Übersicht
Einleitung
Einer geht noch! So oder so ähnlich, könnte man zunächst meinen, dürfte der Gedankengang bei 'Marvel' gewesen sein, wenn man bedenkt, dass es schon viele Comic-Helden aus dem eigenen Hause mit einem selbstständigen Film auf die große Kinoleinwand geschafft haben. Doch weit gefehlt! Edgar Wright, einer der vielen Drehbuchautoren des Films, befasste sich schon im Jahr 2006 mit der Verfilmung des Ant-Man. Nachdem er bereits für den Regieposten verpflichtet wurde und er mehrere Jahre in dieses Projekt gesteckt hatte, kam es aufgrund kreativer Differenzen (so der Tenor) zum Ausstieg von Wright. Ersatz wurde schnell gefunden: Peyton Reed. Adam McKay und Hauptdarsteller Paul Rudd überarbeiteten anschließend das Drehbuch. Die Zeichen für den kleinen Helden standen also unter keinem besonders guten Stern, wenn man allein die Umstände betrachtet...
Kritik
Kreative Differenzen, Verzögerungen, neuer Regisseur... Ja, das klingt alles wirklich nicht gut. Aber was zählt, ist das 117-minütige Ergebnis, für das man bezahlt hat - und das kann sich nicht nur sehen lassen, sondern ist ganz, ganz groß! Es gibt sicherlich viele Fans, die den Ausstieg von Edgar Wright zähneknirschend verfolgt haben, doch Ant-Man beinhaltet gefühlt noch so viel vom Ex-Regisseur, dass es nicht wirklich schadet. Wie viel jetzt wem genau zuzuschreiben ist, kann man nicht nur schlecht beantworten, es ist auch völlig belanglos. Viel wichtiger ist, dass der fertige Film eine Wucht ist - in vielerlei Hinsicht.
Der typische Humor der 'Marvel'-Filme macht auch vor Ant-Man nicht halt. Es gibt dutzende Szenen und Dialoge, die zum Schreien komisch sind. Davon kann sich manch eine Komödie ruhig mal eine Scheibe abschneiden. Zugegeben, es gibt hin und wieder einen Gag, der vielleicht nicht bei jedem zünden mag, aber darüber sieht man gerne hinweg, wenn zirka 90% der Lacher funktionieren. Über die gesamte Laufzeit gibt es sehr viel Witz mit einem grandiosen Timing. Doch nicht nur hier beweist man Fingerspitzengefühl. Die Actionszenen sind umwerfend inszeniert und auch hier wird mit Humor nicht gegeizt. Dennoch kommt es hin und wieder ruhigeren Momenten, die wohl dosiert wurden und dem Zuschauer die nötigen Pausen verschaffen. Der Film ist einfach verdammt gut geschrieben. Allein die Szene, in der Michael Peña die Geschichte wiedergibt, wie es zu xy kam, ist nicht nur äußerst amüsant, sondern sehr kreativ zugleich. dieser frische Wind tut dem Film unheimlich gut, denn so kommt nie das Gefühl auf, einen weiteren 'Marvel'-typischen Film zu sehen, der ganz nach dem Schema F verläuft und sich auf ein altbewährtes Rezept verlässt. Natürlich, die Geschichte ist erneut ziemlich vorhersehbar, doch das "Wie" ist hier viel entscheidender. Man wird den gesamten Film über bestens unterhalten, weil die Mischung stimmt.
Michael Douglas spielt gewohnt souverän und die Sidekicks T.I. und David Dastmalchian stehlen in ihren Szenen den anderen Figuren fast noch die Show. Besonders hervorheben muss man hier aber erneut Michael Peña, der mit seiner Art wie die Faust aufs Auge auf seine Rolle passt. Es wäre gar nicht so verkehrt, wenn man den smarten US-Amerikaner, der von Mexikanern abstammt, vermehrt in Komödien einsetzen würde. Dass er auch ernste Figuren spielen kann, zeigte er nicht zuletzt in "Babel" oder "L.A. Crash". Paul Rudd macht als Titelheld eine - im wahrsten Sinne des Wortes - gute Figur, hat er für die Rolle des Ant-Man doch für längere Zeit auf einige leckere Kohlehydrate verzichten müssen. Einmal zieht er sogar sein Shirt aus - wohl eher für die Ladies, damit der Mann nicht alleine in den Film gehen muss.
Die bereits erwähnte Action ist fulminant und weiß vollends zu überzeugen. Es wird geschossen, geflogen, gerannt und geschlagen, die Standorte wechseln dabei immer wieder. Besonders cool ist hier der Kniff, dass die Titelfigur sich auf die Größe einer Ameise schrumpfen und diese sogar kontrollieren kann. So wird der Teppichfaser mal zu einem Dschungel und die Ameisenkönigin zum persönlichen Flugservice. Dir Macher haben sich einfach sehr viel einfallen lassen, was nicht selten in einem lauten Lachen endet. Absoluter Höhepunkt ist aber der Showdown, der einer der besten, wenn nicht sogar der beste aller 'Marvel'-Filme ist. Hier wird ein wahres Feuerwerk abgebrannt, bei dem sprichwörtlich kein Auge trocken bleibt. Allen Brillenträgern sind Putztücher an dieser Stelle wärmstens zu empfehlen!
Einziger Wehrmutstropfen eines sehr starken Films ist mal wieder der Bösewicht. Corey Stoll kann eigentlich gar nichts dafür, aber seine Figur Darren Cross / Yellowjacket wurde sehr schwach geschrieben, besitzt kaum Profil und gerät nach der Sichtung sicherlich schnell in Vergessenheit. Dieses Leiden ereilte bisher so ziemlich jeden Film des MCU (Marvel Cinematic Universe), Loki aus "Thor" mal ausgenommen. Da kann man sich vielleicht mal am Konkurrenten 'DC' orientieren, die mit dem Joker aus "The Dark Knight" schon einen Oscar-Gewinner vorzuweisen haben.
Fazit
Wer hätte das gedacht? Kleiner Held ganz groß! Der Ameisenmann macht vor, wie es geht und schlägt dabei sogar "Avengers: Age of Ultron". Ganz viel Witz, super Timing, klasse Dialoge und ein überragender Showdown machen Ant-Man zum absoluten Pflichtprogramm. Selbst wer von Comicverfilmungen bereits die Schnauze voll haben sollte, darf sich Ant-Man nicht entgehen lassen! Hier ist sogar das bei 'Marvel' eher schlechte 3D in Ordnung. Also, liebe Filmfreunde: rein da!!
Bewertung: 9/10
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kitzwi -
Tut mir leid aber schon der Trailer war einfach grausig. Ich glaube einfach nicht das der "Ameisen Mann" den anderen Marvel Helden auch nur annähernd das Wasser reichen kann und darum werde ich dem Kino auf jeden Fall auch fern bleiben!