Special Ops: Lioness

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  • Einleitung


    Autor Taylor Sheridan gehört nicht erst seit seinem Serienphänomen Yellowstone zu den gefragtesten Drehbuchautoren Hollywoods. Doch durch seinen Sensationserfolg, besonders in den USA, mit der modernen Westernserie, stieß er präsent ins Seriengeschäft vor. Neben Yellowstone-Ablegern wie 1883 oder 1923 stand er ebenfalls hinter Erfolgsserien wie Mayor of Kingstown mit Jeremy Renner in der Hauptrolle sowie Tulsa King mit Actionlegende Sylvester Stallone. Dass er bei so viel kreativer Abwechslung immer noch Ideen für neue Stoffe hat, zeigt er nun mit der Serie Special Ops: Lioness.

    Im Zentrum der Serie steht die CIA-Agentin Joe, die das Programm Lioness leitet, in dem Undercover-Agentinnen in den engen Dunstkreis von Terroristen eingeschleust werden. Neben ihrer zeiteinfordernden Arbeit versucht sie auch noch ihr Familienleben zu bewältigen.

    Als Darsteller sind unter anderem Zoe Saldana (Avatar), Laysla De Oliveira (Locke & Key), Nicole Kidman (Stoker), Dave Annable (Walker), LaMonica Garrett (1883), Stephanie Nur (My Big Fat Greek Wedding 3), Michael Kelly (Jack Ryan) und Morgan Freeman (Olympus Has Fallen) zu sehen.

    © 2023 Paramount Pictures

    Kritik


    Trotz spannender Prämisse offenbart sich in den ersten Minuten der Serie bereits eines, wenn nicht sogar das größte Problem: Hauptdarstellerin Zoe Saldana und ihre Figurenzeichnung. Nicht nur durchläuft sie im späteren Verlauf keinerlei Entwicklung, ihre ständig miserabel gelaunte Art verstärkt Saldanas verbitterte Ausstrahlung dermaßen, sodass selbst die wenigen einfühlsamen Augenblicke völlig ihr Zeil verfehlen. Emotional wird man bei Saldanas Joe dadurch als Zuschauer völlig links liegen gelassen und es fällt merklich schwer Empathie für diese Figur zu entwickeln. Trotz eines starken Dave Annable, der Joes ebenfalls durch seinen Arztberuf zeitlich sehr eingeschränkten Ehemann verkörpert, kann die Familiengeschichte der Protagonisten daher keinerlei Kraft aufbauen. Durch die stets negative Haltung Joes entsteht auch zwischen Annable und Saldana nicht das Mindeste an Chemie. Letztendlich ist so die Familiengeschichte gänzlich uninteressant, obwohl genügend Potential vorhanden war. Man ertappt sich viel mehr dabei zu hinterfragen, warum ein Paar, das berufsbedingt mit sehr viel Abwesenheit glänzt und selbst merkt, dass es mit den elterlichen Pflichten überfordert ist, gleich zwei Kinder in die Welt setzen muss. Aber auch im Zusammenspiel mit anderen Darstellern zieht Saldanas immens negative Grundhaltung die Qualität spürbar nach unten. Besonders fällt dies im Zusammenspiel mit Laysla De Oliveira auf, die neben Saldana die wohl wichtigste Rolle in der Serie verkörpert. Denn De Oliveira zeigt vor allem bei gemeinsamen Szenen mit der fantastischen Stephanie Nur, dass sie darstellerische Qualitäten besitzt, in Sequenzen mit Saldana stürzt sie allerdings gehörig ab und jegliche feinen Zwischentöne kommen abhanden. Vielmehr verfällt sie in eine ähnlich trotzige wie möchtegern-toughe Art.
    Ein generelles Problem bei den Charakteren geht allerdings über Saldanas Joe hinaus. Sympathieträger, mit denen man gerne mitfiebert, sind spärlich gesät. Die Einzige, die darstellerisch wie mit ihrer Figurenzeichnung überzeugen kann, ist die bereits erwähnte Nur als Terroristentochter Aaliyah. Leider wird ihr erst zum Ende hin mehr Raum gegeben, was die Serie zumindest auf der Zielgeraden dann qualitativ noch einmal einen ordentlichen Schub gibt. Denn plötzlich ist da ein Charakter, mit dem man mitfühlt und mitfiebert – was die Spannungsschraube bei der zugespitzten Situation zum Ende deutlich anzieht. Hätte man von vornherein mehr Fokus auf ihre Storyline gelegt, hätte das Special Ops: Lioness qualitativ signifikant gesteigert. Denn ihr moralisches wie emotionales Dilemma vor dem Hintergrund der kulturellen Normen birgt ungemeine Kraft. Auch die Beziehung zwischen ihr und De Oliveiras Figur geht damit einher, doch widmet man sich diesem emotionalen Potential nur allzu selten.
    Stattdessen beschäftigt man sich vorrangig mit einem profillosen Einsatzteam sowie deren unsympathischen Vorgesetzten. Ohne die Geschichte um die eigentliche Mission, die von der Idee her bereits eine gewissen Grundspannung erzeugt, ebenso wie die stets souveräne Inszenierung, würde man wahrscheinlich sehr schnell das Interesse an dem Gesehenen verlieren.

