GregMcKenna schrieb:
Sperriger Film, den der werte David da abgeliefert hat. Aber vielleicht sollte man vom Regisseur hinter "Zodiac" und "The Curious Case of Benjamin Button" auch nicht unbedingt Massenkompatabilität erwarten, wenn man ihm eine Carte Blanche ausgibt. Sei es drum. "Mank" ist nach "Button" vielleicht der erste Film, der ein wenig vom idealistischen David Fincher zeigt, der Märchen und Aufrichtigkeit doch liebt. Da musste erst Schwarz/Weiß her um genug Distanz zu schaffen, damit sich Hollywoods größter Zyniker auch mal zu einem Gewissen durchringen kann. Ich bin mir nicht sicher, ob der Film dem Test der Zeit standhalten wird aber für den Moment kann man schon mal sagen, dass "Mank" ein inszenatorisches Kleinod ist, das seinem Vorbild "Citizen Kane" zumindest in seiner Komplexität in nichts nachsteht. "Mank" hält in seinem Zitatreichtum locker mit Tarantino mit. Hat aber Stil.
Natürlich ist der Stoff keineswegs einfach und wer das emotionale Boulevard des modernen Blockbusters erwartet, wird gnadenlos enttäuscht. Dabei ist "Mank" beinahe minimalistisch. Minimalistisch in seiner Emotion, seiner Aussage, seinen Figuren und seinem Thema. Zwischendurch erlaubt er sich einen thematischen Ausflug, einen Kommentar zum aktuellen politischen Geschehen aber am Ende ist der Film vielleicht auch einfach nur ein Denkmal von David an seinen Vater Jack. Denn so unapologetisch und brutal wie hier das Dasein als Drehbuchautor mit all seinen Problemen, seiner Arroganz und Kindlichkeit dargestellt wird, so hart ist es auch. Gary Oldman spielt nicht fantastisch aber gut. Der Rest ist eh nur Staffage. Die Schwarzblenden haben mich fertiggemacht. Ansonsten: Sehr undynamischer Anfang und so richtig will man Mank auch erst ab der Mitte mögen. Wie schon "Zodiac" also eher ein Geduldsspiel. Sperrig ohne Zweifel und vermutlich wird nur David Fincher den Film wirklich lieben. Aber das ist genug. Wer seine warme Seite verstehen will, muss wohl "Mank" sehen.
7 von 10 Geschichten über den Affen und den Leierkastenmann
Ich kann mich dem Fazit voll anschließen.
Ich habe mir den Film jetzt dreimal angeschaut und muss es sagen, dass es von mal zu mal besser wird.
Es gibt Filme, die werden mit mehreren Sichtungen schlechter, andere werden besser. Dieser gehört definitiv in die zweite Kategorie.
Bei jeder Sichtung erkennt man neue Details, neue Zusammenhänge und Anspielungen.
Der Film ist schauspielerisch erste Sahne. Mir gefällt der Stil und ich mag auch "slow movies" und die teils sperrige Art. Wenn man in dem Film eintauchen will, muss man sich dies erarbeiten. Es sei denn, man ist ein totaler Old-Hollywood-Crack und kann Citizen Kane nachbeten.
Ich gebe ihm 8 von 10 Sterne. Aktuell meine Nummer 1 aus 2020, wobei ich noch 14 2020er Filme auf meiner Watchlist habe