende wahrlich bevor.

      Ich habe zwischenzeitlich verschiedene Meinungen zum Ende gelesen – der MUBI-Eintrag beschreibt es als eine „unvergessliche Schlusspointe“ - und bin zwischenzeitlich der Meinung, dass wahrscheinlich keine Interpretation der Intention des Regisseurs gerecht wird oder werden kann. Ich selbst… hab meine eigene Idee, die der tristen, offenen Abschlussszene des Hauptfilms eine fröhliche(re) Note gibt und der lebensbejahenden Metapher des Titels (die sich auf einen langen Monolog eines Kandidaten bezieht, den Mr. Badii für seine Mission überzeugen möchte) bestätigt. Aber ich denke, es wäre Unsinn, sich zu viele Gedanken über das „ob“ und „vielleicht“ zu machen, denn wer wird schon jemals entschlüsseln können, was Kiarostami wirklich damit sagen wollte?

      - Der Wind Wird Uns Tragen // Abbas Kiarostami, IR 1999

      Wenn Ebert dachte, dass Der Geschmack der Kirsche zu wenig preisgibt über das, was seinen Protagonisten antreibt, dann wird er wird mit Kiarostamis Folgewerk Der Wind Wird Uns Tragen von 1999 einen Film erlebt haben (sollte er ihn gesehen haben), der diesen Streich auf die Spitze treibt. Darin reist ein Ingenieur – der in Wahrheit ein Journalist ist – in ein kleines kurdisches Dorf, um die letzten Tage einer sterbenskranken alten Frau zu dokumentieren. Der Auftrag zieht sich länger hin als antizipiert, nimmt der Krankheitsverlauf doch Wendungen zum Positiven und wieder zurück zum Negativen, was die Geduld seiner Kollegen und Auftraggeber auf die Probe stellt und den Ingenieur dazu bewegt, sich mehr und mehr auf das alltägliche Leben der Einheimischen einzulassen.

      Der Wind Wird Uns Tragen hat mich emotional weniger stark gefordert, als Der Geschmack der Kirsche dies noch tat. Aber es war dennoch ein verdammt interessantes Erlebnis, diese beiden Film Rücken and Rücken zueinander zu betrachten, weil die Aufnahmen des fahrenden Autos auf der kurvigen Bergstraße zu Beginn von Der Wind Wird Uns Tragen fast schon wie ein direkter Anschluss an die Bilder wirken, die wir so ausgiebig in Der Geschmack der Kirsche betrachten durften. Der Film scheint mir allgemein auch wie ein spiritueller Nachfolger von Kiarostamis Film von 1997 zu sein, betrachten doch Beide die letzten Stunden und Tage im Leben einer bestimmten Person, aber beide aus unterschiedlichen Blickwinkeln. Es ist sogar wahr, dass wir Mr. Badii in Der Geschmack der Kirsche über viele, viele Minuten mit anderen Personen reden sehen, ohne dass wir die Gegenüber zu Gesicht bekommen, weil die Kamera unentwegt auf ihn am Steuer sitzend gerichtet ist. Dahingegen bekommen wir die sterbende Frau in Der Wind Wird Uns Tragen nicht einmal zu Gesicht, sondern erleben ihr Ableben aus dem Blickwinkel eines völlig Fremden, der die Kranke nie persönlich trifft. Sie bleibt ein Enigma, so wie die Kollegen des Ingenieurs Ungesehen bleiben, als wolle Kiarostami den Journalisten in einer isolierten Rolle beobachten, als sei dieser eine Metapher dafür, wie jemand Lebendes versucht, den Tod zu verstehen – so wie der Journalist ein Fremder und ein Eindringling ist, der versucht, seinen Finger auf eine Gesellschaft zu legen, von der er kein Teil ist.

