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  • Sexueller Missbrauch beim Kindersender: Skandal-Doku startet jetzt auch in Deutschland

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    Der beliebte Kindersender Nickelodeon sieht sich seit einigen Jahren schweren Anschuldigungen ausgesetzt. Ehemalige Kinderschauspieler werfen dem Sender vor, sexuelle Belästigungen, Missbrauchsvorwürfe und andere ungeheuerlich Vorfälle ignoriert oder aber bewusst verschwiegen zu haben. Eine fünfteilige Dokumentation arbeitet nun die Vorwürfe auf. Jetzt startet diese auch in Deutschland.

    Der Kindersender Nickelodeon steht seit Jahrzehnten für unterhaltsame Kinder bzw. Teenshows.

    Seit knapp 3 Jahren gibt es jedoch von mehreren ehemaligen Schauspielern schwere Anschuldigungen gegen den Sender und einzelne Personen. Missbrauchsvorwürfe, sexuelle Belästigungen, Demütigungen, Drohungen und Schweigegeld kamen ans Licht. Und eine ganze Reihe von verurteilten Kinderschändern fand scheinbar ungeprüft Zugang zu Posten in diversen Produktionen. Weitere Mitarbeiter sollen den minderjährigen Schauspielern Dickpics gesendet haben, von ihnen selbst Nacktfotos verlangt haben. Beschwerden darüber verliefen beim Sender. Jahrelang ins Leere.

    Die fünfteilige US-Dokumentation »Quiet on Set« nimmt sich den Vorwürfen an und lässt die Betroffenen zu Wort kommen und sorgt in Hollywood nun seit einigen Wochen für Sprengstoff.Die Liste von ehemaligen Kinderschauspielern, die über die negativen Seiten Hollywoods berichten, ist lang und Jahrzehnte rückblickend. Doch nach #metoo kann sich die Branche nicht wie all die Jahrzehnte zuvor einfach die Behauptungen aussitzen oder über sie hinwegsehen.

    Seit dem 26. April ist die Dokumentation jetzt auch in Deutschland verfügbar. Der Pay-TV Kanal discovery+ strahlt pro Woche eine Episode aus. Den Kanal kann man u.a. über das Amazon Channel Programm buchen.

    Doch was erfährt man genau in der Dokumentation? Dafür muss man zunächst wissen, wofür der Sender Nickelodeon überhaupt steht. Neben dem Disney Channel ist Nickelodeon seit 1979 die unangefochtene Nummer Eins bei den Sendern für Kinder und Jugendliche bis 16 Jahre.

    Vor allem zwischen den Jahren 2000 und 2016 boomten neben den bewährten Zeichentrickserien, auch die Kinder und Jugendserien beim Sender.

    Serien wie Zoey 101 (2005–2008), Drake & Josh (2004–2007), iCarly (2007–2012) Neds ultimativer Schulwahnsinn (2004–2007) oder später Victorious (2010–2013), Sam & Cat (2013–2014) oder Bella and the Bulldogs (2015 bis 2017) erzielten für den Sender Rekord-Einschaltquoten und machten viele ihrer minderjährigen Hauptdarsteller zu Stars.

    Bei vielen erfolgreichen Produktionen maßgeblich verantwortlich und beteiligt war der Produzent Dan Schneider. Schon seit einigen Jahren gibt es erhebliche Vorwürfe gegen ihn. Ins Rollen gebracht hat dies die Schauspielerin Jennette McCurdy (heute 31 Jahre alt), die in den Sendungen von Schneider "iCarly", und "Sam & Cat" eine der Hauptrollen spielte. 2017 gab McCurdy die Schauspielerei auf und veröffentlichte 2022 ihre Autobiografie "I’m Glad My Mom Died“, in welcher sie über den Kindesmissbrauch ihrer gewalttätigen, bereits verstorbenen Mutter und ihre unfreiwillige Karriere als Schauspielerin, sowie Suchtprobleme und Essstörungen, berichtet.

    McCurdy berichtet dort, wie Sie von ihrer Mutter zur Schauspielerei gezwungen wurde, zu Castings geschleift und nach nicht erforderlichen Castings von ihrer Mutter verprügelt wurde. Wie Sie nie für die Serie "iCarly" vor die Kamera wollte, aber von ihrer Mutter psychisch unter Druck gesetzt wurde und wie ihre Mutter die Gagen verprasst hat.

