Übersicht
Einleitung
Nach "Boston" von Peter Berg mit Mark Wahlberg in der Hauptrolle, wird nun in Stronger von Regisseur David Gordon Green mit Jake Gyllenhaal in der Hauptrolle ein weiterer Blick auf die Anschläge des Boston Marathons am 15. April 2013 geworfen. Doch diesmal stehen nicht der Anschlag und die Ermittlungen sowie Ergreifung der Täter im Vordergrund, sondern die Geschichte eines Überlebendens, der zwei Beine verliert und mühselig wieder zurück ins Leben zu kommen versucht.
Der Anschlag selbst und das damit verbundene Chaos während des Boston Marathons werden hier nur kurz gezeigt und fast schon beiläufig dargestellt. Die restliche Zeit über widmet sich Stronger tatsächlich dem Schicksal von Jeff Bauman, der kurz nach dem Anschlag traurige Berühmtheit erlangte, weil er einen der Täter identifizieren und somit wichtige Hinweise zur Ergreifung geben konnte. Sein Bild, wie er vom Ort des Geschehens auf einer Trage abtransportiert wurde ging um die Welt.
Kritik
Die eigentliche Geschichte von Stronger beginnt im Krankenhaus, nachdem Jeff Bauman aufgewacht ist, die Angaben zum Täter machte und dann den langen und steinigen Weg zur Genesung antritt. Emotional aufwühlend wird es direkt zu Beginn, als er erkennen muss, dass er seine Beine verloren hat. Seine eigentlich von ihm getrennte Freundin, wunderbar dargestellt durch Tatiana Maslany, steht ihm dabei so gut es geht zur Seite. Auch seine etwas eigenwillige Familie und sein Chef aus dem Supermarkt, in dem er arbeitet, stehen ihm bei.
Doch schnell muss Jeff erkennen, dass der Weg zurück in ein normales Leben extrem schwer ist und ihm nach kurzer Zeit auch unmöglich erscheint. Nicht nur der harte Umstand, dass er keine Beine mehr hat, an einen Rollstuhl gefesselt ist und dauerhaft schlechte Laune hat, machen ihm zu schaffen. Auch seine Familie, die ihn in die Öffentlichkeit zerrt, vermarkten will und fast schon zu sowas wie einen Prominenten machen will um davon zu profitieren. Zu Beginn macht ihm dieses regelrechte zur Schau stellen nicht allzu viel aus, doch mit der Zeit merkt er, dass ihn das nur behindert und er somit auch in den Konflikt mit seiner Familie gerät, die nicht einsehen wollen, dass ihm das nicht hilft. Ab hier bekommt Stronger eine unangenehme Wendung, die nicht schön mitanzusehen ist und dem Zuschauer einen unangenehmen Schauer über den Rücken jagt, da die Familie einige sehr ungemütliche Szenen hat, in denen sie das Maximum aus Jeffs Zustand für sich herauspressen wollen.
Das alles wird von einer tollen Leistung Gyllenhaals untermauert, ebenso von Tatiana Maslany und Miranda Richardson, die die nervtötende Mutter ausgezeichnet spielt. Allerdings können auch diese Leistungen nicht darüber hinweg deuten, dass der Film, trotz seiner nicht allzu langen Laufzeit von 119 Minuten, an einigen Stellen zu lang geraten ist und sich ein paar Längen eingeschlichen haben. Vor allem im mittleren Teil wurde etwas zu viel Familiendrama eingebaut und das in die Öffentlichkeit getragene Leid von Jeff Bauman zu sehr ausgeschlachtet und teilweise auch mit extrem viel Kitsch hinsichtlich der Öffentlichkeitsarbeit und den damit verbundenen Reaktionen verarbeitet. Hinzu kommen ein paar klischeehafte Szenen, die das eigentlich gute Bild des Films trüben.
Fazit
Insgesamt ist Stronger ein guter Film geworden, der allerdings nicht komplett überzeugen konnte, da er sich zur Mitte hin mit erzählerischen Schwächen herumschlagen muss.
6,5/10
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