Gappa - Frankensteins fliegende Monster

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      Gappa - Frankensteins fliegende Monster

      Daikyoju Gappa





      Regie:
      Haruyasu Noguchi
      Drehbuch:
      Ryūzō Nakanishi / Gan Yamazaki
      Produktion:
      Hideo Koi
      Musik:
      Seitarō Ōmori
      Kamera:
      Muneo Ueda
      Schnitt:
      Masanori Tsujii


      Inhalt:


      Der Verleger einer moderat laufenden Zeitungsausgabe hat große Pläne, um die Verkaufszahlen seiner Auflagen
      in die Höhe schnellen lassen zu wollen. Ein japanischer Freizeitpark soll mittels seiner Finanzierung im Herzen
      Japans errichtet werden und ausschließlich seltene oder gar noch nie gesehene Tiere beherbergen. Exklusive
      Hintergrundberichte über den Park, sowie seinen Bewohnern würden dann zukünftig einen Großteil der Ausgabe
      einnehmen. Zu diesem Zweck wurde nun eine Expedition in die Südsee entsandt, um möglichst unbekannte Tiere
      für den besagten Park einzufangen. Auf einer Vulkaninsel werden die Expeditionsteilnehmer auch schon bald fündig:
      Ein beinahe zwei Meter großer Raubvogel ist zufällig geschlüpft und da niemanden diese Art bekannt vorkommt,
      wird das Tier kurzerhand gefangen und in Richtung Japan verschifft. Doch niemand hat an ein mögliches, noch
      lebendes, Elternpaar der unbekannten Gattung gedacht. Jene sind nicht sehr erfreut über den Diebstahl ihrer Brut
      und nehmen kurz darauf die Verfolgung auf - das japanische Festland ist wieder einmal in Gefahr.


      Besetzung:


      Yûji Odaka
      Keisuke Inoue
      Yôko Yamamoto
      Kôji Wada
      Tamio Kawaji
      Tatsuya Fuji
      Masanori Machida


      Produktionsland:
      Japan
      Veröffentlichungsdatum: 22.04.1967
      Laufzeit: 90 Min.


      Wissenswertes:

      - Der einzige Kaiju Film, welcher auf der Hochzeit des Kaiju-Hypes von dem japanischen Studio Nikkatsu produziert wurde.
      Aufgrund der hohen Kosten ( das Budget betrug 1,4 Mio. $ und damit das zehnfache der üblichen Produktionskosten des
      Studios ) und des ausbleibenden finanziellen Erfolges des Films musste das Studio kurz nach dem Release von Gappa
      beinahe seine Pforten für immer schließen.


      Die japanische Monsterwelle, die Mitte der 50er Jahre losgetreten wurde und einen nicht zu erwartendenen Hype auslöste, der - zumindest in Form von Godzilla und King Kong - bis heute andauert, brachte die verschiedensten Monsterkreationen hervor, die in den Folgejahren das Kino heimsuchten. Zeitweise war die Nachfrage seitens des Publikums und die Zuversicht der Studios so groß, dass zur Hochzeit der Kaiju Popularität Ende der 60er Jahre gleich mehrere Filme dieses Genres binnen kürzester Zeit veröffentlicht wurden. Wobei hervorzuheben ist, dass Toho, welches mit dem Release von Godzilla 1954 nicht nur die Vorreiterrolle verkörperte und diese Spitzenposition in all der nachfolgenden Zeit auch nie wieder abtreten sollte, hierbei die Hauptrolle spielte. Das japanische Filmstudio gelang zu internationaler Berühmtheit und auch wenn manche andere asiatische Filmstudios aus Japan oder Nordkorea als Trittbrettfahrer mit ihren eigenen Monsterkreationen auf der Kaiju-Popularitätswelle mitschwimmen wollten, so blieb für sie nur eine Statistenrolle übrig. Was in einigen Fällen schade ist, denn ab und zu brauchten diese Werke den Vergleich mit Toho definitiv nicht zu scheuen. Der vorliegende Film - Gappa - ist so ein Fall.

