Kritik
Manchmal gibt es sie, die Filme, an denen man nur wenig bis gar nichts auszusetzen hat. Bridge of Spies: Der Unterhändler ist so einer. Die erste Szene ist schon mal sehr cool umgesetzt worden. Das Drehbuch von Ethan und Joel Coen (und Matt Charman, den möchten wir nicht unterschlagen) hat für die ersten Minuten keinen Dialog vorgesehen. Stattdessen sehen wir einen Mann bei seiner alltäglichen, künstlerischen Arbeit - oder steck doch mehr dahinter? Das erfahren wir als Zuschauer nie genau, können uns aber einen Reim darauf bilden. Fest steht jedoch, dass schon die Anfangssequenz den Zuschauer in seinen Bann zieht und damit den Weg für beste Unterhaltung während der nächsten knappen zwei Stunden ebnet. Der Film fesselt von der ersten bis zur letzten Minute und unterhält dabei bestens.
Man wird auch sofort in die Zeit des Kalten Krieges zurückversetzt. Das Setting stimmt, die Kostüme sind toll - hier scheint einfach alles zu stimmen. Da der Film auf einer wahren Begebenheit beruht, verschlägt es Tom Hanks alsbald nach Berlin. Das ist auch die einzige Stelle, an der sich so etwas wie eine minimale Länge einschleicht. Doch die verfliegt ebenso schnell, wie sie auftauchte. In Berlin bekommen wir dann übrigens mal nicht den Mauerfall zu sehen, sondern - der Zeit angemessen - den Aufbau dieser. Des Weiteren ist es ein Genuss, Tom Hanks Deutsch sprechen zu hören. Er fragt sich hier und dort gebrochen durch die Gegend, was in der deutschen Synchronisation untergehen wird. Deshalb die klare Empfehlung: nach Möglichkeit im Original ansehen! Und nicht nur da zeigt Hanks, dass er zu den größten seiner Zunft gehört. Er spielt den Anwalt James Donovon so souverän, als wäre es das Leichteste der Welt. Seine Darbietung wird von Mark Rylance aber fast noch überboten. Und all denjenigen, die Mark Rylance nicht kennen: Er ist ein begnadeter und mehrfach ausgezeichneter Theaterdarsteller. Er bekam nicht nur die besten Zeilen des verdammt guten Drehbuchs ab, sondern spielt mit solch einer Inbrunst, dass sein Charisma den Zuschauer schlichtweg aus dem Sessel haut. Hinzu kommt, dass das Drehbuch sehr viel Humor bietet, was man so vielleicht gar nicht erwarten konnte, selbst wenn man ein Gefühl dafür hat, wie die Coen-Brüder ticken.
Fazit
Wir sind mal wieder hin und weg. Spielberg und Hanks zeigen, dass sie zu den Größten in Hollywood gehören, zu denen sich in Zukunft vielleicht sogar Mark Rylance zählen darf. Von ihm würden wir gerne mehr sehen. Bridge of Spies: Der Unterhändler ist ein lustiger, unterhaltsamer Spionagethriller, bei dem die Schauspieler allesamt aufblühen. Einziges Manko: Es bleibt abzuwarten, wie groß der Drang ist, den Film ein zweites oder auch drittes Mal sehen zu wollen. Zudem gab es einen minimalen Hänger bei Hanks Ankuft in Berlin. Bridge of Spies: Der Unterhändler schrammt somit knapp an einer möglichen Höchswertung vorbei.
Bewertung: 9/10
74.456 mal gelesen