Oppenheimer

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  • Einleitung


    Egal ob Thriller, Drama oder Kriegsfilm: Zeit spielt bei Regisseur Christopher Nolan eigentlich immer eine tragende Rolle. Und auch in Oppenheimer werden wieder munter Zeitebenen vermischt. Ob es dem Drama nutzt oder eher schadet, erfahrt ihr jetzt in unserer Oppenheimer Kritik.

    Inhaltlich geht es hier um J. Robert Oppenheimer, der im Rahmen des Manhattan-Projekts zur Entwicklung der Atombombe beigetragen hat. Als er sieht, wozu seine Erfindung in der Lage ist, bekommt es Oppenheimer mit moralischen Konflikten und einer inneren Krise zu tun.

    In der Titelrolle von Oppenheimer ist Cillian Murphy zu sehen, der bereits in vielen Filmen von Christopher Nolan in Nebenrollen zu auftrat. Außerdem mit dabei sind unter anderem Emily Blunt als Katherine Oppenheimer, Matt Damon als Leslie Growes, Robert Downey Jr. als Lewis Strauss, Florence Pugh als Jean Tatlock, Josh Hartnett als Ernest Lawrence.

    © 2023 Universal Pictures

    Kritik


    Während wohl jeder weiß, was mit der ersten Atombombe angestellt wurde, sind den meisten die Hintergründe dazu wahrscheinlich unbekannt. Trotzdem wirft Christopher Nolan den Zuschauer direkt ins kalte Wasser. Ohne auch nur Zeit zu verlieren, wird man direkt mit unzähligen Figuren konfrontiert, deren Namen & Funktionen man gar nicht so schnell sortieren kann, wie sie auftauchen. Nolan fordert sein Publikum — und sorgt gleichzeitig mit Szenen in Schwarz/Weiß für totale Verwirrung. Man muss erstmal durchsteigen, was sich jetzt wann abgespielt und wer welche Relevanz hat. Das ist nicht ganz so einfach, aber lasst euch beruhigen: Ihr seid mit diesem Gefühl nicht alleine und je länger der Film dauert, desto klarer wird das Gesamtbild. Trotzdem wird man nicht drumherum kommen, sich Oppenheimer mindestens 2x ansehen zu müssen, um das große Ganze vollends erfassen zu können. Bei einer Laufzeit von 3 Stunden überlegt man sich das vielleicht noch mal, aber eines kann ich euch sagen: Diese 180 Minuten sind zu keiner Sekunde langweilig!

    Und ständig erwischt man einen Schauspieler, den man aus irgendeinem Film oder aus irgendeiner Serie kennt. Dieses Staraufgebot hätte es aber gar nicht gebraucht, zumal sogar ein Oscar-Gewinner dabei ist, der gerade mal 10 Sätze von sich gibt. Cillian Murphy als Oppenheimer hingegen hat da natürlich deutlich mehr Screentime. Bisher ist der (auch bei Nolan) ja vermehrt als Nebendarsteller aufgetaucht, jetzt kann er aber endlich mal in einer großen Rolle zeigen, was für ein guter Schauspieler in ihm steckt. Neben Murphy weiß aber auch Matt Damon mal wieder zu gefallen. Generell machen die Darsteller einen richtig guten Job, auch Robert Downey Jr. kann man hier noch explizit nennen.

    Was die Frauen um Emily Blunt angeht, sieht das aber leider anders aus. Der Fehler liegt zwar nicht an ihrem Schauspiel an sich. Wenn das Drehbuch es hergibt, dann füllen die Frauen ihre Figuren mit Leben und Leidenschaft, aber genau da liegt das Problem: Fast schon Nolan-typisch verkommen die Protagonistinnen mal wieder nur zum Mittel zum Zweck. Und ich weiß nicht, wie ich es anders ausdrücken soll, aber es ärgert mich ungemein, dass Nolan es immer noch nicht hinbekommt, Frauen eine höhere Gewichtung zuzuschreiben. Es wäre ja durchaus ok, wenn ihre Figuren nicht viel hergeben würden, aber gerade bei Oppenheimer ist das Gegenteil der Fall. Die Frauen bieten so viel (Konflikt-)Potenzial, das aber nicht mal im Ansatz ausgeschöpft wird. Ja, Emily Blunt bekommt eine sehr starke Szene spendiert. Trotzdem wäre viel mehr möglich gewesen. Hier hätte ich mir gewünscht, dass Nolan ein paar unwichtige Figuren gestrichen hätte. Und für diesen frei gewordenen Raum hätte man die zwischenmenschlichen Momente nutzen können, die im Ansatz zu erkennen waren.

    © 2023 Universal Pictures


    Wie bei Nolan üblich, gibt es neben diesen bekannten Schattenseiten aber auch wieder genau die guten Dinge, die man von ihm auch nicht anders erwartet. Während z. B. Disney & Co. gefühlt fast nur noch vor Greenscreens drehen, steht Christopher Nolan vor allem für echte Sets und viele praktische Effekte. Kein Wunder, dass er für Oppenheimer eine echte Bombe gezündet hat. Selbst neue Kameras kommen hier zum Einsatz: Für sein geliebtes IMAX-Format wurden extra Aufnahmegeräte entwickelt mit denen er in echtem Schwarz/Weiß filmen kann. Alles, was ihr also farblos seht, wurde im Nachgang nicht bearbeitet, sondern tatsächlich genau so gedreht. Das Gesamtbild macht schon richtig was her. Immer wieder werden Atome und Moleküle gezeigt. Und auch der Score von Ludwig Göransson saugt einen praktisch ein. Hier schreit es förmlich nach einer Oscar-Nominierung.

    Fazit


    Wo Nolan draufsteht, ist auch Nolan drin. Frei von Überraschungen wird einem das geboten, was man erwarten durfte: Ein starkes Drama mit tollen Bildern, großartiger Filmmusik und richtig guten Schauspielern, die bis in die kleinste Nebenrolle blendend besetzt wurden. Die Männer bestechen einmal mehr, die Frauen kommen dafür erneut zu kurz — dabei spielt sich hier ein ähnlich großes Drama ab, auch wenn es nicht so weitreichende Folgen hatte wie die Entwicklung der Atombombe. Angeführt von Cillian Murphy ist Oppenheimer das nächste Brett von Christopher Nolan, das aber leider nicht sein volles Potenzial ausschöpft.
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    Kritik verfasst von @patri-x



    8,5/10

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    Infos
    Originaltitel:
    Oppenheimer
    Land:
    USA
    Jahr:
    2023
    Studio/Verleih:
    Universal Pictures
    Regie:
    Christopher Nolan
    Drehbuch:
    Christopher Nolan, Kai Bird, Martin Sherwin
    Kamera:
    Hoyte Van Hoytema
    Musik:
    Ludwig Göransson
    Genre:
    Biopic, Drama
    Darsteller:
    Cillian Murphy, Robert Downey Jr, Matt Damon, Emily Blunt, Kenneth Branagh, Josh Hartnett, Florence Pugh, Matthew Modine
    Start (DE):
    20.07.2023
    Start (USA):
    21.07.2023
    Laufzeit:
    180 Minuten
    FSK:
    ab 12 Jahren
    Bilder
    • Oppenheimer-01.jpg

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