      Die Story ist nicht übermäßig komplex gehalten und von Beginn an sind die Rollen klar verteilt, was gerade bei solcher Art von Film zu begrüßen ist, da die Handlung zwar von Bedeutung ist, aber die eigentlichen Stars die Monster/Tiere sind. Sie will der Fan sehen und an diesem Prinzip hat sich bis heute nichts geändert ( siehe auch Jurassic Park, Alien usw. ). Die Gesellschaftskritik, die sich in all diesen Filme mal mehr, mal weniger deutlich präsentiert ( z.B. Godzilla 1954; Gappa 1967; Godzilla gegen Hedorah 1971 usw. ), ist dabei auch bei Gappa nicht zu übersehen. Die menschliche Profitgier - ein Thema so alt wie die Geschichte selbst und ein Motiv, mit dem man nie viel falsch machen kann - funktioniert immer. Der Cast macht seine Sache erfreulicherweise auch sehr ordentlich. Da ist der Zuschauer definitiv schlimmeres gewohnt. Der Soundtrack ist mir nicht negativ aufgefallen und auch sonst war der Film eine wohltuende Überraschung. Am meisten haben mir dabei, wie so oft in Abenteuerfilmen, die exotischen Schauplätze ( hier die Insel mitsamt Höhlen-/ und Dschungelgebiet in der Südsee ) gefallen, welche jedes Mal einen tollen Kontrast zur technologisierten und fortschrittlichen Zivilisation bilden, die in vielen Filmen gegen Mitte oder Ende des jeweiligen Films in Erscheinung tritt und wo nicht selten die finale Konfrontation des Monsters gegenüber den Menschen stattfindet, was als eine Konfrontation zwischen der Natur und der Moderne gedeutet werden kann.

      Das Design von Gappa ist nicht schlecht, originell gestaltet und verfügte - zu meiner großen Überraschung - sogar über diverse zur Schau gestellte Emotionen. Gappa ist in dieser Hinsicht, neben Godzilla und Gamera ( zumindest in einigen ihrer Inkarnationen ) wohl eines der, in seiner Handlungsweise agierend, "nachvollziehbarsten" Kaiju Monster. Hier wird nicht grundlos halb Tokio dem Erdboden gleichgemacht, nur weil die Kreatur, überspitzt formuliert, schlecht geschlafen hat. Nein, das Jungtier wurde nicht nur seiner gewohnten Umgebung, sondern auch seiner Eltern entrissen, weshalb auf der Suche der Eltern die Zerstörungsorgie beginnt - eine völlig andere Herangehensweise im Gegensatz zu beispielsweise King Ghidorah oder Godzilla in einigen ihrer filmischen Auftritte, welche Städte zerstören, weil sie es halt können und von Natur aus als Antagonisten geschrieben wurden, um dem menschlichen Fehlverhalten in Bezug auf die atomare Eskalation und Aufrüstung den Spiegel vorzuhalten ( diese Aspekte sind selbstverständlich auch sehr gut, aber kommen in den Filmen beinahe nie zur Geltung bzw. werden nie ausreichend thematisiert ). Gappa verfügt also über eine Story, die sichtbar über dem Durchschnitt liegt.

      Und die Effekte können sich ebenfalls sehen lassen. Wenn in deutlich erkennbaren Miniaturaufnahmen Flugzeuge und Panzer zum Einsatz kommen, um gegen das Monster in Aktion zu treten, geht einem das Herz auf vor soviel Detailverliebtheit und Hingabe. Dem Umstand geschuldet zur damaligen Zeit keine besseren Mittel zur Verfügung gehabt zu haben, machten auch in dem vorliegenden Fall die japanischen Studios einmal mehr aus der Not eine Tugend. Und auch wenn teures CGI heutzutage Effekte möglich macht, von denen man Mitte der 60 Jahre nur träumen konnte, so schafft es kein CGI jemals diesen Charme einzufangen, welcher entsteht, wenn die Kolonne der Miniaturpanzer die Straßen des kleinen Tokio entlangfährt, um dem Monster den Kampf anzusagen.


      Wer Godzilla, King Kong, Gamera, Rodan und all den anderen - zumeist japanischen - Filmmonstern etwas abgewinnen kann, sollte ruhig einmal einen Blick riskieren - die im letzten Jahr erschienene deutschsprachige Blu-ray Premiere macht es möglich.


      08/10


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