The Remains of the Day / Was vom Tage übrig blieb (1993)

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      The Remains of the Day / Was vom Tage übrig blieb (1993)

      The Remains of the Day
      Was vom Tage übrig blieb



      Studio Merchant Ivory Productions
      Vertrieb Columbia Pictures
      Veröffentlichung 5. November 1993
      Laufzeit 134 Minuten

      Regie James Ivory
      Drehbuch Ruth Prawer Jhabvala, Harold Pinter (uncredited)
      Basierend auf dem Buch The Remains of the Day von Kazuo Ishiguro
      Produzent Ismail Merchant, Mike Nichols, John Calley
      Musik Richard Robbins
      Kamera Tony Pierce-Roberts
      Schnitt Andrew Marcus

      Cast

      Anthony Hopkins -- als -- Mr James Stevens
      Emma Thompson -- als -- Miss Sarah "Sally" Kenton (later Mrs Benn)
      James Fox -- als -- Der Earl of Darlington (Lord Darlington)
      Christopher Reeve -- als -- Congressman Jack Lewis
      Peter Vaughan -- als -- Mr William Stevens ("Mr Stevens, Sr")
      Hugh Grant -- als -- Reginald Cardinal (Lord Darlington's godson)

      Inhalt

      Was ist Loyalität und wie weit darf sie gehen?

      Das Leben eines Butlers - oft verzerrt durch popkulturelle Darstellungen - ist eines, das durch und durch auf Loyalität zu seinem Herrn beruht. Er ist morgens wach, um den Tag vorzubereiten, und geht lange nach ihm zu Bett. Akribische Abläufe, ein fast schon starrsinniges Befolgen der Protokolle und Verantwortlichkeiten. Nicht gesehen werden und immer Bereit stehen, um jedem Wunsch des Herrn auf die Sekunde hin folgen zu können. Mr James Stevens ist nicht nur vom Beruf her Butler. Er ist dies mit Leib und Seele, mit Fleisch und Blut, jemand, der sein Leben dem Dienst verschrieben hat. Es ist eine Familientradition, die er von seinem Vater übernommen hat und dieser womöglich von seinem. Und er ist angestellt bei einem reichen englischen Lord namens Darlington, der auf seinem großen, beeindruckenden Anwesen eine Reihe an Konferenzen abhält, in denen die Deutschen, die Franzosen und die Briten Gespräche abhalten, wie trotz aufbrodelnder Krisen Frieden in Europa gehalten werden kann. Doch der Earl wird manipuliert von den Deutschen, so dass dieser die Friedensgespräche zu Gunsten der Deutschen von der britischen Regierung aushandeln lässt, was zum Ausbruch des zweiten Weltkrieges in Europa führt.

      Mr Stevens beobachtet all dies, betrachtet es jedoch nicht als seine Aufgabe, zu intervenieren. Wenn zwei junge Angestellte jüdischer Abspannung entlassen werden sollen, weil es einen schlechten Eindruck auf die deutschen Gäste haben könnte, nickt Stevens dies ab und befolgt die Anweisungen ohne Widerspruch. Wenn er geheime Treffen zwischen dem Earl und den deutschen Abgesandten beobachtet, so behält er seine Gefühle und seine Eindrücke für sich. Die Bewahrung der absoluten Parteilosigkeiten und der Abwesenheit einer persönlichen Meinung ist von allerhöchster Priorität. Selbst wenn sein Vater - ebenfalls angestellt im Anwesen - sich bei einem Sturz schwer verletzt und anschließend seinem Alter erliegt, muss der Schein gewahrt werden. Nichts darf den Anschein überschatten, dass alles nach absoluter Perfektion verläuft.

      Anthony Hopkins ist eine Offenbarung in der Rolle des Butlers, Mr. Stevens. Was für eine minimalistische Rolle und was er daraus macht. Was für Charakteristiken, die er ihm gibt. Die Pausen, die er zwischen einzelnen Wörtern und Sätzen einfügt. Kleine Gesten, wie ein leichtes Nicken mit dem Kopf, oder die Mimik in Abwesenheit von Mimik. Die Blicke, die so viel aussagen und so viel Intelligenz verbergen, ohne dass er dies je mit Worten vermittelt - ich war endlos fasziniert von dieser meisterlichen schauspielerischen Darbietung. Könnte dies die beste Arbeit sein, die Hopkins je geleistet hat? Ich könnte dieser Behauptung jedenfalls fast nicht widersprechen.

      Daneben brilliert Emma Thompson, die ein Jahr zuvor für ihre Arbeit an Howard's End - einer anderen Kollaboration mit Hopkins und Ivory - ihren Academy Award für die Beste schauspielerische Leistung gewonnen hat. Sie spielt Sally Kenton, die oberste Hausfrau im Anwesen, die mit Stevens zunächst ein schwieriges Verhältnis hat, das sich aber im Laufe des Films in echte Gefühle entwickelt, die er aber nicht erwidert, denn seine Pflichten gegenüber seinem Herrn überwiegen alle persönlichen Emotionen, die er hegen könnte. Es gibt eine herzzerbrechende Szene am Ende des Films, als sich die beiden im strömenden Regen voneinander verabschieden - womöglich das letzte Mal, wie Stevens anmerkt. Es ist ein Klischee, wenn Filme solche Szenen zwischen Liebenden zeigen. Aber Hopkins und Thompson spielen das so wunderbar echt und nicht aufgesetzt, dass der Symbolismus des Szenarios vergeben ist.

      Der Film ist sehr schön inszeniert, schwermütig im Ton, aber nie erdrückend. Das Setting des enormen Anwesens ist eindrucksvoll genutzt und der Soundtrack vermittelt Dramatisches und Verheißungsvolles. Das Drehbuch nimmt sich wohl ein paar historische Freiheiten, die aber gut dazu genutzt sind, auf die Frage der Loyalität einzugehen, mit der sich Remains of the Day so intensiv beschäftigt. Mr Stevens holt am Ende des Films eine späte Reue ein. Hätte er vielleicht nicht doch was tun sollen bei seinen Beobachtungen von Dingen, die offensichtlich moralisch falsch sind?

      Der Film endet wie er begann. Mr Stevens ist im Dienst eines neuen Herrn und er gibt sich nach wie vor unterwürfig und sieht sich nicht befugt, Kommentare zu geben zu Dingen, die sich in der Vergangenheit abgespielt habern. Es ist ein nachdenklich stimmendes und ernüchterndes Statement. Aber es ist im Einklang mit dem Charakter, den wir kennengelernt haben und die Weigerung des Films, auf einer rührseligen Note zu enden, macht ihn umso gelungener.
      "I think there should be visuals on a show, some sense of mystery to it, connections that don't add up. I think there should be dreams and music and dead air and stuff that goes nowhere. There should be, God forgive me, a little bit of poetry." - David Chase

      Dieser Beitrag wurde bereits 3 mal editiert, zuletzt von „Data“ ()