The Banshees Of Inisherin (Martin McDonagh)

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    Es gibt 35 Antworten in diesem Thema. Der letzte Beitrag () ist von Data.

      The Banshees Of Inisherin (Martin McDonagh)

      Bewertung für "The Banshees of Inisherin". 13
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      Martin McDonagh ("Three Billboards Outside Ebbing, Missouri") hat sich wie der Hollywood Reporter berichtet, mit Searchlight Pictures und Film4 für einen noch unbetitelten Film zusammengetan. McDonagh wird das Drama schreiben, Regie führen und produzieren. Die Geschichte erzählt von zwei lebenslange Freunde auf einer abgelegenen irischen Insel, die sich plötzlich in einer Sackgasse befinden, als einer ihre Beziehung beendet, mit alarmierenden Folgen für beide. Die Produktion soll noch dieses Jahr beginnen.
      s-l500

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von „-Makaveli-“ ()

      Einfach nur brillant was dieser Martin McDonagh immer wieder auf die Beine stellt. Schauspieler, Drehbuch, Regie, Kamera etc. Alles vereint sich scheinbar zu einem flüssigen großen Ganzen. Auch wenn du den Trailer nicht anschaust, Farrell und Gleeson siehst du sofort in den beiden Rollen. Ich denke schon beim Schreiben des Drehbuchs hat McDonagh die beiden vor Augen gehabt. :D
      "Man geht schon ein Risiko ein, wenn man morgens aufsteht, über die Straße geht und sein Gesicht in einen Ventilator steckt!"

      Dieser Beitrag wurde bereits 2 mal editiert, zuletzt von „Olly“ ()

      Mein erster Kinobesuch 2022 ist auf Martin McDonaghs neuesten Film The Banshees of Inisherin gefallen und wenn das der letzte Film war, den ich dieses Jahr in den Lichtspielhäusern gesehen habe, dann war es ein erfolgreiches Kinojahr.

      Ein Memo an mich selbst vorweg: Nie wieder am zweiten Tag eines Filmstarts in's Kino gehen, wenn dieser auf einen Feiertag fällt. Ich kann ehrlich gesagt nicht sagen, wann ich das letzte Mal einen so vollen Saal gesehen habe. Ist ja schön und gut für die Kinos und es freut mich für sie, wenn sie wieder Besucher haben, mussten doch während der letzten zwei Jahre etliche Betreiber die Läden dicht machen. Aber ich hatte Menschen links UND rechts UND direkt vor mir sitzen. Was wollen die überhaupt alle in diesem Film? Haben die den mit Avatar verwechselt, weil Colin Farrell halt auch die meisten Zeit blau war? (Und ja, ich weiß @Scholleck, den Witz habe ich recycelt - aber es ist meiner und den benutze ich, so oft ich will!). Vielleicht muss ich wieder zu meinen alten Gewohnheiten zurück und später nach Start in's Kino gehen. Ist halt immer schwierig, in Zeiten des Streamings abzuschätzen, wie lange ein Film überhaupt gezeigt wird.

      Aber gut, ich schweife ab und will zurück zum Thema:

      The Banshees of Inisherin. Das ist ein kleines Charakterdrama, bei dem vergleichsweise eher weniger auf dem Spiel steht, als noch bei McDonaghs anderen Filmen. Der Plot spielt sich auf einer kleinen irischen Insel namens Inisherin gegen Ende des irischen Bürgerkries ab und dreht sich um Pádraic (Farrell), dessen bester Freund Colm (gespielt von Brendan Gleeson) von heute auf morgen und scheinbar ohne Provokation nichts mehr von ihm wissen möchte. Pádraic - von Natur aus eher einfach gestrickt und daher weniger talentiert darin, die feinen Nuancen im menschlichen Verhalten zu erkennen - kommt trotz ständiger Ermahnung, ihn in Ruhe zu lassen, immer und immer wieder auf Colm zu, um die Freundschaft zu reparieren, bis der Streit immer extremere Züge annimmt und schließlich eskaliert.