      Der Film umgarnt mit einer Leichte und einem Humor, die ansteckend sind. Behzad Dorani als der Journalist gibt eine herrlich zerstreute Darstellung eines Mannes, der nie so ganz zu verstehen scheint, wo er sich befindet und was um ihn herum passiert. Am meisten genossen habe ich die ungewöhnliche Freundschaft, die er mit einem Dorfjungen schließt, der gespielt wird von Noghre Asadi. Leichter, äußerst dezenter Humor trifft hier auf eine Menschlichkeit, die so viel tiefer geht, als der minimalistische Plot an der Oberfläche vermuten lässt. Und die uns eine Wärme spüren lässt, von der nicht ganz klar ist, woher sie kommt. Ich weiß nicht, ob das eine iranische Eigenschaft ist – es waren meine ersten beiden Filme aus dem Land – oder ob man das dem Regisseur zuschreiben muss. Aber es gibt diesen Filmen eine Note, die sich weniger gut beschreiben lässt, anders als dass man sie einfach erfahren und fühlen muss.
      "I think there should be visuals on a show, some sense of mystery to it, connections that don't add up. I think there should be dreams and music and dead air and stuff that goes nowhere. There should be, God forgive me, a little bit of poetry." - David Chase
      Ein wunderbares Double-Feature, das du da hinter dir hast + extrem lesenswerte Kritiken! @Data

      Es schien dir ähnlich zu gehen wir mir: Kiarostami lässt die Gedanken nur so sprudeln. Die Ruhe seiner Bilde und die Anzahl an Gedanken, die mir dabei durch den Kopf rasen, stehen in keinem Verhältnis. Das ist ganz, ganz groß.

      Er schafft es durch unscheinbare, aber massiv effektive Bilder so viel mit so wenig zu erschaffen. Sein Szenen erreichen ganz oft diesen perfekten Schnittpunkte, genug Input zu liefern und zeitgleich dem Zuschauer genug selbst zu überlassen. Jedes Werk von ihm, das ich bisher gesehen habe (5 sind´s an der Zahl), nimmt diesen gewissen Flow an, als müsste jede Szene genau so sein wie sie ist. Ein ganz besonderer Filmemacher.

      Er arbeitet zudem sehr gut mit der Nähe&Distanz zu seinen Figuren und der Geschichte. Im einen Moment ist man völlig involviert und ergriffen, im anderen wieder ein betrachtender, sinnierender Gast, der die Dinge (und auch sich selbst) hinter frägt. Zumindest geht es mir so.

      Meine jüngste Sichtung von ihm war Copie Conforme. Gute Güte. Kompletter Wahnsinn, mit welchem Selbstverständnis er da im Sekundentakt Dinge konstruiert und zeitgleich dekonstruiert. Dinge erschafft und dann wieder bröckeln lässt. Fast schon frech, wie man so gut sein kann. Und wie präzise das alles ist, während man das Gefühl hat, so dahin zu treiben.

      Freut mich persönlich wirklich extrem, dass du dich dem annimmst!






      Bavarian schrieb:

      Freut mich persönlich wirklich extrem, dass du dich dem annimmst!


      Ich denke, das Schwierige an Mubi ist, dass mir die allermeisten Titel auf dem Kanal erstmal nix sagen, weswegen ich versuche, mich an deiner Liste und Empfehlungen auch von @Burning zu orientieren, weil ich selten einfach mal blind auf irgendeinen Film drücke. Aber dann freut es mich tatsächlich auch sehr, wenn es sich auszahlt wie mit Kiarostami und sich mir ganz neue Filmwelten eröffnen, von denen ich vorher nichts ahnte, dass es sie gibt.

      Bavarian schrieb:

      Meine jüngste Sichtung von ihm war Copie Conforme. Gute Güte. Kompletter Wahnsinn, mit welchem Selbstverständnis er da im Sekundentakt Dinge konstruiert und zeitgleich dekonstruiert. Dinge erschafft und dann wieder bröckeln lässt. Fast schon frech, wie man so gut sein kann. Und wie präzise das alles ist, während man das Gefühl hat, so dahin zu treiben.