    Visuell kann man Special Ops: Lioness allerdings keinerlei Vorwürfe machen. Die Serie sieht durchweg hochwertig aus, was auch der namenhafte Cast nochmals verdeutlicht, auch wenn ein Morgan Freeman, der auf dem offiziellen Cover/Poster prominent vertreten ist, in der Serie allerdings lediglich in zwei Folgen vorkommt, wovon seine Auftritte darin sich auf jeweils recht Augenblicke beschränken.
    Dramaturgisch hapert es neben der bereits erwähnten ungeschickten Figurenzeichnung auch bei den Dialogen, die mit nervtötend vielen Flüchen gespickt sind. Dazu verhalten sich die Charaktere häufig situationsbezogen unglaubwürdig, was besonders bei den traumatisierten Figuren in den Vordergrund rückt. Hier hat man vermehrt das Gefühl, dass jemand die Augenblicke erdacht hat, der selbst keine wirklichen Berührungspunkte mit diesen Themen hatte, sondern vielmehr sich vorstellt, wie mit den jeweiligen Situation umgegangen werden würde. Da ist es auch wenig verwunderlich, dass gerade in der ersten Hälfte immer wieder fast schon beiläufig sexualisierte Gewalt gezeigt wird, die allerdings ebenso beiläufig abgehandelt wird.
    Dramaturgisch werden so immer wieder unvorteilhafte Entscheidungen getroffen, die die Serie merklich straucheln lassen. Gerade die Arbeit an der eigentlichen Mission sowie die Hintergründe der namensgebenden Einheit hätte mehr Raum verdient gehabt.

    Und dennoch bietet Special Ops: Lioness dank der interessanten Grundgeschichte, der knackigen Laufzeit von acht Folgen mit jeweils etwa 45 Minuten sowie der stets hochwertigen und souveränen Inszenierung zumindest durchschnittliche Unterhaltung, die aufgrund des gelungenen Schlussakts sogar einen besseren letzten Eindruck hinterlässt, als der Blick auf das Gesamtwerk offenbart.

    © 2023 Paramount Pictures

    Fazit


    Eine durchweg verbittert wirkende Hauptdarstellerin erschwert den emotionalen Zugang ungemein, jedoch können einige gelungene Ansätze, ein paar starke Einzelmomente sowie eine durchweg ordentliche Inszenierung zumindest für eine durchschnittliche Seherfahrung sorgen, auch wenn einige unvorteilhafte dramaturgische Entscheidungen Special Ops: Lioness immer wieder unnötig ausbremsen.


    5/10

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    Infos
    Originaltitel:
    Lioness
    Land:
    USA
    Jahr:
    2023
    Studio/Verleih:
    Paramount Pictures
    Regie:
    John Hillcoat, Anthony Byrne, Paul Cameron
    Drehbuch:
    Taylor Sheridan, Tom Brady
    Musik:
    Andrew Lockington
    Genre:
    Thriller, Action
    Darsteller:
    Zoe Saldana, Laysla De Oliveira, Nicole Kidman, Dave Annable, LaMonica Garrett, Stephanie Nur, Michael Kelly, Morgan Freeman
    Start (DE):
    23.07.2023 (Paramount+), 21.03.2024 (DVD, Blu-ray)
    Start (USA):
    23.07.2023 (Paramount+)
    Laufzeit:
    8 Folgen á ca. 45 Minuten
    FSK:
    ab 16 Jahren
    Bilder
    • Special-Ops-Lioness-04.jpg

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