      Es sind die Dialoge, die The Banshees of Inisherin aus meiner Sicht ausmachen. Dialoge, die sich nicht geschrieben anhören, sondern wie aus dem Leben entnommen. Absurd - und natürlich auf Pointen ausgelegt, wenn sie witzig sein sollen - aber in dieser Welt, wie sie getaktet sind und gesprochen werden, wirken sie absolut natürlich und gelebt. Echt. Und das ist etwas, auf das man erst aufmerksam wird, wenn man Dialoge hört, wie McDonagh sie schreibt: Sie hören sich genau so an, wie diese Leute in dieser Gemeinschaft während diesem Zeitabschnitt unter diesen Bedingungen ihres Daseins anhören sollen. Nicht unbedingt realistisch per se. Aber realistisch in ihrer Realität. Und da ist es absolut unentbehrlich, dass derselbe Mann, der diese Dialoge schreibt, auch seinen Schauspielerin eine Richtung vorgibt, wie sie diese vorzutragen haben - dass sich die Leute auf dieser Insel anhören, als wären sie tatsächlich in derselben Umgebung aufgewachsen, dass es sich wie aus einem Guss anhört. Das gibt dem Film einen Apekt ganz eigener Persönlichkeit und wird wie schon die Sprache in Fargo zu einem Identitätsmerkmal, das für mich wie Musik ist und - wenn es so gehandhabt wird, wie hier - eigentlich genau so einen Stellenwert einnimmt.

      Der Film ist extrem witzig, höchst absurd - aber im Kern ist er, wie bereits angedeutet, sehr schlicht und weil wohl die meisten Menschen schon einmal durch eine Situation gegangen sind, in der sich eine Freundschaft einfach so und ohne Ankündigung auseinanderlebt, auch gut identifizierbar. Pádraics Unverständnis gegenüber seinem alten Freund und dessen Verhalten ist verankert darin, wie viel einfacher Pádraic gestrickt ist und wie er weniger komplex und vielschichtig denkt. Da steckt eine Simplizität drin und gleichzeitig eine Zufriedenheit, die erstrebenswert ist, die sich nicht von den Problemen der Außenwelt ablenken lässt und daher nicht zu tieferen Gedanken und komplizierten Depressionen führt. Ich konnte mich in die Einfachheit des Charakters sehr gut reinfühlen - ich würde gerne diese Naivität besitzen und Probleme einfach nur Probleme sein lassen -, aber die Realität lässt mich dann doch öfter mal zu einem Colm werden, der die Welt um sich herum sieht und denkt, das kann doch nicht alles sein, da muss es doch mehr geben. Es sind zwei Bedürfnisse, die im Clinch und im ständigen Kampf zueinander stehen und wenn man die Balance zwischen ihnen nicht findet, dann ist die Eskalation, wie zwischen den ehemals besten Freunden in diesem Film, nicht reparierbar.

      Das Ganze ist natürlich auch gleichzeitig eine (recht offensichtliche) Analogie auf den irischen Bürgerkrieg, der im Hintergrund des Plots läuft, und bei dem Pádraic ganz genauso wie in seinem persönlichen Konflikt mit Colm den Überblick verloren hat, worum es überhaupt geht. Colin Farrell gibt dabei eine der besten schauspielerischen Leistungen seiner Karriere ab, ein perfektes Schauspiel an Nuancen, die einen runden, vollkommen glaubwürdigen Charakter ausmachen, der am Ende des Films einen erschreckenden Arc hinter sich gebracht hat. Er ist witzig, wenn er witzig sein muss und macht traurig, wenn er die Welt um sich herum nicht begreift und alles droht, zusammenzubrechen. Ich würde sagen, dass das sein (längst überfälliger) Oscar wird, aber ich fürchte, die Rolle ist nicht laut genug und das könnte über die Köpfe der Academy hinweggehen.