      Auf Close-Up hätte ich ja richtig Lust, daraus meinen nächsten zu machen, aber den hat Mubi glaub nicht im Programm. Dafür zwei andere, die ich aber ungern gleich runterrattern würde, denn ich hab ja gerne auch mal ein bisschen Abstand zwischen zwei Filmen des gleichen Regisseurs. Das double feature am Samstag war für meine Verhältnisse eher ungewöhnlich, hat sich aber hier tatsächlich (thematisch gesehen) ausgezahlt.

      Bavarian schrieb:

      Es schien dir ähnlich zu gehen wir mir: Kiarostami lässt die Gedanken nur so sprudeln. Die Ruhe seiner Bilde und die Anzahl an Gedanken, die mir dabei durch den Kopf rasen, stehen in keinem Verhältnis. Das ist ganz, ganz groß.

      Er schafft es durch unscheinbare, aber massiv effektive Bilder so viel mit so wenig zu erschaffen. Sein Szenen erreichen ganz oft diesen perfekten Schnittpunkte, genug Input zu liefern und zeitgleich dem Zuschauer genug selbst zu überlassen. Jedes Werk von ihm, das ich bisher gesehen habe (5 sind´s an der Zahl), nimmt diesen gewissen Flow an, als müsste jede Szene genau so sein wie sie ist. Ein ganz besonderer Filmemacher.

      Er arbeitet zudem sehr gut mit der Nähe&Distanz zu seinen Figuren und der Geschichte. Im einen Moment ist man völlig involviert und ergriffen, im anderen wieder ein betrachtender, sinnierender Gast, der die Dinge (und auch sich selbst) hinter frägt. Zumindest geht es mir so.


      Ja. Und das hast du hier in sehr gute Worte gefasst und beschrieben. Dass er mir als Erzähler sehr vage vorkommt – und doch gleichzeitig sehr, sehr präzise und spezifisch. Das ist mir während ganz vieler der Monologe in Der Geschmack der Kirsche aufgefallen (der dir glaub weniger gut gefallen hat, wie ich deiner Kritik dazu entnommen habe), wie viel er erzeugt mit so wenig, was effektiv passiert. In der Theorie sollte das ein Widerspruch sein – und das Ergebnis sieht dann so mühelos aus, als wäre es die einfachste Sache der Welt. Film gewordene Gedichte, die richtig kurzweilig waren und die sich ihre 90 bzw. 120 Minuten nicht haben anmerken lassen und das trotz dem, dass er mit extrem langen Einstellungen arbeitet, wenig Wechsel in der Szenerie hat und seine Dialoge oft irgendwohin abdriften, ohne eindeutig und klar zu sein. Also ja, ich stimme dir da bei jedem Wort zu. Ein besonderer Filmemacher, an dem ich dran bleiben werde.
      "I think there should be visuals on a show, some sense of mystery to it, connections that don't add up. I think there should be dreams and music and dead air and stuff that goes nowhere. There should be, God forgive me, a little bit of poetry." - David Chase

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von „Data“ ()

      Bavarian schrieb:

      Wucki schrieb:

      Gib mir ein paar Tage und ich stelle mal eine kleine Liste zusammen.


      Sehr cool, danke dir!

      Sorry, hat dann doch etwas länger gedauert. Ich habs erstmal auf zehn Filme und bis auf zwei Ausnahmen auf die letzten Jahre beschränkt und bin dabei auch eher im östlichen Asien geblieben. So große Listen erschlagen einen ja eher und da du eh noch mit Fincher und Lynch beschäftigt bist ^^
      1. Raise the Red Lantern
      2. Yi Yi
      3. Kaili Blues
      4. So Long, My Son
      5. An Elephant Sitting Still
      6. Dwelling in the Fuchun Mountains
      7. Right Now, Wrong Then
      8. Onoda: 10,000 Nights in the Jungle
      9. We Made a Beautiful Bouquet
      10. Asako I & II

      Die Verfügbarkeit in Deutschland ist leider eher begrenzt, aber Right Now, Wrong Then & So Long, My Son gibts momentan bei MUBI.
      Einige der anderen liefen in den letzten Monaten auch mal bei ARTE oder waren in deren Mediathek, könnten also in den nächsten Jahren auch mal wieder kommen.
      Ich hoffe mal das da was für dich dabei ist.
      EAT THE RICH