    In dem Buch kommt McCurdy aber auch auf die Bedienungen am Set der Serie zu sprechen. Und immer wieder kritisiert sie den Macher der Serie, Dan Schneider scharf und wirft ihn emotionalen und seelischen Missbrauch vor und unterstellt ihn, pervers und auf Kinder, vor allem junge Mädchen fixiert zu sein. So habe er immer wieder Szenen in die Serie geschrieben, wo McCurdy ihre nackten Füße in die Kamera zeigen musste. Dies zieht sich durch dutzende Shows, die Schneider als Produzent betreute. Immer verpackt als harmloser Spaß einer Kinderserie, gibt es mittlerweile dutzende Youtube Videos die unzählige Szenen aus Serien von Schneider aufzählen, wo ohne ersichtlichen Grund die minderjährigen Schauspieler ihre Füße in Nahaufnahmen in die Kamera zeigen mussten.

    Doch nicht nur Schneider steht im Fokus der Dokumentation. Scheinbar haben an diversen Sets von kinderserien dutzende vorbestrafte und verurteilte Sexualitäter unbehelligt gearbeitet.

    Eine der bekanntesten auftretenden Personen in der Doku ist Schauspieler Drake Bell ("Drake and Josh") , der sich als Opfer eines bereits 2003 wegen Missbrauchs verurteilten Gesprächscoachs zu erkennen gibt. Dieser habe am Set zunächst seine Freundschaft gesucht. Als seinem Vater dies suspekt vorgekommen sei, habe der Coach versucht, Bell zu manipulieren, ihm etwa gesagt, dass der Vater sein Geld stehle und er sich von ihm als Manager besser trennen sollte. Schließlich habe es der Gesprächscoach geschafft, Bells Mutter davon zu überzeugen, dass ihr Sohn zwischen Castings bei ihm übernachten dürfe. Dabei sei es dann zum Missbrauch gekommen.

    Zu Wort kommt auch die Mutter einer damals Elfjährigen, die Anschuldigungen gegen einen Produktionsassistenten erhebt. Dieser Mitarbeiter habe ihrer Tochter eine E-Mail mit einem Nacktfoto von sich geschickt auf denen er masturbiere.
    Jahre später wurden bei dem Mann Kinderpornos gefunden. Er wurde zu 8 Jahre Haft verurteilt.

    In einem anderen Fall soll ein Mitarbeiter, der als Animator für mehrere Produktionen gearbeitet habe, einem damals 14-jährigen Jungen Schauspieler am Set Pornografie gezeigt haben und später diesen unsittlich berührt haben. Der Mann war bereits ein verurteilter Sexualstraftäter, als er vom Sender eingestellt wurde, heißt es in der Doku.

    Diese und andere Fälle behandelt die Dokumentation ausführlich und bringt den Kindersender Nickelodeon in erhebliche Schwierigkeiten, sich zu erklären.
    Die Rechtsanwälte des Senders versuchen es gegenüber der Presse mit dem Versuch, dass ja alle Vorfälle in der Vergangenheit passiert seien, die betroffenen Personen nicht mehr für den Sender arbeiten würden und man überhaupt seit Jahren ein komplett neues Konzept zum Schutz minderjähriger Schauspieler verfolgen würde.

    Trotzdem droht Dem Sender und auch diversen Personen jetzt juristischer Ärger. Diverse Behörden haben sich eingeschaltet.

    Dan Schneider wiederum versuchte zuerst in einem peinlichen Youtube Video alle Schuld von sich zu weisen und verklagt die Macher der Dokumentation nun auf Millionen an Schadensersatz. Seine Anwälte werfen den Machern Rufmord vor auf Grund nicht belegbarer Vorwürfe und Lügen.

    Am gestrigen Mittwoch legten sie offiziell eine 24 Seiten lange Klage vor Gericht vor.



    Trailer zur Dokumentation "Quiet on Set"





    Nachrichtenbild: Nickelodeon Sender Logo © Nickelodeon



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