Kritik
Autorin Stephenie Meyer hat mit ihren "Twilight"-Romanen das weibliche Publikum erreicht, wie wenige Bücher zuvor. Auch die Filme rund um den glitzernden Vampir, dem nackten Werwolf und der Neutralität in Person wurden zur Verwunderung des männlichen Publikums zu großen Erfolgen. Aber da "Twilight" nun Geschichte ist, muss ein neues Buch der Autorin her. Und da sie bisher nur "Seelen" (bzw. "The Host" im Original) veröffentlicht hat, wurde dieses kurzerhand von Andrew Niccol verfilmt. Ob der mäßige Erfolg bereits für den Film spricht, das könnt ihr in den folgenden Zeilen erfahren.
In Seelen geht es um die junge Melanie (Saoirse Ronan), die sich in einer für die Menschheit postapokalyptischen Welt befindet, in der die Menschen von außerirdischen Parasiten, Seelen genannt, besetzt werden und fortan nur noch als Hülle dienen, unsterblich in Jared (Max Irons) verliebt. Zusammen mit ihm und ihrem Bruder fliehen sie von den Suchern, doch eines Tages sitzt Melanie nach einer Verfolgungsjagd in der Sackgasse und beschließt, ihrem Leben ein Ende zu setzen, bevor sie verwandelt wird. Doch sie wird im letzten Moment gerettet und mit einer Seele besetzt. Doch bei ihr ist es anders, denn Melanie zeigt einen solchen Kampfgeist, dass ihre Seele sich noch in ihrem Körper befindet, obwohl er von "Wanderer" beherrscht wird.
"Wanderer" wird von einer sogenannten "Sucherin" (Diane Kruger) befragt, um tief ins Innerste von Melanies Gedankenwelt zu gehen, um herauszufinden, wo sich die anderen Menschen befinden. Melanie schafft es jedoch, "Wanderer" Gefühle zu zeigen, die sie bisher nicht kannte, und so fliehen sie in die Wüste, um zu ihrem Freund und den anderen Menschen zu gelangen. Leider sehen sie nicht Melanie, sondern nur eine Gefahr für die Gruppe und sperren sie deshalb ein. Es folgen Tage und Wochen voller Angst, Hoffnung, Verzweiflung und Liebe.
Die Grundgeschichte ist vielleicht nicht die neuste, aber dennoch nicht schlecht. Das muss man Stephenie Meyer zu Gute halten. Doch was aus dieser Grundidee gemacht wurde, das schreit zum Himmel. Es mag zwar sein, dass es den ein oder anderen Einfall gibt, der positiv hervorsticht, dafür ist der Rest jedoch ziemlich schlecht. Hier muss man leider Andrew Niccol die Schuld geben, der sich mit diesem Drehbuch keinen Gefallen getan hat. Wo ist der Drehbuchautor von "Gattaca", "Die Truman Show", "Terminal", "Lord of War " oder "In Time"? Einige Handlungen und Dialoge schreien zum Himmel und der Zuschauer muss unfreiwillig lachen oder möchte seinen Kopf irgendwo gegen hämmern. Selbst wenn die Vorlage nicht viel bieten sollte (Anmerkung: Wir haben die Vorlage nicht gelesen!), dann hätte man im Drehbuch einiges wett machen können. Aber Pustekuchen! Wer Dialoge auf Zweitklässlerniveau erleben möchte, der ist bei Seelen genau richtig aufgehoben.
Der Film hat wohl auch sein größtes Problem damit, eine Liebesgeschichte sein zu müssen, obwohl der Sci-Fi-Aspekt viel interessanter und auch besser ist. Melanie liebt ihren Freund Jared, der sieht aber trotz ihrer Hülle nur "Wanderer" bzw. Wanda, während sein guter Kumpel Ian (Jake Abel) in Wanda verliebt ist, der Geist von Melanie aber immer noch im Körper steckt. Selbst wenn man davon absieht, dass selbst all diese Tatsachen schon nerven, der sollte sich den Film anschauen und sehen, wie sich Saoirse Ronan ständig mit sich selbst unterhält. Hier kommen Dialoge (?) auf, die so kindlich wirken, dass man sich als Zuschauer wirklich fragen muss, wer für das Drehbuch verantwortlich ist. Die Liebesgeschichte jedenfalls ist sehr schwach, der Sci-Fi-Anteil vielleicht sogar solide, kommt aber viel zu kurz und ist auch viel zu harmlos und vorhersehbar, dass er wirklich Spaß macht.
Die Schauspieler an sich sind auch nicht so prächtig und dienen zum großen Teil als Futter für das weibliche Zielpublikum. Jake Abel und Max Irons spielen solala, haben jeweils ihre Momente, aber das war es dann auch schon. Alle anderen Nebendarsteller spielen... okay. Und auch wenn Diane Kruger emotionslos spielen muss, so zeigt sie kein Herzblut und geht in ihrer Rolle nicht sonderlich gut auf, spielt zeitweise sogar etwas over-the-top. Solide hingegen spielt Saoirse Ronan, deren Kampf für den Zuschauer sinnvoll ist. Sie ist der Sympathieträger des Films, verkörpert den Charakter zwar manchmal etwas starr und ist weit entfernt von ihrer Meisterleistung in "Abbitte" (Oscarnominierung!) und von guten Leistungen wie in "Wer ist Hanna?" und "In meinem Himmel", aber sie spielt von grundauf solide.
Das ist aber auch das Einzig solide an Seelen neben einer eigentlich guten Grundidee und dem Imagine Dragons Song "Radioactive" im Abspann. Sogar die Kulissen sehen schlimm aus, denn neben einer Wüste aus Pappe gibt es noch eine astreine Höhle in einem Berg zu bewundern, die nur so nach Filmstudio schreit. Und wenn selbst die Kulissen neben allem anderen nicht authentisch wirken, dann ist fast alles verloren.
Fazit
Was gibt es da noch groß zu sagen? Seelen bietet neben einer guten Grundidee und ein paar netten Sci-Fi-Elementen nichts. Das Drehbuch ist eine Katastrophe, die Liebesgeschichte lächerlich, die Kulissen billig und bei den Schauspielern sticht lediglich Saoirse Ronan mit einer soliden Leistung heraus. Wäre der Film in vielen Szenen nicht so unfreiwillig komisch, dann wäre er fast schon traurig.2,5/10
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