      Wo ist das Haus meines Freundes? // [IR 1987, Regie: Abbas Kiarostami]

      Abbas Kiarostami, der Meister des minimalistischen Plots, erzählt mit Wo ist das Haus meines Freundes? die Geschichte von Ahmad, der nach der Schule zu Hause entdeckt, dass er versehentlich das Schulheft seines Freundes Mohammad Reza eingepackt hat. Der Lehrer hatte Mohammad bereits mit Schulverweis gedroht, sollte dieser seine Hausaufgaben nicht fortan in das Heft schreiben. Entgegen der Vorgaben seiner Mutter und ohne überhaupt zu wissen, wo Mohammad genau wohnt, begibt sich Ahmad in das Nachbarsdorf, um das Haus seines Freundes zu finden und ihm das Schulheft zurückzugeben.

      Wo ist das Haus meines Freundes? – so viel sei vorab gleich mal gesagt – ist der beste der drei Filme, die ich von Kiarostami bisher gesehen habe. Mit 83 Minuten ist er auch der Kürzeste. Und während die Geschichte auch tatsächlich gar nicht mehr verlangt, hätte ich doch sehr gerne noch mehr Zeit mit Ahmad verbracht, der einen absolut entzückenden Protagonisten hergibt. Ahmad wird gespielt von Babak Ahmadpour, der mit seinen großen Kulleraugen, seiner flüsternden Stimme und gekleidet in diesem roten Pollunder eine richtig wunderbare Darstellung liefert und einfach perfekt in die Rolle des kleinen Jungen passt, den jeder herumkommandiert und dem doch keiner Beachtung schenkt. Ich hatte zuweilen eine richtige Wut auf die Mutter, den Großvater, den Verkäufer der Stahltüren, die ihn allesamt nur in der Gegend herumschubsen, ohne ihm auch nur eine Minute Aufmerksamkeit zu schenken, wo er doch alles macht, was ihm aufgetragen wird. Und umso beachtlicher fand ich es, wie er eine solche Loyalität seinem Freund gegenüber hat, dass er es aufbringt – aller Widrigkeiten zum Trotz – mehrere Male in das nächstgelegene Dorf zu rennen und sich im Wirrwarr der hügeligen Straßen und Gassen total zu verrennen und er auch bei Nacht nicht aufgibt und entschlossen ist, seinem Freund beizustehen. Ich muss zugeben, ich fand das nicht nur unglaublich herzerwärmend und rührend – ich hab mich auch dabei erwischt, dass ich ihm laut entgegengerufen habe, als er einmal falsch abgebogen ist.

      Wenige Regisseure begreifen es, Kinder zu glaubwürdigen Protagonisten zu machen. Oft wirken ihre Dialoge, ihre Denkweisen, als wären sie von Erwachsenen geschrieben und diktiert – weil sie es sind. Kiarostami hingegen hat Verstand gezeigt, Ahmad zu einem glaubwürdigen Charakter zu machen – und ihn trotzdem Kind sein zu lassen, wie ich das nur selten auf Film festgehalten gesehen habe. Es gab Momente, da habe ich mich genau daran zurückerinnert gefühlt, wie es in diesem Alter war, von den Großen ignoriert zu werden, wenn sie über einen hinübersprechen oder schlichtweg der Lüge bezichtigen, wenn man ihnen eigentlich nicht bestreitbare Argumente liefert. Ich habe den Frust, die Hilflosigkeit gefühlt – und war so investiert in die Suche Ahmads, wie das nur die besten Filme bei mir schaffen. Das ist es, was ich eine großartige Regie nenne von einem Geschichtenerzähler, der seine Welt nicht nur darstellt – sondern in ihr lebt.
      "I think there should be visuals on a show, some sense of mystery to it, connections that don't add up. I think there should be dreams and music and dead air and stuff that goes nowhere. There should be, God forgive me, a little bit of poetry." - David Chase
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