Hallelujah: Leonard Cohen, A Journey, A Song

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      Hallelujah: Leonard Cohen, A Journey, A Song

      Hallelujah: Leonard Cohen, A Journey, A Song



      Studio Geller/Goldfine Productions
      Vertrieb Sony Pictures Classics
      Veröffentlichung 30. Juni 2022 (United States)
      Laufzeit 115 Minuten
      Land United States
      Sprache Englisch

      Regie Daniel Geller, Dayna Goldfine
      Drehbuch Daniel Geller, Dayna Goldfine
      Basierend auf dem Buch The Holy and the Broken von Alan Light
      Produzent Daniel Geller, Dayna Goldfine
      Musik John Lissauer

      Inhalt und Kritik

      Leonard Cohen und ich kennen uns eigentlich noch gar nicht so lange so gut und womöglich liegt es daran, dass ich langsam in’s Alter komme und die Welt um mich herum durch andere Augen betrachte, dass ich immer öfter zu seiner Musik finde, die so anders ist als es die vieler seiner kontemporären Zeitgenossen war, in der ich mich aber immer mehr selbst ausmachen kann. Mir ging es wahrscheinlich wie den Allermeisten – und lüg nicht, Leser, das war bei dir nicht anders! -, wenn ich sage, dass ich mit seinem Signatur-Song Hallelujah zum ersten Mal durch die Jeff Buckley-Version in Berührung kam, die wiederum (laut ihm selbst) inspiriert ist von dem beliebten John Cale-Cover, welches beinahe schon (kann man so sagen) wiederentdeckt wurde, als es über zehn Jahre später einem jungen Publikum durch den Film Shrek vorgestellt wurde und mit dem gleichzeitig eine bekannte Interpretation von Rufus Wainwright einherging. Und ja, das ist nur ein Bruchteil der Reise, die Hallelujah im Laufe der Jahrzehnte zurücklegte, um zu einem der bekanntesten Popsongs aller Zeiten zu werden, das (um Cohens Interviewer Ratso Sloman zu zitieren) „jeder und dessen Tante [irgendwann] singen sollte“. Es ist einer dieser Songs, der gefühlt mittlerweile jeden Film und Trailer untermalt – auf ernsthafte und ironische Weise -, der auf Hochzeiten und Beerdigungen gleichermaßen herhalten muss und der auf großen Musik-Festivals gebrüllt, um jedes Lagerfeuer geträllert und als Einsteigerlied für jeden noch so unmusikalischen Gitarrenversucher missbraucht wird. Jeder – wirklich absolut jeder – kennt und singt Hallelujah, so dass selbst Leonard Cohen selbst einmal meinte, dass man vielleicht mal für eine Weile damit aufhören sollte (sein typisch charmantes, leicht verlegenes Lachen imselben Satz lässt darauf schließen, dass die Aussage vielleicht nicht ganz so ernst gemeint war).

      Es ist daher nicht ganz einfach, zu begreifen, wie ein solcher Evergreen, der die Jahrzehnte überstanden hat und der Jung und Alt gleichermaßen ein Begriff ist, mit solchen Problemen starten konnte, wie dieser hier. Aber es ist wahr, dass Columbia sich weigerte, das (fertig aufgenommene und produzierte!) Album Various Positions zu veröffentlichen und dass es erst über ein kleines unabhängiges Studio namens Passport Records seinen Weg in die Ladenregale fand. Zunächst wenig beachtet, war es dann kein geringerer als Bob Dylan, der die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit zum ersten Mal auf diesen unscheinbaren, aber sofort ins Ohr gehenden Song lenkte. Und der Rest ist - wie sagt man so schön? – Geschichte.

      Hallelujah: Leonard Cohen, A Journey, A Song nimmt diese faszinierende Prämisse und nutzt es um zweierlei Dinge zu erzählen: Zum einen natürlich die Reise, die der Song selbst hinter sich gebracht hat. Zum anderen aber als Prisma, durch welches die Regisseure Daniel Geller und Dayna Goldfine das Leben von Songwriter Cohen direkt betrachten. Nicht ganz ungeschickt ist ja schließlich das Wort „journey“ im Titel zwischen der Person und dem Objekt platziert, weil beide eine gleichermaßen fesselnde Geschichte zu erzählen haben. All das zu vereinen in eine knapp unter zwei Stunden dauernde Dokumentation ist keine kleine Aufgabe. Und während ich persönlich gerne mehr über die Entstehungsgeschichte des Songs erfahren hätte (die ungeheuerliche Anzahl von 180 Strophen, die Cohen für den Song über fünf Jahr lang geschrieben hat, wird so nebenbei mal erwähnt und ich dachte, da hätte man vielleicht nochmal einen Satz dazu verlieren können), wäre es womöglich zu viel des Guten gewesen, dem Erzählfluss des Films nochmal einen weiteren Nebenplot hinzuzufügen. Wo ist die zehnteilige Netflix-Doku, wenn man mal wirklich eine braucht?

      Es ist dennoch ein äußerst erleuchtender, froher und zeitgleich zutiefst bewegender Nachruf, den die Macher mit diesem Film zustande gebracht haben. Mir kamen mehr als einmal die Tränen bei der Realisation, dass ich den Mann hinter dem Lied leider niemals werde Live sehen können. Und in Momenten, in denen die Doku demonstriert, welche Macht, was für eine Stärke, dieses Lied noch immer hat, selbst wenn man eigentlich meinen sollte, dass es mittlerweile totgespielt wurde, verspürt man als Zuhörer unweigerlich, Teil von etwas Größerem zu sein, denn im Pantheon der Lieder, die über die Jahrtausende komponiert wurden, wie viele davon können von sich behaupten, von so vielen Leuten auf der ganzen Welt geliebt und gesungen zu werden?

      Ein Lied wie Hallelujah – und vielleicht kann man das über alle Songs von Leonard Cohen sagen – ist auch deshalb so faszinierend, weil es unglaublich persönlich und intim ist und zugleich dann wieder so universell, dass sich jeder damit irgendwie und auf irgendeine Weise identifizieren kann. So etwas kann man nicht planen, aber man kann es definitiv bewundern. Leonard Cohen, der Spätblüher mit der tiefen, resonanten Stimme, mag nie einer der großen Superstars seiner Zeit gewesen sein. Aber mir wird nach und nach immer klarer, dass er lyrisch wie melodisch nichtsdestotrotz einer der Besten war. Wie schön, dass Geller und Goldfine das auch so einschätzen und diesen Film gemacht haben und damit nicht nur das Lied selbst gebührend würdigen, sondern auch dem endlos bemerkenswerten Genie hinter dem Meisterwerk den gebührenden Tribut zollen, den er wahrlich verdient hat.
      "I think there should be visuals on a show, some sense of mystery to it, connections that don't add up. I think there should be dreams and music and dead air and stuff that goes nowhere. There should be, God forgive me, a little bit of poetry." - David Chase
      Für den 09. Februar 2023 wurde eine DVD-Auswertung angekündigt. Bei amazon.de kann man diese für 14,99 EUR vorbestellen.

      Außerdem kann man den Film seit kurzem auch digital bei Prime für 13,99 EUR erwerben.
      "I think there should be visuals on a show, some sense of mystery to it, connections that don't add up. I think there should be dreams and music and dead air and stuff that goes nowhere. There should be, God forgive me, a little bit of poetry." - David Chase

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