      Wenn ich richtig aufgepasst habe, ist das hier das dritte Mal, dass Barry Keoghan in einem Film gemeinsam mit Farrell spielt. Und er ist auch hier wieder ein absoluter Hingucker. Er hat ja so eine Masche an sich, die er in jeder Rolle mit sich bringt - dieses Zappelige, leicht Labile und Unberechenbare. Hier nutzt er es hervorragend zu komödiantischen Zwecken und seine Interaktionen mit Farrell gehören mit zu den besten Szenen des Films. Ich bin gespannt, wann der Tag kommt, an dem ich von seiner Nummer genug bekomme. Aber es war definitiv nicht der, an dem ich Banshees of Inisherin gesehen habe. Und dann war da noch Kerry Condon als Farrells Schwester Siobhán (Mike Ehremtrauts Schwiegertochter aus Better Call Saul), die die Vernunft repräsentiert zwischen den beiden Fronten und damit fast die wichtigste Rolle im Film hat. Was, wenn dieses Element irgendwann nicht mehr vorhanden ist? Condons Darbietung ist in jedem Falle sehr warm, sehr natürlich. Ich mochte, wie sie ihrem Bruder immer wieder dieses Grinsen zuwirft, wenn dieser wieder mal was Dümmliches von sich gibt, oder wie sie ihn zurechtweißt, wenn er sich daneben benimmt, wohlwissend, dass er es nur gut meint, dass es von Herzen kommt. Die beiden haben eine so gänzliche, pure Beziehung miteinander und viel daran, wieso das auf der Leinwand funktioniert, ist Condon und Farrells Chemie zu verdanken.

      Ja, so kann das Kinojahr beginnen. Und hoffentlich auch weitergehen. Ein richtig, richtig witziger und doch nahegehender Film. Schlicht im Plot, gradlinig erzählt und genauso kompliziert, wie er sein muss, um zu dem Punkt zu kommen, den er am Ende machen wollte. Und ich denke, dass es gerade dieser Punkt ist, der einen am Schluss nicht gerade mit einem mollig-warmen Gefühl das Kino verlassen lässt, denn der Ausgang ist äußerst dunkel und trostlos. Aber da steckt eine Weisheit drin, die anderen, vergleichbaren Filmen oft fehlt und McDonagh erzählt das auf eine sehr elegante, eigene Art und Weise. Und letztlich ist es das, was Banshees of Inisherin so großartig macht.
      "I think there should be visuals on a show, some sense of mystery to it, connections that don't add up. I think there should be dreams and music and dead air and stuff that goes nowhere. There should be, God forgive me, a little bit of poetry." - David Chase

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von „Data“ ()

      So kann das Kinojahr 2023 doch gerne starten. Voller Wärme, unglaublich viel Witz und Humor und genauso skurrilen wie bizarren Szenen und Figuren, erzählt The Banshees of Inisherin eine wohlig warme Geschichte um eine Freundschaft, die auf so authentische wie auch verrückte Weise ihr Ende findet, samt der völlig absurden Konsequenzen dessen. Die Geschichte wird auf so einfache wie gleichzeitig einnehmbare Weise erzählt, dass man mit jeder einzelnen Figur mitfühlen kann, dass man ihre Beweggründe nachvollziehen kann - und seien sie noch so abwegig aus einer gewissen Sicht. Doch dieses kleine, sehr intime Küstendorffeeling trifft immer den Kern, ist stets auf den Punkt und bringt einen in regelmäßigen Abständen zum lachen. Aber auch die andere Seite ist stark vertreten, oft fühlt man sich melancholisch, verletzt und doch berührt. Martin McDonagh hat hier einmal mehr eine feine kleine Komödie geschaffen, die nicht nur was fürs Herz ist, sondern auch mit ganz einfachen Mitteln etwas zum Nachdenken serviert, eine hoch sympathische wie auch traurige Geschichte, die man aus persönlichen Erfahrungen umso besser fühlen kann.
      Mein Filmtagebuch



      „I think storytelling is all about children. We human beings love to hear stories being told - and it first happens when you're a kid.“
      - David Chase

      War auch mein Start ins Kinojahr und viel besser geht es fast nicht. Klar, "Three Billboards" ist für mich die rundere und packendere Sache, aber McDonagh spielt auch hier alle seine Stärken aus - und versammelt vor der Kamera Darsteller, die all ihre Rollen perfekt ausfüllen.

      8/10
      Ui, der Film ist bei uns ziemlich gut besucht. Die Mundpropaganda setzt hier wohl einiges in Bewegung. Die letzten 3 Reviews hier lassen ebenfalls aufhorchen. Ich freue mich schon sehr auf das Wiedersehen mit McDonagh, Farrell und Gleeson. =)
      "Man geht schon ein Risiko ein, wenn man morgens aufsteht, über die Straße geht und sein Gesicht in einen Ventilator steckt!"