The Sadness

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  • Einleitung


    Der taiwanische Horrorfilm The Sadness sorgte auf den weltweiten Festivals durch seine ausufernden Gewaltexzesse für Aufsehen. Somit war zu erwarten, dass das Werk in zahlreichen Ländern bei den Zensurbehörden auf Probleme stoßen würde - und so auch in Deutschland. Der hiesige Verleih Capelight Pictures musste mehrere Anläufe nehmen, bis der Film seine Freigabe bekam und das Werk ungekürzt in die deutschen Lichtspielhäuser darf.

    In The Sadness lässt die taiwanische Bevölkerung nach einem Jahr der Pandemie die von der Regierung veranschlagten Hygienevorschriften nach und nach links liegen. Doch nutzt der Virus diese Gelegenheit um zu mutieren und verwandelt die Infizierten in äußerst grausame Menschen. Inmitten des gewaltigen Chaos versucht ein Paar zu überleben und sich wiederzufinden.

    In den Hauptrollen sind die noch relativ unbekannten Schauspieler Regina Lei und Berant Zhu zu sehen.
    Die Regie verantwortete der gebürtige Kanadier Rob Jabbaz, der nach seinen taiwanischen Kurzfilmen mit The Sadness sein Regiedebüt feiert.

    © 2022 Capelight Pictures

    Kritik


    Bezogen auf die Gewalt bescherten die Festivalbesucher The Sadness reichlich Superlative. Und wahrhaftig dürfte das Werk einer der gewalttätigsten Filme sein, der seit etlichen Jahren breitflächig beworben wird. Dabei erinnern die exzessiven Gewaltdarstellungen besonders an die brutalsten Zombiefilme, die in deren populärsten Zeiten erschienen sind. Auch wenn The Sadness genau genommen eigentlich kein Zombiefilm ist, so liegen die Vergleiche dadurch natürlich dennoch nahe. Gerade, da hier ein Virus die Menschen zu primitiven Wesen werden lässt, die gänzlich von den niedrigsten Trieben gesteuert werden. Dass dies im besten Fall eine Anklage der Abgründigkeit unserer Spezies hätte werden können, liegt da beinahe schon nahe. Doch Regisseur und Drehbuchautor Rob Jabbaz ist eben kein George A. Romero, der zu gerne in seinen blutigen Zombiefilmen auch reichlich Sozialkritik unterbrachte, sondern wählt lieber den einfacheren Weg und zelebriert platt die Gewaltakte seiner Infizierten in fast jedem Augenblick. Und dabei reduziert er diese Taten nicht nur auf rein blutige Gemetzel, er lässt auch ungemein viel sexualisierte Gewalt vorherrschen. All das wäre richtig verpackt auch gar nicht falsch, schließlich gab es bereits genügend wissenschaftliche Studien, die zeigten, dass "normale" Menschen selbst ohne Virus Gräueltaten verüben würden, wenn sie keine Angst vor einer Bestrafung hätten. Doch der Filmemacher entschließt sich für eine voyeuristische Darstellung ohne jegliche Aussage, die zu Beginn zwar durchaus zu schockieren weiß, im weiteren Verlauf aber zunehmend an Wirksamkeit verliert, da sie einfach nur noch nervtötend abstoßend ist. Da der Gewalt jegliche Doppelbödigkeit fehlt, kommt auch ihre Intensität abhanden. Man kann zwar nicht behaupten, dass der Film spurlos an einem vorüberzieht, aber am Ende ist einer der wenigen anhaltenden Gedanken, dass man sich fragt, ob der Film in dieser Art hätte wirklich sein müssen. Und das ist wirklich schade, da zumindest der wunderbare Titel Hoffnung hat entstehen lassen. Und in ganz wenigen kurzen Augenblicken, wie zum Beispiel als einer der Infizierten in seinem aufgedrehten Lachen fast schon ein Weinen verbarg, lässt das Werk sogar diese Hoffnung kurz wieder aufblitzen, nur um sie in der nächsten Sekunde mit einem Knall zu zertrümmern.

    Unangenehm ist der Film fraglos, aber leider eben nicht in der Form, dass er einen zum großen Nachdenken anregt. Spaß macht der Film ebensowenig, da Jabbaz abgesehen von einer Szenen keinerlei Selbstironie zeigt. Lediglich in einer U-Bahn, als übermäßig viel Blut aus einem Menschen spritzt, kommt ein klein wenig Unterhaltung auf. Aber eben auch nur für einen kleinen Augenblick.
    Bei all der Gewalt muss man dem Filmemacher aber durchaus zugutehalten, dass er Grenzen kennt, auch wenn diese sich häufig an anderer Stelle befinden, wie wahrscheinlich für die meisten seiner Zuschauer.

    © 2022 Capelight Pictures


    Handwerklich kann man dem Film allerdings keine Vorwürfe machen. Die Splattereffekte sind durchweg stark umgesetzt, was in großen Zügen an den umfangreichen praktischen Effekten liegt. Die Bilder wie Kulissen sind ebenfalls hochwertig eingefangen und auch der Score weiß zu überzeugen. Dem schließen sich die ordentlichen Darsteller an, die aus ihren wenig vielschichtigen Figuren durchaus etwas rausholen. Gerade die beiden Hauptdarsteller Regina Lei und Berant Zhu funktionieren als Identifikationsfiguren sehr gut und man fiebert mit ihnen mit. Hier hat Jabbaz Qualitäten bewiesen, die er durch seine sensationsgeile Umsetzung der Gewaltszenen leider viel zu sehr untergräbt.

    Fazit


    The Sadness bietet reichlich ausufernde Gewaltexzesse, die allerdings nach den ersten schockierenden Minuten schnell nur noch nervtötend anwidern. Jedoch sind zumindest die Splattereffekte durchweg gut umgesetzt und greifen vornehmlich auf praktische Handarbeit zurück. Aber auch die Darsteller machen einen ordentlichen Job. Doch diese Qualitäten werden von den voyeuristischen Gewaltdarstellungen fast gänzlich egalisiert.

    3/10

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    Infos
    Originaltitel:
    哭悲 (Kū bēi) / The Sadness (englischer Titel)
    Land:
    Taiwan
    Jahr:
    2021
    Studio/Verleih:
    Capelight Pictures
    Regie:
    Rob Jabbaz
    Drehbuch:
    Rob Jabbaz
    Kamera:
    Jie-Li Bai
    Musik:
    TZECHAR
    Genre:
    Horror
    Darsteller:
    Regina Lei, Berant Zhu
    Start (DE):
    03.02.2022
    Laufzeit:
    99 Minuten
    FSK:
    keine Jugendfreigabe
    Links
    Webseite:
    https://sadness-film.de/
    Bilder
    • The-Sadness-04.jpg

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